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HISTORISCHES & AKTUELLES:
Nazi-Kunstraub
und Restitutionen für
NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut
- u.a. auch in Baden-Württemberg
FRAGESTELLUNG
DER RÜCKGABEN UND ENTSCHÄDIGUNGEN
VON NAZI-RAUBKUNST
UND NAZI-BEUTEKUNST
BIS IN DAS 21. JAHRHUNDERT
Zuletzt AKTUALISIERT am 13.04.2025 !
Siehe auch:
- NS-Reparationen und NS-Entschädigungen >>>
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
- NS-Zwangsarbeiter-Entschädigungen >>>
- Reparationen für deutsche Kolonialverbrechen als Wegbereiter der NS-Verbrechen >>>
Seiteninhalt:
- NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
1.1 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers
1.2 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung - Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Raubkunst in Baden-Württemberg und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen
2.1 Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Raubkunst und Restitutionen - YouTube-Videos zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen
- YouTube-Videos zu Künstlern und Kulturschaffenden interniert in Nazi-Konzentrationslagern
- Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen bis in das 21. Jahrhundert sowie zur Internierung von Künstlern und Kulturschaffenden in Nazi-Konzentrationslagern
1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
1.1 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 5 auf dieser Seite.
Das Amtsgericht Mosbach BEAUFTRAGT EXPLIZIT in seiner Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach die forensische Sachverständige aus Kitzingen, eine GUTACHTERLICHE STELLUNGNAHME sowohl zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen als auch zur Internierung von Künstlern und Kulturschaffenden in Nazi-Konzentrationslagern ALS TEIL DER NS-VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG, an das deutsche BRD-Amtsgericht Mosbach im Jahr 2022 zu erstellen.
1.2 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.
UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.
SIEHE DAZU AUCH:
- Rechtsanwaltlicher und gerichtlicher Umgang mit Sachverständigen-Gutachten in Fallbegleitungen - Verfahrensführungen - Verfahrensbearbeitungen- Verfahrensbegleitungen durch RECHTSANWALT Simon Sommer >>>
- Verfahrensinhaltliche und prozessuale Benachteiligungen des Mandanten von Rechtsanwalt Simon Sommer beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 211/21, 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22, etc. sowie unter amtsseitigen KV-BS-Sonderbänden zu Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus >>>
2. Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Raubkunst in Baden-Württemberg und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen
Geschenk oder NS-Raubgut? "Wissenschafts-Krimi" um altes Militärflugzeug
18.03.2025, 13:59 Uhr
Die "Fokker D.VII" ist ein niederländischer Jagdflieger.
(Foto: picture alliance/dpa/Deutsches Museum)
Ein Jagdflugzeug aus der Flugwerft Schleißheim könnte NS-Raubgut sein. Das haben Forschungen ergeben, die das Deutsche Museum in München angestoßen hat. Demnach handelt es sich nicht um ein deutsches Flugzeug, sondern um einen Marineflieger aus den Niederlanden. Das sollen Lackreste beweisen, die 1980 unter der Tarnbemalung gefunden wurden. "Was wir nicht wissen, ist, ob das Flugzeug als Geschenk oder als Raubgut nach Deutschland kam", sagte der Kurator für Historische Luftfahrt am Deutschen Museum, Andreas Hempfer. Das Museum spricht von einem "wahren Wissenschafts-Krimi". Das Flugzeug mit dem Namen "Fokker D.VII" aus dem Ersten Weltkrieg soll trotz der bisher nicht abgeschlossenen Forschung im September ins Militärmuseum nach Soesterberg in den Niederlanden kommen und dort für zunächst fünf Jahre gezeigt werden.
Die Fokker war nach Angaben des Deutschen Museums kurz nach dem Zweiten Weltkrieg von einer Einheit der US-Armee mit anderen Flugzeugteilen in einem Schuppen in Vilsbiburg in Niederbayern entdeckt worden. Möglicherweise wollten die Niederlande den Flieger nach dem deutschen Überfall auf ihr Land dem Kriegsverbrecher Hermann Göring zum Geschenk machen. Das legen niederländische Geheimdienstunterlagen nahe. Göring war in Nazi-Deutschland seit 1935 Oberbefehlshaber der Luftwaffe - und hatte ein solches Modell selbst als Kampfpilot geflogen.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/
"Vergiftetes Erbe": ARTE-Dokumentation über Provenienzrecherchen im Generallandesarchiv Karlsruhe
03.02.2023
Standbild aus der ARTE-Dokumentation Vergiftetes Erbe mit Ausschnitt einer Auflistung des beschlagnahmten Eigentums. Text: 7 goldene Uhrgehäuse, 4 goldene Kette[n], 1 goldener Bleistift, 2 goldene Eheri[nge], 1 goldene Lorgnette, 3 goldene Armre[ifen], 4 goldene Manschettenknöpfe, [..] 1 goldener Chatelaine Beschlag, 4 goldene Brustknöpfe, 6 Krawattenna[deln], zus[ammen] 39 Gegenstände im angegebenen [Ge]wicht 14 K, je 12 DM, 339 gr.
Der TV-Sender ARTE berichtet über eine spannende Spurensuche im Generallandesarchiv Karlsruhe
Das Thema Provenienzforschung beschäftigt das Landesarchiv Baden-Württemberg seit vielen Jahren. Das Generallandesarchiv Karlsruhe war die erste Abteilung des Landesarchivs, die von 2015 bis 2017 ein entsprechendes Projekt durchführte. Es verfolgte eine doppelte Zielsetzung. Einerseits wurden die bereits vorhandenen Erschließungsdaten zu den zentralen Quellen über den Raub von Kulturgut jüdischer Eigentümer themenorientiert aufbereitet, um vor allem die Suche nach geraubten Objekten mit unbekannten Eigentümern zu ermöglichen. Zum anderen ging es darum, geraubtes Kulturgut hauptsächlich in den Sammlungsbeständen des Generallandesarchivs und seiner umfänglichen Dienstbibliothek selbst zu ermitteln und zurück zu erstatten.
Immer wieder erreichen das Generallandesarchiv Rechercheanfragen vor allem von Museen und auch Bibliotheken, deren Beantwortung schon mehrfach dazu beitragen konnte, die Erwerbungswege von Kunstobjekten und anderem Kulturgut nachzuzeichnen. Erstmals ist es nun gelungen, fußend auf den im Generallandesarchiv recherchierten Quellen geraubtes Kulturgut aus privatem und nicht aus institutionellem Besitz an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Der TV-Sender ARTE widmete diesem Fall eine Dokumentation unter dem Titel "Vergiftetes Erbe", die am 27. Januar 2023, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, erstmals ausgestrahlt wurde. Die Sendung ist über die ARTE-Mediathek noch bis zum 25. Januar 2024 verfügbar: https://www.arte.tv/de/videos/107194-044-A/re-vergiftetes-erbe/.
https://www.landesarchiv-bw.de/
KUNST UND KULTUR
Land gibt Trübner-Gemälde an Erben zurück
18.07.2022
Baden-Württemberg gibt das Gemälde „Student Michaelis mit Papierrolle“ von Wilhelm Trübner an die Erben des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs zurück. Das Gemälde war dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg als Dauerleihgabe überlassen worden.
Das Land Baden-Württemberg restituiert das Gemälde von Wilhelm Trübner „Student Michaelis mit Papierrolle“ an die Erben des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs aus Breslau. Das im Jahr 1989 angekaufte Trübner-Gemälde war dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg als Dauerleihgabe überlassen worden.
Land ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst
„Das Land Baden-Württemberg ist sich seiner historischen Verantwortung bewusst, Kulturgüter, die den Verfolgten des Naziregimes entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben. Ich freue mich deshalb sehr, dass wir aufgrund der gut erforschten Provenienz rasch zu einer Entscheidung über die Rückgabe des Trübner-Gemäldes an die Erben von Carl und Margarethe Sachs kommen konnten“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer am Montag, 18. Juli 2022, in Stuttgart bei der Restitution des Gemäldes.
Bereits 2021 hat das Land das Gemälde „Schwarzwaldlandschaft“ von Hans Thoma aus dem Bestand der Kunsthalle Karlsruhe, das ebenfalls aus der Kunstsammlung von Carl Sachs stammt, an dessen Erben restituiert. Nachdem die Verfolgungsgeschichte der Familie Sachs in diesem Kontext bereits umfassend aufgearbeitet worden war, konnte hier direkt angeknüpft werden.
„Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden. Ich bin daher froh, dass wir durch eine weitere Rückgabe wenigstens zur materiellen Wiedergutmachung des begangenen Unrechts beitragen können“, so die Ministerin weiter. Es sei dem Land Baden-Württemberg ein großes Anliegen, sämtliche Kulturgüter in Landesbesitz, die den Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben.
Provenienzforschung erheblich intensiviert
„Deshalb haben wir die Provenienzforschung in den staatlichen Museen, im Landesarchiv und in der Archivverwaltung sowie in den beiden Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart im letzten Jahrzehnt erheblich intensiviert“, so Bauer. Seit Ende 2009 beschäftigt das Land drei Wissenschaftlerinnen im Bereich der Provenienzforschung. Dank der systematischen Provenienzforschung in Baden-Württemberg konnte die Provenienz für eine sehr große Zahl an Objekten bereits verlässlich aufgeklärt werden.
Rechtsanwältin Imke Gielen von der Kanzlei von Trott zu Solz Lammek in Berlin, die die Familie Sachs vertritt, erklärte: „Die Erben der Familie Sachs begrüßen die fortgesetzte Bereitschaft des Landes Baden-Württemberg, ein weiteres Werk zurückzugeben, zu dessen Veräußerung sich Carls Sachs nach seiner Emigration in die Schweiz gehalten sah.“
Das Gemälde „Student Michaelis mit Papierrolle“ stammt aus der ehemaligen Kunstsammlung des jüdischen Industriellen und Kunstsammlers Carl Sachs in Breslau. Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus wurde das jüdische Leben in Breslau bereits früh massiv eingeschränkt. Auch Carl Sachs und seine Ehefrau Margarethe waren persönlich von Diskriminierung und Verfolgung betroffen.
Im Februar 1939 gelang es Carl Sachs – er 81 Jahre alt, seine Frau schwer erkrankt – ohne relevante Barmittel in die Schweiz zu emigrieren, wo seine Frau bereits 1940 verstarb. Da eine Erwerbstätigkeit in der Schweiz schon aufgrund seines fortgeschrittenen Lebensalters nicht mehr möglich und jeglicher Zugriff auf die in Deutschland verbliebenen Vermögenswerte ausgeschlossen war, konnte Carl Sachs seinen Lebensunterhalt in Basel nur durch Beleihung und Verkauf seiner zuvor dorthin verbrachten Kunstsammlung sichern. Zu diesem Zweck verkaufte er auch das Gemälde „Student Michaelis mit Papierrolle“ von Wilhelm Trübner – ein halbes Jahr vor seinen Tod – im Mai 1943 in Luzern.
Dauerstellen für die Provenienzforschung
Mit der Verstetigung der Stellen an der Staatsgalerie Stuttgart, am Badischen Landesmuseum und an der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe war Baden-Württemberg bundesweit das erste Land, das an drei kulturbewahrenden Einrichtungen Dauerstellen für die Provenienzforschung eingerichtet hat. Dadurch konnte eine deutliche Professionalisierung der Forschung in Baden-Württemberg erreicht und zahlreiche Provenienzen konnten aufgeklärt werden.
https://www.baden-wuerttemberg.de/
Siehe auch :
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
Siehe auch :
- NS-Vergangenheitsbewältigung >>>
- Gerichtliche Verfahren beim Amtsgericht Mosbach >>>
- Reparationen und Entschädigungen >>>
- Öffentlichkeitsarbeit >>>
- Bildungsarbeit >>>
Der Fall Gurlitt: Die wahre Geschichte über Deutschlands größten Kunstskandal
Nicht nur Kunstliebhaber elektrisierte die Meldung des „Schwabinger Kunstfundes“ 2012, bei dem in einer medienwirksamen Aktion 1200 Werke aus der Sammlung von Hildebrand Gurlitt als angebliche NS-Raubkunst beschlagnahmt wurden. Es begann eine beispiellose Verfolgung und mediale Vorverurteilung Gurlitts, bei der die Behörden und auch die Bundesregierung eine unrühmliche Rolle spielten … Maurice Philip Remy hat den Fall aufgearbeitet und zeigt, wie es wirklich war.
Monuments Men: Allied Heroes, Nazi Thieves and the Greatest Treasure Hunt in History
As Hitler was attempting to conquer the Western world, his armies were methodically pillaging the finest art in Europe, from Michelangelos to Vermeers, all stolen for the Führer. The Monuments Men had a mandate from President Roosevelt to find these artworks, but no vehicles, typewriters, or authority. In a race against time to save the world’s greatest cultural treasures from destruction at the hands of Nazi fanatics, each man constructed his own treasure map. They used tips, records recovered from bombed buildings, and the secret journals of Rose Valland, a French museum employee who secretly tracked Nazi plunder in Paris. These unlikely heroes, mostly middle-aged family men, walked away from successful careers into the epicentre of the war. This is their story.
KUNST UND KULTUR
Badisches Landesmuseum erhält „Sammlung Gallinek”
13.04.2022
Das Land hat die wertvolle „Sammlung Gallinek“ für das Badische Landesmuseum erworben. Die Objekte, welche zuvor als nationalsozialistisches Raubgut an die Erben restituiert wurden, sollen am „Internationalen Tag der Provenienzforschung” der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Dem Land Baden-Württemberg ist es gelungen, die Sammlung Gallinek dauerhaft für das Badische Landesmuseum zu sichern. Die Sammlung des 1865 in Breslau geborenen und 1940 in Baden-Baden verstorbenen jüdischen Kunstsammlers Dr. Ernst Gallinek besteht aus 466 historischen Porzellanobjekten, Portraitminiaturen und Tapisserien. Das Land hat diese im Jahr 2020 als nationalsozialistisches (NS) Raubgut an die rechtmäßigen Erben restituiert; die Sammlung befand sich seitdem als Dauerleihgabe im Museum. Am „Internationalen Tag der Provenienzforschung” wird die Sammlung nun der Öffentlichkeit vorgestellt.
„Der Ankauf ist ein Glücksfall für das Land, da es sich um eine außergewöhnliche und besonders wertvolle Sammlung handelt”, sagte Kunststaatssekretärin Petra Olschowski bei der Präsentation in Karlsruhe. Der Erwerb der Sammlung erfolgte mit Mitteln der landeseigenen Museumsstiftung Baden-Württemberg in Höhe von 1,5 Millionen Euro und der Kulturstiftung der Länder in Höhe von 300.000 Euro.
Präzise Erforschung der Geschichte
Grundlage für die Restitution und für den anschließenden Ankauf war die präzise Erforschung der Geschichte der Sammlung. „Provenienzforschung ist für uns eine kulturpolitische Aufgabe von höchster Priorität wie auch eine ethische Verpflichtung: Die Landesregierung ist sich ihrer historischen Verantwortung bewusst, Kulturgüter, die den Verfolgten des Naziregimes entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben. Wenn es – wie in diesem Fall – gelingt, Objekte rechtmäßig von den Erben zu erweben, ist dies von ganz besonderer Bedeutung”, betonte Petra Olschowski.
Bereits seit Ende 2009 beschäftigt das Land drei Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Bereich der Provenienzforschung an der Staatsgalerie Stuttgart, am Badischen Landesmuseum und an der Staatlichen Kunsthalle in Karlsruhe. Dadurch konnte eine deutliche Professionalisierung der einschlägigen Forschung in Baden-Württemberg erreicht und zahlreiche Provenienzen aufgeklärt werden. Mit der Verstetigung der Stellen im Jahr 2015 war Baden-Württemberg bundesweit das erste Land, das Dauerstellen für die Provenienzforschung eingerichtet hat.
„Die Sammlung Dr. Ernst Gallinek ist ein seltenes Zeugnis der Tätigkeit von privaten Sammlern der Zwischenkriegszeit. Kaum eine dieser Sammlungen ist in ihrer Gesamtheit erhalten. An ihrem Beispiel, die eng mit der Geschichte des Badischen Landesmuseums verknüpft ist, lässt sich auch beispielhaft die Geschichte NS-verfolgungsbedingt entzogener Kunst und die Rolle der deutschen Behörden und Museen seinerzeit erzählen. Wir freuen uns, mit unserer Förderung den Ankauf von 14 einzigartigen Objekten zu ermöglichen”, sagte Prof. Dr. Markus Hilgert, Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder.
Sammlung wird dauerhaft im digitalen Katalog präsentiert
„Nach der Restitution der Sammlung Gallinek, ist es nun ein großer Erfolg, dass die Sammlung als Konvolut im Museum verbleiben kann. Damit bewahrt das Land Baden-Württemberg ein wichtiges kulturelles Erbe für das Museum. Es war uns ein großes Anliegen, die Sammlung als Ganzes zu übernehmen, um an den Sammler und an das ihm und seiner Familie angetane Unrecht zu erinnern. Wir werden dafür Sorge tragen, die Provenienzgeschichte der Sammlung Gallinek auch in die Zukunft transparent darzustellen”, so Prof. Dr. Eckart Köhne, Direktor des Badischen Landesmuseums.
Die Porzellanobjekte der Sammlung Gallinek wurden digitalisiert und sind im Digitalen Katalog des Badischen Landesmuseums öffentlich zugänglich. Auch auf der landeskundlichen Informationsseite LEO-BW sowie in der Deutschen Digitalen Bibliothek und in Europeana können die Objekte künftig eingesehen werden. Die wissenschaftliche, dokumentarische und digitale Bearbeitung der Sammlung fördert das baden-württembergische Kunstministerium mit Sondermitteln in Höhe von 65.000 Euro.
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Das Kulturlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945 (Die Zeit des Nationalsozialismus.)
Ernst Klee sieht sein Buch als ein „lexikalisches Mahnmal“. Es ist für die vorliegende Taschenbuchausgabe umgearbeitet und auf den neuesten Stand gebracht worden. Das nach wie vor konkurrenzlose Nachschlagewerk mit seinen nunmehr rund 3600 Einträgen zu Personen aus dem Kulturbetrieb der NS-Zeit gehört in die Hände all derer, die sich mit Nationalsozialismus beschäftigen. Die Kritik hat die Originalausgabe außerordentlich stark gelobt; hervorgehoben wurde, dass das Werk auch deshalb interessant ist, weil der Autor auch die meisten Nachkriegskarrieren recherchiert hat. Verzeichnet sind die wichtigsten resp. bekanntesten Personen aus Adel, Archiv- und Büchereiwesen, Geisteswissenschaften, Kunstgeschichte, bildender Kunst, Literatur, Musik (einschließlich Unterhaltungs-, Film- und auch Militärmusik), Rundfunk, Theater, Film etc. Hunderte der seinerzeit genehmsten Schauspieler, Schriftsteller, Maler, Architekten, Komponisten, Dirigenten, Musiker etc. waren 1944 in einer "Gottbegnadeten-Liste" (sic!) des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels aufgeführt, was handfeste materielle Vorteile bedeutet hat. Viele Profiteure und Karierristen huldigten Hitler als dem "ersten Künstler der deutschen Nation"; viele von ihnen sind selbst in Auschwitz zur Unterhaltung der SS aufgetreten. Das Lexikon dokumentiert darüber hinaus Hunderte von Opfern der damaligen Kulturpolitik: Verfemte und Verfolgte, die ins Exil gehen mussten bzw. ermordet worden. Am Ende des Bandes findet sich ein Begriffslexikon, das die Nutzung des Buches auch für Laien erleichtert.
Rückgabe von Heckel-Gemälde empfohlen
KUNST
02.02.2021
Die sogenannte Limbach-Kommission hat die Rückgabe des Heckel-Gemäldes „Geschwister“ aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe an die Erben des jüdischen Sammlers empfohlen. Kunstministerin Theresia Bauer respektiert die Entscheidung und will das Votum dem Kabinett zur Entscheidung vorlegen.
Die Landesregierung hat im September 2019 nach Kabinettsbefassung und mit Zustimmung der Erben des jüdischen Sammlers den Streitfall um das Gemälde „Geschwister“ von Erich Heckel der Beratenden Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogener Kulturgüter, insbesondere aus jüdischem Besitz – der sogenannten Limbach-Kommission – zur Klärung vorgelegt. Diese hat nach Anhörung der Parteien die Rückgabe des Gemäldes an die Erben von Max Fischer empfohlen. Das Kunstministerium respektiert diese Entscheidung und wird umgehend die erforderlichen weiteren Schritte einleiten. Bereits im November 2018 hatte das Kunstministerium das Kabinett informiert, dass das Votum der Beratenden Kommission umzusetzen sein werde. Das Gemälde ist bislang im Bestand der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Ministerrat entscheidet über Rückgabe des Gemäldes
„Unrecht kann nicht ungeschehen gemacht werden. Es ist dem Land Baden-Württemberg daher ein umso größeres Anliegen, sämtliche Kulturgüter in Landesbesitz, die den Verfolgten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer. In Einzelfällen könne die Beurteilung, ob ein NS-verfolgungsbedingter Entzug vorliegt, aber schwierig sein, trotz intensiver Recherchearbeiten, die von Provenienzforscherinnen und -forschern im Land geleistet werden. „Gerade für diese besonderen Fälle wurde die Beratende Kommission am Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg eingerichtet, die wir erstmals in dieser Angelegenheit angerufen und zu Rate gezogen haben. Die nun vorliegende Empfehlung der Beratenden Kommission wird dem Kabinett zeitnah zur Entscheidung vorgelegt.“
Nach den haushaltrechtlichen Vorgaben des Landes hat der Ministerrat abschließend über die Rückgabe des Gemäldes zu entscheiden und wird sich so bald wie möglich mit dem entsprechenden Verfahrensvorschlag des Kunstministeriums befassen.
Erben stellten Restitutionsansprüche
„Der Kunsthalle Karlsruhe ist es sehr wichtig, die Provenienzen aller Werke der Sammlung zu klären und wenn notwendig auch bedeutende Kunst zu restituieren. Aufgrund der großen Provenienzlücke im Fall von Heckels „Geschwister“ war die Anrufung der Beratenden Kommission der einzige sinnvolle Weg“, so die Direktorin der Kunsthalle Karlsruhe, Prof. Dr. Pia Müller-Tamm. Das Gemälde soll nach dem Willen der Erben im Virginia Museum of Fine Arts, Richmond, USA, weiterhin öffentlich sichtbar sein. „Dies bietet die Chance, mit dem Museum über die Möglichkeit einer Kooperation nachzudenken. Heckels „Geschwister“ verbindet ab jetzt unsere Häuser“, so Pia Müller-Tamm.
Das Gemälde war 1934 noch Eigentum des jüdischen Sammlers Max Fischer und gelangte auf nicht mehr aufklärbare Weise wieder in den Besitz Erich Heckels, der das Gemälde dann 1967 der Kunsthalle Karlsruhe überließ. Max Fischer reiste 1935 in die USA und kehrte aufgrund der ihm drohenden Verfolgung nicht mehr nach Deutschland zurück. Die Erben des ehemaligen jüdischen Eigentümers hatten Restitutionsansprüche geltend gemacht. Die Kunsthalle Karlsruhe und das Kunstministerium gingen nach eingehender Prüfung des Sachverhaltes zunächst nicht von einem Restitutionsfall aus. Da aber aufgrund des nicht mehr vollständig aufklärbaren Sachverhalts auch andere Wertungen denkbar sind, haben Ministerium und Kunsthalle mit Zustimmung der Erben den Fall der Beratenden Kommission vorgelegt.
Historische Verantwortung
„Die Landesregierung ist sich ihrer historischen Verantwortung bewusst, Kulturgüter, die den Verfolgten des Nationalsozialismus entzogen worden sind, zu ermitteln und zurückzugeben. Deshalb haben wir die Provenienzforschung in den staatlichen Museen, im Landesarchiv und in der Archivverwaltung sowie den beiden Landesbibliotheken in Karlsruhe und Stuttgart im letzten Jahrzehnt erheblich intensiviert“, so Bauer weiter. Seit Ende 2009 beschäftige das Land drei Wissenschaftlerinnen im Bereich der Provenienzforschung, die seit 2013 vollständig aus Mitteln des Landes finanziert werden.
Dank der systematischen Provenienzforschung in Baden-Württemberg konnte die Provenienz für eine sehr große Zahl an Objekten bereits verlässlich aufgeklärt werden. In vielen Fällen wurden die Rückgabeverfahren von den Landeseinrichtungen aufgrund ihrer Recherchen selbst eingeleitet und die berechtigten Erben ermittelt. Das Wissenschaftsministerium orientiert seine Restitutionsentscheidungen an den Vorgaben der sogenannten „Washingtoner Erklärung“ und der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“.
Das Wissenschaftsministerium orientiert seine Restitutionsentscheidungen an den Vorgaben der sogenannten „Washingtoner Erklärung“ und der „Erklärung der Bundesregierung, der Länder und der kommunalen Spitzenverbände zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz“.
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Land leistet Ausgleichszahlung für Nazi-Raubgut „Pferdestall“
KUNST UND KULTUR
04.08.2020
Das als Nazi-Raubgut identifizierte Gemälde „Pferdestall“ von Franz Krüger darf in der Kunsthalle Karlsruhe bleiben. Das Land leistet eine Ausgleichszahlung an die Erben der Familie Sommerguth, in deren Besitz sich das Gemälde bis 1939 befand.
Das Gemälde „Pferdestall“ von Franz Krüger aus dem späten 19. Jahrhundert zählt zu einem der vielen Kunstwerke, die zur Zeit des Nationalsozialismus von den Eigentümern veräußert werden mussten, um die gegenüber jüdischen Bürgern erhobenen diskriminierenden Steuerabgaben begleichen zu können.
1972 gelangte das Kunstwerk in den Besitz der Kunsthalle Karlsruhe, der die Herkunft des Bildes nicht bekannt war. Durch ausführliche Provenienzforschung seitens der Kunsthalle Karlsruhe wie auch des Holocaust Claims Processing Office, New York (HCPO) konnte die Historie 2020 geklärt werden. Durch die Initiative des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst konnte nun eine Ausgleichszahlung in Höhe des aktuellen Marktwertes des Bildes mit den Erben der Familie Sommerguth vereinbart werden, in deren Besitz sich das Gemälde nachweislich bis 1939 befand.
Ein kleiner Beitrag zur historischen Gerechtigkeit
„Das Land Baden-Württemberg stellt sich seiner historischen Verantwortung. Das Leid, das die Eheleute Sommerguth durch die Verfolgung durch die Nationalsozialisten erlitten haben, können wir nicht wiedergutmachen. Mit dem einvernehmlich mit den Erben verabredeten Ausgleich können wir aber wenigstens einen kleinen Beitrag zur historischen Gerechtigkeit leisten“, sagte Kunstministerin Theresia Bauer am Dienstag.
