Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 

AKTUELLES:
Griechische Reparationsforderungen
zu von Nazi-Deutschland verursachten Weltkriegsschäden,
NS-Verbrechen,
deutschen Kriegsverbrechen

 Zuletzt AKTUALISIERT am 08.12.2024 ! 

Siehe auch:


Seiteninhalt:

  1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

    1.1 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung

  2. Online-Artikel und Bücher zu griechischen Reparationsforderungen

  3. YouTube-Videos zu griechischen Reparationsforderungen

  4. Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg sowie zu den griechischen Reparationsforderungen


1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

1.1 Gerichtlich verfügte Beauftragung der forensischen Sachverständigen aus Kitzingen durch das Amtsgericht Mosbach bezüglich der gerichtlichen und außergerichtlichen Anti-Nazi-Aktivitäten des Antragstellers

Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute. Siehe dazu auch Kapitel 4 auf dieser Seite.

1.1 Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt. 

UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis. 

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das  erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen. 

SIEHE DAZU AUCH: 


2. Online-Artikel und Bücher zu griechischen Reparationsforderungen

Reparationsforderungen der Republik Griechenland gegen die Bundesrepublik Deutschland

Unter Reparationsforderungen der Republik Griechenland gegen die Bundesrepublik Deutschland werden Forderungen des griechischen Staates gegen die Bundesrepublik Deutschland im 21. Jahrhundert verstanden, die auf Entschädigung für Verluste und Schäden gerichtet sind, die von deutschen Truppen und Besatzungsbehörden auf griechischem Hoheitsgebiet während des Zweiten Weltkriegs verursacht worden seien. Nach Medienberichten sind sich seit Jahrzehnten die griechischen Regierungen in der Forderung nach Reparationen einig.
https://de.wikipedia.org/

Schlachthaus Griechenland: Deutsche, bulgarische und italienische Kriegsverbrechen in Griechenland 1941 - 1945

Dieses Buch soll keine neuen Gräben aufreißen, es soll Brücken zum Verständnis schlagen. Nur wenn ich weis was dem Anderen widerfahren ist, kann ich seine Haltung, sein Tun, seine Einstellung verstehen. Dieses Buch kann nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben von den Ereignissen, Schicksalen und Geschichten, die sich zwischen 1941 und 1945 in diesem Land abgespielt haben. 1.700 Orte wurden ganz oder teilweise zerstört, ganze Landstriche entvölkert, zehntausende Männer, Frauen, aber auch Kinder wurden bei sogenannten Vergeltungsaktionen getötet. Die Ausbeutung des Landes rief eine Hungerkatastrophe wie sie Griechenland noch nie erleben musste, trotz der vielen Eroberungen durch fremde Mächte. Doch kaum ein Tourist hat eine Ahnung davon was hier geschehen ist. Darum versucht dieses Buch einen kleinen Überblick, einen Ausschnitt der Geschehnisse von 1941 - 1945 zu geben.

++++

Steinmeier entschuldigt sich auf Kreta bei NS-Opfern

GeschichteGriechenland
31.10.2024
Zum Abschluss seiner Griechenland-Reise ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der griechischen Insel Kreta eingetroffen. Dort besuchte er das Dorf Kandanos, das deutsche Truppen 1941 zerstört hatten.
https://p.dw.com/p/4mRsG
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender besuchen im Rathaus von Kandanos eine historische Sammlung zur Zerstörung von Kandanos
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender im Rathaus von KandanosBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Griechenland-Besuch um Vergebung für die deutschen Verbrechen während der NS-Zeit auf Kreta gebeten. "Ich möchte Sie heute im Namen Deutschlands um Vergebung bitten", sagte Steinmeier auf Griechisch in Kandanos auf Kreta, dem Schauplatz einer der schlimmsten Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs. Weiter entschuldigte sich der Bundespräsident dafür, dass Deutschland über Jahrzehnte die Ahndung der Verbrechen verschleppt und nach dem Krieg "zunächst weggesehen und geschwiegen hat".
Das 50 Kilometer südwestlich von Chania gelegene Kandanos war eines der ersten Dörfer auf Kreta, das von Soldaten der Wehrmacht vollständig zerstört worden war. Unter dem Befehl von Generalleutnant Kurt Student wurden am 3. Juni 1941 mehr als 180 Bewohner, die sich den deutschen Soldaten entgegengestellt hatten, getötet. Der deutsche Angriff auf Gebäude und Bewohner war eine Vergeltungsmaßnahme für die Tötung deutscher Soldaten durch Widerstandskämpfer.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache in KandanosBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance
Ausführlich ging Steinmeier auf die Tatsache ein, dass Student nach dem Krieg nie für seine Verbrechen in Griechenland zur Rechenschaft gezogen wurde. Dies sei ein weiteres "beschämendes Kapitel" im Umgang mit Kriegsverbrechern, sagte er. Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender legten an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung in Kandanos einen Kranz nieder. Kandanos ist heute für die Griechen ein "Märtyrerdorf", von denen es 120 im ganzen Land gibt.
"Ort deutscher Scham"
"Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen. Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen", so Steinmeier. Allein auf Kreta seien im Zweiten Weltkrieg tausende Zivilisten ermordet worden. Dazu kämen zahlreiche griechische Juden, die deportiert worden seien. Die Brutalität der deutschen Besatzer lasse noch heute "den Atem stocken", sagte der Bundespräsident.
"Wir können das Leid nicht ungeschehen machen", sagte Steinmeier in seiner Ansprache. "Aber wir müssen die Erinnerung daran wachhalten, damit nicht wieder geschieht, was einmal geschehen ist". Weiter sprach er sich beim Besuch des wiederaufgebauten Dorfes für eine gemeinsame Gedenkkultur aus.
Austausch mit Überlebenden
Steinmeier ist das erste deutsche Staatsoberhaupt, das Kreta besucht. In Kandanos sprach er lange mit Überlebenden des Massakers. In der Menschenmenge waren auch kritische Stimmen zu hören. Mit Ausrufen wie "Gerechtigkeit" und "der Kampf geht weiter" spielten einige Anwesende auf die ungeklärte Frage deutscher Reparationszahlungen für Griechenland an.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der griechische Migrationsminister Nikolaos Panagiotopoulos (links neben ihm) besuchen eine Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete im griechischen MalakasaBild: Thanassis Stavrakis/dpa/picture alliance
Das Gedenken an die Opfer der Nazi-Verbrechen war eines der großen Themen von Steinmeiers dreitägiger Reise nach Griechenland. Am Dienstag hatte er gemeinsam mit Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou in deren Heimatstadt Thessaloniki die Baustelle für ein geplantes Holocaust-Museum besucht. Die deutsche Verantwortung für die Opfer auf griechischer Seite sei "ein schwieriges Thema, das in unseren Beziehungen eine Rolle spielt und dem wir nicht ausweichen dürfen", sagte Steinmeier am Mittwoch in Athen.
Dissens in der Reparationsfrage
Konträre Positionen traten allerdings beim Thema Reparationszahlungen zutage. Während Staatspräsidentin Sakellaropoulou und Regierungschef Kyriakos Mitsotakis die Frage nach deutschen Kriegsentschädigungen als weiterhin offen bezeichneten, sagte Steinmeier, dass Deutschland diese Rechtsfrage für "völkerrechtlich abgeschlossen" halte. In dieser Frage vertrete Deutschland eine andere Auffassung. Mitsotakis, dessen Familie aus Kreta stammt, sagte am Mittwoch, die Frage der Reparationen sei "immer noch sehr lebendig". "Wir hoffen, dass wir sie irgendwann lösen werden", betonte er.
Griechenland fordert seit langem eine Wiedergutmachung für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Kriegsschäden. Vor fünf Jahren schätzte ein griechischer Parlamentsausschuss die Kosten für die Reparationen auf mehr als 270 Milliarden Euro. Die Bundesregierung sieht für die griechischen Reparationsforderungen allerdings keine rechtliche Grundlage.
kle/pg (afp, kna, dpa)
https://www.dw.com/


Malakasa in Griechenland
Steinmeier-Besuch löst Tumult in Flüchtlingsunterkunft aus

Auf seiner Griechenlandreise besuchte Frank-Walter Steinmeier ein Flüchtlingslager nahe Athen. Die Menschen dort skandierten »Ausweis, Ausweis« und »Deutschland, Deutschland«. Dann wurde es ungemütlich.
31.10.2024, 11.07 Uhr

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    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (3.v.r) in der Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete in Malakasa Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa
    Beim Besuch von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier in einem Flüchtlingslager in Malakasa nahe der griechischen Hauptstadt Athen ist es zu tumultartigen Szenen gekommen. Hunderte Geflüchtete empfingen Steinmeier mit lautstarken »Ausweis, Ausweis«- und »Deutschland, Deutschland«-Rufen und folgten ihm hinter einem hohen Zaun bei seinem Gang durch das Lager.
    Einige von ihnen versuchten, bis zu Steinmeier durchzudringen. Sie wurden aber von Sicherheitskräften weit von ihm entfernt zurückgehalten. Der Bundespräsident verkürzte angesichts der aufgebrachten Stimmung seinen Besuch um eine halbe Stunde.
    Bewohner des Flüchtlingslagers versuchten, zu Steinmeier durchzukommen: Sicherheitskräfte im Einsatz Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa
    Steinmeier informierte sich in dem Lager über die Registrierung und Erstaufnahme von Geflüchteten, die derzeit wieder vermehrt nach Griechenland kommen. Während im gesamten vergangenen Jahr 41.500 Neuankünfte gezählt wurden, sind es in diesem Jahr bereits mehr als 48.000. Für Griechenland mit seinen 10,5 Millionen Einwohnern stellen die über das Mittelmeer kommenden Menschen eine große Herausforderung dar.
    Dieser Protest sei auch ein Appell an die europäischen Regierungen, die Grenzen nicht so dichtzumachen, wie sie es jetzt zunehmend täten, sagte Steinmeier später. »Wir haben Verständnis und können nachvollziehen, dass die Flüchtlinge diese Erwartung haben. Aber ich glaube, wir tun mit Blick auf den Zustand unserer Gesellschaften auch gut daran, dass wir tatsächlich die Zahl der Ankünfte gegenüber den letzten Jahren verringern.«
    Steinmeier sieht keine Chance für Reparationen an Griechenland
    Steinmeier rief zu einer gemeinsamen europäischen Lösung auf. »Im Gegeneinander werden wir die Lösungen nicht finden«, sagte er. »In Zusammenarbeit der Regierungen und Staaten untereinander wird manches leichter. Aber das Migrationsproblem wird auch nicht morgen von der Tagesordnung verschwinden.«
    Der Bundespräsident hatte zuvor Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou getroffen. Sie hatte ihn gleich zum Auftakt ihres Gesprächs an die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden ihres Landes und an die an Hitlerdeutschland gezahlte Zwangsanleihe erinnert. Das Problem der Kriegsentschädigungen und der Zwangsanleihe habe für das griechische Volk noch immer »eine sehr große Bedeutung«, sagte Sakellaropoulou: »Ein Problem, das immer noch in der Schwebe ist.«
    Steinmeier bekannte sich zur deutschen Verantwortung für die Taten der Nazis in Griechenland während des Zweiten Weltkrieges, betonte aber: »In der von Ihnen angesprochenen Rechtsfrage vertreten wir eine andere Auffassung. Sie wissen, dass Deutschland die Rechtsfrage der Reparationen für völkerrechtlich abgeschlossen hält. Aber gleichwohl stehen wir zu unserer historischen und moralischen Verantwortung.«
    Mehr zum Thema