„Ich freue mich, dass wir mit dem Abschluss der langjährigen Forschung unserer musealen Verantwortung nachkommen und die rechtmäßigen Eigentümer ermitteln konnten. Mein besonderer Dank gilt der großzügigen Kooperationsbereitschaft der Erben und der Unterstützung des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst, die das Verbleiben des Kunstwerks in der Sammlung der Kunsthalle Karlsruhe ermöglichen“, erklärte Prof. Pia Müller-Tamm, Direktorin der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe.
Verbleib in der Kunsthalle Karlsruhe durch Ausgleichszahlung ermöglicht
Durch die Ausgleichzahlung, die nach den „Washingtoner Prinzipien eine „gerechte und faire Lösung“ darstellt, ermöglicht das Kunstministerium den Verbleib in der Kunsthalle Karlsruhe. Im Mai war die gütliche Einigung um das Gemälde auf Vorschlag von Kunstministerin Theresia Bauer vom Ministerrat gebilligt worden, da Alfred und Gertrude Sommerguth nachgewiesenermaßen von den Nationalsozialisten verfolgt wurden und gezwungen waren, ihre bestehende Kunstsammlung unter dem Druck der Verfolgung zu veräußern.
Das Gemälde ist nun in Gedenken an Alfred und Gertrude Sommerguth in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe zu sehen.
https://www.baden-wuerttemberg.de/
2.1 Online-Artikel und Bücher zu Nazi-Raubkunst und Restitutionen
Großbritannien
Kunstsammlung Tate gibt Nazi-Raubgut an Erben zurück
Die britische Kunstinstitution Tate gibt ein von den Nazis geraubtes Gemälde an die Erben des rechtmäßigen Eigentümers zurück. Das etwa 370 Jahre alte Gemälde mit dem Titel „Aeneas und seine Familie fliehen aus dem brennenden Troja“ vom britischen Maler Henry Gibbs gehörte einst dem belgischen Kunstsammler Samuel Hartveld.
30.03.2025
- Das Gemälde des britischen Malers Henry Gibbs.
Das Gemälde „Aeneas und seine Familie auf der Flucht vor dem brennenden Troja“ des englischen Malers Henry Gibbs aus dem Jahr 1654 (Archivbild). (Tate / PA Media / dpa / Tate)
Wie das britische Kulturministerium mitteilte, mussten Hartveld und seine Frau wegen ihrer jüdischen Identität ihre Heimatstadt Antwerpen 1940 verlassen. Seine umfangreiche Kunstsammlung ließ Hartveld zurück. Die Gemälde wurden von den deutschen Besatzern verkauft, vom Erlös erhielt Hartveld nichts.
Nazi-Raubgut in britischen Galerien
Das Gemälde wurde 1994 in Brüssel für die Sammlung der Tate erworben. Eine Kommission, die über Ansprüche von Nazi-Opfern entscheiden soll, beschloss nun, dass es an die Urenkel des Kunstsammlers zurückgegeben werden soll.
Es ist nicht das einzige Nazi-Raubgut, das in britische Galerien gelangte. Seit Gründung der Kommission im Jahr 2000 wurde nach Angaben der Regierung 14 von 23 Anträgen auf Rückgabe stattgegeben.
Diese Nachricht wurde am 30.03.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
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Umgang mit NS-Raubkunst - Knobloch: Vertrauen erschüttert
Stand: 07.03.2025Lesedauer: 2 Minuten
Übt Kritik an der Bayerischen Staatsgemäldesammlung: Charlotte Knobloch. (Archivbild)
Quelle: Christoph Reichwein/dpa
In die Debatte um den Umgang der Bayerischen Staatsgemäldesammlung mit NS-Raubkunst hat sich eine bekannte jüdische Stimme eingeschaltet. Charlotte Knobloch findet klare Worte.
Die nun entflammte Debatte um den Umgang der bayerischen Staatsgemäldesammlungen mit NS-Raubkunst löst in der jüdischen Gemeinschaft große Verunsicherung aus. Das schrieb Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, in einem Gastbeitrag für die «Süddeutsche Zeitung»: «Das Vertrauen in die Glaubwürdigkeit von Politik und Museen in Sachen Restitution geraubten Gutes ist erschüttert – es darf nicht verspielt werden.»
Weiter hieß es: «Dass heute, 80 Jahre nach der Befreiung vom Nationalsozialismus und mehr als 25 Jahre nach der Unterzeichnung der Washingtoner Prinzipien, auch nur der Verdacht besteht, dass Nachkommen der einstigen Eigentümer von Raubkunst hingehalten und von einem der bedeutendsten Museen des Landes Kunstwerke zurückgehalten werden, ist unerträglich. Bekenntnisse zur historischen Verantwortung haben wir lange genug gehört.»
Die Washingtoner Prinzipien haben 1998 das Vorgehen bei der Identifizierung und Klärung der Besitzverhältnisse von NS-Raubkunst festgehalten.
Nachfahren von jüdischen Kunstbesitzern und deren Rechtsanwälte hatten die bayerische Staatsregierung zuletzt scharf kritisiert und verlangt, dass der Freistaat bei der Provenienzforschung zu NS-Raubkunst transparenter und schneller arbeiten müsse. Die Staatsgemäldesammlungen, die unter anderem die berühmten Pinakotheken in München betreiben, stehen im Zentrum der Kritik.
Knobloch rief die Verantwortlichen dazu auf, nun «schnellstmöglich Klarheit» zu schaffen. Geraubtes Gut müsse endlich zurückgegeben werden. «Dass der Bayerische Landtag nun einstimmig entsprechende Maßnahmen beschlossen hat, ist ein erster unerlässlicher Schritt. Die Eigentümer und ihre Erben haben einen Anspruch auf eine zügige Umsetzung.»
Bei der Rückgabe von Kunstwerken, die die Nazis einst jüdischen Menschen geraubt hatten, gehe es um Gerechtigkeit, schrieb Knobloch. «Das Unrecht, das den einstigen Eigentümern angetan wurde, ist nicht wiedergutzumachen.» Alle seien verfolgt und viele aus Deutschland vertrieben worden. «Sie wurden verschleppt, gequält, ermordet. Davor wurden sie systematisch erniedrigt – und mit erpresserischen Mitteln um ihr Hab und Gut gebracht, das fortan die nationalsozialistischen Herrscher und ihre Gefolgsleute bereicherte. Es war Raub aus niedrigsten Beweggründen: Judenhass und Habgier.»
Intern hatte es bei der Staatsgemäldesammlung offenbar vor einigen Jahren Kritik am Umgang mit der NS-Raubkunst gegeben. Eine Sprecherin der staatlichen Einrichtung erklärte, dass Mitarbeiter im Jahr 2022 ein Dokument dazu verfasst hätten. Allerdings habe es Generaldirektor Bernhard Maaz nicht erreicht. Zuvor hatte die «Süddeutsche Zeitung» berichtet, dass der Zeitung das Papier zugespielt worden sei.
Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) hatte zuletzt gewisse Fehler eingeräumt und Maßnahmen angekündigt, um die Situation zu verbessern. Unter anderem soll es zusätzliche Stellen geben. Eine Million Euro wurde von Blume für die Verbesserung der Provenienzforschung zur Verfügung gestellt.
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NS-Raubkunst : Alarmstufe Rot
19.02.2025, 19:08 Uhr
Lesezeit: 10 Min.
Max Beckmann: „Chinesisches Feuerwerk“ aus der Pinakothek der Moderne. Eines der Bilder, die intern als Raubkunst geführt werden.
(Foto: Foto: CC BY-SA 4.0; Bayerische Staatsgemäldesammlungen)
Der SZ liegen interne Berichte vor, die nahelegen, dass sich in den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen 200 NS-Raubkunstwerke befinden, unter anderem von Picasso und Klee. Die Nachfahren der meist jüdischen Besitzer werden bis heute im Dunkeln gelassen.
Von Jörg Häntzschel
Die Liste ist 900 Seiten lang, ein schmuckloser Ausdruck. Knapp 200 Kunstwerke aus den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen sind darin aufgeführt, jeweils mit einem Foto und ihrer minutiös nacherzählten Geschichte, von Provenienzforschern in jahrelanger Arbeit rekonstruiert. Jede davon ist anders. Doch eines haben alle Werke gemeinsam: Sie sind als „rot“ eingestuft, für NS-Raubkunst. Die Berichte, Auszüge aus der internen Datenbank „MuseumPlus“ sind ausschließlich für den internen Gebrauch bestimmt. Die Öffentlichkeit hätte sie niemals sehen sollen....
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Kultur: Deutschland
Ist der Welfenschatz doch NS-Raubkunst?
Stefan Dege
10.02.2025, 10. Februar 2025
Wem gehört der millionenschwere Welfenschatz? Die Frage scheint wieder offen, seit neue Dokumente den Verdacht auf Nazi-Raubkunst nähren. Kommt es zur Rückgabe an die jüdischen Erben?
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Ein mit Eldelsteinen besetztes mittelalterliches Kreuz
Teil des Welfenschatzes ist dieses mittelalterliche Kreuz - muss es restituiert werden?Bild: Markus Schreiber/AP/picture alliance
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Armreliquiare, Kreuze, Heiligenbildnisse - fein geprägt in Gold und Silber, besetzt mit Perlmutt, Bergkristallen und Elfenbein: Der Welfenschatz gehört zu den bedeutendsten Kirchenschätzen des Mittelalters. Er umfasst 44 Meisterwerke mittelalterlicher Kirchenkunst. Die Welfen sind das älteste Fürstenhaus Europas, die Familie sammelte zahlreiche Schätze an. Der Wert: hunderte Millionen Euro. Zu bestaunen sind die Preziosen aktuell in der Gemäldegalerie zu Berlin - noch: Denn ob die sie tragende Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) rechtmäßige Eigentümerin ist oder ob es sich um Nazi-Raubkunst handelt, diese Frage ist jetzt wieder offen.
Ein goldenes Kuppelreliquiar steht in einer Vitrine im MuseumEin goldenes Kuppelreliquiar steht in einer Vitrine im Museum
Dieses Kuppelreliquiar wurde gegen Ende des 12. Jahrhunderts gefertigt - heute steht es im Berliner-Bode-MuseumBild: Stephanie Pilick/AP/picture alliance
Dabei schien der Fall längst klar: In der Nazizeit wurde der Welfenschatz von einem Konsortium aus jüdischen Frankfurter Kunsthändlern, die ihn 1929 von dem Fürstenhaus erworben hatten, an den preußischen Staat verkauft. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging er in das Eigentum der Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. Vor zehn Jahren entschied die Beratende ("Limbach"-)Kommission, dass der Welfenschatz keine Raubkunst sei. Offenbar fand das Expertengremium keinen Beleg dafür, dass der Verkauf von den Nazis erzwungen worden war. Eine Klage der Nachfahren vor US-Gerichten auf Herausgabe des Welfenschatzes wurde 2023 abgewiesen.
Juristisches Tauziehen um den Welfenschatz
Seit 2008 hatten die jüdischen Erben Restitutions-Ansprüche erhoben. Es begann ein juristisches Tauziehen. Auf 100 Millionen Euro schätzte die Preußenstiftung den Wert des Schatzes, die klagenden Erbe auf 260 Millionen Euro. Dokumente, die 2022 im Hessischen Staatsarchiv auftauchten, legen den Verdacht nahe, dass der Verkauf des Welfenschatzes nicht so freiwillig war, wie bisher angenommen.
Eine Frau betrachtet Armreliquiare des Welfenschatzes, ausgestellt in einer MuseumsvitrineEine Frau betrachtet Armreliquiare des Welfenschatzes, ausgestellt in einer Museumsvitrine
Als wollten sie sich zu Wort melden: Armreliquiare des Welfenschatzes im Berliner KunstgewerbemuseumBild: Alina Novopashina/dpa/picture alliance
Verkauf doch unter Zwang?
Demnach erhielt Alice Koch - die jüdische Miteigentümerin des Welfenschatzes, der ein Viertel des Schatzes gehörte - 1935 zwar 1.115.000 Reichsmark ausgezahlt, doch wurde ihr die Summe als "Reichsfluchtsteuer" unmittelbar danach wieder abgepresst.
"Die Reichsfluchtsteuer war ein Instrument, um von jüdischen Mitbürgern, die ausreisen wollten, das Vermögen abzuschöpfen", sagte der Berliner Opferanwalt Jörg Roßbach dem Sender RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg). "Ohne Zahlung der Reichsfluchtsteuer gab's keine steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung, ohne steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung gab's keine Ausreisegenehmigung."
Ein bisher unbekanntes Dokument zeigt: Alice Koch erhielt so einen Reichsfluchtsteuerbescheid - über eine Million Reichsmark. Ohne ihn hätte sie nicht aus Nazi-Deutschland fliehen können. Schon vier Tage nach dem Steuerbescheid zahlte Alice Koch, erhielt vom Finanzamt ihre Unbedenklichkeitsbescheinigung und konnte ausreisen.
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Wird der Fall jetzt neu aufgerollt?
Bringt dieses Dokument die Wende in Sachen Welfenschatz? Nicht ganz: Die Raubkunst-Kommission kann den Fall erst dann neu aufrollen, wenn auch die Stiftung Preußischer Kulturbesitz zustimmt. Nach monatelangem Zögern scheint sie dazu bereit. "Die SPK würde einer Befassung zustimmen", heißt es in einer Stellungnahme, "sofern die Voraussetzungen entsprechend der Verfahrensordnung geklärt sind." Dazu müsse sie erneut Kontakt mit der Kommission und den Anwälten der Nachfahren von Alice Koch aufnehmen, "um die noch offenen Fragen zu klären." Der Vorsitzende der Kommission, der Jurist Hans-Jürgen Papier, hingegen will mehr Tempo in die Sache bringen: "Die SPK ist (...) dazu verpflichtet, einer Anrufung der Kommission unverzüglich zuzustimmen. Die Prüfung der Zulässigkeit ist allein Sache der Kommission."
Ein tragbarer, aufwendig gearbeiteter AltarEin tragbarer, aufwendig gearbeiteter Altar
Der mittelalterliche tragbare Eilbertus-Altar ist ebenfalls Teil des WelfenschatzesBild: Markus Schreiber/AP/picture alliance
Zwar gibt es in Deutschland bis heute kein Restitutionsgesetz, doch sieht sich das Land den Grundsätzen der Washingtoner Erklärung von 1998 verpflichtet. Danach sollen für Raubkunst der Nazis "gerechte und faire Lösungen" gefunden werden. Dies ist bisher Aufgabe der sogenannten Limbach-Kommission, benannt nach ihrer ersten Vorsitzenden, der inzwischen verstorbenen Verfassungsrichterin Jutta Limbach. Künftig sollen Schiedsgerichte, die anders als bisher auch von einer Streitpartei angerufen werden können, über strittige Fälle entscheiden.
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Erst von den Nazis beschlagnahmt, dann von den Kommunisten versteckt: Eine Beethoven-Handschrift kehrt endlich in die Öffentlichkeit zurück
Das Bonner Beethoven-Haus hat ein bedeutendes Autograf zum späten Streichquartett op. 130 erworben. Es hat eine wechselvolle Geschichte.
Christian Wildhagen
10.01.2025, 05.30 Uhr
Die Manuskripte grosser Komponisten besitzen eine faszinierende Aura. In der Begegnung mit den handgeschriebenen Noten eines Meisterwerks meint man dem Geheimnis des künstlerischen Schaffens unmittelbar nahe zu sein. Denn hier, auf diesem mehr oder weniger lesbaren Papier, manifestieren sich erstmals jene Ideen, die später womöglich den Gang der Musikgeschichte verändert haben.
Wer etwa die rare Gelegenheit bekommt, einen Blick auf die Originalpartitur von Mozarts Requiem zu werfen – die vermutlich wertvollste Musikhandschrift der Welt wird allerdings nur selten und unter strengen Sicherheitsvorkehrungen ausgestellt –, spürt das fast überdeutlich: An diesen vergilbten Manuskriptseiten konkretisiert sich Geschichte, sie sind der Ursprung all der Mythen und Anekdoten, die das Werk bis heute umgeben.
Derart geschichtenschwere Manuskripte gibt es auch bei Beethoven. Das Autograf von dessen 9. Sinfonie gehört seit 2001 zum Dokumentenerbe der Menschheit. Dabei war Beethoven alles andere als ein säuberlicher Schreiber. Doch gerade in dem immer noch sichtbaren Ringen mit der Materie wird der kreative Prozess anschaulich. Geradezu drastisch zeigt das die Handschrift der Diabelli-Variationen, deren Ankauf dem Bonner Beethoven-Haus 2009 mithilfe von Spenden aus aller Welt gelang: Auf dem Höhepunkt des Stücks findet sich hier ein fetter, schwarzer Klecks – offenbar hat Beethoven im Schaffensrausch sein Tintenfass umgeworfen.
Jetzt ist dem Bonner Forschungsinstitut wieder ein bedeutender Ankauf geglückt. Und wieder verbindet sich mit dem Manuskript Musikgeschichte – und ein historisches Drama. Es handelt sich um die einzige authentische Niederschrift des vierten Satzes aus Beethovens Streichquartett op. 130.
Dieses Spätwerk von 1826 umgibt auf dem Gebiet der Kammermusik ein ähnlicher Nimbus wie die zwei Jahre ältere 9. Sinfonie. Sein langsamer Satz, die tiefsinnige «Cavatine», die Beethoven selbst als «Krone» seines Quartettschaffens empfand, reist seit 1977 mit der Sonde Voyager 2 auf einer goldenen Schallplatte durch den Weltraum. Der nachkomponierte Finalsatz ist Beethovens letztes vollendetes Stück; es ersetzt die später separat veröffentlichte «Grosse Fuge» op. 133 – eine seiner radikalsten Konzeptionen.
Der nur gut drei Minuten dauernde vierte Satz, «Alla danza tedesca» betitelt, erscheint demgegenüber wie ein idyllischer Rückblick auf die Quartetttradition der Wiener Klassik. Doch unter der heiteren Oberfläche gibt es, wie immer beim späten Beethoven, subtile Störungen und rhythmische Verschiebungen, die der Idylle etwas Ironisch-Doppelbödiges verleihen.
Enteignung und Restitution
Die nun mit Geldern zahlreicher Stiftungen und privater Unterstützer angekaufte Niederschrift hatte während des 20. Jahrhunderts ein bewegtes Schicksal. Die Noten, eingefasst in einen Prachteinband aus farbigem Seidensamt mit Messingbeschlägen, befanden sich ab den 1920er Jahren im Besitz der jüdischen Familie Petschek in Aussig. Von den Nazis verfolgt, verliess die Familie 1938 ihre Heimat; ihr Besitz wurde beschlagnahmt. Als sich die NS-Behörden 1942 an die Verwertung ihrer Kunstsammlung machten, soll der damalige Leiter der Musiksammlung des Mährischen Museums in Brünn die Noten für das Museum gesichert haben. Ihr Verbleib in der Endphase des Krieges ist unklar.
Als die Familie Petschek die Handschrift nach 1945 in der Tschechoslowakei aufspürte, verweigerte die kommunistische Regierung die Herausgabe. Das Autograf wurde erst im Jahr 2022 an die Nachkommen restituiert. Sie erklärten sich Ende 2024 bereit, es in die Sammlung des Beethoven-Hauses zu geben. Über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen. Er dürfte angesichts der Bedeutung von Komponist und Werk mindestens im sechsstelligen Bereich liegen.
Daniel Hope, der Musikdirektor des Zürcher Kammerorchesters und seit 2020 auch Präsident des Beethoven-Hauses, zeigte sich bei einem Festakt in Bonn überglücklich, «dass wir die letzte bekannte grosse Beethoven-Handschrift, die sich noch in Privatbesitz befand, für unsere Sammlung erwerben konnten». Nachdem der Zugang zu der handschriftlichen Quelle jahrzehntelang verwehrt war, soll das Kleinod nun digitalisiert und im Online-Archiv des Beethoven-Hauses einsehbar werden. Von Juni an wird das Original ausserdem in einer Sonderausstellung präsentiert.
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Restitution:
NS-Raubgut: Kabinett macht Weg frei für Schiedsgericht
Aktualisiert am 08.01.2025, 15:47 Uhr
Quelle: dpa
Kulturstaatsministerin Claudia Roth will das Verfahren zur Rückgabe von NS-Raubgut reformieren. (Archivbild) © Hannes Albert/dpa
Ein neues Schiedsgericht soll aus Sicht von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden die Rückgabe von nationalsozialistischem Raubgut in Deutschland erleichtern. Das Bundeskabinett stimmte einer entsprechenden Reform des Verfahrens zu. Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland und die Jewish Claims Conference waren an den Beratungen beteiligt.
Schlagzeilen
Aktuelles
NS-Raubkunst
:
Bundeskabinett billigt Reform zu Rückgabeverfahren von NS-Raubkunst
Claudia Roth
Zuletzt hatten Anwälte, Historiker und Erben von Geschädigten in einem Brief an Kanzler Olaf Scholz kritisiert, durch die geplanten Neuerungen verschlechtere sich die Situation der Opfer. Sie stören sich daran, dass die Beratende Kommission, die bislang Empfehlungen zu Rückgaben ausspricht, durch ein Schiedsgericht ersetzt werden soll, dessen Rahmenbedingungen intransparent seien.
Den Plänen von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) zufolge soll das neue Schiedsgericht künftig abschließend entscheiden, wenn Rückgaben von NS-Raubgut nach einem Vorverfahren zwischen den Parteien strittig bleiben. Zentral dabei ist die sogenannte geplante «einseitige Anrufbarkeit».
Möglichkeit zur einseitigen Verfahrenseinleitung
Künftig soll das Schiedsgericht Fälle auch dann behandeln, wenn nur die Nachfahren dies möchten. Bisher müssen beide Parteien der Anrufung der Beratenden Kommission zustimmen, also sowohl die Nachfahren der ehemaligen Besitzer als auch die Museen oder deren Träger. Bislang kann eine Seite durch Untätigkeit oder Uneinsichtigkeit blockieren. Dies wird als einer der Gründe dafür gesehen, dass die Kommission in gut 20 Jahren bisher in nur etwa zwei Dutzend Fällen vermittelte.
Im offenen Brief hieß es dazu allerdings: «Anders, als von Frau Roth angekündigt, sind die geplanten Schiedsgerichtsverfahren nur mit Zustimmung der heutigen Besitzer anrufbar.»
Zentralrat der Juden: Wichtiger Schritt
Roth äußerte sich auf Nachfrage nicht zum offenen Brief. Zu den geplanten Änderungen teilte sie mit: «Deutschland wird seiner historischen Verantwortung durch die Reform der Beratenden Kommission besser gerecht.» Mit dem Schiedsgericht könnten «faire und gerechte Lösungen» besser zu erreichen sein. Zudem werde mehr Rechtssicherheit und Verbindlichkeit geschaffen, vor allem die einseitige Anrufbarkeit erleichtere die Rückgabe von NS-Raubgut.
«Die paritätische Schiedsgerichtsbarkeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem auch für private Institutionen verpflichtend geltenden Restitutionsgesetz, wie es andere europäische Länder bereits haben und welches das Ziel der jüdischen Gemeinschaft auch in Deutschland bleibt», teilte ein Sprecher des Zentralrats der Juden in Deutschland mit.
Kritik: Durch neues Verfahren verschlechtert sich Situation der Opfer
Im Brief hatten Juristen, Historikern und Nachfahren von ehemaligen Eigentümern aus Deutschland, den USA, Großbritannien, Israel, Kanada und der Schweiz die Bundesregierung dazu aufgefordert, das Vorhaben nicht noch vor den Neuwahlen im Kabinett zu beschließen. «Auf den letzten Metern der Legislaturperiode die Beratende Kommission NS-Raubgut abzuschaffen und ein für die Opfer schlechteres neues Verfahren zu beschließen, ist unredlich», hieß es dort.
Reform ist Vorhaben aus Koalitionsvertrag
Im Oktober hatten Bund, Länder und Vertreter der kommunalen Spitzenverbände die Einrichtung eines gemeinsamen Schiedsgerichts für NS-Raubgut beschlossen. Mit der Reform möchte die Bundesregierung ein Vorhaben aus ihrem Koalitionsvertrag umsetzen.
© dpa-infocom, dpa:250108-930-337911/2
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Nazi-Raubkunst
US-Staatsanwaltschaft übergibt geraubte Kunstwerke
US-Behörden haben sieben in der Zeit des Nationalsozialismus geraubte Kunstwerke an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum zurückgegeben. Grünbaum war laut US-Staatsanwaltschaft 1938 von den Nazis in Haft genommen worden. Später habe seine Frau die Kunstsammlung an die Nationalsozialisten übergeben müssen.
21.09.2023
Drei Bilder von Egon Schiele sind nebeneinander abgebildet - "Russischer Kriegsgefangener", "Männliches Bildnis" und "Schwarzes Mädchen".
Die Bilder „Russischer Kriegsgefangener“, „Männliches Bildnis“ und „Schwarzes Mädchen“ von Egon Schiele wurden beschlagnahmt und nun an die Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum zurückgegeben. (Uncredited / Manhattan District At / Uncredited)
Die sieben Gemälde des österreichischen Expressionisten Egon Schiele seien unter anderem 1956 vom Händler Eberhard Kornfeld an eine New Yorker Galerie verkauft worden, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Zu den letzten Besitzern gehörte das Museum of Modern Art (Moma) in New York. Der Kunstsammler und Kabarettist Fritz Grünbaum starb 1941 im KZ Dachau. Seine Erben bemühen sich seit Jahren vor Gericht um die Rückgabe von Bildern aus seiner einstigen Sammlung.
Der Wert der übergebenen Gemälde wird auf umgerechnet rund 8,9 Millionen Euro geschätzt.
Diese Nachricht wurde am 21.09.2023 im Programm Deutschlandfunk Kultur gesendet.
https://www.deutschlandfunk.de/
USA
Behörden beschlagnahmen drei mutmaßliche NS-Raubkunstwerke in Museen
Drei Bilder von Egon Schiele sind in den USA beschlagnahmt worden. Die US-Justiz geht davon aus, dass es sich um Nazi-Raubkunst handelt. Die Bilder gehörten zum Fundus des Art Institute in Chicago, des Carnegie Museums in Pittsburgh und des Allen Memorial Art Museums am Oberlin College in Ohio.
15.09.2023
Die drei Bilder von Egon Schiele sind nebeneinander abgebildet.
Die Bilder „Russischer Kriegsgefangener“, „Männliches Bildnis“ und „Schwarzes Mädchen“ von Egon Schiele wurden beschlagnahmt. (Uncredited / Manhattan District At / Uncredited)
Nach Angaben der Behörden werden die Kunstwerke seit Jahren von den Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gesucht, der im Holocaust ermordet wurde.
Bei den beschlagnahmten Bildern handelt es sich um das Bleistift-Aquarell „Russischer Kriegsgefangener“ aus dem Jahr 1916, die Bleistiftzeichnung „Porträt eines Mannes“ von 1917 sowie die Aquarellzeichnung „Mädchen mit schwarzem Haar“ aus dem Jahr 1911.
Das Oberlin College erklärte, man kooperiere mit der Staatsanwaltschaft, sei aber überzeugt, Schieles „Mädchen mit schwarzem Haar“ im Jahr 1958 rechtmäßig erworben zu haben.