 

    Die Hölle von Hellas
    Zum Abschluss seines dreitägigen Besuches in Griechenland reist Steinmeier nach Kreta. Er will auf der Mittelmeerinsel das Dorf Kandanos besuchen. Dieses war 1941 von der deutschen Wehrmacht völlig zerstört worden. Steinmeier dürfte sich für dieses Kriegsverbrechen offiziell entschuldigen. Er ist das erste deutsche Staatsoberhaupt, das Kreta besucht.
    ptz/dpa
    https://www.spiegel.de/

Steinmeier auf Griechenland-Reise
„Ich kann nicht auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen“

Kandanos · Deutsche Soldaten haben auch auf Kreta schwere Kriegsverbrechen verübt. Jetzt kommt der Bundespräsident mit einer Versöhnungsgeste. Doch nicht allen Zuhörern seiner Rede reicht diese.
31.10.2024 , 15:24 Uhr 3 Minuten Lesezeit

Foto: dpa/Bernd von Jutrczenka

Als erster Bundespräsident hat Frank-Walter Steinmeier Kreta besucht und sich dort zur deutschen Verantwortung für Gräueltaten im Zweiten Weltkrieg bekannt. „Ich bitte Sie, die Überlebenden und Nachfahren, um Vergebung für die schweren Verbrechen, die Deutsche hier verübt haben“, sagte Steinmeier bei einem Besuch des Dorfes Kandanos. Und: „Ich bitte um Vergebung dafür, dass mein Land über Jahrzehnte die Ahndung der Verbrechen verschleppt hat. Dass es nach dem Krieg zunächst weggesehen und geschwiegen hat.“

Kandanos war am 3. Juni 1941 von der Wehrmacht vollständig zerstört worden, nur wenige Tage nach der Eroberung der Insel durch deutsche Truppen. Die Aktion wurde als Vergeltungsmaßnahme gegen den griechischen Widerstand für den Tod von 25 deutschen Fallschirm- und Gebirgsjägern ausgegeben. Einwohner, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden brutal umgebracht. Ihre genaue Zahl ist unklar. In einem Bericht ist von 23 Toten die Rede, andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 189 Toten aus.

  • Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau

Steinmeier bittet auf Kreta um Vergebung für deutsche NS-Verbrechen

„Im Namen Deutschlands“
Steinmeier bittet auf Kreta um Vergebung für deutsche NS-Verbrechen
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (3.v.r) besucht zusammen
Steinmeier trifft Präsidentin Sakellaropoulou und Regierungschef Mitsotakis
Besuch in Griechenland
Steinmeier trifft Präsidentin Sakellaropoulou und Regierungschef Mitsotakis
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier (M) wird von
Athen konfrontiert Steinmeier mit Reparationsforderungen
Bundespräsident in Griechenland
Athen konfrontiert Steinmeier mit Reparationsforderungen
Der später wieder aufgebaute Ort zählt heute etwa 1000 Einwohner. An die Gräueltaten erinnern noch Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dieser Zeit, die im Ort zu sehen sind. Kandanos ist heute für die Griechen ein „Märtyrerdorf“, von denen es 120 im ganzen Land gibt.
Steinmeier dankt für Bereitschaft zur Versöhnung
„Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen und zu reden“, sagte er den versammelten Einwohnern. „Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen.“ Er wisse, dass in den Familien Leid und Schmerz fortlebten. „Und doch haben Sie uns die Hand zur Versöhnung gereicht, und dafür bin ich Ihnen dankbar“, sagte Steinmeier.
Steinmeier bittet in Dorf in Griechenland um Vergebung für Nazi-Verbrechen
Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender legten an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung von Kandanos einen Kranz nieder und sprachen ausführlich mit Überlebenden. Dabei wurde Steinmeier erneut mit der Forderung nach deutschen Wiedergutmachungszahlungen konfrontiert. Vier Überlebende verlangten auf einem Transparent „Gerechtigkeit und Entschädigung“, andere Menschen riefen diese Worte lautstark. Nicht alle konnte er mit seiner Rede überzeugen: „Wir wollen keine Entschuldigung, wir wollen eine Entschädigung“, sagten einige anschließend.
Unpassende Nachrichten aus Berlin
Steinmeier hatte griechische Reparationsforderungen schon am Vortag zurückgewiesen. Die Frage sei aus deutscher Sicht völkerrechtlich abschließend geregelt, sagte er. Zugleich verwies er auf von Deutschland angestoßene Projekte wie den deutsch-griechischen Jugendaustausch und den deutsch-griechischen Zukunftsfonds. Aus diesem werden zahlreiche Erinnerungsprojekte finanziert, die sich vor allem an junge Menschen richten.
Dass das von Sparzwängen geplagte Auswärtige Amt den Fonds nach einem „Spiegel“-Bericht von 900.000 Euro jährlich auf 300.000 Euro zusammenstreichen will, kritisierte Steinmeier in Kandanos als „falsches Signal“ und sagte: „Der Fonds arbeitet seit 2014 an einer gemeinsamen Erinnerungskultur und ist damit zugleich wichtige Grundlage für unsere gemeinsame Zukunft als enge Partnerländer.“ Er sei froh, dass die Finanzierung jetzt noch einmal im Parlament besprochen werden solle.
Hoffnung auf Korrektur der Haushaltsentscheidung
Der Haushaltsausschuss des Bundestags wird am 14. November in der sogenannten Bereinigungssitzung letzte Hand an den Haushaltsentwurf 2025 anlegen. Dabei kommt es üblicherweise noch zu zahlreichen Nachbesserungen.
Diese hält Steinmeier nach seinem Besuch in Kandanos auch für dringend geboten. „Wir haben hier bei unseren Gesprächen erneut erfahren, wie präsent die Wunden der Vergangenheit noch immer sind“, sagte er. „Umso mehr müssen wir ernsthaft und vertrauensvoll an neuen, tragfähigen Verbindungen zueinander arbeiten.“
(alh/dpa)
https://rp-online.de/


Von Thessaloniki nach Kreta: Deutschlands Präsident Steinmeier in Griechenland Tagesthema

Dienstag, 29. Oktober 2024 13:14

Unser Archivfoto (© Eurokinissi) entstand während eines früheren Besuches des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in Athen.

Deutschlands Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Griechenlandbesuch, der am heutigen Dienstag (29.10.) beginnt, ein anspruchsvolles Programm zu bewältigen. Als Schwerpunkte sind vermerkt: „Gedenken an die Opfer der Nazi-Verbrechen“, „Würdigung der Rolle beim Schutz der EU-Außengrenzen vor illegaler Migration“ und „Zusammenarbeit in Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur“.
Begleitet wird der Gast aus Berlin bei seinem dreitätigen Hellas-Aufenthalt von seiner Ehefrau Elke Büdenbender; der Auftakt des Besuches erfolgt in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki.
Eingeladen wurde Steinmeier von seiner griechischen Amtskollegin Katerina Sakellaropoulou. Erklärtes Ziel ist es u. a., „die Vielfalt und Dichte der deutsch-griechischen Beziehungen“ zu reflektieren. Diese hatten im Zuge der 2010 in Griechenland ausgebrochenen Finanz- und Wirtschaftskrise deutlich gelitten. Seit geraumer Zeit aber ist die Stimmung wieder recht freundlich: So etwa war Deutschland erst im September der Ehrengast bei der Internationalen Messe Thessaloniki.
Am heutigen Dienstag werden Steinmeier und Sakellaropoulou den Standort des sich im Bau befindlichen Holocaust-Museums besuchen, das von Deutschland mit-finanziert wird. Anschließend steht ein Treffen mit zwei Holocaust-Überlebenden auf dem Programm. Von den einst rund 60.000 Juden, die in der nordgriechischen Metropole Thessaloniki lebten, hatten nur etwa fünf Prozent die Verbrechen der deutschen Besatzer im Zweiten Weltkrieg überlebt.
Die Reise des Bundespräsidenten führt anschließend weiter nach Athen, wo am Mittwochmittag ein Besuch des Deutschen Archäologischen Instituts auf dem Programm steht, das sein 150-jähriges Gründungsjubiläum feiert.
Am Mittwochabend steht schließlich ein Festessen mit Sakellaropoulou auf dem Programm.
Am Donnerstag, dem dritten und letzten Tag dieser Griechenland-Reise, geht es nach Chania auf Kreta. Dort wird Steinmeier u. a. den Ort Kandanos besuchen. Dieser wurde am 3. Juni 1941, bereits in den ersten Tagen der deutschen Besatzung auf Kreta von der Wehrmacht durch eine sogenannte „Vergeltungsmaßnahme“ vollständig zerstört. Kandanos ist nur einer von über 120 Orten in Griechenland, in denen während der Besatzung durch die Achsenmächte in den Jahren 1941 bis 1944 in größerem Ausmaß Kriegsverbrechen an der Zivilbevölkerung verübt wurden.
Ein weiterer solcher Ort ist das Dorf Katarraktis bei Tzoumerka in der Nähe von Ioannina im Nordwesten des Landes. Diesen hat am Wochenende der ehemalige griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos besucht. In einer Rede hob er hervor, dass Hellas weiterhin darauf bestehe, von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg entstandenen Schäden und für einen Zwangskredit, der Griechenland abgepresst worden war, entschädigt zu werden. Pavlopoulos stellte außerdem fest: „Für uns Griechen ist die Freiheit ein existentielles Prinzip und damit eine Lebensweise.“ Auch Bundespräsident Steinmeier äußerte sich zum Thema Demokratie und Freiheit: Auf seiner Instagram-Account fasste er zusammen, dass Griechenland „die Wiege der westlichen Zivilisation und Demokratie“ sei. Nicht zuletzt hob er eine „beeindruckende Vielfalt an Landschaften: von Gebirgen bis hin zu unzähligen Inseln und wunderschönen Küsten“ hervor. (Griechenland Zeitung / eh)
https://www.griechenland.net/


Steinmeier entschuldigt sich auf Kreta bei NS-Opfern

31.10.202431. Oktober 2024
Geschichte Griechenland

Zum Abschluss seiner Griechenland-Reise ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier auf der griechischen Insel Kreta eingetroffen. Dort besuchte er das Dorf Kandanos, das deutsche Truppen 1941 zerstört hatten.
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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender besuchen im Rathaus von Kandanos eine historische Sammlung zur Zerstörung von Kandanos
Bild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Griechenland-Besuch um Vergebung für die deutschen Verbrechen während der NS-Zeit auf Kreta gebeten. "Ich möchte Sie heute im Namen Deutschlands um Vergebung bitten", sagte Steinmeier auf Griechisch in Kandanos auf Kreta, dem Schauplatz einer der schlimmsten Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs. Weiter entschuldigte sich der Bundespräsident dafür, dass Deutschland über Jahrzehnte die Ahndung der Verbrechen verschleppt und nach dem Krieg "zunächst weggesehen und geschwiegen hat".
Das 50 Kilometer südwestlich von Chania gelegene Kandanos war eines der ersten Dörfer auf Kreta, das von Soldaten der Wehrmacht vollständig zerstört worden war. Unter dem Befehl von Generalleutnant Kurt Student wurden am 3. Juni 1941 mehr als 180 Bewohner, die sich den deutschen Soldaten entgegengestellt hatten, getötet. Der deutsche Angriff auf Gebäude und Bewohner war eine Vergeltungsmaßnahme für die Tötung deutscher Soldaten durch Widerstandskämpfer.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hält eine Ansprache in KandanosBild: Bernd von Jutrczenka/dpa/picture alliance
Ausführlich ging Steinmeier auf die Tatsache ein, dass Student nach dem Krieg nie für seine Verbrechen in Griechenland zur Rechenschaft gezogen wurde. Dies sei ein weiteres "beschämendes Kapitel" im Umgang mit Kriegsverbrechern, sagte er. Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender legten an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung in Kandanos einen Kranz nieder. Kandanos ist heute für die Griechen ein "Märtyrerdorf", von denen es 120 im ganzen Land gibt.
"Ort deutscher Scham"
"Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen. Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen", so Steinmeier. Allein auf Kreta seien im Zweiten Weltkrieg tausende Zivilisten ermordet worden. Dazu kämen zahlreiche griechische Juden, die deportiert worden seien. Die Brutalität der deutschen Besatzer lasse noch heute "den Atem stocken", sagte der Bundespräsident.
"Wir können das Leid nicht ungeschehen machen", sagte Steinmeier in seiner Ansprache. "Aber wir müssen die Erinnerung daran wachhalten, damit nicht wieder geschieht, was einmal geschehen ist". Weiter sprach er sich beim Besuch des wiederaufgebauten Dorfes für eine gemeinsame Gedenkkultur aus.
Austausch mit Überlebenden
Steinmeier ist das erste deutsche Staatsoberhaupt, das Kreta besucht. In Kandanos sprach er lange mit Überlebenden des Massakers. In der Menschenmenge waren auch kritische Stimmen zu hören. Mit Ausrufen wie "Gerechtigkeit" und "der Kampf geht weiter" spielten einige Anwesende auf die ungeklärte Frage deutscher Reparationszahlungen für Griechenland an.

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der griechische Migrationsminister Nikolaos Panagiotopoulos (links neben ihm) besuchen eine Aufnahmeeinrichtung für Geflüchtete im griechischen MalakasaBild: Thanassis Stavrakis/dpa/picture alliance
Das Gedenken an die Opfer der Nazi-Verbrechen war eines der großen Themen von Steinmeiers dreitägiger Reise nach Griechenland. Am Dienstag hatte er gemeinsam mit Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou in deren Heimatstadt Thessaloniki die Baustelle für ein geplantes Holocaust-Museum besucht. Die deutsche Verantwortung für die Opfer auf griechischer Seite sei "ein schwieriges Thema, das in unseren Beziehungen eine Rolle spielt und dem wir nicht ausweichen dürfen", sagte Steinmeier am Mittwoch in Athen.
Dissens in der Reparationsfrage
Konträre Positionen traten allerdings beim Thema Reparationszahlungen zutage. Während Staatspräsidentin Sakellaropoulou und Regierungschef Kyriakos Mitsotakis die Frage nach deutschen Kriegsentschädigungen als weiterhin offen bezeichneten, sagte Steinmeier, dass Deutschland diese Rechtsfrage für "völkerrechtlich abgeschlossen" halte. In dieser Frage vertrete Deutschland eine andere Auffassung. Mitsotakis, dessen Familie aus Kreta stammt, sagte am Mittwoch, die Frage der Reparationen sei "immer noch sehr lebendig". "Wir hoffen, dass wir sie irgendwann lösen werden", betonte er.
Griechenland fordert seit langem eine Wiedergutmachung für die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Kriegsschäden. Vor fünf Jahren schätzte ein griechischer Parlamentsausschuss die Kosten für die Reparationen auf mehr als 270 Milliarden Euro. Die Bundesregierung sieht für die griechischen Reparationsforderungen allerdings keine rechtliche Grundlage.
kle/pg (afp, kna, dpa)
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Bundespräsident in Griechenland
Steinmeier bittet um Vergebung für deutsche Verbrechen

»Es ist ein schwerer Weg«: Frank-Walter Steinmeier hat sich auf Kreta nicht nur für die Verbrechen der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg entschuldigt, sondern auch für das Handeln der Deutschen danach.
31.10.2024, 17.11 Uhr
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Ehefrau Elke Büdenbender in Griechenland Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa

Zwischen 1941 und 1944 besetzte die deutsche Wehrmacht Griechenland und verübte dabei zahlreiche Massaker. Die Soldaten töteten, plünderten und zerstörten ganze Dörfer. Zum Abschluss seines Besuches in Griechenland hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Menschen auf Kreta um Vergebung für das Morden der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg gebeten.

 

    »Ich bitte Sie, die Überlebenden und Nachfahren, um Vergebung für die schweren Verbrechen, die Deutsche hier verübt haben«, sagte Steinmeier bei einem Besuch des Dorfes Kandanos. Und: »Ich bitte um Vergebung dafür, dass mein Land über Jahrzehnte die Ahndung der Verbrechen verschleppt hat. Dass es nach dem Krieg zunächst weggesehen und geschwiegen hat.«
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender im Rathaus von Kandanos Foto: Bernd von Jutrczenka / dpa
    Kandanos war am 3. Juni 1941 von der Wehrmacht vollständig zerstört worden, nur wenige Tage nach der Eroberung der Insel durch deutsche Truppen. Die Aktion wurde als Vergeltungsmaßnahme gegen den griechischen Widerstand für den Tod von 25 deutschen Fallschirm- und Gebirgsjägern ausgegeben. Einwohner, die nicht rechtzeitig fliehen konnten, wurden brutal umgebracht. Ihre genaue Zahl ist unklar. In einem Bericht ist von 23 Toten die Rede, andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 189 Toten aus.
    »Ort deutscher Scham«
    Der wieder aufgebaute Ort zählt heute etwa 1.000 Einwohner. An die Gräueltaten erinnern noch Schwarz-Weiß-Aufnahmen aus dieser Zeit, die im Ort zu sehen sind. Kandanos ist heute für die Griechen ein Märtyrerdorf, von denen es 120 im ganzen Land gibt. Märtyrerstädte und -dörfer sind Orte, an denen in größerem Ausmaße Kriegsverbrechen an der Bevölkerung verübt wurden.
    Schon 2015 sagte Historiker Hagen Fleischer dem SPIEGEL »In keinem anderen nichtslawischen Land wüteten SS und Wehrmacht so brutal wie in Griechenland« und bedauerte, dass dies »in Deutschland so gut wie nicht bekannt ist.« Und das, obwohl unter anderem der ehemalige Bundespräsident Joachim Gauck 2014 in Griechenland »mit Scham und Schmerz« im Namen Deutschlands um Verzeihung bat.
    Mehr zum Thema

 

 

    Griechenlands Präsidentin konfrontiert Steinmeier mit Reparationsforderungen
    Steinmeier war jedoch das erste deutsche Staatsoberhaupt, das Kreta besuchte. »Es ist ein schwerer Weg, als deutscher Bundespräsident an diesen Ort zu kommen und zu reden. Aber ich kann nicht hier auf Kreta sein, ohne diesen Ort deutscher Scham zu besuchen.«
    Er wisse, dass in den Familien Leid und Schmerz fortlebten. »Und doch haben Sie uns die Hand zur Versöhnung gereicht, und dafür bin ich Ihnen dankbar«, sagte Steinmeier. »Die Brutalität, die Grausamkeit, die Menschenverachtung der deutschen Besatzer, sie lässt auch mir und gerade heute den Atem stocken.«
    Der Bundespräsident und seine Frau Elke Büdenbender legten an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung von Kandanos einen Kranz nieder und sprachen lange mit Überlebenden. Dabei wurde Steinmeier erneut mit der Forderung nach deutschen Wiedergutmachungszahlungen konfrontiert. Vier Überlebende verlangten auf einem Transparent »Gerechtigkeit und Entschädigung«, andere Menschen riefen diese Worte lautstark.
    Zuvor hatte bereits Griechenlands Staatspräsidentin Katerina Sakellaropoulou gleich zum Auftakt ihres Gesprächs mit Steinmeier an die im Zweiten Weltkrieg erlittenen Schäden ihres Landes erinnert – und an die an Hitlerdeutschland gezahlte Zwangsanleihe. Das Problem der Kriegsentschädigungen und der Zwangsanleihe habe für das griechische Volk noch immer »eine sehr große Bedeutung«, sagte Sakellaropoulou: »Ein Problem, das immer noch in der Schwebe ist.« Steinmeier betonte daraufhin, dass Deutschland »die Rechtsfrage der Reparationen für völkerrechtlich abgeschlossen hält. Aber gleichwohl stehen wir zu unserer historischen und moralischen Verantwortung.«
    https://www.spiegel.de/

 



Bundespräsident Steinmeier kommt nach Kreta

Veröffentlicht am 31.10.2024 von Jörg
Am 31. Oktober reist Bundespräsident Steinmeier als erster Bundespräsident nach Kreta und besucht die Ortschaft Kandanos, die am 3. Juni 1941 während der ersten Tage der deutschen Besatzung der Insel Kreta als Vergeltungsmaßnahme vollständig von der Wehrmacht zerstört wurde.
Archivbild.
Bei der Gedenkveranstaltung sind Kranzniederlegung, Ansprachen und Begegnungen mit Zeitzeugen geplant. Zum Abschluss der Reise erhalten der Bundespräsident und Elke Büdenbender Einblicke in Projekte der regenerativen Landwirtschaft auf der Insel.
Der Tagesablauf des Präsidenten.
Donnerstag, 31. Oktober
Morgens
Flug nach Chania
Vormittags, Kandanos
Kranzniederlegung an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung von Kandanos
Mittags, Rathaus von Kandanos
Besichtigung der historischen Sammlung zur Zerstörung von Kandanos und Begegnung mit Überlebenden
Anschließend
Ansprache bei einer Gedenkveranstaltung für die Opfer der Zerstörung von Kandanos
Anschließend
Gemeinsames Mittagessen
Nachmittags, Kolymbari
Besuch von „Terra Creta“ des Projekts „TUI Field to Fork Greece“
Anschließend
Gespräch mit lokalen Teilnehmenden aus Landwirtschaft und Tourismus am Projekt „TUI Field to Fork Greece“
Abends
Flug nach Berlin
Das Märtyrerdorf Kandanos – Mehr Info HIER.
https://radio-kreta.de/


Kandanos war der erste Ort auf Kreta, den die Deutschen dem Erdboden gleichmachten – «das kann nicht durch PR-Zeremonien ausgelöscht werden»