Laut einem Bericht der New York Times laufen derzeit Ermittlungen zu rund einem dutzend Schiele-Werken, die mutmaßlich von den Nazis geraubt wurden.
Diese Nachricht wurde am 15.09.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
Der Tag: Drei mutmaßliche NS-Raubkunstwerke in US-Museen beschlagnahmt
15.09.2023, 12:35 Uhr
Die US-Justiz hat in bekannten Museen des Landes drei mutmaßlich von den Nazis geraubte Kunstwerke beschlagnahmt. Die Bilder des österreichischen Expressionisten Egon Schiele würden seit Jahren von den Erben des jüdischen Kunstsammlers Fritz Grünbaum gesucht, der im Holocaust ermordet wurde, erklären die Behörden.
Die drei Werke wurden im Art Institute in Chicago, den Carnegie Museums in Pittsburgh und dem Allen Memorial Art Museum am Oberlin College in Ohio sichergestellt.
Gesucht und gefunden: die geraubten Werke des Künstlers Egon Schiele.
(Foto: dpa)
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/der_tag/
NS-Raubkunst
: Zwanzig Jahre Stillstand
13. September 2023, 17:04 UhrLesezeit: 4 min
NS-Raubkunst: Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, ist seit 2017 Vorsitzender der Beratenden Kommission - und fordert seit langem vergeblich Reformen.
Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichts, ist seit 2017 Vorsitzender der Beratenden Kommission - und fordert seit langem vergeblich Reformen. (Foto: Jürgen Heinrich/imago images)
Wird die "Beratende Kommission" zur Restitution von NS-Raubkunst endlich reformiert?
Der deutsche Staat hat während der NS-Zeit etwa 600 000 Kunstwerke aus überwiegend jüdischem Besitz gestohlen, abgepresst oder die Besitzer gezwungen, sie unter Wert zu verkaufen. Dennoch hat die Rechtsnachfolgerin dieses Staats, die Bundesrepublik, es den Opfern so schwer wie möglich gemacht, ihre Werke, die nun zu einem großen Teil in deutschen Museen hängen, zurückzubekommen.
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Berater-Kommission
Forderung nach Reform bei NS-Raubgut
Die Berater-Kommission zur NS-Raubkunst fordert ein Restitutionsgesetz für Kulturgut, das den Besitzern im Zuge der Verfolgung in der Nazizeit entzogen wurde.
12.09.2023
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichtes und Vorsitzende der Kommission, Papier, sagte dem Evangelischen Pressedienst, in Deutschland fehle immer noch ein rechtlich verbindliches Regelwerk zur NS-Raubkunst. Dies würde die Kommission und vor allem die Rechte der Opfer und deren Nachfahren nachhaltig stärken.
Als Raubkunst gelten Kulturgüter, die die Nazis beschlagnahmten, sowie Besitz, zu deren Verkauf NS-Verfolgte gezwungen wurden. Die Opfer des Raubs waren vor allem Juden und als Juden Verfolgte. Das Ausmaß wird auf 600.000 Kunstwerke geschätzt, die zwischen 1933 und 1945 von den Deutschen in Europa gestohlen wurden.
Bund, Länder und Kommunen haben die unabhängige Kommission 2003 eingerichtet, um bei Differenzen über die Rückgabe zu vermitteln. Die entstehen zum Beispiel, wenn Privatpersonen und öffentliche Einrichtungen darüber streiten, wer rechtmäßig Eigentümerin oder Eigentümer des Kunstwerks ist.
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Hitlers Pferde in der Zitadelle Spandau
Verena Greb
09.09.20239. September 2023
Am Tag des offenen Denkmals sind erstmalig beide "Schreitenden Pferde" in Berlin zu sehen. Lange waren die für Adolf Hitler von Josef Thorak angefertigten, überlebensgroßen Hengste verschwunden.
Modell der Neuen Reichskanzlei mit Treppenaufgang, Säulen und einer Pferdestatue.
Auf der Parkseite von Hitlers Neuer Reichskanzlei (hier im Modell) standen zwei "Schreitende Pferde"Bild: akg-images/picture alliance
Anfang des Jahres war es so weit: Der erste von zwei drei Meter hohen und zwei Tonnen schweren Bronze-Hengsten des Nazi-Bildhauers Josef Thorak (1889-1952) wurde nach 77 Jahren erstmalig wieder der Öffentlichkeit präsentiert. Er steht in der Berliner Kulturfestung Zitadelle Spandau und ist neben weiteren Denkmälern, die die jeweilige Staatsmacht zwischen 1849 und 1986 - vom Deutschen Kaiserreich bis zur DDR - in der heutigen deutschen Hauptstadt aufstellen ließ, Teil der Ausstellung "Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler". In einem anderen Bereich des Stadtgeschichtlichen Museums in der Zitadelle wird am Tag des offenen Denkmals (10.09.2023), an dem bundesweit rund 5000 Kulturstätten ihre Türen öffnen, nun auch das zweite der beiden "Schreitenden Pferde" - frisch restauriert - zugänglich sein.
Eine Frau betrachtet die Skulptur eines Pferdes Eine Frau betrachtet die Skulptur eines Pferdes
Am Tag des offenen Denkmals kann dieser Hengst besichtigt werdenBild: Carsten Koall/dpa/picture alliance
Kunst-Krimi: Wo waren die Thorak-Pferde?
Die Story der Hengste, nach ihrem Schöpfer auch "Thorak"-Pferde benannt, füllt bereits ein ganzes Buch - oder besser gesagt: ihr Verschwinden. Lange war nicht klar, was mit ihnen geschehen war. Zunächst wurde vermutet, dass sie gegen Ende des Zweiten Weltkriegs bei Angriffen auf Berlin zerstört wurden. Später entdeckte man sie auf einem sowjetischen Kasernengelände bei Eberswalde, nordöstlich von Berlin. Doch von dort verschwanden sie im Wendejahr 1989. Erst 2013 tauchte eine Farbfotografie auf, die Anlass zur Vermutung gab, dass sie noch immer existieren könnten.
Kunstkrimi um Hitlers Bronze-Hengste
26:06
Die Berliner Polizei erhielt das Foto gemeinsam mit einen Hinweis, dass die Pferde für einen Millionenbetrag auf dem geheimen Kunstmarkt angeboten würden. Das war der Startschuss für René Allonge, einen auf Kunstkriminalität spezialisierten Kommissar des Landeskriminalamtes Berlin, und den vielleicht berühmtesten privaten Kunstdetektiv Europas, den Niederländer Arthur Brand, zu ermitteln.
Arthur Brand: "Die beste Geschichte meines Lebens"
Das Duo konnte klären, dass es sich bei dem Schwarzmarkt-Angebot um die echten Pferde handelte. Rückblickend sagt Brand im DW-Gespräch: "Mir war klar, wenn wir die Pferde zurückholen, wird das die beste Geschichte meines Lebens." Es ist zugleich eine deutsch-deutsche Geschichte, die Stasi-Agenten und die sowjetische Besatzungsmacht einschließt. Die Pferde wurden zerlegt über die damals noch innerdeutsche Grenze geschmuggelt, um sie vermutlich im Westen gegen harte Devisen zu tauschen.
Ein riesiges, weiß verhülltes Pferd auf einem Wagen wird von mehreren von hinten sichtbaren Personen durch ein Tor zu einem Gebäude geleitet.Ein riesiges, weiß verhülltes Pferd auf einem Wagen wird von mehreren von hinten sichtbaren Personen durch ein Tor zu einem Gebäude geleitet.
Erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit mit dem letzten Besitzer der Pferde kamen sie im Oktober 2022 nach BerlinBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Letztlich kam es 2015 zu einer bundesweiten Razzia, bei der die Pferde bei einem Kunstsammler in Bad Dürkheim, nahe der Stadt Mannheim im Südwesten Deutschlands, sichergestellt werden konnten. Ob er sie sich illegal beschafft hatte, wurde nie endgültig geklärt: Ermittlungen gegen den Mann wurden wegen Verjährung eingestellt. Erst nach einem jahrelangen Rechtsstreit war er 2022 bereit, die Pferde abzugeben.
Brand veröffentlichte ein Buch über den Kunst-Krimi, von dem er sagt, dass an dessen Story alles gestimmt habe: "Ein Geheimnis, die Jagd, die verschiedenen Charaktere, Nazi-Sympathisanten." Vielleicht ein Grund, warum sich Hollywood die Filmrechte an dem Stoff sicherte.
Monströse Zierde für Hitlers "Germania"
Einst standen die Pferde nur wenige Kilometer entfernt von ihrem jetzigen Standort in der Zitadelle, im Garten der Neuen Reichskanzlei von Adolf Hitler. Die Skulpturen sollten - so die Vorstellung des Diktators - die von ihm geplante "Welthauptstadt Germania" schmücken. "Eine gewisse Ideologie ist doch ablesbar. Also, das heißt eine besondere Männlichkeit - es sind ja Hengste. Der Hals ist extrem groß und mächtig, die Muskeln sind völlig übertrieben. Das Ganze strahlt eine gewisse Gewalt aus", so Urte Evert, Leiterin des Stadtgeschichtlichen Museums der Zitadelle Spandau.
Ein Mann öffnet die Hülle über dem Kopf einer Pferde-Skulptur Ein Mann öffnet die Hülle über dem Kopf einer Pferde-Skulptur
Restauratoren nahmen sich der Thorak-Pferde an, bevor sie in der Zitadelle Spandau gezeigt werdenBild: Britta Pedersen/dpa/picture alliance
Josef Thorak gehörte wie Arno Breker (1900-1991) zu den wichtigsten Propaganda-Künstlern des NS-Regimes. Thorak fertigte die Pferde in den 1930er-Jahren für Adolf Hitler an. Es gibt noch ein weiteres Pferd, das jedoch nicht an Hitler übergeben worden war. Es steht heute auf dem Gelände eines Gymnasiums am Chiemsee in Bayern. In den 1960er-Jahren soll die Familie Thorak mit der Skulptur die Schulgebühren für einen Sohn bezahlt haben.
Warum die "Schreitenden Pferde" getrennt ausgestellt werden
Ursprünglich sollten beide Berliner Thorak-Pferde im Schaudepot "Bastion Königin" der Zitadelle gezeigt werden, erklärt Museumsleiterin Urte Evert gegenüber der DW. Dort können Werke aus Metall und Stein aufbewahrt werden, ohne Schaden zu nehmen. Stattdessen fand eines der Pferde Platz in der Dauerausstellung "Enthüllt" - im Raum mit nationalsozialistischer Kunst. Durch die räumliche Trennung wird nun der Eindruck verhindert, dass ein eigenes Museum für "Hitlers Hengste" geschaffen wurde.
Neben dem Pferd sind noch weitere als problematisch geltenden Statuen und Büsten zu sehen. Jedes dieser Werke erzählt eine eigene Geschichte.
Weitere toxische Kunstwerke in der Zitadelle
In einem Raum mit Klinkerwand stehen eines der beiden Thorak-Pferde und im Hintergrund auf einer Palette eine Büste von Adolf Hitler, der die Nase fehlt. In einem Raum mit Klinkerwand stehen eines der beiden Thorak-Pferde und im Hintergrund auf einer Palette eine Büste von Adolf Hitler, der die Nase fehlt.
Thorak-Pferd vor Hitlerbüste im Schaudepot der Zitadelle SpandauBild: Stadtgeschichtliches Museum Spandau
So steht der zweite Hengst nun in nächster Nähe zu einer jüngst gefundenen Hitler-Büste. Sie wurde im Sommer bei Bauarbeiten in Berlin-Mitte unweit des Kanzleramts entdeckt und dem Künstler Josef Limburg (1874-1955) zugeschrieben. Er soll sie 1937 in seinem Atelier im Berliner Ortsteil Lichterfelde angefertigt haben. Wie das Stück an den Fundort kam, ist nicht bekannt. Die Nase könnte bereits Ende des Zweiten Weltkriegs abhanden gekommen sein, als viele Hitler-Bildnisse zerstört wurden.
Hitler-Büste neben einem liegenden Kunstwerk im Schaudepot der Zitadelle Spandau.Hitler-Büste neben einem liegenden Kunstwerk im Schaudepot der Zitadelle Spandau.
Der 300 Kilogramm schweren Hitler-Büste von Josef Limburg fehlt die NaseBild: Stadtgeschichtliches Museum Spandau
Außerdem werden im Schaudepot auch zwei Marmorköpfe aus dem Atelier Arno Brekers gezeigt - außerdem eine Skulptur von Arminius Hasemann (1888-1979). Die Geschichte seiner "Hockende(n) N*", wie die Statue der stereotyp dargestellten Afrikanerin von 1925 ursprünglich hieß, könnte ein eigenes Buch füllen, besonders ihr Ende: Die Skulptur wurde 2020 beschmiert und geköpft - vermutlich im Zuge der weltweiten Proteste gegen die tödliche Polizeigewalt am schwarzen US-Amerikaner George Floyd, so Museumsleiterin Evert. Dabei war es zu diesem Zeitpunkt bereits beschlossene Sache, sie aus dem Berliner Stadtbild zu entfernen.
Die Kunstwerke im Schaudepot der Zitadelle Spandau können nur während geführter Touren und spezieller Veranstaltungen besichtigt werden.
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NS-Raubkunst
Vorsitzender der Beratenden Kommission fordert Restitutionsgesetz
Der Vorsitzende der Beratenden Kommission NS-Raubkunst, Papier, fordert ein umfassendes Restitutionsgesetz für Kulturgut, das den Besitzern im Zuge der NS-Verfolgung entzogen wurde.
07.09.2023
Papier sitzt vor einer blauen Wand und gestikuliert mit beiden Händen.
Der Vorsitzende der Beratenden Kommission, Hans-Jürgen Papier (imago images / Metodi Popow / M. Popow via www.imago-images.de)
Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts kritisierte, ein rechtliches Regelwerk fehle bisher in Deutschland. Wichtig sei, auch die privaten Inhaber von NS-Raubgut mitzuerfassen, sagte Papier dem Evangelischen Pressedienst. Es müsse rechtlich festgelegt werden, unter welchen Voraussetzungen private Institutionen oder Einzelpersonen verpflichtet werden könnten, NS-Raubkunst an die Nachkommen der ehemaligen Eigentümer herauszugeben.
Mit einem Restitutionsgesetz könne auch die Kommission nachhaltig gestärkt werden, so Papier. Man könne ihren Sachverstand und ihr Erfahrungswissen nutzen. „Die Kommission wäre aber dann keine ausschließlich beratende mehr“, betonte Papier. Der Gesetzgeber könnte sich zum Beispiel entscheiden, die Kommission als Verwaltungsbehörde auszugestalten.
Bundesregierung plant Reformen für Kommission
Die Bundesregierung plant Veränderungen für die Beratende Kommission. Nach Informationen des Deutschlandfunks will Kulturstaatsministerin Roth in den nächsten Tagen einen konkreten Vorschlag dafür vorlegen. Geplant ist unter anderem eine einseitige Anrufbarkeit auch ohne Zustimmung betroffener Museen. Außerdem soll das Gremium auch selbstständig und ohne ausdrückliche Anrufung tätig werden können.
Die Beratende Kommission ist auch unter ihrem früheren Namen „Limbach-Kommission“ bekannt. Das vor 20 Jahren eingesetzte Gremium kann von betroffenen Personen und Stiftungen bei strittigen Fragen im Hinblick auf Kulturgüter angerufen werden, die ihnen in der Zeit des Nationalsozialismus abhandengekommen sind. Öffentliche Museen, in denen diese sich heute befinden, müssen einem Verfahren bislang noch zustimmen. Weil der Beratenden Kommission fehlende Transparenz vorgeworfen wird und viele Museen eine Anrufung ablehnen, steht sie seit längerem in der Kritik.
Weiterführende Informationen
Um NS-Raubkunst geht es auch in zwei Folgen des neuen Deutschlandfunk-Podcasts Tatort Kunst.
https://www.deutschlandfunk.de/
Deutschlandfunk Kultur
NS-Raubkunst - Reform der Limbach-Kommission geplant
Fazit - Deutschlandfunk Kultur · 03.09.2023 · 8 Min.
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Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Bündnis 90/Die Grünen) sitzt an einem Tisch, darauf ihr unscharfes Namensschild.
Erscheinungsdatum
03.09.2023
Gibt es Konflikte über die Rückgabe von NS-Raubkunst, dann soll die Limbach-Kommission schlichten – wenn alle Streitparteien zustimmen. Doch auch darum ist ihre Bilanz mit 23 Fällen in 20 Jahren mager. Nun ist eine Reform geplant. Koldehoff, Stefan
https://www.ardaudiothek.de/
Bayern will im Bundesrat Initiative für Restitutionsgesetz starten
20.07.2023
Bayern fordert vom Bund ein Restitutionsgesetz für Raubkunst. Kunstminister Markus Blume teilte in München mit, die Bundesregierung müsse „endlich Rechtssicherheit schaffen“. Es brauche eine gesetzliche Regelung zur Rückgabe „von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut“. Blume kündigte dazu eine Bundesrats-Initiative der bayerischen Staatsregierung an. Anlass für den Vorstoß ist der Streit um das Picasso-Gemälde ‚Madame Soler‘.
Der bayerische Minister verwies darauf, dass die Provenienzforschung nach einer „äußerst sorgfältigen“ Prüfung zu dem Ergebnis kam, dass es sich bei dem Werk nicht um NS-Raubkunst handle. Dagegen vertreten die Erben des ursprünglichen, jüdischen Besitzers die Auffassung, das Werk sei unter Druck des NS-Regimes verkauft bzw in Obhut eines Kunsthändlers gegeben worden. Blume betonte, Provenienzforschung – also die Ermittlung der Herkunft eines Kunstwerks – sei „nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine kulturpolitische Aufgabe“. Es sei selbstverständlich, dass Werke aus den Beständen der staatlichen Museen und Sammlungen restituiert – also zurückgegeben – werden, wenn es sich um Raubkunst handle, die in der NS-Zeit „erworben“ wurde. ‚Madame Soler‘ sei allerdings „kein Raubkunstfall.“
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
Bundesratsinitiative für Restitutionsgesetz
Stand: 20.07.2023, 11:17 Uhr
Bayern fordert vom Bund ein Restitutionsgesetz für Raubkunst.
Der bayerische Kunstminister Blume sagte, die Bundesregierung müsse endlich eine gesetzliche Regelung zur Rückgabe von NS-Raubkunst beschließen und damit Rechtssicherheit schaffen.
Bisher gibt es nur die sogenannte Washingtoner Erklärung, die 44 Staaten sowie zwölf NGOs, darunter jüdischen Opferverbände beschlossen hatten. Anlass für den bayerischen Vorstoß ist der lange Streit um das Picasso-Gemäldes "Madame Soler". Das war nach ausgiebiger Prüfung nicht als Raubkunst eingestuft worden. Jüdische Nachfahren des ehemaligen Besitzers sind damit nicht einverstanden.
Die Kulturnachrichten hören Sie in den Sendungen Mosaik, Kultur am Mittag und Resonanzen auf WDR 3 sowie Scala auf WDR 5.
https://www1.wdr.de/
Provenienzforschung
Kunstminister Markus Blume kündigt Bundesratsinitiative für ein Restitutionsgesetz an: „Der Fall Madame Soler zeigt: Eine gesetzliche Lösung ist überfällig!“
Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut angekündigt. Anlass war Mitte Juli die Behandlung einer Eingabe zur Anrufung der Beratenden Kommission in Bezug auf das Gemälde „Madame Soler“ von Pablo Picasso.
19.07.2023
Kunstminister Markus Blume betonte: „Die Empörung der Opposition ist mehr als verwunderlich: Die Petition betrifft einen seit über zehn Jahren geklärten Sachverhalt. Bayern steht zur Washingtoner Erklärung. Aber das Ergebnis der Provenienzforschung ist klar: ‚Madame Soler‘ ist kein Raubkunstfall, kein Fall für die Beratende Kommission. Der Fall zeigt viel mehr: Eine gesetzliche Lösung ist überfällig! Wir haben genug vom Zögern und Zaudern der Ampel: Der Bund muss endlich Rechtssicherheit schaffen! Bayern wird deshalb eine Bundesratsinitiative starten und den Bund auffordern, zeitnah ein Restitutionsgesetz vorzulegen.“
Provenienzforschung als historisch-moralische Verpflichtung und kulturpolitische Aufgabe
Provenienzforschung ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine kulturpolitische Aufgabe. Für den Freistaat ist es daher selbstverständlich, dass Sammlungsobjekte im Bestand der staatlichen Museen und Sammlungen restituiert werden, wenn sie ihren früheren Eigentümern im Rahmen der NS-Verfolgung entzogen wurden.
Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben zu diesem Zweck bereits 1999 unmittelbar nach der Washingtoner Konferenz als eines der ersten Museen eine Stelle für Provenienzforschung eingerichtet, seit 2008 besteht ein eigenes Referat für Provenienzforschung. Seitdem wurden 6.000 Werke proaktiv untersucht und 22 Werke aus 14 Sammlungen restituiert. In drei Fällen wurde zudem gemeinsam mit den jeweiligen antragstellenden Erben die Beratende Kommission angerufen.
Im Fall von Picassos „Madame Soler“ wurde das Restitutionsersuchen äußerst sorgfältig geprüft. Die Provenienzforscher kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem dokumentierten Verkauf des Gemäldes aus der Sammlung von Paul von Mendelssohn-Bartholdy an den jüdischen Kunsthändler Justin Thannhauser, von dem wiederum der Freistaat Bayern das Bild im Jahr 1964 angekauft hat, nicht um einen NS-verfolgungsbedingten Entzug im Sinne der Washingtoner Erklärung handelt, das Gemälde also kein Restitutionsfall ist. Es besteht daher kein Anlass, die Angelegenheit nun der Beratenden Kommission vorzulegen; die Voraussetzungen für die Befassung der Mediationsinstanz liegen nicht vor.
Weitere Informationen
Der Forschungsverbund Provenienzforschung Bayern (FPB) >>>
Stand: 19. Juli 2023 / Bildnachweis: Axel König/StMWK; Steffen Böttcher (Porträt StM Blume)
https://wissenschaft.kunst.bayern.de/
Pressemitteilungen
Kunstminister Markus Blume kündigt Bundesratsinitiative für ein Restitutionsgesetz an: „Der Fall Madame Soler zeigt: Eine gesetzliche Lösung ist überfällig!“
19. Juli 2023
Restitutionsgesetz als Voraussetzung für Rechtssicherheit – Bekräftigung der Provenienzforschung als historisch-moralische Verpflichtung und kulturpolitische Aufgabe
MÜNCHEN. Kunstminister Markus Blume hat heute im Bayerischen Landtag anlässlich der Behandlung einer Eingabe zur Anrufung der Beratenden Kommission in Bezug auf das Gemälde „Madame Soler“ von Pablo Picasso eine Bundesratsinitiative für eine gesetzliche Regelung zur Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgut angekündigt. Kunstminister Markus Blume betonte: „Die Empörung der Opposition ist mehr als verwunderlich: Die Petition betrifft einen seit über zehn Jahren geklärten Sachverhalt. Bayern steht zur Washingtoner Erklärung. Aber das Ergebnis der Provenienzforschung ist klar: ‚Madame Soler‘ ist kein Raubkunstfall, kein Fall für die Beratende Kommission. Der Fall zeigt viel mehr: Eine gesetzliche Lösung ist überfällig! Wir haben genug vom Zögern und Zaudern der Ampel: Der Bund muss endlich Rechtssicherheit schaffen! Bayern wird deshalb eine Bundesratsinitiative starten und den Bund auffordern, zeitnah ein Restitutionsgesetz vorzulegen.“
Provenienzforschung als historisch-moralische Verpflichtung und kulturpolitische Aufgabe
Provenienzforschung ist nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine kulturpolitische Aufgabe. Für den Freistaat ist es daher selbstverständlich, dass Sammlungsobjekte im Bestand der staatlichen Museen und Sammlungen restituiert werden, wenn sie ihren früheren Eigentümern im Rahmen der NS-Verfolgung entzogen wurden. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben zu diesem Zweck bereits 1999 unmittelbar nach der Washingtoner Konferenz als eines der ersten Museen eine Stelle für Provenienzforschung eingerichtet, seit 2008 besteht ein eigenes Referat für Provenienzforschung. Seitdem wurden 6.000 Werke proaktiv untersucht und 22 Werke aus 14 Sammlungen restituiert. In drei Fällen wurde zudem gemeinsam mit den jeweiligen antragstellenden Erben die Beratende Kommission angerufen. Im Fall von Picassos „Madame Soler“ wurde das Restitutionsersuchen äußerst sorgfältig geprüft. Die Provenienzforscher kamen zu dem Ergebnis, dass es sich bei dem dokumentierten Verkauf des Gemäldes aus der Sammlung von Paul von Mendelssohn-Bartholdy an den jüdischen Kunsthändler Justin Thannhauser, von dem wiederum der Freistaat Bayern das Bild im Jahr 1964 angekauft hat, nicht um einen NS-verfolgungsbedingten Entzug im Sinne der Washingtoner Erklärung handelt, das Gemälde also kein Restitutionsfall ist. Es besteht daher kein Anlass, die Angelegenheit nun der Beratenden Kom-
mission vorzulegen; die Voraussetzungen für die Befassung der Mediationsinstanz liegen nicht vor.
Helena Barsig, Sprecherin, 089 2186 1829
https://www.bayern.de/
Schloss Neuschwanstein: Märchentraum und Depot für NS-Raubkunst
Es ist das Märchenschloss schlechthin. Neuschwanstein inspirierte Walt Disney und lockt jährlich rund 1,4 Millionen Touristen an. Während des Zweiten Weltkriegs aber diente es den Nazis als Raubkunst-Lager.
Datum 18.04.2023
Autorin/Autor Louisa Schaefer
Schloss Neuschwanstein ist der Inbegriff der Idylle: Es liegt auf einem Felsen mitten in den bayrischen Alpen, drumherum erstrecken sich malerische Berge und Seen, die spitzen Türme ragen bei schönem Wetter in den blauen Himmel hinein. In solchen Landschaften spielen Märchen - und so verwundert es auch nicht weiter, dass der Mann, der dieses prachtvolle Schloss bauen ließ, als "Märchenkönig" bezeichnet wird: Ludwig II. von Bayern, geboren 1845.
"Neuschwanstein ist eingebettet in diese Alpenlandschaft wie in eine Theaterkulisse. Ludwig II. wollte Architektur, Kunst und Landschaft zu einem Gesamtkunstwerk vereinen", sagt Alexander Wiesneth von der Bayerischen Schlösserverwaltung gegenüber der DW.
Neuschwanstein - geplant als Ort der Zuflucht
Nur wenige Wochen nach dem mysteriösen Tod Ludwigs II. im Jahr 1886 wurde Neuschwanstein für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Es war eine ironische Wendung des Schicksals, denn der König hatte das Schloss als privaten Zufluchtsort für sich selbst errichten lassen, da er verzweifelt nach Einsamkeit suchte.
Schwarzweiß-Porträts von König Ludwig II. und Herzogin Sophie
König Ludwig II löste seine Verlobung mit Herzogin Sophie und lebte den Großteil seines Lebens allein.
Die Inspiration für Neuschwanstein, das im Stil einer mittelalterlichen Ritterburg gebaut wurde, erhielt Ludwig II. 1867 auf seinen Reisen zur Wartburg bei Eisenach und zum Chateau de Pierrefonds in Frankreich.
Der exzentrische König schrieb im Mai 1868 an seinen verehrten Freund, den Opernkomponisten Richard Wagner: "Ich habe die Absicht, die alte Burgruine Hohenschwangau bei der Pöllatschlucht neu aufbauen zu lassen im echten Styl der alten deutschen Ritterburgen, und muss Ihnen gestehen, dass ich mich sehr darauf freue, dort einst (in 3 Jahren) zu hausen."
Eine Hommage an Richard Wagner
Der Bau des neuen Schlosses, das 200 Zimmer umfassen sollte, begann im September 1869. Als Erstes wurde 1873 der Torbau fertiggestellt, in den Ludwig II. einzog. Vollenden aber konnte er sein Projekt nicht. Als er starb, wurden die Bauarbeiten großenteils eingestellt.
Trotz aller Romantik und Märchenpracht konnte Neuschwanstein schon damals moderne Errungenschaften wie eine Zentralheizung, Toiletten mit Wasserspülung und ein Glockensystem zum Rufen von Bediensteten vorweisen.
Ludwigs große Verehrung für Wagner und dessen Werke spiegelte sich in der Gestaltung des Schlosses. Wagners Opern "Tannhäuser", "Lohengrin" und "Parsifal" hatten Ludwig II. stark beeinflusst. Zahlreiche Gemälde- und Wandmalereien in den Schlossräumen zeigen Motive aus der Sagen- und Märchenwelt des Mittelalters.
Video abspielen5:16 min
Fünf überraschende Fakten über Schloss Neuschwanstein
Depot für von den Nazis geraubte Kunstwerke
Doch nicht nur die aufwendige und märchenhafte Gestaltung von Neuschwanstein hat das Schloss berühmt gemacht. In die Schlagzeilen geriet es auch, weil es während des Zweiten Weltkrieges den Nationalsozialisten als Depot für geraubte Kunstwerke diente - wie George Clooneys Film "The Monuments Men" von 2014 eindrucksvoll gezeigt hat.
Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in das benachbarte Frankreich im Jahr 1940 ermächtigte Adolf Hitler den "Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg", eine Rauborganisation der Nazis, wertvolle Kulturgüter des "herrenlosen jüdischen Besitzes" zu erfassen und zu beschlagnahmen.
Schwarzweißfoto: Lächelnde US-Soldaten neben zwei Gemälden auf Schloss Neuschwanstein
US-Soldaten mit NS-Raubkunst, gefunden in Schloss Neuschwanstein 1945
Diese Raubgüter wurden zwischen 1940 und 1945 von den Nationalsozialisten an Orte in ganz Europa und später auch nach Deutschland gebracht, in Salzbergwerke, Klöster und Schlösser.
Schloss Neuschwanstein diente als Depot und Hauptquartier der Rosenberg-Truppe. Nahe der österreichischen Grenze gelegen, weit entfernt von der Hauptstadt Berlin oder anderen möglichen Zielen der Alliierten, bot es reichlich Platz.
Freilegung der geplünderten Schätze
Als die Alliierten 1945 Neuschwanstein stürmten, fanden sie Kataloge, Diashows und Listen mit mehr als 20.000 Kunstwerken und anderen Gegenständen, die von den Nazis geraubt worden waren, darunter Schmuck und Möbel der Rothschilds sowie das Meisterwerk "Genter Altar" der Brüder Van Eyck.
Schwarzweiß-Foto: Ein US-Soldat packt ein Gemälde aus, das nach dem Zweiten Weltkrieg auf Schloss Neuschwanstein gefunden wurde.
Auch dieses Gemälde von Fragonard fanden US-Soldaten im Schloss
Viele dieser Gegenstände stammten aus Frankreich. Es war dem beherzten Einsatz der französischen Kuratorin Rose Valland zu verdanken, dass die alliierten Einsatzkräfte das Versteck in Neuschwanstein überhaupt entdeckten, so die Aussage des Kunsthistorikers S. Lane Faison Jr. - einem der "Momument Men" - in einem Interview, das in den "Archives of American Art" zu finden ist.
"Sie gab vor, eine Kollaborateurin (der Nazis, Anm. d. Red.) zu sein", so Faison über Valland, die in der Galerie Nationale du Jeu de Paume in Paris arbeitete, einem Museum, das den Nationalsozialisten als Sammelstelle für geraubte Kunstwerke diente, bevor diese nach Deutschland verschifft wurden.
Valland verfolgte heimlich, über Jahre hinweg, wohin die Kunstwerke transportiert wurden. Ihre akribischen Aufzeichnungen landeten unter glücklichen Umständen in den Händen der Alliierten. Gegen Ende des Krieges wurde der Munich Central Collecting Point (MCCP) gegründet, mit dem Ziel, von den Nazis geraubte Kunstwerke an ihre rechtmäßigen Besitzerinnen und Besitzer zurückzugeben.
Eine Frau und ein Mann an einem Schreibtisch, der voller Papiere ist. Sie zeigt ihm Dokumente. Szene aus The Monuments Men
Cate Blanchett und Matt Damon in "The Monuments Men" (2014)
Maria Blenk, Museumsreferentin der Bayerischen Schlösserverwaltung, sagte gegenüber der DW, dass Besucher durchaus Fragen zu Neuschwanstein und dem Zweiten Weltkrieg stellen. "Vor allem Amerikaner, aber auch Briten erinnern sich an die Geschichte der 'Monuments Men' und viele haben oder hatten Familienangehörige, die während oder nach dem Zweiten Weltkrieg in Bayern stationiert waren, so dass sie sich für die jüngere Geschichte von Neuschwanstein interessieren."
Blick in die Zukunft
Neuschwanstein war nur eines der aufwendigen Bauprojekte Ludwigs II. Weitere sind das Rokoko-Schloss Linderhof, das Barockschloss Herrenchiemsee sowie das Königshaus am Schachen. Gemeinsam mit Schloss Neuschwanstein bewerben sie sich derzeit um die Aufnahme in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Die Entscheidung über die Aufnahme soll voraussichtlich im Sommer 2025 fallen.
Ob als Traum eines Königs, als ehemaliges NS-Raubkunstdepot oder als Inspiration für Walt Disneys Cinderella- und Dornröschen-Schlösser - Neuschwanstein hat eine Geschichte zu erzählen. Und seit kurzem ist das beliebte Touristenziel nachts auch wieder beleuchtet: Auf dem Höhepunkt der Energiekrise waren die Scheinwerfer nämlich abgeschaltet worden, um Strom zu sparen. Aber seit Sonntag (16.04.2023) erstrahlt Schloss Neuschwanstein wieder im Lichterglanz.
Adaption aus dem Englischen: Petra Lambeck
https://www.dw.com/de/
Zwölf Fälle von NS-Raubkunst im Saarlandmuseum
Max Friedrich 12.04.2023 | 20:01 Uhr
In der Zeit des Nationalsozialismus sind viele Kunstwerke aus jüdischem Besitz geraubt worden. Die Stiftung saarländischer Kulturbesitz arbeitet daran, Werke mit kritischer Herkunftsgeschichte zu finden. Bislang konnten zwölf Fälle identifiziert werden.
Die Stiftung saarländischer Kulturbesitz hat unter ihren Werken bislang zwölf Fälle sogenannter NS-Raubkunst ermittelt. Dabei handelt es sich vor allem um Werke, die die Nationalsozialisten jüdischen Sammlern zwischen 1933 und 1945 weggenommen hatten.
Gemälde im Saarlandmuseum (Foto: SR)
Video [aktueller bericht, 12.04.2023, Länge: 3:40 Min.]
Tag der Herkunftsforschung im Saarlandmuseum
HERKUNFT OFT SCHWER NACHVOLLZIEHBAR
Von den insgesamt 220 Kunstwerken sei rund ein Drittel nachweisbar unbelastet, sagt Kathrin Elvers-Svamberk, stellvertretende Leiterin des Saarlandmuseums. Beim Rest seien die Expertinnen vorerst nicht in der Lage, die Eigentumsgeschichte lückenlos nachzuvollziehen.
Belastete Werke gibt das Saarlandmuseum an die rechtmäßigen Eigentümer zurück, oder erwirbt sie, um sie weiter ausstellen zu können. In den meisten Fällen sind intensive Nachforschungen nötig, um Werke mit einer kritischen Herkunftsgeschichte zu finden.
Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 12.04.2023 berichtet.
https://www.sr.de/
NS-Raubgut: Aufarbeitung und Restitution
Während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden zahlreiche Sammlerinnen und Sammler von Kunst- und Kulturgütern beraubt oder enteignet. Vielfach mussten sie ihre Besitztümer unter Wert veräußern oder auf der Flucht zurücklassen. Vor allem jüdische Bürgerinnen und Bürger waren von dem staatlich organisierten Kunstraub der Nationalsozialisten betroffen.
Umsetzung der Washingtoner Prinzipien in Deutschland
Im Dezember 1999 haben Bund, Länder und kommunale Spitzenverbände ihre "Gemeinsame Erklärung zur Auffindung und zur Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgutes, insbesondere aus jüdischem Besitz" abgegeben. Alle öffentlichen Kultureinrichtungen sind damit aufgerufen, ihre Bestände auf NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut (NS-Raubgut) zu überprüfen und unklare oder zweifelhafte Erwerbsvorgänge offen zu legen. Private sind aufgefordert, ebenfalls so zu handeln.
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Weitere Informationen
Gemeinsame Erklärung
Washingtoner Prinzipien
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Bund, Länder und Kommunen haben 2015 das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste als zentralen nationalen und internationalen Ansprechpartner in Deutschland zu Fragen der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung eingerichtet. Das mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) ausgestattete Zentrum bietet finanzielle Unterstützung für Provenienzforschungsprojekte, die Kulturgut bewahrende Einrichtungen wie Museen, Bibliotheken und Archive in ihren Beständen durchführen. Auch Privatpersonen und private Institutionen können Förderungen erhalten.
Zudem betreibt das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste die Lost Art-Datenbank, in der Kulturgutverluste als Such- und Fundmeldungen dokumentiert sind, sowie die Forschungsdatenbank Proveana, in der Forschungsergebnisse vernetzt werden, um die Provenienzforschung zu erleichtern und insbesondere Doppelrecherchen zu vermeiden.
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Weitere Informationen
Deutsches Zentrum Kulturgutverluste
Help Desk des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste
Lost Art-Datenbank
Proveana-Datenbank
Die Provenienzforschung widmet sich der Herkunft von Kunstwerken und anderen Kulturgütern, insbesondere den erfolgten Eigentums- und Besitzwechseln. Ziel ist es, mögliches NS-Raubgut zu identifizieren, die Verlustumstände aufzuklären und so gegebenenfalls eine Grundlage für gerechte und faire Lösungen im Sinne der Washingtoner Prinzipien zu erhalten.
Fachliche Orientierungshilfen
Hilfestellung für die Untersuchung von Beständen und Sammlungen auf das Vorhandensein von NS-Raubgut bietet die Handreichung zur Umsetzung der Gemeinsamen Erklärung von Bundesregierung, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden (aktualisierte Neufassung 2019). Darin finden diejenigen, die Provenienzforschung betreiben, grundlegende Erläuterungen zu der Aufgabe, die Washingtoner Prinzipien in Deutschland umzusetzen, sowie praktische Hinweise und weiterführende Informationen für die eigenständige Provenienzforschung.
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Weitere Informationen
Handreichung zur "Gemeinsamen Erklärung"
Leitfaden "Provenienzforschung"
BKM-Empfehlung zum Erwerb von Kulturgütern
Aufarbeitung des Kunstfunds Gurlitt
Die systematische Erforschung des Kunstfunds Gurlitt ist seit Ende 2017 abgeschlossen. Alle 14 im Zusammenhang mit dem Kunstfund Gurlitt erforschten Werke, die als NS-verfolgungsbedingt entzogen identifiziert wurden, wurden inzwischen restituiert (Stand: Februar 2021).
Zu den Forschungsergebnissen der Taskforce "Schwabinger Kunstfund" und des Gurlitt-Projekts wurde Anfang Mai 2020 die Publikation "Kunstfund Gurlitt. Wege der Forschung" (Verlag De Gruyter) veröffentlicht. Diese beinhaltet insbesondere die über die Provenienzforschung zu den einzelnen Werken hinausgehenden Erkenntnisse zu den Strukturen des NS-Kunstraubes insgesamt, zum Beispiel zu den Händlernetzwerken in Frankreich während der Besatzung durch das NS-Regime.
Publikation „Kunstfund Gurlitt. Wege der Forschung“
Provenienzforschung in Deutschland
Deutschland hat die Rahmenbedingungen für die Erforschung und Rückgabe von NS-Raubgut seit der Verabschiedung der Washingtoner Prinzipien und der Gemeinsamen Erklärung stetig verbessert. Kontinuierlich ist in den vergangenen 20 Jahren die Zahl der Museen, Bibliotheken, Archive und weiteren Kulturgut bewahrenden öffentlichen Einrichtungen in Deutschland gestiegen, die im Rahmen einer systematischen Provenienzforschung nach entzogenen Kulturgütern suchen.
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Provenienzforschung in Wissenschaft und Lehre
Die Verankerung der Provenienzforschung in Wissenschaft und Lehre dient der Schaffung von Grundlagenwissen und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie ist eine notwendige Ergänzung ihrer finanziellen Förderung. Die Einrichtung von spezialisierten Professuren und Juniorprofessuren auf diesem Gebiet an den Universitäten Bonn, Hamburg, München, Berlin und Lüneburg ist daher eine nachhaltige Stärkung der Provenienzforschung.
Zudem gibt es an verschiedenen Standorten in Deutschland Weiterbildungsprogramme. Sie richten sich vor allem an Beschäftigte in Museen, Sammlungen, Museumsverbänden, aber auch an freiberufliche Provenienzforscherinnen und Provenienzforscher sowie im Kunsthandel Beschäftigte. Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste unterstützt auch dieses Angebot.
Beratende Kommission
Zur Klärung von strittigen Fragen über die Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern hat der Bund zusammen mit den Ländern und Kommunalen Spitzenverbänden 2003 die unabhängige "Beratende Kommission im Zusammenhang mit der Rückgabe NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturguts, insbesondere aus jüdischem Besitz" eingerichtet. Grundlage ihrer Tätigkeit sind die Washingtoner Prinzipien von 1998 und die Gemeinsame Erklärung von 1999.
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Weitere Informationen
www.beratende-kommission.de
Kunstverwaltung des Bundes
Der Bund ist Eigentümer eines umfangreichen Bestandes an Kunstwerken, zu dem unter anderem der Restbestand des Central Collecting Point (CCP) München gehört. Der CCP -Bestand beinhaltet Werke aus ehemaligem NS-Reichsbesitz sowie aus privaten Sammlungen von Vertretern des NS-Staates. Diese Objekte proaktiv kontinuierlich auf ihre Provenienz hin zu untersuchen - und möglicherweise vorhandene NS-Raubkunst zu identifizieren - ist eine zentrale Aufgabe der Kunstverwaltung des Bundes (KVdB).
Die Ergebnisse der Provenienzforschung der KVdB sind in der Provenienzdatenbank des Bundes veröffentlicht. Seit Verabschiedung der Washingtoner Prinzipien von 1998 hat die KVdB bereits 66 Kunstwerke und eine Bibliothek aus rund 6.900 Büchern aus dem CCP -Bestand, die als Raubkunst identifiziert wurden, an die jeweiligen Berechtigten zurückgegeben (Stand November 2021).
Weitere Informationen
Kunstverwaltung des Bundes (KVdB )
Provenienzdatenbank.Bund
Geförderte Projekte
Das mit Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Forschungsprojekt "Restatement of Restitution Rules" an der Universität Bonn befasst sich mit der internationalen Praxis bei Restitutionen nationalsozialistischer Raubkunst. Ziel ist es, durch eine rechtsvergleichende Bestandsaufnahme und Analyse der Restitutionspraxis in Österreich, Frankreich, Großbritannien, Deutschland und den Niederlanden die abstrakten Entscheidungsregeln und die ihnen zugrundeliegenden Gerechtigkeitserwägungen festzustellen. Die geplante Abhandlung ist als Vorschlag und Argumentationshilfe bei Restitutionsentscheidungen sowie bei der Erarbeitung von Empfehlungen gedacht. Das Projekt soll 2024 - im 25. Jahr der Washingtoner Prinzipien - abgeschlossen sein.
Weitere bundesgeförderte Projekte sind das Judaica-Fachsymposium "Geraubte Judaica – Die Erforschung ihrer Provenienz in Israel und Deutschland" und die deutsche Übersetzung des "Handbook on Judaica Provenance Research: Ceremonial Objects".
Der Bund unterstützt auch internationale Kooperationen, wie das 2017 bis 2019 durchgeführte Deutsch-Amerikanische Austauschprogramm zur Provenienzforschung für Museen (PREP) und den vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste im August 2019 organisierten deutsch-israelischen Fachdialog. Um speziell die deutsch-israelische Kooperation zur Provenienzforschung zu stärken, ist eine Verstetigung dieser Kooperation geplant.
Weitere Informationen
Forschungsprojekt "Restatement of Restitution Rules"
Judaica-Fachsymposium "Geraubte Judaica – Die Erforschung ihrer Provenienz in Israel und Deutschland"
Deutsche Übersetzung "Handbook on Judaica Provenance Research: Ceremonial Objects"
Deutsch-Amerikanisches Austauschprogramm zur Provenienzforschung für Museen (PREP)
Dieser Beitrag wurde zuletzt am 8. Dezember 2021 aktualisiert.
DOWNLOAD ENGLISH VERSION
Provenance research on Nazi-looted art in Germany
PDF herunterladen, 129 KB, barrierefrei >>>
https://www.bundesregierung.de/
Deutschlands Leid mit der NS-Raubkunst
Stefan Dege
20.06.2021 20. Juni 2021
Nach Jahrzehnten kehrt ein geraubtes Heckel-Gemälde zu den Erben zurück - während weitere Raubkunst unaufgeklärt bleibt. Zeit für ein Restitutionsgesetz?
Raubkunst - ein US-Soldat sichtet 1945 die Sammlung des Nazi-Politikers Hermann GöringBild: CPA Media/Pictures From History/dpa/picture alliance
Zwei junge Menschen lehnen aneinander, die ernsten Blicke in die Ferne gerichtet, wie zwei Wartende. Der deutsche Expressionist Erich Heckel (1883-1970) hat seine "Geschwister" im Jahre 1913 gemalt, kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs, als wäre er ein Prophet der Apokalypse, in düsteren gedeckten Farben. Jetzt hat die Kunsthalle Karlsruhe das Ölgemälde in die USA geschickt, wo es künftig im Virginia Museum of Fine Arts in Richmond zu sehen sein soll. So wollen es die Erben des jüdischen Historikers Max Fischer, der "Die Geschwister" bis 1934 besessen hat.
Vielfach war das Heckel-Gemälde auf internationalen Kunstausstellungen zu sehen - auf der Biennale in Venedig (1952) ebenso wie auf der documenta in Kassel (1955). Die Sammlung Fischer gehörte zu den wichtigsten deutschen Privatsammlungen expressionistischer Kunst. Dass das Bild nun seine aufsehenerregende USA-Reise antreten konnte, verdankt es einer Empfehlung der sogenannten Limbach-Kommission. Die von Bund, Ländern und kommunalen Spitzenverbänden eingesetzte Expertenkommission für NS-Raubgut ging von einem "NS-verfolgungsbedingten Entzug aus". Tatsächlich setzten die Nationalsozialisten Fischer wegen seiner jüdischen Abstammung zu. 1935 verließ er Deutschland, ein Jahr später emigrierte er in die USA.
Erich Heckels Gemälde "Geschwister" von 1913 zeigt zwei junge Frauen, die aneinandergelehnt in die Ferne schauenErich Heckels Gemälde "Geschwister" von 1913 zeigt zwei junge Frauen, die aneinandergelehnt in die Ferne schauen
Erich Heckels "Geschwister" von 1913Bild: Nachlass Erich Heckel, Hemmenhofen
Seltsamerweise war es Erich Heckel selbst, in dessen Keller sich Fischers "Geschwister" bei Kriegsende befand, sodass er es 1967 der Kunsthalle Karlsruhe schenken konnte. Aber wie war es in Heckels Besitz gelangt - obwohl doch die Nazis expressionistische Bilder als "entartet" verfemten? Hat er sein Bild von Fischer zurückgekauft? Hat er gar die Notlage der Sammlerfamilie ausgenutzt? Oder einen marktgerechten Preis bezahlt, wie die Kunsthalle Karlsruhe vermutet? Entscheidende Fragen bleiben offen. Dennoch plädierte die Limbach-Kommission für Rückgabe, eben weil sie annahm, dass Fischer Unrecht geschehen war.
Ausgeklügeltes Beschaffungsystem
Der Maler Erich Heckel schaut 1949 in die KameraDer Maler Erich Heckel schaut 1949 in die Kamera
Der Maler Erich HeckelBild: akg-images/picture-alliance
Am Fall des Heckel-Bildes, obwohl einigermaßen speziell, lässt sich studieren, wie breit und komplex das Feld der NS-Raubkunst noch heute ist, 88 Jahre nach der Machtergreifung Hitlers und 76 Jahre nach dem Untergang des sogenannten Dritten Reiches. Klar ist, dass die Nazis zwischen 1933 und 1945 ein ausgeklügeltes Beschaffungssystem für Raubkunst betrieben. Sie bedienten sich einer Vielzahl gesetzlicher Regelungen, diverser Behörden und sogar eigens dafür eingerichteter Institutionen. Dem Raub fielen vor allem Juden und als Juden Verfolgte zum Opfer - im Deutschen Reich ebenso wie in den von den Deutschen besetzten Gebieten.
Nutznießer waren nicht selten höchste Nazi-Chargen, die wertvolle Sammlungen aufbauten, allen voran Adolf Hitler, der sich selbst als Kunstfreund und Mäzen sah. Dabei frönten sie dem Schönheitsideal einer "Deutschen Kunst". Expressionisten, Dadaisten, Künstler der Neuen Sachlichkeit, des Surrealismus oder des Kubismus wurden als "entartet" verpönt, auch die Werke Erich Heckels.
Joseph Goebbels auf der Ausstellung "Entartete Kunst" in BerlinJoseph Goebbels auf der Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin
Die Nazis ließen allein arisch-deutsche Kunst gelten. Joseph Goebbels besuchte 1938 die Ausstellung "Entartete Kunst" in Berlin.Bild: Zentralarchiv - Staatliche Museen zu Berlin
Im Londoner Viermächte-Abkommen von 1945 brandmarkten die Hauptalliierten des Zweiten Weltkriegs die Kunstdiebstähle als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit". Ihr ganzes Ausmaß förderte jedoch erst im Jahr 2000 ein Bericht des US-Historikers und Holocaust-Forschers Jonathan Petropoulos für den US-Kongress zutage: Nach Petropoulos' Schätzung wurden im Einflussbereich der Deutschen zwischen 1933 und 1945 insgesamt etwa 600.000 Kunstwerke gestohlen, allein ein Drittel in Deutschland und Österreich. Vermögen wurden beschlagnahmt, jüdische Kunstsammler zum Verkauf unter Wert gezwungen, spätestens wenn sie - wie Max Fischer – zur Flucht außer Landes genötigt wurden. Viele der Objekte sind bis heute verschollen: Bis zu 10.000 Kunstwerke verbergen sich noch in öffentlichen Sammlungen und Privatbesitz weltweit, wie der Münchner Rechtsexperte Hannes Hartungschätzt.
Die Washingtoner Erklärung
So scheinbar eindeutig die Vorgänge im Dritten Reich, so schwierig ist der Umgang mit Raubkunst heute. "Faire und gerechte Lösungen" für die Nachfahren und Erben der einst Bestohlenen zu finden, das wollten 44 Staaten, die sich 1998 bei der "Washington Conference on Holocaust-Era Assets" ("Washingtoner Konferenz über Vermögenswerte aus der Zeit des Holocaust ") auf die - völkerrechtlich nicht bindende - "Washingtoner Erklärung" verständigten. Deutschland verpflichtete sich, seine staatlichen Museumsbestände nach NS-verfolgungsbedingt entzogenen Kulturgütern zu durchforsten und aufgefundene Kunstwerke an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben.
Die Juristin Jutta LimbachDie Juristin Jutta Limbach
Lieh der Schlichtungskommission zur NS-Raubkunst ihren Namen: die hochangesehene Juristin Jutta LimbachBild: Rainer Jensen/dpa/picture alliance
Ein individueller, einklagbarer Rückgabeanspruch ließ sich daraus jedoch nicht ableiten. Überhaupt ziehen Experten eine kritische Bilanz des Vorhabens, wie schon 2018 auf einer internationalen Konferenz im Berliner Haus der Kulturen der Welt deutlich wurde. Nur auf Selbstverpflichtung zu hoffen, reiche nicht aus, bemängelte etwa der Philosoph Gunter Gebauer von der Freien Universität Berlin. In den ersten 40 Jahren seit Bestehen der Bundesrepublik Deutschland habe man nicht daran gedacht, die geraubte Kunst freiwillig zurückzugeben. "Nur auf die moralischen Triebe der Kunstbesitzer zu warten, ist ein bisschen blauäugig", so Gebauer im Deutschlandfunk Kultur, "Wir brauchen, glaube ich, ein Gesetz."
Raubkunst – Spitze des Eisbergs
02:35
Ein solches Restitutionsgesetz aber gibt es - anders als in Österreich - bis heute nicht in Deutschland. Um Streitfälle rund um die Restitution von Raubkunst kümmert sich einstweilen die sogenannte "Limbach-Kommission", benannt nach ihrer ersten Vorsitzenden, der hochangesehenen Juristin Jutta Limbach. Zuletzt sorgte im Januar 2021 eine wertvolle Guarneri-Geige für Schlagzeilen, weil die Franz Hoffmann und Sophie Hagemann-Stiftung das vermeintliche Raubgut bisher nicht an die Erben des Speyerer Musikalienhändlers Felix Hildesheimer zurückgegeben hat - entgegen der Empfehlung der Limbach-Kommission.
Umstrittene Rückgaben
Ein spektakulärer Restitutionsfall der jüngsten Zeit betraf das Kirchner-Gemälde "Berliner Straßenszene" von 1913. Der Berliner Senat ließ das Bild im August 2006 restituieren, was in Medien und Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung entfachte. Der Fall führte aller Welt vor Augen, welche Rechtsunsicherheit moralisch verpflichtende, aber juristisch unverbindliche Grundsätze auslösen können.
Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in MagdeburgDas Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg
Hilft bei Fällen von NS-Raubkunst: Das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste in MagdeburgBild: picture-alliance/dpa/J. Wolf
Hilfe beim Aufspüren von NS-Raubkunst bietet deshalb seit Jahren das "Deutsche Zentrum Kulturgutverluste" in Magdeburg, etwa mit ergiebigen Datenbanken, darunter das öffentlich zugängliche "Lost Art Register", mit umfassender Provenienzforschung wie im ebenfalls sensationellen Fall Gurlitt oder auch durch die Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern.
Auch eine "Handreichung für Museen und öffentliche Einrichtungen" findet sich auf der Webseite des Magdeburger Zentrums - die leider in einer entscheidenden Frage kaum weiterhilft: Für jeden Verkauf nach 1933 durch ein Opfer der NS-Diktatur wird vermutet, dass er verfolgungsbedingt zustande kam. Dies kann durch den Nachweis widerlegt werden, dass das Objekt einen angemessenen Kaufpreis erzielte. Welcher Preis aber war angemessen? Das seriös zu bewerten, ist im Rückblick - mangels Marktdaten - kaum mehr möglich, wie der Münchener Provenienzforscher Christian Fuhrmeistergegenüber dem "Handelsblatt" betont. Entscheidend ist, ob der Verkauf unter Druck erfolgte. Auch hier könnte ein deutsches Restitutionsgesetz mehr Klarheit bringen. Für Erich Heckels "Geschwister", soviel ist sicher, hat das Warten ein Ende.
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Pressemitteilungen
Freistaat stellt sich erneut NS-Vergangenheit: Restitution von sechs Silberobjekten aus Beständen des Bayerischen Nationalmuseums
13. Januar 2020
Kunstminister Bernd Sibler übergibt gemeinsam mit Generaldirektor des BNM Dr. Frank Matthias Kammel Edelmetallkunstwerke des Bayerischen Nationalmuseums an Erben
MÜNCHEN. Sechs Silberobjekte – einen Pokal und ein Gewürzgefäß sowie drei Leuchter und einen Kelch – gab Kunstminister Bernd Sibler heute zusammen mit dem Generaldirektor des Bayerischen Nationalmuseums (BNM) Dr. Frank Matthias Kammel an die rechtmäßigen Erben der ursprünglichen Besitzer Leo Marx sowie Anna und Prof. Dr. Karl Neumeyer zurück. Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern Dr. h.c. Charlotte Knobloch nahm an der Restitution teil.
Die sechs Exponate gelangten in den Jahren 1939 und 1940 über das Städtische Leihamt München in den Bestand des BNM, nachdem sie im Zuge der Dritten Anordnung auf Grund der Verordnung über die Anmeldung des Vermögens von Juden ihren Besitzerinnen und Besitzern entzogen wurden.
Kunstminister Bernd Sibler betonte: „Mit jeder Restitution legen wir einerseits den Finger in eine tiefe Wunde, die das nationalsozialistische Regime hinterlassen hat. Andererseits wollen wir mit jeder Restitution auch ein sichtbares Zeichen setzen, dass wir uns unserer Verantwortung stellen und uns darum bemühen, in unserer Vergangenheit geschehenes Unrecht aufzuarbeiten und transparent zu machen. Die Provenienzforschung leistet hierzu einen entscheidenden und wertvollen Beitrag. Für den Freistaat ist selbstverständlich, dass Sammlungsobjekte im Bestand der staatlichen Museen und Sammlungen restituiert werden, wenn sie ihren früheren Eigentümern im Rahmen der NS-Verfolgung entzogen wurden.“
Dr. Michael Marx, Vertreter des Erben von Leo Marx, hob hervor: „Die vom BNM, Herrn Dr. Grimm und seiner Gruppe geleistete Arbeit ist ein wichtiger Teil Erinnerungskultur und heute wichtiger denn je. Die uns übergebenen Gegenstände haben einen hohen emotionalen Wert und wir werden sie in Ehren halten. Wir danken Ihnen.“ Prof. Dr. Peter Florian Neumeyer, Erbe von Anna und Prof. Dr. Karl Neumeyer, ergänzte: „There is a Russian proverb, ‘As the call, so the echo’. The call from the Bayerisches Nationalmuseum has been so kind, so generous, and so scrupulous in all respects, that it gives us a model for what should be our own echo in similar circumstances.”
Der Generaldirektor des BNM Dr. Frank Matthias Kammel betonte: „Jüngst beschied das Deutsche Zentrum Kulturgutverluste einen von unserem Haus gestellten Projektantrag zur proaktiven Erbensuche positiv. Das macht mich froh und dankbar, weil wir auf diese Weise die rechtmäßigen Eigentümer nachgewiesenen Raubguts effektiv ausfindig machen können.“
Dr. h.c. Charlotte Knobloch, die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, erklärte anlässlich der Restitution: „Der systematische Raub jüdischen Eigentums war ein entscheidendes Element im Unrecht des NS-Staates und zog sich von Münchner Wohnzimmern bis nach Auschwitz. Die Institutionen des demokratischen Staates stehen daher in der Pflicht, die gestohlenen Wertgegenstände an ihre rechtmäßigen Eigentümer oder deren Erben zurückzugeben. Es ist erfreulich und begrüßenswert, dass der Freistaat diese Verantwortung annimmt und mit gründlicher Provenienzrecherche noch Jahrzehnte nach Kriegsende Gerechtigkeit schafft.“
Die sechs Silberobjekte werden zur Restitution aus der Präsentation „Silber für das Reich. Silberobjekte aus jüdischem Eigentum im Bayerischen Nationalmuseum“ entnommen. Die Ausstellung zeigt insgesamt 112 Objekte der so genannten „Silberabgabe“ aus den Jahren 1939 und 1940 sowie die aktuellen Recherche-Ergebnisse der aktuell noch offenen Fälle. Mehr als 200 weitere Silberobjekte, die ebenfalls im Zuge der Silberabgabe in die Bestände des Museums gelangten, wurden bereits bis zum Jahr 1969 restituiert.
Bildmaterial steht Ihnen unter http://www.bayerisches-nationalmuseum.de/index.php?id=736 zur Verfügung.
Unter diesem Link können Sie ab Montag, den 13. Januar 2020, ca. 16.00 Uhr auch Fotos von der Veranstaltung abrufen.
Julia Graf, stellv. Pressesprecherin, 089 2186 2621
Dr. Helga Puhlmann, Leitung Öffentlichkeitsarbeit BNM, 089 211 24 270
https://www.bayern.de/
NS-Raubkunst in Museum in New York entdeckt
Das FBI hat in einem New Yorker Museum nationalsozialistische Raubkunst entdeckt.
Ein 1933 von den Nazis in Deutschland beschlagnahmtes Gemälde ist in den USA aufgetaucht. Die Entdeckung ist Teil einer internationalen Zusammenarbeit, um NS-Raubkunst aufzutreiben.
24.10.2019, 06:47 Uhr
Canajoharie. Ein von den Nationalsozialisten 1933 gestohlenes Gemälde einer jüdischen Familie ist in einem Museum im US-Staat New York vom FBI entdeckt worden. Das Gemälde "Winter" des amerikanischen Künstlers Gari Melchers war bis zum 10. September Teil einer Sammlung des Arkell Museums in Canajoharie, wie aus Gerichtsdokumenten hervorging. Die Entdeckung ist Teil einer internationalen Zusammenarbeit, um NS-Raubkunst aufzutreiben.
Der deutsche Verleger und Philanthrop Rudolf Mosse erwarb das Gemälde zuerst bei der Großen Berliner Kunstausstellung 1900. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten die Kunstsammlung der jüdischen Familie, nachdem Familienmitglieder von Mosse 1933 aus Deutschland flohen. Die Familie hatte Verbindungen zum "Berliner Tageblatt", einer NSDAP-kritischen Zeitung.
Museum "sehr verstimmt" über die Geschichte des Gemäldes
Der Unternehmer Bartlett Arkell brachte das Gemälde 1934 von einer Galerie in New York City in seine persönliche Sammlung. Später wurde es Teil der Sammlung des Museums, das seinen Namen trägt.
Suzan D. Friedlander, Direktorin und Chefkuratorin, teilte per E-Mail mit, dass das Museum "natürlich sehr verstimmt" über die Geschichte des Gemälde war. Es gab jedoch alle Rechte an "Winter" auf. Das Gemälde bleibt im Büro der Strafverfolgungsbehörde FBI in Albany, bis es der Familie Mosse übergeben wird.
Mehr zum Thema
„Wir sind im Kosten- und Zeitplan“: Kulturstaatsministerin Monika Grütters.
Was tun mit der geraubten Kunst?
RND/AP
https://www.rnd.de/
Erben gesucht
NS-Raubkunst im Provinz-Museum
Von Christoph Richter · 12.12.2016
Die Erforschung der NS-Raubkunst hat auch kleinere Museen erreicht. Große Funde sind zwar nicht zu erwarten, aber auch für Alltagsgegenstände, Bücher und Fotografien werden die rechtmäßigen Besitzer gesucht.
Das Ergebnis vorweg: Es geht nicht nur um Rubens, Max Ernst oder antike Plastiken, sondern der Blick der Provenienzforschung – hinsichtlich NS-Raubgut – soll sich künftig verstärkt auf die kulturgeschichtlichen und kulturhistorischen Alltags-Sammlungen der Heimat- und Regionalmuseen richten. Das hat die heutige Konferenz am Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg deutlich gemacht. Hintergrund ist, dass die Herkunfts- und Eigentumsverhältnisse der nach 1933 eingelieferten Ausstellungsstücke – gerade in mittleren und kleinen Museen – immer noch weitgehend ungeklärt sind.
Anschaulich wird das am konkreten Beispiel des Städtischen Museums in Aschersleben am nördlichen Harzrand. Auf den eng beschriebenen Seiten des vergilbten Museums-Eingangsbuches sind ab 1938 plötzlich keine Einträge mehr zu lesen, obwohl Lokal-Zeitungen bzw. Museumsvereine später noch von Schenkungen bzw. Ankäufen berichten. Und: Obwohl Regionalmuseen oft ein Sammelsurium, Wunderkammern von Regionalia sind taucht im Ascherslebener Musemsdepot – völlig überraschend – eine exotische Afrika-Sammlung auf. Auffälligkeiten, die Provenienzforscher Mathias Deinert stutzig machen.
Mathias Deinert: „Woher die Stücke kommen weiß man dabei nicht. Man weiß nur, sie sind ab 1938 ans Haus gekommen. Um in einer Ausstellung zu zeigen, wir haben die Kolonien verloren, wir brauchen sie wieder. Das ist schon ein propagandistischer Ansatz gewesen.“
Herkunft ungeklärt
Fünf Regionalmuseen in Sachsen-Anhalt lassen derzeit ihre Bestände nach NS-Raubkunst durchforsten. Darunter ist auch das Altmärkische Museum in Stendal. Hier ist man auf 90 Bücher gestoßen, die mit hebräischen Inschriften versehen sind. Woher die Bücher kommen, wem sie einst gehörten: Alles unklar. Experten nennen so etwas einen „unsicheren Sammlungsbestand.“ In der Hallenser Moritzburg dagegen sind von 406 Werken, lediglich vier Arbeiten belastet.
Die Magdeburger Tagung mit dem Titel „Die Suche nach NS-Raubgut am Beispiel Sachsen-Anhalts“ macht deutlich, dass gerade in Heimat- und Regionalmuseen keine sensationellen Restitutionsfälle wie die Gurlitt-Sammlung zu erwarten sind. Stattdessen geht es um kleine Objekte, die nach 1933 widerrechtlich in die Museen gelangt sind. Gemeint ist also nicht die große Kunst, sondern Gegenstände aus jüdischen Haushalten, wie das Porzellan-Service, die Stadt-Ansicht oder ein unscheinbares Buch: Dinge, die für Nachfahren mitunter die einzigen Erinnerungsstücke sind, unterstreicht der Kunsthistoriker Uwe Hartmann vom Deutschen Zentrum für Kulturgutverluste in Magdeburg.
Uwe Hartmann: „Und deswegen steht hinter jeder Provenienz, hinter jeder Geschichte eines Objektes, Geschichten von Menschen. Vielfach dramatische Schicksale.“
Nachholbedarf in der Provinz
Die Provenienzforschung – das wurde auf der Magdeburger Tagung noch mal deutlich – ist mehr als eine profane Besitz-Recherche. Ganz im Gegenteil: Die Biografien der Objekte, seien immer auch Biografien der Opfer, betont der Provenienzexperte Uwe Hartmann. Und: Hinsichtlich der Provenienzforschung haben gerade die Heimat-und Regionalmuseen – wo sich Museumsleute durchaus auch als Handlanger und Profiteure des NS-Systems betätigt haben – deutlichen Nachholbedarf, so Hartmann weiter.
Nach einem ersten oberflächlichen Erst-Check kommt es bei begründeten Verdachtsfällen an den Museen zur Tiefenbohrung. Wenn dann auch nicht geklärt werden kann, woher die Museumsstücke stammen, werden die Dinge in die Lost-Art Datenbank eingestellt, wo Menschen nach ihren in der NS-Zeit entzogenen Raubgut suchen können. Eine zentrale öffentliche Einrichtung des Bundes und der Länder.
Gerechtigkeit für die Opfer
Es gehe um Gerechtigkeit, die man den Opfern der Shoa zukommen lassen wolle, wie Provenienz-Experte Uwe Hartmann betont.
Hartmann: „Da ist noch viel zu tun, dass wollen wir deutlich machen. Und das ist nicht mal so nebenbei in einem kleineren oder größeren Museum zu leisten. Damit mit muss man sich langfristig auseinandersetzen, einarbeiten. Das ist für die ganze deutsche Gesellschaft, insbesondere für die Kultureinrichtungen, eine Aufgabe, die nicht mit einem Ziel in zwei oder fünf Jahren muss das geschafft sein, erledigt ist. Nein, das wird für alle Einrichtungen eine Daueraufgabe sein.“
Und: Das Ganze ist mehr als nur eine symbolische Geste, denn Deutschland ist Mitunterzeichner der sogenannten Washingtoner Erklärung. Damit hat es sich verpflichtet, eine gerechte und faire Lösung für diejenigen zu finden, denen während der Zeit des Nationalsozialismus Kunst entzogen wurde. Das heißt, es muss Opfern bzw. deren Nachfahren und Rechtsnachfolgern ihr Eigentum zurückgegeben werden, auch wenn es eben kein Canaletto, sondern nur eine unbedeutende Stadtansicht ist.
Eine ethische Aufgabe, die Geld kostet und die Museen bzw. Museumsverbände aus eigener Hand oft gar nicht stemmen können, weshalb sie auf Geld-Geber, wie das Deutsche Zentrum für Kulturgutverluste angewiesen sind.
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US-Gericht
Flechtheim-Erben verklagen Bayern wegen NS-Raubkunst
Die Erben des aus Deutschland vertriebenen jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und den Freistaat Bayern vor einem Gericht in New York verklagt. Sie fordern nach Informationen des Deutschlandfunks unter anderem die Herausgabe von sechs Gemälden des Malers Max Beckmann.
Von Stefan Koldehoff | 06.12.2016
Die Erben des aus Deutschland vertriebenen jüdischen Kunsthändlers Alfred Flechtheim haben die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und den Freistaat Bayern vor einem Gericht in New York verklagt. Sie fordern die Herausgabe von sechs bedeutenden Gemälden des Malers Max Beckmann und je einem von Juan Gris und Paul Klee. In dem Schriftsatz, der beim United State District Court in Manhattan eingereicht wurde, argumentieren ihre Anwälte, Flechtheim habe die acht Werke im Zusammenhang mit seiner Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die „Arisierung“ und Auflösung seiner Galerien verloren. Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gegen von einem rechtmäßigen Erwerb aus, haben dafür bislang aber keine Beweise vorlegen können.
Möglich ist die Klage gegen einen deutschen Museumsverbund und ein Bundesland vor einem US-Gericht nach Ansicht der Flechtheim-Anwälte dadurch, dass beide kommerzielle Geschäfte in den USA betreiben. Aus ähnlichen Gründen hatte sich das Wiener Leopold-Museum schon 1998 im Rechtsstreit um das Gemälde „Bildnis Wally“ von Egon Schiele in den USA verantworten müssen. Das Verfahren dauerte zwölf Jahre, kostete das Museum fünf Millionen Euro und endete schließlich mit der Zahlung von 19 Millionen Dollar an die Erben einer jüdischen Kunsthändlerin.
In der Sendung „Kultur heute“ ab 17.35 Uhr können Sie im Deutschlandfunk ein Gespräch dazu mit unserem Redakteur Stefan Koldehoff hören.
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Nazi-Raubkunst in München
Kein Interesse an Transparenz
Der Ausschnitt einer historischen Museums-Akte zeigt den handschriftlichen Eintrag "Zugang 1943"
Geraubte Kunstwerke: Manchmal findet man noch Hinweise in alten Akten © dpa / Fredrik Von Erichsen
Von Tobias Krone · 24.11.2016
NS-Eliten und bayerische Kunstwelt pflegten ein für beide Seiten fruchtbares Verhältnis während der Nazi-Zeit. Die guten Beziehungen machten sich auch später noch bezahlt, berichtet unser Autor Tobias Krone in seinem „Länderreport“.
Über das Thema Raubkunst aus der Nazizeit wude in München lang geschwiegen. Dabei gibt es viele Fragen. Kaum aufgearbeitet wurde beispielsweise das enge Verhältnis, das NS-Eliten und die bayerische Kunstwelt miteinander pflegten – und gelegentlich auch nach 1945 fotsetzten.
Viele geraubte Bilder, die ursprünglich jüdischen Kunstsammlern gehörten, wurden nach Kriegsende von einer Spezialeinheit der US-Armee gesucht und später den deutschen Behörden übergeben. Oft wurden die Werke dann zurückgegeben – allerdings nicht an die ursprünglichen Eigentümer, sondern an alte Kameraden aus der ehemaligen Partei-Elite.
Manche Raubkunstwerke sind zudem nach wie vor in Museen zu finden. Nachkommen der einst Enteigneten fordern eine wissenschaftliche Aufarbeitung. Doch die bayerischen Museen sorgen nicht für Transparenz.
Tobias Krone hat sich mit der NS-Raubkunst in München beschäftigt. Seinen „Länderreport“ hören Sie am 24.11.2016, um 13.30 Uhr.
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Auf der Suche nach Raubkunst
Viele verdächtige Bücher in deutschen Bibliotheken
NS-Raubkunst in der Universitätsbibliothek Bremen
Die Nazis raubten auch Millionen Bücher. Viele von ihnen stehen bis heute in deutschen Bibliotheken wie hier an der Bremer Uni-Bibliothek © picture alliance / dpa / Foto: Carmen Jaspersen
Von Günther Wessel · 19.10.2016
Gestohlenes Kulturgut findet sich nicht nur in Museen: In vielen Regalen großer deutscher Bibliotheken stehen geraubte Bücher. Doch Provenienzforschung ist aufwändig und teuer – nur in einem Bruchteil der deutschen Bibliotheken findet sie statt.
Damals, 1933, Originalton: „Hier ist der Deutschlandsender. Hier sind alle deutschen Sender mit Ausnahme der süddeutschen Sendergruppe. Wir befinden uns auf dem Opernplatz, Unter den Linden, Berlin.“
Wir befinden uns wenige Meter vom Schauplatz der damaligen Bücherverbrennung entfernt: heute, viele Jahrzehnte später. Bücher sind damals nicht nur ins Feuer geworfen worden.
„Es war von Anfang an ziemlich sicher: Wir werden nicht sehr, sehr viel finden“, ...
... sagt Barbara Schneider-Kempf, die Direktorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Sie ist der Frage nachgegangen, was eigentlich damals mit vielen Büchern geschehen ist und welche Wege zahllose Bücher hinter sich haben, die heute in den Bibliotheksregalen stehen.
Originalton: „Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebensauffassung!“
Bücher wurden nicht nur verbannt und verbrannt – sie verschwanden, aber wohin?
„Das geschah ja hinter den Kulissen und ziemlich gut organisiert. Und das hat gar nichts zu tun mit diesem schrecklichen Verbrennen der Bücher.“
Das geschehene Unrecht wiedergutmachen
Raubkunst ist ein Begriff. Spätestens seit der Affäre um Cornelius Gurlitt weiß man, dass sich in Museen und privaten Sammlungen große Mengen an NS-Raubkunst befinden. Über hundert deutsche Museen betreiben inzwischen Provenienzforschung. Doch gestohlenes Kulturgut befindet sich nicht nur in Museen.
„Es wird schwierig sein, die Besitzer zu finden, es geht nicht um große Werte, aber es geht darum, das geschehene Unrecht an dieser Stelle wenigstens in Ansätzen nicht wiedergutzumachen, aber eine deutliche Position zu beziehen.“
Es ist ein wenig bekanntes Thema: verschwundene, gestohlene Bücher. In vielen Regalen großer deutscher Bibliotheken steht Raubgut. Welche Bücher stammen woher? Provenienzforschung bedeutet, herauszufinden, woher die Werke einer Sammlung stammen. Wurden sie bei jüdischen Familien oder Oppositionellen des Hitler-Regimes beschlagnahmt? Wurden Sammler gezwungen, sich von ihnen weit unter Preis zu trennen? Weil sie ihren Beruf nicht mehr ausüben konnten oder ins Exil flüchten mussten und deshalb wertvolles Kulturgut veräußern mussten?
„Wir machen das, weil wir eine moralisch-ethische Verpflichtung dazu haben, Menschen gegenüber, die aus politischen und/ oder rassistischen Gründen während des NS-Regimes verfolgt worden sind und denen ja buchstäblich alles genommen wurde.“
Mit politischem Auftrag
Elena Brasiler arbeitet an der Bibliothek der Freien Universität Berlin als wissenschaftliche Angestellte in der Stabsstelle NS-Raub- und Beutegut.
„Zum anderen gibt es einen politischen Auftrag dafür. Die Bundesregierung hat sich im Jahre 1998 mit der Washingtoner Erklärung bereit erklärt, nach geraubten Kulturgütern in öffentlichen Einrichtungen zu suchen, das sind Museen, Archive, auch Bibliotheken, und in den Beständen praktisch Raubgut ausfindig zu machen, in unserem Fall sind es Bücher, und nach Eigentümern zu suchen.“
Thomas Geigengack: „Also, das war so, vor drei Jahren bin ich im Internet rumgesurft und habe über eine Restitution von Büchern in Nürnberg gelesen. Und da haben die verwiesen auf eine Webseite Lost Art Internet Database, wo halt Naziraubgut publiziert wird. Und da habe ich dann nachgeguckt, ‚Teutonia zur Weisheit‘ eingetippt und habe eine ganze Menge an Büchern gesehen.“
Thomas Geigengack ist „Meister vom Stuhl“ – das heißt: Vorsitzender der Freimauerloge „Teutonia zur Weisheit“ in Potsdam. Freimaurerlogen wurden in der NS-Zeit verboten. Die Potsdamer Loge hatte, als sie aufgelöst wurde, einen großen Buchbestand. Wo sind die Bücher geblieben?
Die Lost-Art-Internet-Datenbank wird vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg betrieben. Kulturgüter, von denen man weiß, dass sie von den Nationalsozialisten bei Institutionen oder Privatleuten geraubt wurden, sind in ihr aufgeführt. Viele Bilder, viele Bücher. Denn die Nazis hatten im ganzen Land Literatur beschlagnahmt. Bei Privatpersonen, bei denen man Verbotenes vermutete, aber auch ganze Bibliotheken von sozialistischen oder kommunistischen Bildungsvereinen, von Parteien und anderen Organisationen, die sie als ihre Gegner ansahen.
„Teilweise ist es recht ruppig abgegangen. Manche Logenhäuser wurden halt von der SA besetzt oder von der SS, die sind da einmarschiert, teilweise wurde das gesamte Inventar zerschlagen und alles Mögliche raus und verbrannt, wegtragen. Bei manchen lief es halt glimpflich ab. Das ist ja sehr unterschiedlich abgelaufen.“
Verbotene Bücher kamen oft in Universitätsbibliotheken
Bei der Potsdamer Loge „Teutonia zur Weisheit“ hatte man vorgesorgt: Die Brüder hatten Teile ihres Besitzes, das Haus, bereits vorher abgegeben. So blieb das Material weitgehend zusammen und wurde nicht zerstört.
Michaela Scheibe: „Es werden ja dann gleich 33 Bibliotheken beschlagnahmt, die SPD-Bibliothek, andere sozialistische Bibliotheken, wo Interesse bestand. Von bibliothekarischer Seite.“
Michaela Scheibe, wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung historische Drucke in der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz.
„Weil man wusste, das sind wichtige, große, interessante Sammlungen. Und da hat man sich ins Spiel gebracht und hat dann auch durchgedrückt, die sollen eben nicht irgendwo verschwinden oder gar eingestampft werden. Da hat die Preußische Staatsbibliothek tatsächlich per Erlass das Recht bekommen, dass erst mal beschlagnahmte Bestände abgeliefert werden und die Preußische Staatsbibliothek hat erst einmal geprüft, haben wir es im Bestand, wenn nicht, dann hat man ein Exemplar behalten.“
Aber das war seltener der Fall als man zunächst vermuten mag. Die Direktorin der Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz Barbara Schneider-Kempf:
„Für die Staatsbibliothek möchte ich es besonders deutlich sagen: Wir hatten ja alles. Die Staatsbibliothek war ja eine außerordentlich ausgestattete Bibliothek, so dass sie dann in die besondere Rolle bekam, die Organisation vorzunehmen der Verteilung der geraubten Bücher über die sogenannte Reichstauschstelle.“
Waren es vom Regime verbotene Bücher, wurden sie häufig an Universitätsbibliotheken weitergegeben. Denn nur diese konnten garantieren, dass die sogenannte „zersetzende“ Literatur in gesonderten Räumen aufgestellt wurde. Sie durfte nur mit besonderer Genehmigung eingesehen werden und war in den Katalogen als „geheim“ oder „gesperrt“ gekennzeichnet. Die nicht verbotene Literatur – auch die gab es zuhauf in den beschlagnahmten Bibliotheken – ging in den normalen Leihverkehr.
Nach 1935 hatte nicht mehr die Preußische Staatsbibliothek den ersten Zugriff auf die beschlagnahmten Bücher, auch nicht die Reichstauschstelle im Innenministerium, sondern mehr und mehr die Zentralbibliothek des Reichssicherheitshauptamtes:
Michaela Scheibe: „Also, da geht es darum, wir wollen eine Feindbibliothek aufbauen, wo wir eben Marxonica sammeln, wo wir Sozialistica sammeln, und wo wir auch Hebraica, also Jüdische Literatur sammeln, und das tut dann das Reichssicherheitshauptamt.“
Lastwagenweise geraubte Bücher
Teilweise sollten die Bücher in die geplante Führerbibliothek nach Linz kommen. Aber bald schon mussten die Bibliothekare vor der schieren Masse des Materials kapitulieren.