Der deutsche Bundespräsident Steinmeier besucht in Griechenland Orte, an denen die deutschen Besetzer im Zweiten Weltkrieg mordeten. Dabei kommt erneut die Frage nach Reparationszahlungen auf.
Elena Panagiotidis
31.10.2024, 15.54 Uhr  4 min
Der deutsche Bundespräsident Steinmeier spricht im Dorf Kandanos auf Kreta mit Überlebenden des Massakers und deren Nachfahren.
Pattakos Petros / EPA
Kandanos am letzten Oktobertag. Ein griechisches Bergdorf auf Kreta wie so viele. Die Webcam zeigt die Plateia, den Platz in der Mitte, man sieht eine kleine Taverne. Einige Menschen haben sich auf dem Dorfplatz versammelt, ein Polizeiauto fährt immer wieder die Strasse entlang...
https://www.nzz.ch/


Der Tag
Steinmeier bittet um Vergebung für NS-Verbrechen auf Kreta

31.10.2024, 11:44 Uhr
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei seinem Griechenland-Besuch um Vergebung für die deutschen Verbrechen während der NS-Zeit auf Kreta gebeten. "Ich möchte Sie heute im Namen Deutschlands um Vergebung bitten", sagte Steinmeier am Donnerstag auf Griechisch laut Redemanuskript bei einem Besuch in Kandanos auf Kreta, dem Schauplatz einer der schlimmsten Gräueltaten der deutschen Besatzungstruppen während des Zweiten Weltkriegs.
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Politik
30.10.24
Tumult in Flüchtlingslager
Steinmeier-Besuch in Griechenland läuft anders als geplant
Weiter entschuldigte sich der Bundespräsident dafür, dass Deutschland über Jahrzehnte die Ahndung der Verbrechen verschleppt und nach dem Krieg "zunächst weggesehen und geschwiegen hat". Das 50 Kilometer südwestlich von Chania gelegene Kandanos war eines der ersten Dörfer auf Kreta, das von Soldaten der Wehrmacht als Vergeltungsmaßnahme vollständig zerstört worden war. Am 3. Juni 1941 wurden mehr als 180 Bewohner, die sich den deutschen Soldaten entgegengestellt hatten, getötet. Bei seinem Besuch vor Ort legte Steinmeier an der Gedenkstätte für die Opfer der Zerstörung einen Kranz nieder und traf auch auf Überlebende.
Quelle: ntv.de
https://www.n-tv.de/


"I ask you for your forgiveness"

German Federal President (Link to homepage)

"I ask you for your forgiveness"
Speech
Kandanos/Greece, 31 October 2024
Federal President Steinmeier has asked the people of Kandanos in Greece for forgiveness on behalf of Germany for the crimes committed by the German Wehrmacht during the Second World War. “We cannot undo the suffering. We will probably never be able to properly make up for it. But we must keep its memory alive to ensure that what happened once does not happen again”, he said at a commemoration ceremony.
The photos in the exhibition we have just viewed give us an idea of what happened in this place, but pictures and photos cannot convey the full dimension of the horror. And yet, whoever passes through this exhibition here in the town hall will be hard pressed to find words afterwards. Imagining the true extent of the barbarity is unbearable. The suffering of the families leaves us stunned. I am appalled by what was written – in my own language – on the signs erected by the Wehrmacht. And I am filled with shame – after all, these signs show that the German Wehrmacht even believed they were entitled to destroy the place so completely that it could never again be rebuilt. Here, the perpetrators themselves documented just how shameless and criminal Germany’s war of conquest, occupation and destruction was.
It is a difficult path to come to this place and to speak here as President of the Federal Republic of Germany. At the same time, I cannot be here in Crete, without visiting this site of German shame. I would particularly like to thank you, the survivors and families of the victims from all the villages that were attacked and destroyed by German soldiers at that time. Thank you for being here, and thank you for allowing me to be here. I am aware that the suffering, the pain lives on in your families. And yet you have reached out the hand of reconciliation to us, and for that I am grateful to you.
Kandanos was one of the first Cretan villages to be razed to the ground by German soldiers, members of the Wehrmacht, during the Second World War. The 3rd company of the 55th Motorcycle Battalion, a paratrooper platoon and two groups of the mountain pioneers committed horrific, brutal crimes. They burned down the houses. They killed the livestock. They shot all the villagers they encountered, primarily women and old people. The only people who managed to escape were those who happened to be away from the village or were able to get away just in time.
One day earlier, the German soldiers had already wreaked devastation on Kondomari and Alikianos. Dozens more places followed: Kakopetros, Floria, Anogia and Viannos – I can only cite a few examples of many here. In Crete alone, Germans in the Second World War murdered thousands of civilians. Old people. Clergy. Women and men. Children and babies. And we cannot commemorate those people today without calling to mind the Jews of Crete. They were all deported. The brutality, the savagery, the contempt for human life shown by the German occupiers still take my breath away today.
Throughout Europe there are places like this, places which were destroyed and their inhabitants murdered by the Germans in the Second World War as an act of revenge. Some of the names of these villages are better known. Other names, however, have been forgotten in Europe and particularly in my country. Sadly, so many places in Greece are among them. They are impossible to count. That is why it is so important to be here today.
The Wehrmacht took brutal revenge in these places. The Germans had already completely underestimated the military resistance of the Greeks, the British and their allies when they occupied Crete. But what they certainly had not reckoned with was the courage and spirit of resistance of the people of Crete. The Greeks know that the term "hero" should be used with restraint. Yet the women and men who defended their homeland against the German occupation were true heroes!
The Germans were merciless in their response to this unexpected resistance. The soldiers had every reason to be confident that they would not be called to account for these crimes. For they were acting under orders from their commander, Lieutenant-General Kurt Student. He ordered punitive measures to be taken against the population and expressly stated that the troops should, disregarding all formalities and deliberately excluding special tribunals, impose punishment with the extremest severity. His soldiers carried out this command in cold blood.
Although Kurt Student was found guilty by a British military court in Lüneburg after the war, he was only convicted of the crimes perpetrated against British prisoners of war. Today, we know that he was released early and was able to live untroubled in the Federal Republic for many years. He was never held to account for the crimes against the Greek civilian population.
When I speak here today, I also have to mention this shameful chapter – our treatment of a Nazi war criminal. It is the second burden of guilt that Germany has incurred. Of that, too, I am ashamed.
Και γι΄ αυτό θα ήθελα σήμερα να ζητήσω συγχώρεση στο όνομα της Γερμανίας. (I would like to ask for your forgiveness today on behalf of Germany.)
I ask you, the survivors and descendants, for your forgiveness for the heinous crimes perpetrated here by Germans. I ask for forgiveness for the fact that over many decades my country failed to punish these crimes. That after the war it initially turned a blind eye and remained silent.
We cannot undo the suffering. We will probably never be able to properly make up for it. But we must keep its memory alive to ensure that what happened once does not happen again. Without remembrance, there is no future. No future together and in peace. That is why it is so important for us to gather today to remember the crimes of that time. And for us to pass on this remembrance to the next generations.
I hope that we will find the strength to assume this responsibility together. Yes, particularly because we hold differing standpoints on individual issues. All the more, then, do we need the commitment, the will, the ideas, to work seriously to build bridges to each other in a spirit of trust.
The German-Greek Future Fund has been working since 2014 to this end, to establish just such a common culture of remembrance and thus a common future.
Our responsibility stems from this darkest chapter of German history. The responsibility to stand up for the freedom and dignity of every individual. And the responsibility to stand up for democracy. For these values form the basis of our shared Europe. They are values and achievements that we owe to Ancient Greece. Where, if not here, would it be more appropriate to call them to mind? Our two countries know that democracy, once achieved, is not of itself guaranteed. We know that we have to protect and defend it – now more than ever, when this democracy is again being called into question in many countries of the European Union, where anti-democratic forces are gaining support, unfortunately also in my country.
Particularly in a place like this, here in Kandanos, we sense that we Europeans can only enjoy a common future, a future in peace and freedom, if we protect and defend democracy, if we protect and defend our values. This historical responsibility remains. At no point can we draw a line under it.
In my country, in Germany, few people know about the crimes of the Wehrmacht against the Greek civilian population and the murder of the Greek Jews in the Holocaust. And few know about the terrible famine during the German occupation. The fact that there has been a German-Greek Youth Office for several years now is therefore important. Not only does it create an opportunity for personal interaction and friendship between young Germans and Greeks. It also helps to pass on the knowledge of the crimes perpetrated by the Germans to young people. Young people need to know what happened to ensure that it does not happen again.
Thank you all once again most sincerely for allowing me to be here today. I bow my head in sorrow and respect for the victims.
Kandanos was rebuilt, despite the suffering, despite the atrocities. That, too, was a brave and indeed heroic step. Kandanos is a warning to us to uphold peace and freedom in Europe. This mandate remains. That is our task for a common future.
Download/Translation
Speech at a memorial ceremony for the victims of the destruction of Kandanos perpetrated by the Wehrmacht
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Speech in Greek
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Further information
Visit to Greece
Report
29 October 2024
Federal President Frank-Walter Steinmeier and Elke Büdenbender travelled
https://www.bundespraesident.de/


Nach türkischen Drohungen
Scholz stützt Griechenland im Insel-Streit

Stand: 27.10.2022 14:45 Uhr
Kanzler Scholz hat Griechenland im Streit mit der Türkei über Inseln im Mittelmeer den Rücken gestärkt. Drohungen aus Ankara bezeichnete er als inakzeptabel. Bei der Frage nach Reparationen für NS-Verbrechen blieb er dagegen hart.

Griechenland besteht auf Reparationen - Scholz bleibt hart
Ein Streitpunkt zwischen Berlin und Athen bleiben die Reparationen für Kriegsverbrechen und Schäden deutscher Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg.Das Thema sei immer noch nicht geregelt, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nach seinem Treffen mit Scholz in Athen. Das gelte vor allem für einen Zwangskredit, den die griechische Notenbank den Besatzern 1942 gewähren musste. Zugleich betonte Mitsotakis: "Allerdings trübt das nicht unsere Beziehungen." Berlin lehnt solche Forderungen seit Jahren ab.Scholz hatte schon vor seinem Besuch der Zeitung "Ta Nea" gesagt: "Juristisch und politisch ist die Reparationsfrage abgeschlossen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Griechen und Deutsche heute in Freundschaft und Partnerschaft in Europa vereint sind."Deutschland hatte Griechenland am 6. April 1941 überfallen. Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht dort zahlreiche Massaker. Zehntausende griechische Zivilisten kamen im Krieg ums Leben. Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden auf mindestens 289 Milliarden Euro. Die Regierung von Ministerpräsident Mitsotakis hat mehrfach betont, dass sie an den Reparationsforderungen festhalte.

https://www.tagesschau.de/

Nach Treffen mit Bundeskanzler:
Griechenland rückt von Reparationsforderungen nicht ab

27. Oktober 2022
Athen Im Mittelpunkt der Forderungen nach Reparationen steht ein Zwangskredit, den die griechische Notenbank den Nazi-Besatzern 1942 gewähren musste.
Griechenland besteht auf Reparationen für Kriegsverbrechen und Schäden deutscher Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg. Das Thema sei immer noch nicht geregelt, sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag in Athen. Das gelte vor allem für einen Zwangskredit, den die griechische Notenbank den Besatzern 1942 gewähren musste. Zugleich betonte Mitsotakis: „Allerdings trübt das nicht unsere Beziehungen.“ Berlin lehnt solche Forderungen seit Jahren ab.
Scholz hatte schon vor seinem Besuch der Zeitung „Ta Nea“ (Mittwoch) gesagt: „Juristisch und politisch ist die Reparationsfrage abgeschlossen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Griechen und Deutsche heute in Freundschaft und Partnerschaft in Europa vereint sind.“ Nach Berechnungen des griechischen Finanzministeriums und der Zentralbank sowie eines Parlamentsausschusses geht es um Forderungen zwischen 269 Milliarden und 332 Milliarden Euro.
(zeit/dpa)
https://rp-online.de/


GRIECHENLAND UND BRD
Panzer statt Reparationen

Aus: Ausgabe vom 28.10.2022, Seite 7 / Ausland
Scholz als Waffenhändler in Athen. Entschädigung für deutsche Weltkriegsverbrechen bleibt aus
Von Hansgeorg Hermann
Geld hat der deutsche Bundeskanzler am Donnerstag bei seiner Kurzvisite in Griechenland nicht mitgebracht. Auch Olaf Scholz lehnt nach wie vor die Forderungen nach einer Entschädigung des griechischen Volkes für die Verbrechen der Wehrmacht während des Zweiten Weltkriegs ab. Nach Schätzung des Athener Parlaments soll sich dieses inzwischen auf nahezu 300 Milliarden Euro summiert haben. Statt dessen gab Scholz Ratschläge für den Erhalt des Friedens in der Ägäis und forderte »gute Nachbarschaft« mit dem NATO-Partner Türkei. Gleichzeitig forciert Deutschland allerdings ebenso wie Frankreich und die USA seit Jahren die Aufrüstung der beiden Länder, die in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder knapp an einer militärischen Auseinandersetzung vorbeischrammten.
https://www.jungewelt.de/


Griechenland besteht auf Reparationsforderungen an Deutschland

Immer noch fordert Griechenland Reparationen für Kriegsverbrechen und Schäden. Diese sind seit dem Zweiten Weltkrieg immer noch nicht geregelt.
Das Wichtigste in Kürze:
Für Kriegsverbrechen und Schäden besteht Griechenland auf Reparationen.
Dies sei seit dem Zweiten Weltkrieg immer noch nicht geregelt.
Die Forderungen liegen zwischen 269 und 332 Milliarden Euro.
Griechenland besteht auf Reparationen für Kriegsverbrechen und Schäden deutscher Besatzungstruppen im Zweiten Weltkrieg. Das Thema sei immer noch nicht geregelt. Dies sagte Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis nach einem Treffen mit dem deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstag in Athen.
Das gelte vor allem für einen Zwangskredit, den die griechische Notenbank den Besatzern 1942 gewähren musste. Zugleich betonte Mitsotakis: «Allerdings trübt das nicht unsere Beziehungen.» Berlin lehnt solche Forderungen seit Jahren ab.
«Ich bin sehr dankbar»
Scholz hatte schon vor seinem Besuch der Zeitung «Ta Nea» (Mittwoch) gesagt: «Juristisch und politisch ist die Reparationsfrage abgeschlossen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass Griechen und Deutsche heute in Freundschaft und Partnerschaft in Europa vereint sind.»
Es geht um Forderungen zwischen 269 Milliarden und 332 Milliarden Euro. Dies ist nach Berechnungen des griechischen Finanzministeriums und der Zentralbank sowie eines Parlamentsausschusses.
https://www.nau.ch/


Forderungen an Deutschland:
Griechenland bekräftigt Reparationsansprüche

Datum:
05.04.2021 13:50 Uhr
Mindestens 289 Milliarden fordert Griechenland von Deutschland als Entschädigung für Verbrechen im Zweiten Weltkrieg.
Griechenland: Mahnmal für das Massaker der Wehrmacht in Distomo
Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht in Griechenland wie hier in Distomo zahlreiche Massaker.
Quelle: Reuters
80 Jahre nach dem deutschen Angriff auf Griechenland im Zweiten Weltkrieg hat die Regierung in Athen ihre Forderung nach Verhandlungen über Reparationen für die verursachten Kriegsschäden bekräftigt. Kurz vor dem Jahrestag an diesem Dienstag erklärte das Außenministerium, dass die Frage der Entschädigung aus griechischer Sicht weiterhin offen sei.
"Die Frage bleibt offen bis zur Erfüllung unserer Forderungen. Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht", sagte Ministeriumssprecher Alexandros Papaioannou der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. "Verhandlungen würden sehr positiv zur weiteren Förderung der griechisch-deutschen Beziehungen beitragen."
Mitsotakis bekräftigt Tspiras Forderung nach Reparationen
Griechenland hatte Deutschland im Juni 2019 - damals noch unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras - zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Im Oktober wurde diese Forderung von deutscher Seite zurückgewiesen.
Anschließend bekräftigte auch die Regierung des heutigen konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis im Januar 2020 noch einmal in einer diplomatischen Note, dass die Reparationsfrage für sie offen sei.
Reparationszahlungen in Friedensvertrag nicht vorgesehen
Nazi-Deutschland hatte Griechenland und das damalige Jugoslawien am 6. April 1941 überfallen. Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht in Griechenland zahlreiche Massaker. Sie bezeichneten das als Vergeltung für Partisanenangriffe. Zehntausende griechische Zivilisten kamen im Krieg ums Leben. Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden im Land auf mindestens 289 Milliarden Euro - inklusive einer Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste.
Für die Bundesregierung in Berlin ist das Reparationsthema dagegen mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990 rechtlich und politisch abgeschlossen. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sind Reparationen allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Zahlreiche von Nazi-Deutschland angegriffene und besetzte Staaten wie Griechenland und Polen waren an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt.
Quelle: dpa
https://www.zdf.de/


Neuanlauf für griechische Entschädigungsforderungen für NS-Verbrechen - Absage an deutschen Revisionismus

 

Die Wehrmacht besetzte Griechenland und verübte dort zusammen mit der SS zahlreiche Massaker an der Zivilbevölkerung. Bilanz: Griechenland schuldet dafür der BRD noch Geld. Wer jetzt vermutet, sich verlesen oder einen Wortdreher entdeckt zu haben, unterschätzt die Unverschämtheit des deutschen Revisionismus. Tatsächlich behauptet der Mannheimer Historiker Heinz A. Richter genau das und begegnet damit den griechischen Forderungen nach Reparationen und Entschädigungen. Doch diese Taktik ging nicht auf, sie hat vielmehr in der Bevölkerung Empörung und Entschlossenheit hervorgerufen, berichtet Martin Klingner vom AK Distomo im Interview. Fundierter nachgerechnet hat der Ausschuss des griechischen Parlaments für Entschädigungsforderungen, der auf eine Summe von rund 269 Mrd. Euro kam, die Deutschland Griechenland schuldet. Konkreter fordert der Ausschuss Reparationen für materielle Kriegsschäden und beschlagnahmte Waren, die Rückzahlung einer Zwangsanleihe, Entschädigungen
für Opfer deutscher Kriegsverbrechen und ihre Angehörigen und die Rückführung Hunderter entwendeter archäologischer Artefakte. Am 16. August verkündete Alexis Tsipras nun, die griechische Regierung werde "auf diplomatischer und falls nötig auf gerichtlicher Ebene" gegen die Bundesregierung vorgehen, wenn sich weiterhin nichts bewegt. Der AK Distomo begrüßt diesen Schritt und hofft, dass Tsipras ernst macht und die noch lebenden Opferangehörigen endlich zumindest finanziell entschädigt werden.

https://rdl.de/beitrag/


neues deutschland: Linkspartei drängt Bundesregierung zur Anerkennung von griechischen Reparationsforderungen
Heilig schlägt gemeinsamen Parlamentsausschuss vor

15.08.2016 – 12:35
nd.DerTag / nd.DieWoche
Berlin (ots)
Der Linkenpolitiker Dominic Heilig hat die Bildung eines gemeinsamen Ausschusses des Bundestags und des Athener Parlaments vorgeschlagen, in dem eine Regelung zu den noch offenen Reparationsansprüchen Griechenlands gefunden werden soll. Das »Wegducken« der Bundesregierung und das »Wegdrücken von berechtigten Forderungen« müsse »endlich ein Ende finden«, sagte der Europaexperte gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland« (Dienstausgabe).
Hintergrund sind Berichte, laut denen ein Ausschuss des griechischen Parlaments bereits Ende Juli seinen Bericht über die Milliardenforderungen gegenüber Berlin fertiggestellt habe. Das Land fordert von Deutschland für erlittene NS-Verbrechen rund 269 Milliarden Euro, hinzu kommen Reparationsansprüche, die den Ersten Weltkrieg betreffen. Berlin hatte die Forderungen bisher stets zurückgewiesen. Heilig fordert nun, die von der griechischen Regierung formulierten Ansprüche sollten »endlich auch in Berlin gehört und ernst genommen werden«.
Deutschland habe sich bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen »immer mehr als schwer getan«, so das Vorstandsmitglied der Linkspartei weiter. Es sei »überfällig, dass endlich eine andere Mentalität, eine humanistische, Einzug im politischen Berlin hält«. Da das Völkerrecht keine Verjährung von Reparationsansprüchen kenne, sei auch die Ablehnung entsprechender Forderungen Griechenlands nicht zu akzeptieren. Zweifel an der ablehnenden Haltung Berlins habe auch ein Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages im Jahr 2013 geäußert. »Wenn die Bundesregierung so tut, als sei über Zwangsanleihen und Reparationszahlungen endgültig entschieden, so ist das zynisch«, sagte Heilig.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
https://www.presseportal.de/pm/59019/3403888


Debatte um Reparationszahlungen an Griechenland
Genschers "geniale Meisterleistung": Wie Deutschland sich mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag um die Reparationen drückte

Freitag, 8. April 2016 - 13:08
Endlich sind die Entschädigungs- und Reparationsforderungen aufgrund der deutschen Verbrechen im 2. Weltkrieg mal wieder auf dem Tableau. Wir wollen anlässlich dessen noch einmal auf einen Beitrag von uns zum Zwei-plus-Vier Vertrag verweisen.
Am 31. März 2016 starb Hans-Dietrich Genscher, ehemaliger Innen- wie auch Außenminister der BRD, und einschließlich Piraten und Die Linke beeilten sich die Parteien ihn zu betrauern und zu loben. Das taten sie nicht nur für seine Verdienste um die Militarisierung (NATO-Doppelbeschluss), sondern insbesondere auch über sein gewitztes Konstrukt des "Zwei-plus-Vier-Vertrags" von 1990. Ohne Genscher hätte an dessen Stelle nämlich leicht ein ganz klassischer Friedensvertrag - zum formalen Ende des Zweiten Weltkriegs - stehen können, und dann wäre Deutschland für all die damaligen Verbrechen und Zerstörungen doch nicht so billig weggekommen. Doch Genscher sei dank, drückt sich die BRD bis heute. Ein kurzer Überblick, wie das funktionierte.
https://rdl.de/beitrag/