„Es kommen Lastwagen, die kippen Bücher vor die Tür, und niemand hat das mehr beherrscht. Schon gar nicht bibliothekarisch korrekt. Es geht ja dann auch schon stark auf den Zweiten Weltkrieg zu, wurde es schwieriger, überhaupt Personal zu haben, geschweige denn eben Fachpersonal, was dann eine schwierige Sprache wie Hebräisch beherrschte. Da sind sicher unbearbeitete Bestände in Masse gewesen. Es werden am Ende Millionen Bände gewesen sein, die bewegt worden sind. Aber was dann wo hängen geblieben ist, das ist sehr schwierig festzustellen.“
So muss man sich heute auf die Suche machen.
Barbara Schneider-Kempf: „Wir gehen in der Tat systematisch vor, wäre schlimm, wenn wir das nicht tun würden, denn der Bestand der Staatsbibliothek ist ja nun sehr groß. Und wir identifizieren Sachgruppen, wo anzunehmen ist, dass dort beschlagnahmte Bücher zu finden sind.“
Mitunter ist es genau so einfach, mitunter nicht. Stehen die Bücher nach Sachgruppen sortiert, haben sie womöglich spezielle, farbige Bibliothekseinbände, wurden sie also von der Vorgängerbibliothek einheitlich eingebunden, sieht man auf den ersten Blick, in welchen Büchern man nach alten Bibliotheksstempeln der Vorbesitzer nachschauen muss. So gab es in der Staatsbibliothek eine spezielle Sachgruppe mit freimaurerischer Literatur, ordentlich aufgestellt in den Regalen. Für die Potsdamer Freimauerloge „Teutonia zur Weisheit“ war dies ein Glück: Denn hier standen 384 Bände, die der Loge gehörten und die seit der NS-Zeit verschwunden waren. Im Juni 2016 erhielt die Loge die Bücher von der Staatsbibliothek zurück – sehr zur Freude von Thomas Geigengack, des „Meisters vom Stuhl“ der Loge:
„Man kann in den Büchern unsere Geschichte finden. Und das ist für uns sehr wichtig. Da sind einzelne Sachen dabei, die sind noch von 1809 aus unserer Gründungszeit. Lieder, Reden, dann haben wir teilweise Bände, da sind die gesammelten Reden aus ganzen Jahrgängen zusammengefasst, von einzelnen Brüdern, die in der Loge waren. So was haben wir alles nicht mehr, das ist weg. Und das ist für uns ein Riesenfund gewesen.“
Beschlagnahmte Literatur galt als Geschenk
Schwierig wird die Suche nach geraubten Büchern, wenn Bibliothekare sie irgendwann in den normalen Bestand einsortiert haben. So nehmen sich Michaela Scheibe und ihre Kollegen in der Staatsbibliothek in Berlin die handschriftlichen Akzessionsjournale, in denen die Zugänge verzeichnet wurden, vor und durchforsten die Jahre 1933 bis 1945.
„Beschlagnahmte Literatur galt als Geschenk, da hat man ja nichts dafür bezahlt, und da hat man die dann beim Geschenkzugang eingetragen, und man hat eben tatsächlich auch eingetragen, wenn man sehr großes Glück hat, den tatsächlichen Vorbesitzer. Und hat zum Teil auch wirklich eingetragen „beschlagnahmt aus der Bibliothek der Gesellschaft zu Beförderung des Judentums“ und so weiter. Dann weiß ich, worum es sich handelt, dass es Raubgut ist, und da habe ich dann Titel. Ich habe immer noch nicht die Standortnummer, also die Signatur. Dann geht die Recherche im Katalog los, mit dem Titel, mit der Auflage, um zu gucken welche Signaturen haben wir, weil wir oft mehrere Exemplare haben, und dann muss man noch herausfinden, welches Exemplar hat diese Zugangsnummer.“
Wer in das Büro von Michaela Scheibe in Berlin, Unter den Linden eintritt, dessen Blick fällt unwillkürlich auf einen alten Einkaufswagen. Darin: Körbe mit Büchern – Material aus dem Archiv. Sie sucht unter anderem Bücher aus dem IFS, dem berühmten von Max Horkheimer geleiteten Institut für Sozialforschung in Frankfurt, das 1933 von den Nazis geschlossen wurde.
„Das war jetzt auch eine dieser Riesenbibliotheken oder sehr berühmten Bibliotheken, die gleich ‚33 ins Visier des Nationalsozialismus gerieten und beschlagnahmt wurden.“
Wo könnten die Bücher aus dem IFS stehen? Auf diese Frage gibt es keine einfache Antwort. Denn die Zugangsbücher sind nicht erhalten.
„Das ist dann auch wirklich ein bisschen Stochern im Nebel und ein bisschen – eine gute Theorie entwickelt, wo etwas sein könnte.“
Mühsame Kleinarbeit – die Erfolge halten sich in Grenzen.
„Gefunden haben wir 300, aber es hätten eigentlich 10.000 sein müssen.“
Immerhin – es gibt Zufallsfunde, vor allem weil die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz 40 Jahre lang geteilt war: So tauchten beim Zusammensortieren der Bestände der West- und Ostberliner Teilbibliotheken Bücherkisten auf, von denen man nichts ahnte. Darunter kostbare Bestände: Teile der Bibliothek des Rabbiners Leo Baeck, Papiere aus dem Besitz von Arthur Rubinstein: Sie konnten 2006 an ihre rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben werden.
Die Recherche müsste bis in die 80er Jahre ausgedehnt werden
In welchem Verhältnis stehen die kleinen Erfolge der Provenienzrecherchen zu den Massen von Büchern, die geraubt worden sind und mutmaßlich bis heute unerkannt in irgendwelchen Regalen stehen, obwohl sie eigentlich an rechtmäßige Besitzer zurückgegeben werden müssten? Michaela Scheibe schaut auf die Bestände der Berliner Staatsbibliothek und sagt, dass die Provenienzrecherche viel weiter ausgedehnt werden müsste. Bis hin zu Erwerbungen aus den 1980er Jahren, weil Verluste durch den Krieg und durch die Teilung der Stadt auf problematische Weise ausgeglichen wurden.
„Und dann sind Dinge eingearbeitet worden, die waren noch unbearbeitet im Haus, die wollte man vorher gar nicht unbedingt. Oft sehen wir: Da ist ein Exemplar Kriegsverlust, und dann ist ein Exemplar eingearbeitet worden, das ist heute als Raubgut einzustufen.“
Das passierte auch in anderen Bibliotheken.
Elena Brasiler: „Wir haben Bücher aus dem Rabbiner-Seminar in Berlin gefunden, von verbotenen Freimaurerlogen oder verfolgten Sozialdemokraten. Wir haben selbst jetzt Teile der parlamentarischen Bibliothek aus Lettland gefunden und haben das zurückgegeben.“
Elena Brasiler arbeitet in der Bibliothek der Freien Universität Berlin. Die FU wurde erst 1948 gegründet, die Bibliothek sogar erst 1952. Trotzdem landete Raubgut in deren Regalen. Denn es gab nach dem Zweiten Weltkrieg Millionen von konfiszierten Büchern, auch die Alliierten, die den Aufbau der FU-Bibliothek unterstützten, bedienten sich aus diesem Fundus. Niemand fragte danach, woher die Bücher kamen, auch nicht die gekauften.
„Insofern kann man mitnichten behaupten, dass Bibliotheken, die in der Nachkriegszeit gegründet worden sind, frei von Raubgut sind. Ich denke mal, genau diese Bibliotheken haben sehr viel Raubgut.“
Oft ist man auf Widmungen angewiesen
Deshalb sucht heute ein Team von Wissenschaftlern, Bibliothekaren und Hilfskräften nach Provenienzmerkmalen in Büchern. Und findet sie – eingeklebte Briefe, Widmungen, Signaturen oder auch Ex Libris. Die Merkmale werden fotografiert, in einer Datenbank abgelegt, dann folgen die Recherchen – oft in Opfer-Datenbanken wie Yad Vashem oder auch ganz einfach in Adressbüchern.
„Hier sehen wir zum Beispiel ein schönes Ex Libris, Und hier sehen wir den Namen: Bruno Marwitz. Ex Libris Bruno Marwitz. Das ist praktisch der erste Hinweis. Der uns jetzt hier in diesem Buch zur Verfügung stand. Bruno Marwitz war ein Berliner Anwalt, ein jüdischer Anwalt. Und 1938 erhielt er Berufsverbot. Seine Frau hat versucht zu fliehen und wurde an der Grenze festgenommen, in der Schweiz. Und ist im KZ Riga ermordet worden. Den Kindern gelang die Flucht. Und wir haben den Enkel von Bruno Marwitz gefunden und ihn auch angeschrieben.“
Das ist die übliche Routine: Die Bibliothek versucht, die Nachfahren herauszufinden und schreibt sie an, fragt auch, ob diese das Buch zurückbekommen möchten und ob man es vorher einscannen darf. Nicht alle Nachfahren wollen die Bücher zurück – oft reicht ihnen zu wissen, dass man diese gefunden hat und ihren Eigentumsanspruch anerkennt.
Der Enkel von Bruno Marwitz kam aus Israel nach Berlin, nahm das Buch – es war ein Einzelstück – in Empfang und war gleichzeitig auch dabei, als für seine Großmutter in Berlin-Schöneberg ein „Stolperstein „vor ihrem letzten Wohnhaus verlegt wurde.
Die Staatsbibliothek zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die Bibliothek der Freien Universität Berlin sind zwei von etwa 8.000 Bibliotheken in Deutschland. An nur 24 Bibliotheken werden zur Zeit Provenienzrecherchen durchgeführt. 24 von 8.000! Zumeist sind es wissenschaftliche sowie Staats- und Landesbibliotheken. Barbara Schleihagen, die Geschäftsführerin des Deutschen Bibliotheksverbandes, nennt zwei Gründe dafür:
„Ich denke, man kann das nicht nebenbei machen. Man braucht ja wirklich eine Personalstelle mindestens.“
Viele geraubte Bücher wurden irgendwann weggeworfen
Und die ist normalerweise nicht vorhanden. Sie müsste finanziert werden. Hinzu kommt: Für viele normale Bibliotheken ist das Problem nicht relevant. Nicht mehr, die Zeit hat es gelöst. Denn viele öffentliche Bibliotheken haben – so Barbara Schleihagen – nicht die Aufgabe, die ganzen Medien, die sie je gekauft haben, aufzuheben.
„Das ginge gar nicht. Wir haben tatsächlich so einen Standard, wir sagen immer: Nach zehn Jahren muss ein Bestand umgeschlagen sein. Das heißt also, jedes Jahr würden Sie 10 Prozent erneuern und da der Platz ja nicht unendlich ist, müssen Sie auch mindestens 10 Prozent raus setzen.“
Nach ungefähr zehn Jahren ist der Bestand komplett erneuert. Zwar bestimmen Ausnahmen die Regel, aber dennoch wird man in kaum einer normalen öffentlichen Bücherei heute noch Bände finden, die älter als 30 Jahre sind.
Dennoch gilt: Jedes Buch, das vor 1945 gedruckt wurde, ist verdächtig. Michaela Scheibe:
„Bis ‚45 Erscheinungsjahr könnte es sich um Raubgut handeln. Und es kann auch ein Buch aus dem 15., 16. Jahrhundert sein.“
Je länger die Nationalsozialisten an der Macht waren, desto ungeplanter und skrupelloser wurde der Umgang mit den beschlagnahmten Wertsachen – nicht nur von Seiten des Staates, sondern auch in der Bevölkerung. Wurden private Bibliotheken anfangs noch ordentlich verpackt zu staatlichen Einrichtungen nach Berlin gesandt, so änderte ich das vor allem in den 1940er Jahren.
„Dieses Weiterverwerten nimmt dann bösartige Züge an, im Bereich des jüdischen Vermögens. Also gerade dann ‚41/ ‚42, wo diese Alterstransporte nach Theresienstadt gehen, da hat man ja dann alles verwertet. Den gesamten Hausrat, auch die Bücher, und da gibt es die Judenauktionen, wo man dann halt dieses billig erwerben konnte. Und auch die Bücher. Und da wird alles zu Geld gemacht.“
Da konnte sich der gute Nachbar billig Vermögenswerte der Deportierten unter den Nagel reißen, die eigene wertvolle Bibliothek ergänzen, eine Sammlung alter Grafik oder alter Städteansichten anlegen – all das, was im Antiquariatshandel gut zu verkaufen war und gute Preise erzielte.
„Also im Antiquariatshandel heutzutage kursieren weiterhin natürlich geraubte Bücher. Ganz klar.“
Wolfgang Mecklenburg: „Es gehört zur Arbeit ist Antiquars, sich um die Frage zu kümmern, wo kommt etwas her? Das macht der seriöse Handel schon immer, sozusagen. Das Bewusstsein für NS-verfolgungsbedingt abhandengekommene Dinge ist in den letzten Jahren, Jahrzehnten gewachsen.“
Die Stempel der Vorbesitzer brutal geschwärzt
Wolfgang Mecklenburg ist Geschäftsführer und Inhaber der Autographenhandlung Stargardt, einem angesehenen, bereits 1830 gegründeten Handels- und Auktionshaus in Berlin.
„Natürlich im Rahmen der wirtschaftlichen Machbarkeit, also ein antiquarisches Buch für 20 Euro wird nicht rechtfertigen, dass man da also tage- und wochenlang versucht herauszubekommen, wem das irgendwann mal gehört hat.“
Mitunter ist die Arbeit der Provenienzrechercheure sehr schwierig. Michaela Scheibe kann Dutzende von Büchern vorweisen, in denen die Stempel der Vorbesitzer brutal mit Tinte geschwärzt wurden – so stark, dass man mit bestem Willen und auch unter Infrarotlicht nichts mehr erkennen kann. Vor allem bei Büchern, die aus dem Reichssicherheitshauptamt der SS kamen, ist das der Fall. Zum Teil hat die säurehaltige Tinte auch das alte Papier zerfressen. Wo einst der Eigentumsvermerk war, klafft heute nur noch ein Loch im Vorsatzblatt.
Der Antiquar und Autographenhändler Wolfgang Mecklenburg schaut sich das Buch „Die Robinson Insel“ von Otto Bürger an, aus dem auf dem Innentitel unten ein Stück herausgeschnitten wurde. Könnte das Raubgut sein? Er schaut und blättert.
„Die Vermutung liegt nahe, kann sein, muss aber nicht sein. Und damit ist eigentlich schon wieder Ende – Gelände, denn dieser Vermerk hier oben, Nummer 2789, lässt keinen Rückschluss zu darauf, ob das eine private Bibliothek war, ob das eine Leihbibliothek war, ob das irgendetwas Öffentliches war. Warum das da irgendjemand hinein geschrieben hat, es führt zu nichts. Das könnte sein, 1909 erschienen, könnte sein, dass das mit ‚33 bis ‚45 zu tun hat. Der Einband ist ein Verlagseinband, das normale, kein Privateinband, wo ist manchmal Signaturen gibt von den Buchbindern, wo man sagen kann, aha, das ist also in Leipzig gebunden von dem und dem, da ist dann irgendwo eine Spur, der man nachgehen kann. Aber hier ist nichts weiter, keine persönlichen Vermerke irgendwelcher Art und Weise.“
Manchmal bewahren die Bücher ihr Geheimnis
Sieben Euro hat das abgestoßene Buch 2003 in einem Online-Antiquariat gekostet, Dutzendware im Handel. Aber teurere Exemplare? Im Bestandskatalog 701 der Autographenhandlung Stargardt findet sich unter Nummer 69 ein Brief Rainer Maria Rilkes vom 9. November 1907 an Esther Strömberg-Grossmann, die Frau des Schriftstellers Stefan Großmann. Der Preis: 2.800 Euro.
Großmann, heute weitgehend vergessen, war ein österreichischer Schriftsteller und ein kritischer Journalist. Er war Begründer und Herausgeber der politischen Wochenschrift „Das Tage-Buch“, einer radikaldemokratischen Zeitung. Von 1913 bis 1933 lebte Großmann in Berlin, er sollte im März 1933 verhaftet werden. Wegen seines schlechten Gesundheitszustands wurde der Haftbefehl nicht vollstreckt. Stattdessen musste Großmann Deutschland verlassen. Er zog nach Wien zurück, wo er am 3. Januar 1935 starb. Seine aus Schweden stammende Frau exilierte später in die USA. Sie starb 1944 in Santa Fe.
Frage an Wolfgang Mecklenburg: Wie kommt der Brief in seinen Besitz?
„Ich versuche schon zu prüfen, wie ist die Geschichte gewesen, der Adressatin in dem Fall. Ich meine, ein Rilke-Brief, da reden wir von zwei-, dreitausend Euro, da kann man sich schon mal ein bisschen reinhängen und Mühe geben. Es spielt bei den Autographen tatsächlich eine Rolle, dass sie so verhältnismäßig wenig Platz wegnehmen. In den dreißiger, vierziger Jahren sind große Sammlungen, große Sammlung in Anführungsstrichen, eben nicht volumenmäßig, große Sammlung tatsächlich mitgenommen worden. In die Schweiz, vor allem nach Amerika, nach Nordamerika, auch Südamerika. In der Geschichte unserer Firma kann ich belegen, wie viele Auswanderer und Erben von Auswanderern in den fünfziger und sechziger Jahren europäische Autographen aus Amerika bei uns eingeliefert haben. Dinge, die mitgenommen worden waren. Bei so einem Rilke-Brief kann das durchaus sein, dass das so ein Fall war. Ein paar Briefe eben mitgenommen wurden, es kann auch ganz anders gewesen sein: Sie kann noch in Wien den Brief verschenkt haben, verkauft haben, es wird verhältnismäßig schwierig werden, da Nachweise zu finden.“
Das ist das Problem der Provenienzrecherche. Mitunter lässt sich einfach nichts finden. Manchmal bewahren die Bücher ihr Geheimnis. Und das hinterlässt ein ungutes Gefühl. Michaela Scheibe:
„Wenn Sie aber gar nichts in dem Exemplar finden, dann war's das. Wenn in einem Exemplar nichts, gar nichts über eine Provenienz festzustellen ist, dann können wir zwar manchmal sogar feststellen anhand der Zugangsbücher, es ist über ein Polizeipräsidium gekommen, ist es klar beschlagnahmt worden, aber wir können nicht sagen woher. Und das ist dann das Ende der Recherche.“
Gesucht wird bis heute zu wenig
Dann weiß man zwar: das Buch ist Raubgut, es verbleibt aber im Regal der Staatsbibliothek. Oder der FU-Bibliothek. Oder im Katalog des Antiquars. Wenn es nicht noch einen Käufer findet. Die Stempel der Potsdamer Freimaurerloge „Teutonia zur Weisheit“ wurden haltbar in die Bücher hineingedruckt. Nie herausgeschnitten, nie übermalt oder überklebt. In solchen Fällen ist klar: Sie werden gefunden, wenn man nur nach ihnen sucht. Was immer noch viel zu wenig geschieht.
Thomas Geigengack: „Wir wissen, dass in der Nationalbibliothek von Wien noch Bücher sind von uns. Da wurde ich auch vor ein paar Jahren angeschrieben von einem Provenienzforscher. Der hat ein Buch entdeckt, wo diverse Stempelungen drin sind; ‚Standhaftigkeit‘, ‚Teutonia zur Weisheit‘, und sowas alles, die ‚Standhaftigkeit‘ war die Vorgängerloge. Von denen haben wir die Bibliothek übernommen.“
Thomas Geigengack, der Meister vom Stuhl der Potsdamer Freimaurerloge, ist optimistisch, dass seine Loge auch aus Wien noch Bücher zurückbekommt.
„Das haben wir noch gar nicht in Angriff genommen, das ist noch in Vorbereitung. Wir wollten uns erst einmal die Bücher auf uns zukommen lassen, das ist ja ein Batzen, wir haben unsere Bibliothek erweitert, die Regale mussten aufgestockt werden. Für den Anfang ist es doch schon mal was Schönes.“
Aufs Ganze gesehen aber eher die Ausnahme beim Raubgut Buch.
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Raubkunst nach 1945
„Was verbirgt sich hinter Provenienzrecherche?“
Wie spannend Provenienzforschung sein kann, zeigt eine neue Ausstellung in Dresden, die den Besucher stärker in die Geschichte der ausgestellten Werke mit einbeziehen wolle, sagte Gilbert Lupfer von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden im DLF. Es geht um Raubkunst aus der Zeit der sowjetischen Besatzungszone nach 1945.
Gilbert Lupfer im Gespräch mit Änne Seidel | 12.04.2016
Änne Seidel: Roter Schmollmund, forscher Blick, die Zigarette lässig elegant zwischen die Finger geklemmt. Das Bildnis einer „Dame mit Zigarette“ von Oskar Zwintscher ist ungewöhnlich für seine Zeit. 1904 ist es entstanden und damals kamen Frauen in der Regel noch deutlich weniger emanzipiert daher. Heute gehört die „Dame mit Zigarette“ den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden und dort ist sie auch in einer aktuellen Ausstellung zu sehen. Bis zu dieser Ausstellung allerdings war es ein weiter Weg, denn lange war nicht geklärt, ob die Staatlichen Kunstsammlungen auch wirklich die rechtmäßigen Besitzer der Dame waren. Ursprünglich gehörte das Bild dem Dresdener Ehepaar Weigang. Das musste 1945 vor der sowjetischen Besatzungsmacht fliehen. Die Kunstsammlung des Paares blieb in Dresden zurück und kam ein paar Jahre später in die Staatlichen Kunstsammlungen.
Gilbert Lupfer leitet die Forschungsprojekte der Sammlungen. Ich wollte von ihm wissen, was alles passieren musste, damit die „Dame mit Zigarette“ heute guten Gewissens ausgestellt werden kann.
Irgendwann fügen sich die Puzzle-Teile zu einem Bild
Gilbert Lupfer: Wie oft in der Provenienzforschung ist es eine eher langwierige Angelegenheit. Man sucht Puzzle-Teile zusammen und irgendwann fügen sie sich zusammen. Das entscheidende Puzzle-Teil, um die Stücke aus der Sammlung Weigang zu identifizieren, war eine Liste, auf der genau im Jahr 1948 verzeichnet wurde, welche Kunstwerke aus dieser Villa in die Kunstsammlungen gekommen sind. Als wir diese Liste in unserem Archiv gefunden hatten, konnten wir ganz einfach identifizieren, konnten dann mit den Nachfahren der Familie Weigang ins Gespräch kommen und sind schließlich zu einem für beide Seiten guten Ergebnis gekommen. Zum Verhandlungsergebnis gehörte eben, dass wir eine Auswahl aus diesen Werken auch jetzt in einer Ausstellung präsentieren, und die eröffnen wir heute.
Seidel: Ihnen gehört das Bild jetzt aber auch wieder? Das heißt, Sie haben es der Familie, der es eigentlich gehört, der Familie Weigang abgekauft?
Lupfer: Ganz genau. Wir haben das abgekauft, dieses und auch andere Gemälde, andere keramische Objekte, Porzellane, Grafiken.
Raubbkunst nach 1945 ist in der Öffentlichkeit nicht so präsent
Seidel: Wenn wir heute von Restitutionsfällen sprechen, dann geht es meistens um Kunst, die den Eigentümern in der NS-Zeit geraubt oder abgepresst wurde. Dass es aber auch nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR zum Beispiel solche Fälle gab, das wird in der Öffentlichkeit, habe ich den Eindruck zumindest, deutlich weniger wahrgenommen. Dabei spielen für Ihre Bestände ja wahrscheinlich gerade diese Fälle eine ganz besonders wichtige Rolle, nehme ich an.
Lupfer: Ganz genau. Für Museen in der ehemaligen DDR sind es rein zahlenmäßig die größte Gruppe, die, nennen wir es mal, Entzüge in der sowjetischen Besatzungszone und in der DDR, und das ist auch was, wo wir intensiv dran arbeiten. Das ist eine Fallgruppe, die natürlich für Museen im Westen so gar nicht existiert. Da ist sehr viel entzogen, abgepresst worden zwischen 1945 und 1990, oder, wie in diesem Fall, die Eigentümer sind geflohen, in der Villa blieben Kunstwerke zurück und die wurden dann einem Museum zugewiesen.
Schlossbergung – dafür haben viele wenig Sympathien
Seidel: Was würden Sie sagen? Woran liegt es, dass sich die Öffentlichkeit offenbar brennend für Raubkunst aus der Nazi-Zeit interessiert, aber weniger für die Fälle nach 1945? Liegt das vielleicht auch daran, dass die Opfer nach 1945 meist sehr reiche Familien, oft Adelsfamilien waren? Tut sich die Öffentlichkeit da schwerer, auch in ihnen Opfer zu sehen?
Lupfer: Ich glaube schon, dass das ein Aspekt ist, alles was mit dem Begriff Schlossbergung verbunden ist. Da mag auch mitschwingen, dass man denkt, na ja, diese Adeligen, die haben das über Jahrhunderte angehäuft, das ist vielleicht gar nicht so schlecht, wenn das jetzt in öffentlicher Hand ist. Und dann muss man aber, glaube ich, sagen, dass das Thema NS-Raubkunst (und ich sage berechtigterweise) über Jahre die Diskussion bestimmt hat und andere Fallkonstellationen demgegenüber ein bisschen abfallen. Wobei ich wirklich betonen möchte: Ich finde es auch richtig und wichtig, dass man der Suche nach NS-Raubkunst eine Priorität einräumt.
Publikum soll an dem Abenteuer Provenienzrecherche teilhaben
Seidel: Sie haben es vorhin schon mal kurz erwähnt: Die Provenienzrecherche ist langwierig, es müssen viele Puzzle-Teile zusammengefügt werden. Ist das auch das Ziel Ihrer aktuellen Ausstellung zur Sammlung Weigang, dem Publikum genau das mal vor Augen zu führen, was für eine Sisyphos-Arbeit diese Provenienzrecherche letztendlich ist?
Lupfer: Ja genau. Darum geht es auch, dass wir jetzt auch mal versuchen möchten, die Besucher des Museums stärker damit einzubeziehen, denen zu zeigen, was verbirgt sich eigentlich hinter Provenienzrecherche. Viele haben da vielleicht was gehört im Zusammenhang mit dem Fall Gurlitt, aber das auch mal in die Ausstellungen einzubauen, diese Thematik, zu versuchen, das visuell zu vermitteln, das ist bei uns und auch derzeit in etlichen anderen Museen einfach ein Ansatz, dass wir denken, die Besucher interessieren sich auch für diese Provenienzgeschichten.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Rückgabe von Kulturgütern in Ostdeutschland
Was von der Enteignung übrig blieb
Zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Gründung der DDR wurden in der sowjetischen Besatzungszone viele Adelige, aber auch Industrielle enteignet. Das 1994 auf den Weg gebrachte Ausgleichsleistungsgesetz sollte dafür sorgen, dass jene Familien zumindest einen Teil ihres Eigentums zurückbekommen oder dafür entschädigt werden. Dieser Prozess ist nun weitgehend abgeschlossen.