Griechenland fordert Reparationszahlungen in Milliardenhöhe

7. April 2015
Griechenland will Geld von Deutschland – und zwar rund 280 Milliarden Euro. So viel soll die Bundesrepublik für die Zeit des Nationalsozialismus noch schuldig sein, teilte der griechische Vize-Finanzminister mit. Athen prüft derzeit, wie das Geld von Deutschland eingefordert werden kann. Die Bundesregierung sieht die Entschädigung dagegen als erledigt an.
https://www.baden.fm/

Mögliche Reparationen an Griechenland
Historiker hält Forderungen für kontraproduktiv

Dass die griechische Regierung die Frage von Reparationen für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg im Schuldenstreit auf die Tagesordnung gesetzt hat, hält Ulf Brunnbauer für wenig klug. Der Direktor des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung an der Universität Regensburg sagte im Deutschlandfunk, das werde nicht dazu führen, dass Deutschland die griechischen Opfer anerkenne.
Ulf Brunnbauer im Gespräch mit Friedbert Meurer | 12.03.2015
Brunnbauer nannte die griechische Argumentation im Deutschlandfunk „durchaus nachvollziehbar“. Es gebe ein moralisches Argument zugunsten der Griechen, die durch die deutsche Besatzung im Zweiten Weltkrieg sehr gelitten hätten. Unter Bezug auf die griechische Regierung sagte Brunnbauer: „Man sollte mal verstehen, warum sie glaubt, diese Forderungen vorbringen zu können.“ Er glaube aber nicht, dass sie diese im Schuldenstreit durchgesetzt bekomme, deswegen seien sie kontraproduktiv.
Von der Bundesregierung wünschte er sich eine stärkere Anerkennung der Beschäftigung mit den deutschen Verbrechen in Griechenland. Er sieht in der historischen Aufarbeitung eine Leerstelle und wünscht sich einen Dialog mit griechischen Historikern. „Das fände ich sehr sehr förderlich“, sagte Brunnbauer im DLF.
Historiker verweist auf äußerst grausamen Partisanenkrieg in Griechenland
Der Geschäftsführende Direktor des Instituts für Ost- und Südosteuropaforschung an der Universität Regensburg erläuterte, dass der deutsche Überfall auf Griechenland 1941 kein Ergebnis einer besonderen Strategie gewesen sei, sondern eine Reaktion auf das Scheitern Italiens, Griechenland zu erobern. Daraufhin sei der Handel weitgehend zum Erliegen gekommen. Griechenland habe damals stark von der Landwirtschaft gelebt und vor allem Rosinen und Tabak exportiert.
Dass die deutschen Verbrechen heute noch so stark im Gedächtnis seien, begründete Brunnbauer mit dem Partisanenkrieg, der „äußerst grausam“ gewesen sei, vergleichbar mit der Art und Weise, wie Hitlerdeutschland Partisanen in Jugoslawien und der Sowjetunion behandelt habe. Dabei wurden in Vergeltungsaktionen für wenige getötete deutsche Soldaten hunderte bis tausende Zivilisten wahllos erschossen und ganze Dörfer ausgerottet. Diese Dörfer spielen Brunnbauer zufolge heute für die kollektive Erinnerung eine wichtige Rolle. Vor allem dort werde beklagt, dass diese Erinnerung von deutscher Seite so wenig unterstützt werde.
Das Interview in voller Länge:
Friedbert Meurer: Griechenland droht, deutsche Besitztümer zu pfänden als Entschädigung für Kriegsverbrechen, die Deutschland zwischen 1941 und 45 in Griechenland auf dem Festland und auf den Inseln begangen hat. Mit dieser Drohung hat jetzt der Justizminister Griechenlands, Nikos Paraskevopoulos, den Streit zwischen Athen und Berlin noch einmal verschärft. Ist das ein Bluff, nur eine verbale Attacke, um die Anhänger von Syriza zu bedienen? Vielleicht ist es das auch. Aber Griechenland fordert ja schon seit Jahren eine Entschädigung und Reparationen von Deutschland. Die Haltung der Bundesregierung lautet demgegenüber weiterhin: Die Reparationsfrage ist für uns abgeschlossen.
Ulf Brunnbauer ist geschäftsführender Direktor des Instituts für Ost- und Südosteuropa-Forschung an der Universität Regensburg. Wir erreichen ihn jetzt in Athen, weil dort seine Studierenden tagen und das deutsch-griechische Verhältnis passenderweise diskutieren. Guten Tag, Herr Brunnbauer, nach Athen!
Ulf Brunnbauer: Guten Tag!
Meurer: Fangen wir mal mit der Vergangenheit an? Wie grausam und rücksichtslos war denn die Besatzung der Deutschen im Zweiten Weltkrieg in Griechenland?
„Äußerst traumatische Besatzungserfahrung“
Brunnbauer: Sie war äußerst grausam. Von allen Besatzungsgebieten war Griechenland jenes, das neben den slawischen Ländern am brutalsten besetzt wurde mit zahlreichen Massenerschießungen, einer großen Hungersnot, die über 100.000 Tote forderte, der Vernichtung fast der gesamten jüdischen Bevölkerung. Die Besatzungserfahrung war für Griechenland eine äußerst traumatische.
Meurer: Warum waren wir Deutschen gerade gegenüber Griechenland so brutal?
Brunnbauer: Nun, das ist tatsächlich eine sehr gute Frage, die auch noch nicht hinlänglich untersucht wurde, weil ja die Griechen auf der Rassenhierarchie der Nationalsozialisten sicherlich über den Slawen angesiedelt waren. Ein wichtiger Faktor war, dass in Griechenland sich relativ rasch nach der deutschen Besetzung ein doch massiver Widerstand gebildet hat, den die Deutschen äußerst brutal mit Versühnungs- und Vergeltungsmaßnahmen zu bekämpfen versuchten.
Meurer: Bevor wir über den Partisanenkrieg reden, Herr Brunnbauer, war Griechenland 1941 – der Überfall geschah ja im April 1941, also zwei Monate vor dem Überfall auf die Sowjetunion –, war Griechenland damals eigentlich ein wohlhabendes Land, das sozusagen wirtschaftlich ausgepresst werden konnte?
Brunnbauer: Griechenland war kein besonders wohlhabendes Land. Die griechische Ökonomie basierte ja vor allem auf Landwirtschaft in dieser Zeit, und ich denke, die wichtigsten Exportprodukte waren Rosinen und Tabak. Der deutsche Überfall erfolgte ja auch nicht als Ergebnis einer besonderen Strategie, sondern als Antwort auf das Scheitern Italiens, Griechenland zu erobern.
Meurer: Welche Rolle spielte Italien in diesem Zusammenhang?
Brunnbauer: Italien hatte ja im Oktober 1940 versucht, Griechenland zu besetzen, und ist dabei militärisch gescheitert.
„Über 100.000 Menschen fielen dem Hunger zum Opfer“
Meurer: Deutschland und Italien haben dann beide Griechenland besetzt. Diese Hungersnot, von der Sie vorhin gesprochen haben, war das eine Folge davon, dass die Deutschen Lebensmittel exportiert und nach Deutschland geholt haben?
Brunnbauer: Unter anderem. Es wurden Lebensmittel und auch andere Produkte aus Griechenland abgezogen. Der Handel kam auch weitgehend zum Erliegen und die Besatzungsmacht ist ihren Verpflichtungen auch gegenüber der Zivilbevölkerung nicht nachgekommen. Vor allem im Winter 1941/42 herrschte eine fürchterliche Hungersnot, insbesondere in den großen Städten, hier wiederum insbesondere in Athen, der als direkte Folge des Hungers über 100.000 Menschen zum Opfer fielen, und die langfristigen auch gesundheitlichen Probleme, die lassen sich ohnehin nur sehr schwer beziffern, waren aber enorm.
Meurer: In der zweiten Hälfte kam es dann in der Besatzungszeit zum Partisanenkrieg. Wie grausam ist dieser Partisanenkrieg geführt worden?
Brunnbauer: Nun, äußerst grausam, vergleichbar mit der Art und Weise, wie Hitler-Deutschland Partisanen im besetzten Jugoslawien oder auch in der besetzten Sowjetunion bekämpft hat. Insbesondere hervorzuheben sind die Vergeltungsaktionen, dass für wenige getötete deutsche Soldaten Hunderte oder teilweise auch Tausende Zivilisten wahllos erschossen wurden. Ganze Ortschaften wurden ausgerottet, männliche, weibliche Bevölkerung, Kinder, Alte, also die gesamte Bevölkerung, und diese Orte gelten heute im griechischen kollektiven Gedächtnis natürlich als jene Orte, wo die Besatzungsherrschaft besonders nicht nur brutal ausgeübt wurde, sondern die auch für die griechische kollektive Erinnerung eine wichtige Rolle spielen.
Meurer: Wie präsent, Herr Brunnbauer, ist diese kollektive Erinnerung in Griechenland noch an die Taten der deutschen Besatzungszeit?
Brunnbauer: Das ist jetzt natürlich in der aktuellen Situation wieder sehr, sehr präsent geworden. Die kollektive Erinnerung erfährt auch immer bestimmte Konjunkturen und ist kein stabiles Ding, das einmal geformt wird und dann so bleibt, sondern unterliegt natürlich auch politischen Einflüssen beziehungsweise es werden bestimmte Erinnerungsmomente dann auch wieder stärker in den Vordergrund gerückt, wenn entsprechende mediale Aufmerksamkeit dafür herrscht. Aber generell und vor allem natürlich in den betroffenen Orten gibt es bis heute eine sehr starke Erinnerung, die auch verbunden ist mit dem Gefühl, dass diese Verbrechen eigentlich von deutscher Seite nie wirklich nicht im Sinne von geleugnet, aber auch nicht wirklich sehr aktiv erinnert werden.
„Die griechische Argumentation ist durchaus nachvollziehbar“
Meurer: Diese Erinnerung, die mal stärker und schwächer wird, viele, glaube ich, in Deutschland denken im Moment ja, das ist jetzt alles eine Forderung, um Deutschland unter Druck zu setzen im Eurostreit. Was meinen Sie, Sie persönlich?
Brunnbauer: Na ja. Grundsätzlich muss man sagen, dass diese auch rechtlichen Forderungen in Bezug auf Reparationsleistungen und auch Entschädigungsleistungen seitens Griechenlands seit vielen, vielen Jahren artikuliert werden. Das ist tatsächlich nicht neu und hat jetzt auch nicht unmittelbar mit der aktuellen Situation zu tun. Dass jetzt die aktuelle griechische Regierung diese Forderungen wirklich sehr stark politisch artikuliert, das hat tatsächlich mit Tagespolitik zu tun und ist vermutlich auch nicht sehr klug. Es ist politisch nicht sehr klug und, glaube ich, auch für die Anerkennung der Opfer von deutscher Seite auch eher kontraproduktiv. Aber generell, denke ich, gibt es da zumindest ein durchaus legitimes moralisches Argument. Wie das völkerrechtlich zu beurteilen ist, das müssen Juristen entscheiden, aber die griechische Argumentation ist da durchaus nachvollziehbar.
Meurer: Ist das eigentlich ein Thema, diese Reparationsfrage, Entschädigungsfrage, die Ihre Studentinnen und Studenten jetzt mit griechischen Studierenden in Athen bereden und diskutieren?
Brunnbauer: Auch, weil diese Fragen begegnen einem, wenn man sich mit der deutsch-griechischen Beziehungsgeschichte und insbesondere der deutschen Besatzungszeit während des zweiten Weltkriegs beschäftigt, auch ständig. Das ist eine Frage, der man sich weder von deutscher, noch von griechischer Seite nicht stellen kann.
Meurer: Was hören Sie da in der Diskussion?
Brunnbauer: Von Seiten der Studierenden würde ich sagen, von Seiten der griechischen Studierenden eigentlich ein sehr differenziertes Bild und von Seiten der deutschen Studierenden habe ich schon auch den Eindruck, dass sie die moralische Legitimität dieser Forderung schon auch anerkennen oder zumindest auch verstehen, warum die griechische Seite so denkt. Darum geht es in unserem Projekt und darum sollte es ja auch generell gehen, in dieser Situation einmal etwas Empathie für vor allem jetzt die griechische Seite auch aufzubringen. Man muss ja nicht deren Meinung teilen, aber man sollte verstehen, warum sie glaubt, diese Forderungen dann vorbringen zu können.
Meurer: Gäbe es jenseits der materiellen Forderungen, weil Sie sagen, Empathie zeigen, eine Idee, die Sie oder die Studenten hätten, wie Deutschland diese Empathie gegenüber Griechenland zeigen könnte?
Brunnbauer: Nun, einerseits durch eine stärkere Anerkennung und auch eine stärkere Beschäftigung mit den deutschen Verbrechen in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs. Auch wenn man deutsche Schulbücher ansieht und die Art und Weise, wie in Deutschland an den Zweiten Weltkrieg erinnert wird, dann stellt Griechenland und eigentlich generell Südosteuropa fast eine Leerstelle dar, obwohl die Wehrmacht massive Verbrechen und die SS massive Verbrechen verübten und diese Verbrechen auch noch heute sehr präsent sind in den kollektiven Erinnerungen dieser Länder. Hier eine intensivere Beschäftigung, idealerweise im Dialog mit griechischen Historikern und Historikerinnen zu beginnen, das fände ich wirklich sehr, sehr förderlich.
Meurer: Der Historiker Ulf Brunnbauer, zurzeit in Athen, Direktor des Instituts für Süd- und Südosteuropa-Forschung an der Uni Regensburg, hält die Reparationsforderung Athens für kontraproduktiv, aber empfiehlt doch etwas mehr Empathie auf deutscher Seite, wenn ich das richtig verstanden habe. Herr Brunnbauer, danke schön nach Athen, gute Tage noch mit Ihren Studenten. Auf Wiederhören!
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Reparationen Deutschlands für Zweiten Weltkrieg
: Summe der Schande

17. März 2015, 15:02 Uhr
Die Bundesrepublik zahlte bislang 71 Milliarden Euro für von den Nazis begangenes Unrecht - pauschal an Staaten, aber auch an einzelne Opfer.
Die Griechen hatten gleich nach dem Krieg umgerechnet 14 Milliarden Euro gefordert - Deutschland zahlte nur 115 Millionen D-Mark Opferentschädigung.
Nirgendwo außerhalb Osteuropas war die deutsche Besatzung so brutal wie in Griechenland, wo damals Hunderttausende Einheimische ums Leben kamen.
Von Joachim Käppner
115 Millionen Mark - das klingt nach viel Geld. Und da es vor einem guten halben Jahrhundert gezahlt wurde, entspricht es heute einer weit höheren Summe, bald einer halben Milliarde Euro. Gezahlt wurde sie, nachdem die Bundesrepublik Deutschland 1960 ein Entschädigungsabkommen mit Griechenland geschlossen hatte. Gedacht waren die 115 Millionen D-Mark für Opfer der NS-Herrschaft.
Von diesen gab es aber viele, sehr viele. Nirgendwo außerhalb Osteuropas war die deutsche Besatzung so brutal. Das Land, das im 19. Jahrhundert den Befreiungskampf der Griechen in philhellenischem Überschwang gefeiert hatte, brachte 1941 bis 1944 den Horror über Griechenland. 80 000 Menschen starben durch "Partisanenbekämpfung", eine Viertelmillion Griechen erlagen Hunger und Erschöpfung, Zehntausende griechische Juden kamen in den Vernichtungslagern um.
Verglichen damit sind 115 Millionen D-Mark Opferentschädigung kein großer Betrag. Die Griechen hatten gleich nach dem Krieg umgerechnet 14 Milliarden Euro gefordert, zum Ausgleich der ungeheuren Schäden durch die Besatzungsherrschaft.
Nach deutscher Rechnung hat die Bundesrepublik bislang insgesamt etwa 71 Milliarden Euro im Zusammenhang mit Entschädigungsleistungen für Naziunrecht gezahlt, knapp 47 Milliarden davon, fast zwei Drittel, nach dem BEG, dem Bundesentschädigungsgesetz von 1956. Dies galt im Wesentlichen aber nur für deutsche NS-Opfer, nicht für ausländische.
Globalabkommen sollte alles ein für allemal regeln
Damals herrschte Kalter Krieg. Die westlichen Siegermächte wollten eine starke Bundesrepublik und hatten, anders als es 1919 der Fall war, gar nicht erst versucht, die deutsche Seite für alle während des Krieges verursachten Schäden haftbar zu machen. Bundeskanzler Konrad Adenauer setzte innenpolitisch aber ein Sonderabkommen mit Israel durch, unterzeichnet 1952 in Luxemburg.
Zweiter Weltkrieg Als Hitler Griechenland überfiel
Zweiter Weltkrieg
Als Hitler Griechenland überfiel
1941 lässt Nazi-Diktator Adolf Hitler die Wehrmacht in Griechenland einmarschieren - Beginn einer mörderischen Besatzungszeit. Bilder aus Griechenland während des Zweiten Weltkrieges.

Aus dem Archiv von SZ Photo.
Darin sagte Deutschland wegen des Holocaust drei Milliarden D-Mark als "globale Erstattung der entstandenen Eingliederungskosten für entwurzelte und mittellose jüdische Flüchtlinge aus Deutschland und den ehemals unter deutscher Herrschaft stehenden Gebieten" zu. Hinzu kamen 450 Millionen D-Mark an die Jewish Claims Conference zur Unterstützung jüdischer Opfer der NS-Verfolgung außerhalb Israels. Später wurde das durch Härtefallregelungen und weitere Sonderleistungen für jüdische Opfer ergänzt.
Die Einigung mit Athen von 1960 war Teil jener "Globalabkommen" zur Wiedergutmachung, die Bonn mit mehreren westeuropäischen Staaten schloss. Wie das Geld an die NS-Opfer ausgezahlt wurde, war Sache der jeweiligen Regierung. Nach der Wiedervereinigung 1990 kamen entsprechende Entschädigungen für die osteuropäischen Staaten hinzu, vor allem für Russland und Polen.
Russland, Weißrussland und die Ukraine erhielten 511,3 Millionen Euro, Polen 255,6. Insgesamt wurden über die Globalverträge etwa anderthalb Milliarden Euro gezahlt, wesentlich weniger als über das BEG für deutsche NS-Opfer. Endgültige Regelungen sollte ein Friedensvertrag bringen, zu dem es aber nicht kam. Mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag zur deutschen Einheit sind aus deutscher Sicht völkerrechtlich alle weiteren Ansprüche erloschen.
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Griechenland am Abgrund Schuld ohne Sühne
Analyse
Deutsche Reparationen an Athen
Schuld ohne Sühne
Zwar hat Deutschland auch an Athen Entschädigungen für den Zweiten Weltkrieg gezahlt. Trotzdem haben nicht nur griechische Politiker immer wieder die Frage gestellt: Reicht das wirklich aus?
Analyse von Stefan Ulrich