Von Henry Bernhard | 08.01.2016
Schloss Burgk thront auf einem Fels weit oberhalb der Saale. Ein Schloß wie ein Adlerhorst. Im Osten Thüringens. Innen schrauben sich breite Treppen und schmale, versteckte Stiegen immer höher hinauf. Stockwerk über Stockwerk. Überall stehen historische Möbel, hängen Bilder, prangen Wandteppiche. Seit dem späten Mittelalter war das weiße Schloss Burgk im Besitz des Adelsgeschlechts Reuß. Erst als Wehrburg, dann als Residenz, später als Sommer- und Jagdschloss. 1944 kamen hier Flüchtlinge aus den Ostgebieten unter, im Februar ‚45 deponierte die SS im Schloss Akten aus dem Reichssicherheitshauptamt, die sie aber noch vor dem Kriegsende verbrannte. All das erzählt eine Tafel im Schlossmuseum. Ganz unten ist zu lesen:
1945: „Im Zuge der Bodenreform erfolgt die Enteignung. Die Verwaltung des Schlosses übernimmt das Land Thüringen.“
Vom Hause Reuß war fortan nicht mehr die Rede. 1952 wurde Schloss Burgk zum Museum. Das ist es bis heute, mit Rokoko-Möbeln, böhmischem Bleikristall, Ritter-Rüstungen, Urkunden, Gemälden, einem barocken Baldachin-Bett. Die meisten ausgestellten Stücke gehörten bis 1945 dem Hause Reuß. Sabine Schemmrich ist die Museumsdirektorin auf Schloss Burgk. Die letzten drei Jahre hat sie damit verbracht, die Herkunft von anderthalbtausend historischen Objekten im Schloss zu erforschen:
Sabine Schemmrich: „Wir haben versucht wirklich für alle Objekte – von etwa 5.000 sind 1.500 als alter Bestand zu identifizieren gewesen –, weil wir wirklich auch Ordnung in unsere Bestände bringen möchten. Wir geben Dinge zurück, wir klären Leihen, und wir haben auch aus anderen Häusern Leihgaben zunächst einmal zurückgefordert, um schauen zu können, ob es zum Altbestand gehört. Man kann das nicht über eine Beschreibung machen, man muss es wirklich in den Händen halten, und ich muss mir wirklich die Zeit nehmen, um 6, 7, 8 Wochen im Möbelmagazin zuzubringen oder 6, 7, 8 Wochen im Waffenmagazin zuzubringen. Wenn man Luft dran lässt, fängt man nicht gerade von vorn wieder an, aber es ist von großer Wichtigkeit, jedes Objekt mindestens einmal – wir hatten jedes Objekt mehrmals in den Händen!“
Nun ist sie erleichtert, denn auf Schloss Burgk ist ein Kapitel der Nachkriegsgeschichte zu Ende gegangen.
„So, dann kommen wir zur Beschlussvorlage, zum Vertrag letzten Endes. Wer dem seine Zustimmung geben möchte, den bitte ich jetzt mal um das Handzeichen. "
Kreistagsitzung in Schleiz im vergangenen November. Landrat Thomas Fügmann steht nervös vor den Abgeordneten. Eine kontroverse Debatte hat er überstanden. Jetzt wird abgestimmt.
„Und das zählen wir jetzt mal genau. ... Mit einer breiten Mehrheit von 33 Stimmen zugestimmt. Ich bedanke mich vielmals für dieses klare Votum.“
Entschieden wurde hier über einen Vertrag, den der Landkreis mit den Erben der beweglichen Sachen auf Schloss Burgk verhandelt hat – eine Einigung, nach jahrelangen Verhandlungen. Es ging um etwa Zwei Drittel aller ausgestellten Möbel, Waffen, Porzellane, Rüstungen, Gemälde, um die Substanz also. Dass sie zur Debatte stand, geht auf ein Gesetz von 1994 zurück. Das Ausgleichsleistungsgesetz sollte etwas Gerechtigkeit schaffen für diejenigen, deren Familien zwischen 1945 und 1949, also zwischen dem Ende des Zweiten Weltkrieges und der Gründung der DDR, in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet wurden. Sie sollten wenigstens die beweglichen Teile der enteigneten Güter zurückbekommen oder eine angemessene Entschädigung. Dafür hatte der Gesetzgeber eine großzügige Übergangsfrist eingeräumt: 20 Jahre lang sollten sich Anspruchsberechtigte und gegenwärtige Besitzer, meist Museen, darüber einigen, was wann wie zurückgegeben wird und was in den Museen verbleibt – und zu welchem Preis. Diese Frist für das sogenannte „Nießbrauchsrecht“ war im November 2014 ausgelaufen, also vor über einem Jahr. Im Landkreis Schleiz hatte man zu spät mit den Verhandlungen begonnen und ist deshalb erst mit Verspätung zu einer Einigung gekommen.
„Da ist eine ganze Klasse enteignet worden – nämlich die Besitzenden!“
Historischer Hintergrund des Ausgleichsleistungsgesetzes ist die sogenannte „Bodenreform“: Im September 1945 wurden viele Großagrarier, Adlige, aber auch Industrielle in der Sowjetischen Besatzungszone enteignet – auf Befehl der Besatzungsmacht. Bernd Amelung ist als Vorsitzender Richter und Pressesprecher am Verwaltungsgericht Gera mit den Spätfolgen dieser Enteignungen befasst.
„Die Enteignungen liefen in der Regel auf zwei Schienen ab. Zum einen eben die Enteignungen nach dem Bodenreform-Gesetz, die landwirtschaftliche Güter betraf, die größer waren als 100 Hektar, die wurden enteignet. Und daneben gab es diverse SMAD-Befehle, die sich gegen Kriegsverbrecher oder Adlige oder sonstige gesellschaftspolitisch ungeliebte Personenkreise nach russischer Auffassung richteten. "
Die SMAD war die sowjetische Militäradministration im Osten Deutschlands.
„Übrigens geht's nicht nur um den Adel!“
Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar. Auch viele Liegenschaften, Kulturgüter und Kunstwerke, über die er nun wacht, wurden nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet.
Hellmut Seemann:
„Es geht auch um sehr viel bürgerliches Vermögen; denken sie an das ganze Industrievermögen, das war in aller Regel bürgerliches Vermögen. Es geht bei dem Kunstbesitz oft um adlige Sammlungen, Sammlungen aus fürstlichen Häusern und ähnlichem. Da ist eine ganze Klasse enteignet worden – nämlich die Besitzenden! Und das ist ein großes Unrecht gewesen und auch ohne Ansehen der Rolle, die ein Eigentümer in der Zeit von ‚33 bis ‚45 gespielt hat.“
Bernd Amelung:
„Bestimmte Prinzen, Adelige, sind dann teilweise noch in den Nachfolgelagern des Buchenwald-Lagers verschwunden, verschollen, sind also dort verstorben. Es gibt aber auch keine näheren Unterlagen dazu. Also, das kam teilweise auch noch dazu, dass die nicht nur enteignet wurden, sondern auch dann verhaftet wurden.“
8.000 Grundbesitzer wurden im Osten in der Nachkriegszeit enteignet, außerdem 4.000 Menschen, die nach Ansicht der sowjetischen Besatzer Kriegsverbrecher waren. Allein in Sachsen wurden 1.200 Schlösser und Herrenhäuser in staatliches Eigentum überführt, davon etwa 300 mit eigenen Sammlungen von Museumswert. Porzellan, Möbel, Silber, Ahnenbilder: Vieles davon steht heute noch im Depot der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. Thomas Rudert ist dort Sammlungshistoriker und Provenienz- also Herkunftsforscher.
„Die Auslegung des Bodenreformgesetzes hat sich eigentlich nach September ‚45 immer weiter verschärft und ist gerade insbesondere auf die mobile Habe, auch durch Durchführungsbestimmungen, dann systematisch überdehnt und immer aggressiver geworden. Und das ist dann wirklich interessant, wenn man die Akten liest, dass das Innenministerium wertvolle Uhren, Armbanduhren, Taschenuhren, dann für Prämien für die eigenen Mitarbeiter akquiriert hat, oder Waffen, auch Jagdwaffen durchaus, zur Ausrüstung des Innenministeriums, der entstehenden Polizei auch verwendet hat. Also wirklich ein Entzug von persönlicher Habe, von persönlichem Eigentum, die man, objektiv betrachtet, nur als kriminell, als Diebstahl bezeichnen kann.“
Rudert weist darauf hin, dass Enteignungen, auch von Kunstgütern, niemals von den Museen inspiriert waren, sondern von der Sowjetischen Militäradministration bzw. den KPD-geführten Landesregierungen in der Sowjetischen Besatzungszone angeordnet und auch umgesetzt wurden.
Thomas Rudert:
„Bis 1950 die Bilder wirklich in die Obhut der Museen kamen. Die Landesbodenkommission war daran interessiert, in Größenordnungen die Dinge zu verkaufen. Und die Museumsleute waren daran interessiert, museumswürdige Objekte zu reklamieren und sie in die Sammlungen zu bringen. Denn dazu muss man natürlich wissen, dass parallel die Russen, die Trophäenbrigaden, gerade die Museen leer geräumt hatten, und gleichzeitig ein Befehl ergangen war, die Museen wieder einzurichten. In Dresden, am Albertinum, an der Brühlschen Terrasse, gab es eine regelrechte Verkaufsstelle für Schlossbergungskunstwerke; und da haben auch Kunsthändler massenhaft sich eingedeckt: Bilder, Möbel, Grafik, Porzellane. Das ist natürlich für einen Museumsmann eine Horrorvorstellung.“
Schlösser, Burgen, Herrensitze mit allem, was darin war an Kunstwerken, blieben über die 40 Jahre der DDR im Besitz des Staates. Sie wurden bewirtschaftet, erhalten, restauriert, vieles aber auch in den Westen verkauft, vernachlässigt, runtergewirtschaftet oder ruiniert. 1990 dann die Wiedervereinigung: Im Einigungsvertrag steht, dass die Enteignungen nicht rückgängig zu machen sind, das wurde sogar im Grundgesetz festgeschrieben.
„Und deswegen verstehe ich insbesondere diejenigen Enteigneten, die in all den Jahren zwischen ‚49 und ‚89 immer auf die Wiedervereinigung gehofft haben; dann kommt die Wiedervereinigung, und dann werden die, die sie immer erhofft und herbeigesehnt haben, werden dann behandelt, als ob sie ... „Ja, nun sollen sie sich mal nicht so aufregen! Wir haben hier Wiedervereinigung, das ist doch alles prima! Und jetzt vergesst doch mal, was da zwischen ‚45 und ‚49 war!“
Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar, steht mit dieser Meinung nicht alleine. Und die damals Enteigneten bzw. deren Erben müssen heute zusehen, was übrig geblieben ist.
„Also, bei uns geht es ja mehr um private Dinge, nicht wie bei den Wettinern oder den Fürstenhäusern in Thüringen um die großen, international bedeutsamen Sammlungen, sondern einfach um private Dinge, nicht! Also, die Bildnisse unserer Urgroßeltern oder Erinnerungsstücke.“
Astrid von Friesens Familie lebte 800 Jahre lang in Sachsen – bis 1945. Ihre Eltern wurden enteignet und vertrieben. Zurück blieb fast alles. 50 Jahre später half das Ausgleichsleistungsgesetz auch nur, wenn noch etwas zu finden bzw. zu identifizieren war.
„Zum Beispiel meine Mutter trauert besonders um ihr Puppenhaus! Das war ein riesengroßes, schönes, 200 Jahre altes Puppenhaus – und das ist weg! Und dann gibt es eben einen sehr schmerzhaften emotionalen Verlust.“
Der größte Enteignungsfall in Thüringen war der um die Besitztümer des Hauses Sachsen-Weimar und Eisenach, zu dem Einrichtung und Kunst des Weimarer Residenzschlosses gehören, aber auch die Herzogin-Anna-Amalia-Bibliothek, das Goethe-und Schiller-Archiv und sogar die Särge von Goethe und Schiller in der Weimarer Fürstengruft. Heute alles im Besitz der Klassik Stiftung Weimar. Präsident Seemann:
„Also ich glaube, das ist genau dieser Punkt, den ich immer wieder gerne erzähle, dass der letzte Direktor der Kunstsammlungen zu Weimar in einer Aufwallung gesagt hat, ‚Erst haben die Nazis uns bestohlen, dann die Amerikaner, dann die Russen und jetzt auch noch der Prinz zu Sachsen, Weimar und Eisenach!‘. Das ist eine Aufwallung, die ist typisch für einen Museumsdirektor. Sie ist aber ganz unnützlich in einem Restitutionsgespräch.“
„Wenn sie 40 Jahre lang erzählt bekommen haben, dass der Adel nur aus Verbrechern, Raubrittern und Junkern besteht, dann glauben sie's vielleicht auch!“
Prinz Michael von Sachsen-Weimar und Eisenach vertritt seine Familie nach außen. Er hat in den 90er Jahren die Verhandlungen mit dem Land Thüringen geführt.
„Es war richtig, die Frist so lang zu lassen; es war unrichtig, sie nicht zu nutzen! Die meisten Länder haben gemauert; die Museen haben die Schotten dicht gemacht und die Alteigentümer aus den Depots geworfen und einfach Listen verschwinden lassen.“
Die gegenseitigen Vorwürfe eskalierten in den 90er-Jahren auf allen Seiten, bei den Alteigentümern, der Politik, den Besitzern von Kunst und Kulturgütern. Von Habgier ist auf der einen Seite die Rede, von Undankbarkeit auf der anderen. Die Gespräche mit dem Haus Sachsen-Weimar und Eisenach führte damals Staatssekretär Jürgen Aretz.
„Also, wir haben ganz bewusst auf eine detaillierte Werterfassung verzichtet, weil wir die Sorgen hatten, wenn zum Beispiel die mehr als 100.000 Blatt der Grafiksammlung in Weimar einzeln in die Hand genommen worden wären von Fachleuten von Sotheby's oder Christie's, dass dann Werte zusammenkommen können, die wir gar nicht hätten kompensieren können. Also, wir haben uns auf Pauschallösungen geeinigt; und ich glaube, das war auch der bessere Weg.“
Die Frage ist, wie groß der Anteil der Entschädigung von 15,5 Millionen Euro, die an das Haus Sachsen-Weimar-Eisenach flossen, am übertragenen Eigentum ist. Je nach Standpunkt haben die Erben damit auf mehr als 90 Prozent ihrer Ansprüche verzichtet.
Jürgen Aretz:
„Also, Prinz Michael von Sachsen-Weimar, Eisenach gibt den Wert der Sammlungen, auf die er Anspruch erhoben hat mit rund einer Milliarde Euro an. Wir haben 15,5 Millionen Euro Entschädigung gezahlt, dann würde das einer Quote von etwa 1,5 Prozent entsprechen. Ich glaube, wir haben für das Land ganz ordentlich verhandelt.“
Zwei Drittel der Entschädigungssumme kamen vom Land Thüringen, den Rest musste die Klassik-Stiftung durch den Verkauf des Möricke-Nachlasses und eines Gemäldes aufbringen. Eine wichtige Komponente in der Einigung zwischen dem Land Thüringen und den ehemals großen Fürstenhäusern sind aber immaterielle Werte: Der ehemalige Staatssekretär Jürgen Aretz sieht darin den Schlüssel zu einer gütlichen Einigung – mit Vorteilen für beide Seiten.
„Das heißt zum Beispiel, dass die Häuser in den jeweiligen Stiftungen mit Sitz und Stimme vertreten sind – und zwar auf Dauer! –, dass die Familien Zugang zu ihren früheren Besitztümern haben, also zum Beispiel Hochzeiten oder andere Veranstaltungen in diesen Schlössern – wohlgemerkt auf eigene Kosten – durchführen können. Und es hat sich gezeigt, dass diese emotionale Brücke, die wir da versucht haben, tragfähig ist.“
„Das kann man als eine reine Repräsentationsangelegenheit ansehen; das kann man aber auch als ein immer wieder entscheidendes Zünglein an der Waage verstehen.“
Hellmut Seemann, Präsident der Klassik Stiftung Weimar.
„Also, ich glaube, dass in den letzten zehn Jahren von dieser Präsenz von Prinz Michael sehr viel ausgegangen ist, also sehr viele – mal für die Stiftungsleitung, mal für die Zuwendungsgeber der Stiftung – unangenehme Prozesse durch diese Stimme des Hauses Sachsen-Weimar-Eisenach eingeleitet wurden, so in dem Sinne: So könnt ihr mit dieser Stiftung nicht umgehen! Insofern kann das eine große Rolle spielen!“
Jedes der 1.500 fraglichen Objekte wurde von jeweils zwei Gutachtern bewertet
Die Einigungen mit den Fürstenhäusern zugunsten der ehemaligen Sitze in Weimar, Gotha, Eisenach und Meiningen sind lange Geschichte. In anderen, kleineren Museen und Schlössern gibt es noch vereinzelte offene Fälle. Schloss Burgk war der letzte dicke Brocken. Viel zu spät waren auf Schloss Burgk Provenienzrecherche und Verhandlungen in Gang gekommen.
Über eine schmale Stiege erreicht Museumsleiterin Sabine Schemmrich das Waffendepot von Schloss Burgk: Gewehre, Hellebarden, Säbel ...
Sabine Schemmrich:
„Hier steht alles, was schneidet oder piekst oder sticht. Und Sie sehen, wie wir das hier markiert haben.“
Ein roter Punkt bedeutet: nicht verzichtbar, ein gelber: verhandelbar. Ein grüner heißt: nicht bedeutsam für die Sammlung, kann an die Erben gehen. Hinter jedem Punkt steckt viel Arbeit. Auch die Erben hatten eine Liste mit den Dingen, die sie unbedingt haben wollten.
„Und da gab es schon eine beachtliche Schnittmenge, die wir dann innerhalb eines Jahres fast auf null zusammenschrumpfen lassen konnten. Es sind drei Objekte, da ist es uns nicht geglückt, und diese drei Objekte werden aber zunächst erst mal für die nächsten zehn Jahre als Leihgabe bei uns im Haus verbleiben.“
Ein Mörser, eine Sänfte und ein Gemälde. Leicht waren die Verhandlungen mit der Erbengemeinschaft nicht; es wurde auch genauer gerechnet als anderswo: Jedes der 1.500 fraglichen Objekte wurde von jeweils zwei Gutachtern bewertet. Aber man hat sich geeinigt. 3,3 Millionen Euro werden die Erben erhalten, in Teilen vom Landkreis, vom Land und von der Kulturstiftung der Länder. Das ist – verhältnismäßig – deutlich mehr, als das Haus Sachsen-Weimar und Eisenach bekommen hat. Zusätzlich bekommen die Nachfahren der Reußen etwa die Hälfte der historischen Objekte und gewisse Nutzungsrechte am Schloss. Dennoch fällt der Museumsleiterin Sabine Schemmrich ein Stein vom Herzen.
„Ich habe einen Vergleich gebracht, dass wir Federn lassen. Aber ich kann sagen, wenn man bei diesen Bildern bleibt: Wir haben die Schmuckfedern behalten, wenn man dieses Bild zeichnen möchte. Wir freuen uns, dass das Prunkzimmer als Ensemble erhalten bleibt, die Schlosskapelle, die Silbermannorgel, die für uns von einem ganz ungeheuren Wert ist und für viele Besucher auch – die Kapelle mit der Orgel – das Herz des Hauses ist.“
Auch die erste Ansicht von Schloss Burgk konnte für das Museum erhalten werden – auf einem Gemälde des ersten Herrn von Burgk im Rittersaal.
„Nahezu alle Raumausstattungen, also alle Wandbespannungen, da sind wir ja sehr gut bestückt mit textilen Wandbespannungen oder auch Gemälden, alle Öfen, nahezu alle Leuchter – das ist etwas, was für uns von ganz, ganz großer Wichtigkeit ist.“
Und letztlich habe sich die Mühe der Recherchen und Herkunftsforschung auch für ihr Museum gelohnt, sagt Sabine Schemmrich. Das, was sie nun noch hat, kann sie mit gutem Gewissen zeigen.
„Unbedingt! Wir waren gezwungen, uns auf ganz unterschiedliche Weise den Objekten zu nähern, also wir haben die dann auch wieder Räumen zugeordnet. Ich habe zwischendurch mal spaßesweise zu einem Kollegen gesagt, ‚Wenn wir das alles durch haben, dann machen wir ein Burg-Memory: Wo war was?‘ So haben wir auch gearbeitet, dass wir manchmal uns wie Spielkarten ausgeschnitten haben, Fotos von den Objekten, und Raumpläne, und das zugeordnet haben.“
Und da jedes Objekt mindestens zwei Mal bewertet wurde und diese Bewertungen genaue Recherchen erforderten, weiß man auf Schloss Burgk nun auch besser, welch seltene Schätze sich dort verbergen. Tapeten und Gobelins zum Beispiel, die es vergleichbar nur noch auf Schloss Charlottenburg gibt. Oder die Silbermann-Orgel: Nach Meinung der Experten „eines der wichtigsten und interessantesten Instrumente in Mitteldeutschland aus dieser Zeit.“
Sabine Schemmrich:
„Auch das haben wir gewonnen, dass wir ganz stolz auf ganz bestimmte Objekte sein können, weil wir wissen: Es gibt sie wirklich nur hier bei uns auf der Burg! "
https://www.deutschlandfunk.de/
Siehe auch :
- Griechische Reparationsforderungen >>>
- Polnische Reparationsforderungen >>>
- Nazi-Kunstraub in Baden-Württemberg >>>
3. YouTube-Videos zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen
17.11.2017 - Raubkunst: die Kunst-Beutezüge der Nazis durch Europa
NZZ Neue Zürcher Zeitung
Als Raubkunst werden Kunstwerke bezeichnet, die verfolgungsbedingt ihren rechtmässigen Besitzern entzogen wurden. Während ihrer Herrschaft wurden von den Nazis zwischen 1933 und 1945 rund 600.000 Kunstwerke entwendet. Auch Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist die Herkunft vieler Raubkunstwerke noch unklar.
Für Adolf Hitler spielte Kunst schon immer eine wichtige Rolle. Sie war für ihn Ausdruck der ideologischen und rassischen Überlegenheit. Ausserdem hielt sich der Führer selbst für einen Künstler. Mit seiner Kunst-Begeisterung war Hitler in der Führungsriege der Nazis nicht allein. Auch Hermann Göring versuchte sich als Kulturfürst zu inszenieren. Mit dem sogenannten "Führervorbehalt" sicherte sich Hitler den Erstzugriff auf erbeutete Kunstwerke um dem aufkommenden Konkurrenzkampf einen Riegel vorzuschieben.
Bei ihrem Kunstraub gingen die Nazis methodisch vor – immer unter dem Deckmantel angeblicher Rechtsstaatlichkeit. Vor allem Juden wurden ausgeplündert. Durch Sonderabgaben wurden sie zunächst gezwungen ihre Kunstwerke zu verkaufen. In den besetzten Gebieten wurden diese später einfach beschlagnahmt.
In der modernen Kunst sehen die Nazis einen Angriff auf die arische Kultur. Sogenannte «entartete Kunst» wurde ab 1937 flächendeckend beschlagnahmt und wurden ins Ausland verkauft – viele davon auch in die Schweiz.
https://www.youtube.com/watch?v=0j47CftFOLI
09.06.2022 - Das Raubkunst-Puzzle: Suche nach Gerechtigkeit | Unsere Geschichte | NDR Doku
NDR Doku
Ein gigantischer Raubzug der Nationalsozialisten ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt: der organisierte Kunstraub an jüdischen Familien, die aus Nazideutschland zur Ausreise genötigt worden waren. Bis heute suchen Erben nach ihrem Eigentum, oft vergeblich.
Dr. Kathrin Kleibl, norddeutsche Provenienzforscherin, widmet sich mit Kolleg*innen der Aufklärung dieses Verbrechens und möchte für Gerechtigkeit sorgen. Sie versucht, den Verbleib der geraubten Kunst zu rekonstruieren, um sie den rechtmäßigen Besitzer*innen zurückgeben zu können. NDR Autorin Sophia Münder-Führing hat Kathrin Kleibl über ein Jahr lang mit der Kamera begleitet und eine spannende, zeitgeschichtliche Dokumentation für das NDR Fernsehen realisiert.
Den jüdischen Familien, die Deutschland verlassen sollten, war versprochen worden, ihr Eigentum mitnehmen zu können. Doch ihr Hab und Gut blieb oft im Land. Tausende Kisten, sogenannte Liftvans, lagerten etwa im Hamburger Südwesthafen, beschlagnahmt von der Gestapo. Statt die Gegenstände ihren Besitzer*innen nachzuschicken, wurden sie versteigert. Ganze Hausstände kamen in der "Hamburger Gerichtsvollzieherei" und in zahlreichen Auktionshäusern unter den Hammer, darunter auch wertvolle Kunst.
Zeitungsannoncen warben damals unverhohlen für die Versteigerungen der "Judenkisten". 7,2 Millionen Reichsmark brachten die Auktionen in Hamburg den Nationalsozialisten ein. Eine staatlich organisierte Schnäppchenjagd, sagt der Historiker Frank Bajohr. Die Objekte verschwanden bei Privatpersonen, Museen und Händlern, die meisten Gegenstände sind bis heute verschollen.
Wer waren die Eigentümer*innen und wer die Käufer*innen? Das möchte Kathrin Kleibl herausfinden: "Das große Ziel ist es, diese Objekte den Familien zurückzugeben." In einem Forschungsprojekt, gefördert vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste, begibt sich Kleibl auf Spurensuche. Einen Vorteil hat sie: Die Nazis haben das Unrecht akribisch dokumentiert. Tausende Seiten Versteigerungsprotokolle, Lagerbücher und Rechnungen kann Kathrin Kleibl auswerten, ein mühsames Geschäft. Jedoch: "Aus diesen Puzzleteilen können wir den Weg eines Liftes vom Heimatort bis zu dem Verkauf schlussendlich in Hamburg nachvollziehen", sagt Kleibl.
Jüdische Nachfahren hoffen, nun endlich ihr Eigentum wiederzuerlangen. Familie Koch aus Wiesbaden etwa musste nach London emigrieren. Doch ihre beiden Umzugskisten, darin eine kostbare Kunstsammlung mit Werken von Nolde, Jawlensky und Klee, kamen nie an. Wo ist das Umzugsgut der Großeltern geblieben? Diese Frage lässt dem Erben bis heute keine Ruhe. Zu einem Gemälde gibt es eine konkrete Spur, aber etliche Eigentumswechsel und ein immer noch verschlossener Kunstmarkt erschweren die Suche. "Wenn unsere Generation nicht mehr sucht, dann bleibt dieses Kapitel für immer im Dunkeln verschwunden", befürchtet der rechtmäßige Eigentümer.
https://www.youtube.com/watch?v=E2f6tosgDOM
Mehr dazu:
https://www.ndr.de/fernsehen/sendunge...
20.09.2008 - Sonderschau zum Nazi-Kunstraub
AFP Deutschland
Eine Sonderausstellung im Jüdischen Museum Berlin unter dem Titel "Raub und Restitution. Kulturgut aus jüdischem Besitz von 1933 bis heute" zeigt die Wege von Kulturgütern auf, die ihren Besitzern in der NS-Zeit geraubt wurden. Gemälde und Bibliotheken, Porzellane, Silberarbeiten und Privatfotografien stehen genauso im Mittelpunkt wie die Schicksale ihrer Eigentümer. Die Ausstellung soll zeigen, warum so viele Restitutionsfragen weiterhin ungeklärt sind. Sie läuft ab heute bis zum 25. Januar.
https://www.youtube.com/watch?v=XF5c-9_cHK4
12.02.2015 - Planet Wissen - Auf der Suche nach Hitlers Raubkunst
Willi Korte ist Deutschlands bekanntester Kunstdetektiv. Auf der ganzen Welt spürt er Kunstwerke auf, die einst jüdischen Händlern gehörten. Sein derzeitiger Auftraggeber: Die Erben Max Sterns. Der jüdische Kunsthändler Stern musste seine Sammlung unter den Nazis zwangsversteigern. Doch wo sind seine Bilder heute? Kunstdetektiv Korte vermutet sie in Museen, Kunsthäusern oder bei Privatsammlern.
https://www.youtube.com/watch?v=9132hdatDQo
Live übertragen am 11.03.2021 - Online-Buchvorstellung | Johannes Gramlich: Begehrt, beschwiegen, belastend | Provenienzforschung
Pinakotheken
Aufzeichnung des Livestreams vom 11. März 2021 20:15 Online-Buchvorstellung mit anschließendem Gespräch 42:00 zwischen Johannes Gramlich und Dr. Anna Ullrich, Zentrum für Holocaust-Studien am Institut für Zeitgeschichte München–Berlin.
Begrüßung und einleitende Worte von 02:00 Dr. Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und 08:35 Dr. Andrea Bambi, Leitung der Provenienzforschung.
Funktionäre und Organisationen der NSDAP erwarben und raubten in der NS-Zeit massenhaft Kunstgegenstände, denen als Symbol für Macht und Größe immense Bedeutung im Nationalsozialismus zukam. Knapp 900 dieser Kunstgegenstände sind nach dem Zweiten Weltkrieg in den Bestand der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen gelangt – darunter Werke aus den ehemaligen (Privat-)Sammlungen von Adolf Hitler, Hermann Göring, Martin Bormann und Heinrich Hoffmann. Doch auf welcher Grundlage sind so viele Kunstwerke aus NS-Besitz an den Freistaat Bayern übereignet worden und wie sind die Verantwortlichen der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der bayerischen Behörden mit diesem Erbe umgegangen? Johannes Gramlich, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Referat für Provenienzforschung an den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, ist diesen und weiteren Fragen in seiner soeben erschienenen Publikation anhand zahlreicher Quellen nachgegangen.
https://www.youtube.com/watch?v=dky5iBlLP4Q
Zur Provenienzforschung der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen http://pinakothek.de/forschung/proven...
Die Publikation „Begehrt, beschwiegen, belastend“ ist im Böhlau-Verlag erschienen: https://www.vandenhoeck-ruprecht-verl...
05.08.2019 - Bayern gibt NS-Raubkunst an jüdische Familie zurück
tagesschau
Bayern hat heute NS-Raubkunst an eine jüdische Familie zurückgegeben. Die Chefs der großen staatlichen Museen und der zuständige bayerische Staatsminister für Wissenschaft und Kunst übergaben neun Werke an die Erben der jüdischen Familie Davidsohn aus München. Die Gestapo hatte sie 1938 beschlagnahmt. Über Jahrzehnte hatten sie dann in den staatlichen Sammlungen gehangen.
https://www.youtube.com/watch?v=uutiGAgUx_U
03.01.2019 - Nazi-Raubkunst: Uffizien-Galerie fordert Deutschland auf, gestohlenes Gemälde zurückzugeben
Die Uffizien-Galerie in Florenz hat die Bundesregierung aufgefordert, ein Gemälde zurückzugeben, das von Nazi-Truppen im Zweiten Weltkrieg gestohlen wurde.…
https://www.youtube.com/watch?v=W-Dyqn5Ker4
LESEN SIE MEHR : http://de.euronews.com/2019/01/02/naz...
19.07.2019 - Deutschland gibt Nazi-Raubkunst zurück
Heiko Maas hat ein Gemälde an die italienischen Uffizien übergeben, das während des zweiten Weltkriegs von Nazi-Truppen geraubt wurde…
https://www.youtube.com/watch?v=ZlbC9mhFs9w
LESEN SIE MEHR : https://de.euronews.com/2019/07/19/de...
07.09.2015 - Nazi Beutekunst - Die wiedergefundenen Meisterwerke
Nimbus
Die Dokumentation behandelt ein bis heute nicht abschließend aufgearbeitetes Kapitel aus dem Zweiten Weltkrieg: die NS-Beutekunst. Die systematische Enteignung wurde von den Nazis mit akribischer Gründlichkeit organisiert, die Durchführung übernahm der sogenannte Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg (ERR). Hitlers Kunstberater koordinierte europaweit Tausende von Kunstraubzügen und sorgte für den Abtransport des Beuteguts in die Reichshauptstadt Berlin, wo die schönsten Stücke Eingang in die Büros und Privaträume der Parteigrößen fanden. Der Rest wurde an verschiedenen Orten gelagert wie etwa dem Pariser Museum Jeu de Paume.
Nach Kriegsende bemühten sich verschiedene Institutionen intensiv um die Rückgabe der gestohlenen Werke, doch Zigtausende blieben verschollen. Sobald eines irgendwo wieder auftaucht, entbrennt häufig ein erbitterter Streit um den rechtmäßigen Besitz.
Die Dokumentation rollt die Geschichte dreier von den Nazis aus jüdischen Sammlungen gestohlene Meisterwerke noch einmal auf, von der Enteignung durch die Nazis bis hin zu deren Rückgabe: „Dame in Blau vor einem Kamin“ von Henri Matisse (Sammlung Paul Rosenberg), „Herbstsonne“ von Egon Schiele (Sammlung Karl Grünwald) und „Der Gitarrenspieler“ von Georges Braque (Sammlung Alphonse Kann).
Nach dem Krieg wurde Kunstraub bei den Nürnberger Prozessen als Kriegsverbrechen gewertet. Die Dokumentation folgt den Wegen der Bilder und berichtet von der Beharrlichkeit, mit der die Erben nach den kostbaren Erinnerungsstücken aus ihrem Familienbesitz suchen. Dabei werden beide Seiten beleuchtet: die Abläufe der systematischen Enteignungen in der NS-Zeit und die aktuelle Problematik im Zusammenhang mit Provenienzforschung und Restitution.
https://www.youtube.com/watch?v=QhsB4fAOzR4
13.11.2013 - Nazi-Raubkunst: Erste Bilder im Internet
Die deutsche Regierung hat 25 Bilder aus dem Kunstschatz von München im Internet veröffentlicht. Die Webseite Lostart brach allerdings wegen der viele Anfragen zusammen. Allein 13 der Kunstwerke stammen nach einem Bericht der Zeitung "Die Welt" aus der Sammlung des jüdischen Rechtsanwalts Fritz Salo Glaser aus Dresden.
Dieter Graumann, der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, betonte: "Es geht darum Offenheit herzustellen, das war bis jetzt nicht der Fall. Umso wichtiger, dass das jetzt geschieht durch das Internet, durch Experten. Das hätte man schon längst tun sollen."
Das Vorgehen der deutschen Behörden wurde heftig kritisiert, jüdischen Organisationen zufolge ist viel Zeit vergeudet worden. Zollfahnder waren schon vor rund anderthalb Jahre in der Wohnung des Kunsthändlersohns Cornelius Gurlitt in München-Schwabing auf die Werke gestoßen. Publik wurde der Fund erst vor kurzem.
Der bayerische Justizminister Winfried Bausback erklärte: "Es geht vor dem Hintergrund der historischen Verantwortung Deutschlands und auch im Interesse der betroffenen Eigentümer ja darum, dass neben dem strafrechtlichen Verfahren schnell und sauber eine Prüfung der Herkunft der Bilder erfolgt."
Nach Angaben der Staatsanwaltschaft Augsburg handelt es sich bei 380 Werken, um von den Nazis als "entartet" gebrandmarkte und aus Museen beschlagnahmte Kunst. Etwa 590 Werke könnten nach bisheriger Einschätzung möglicherweise NS-Raubkunst sein.
https://www.youtube.com/watch?v=EWUEfdpDLbM
24.12.2014 - Kunstraub - Unter dem Hammer der Nazis - Die geheimen Akten des Adolf W.
hundertelfmorgen
März, 2013: Im Keller des Münchner Auktionshauses Neumeister wird ein sensationeller Fund gemacht: 44 Versteigerungskataloge von 1936 bis 1944. Es sind die persönlichen Exemplare des Auktionators Adolf Weinmüller. Katrin Stoll, die Inhaberin des Auktionshauses Neumeister, will 70 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit Hilfe der Unterlagen Licht in das System Kunstraub bringen.
März, 2013: Im Keller des Münchner Auktionshauses Neumeister wird ein sensationeller Fund gemacht: 44 Versteigerungskataloge von 1936 bis 1944. Es sind die persönlichen Exemplare des Auktionators Adolf Weinmüller. Darin enthalten: seine handschriftlichen Anmerkungen zu über 33.000 versteigerten Objekten. Niemals zuvor wurden solche Informationen entdeckt. Katrin Stoll, die Inhaberin des Auktionshauses Neumeister, ahnt: "Wir haben eine Leiche im Keller gefunden." Sie trifft eine mutige Entscheidung und lässt die Geschichte des eigenen Unternehmens aufarbeiten. Wie tief war Adolf Weinmüller in den Kunstraub der Nazis verstrickt?
Eine spannende Spurensuche beginnt. Der größte und brutalste Kunsträuber der Geschichte ist Adolf Hitler, kein Kunstwerk ist vor dem Zugriff des Diktators sicher. Jüdische Kunsthändler müssen Deutschland fluchtartig verlassen – einer davon ist Siegfried Lämmle. Heute leben seine Nachkommen in den USA. Die Hoffnung, etwas von der gestohlenen Kunst wiederzubekommen, haben sie vor vielen Jahren aufgegeben. Nach Ausbruch des Krieges ist die Kunst in ganz Europa in Gefahr.
Hitler hat eine größenwahnsinnige Idee: Er will die größte Kunstsammlung der Welt. Einer der letzten sogenannten Monuments Men ist Harry Ettlinger. Die alliierte Sondereinheit ist einzigartig in der Geschichte. Ihr Auftrag: Sie sollen die Raubkunst der Nazis aufspüren und ihren rechtmäßigen Besitzern übergeben. 70 Jahre später erfahren die Nachkommen der jüdischen Opfer, auch die Enkelin Siegfried Lämmles, erstmals von dem gesamten Umfang des Raubes. Mit Hilfe der Weinmüller-Akten gibt es nun wieder die Hoffnung, von dem Gestohlenen etwas zurückzubekommen.
https://www.youtube.com/watch?v=nDOFFkAPAfg
06.11.2017 - Raubkunst – Gurlitt und seine Bilder | Kunsthandel zur Nazi-Zeit | Doku | SRF Dok
SRF Dok
Nie hat eine Entdeckung von Kunstwerken für so viele Schlagzeilen gesorgt wie Cornelius Gurlitts Bilderschatz, denn die Bilder stammen zum grössten Teil aus dem Kunsthandel der Nationalsozialisten.
60 Jahre lang waren die Bilder verschollen, dann fand man sie in einer kleinen Wohnung in München: 1400 Kunstwerke – darunter Ölgemälde und Zeichnungen unter anderem von Matisse, Rodin und Monet. Es war der grösste Kunstfund aller Zeiten. Der Jahrhundertschatz des Cornelius Gurlitt. Doch was genau steckt hinter dem Fund? Wie belastet sind diese Bilder und woher stammen sie?
Die Dokufiktion «Gurlitts Schatten» erzählt die Geschichte eines alten Mannes, der jahrzehntelang zurückgezogen, beinahe vereinsamt, gelebt hatte.
https://www.youtube.com/watch?v=aiwwX9UlA8Y
4. YouTube-Videos zu Künstlern und Kulturschaffenden interniert in Nazi-Konzentrationslagern
01.04.2015 - Harald Pickert - Grauen im KZ
The Jazzmine
Der Kufsteiner Künstler verbrachte sechs Jahre seines Lebens in politischer Gefangenschaft der Nationalsozialisten. Was er dabei erlebte, verarbeitete er in Zeichnungen, die seine Nachkommen erst 70 Jahre später, im Jänner 2015 entdecken. tirol tv GmbH (www.tiroltv.at) 2015
https://www.youtube.com/watch?v=aEKJOK_QcTQ
25.01.2016 - Kunst aus dem KZ: Museum zeigt 100 Holocaust-Kunstwerke
AFP Deutschland
Das Deutsche Historische Museum in Berlin zeigt erstmals in Deutschland einhundert Kunstwerke aus der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem. Die Arbeiten stammen von Häftlingen aus verschiedenen Konzentrations- und Arbeitslagern. Von den 50 präsentierten Künstlern wurden 24 von den Nationalsozialisten ermordet. AFPTV war bei der Ausstellungseröffnung dabei.
https://www.youtube.com/watch?v=prInKe4fVlE
03.09.2014 - Vittore Bocchetta - Künstler und Widerstandskämpfer
Hans Jacobs
Aus Verona in die Konzentrationslager Flossenbürg und Hersbruck
Besuchen Sie unsere Internetseite: http://www.non-dimenticare.de
Prof. Vittore Bocchetta, italienischer Journalist, Maler und Bildhauer aus Verona, Jahrgang 1918, ist einer jener mutigen Männer, die gegen Mussolinis Faschismus und Hitlers Nationalsozialismus kämpften.
Als Widerstandskämpfer wurde er 1944 von den italienischen Faschisten an die Nazis ausgeliefert und musste in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Hersbruck in Bayern eine Zeit des Grauens durchleben.
Wir danken IL PONTE und Claus Dobberke für die Genehmigung, den Film veröffentlichen zu dürfen und für Stefan Mehlhorn für die freundlichen Unterstützung http://www.mehdok.de. Verwendeten Dokumentarmaterialien stammen aus der Sammlung der Gedenkstätte Flossenbürg.
Wir danken IL PONTE und Claus Dobberke für die Genehmigung den Film veröffentlichen zu dürfen. Verwendete Dokumentarmaterialien stammen aus der Sammlung der Gedenkstätte Flossenbürg.
https://www.youtube.com/watch?v=46dpv3paPMA
07.11.2013 - Holocaust-Zeitzeugin Trude Simonsohn erlebt Nazi-Mord an Kulturschaffenden
indeonmagazin
Musik, Kunst und Kultur war den Nazis wichtig... Sie schreckten aber trotzdem nicht davor zurück, Kulturschaffende in den Tod zu schicken. Trude Simonsohn erinnert sich.
https://www.youtube.com/watch?v=4nZ1elaiRy4
01.12.2021 - Um uns die Fremde. Deutsche Schriftsteller im Exil 1933-1945
bobbynoe1
2. Teil der fünfteiligen Dokumentation "Die Vertreibung des Geistes 1933 - 1945" (1967)
https://www.youtube.com/watch?v=iHn3OwF4REE
07.07.2013 - Das KZ Sonnenburg war 1933 Inbegriff des NS-Terrors gegen politische Gegner_innen
antifaeuskirchen1977
Nach dem Reichtstagsbrand im Februar 1933 rollt eine Verhaftungswelle durchs Land -- in Ostbrandenburg kommen die meisten Hitlergegner in das nahegelegene KZ Sonnenburg (Slonsk), ein sogenanntes "wildes Konzentrationslager", von der SA betrieben.
Auch der spätere Friedensnobelpreisträger Carl von Ossietzky wird hier gequält. Theodor hat sich mit Inge Krönig getroffen, die in Sonnenburg ihren Vater verlor.
Beitrag von Anja Ludewig und Matthias Dautz
https://www.youtube.com/watch?v=c_VAZG_4F24
Ehemaliges KZ Sonnenburg wiederentdecken
Das Konzentrationslager Sonnenburg war 1933 zum Inbegriff des NS-Terrors gegen politische Gegner_innen.Heute ist das knapp 100 Kilometer von Berlin entfernt in der in der polnischen Stadt Slonsk gelegene KZ weitgehend vergessen. Eine Arbeitsgruppe der Berliner Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes -- Bund der Antifaschisten (VVN-BdA) will das ehemalige KZ als Erinnerungsort für den europäischen antifaschistischen Widerstand neu entdecken.
„Folterhölle Sonnenburg" hieß der Augenzeugenbericht den der KPD-Politiker Rudolf Bernstein 1934 in der in Prag erscheinen Arbeiter Illustrierten Zeitung (AIZ) verfasst hatte. Er war wie hunderte Nazigegner nach dem Reichstagsbrand am 27.Februar 1933 verhaftet worden. Weil in Berlin nicht genug für die vielen Gefangenen vorhanden war, nahmen die Nazis das Zuchthaus Sonnenburg wieder in Betrieb, das 1930 von der preußischen Regierung wegen katastrophaler hygienischer Verhältnisse geschlossen worden war.
Doch die bis zu 1000 Häftlinge, in ihrer großen Mehrheit Kommunisten aus Berlin und Umgebung, die dort ab April 1933 in die viel zu engen Zellen gepfercht wurden, hatten nicht nur unter Enge, Wassermangel und schlechtes Essen zu leiden. Sie waren durch die brutalen SA-Wachmannschaften Demütigungen und Folter ausgesetzt.
Europaweit organisierten Hitlergegner_innen nach Bernsteins Bericht Solidaritätsaktionen für die Gefangenen. Der Publizist Carl von Ossietzky, der Schriftsteller Erich Mühsam und der Rechtsanwalt Hans Litten gehörten zu den in dem KZ gequälten Gefangenen. Alle drei überlebten das NS-Regime nicht
800 Gefangene wurden ermordet und die Täter nicht bestraft
Das KZ wurde im April 1934 wieder geschlossen und wurde in ein Zuchthaus umgewandelt, in dem auch viele politische Gefangene inhaftiert waren. Seit Beginn des zweiten Weltkrieges diente Sonnenburg erneut als KZ für Nazigegner aus allen von der Wehrmacht besetzten Ländern. In der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945 wurden auf dem KZ-Gelände von der Gestapo über 800 Gefangene erschossen. Opfer dieses größten Massakers in der Endphase des NS-Regimes waren Angehörige einer kommunistische Widerstandsgruppe sowie Gefangene aus allen von den Nazis besetzten Ländern. Besonders viele Opfer kamen aus Frankreich und Luxemburg. Dort wird alljährlich an dieses Massakers erinnert. Die Täter wurden in Deutschland nie verurteilt. 1971 waren in Kiel mehrere angeklagte Gestapo-Männer, die an dem Massaker beteiligt waren, freigesprochen worden, weil ihnen den individuelle Tatbeteiligung nicht nachgewiesen werden konnte.
In der Arbeitsgruppe der VVN-BdA, die sich für einen Erinnerungsort an das KZ Sonnenburg einsetzt, arbeitet auch Kamil Majchrzak von der polnischen Edition der LE Monde Diplomatique mit. Für ihn hat der geplante Gedenkort eine klare politsche Botschaft „In Zeiten der Rechtsentwicklung in verschiedenen europäischen Ländern soll dort daran erinnern werden, dass Widerstandskämpfer_innen aus allen europäischen Ländern die Welt vom Nationalsozialismus befreiten".
13.05.2013 - Nazi Book Burning
United States Holocaust Memorial Museum
On May 10, 1933, German students under the Nazi regime burned tens of thousands of books nationwide. These book burnings marked the beginning of a period of extensive censorship and control of culture in Adolf Hitler's escalating reign of terror.
In this short film, a Holocaust survivor, an Iranian author, an American literary critic, and two Museum historians discuss the Nazi book burnings and why totalitarian regimes often target culture, particularly literature.
https://www.youtube.com/watch?v=yHzM1gXaiVo
5. Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen bis in das 21. Jahrhundert sowie zur Internierung von Künstlern und Kulturschaffenden in Nazi-Konzentrationslagern
FRAGESTELLUNG
DER RÜCKGABEN UND ENTSCHÄDIGUNGEN
VON NAZI-RAUBKUNST
UND NAZI-BEUTEKUNST
BIS IN DAS 21. JAHRHUNDERT
Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 1 auf dieser Seite.
Während die vom Familiengericht-Amtsgericht Mosbach beauftragte forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, zunächst EINERSEITS ein familienpsychologisches Sachverständigengutachten in einem Umfang von über 100 Seiten zum 07.04.2022 unter 6F 202/21 erstellt hat, entschließt sich dieselbe Gutachterin sodann, ANDERERSEITS eine ergänzende Stellungnahme von zwei ganzen DIN A4-Seiten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute, insbesondere zum Kontext der historisch nachgewiesenen Beteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach wie Judenverfolgung und Holocaust, NS-Verfolgung von Sinti und Roma, Nazi-Euthanasie unter 6F 202/21 zum 31.08.2022 an das Amtsgericht Mosbach zu generieren. Die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, ERWÄHNT LEDIGLICH MIT EINEM WORT DEN "NATIONALSOZIALISMUS" auf Seite 2, Absatz 2 und erwähnt lediglich mit einem Satz auf Seite 2, Absatz 2, dass der Antragsteller von NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach sich gegen den Nationalsozialismus wendet. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen hat hier die GERICHTLICH BEAUFTRAGTE EINDEUTIGE GELEGENHEIT gehabt, mit einer entsprechend beim Amtsgericht Mosbach beantragten Fristverlängerung SICH SACHLICH UND FACHLICH auch auf über 100 Seiten bezüglich der Nazi-Thematik bzw. der Nazi-Problematik vor einem deutschen BRD-Gericht EXPLIZIT ZU ÄUSSERN. Diese Gelegenheit für eine sachliche und fachliche gutachterliche Expertise zum Nationalsozialismus und nationalsozialistischen Verbrechen, deren Auswirkungen und Aufarbeitungen nach 1945, u.a. auch in Mosbach, besteht zukünftig weiterhin jederzeit für die forensische Sachverständige aus Kitzingen.
Siehe dazu auch:
Das Amtsgericht Mosbach BEAUFTRAGT EXPLIZIT in seiner Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 am Beispiel des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach die forensische Sachverständige aus Kitzingen, eine GUTACHTERLICHE STELLUNGNAHME sowohl zu Nazi-Raubkunst und der Problematik von Rückgaben und Entschädigungen als auch zur Internierung von Künstlern und Kulturschaffenden in Nazi-Konzentrationslagern ALS TEIL DER NS-VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG, an das deutsche BRD-Amtsgericht Mosbach im Jahr 2022 zu erstellen.
EINERSEITS:
Mit den Verfügungen des Familiengerichts-Amtsgericht Mosbach vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 hat die gerichtlich beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Chance und das gerichtliche explizite Angebot, sich sachlich und fachlich zur NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945 bis heute, auch zur NS-Vergangenheitsbewältigung und Nazi-Kontinuität in Mosbach und in Baden-Württemberg, AUSFÜHRLICH EXPLIZIT gutachterlich zu äußern.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 sowohl zu Nazi-Raubkunst und Nazi-Beutekunst bis heute in das 21. Jahrhundert als auch zu den in 2022 noch laufenden und künftigen Rückgaben und Entschädigungen.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den Sachverhalten, dass Nazi-Raubkunst und Nazi-Beutekunst EINERSEITS zunächst in den Besitz von privaten und staatlichen Kunst-Kulturinstitutionen sowie von Privatpersonen übergegangen ist, und dass dann ANDERERSEITS daraus die Problematik von Rückgaben und Entschädigungen mit einer sehr langen Dauer dieser NS-Vergangenheitsbewältigung sich ergibt und zwar sowohl bis heute in das 21. Jahrhundert als auch zu den in 2022 noch laufenden und künftigen Rückgaben und Entschädigungen.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den Sachverhalten, dass als ein Teil der NS-Vergangenheitsbewältigung die Nazi-Raubkunst im Kontext der Judenverfolgung und Enteignung von jüdischen Kunstbesitzern erworben wurde. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den Sachverhalten, dass Künstler und Kunstschaffende in Nazi-Konzentrationslagern interniert wurden.
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum menschenverachtenden System der Nazi-Konzentrationslager, zu den Nazi-KZs in Mosbach und in Baden-Württemberg, und der Aufarbeitung der NS-Konzentrationslager von 1945 bis heute.
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen VERZICHTET DAMIT EXPLIZIT DARAUF, den Nazi-KZ-Opfern und Nazi-KZ-Überlebenden sowie ihren Familienangehörigen eine Stimme mit Anerkennung und Respekt für Opfer und Verfolgte des NS-Regimes vor einem deutschen Gericht im Jahr 2022 in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach zu geben.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den Sachverhalten des Umganges mit Nazi-Raubkunst in Baden-Württemberg in der NS-Vergangenheitsbewältigung wie z.B. zur Ausgleichszahlung im August 2020 an die an die Erben seitens der Kunsthalle Karlsruhe bzw. des Landes Baden-Württemberg; zur Rückgabe aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe an die Erben des jüdischen Sammlers empfohlen im Februar 2021; zum Erwerb im April 2022 seitens des Badischen Landesmuseums von Nazi-Raubkunst, die zuvor in 2020 an die rechtmäßigen Erben restituiert wurden; zur Rückgabe an die Erben eines jüdischen Kunstsammlers im Juli 2022 aus dem Kurpfälzischen Museum Heidelberg, etc.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den Sachverhalten von Unterwanderung und Infiltration kultureller Institutionen durch nationalsozialistisches bzw. rechtsextremistisches Gedankengut, wie z.B. zur 15. Documenta. Auf der internationalen Weltkunstschau, der 15. Documenta in Kassel, kam es im Juni und Juli 2022 zum breit öffentlichen diskutierten Anti-Semitismus-Skandal durch die KONKRET AKTUELLE Ausstellung antisemitischer Bildsprache, woraufhin die Generaldirektorin Sabine Schormann HÖCHSTAKTUELL am 16.07.2022 zurücktrat.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Sachverhalt, dass der Nazi-Kunstraub bei den Nürnberger NS-Prozessen als Kriegsverbrechen gewertet wird.
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Sachverhalt, dass nach bisherigen öffentlichen Kenntnissen die baden-württembergische BRD-Justiz in Mosbach zur Problematik des Nazi-Kunstraubes und der Nazi-Beutekunst in Baden-Württemberg im Rahmen der juristischen NS-Vergangenheitsbewältigung nach 1945 UNTÄTIG GEBLIEBEN IST.
UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren EXPILZIT BEAUFTRAGT.
UND DIES OBWOHL hier das Amtsgericht Mosbach in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 diese Gutachterin mit der Sachverständigen-Aufklärung der außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, des Antragstellers von NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach EXPILZIT BEAUFTRAGT.
Siehe dazu auch:
Siehe auch:
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