Griechenland fordert Reparationen
„Das ist eine Büchse der Pandora“

Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl im Gespräch mit Nana Brink · 12.03.2015
Deutschland ist, historisch gesehen, der Schuldenkaiser: Nicht nur Griechenland, sondern auch andere Länder hätten allen Grund, auf Kriegsreparationszahlungen zu pochen. Die Bundesregierung sollte sich deshalb in der Euro- und Schuldenkrise demütiger zeigen, meint der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl.
Deutschland schuldet Griechenland Geld: Für Zwangskredite während des Krieges, die das von den Nazis besetzte Griechenland Deutschland gewähren musste, und für Reparationszahlungen, die stets verschoben und nicht geleistet wurden.
Das sei eine legitime Forderung, findet der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl, die Deutschland etwas demütiger im Umgang mit den griechischen Schulen machen sollte. Auch wenn etwa die nach heutigem Stand elf bis 13 Milliarden Euro des Zwangskredits nur ein Tröpfelchen auf dem heißen Stein seien, um Griechenlands aktuelle Schulden zu tilgen.
Griechenland ist nur ein Mosaiksteinchen
Und das sei noch nicht alles: Die Forderung der Griechen sei nur „ein Mosaikteilchen“, gemessen an den potenziellen Forderungen aus all den anderen von den Nazis während des Zweiten Weltkriegs besetzten Ländern, die ausgeplündert worden seien: „Wenn wir die alle aufsummieren, dann wird es richtig teuer. Da geht es um sehr, sehr viel Geld.“
Deshalb befürchtet Ritschl, der an der London School of Economics lehrt:
„Aus taktischer Sicht wäre es wahrscheinlich katastrophal, wenn wir jetzt anfangen würden, ein Reparationsverfahren allen Ernstes nochmal neu aufzurollen oder jetzt tatsächlich uns zu überlegen, wie viel ist dieser damalige Kredit wert und will man den jetzt abzahlen oder nicht. Und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn wir damit im Falle Griechenlands anfingen, dann würden Forderungen von allen Seiten auf uns niederprasseln.“
Auch Deutschland profitierte einst vom Schuldenschnitt
Allein aus praktischen Gründen müsse es deshalb heißen: „Das ist eine Büchse der Pandora, öffnet die mal nicht.“ Deutschland müsse sich jedoch stets vor Augen halten, dass es selbst nach dem Krieg, Anfang der 50er-Jahre „mit einem ungeheuer großen Schuldenschnitt davon gekommen“ sei. Die anderen Ländern würfen Deutschland zu Recht vor: „Ihr seid wieder auf die Füße gestellt worden. So eine finanzielle Sanierung wäre in Südeuropa jetzt auch dran. Nun stellt euch mal nicht ganz so stur“.
Das Interview im Wortlaut:
Nana Brink: Die Debatte ist nicht neu, aber sie bekommt natürlich einen ganz anderen Beigeschmack in diesen Zeiten. Die griechische Regierung bringt wieder die Forderung nach Entschädigung für erlittene Kriegsverbrechen aufs Tapet. Eine offene Wunde, die auch Bundespräsident Gauck bei seiner Reise nach Griechenland im vergangenen Jahr ja beschäftigt hat, als er sein Haupt geneigt hat vor den Opfern von NS-Verbrechen im ehemals besetzten Griechenland. Jetzt gibt es von Griechenland Forderungen, Deutschland solle die elf Milliarden Euro aus einem Zwangskredit, den die Nazis von der griechischen Notenbank 1942 erpresst hatten, zurückzahlen, notfalls – so verlautet aus Athen – werde man auch deutsches Eigentum beschlagnahmen.
All diese Fragen wollen wir jetzt besprechen mit jemandem, der sich seit Jahren eben mit diesen Fragen beschäftigt, nämlich der Wirtschaftshistoriker Professor Albrecht Ritschl von der London School of Economics. Guten Morgen, Herr Ritschl!
Albrecht Ritschl: Einen schönen guten Morgen!
Brink: Vielleicht klären wir an dieser Stelle erst einmal: Von welchen Schulden sprechen wir eigentlich?
Ritschl: Es ist sinnvoll zu unterscheiden zwischen den Kriegsschulden im engeren Sinne und den Reparationen im weiteren Sinne. Was Sie jetzt gerade schon angesprochen haben, ist diese Zwangsanleihe Griechenland an Deutschland aus dem Jahr 1942. Das war ein Betrag damals von knapp 500 Millionen Reichsmark, den man jetzt irgendwie hilfsweise umrechnen muss auf heutige Beträge. Und da kommt man, wie Sie es schon angedeutet haben, in die Gegend von elf bis 13 Milliarden Euro. Das ist für alle von uns eine Menge Geld. Ich will aber gleich dazu sagen, das wäre trotzdem viel zu wenig Geld, um die gegenwärtige griechische Schuldenkrise zu lösen. Aber die Forderung steht im Raum und es wird heftig darüber gestritten, ob sie legal ist oder nicht.
Ein System von Verrechnungskonten
Brink: Und die anderen Teile? Damit wir noch mal die Komplexität dieses Themas begreifen: Das ist die eine Seite, die Zwangsanleihen, dann gibt es aber noch die sogenannte Forderung nach Reparation oder Rückzahlung.
Ritschl: Na ja, die Reparationsforderung ist etwas der Höhe nach sozusagen Unbestimmtes, was es eben auch noch gibt. Die ist nie in ihrer Höhe wirklich festgelegt worden, sondern steht eben als etwas noch Ungeklärtes im Raum. Reparationen sind nach dem Zweiten Weltkrieg geleistet worden, von Westdeutschland, in nicht allzu großem Umfang, das waren die Demontagen der frühen Nachkriegszeit von der sowjetischen Besatzungszone und dann der späteren DDR an die Sowjetunion, allerdings in relativ großem Umfang. Um diese Dinge geht es aber gerade nicht, sondern es geht um die Frage, ob weitere Reparationen noch geleistet und gefordert werden können, und auch das ist strittig.
Brink: Gut, jetzt haben wir die zwei Blöcke, um die es ja eigentlich geht, verstanden. Die Frage an Sie jetzt: Was ist gerechtfertigt? Fangen wir mal mit dieser Zwangsanleihe von 1942 an! Ist diese Forderung Ihrer Meinung nach berechtigt?
Ritschl: Na ja, sie steht im Raum. Die Frage ist, ob sie noch gilt oder nicht, aber dass dieser Kredit eingezogen worden ist von deutscher Seite und nie zurückgezahlt worden ist, steht völlig außer Frage. Nun muss man sagen, das Ganze ist Bestandteil eines wesentlich weitergehenden Verfahrens gewesen. Es hat damals die Deutsche Reichsbank ein System von Verrechnungskonten unterhalten in allen besetzten Ländern, und auf diesen Verrechnungskonten Defizite aufgesammelt. Das war im Wesentlichen sozusagen das finanzielle Spiegelbild der Ausplünderung Europas durch Nazi-Deutschland. Das heißt, dieser griechische Zwangskredit ist sozusagen ein kleiner Splitter, ein kleines Mosaikteilchen eines viel größeren Bildes international von solchen Zwangsanleihen. Und wenn wir die alle aufsummieren, dann wird es richtig teuer, da geht es um sehr, sehr viel Geld.
Brink: Aber wenn Sie das jetzt beurteilen aus heutiger Zeit, wenn diese Forderung an Deutschland herangetragen ist, wie muss man darauf reagieren? Es gibt ja wahrscheinlich zwei Ebenen, die moralische und auch die juristische.
Ritschl: Versuchen wir es erst mal mit dreien: Ich fange mal mit der juristischen an, weil ich davon am wenigsten verstehe. Aber ich kann geschichtlich erklären, wie es zu der Sache gekommen ist. Diese Forderungen an Deutschland wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zuerst mal von den Amerikanern blockiert, und zwar im Rahmen des Marshallplanes. Diejenigen Länder Westeuropas, die Marshallplanhilfe von den USA erhalten wollten, mussten 1947 eine Erklärung unterschreiben, dass alle Altschulden Deutschlands blockiert wären, bis Deutschland seine Marshallplanhilfe zurückgezahlt hätte. Auf diese Weise hat erst mal sozusagen Schuldenferien, einen Schuldenfeiertag bekommen, der theoretisch angehalten hätte bis in die Mitte der 50er-Jahre.
Deutschland ist bislang an Reparationszahlungen vorbei gekommen
So weit ist es aber gar nicht gekommen, denn 1953 kam es dann zum berühmten Londoner Schuldenabkommen, das jetzt viel besprochen wird, und in diesem Londoner Schuldenabkommen Artikel fünf werden die Kriegsschulden Deutschlands zusammengeworfen mit den Reparationsleistungen, und deren Regelung vertagt auf eine zukünftige Regel nach einer deutschen Wiedervereinigung. Im Rahmen der deutschen Wiedervereinigung ist es dann zu einer solchen Neuregelung der Reparationen nicht gekommen, und der deutsche Rechtsstandpunkt ist, dass das Zwei-plus-vier-Abkommen zur deutschen Wiedervereinigung eine abschließende Regelung aller deutschen Fragen sei und damit betreffend Reparationen nichts mehr geregelt werden müsste, auch nicht betreffend Zwangsanleihen.
Brink: Genau, also, das ist sozusagen die deutsche Position, die ja auch immer wieder klargemacht wird von allen Seiten in der letzten Zeit. Die Griechen allerdings beziehen sich dann auf diese ja interpretationsfähige Phase, will ich das mal nennen. Wir haben auf der einen Seite das Londoner Abkommen, das sagt, das wird auf die Einheit vertagt, und das ist dann nicht passiert. Und die Griechen sagen, ja, aber da gibt es sozusagen noch Handlungsbedarf, da können wir noch Forderungen stellen. Sehen Sie das auch so?
Ritschl: Das sind juristische Fragen, in denen ich natürlich kein Experte bin. Das Einzige, was ich berichten kann, ist, dass diese Frage immer umstritten gewesen ist und ...
Brink: Also, sie ist nicht neu, sie ist ja seit Jahrzehnten ...
Ritschl: Es ist gar nicht neu, nein. Es geht im Grunde genommen zurück bis ins Jahr 1960/61, damals gab es ein erstes Entschädigungsabkommen zwischen der Bundesrepublik und Griechenland. Und da war diese Frage bereits strittig, ob das schon eine abschließende Regelung sei oder nicht. Und wenn man sich nicht einigen konnte, hat man dann zu einem diplomatischen Briefwechsel gegriffen, das ist also ein typisches Instrument, um auf diplomatische Weise eine Uneinigkeit festzuhalten. Also, die griechische Seite hat einen Brief geschrieben, wir sehen das nicht als abschließend an, die deutsche Seite hat einen Brief geschrieben, wir sehen es doch als abschließend an, und dann hat man es erst mal auf sich beruhen lassen. Nach der deutschen Einheit ist das natürlich hochgekocht und Griechenland war nach dem Zwei-plus-vier-Abkommen das einzige Land, das lautstark protestiert hat und gesagt hat, so geht es ja nicht, wir brauchen jetzt aber doch noch eine Reparationskonferenz!
Forderungen von allen Seiten
Brink: Nun kommen diese Forderungen von griechischer Seite ja jetzt nicht überraschend, sie sind auch eingebettet sozusagen in diese ganze aufgeheizte Debatte zwischen EU und Griechenland um weitere finanzielle Hilfen. Was ist denn Ihr Vorschlag, wie kommen wir denn aus diesem Dilemma raus, aus dieser, ja, festgefahrenen Situation?
Ritschl: Unbedingt. Man kann sagen, aus praktischer Sicht wäre es wahrscheinlich katastrophal, wenn wir jetzt anfangen würden, ein Reparationsverfahren allen Ernstes noch mal neu aufzurollen oder jetzt tatsächlich uns zu überlegen, wie viel ist dieser damalige Kredit wert und will man den jetzt abzahlen oder nicht. Und zwar aus einem einfachen Grund: Wenn wir damit im Falle Griechenlands anfingen, dann würden natürlich Forderungen von allen Seiten auf uns niederprasseln. Und hier muss man, egal was man moralisch davon hält, einfach aus praktischen Gründen immer die Empfehlung abgeben: Das ist eine Büchse der Pandora – öffnet die mal nicht! Das heißt aber nicht, dass man sich inflexibel verhalten sollte, und das ist ja die Kritik, die von allen Seiten an der deutschen Position geübt wird: Ihr Deutschen seid damals durch das Londoner Schuldenabkommen durch die Großzügigkeit der Amerikaner mit einem ungeheuer großen Schuldenschnitt davongekommen, ihr seid finanzielle wieder auf die Füße gestellt worden, so eine finanzielle Sanierung wäre in Südeuropa jetzt auch dran, nun stellt euch mal nicht ganz so stur!
Brink: Der Wirtschaftshistoriker Albrecht Ritschl von der Londoner School of Economics. Danke für Ihre Zeit und die Einschätzungen, Stoff für weitere Gespräche ist in jedem Falle gegeben!
Ritschl: Schönen Tag!
Brink: Ja, schönen Tag auch für Sie!
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Griechische und polnische Reparationsforderungen gegen Deutschland

Wissenschaftliche Dienste, 2019 Deutscher Bundestag

Spätestens seit der europäischen Finanzkrise werden in Griechenland immer wieder Reparations- und Rückzahlungsansprüche gegenüber Deutschland thematisiert. Im April dieses Jahres beschloss das Parlament in Athen, Reparationsforderungen gegenüber Deutschland geltend zu machen, die es auf bis zu 300 Milliarden Euro bezifferte. Eine entsprechende „Verbalnote“ mit der offiziellen Aufforderung zu Verhandlungen über Reparationen wurde der Bundesregierung nun übergeben.
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Siehe auch :


Zweiter Weltkrieg:
Als Hitler Griechenland überfiel

7. März 2014, 10:14 Uhr
1941 lässt Nazi-Diktator Adolf Hitler die Wehrmacht in Griechenland einmarschieren - Beginn einer mörderischen Besatzungszeit. Bilder aus Griechenland während des Zweiten Weltkrieges.
Aus dem Archiv von SZ Photo.
11 Bilder
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Forderungen aus Griechenland
Berlin will von Reparationen nichts wissen

Von Stephan Detjen · 11.03.2015
Griechenland verlangt von Deutschland Reparations- und Entschädigungszahlungen für die Folgen der Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Die Bundesregierung reagiert gelassen.
„Es hat keinen Zweck, dass wir uns jetzt hier im Kreise drehen“, sagt Angela Merkels Sprecher Steffen Seibert sichtlich entnervt.
„Es ist aus Sicht der Bundesregierung sehr klar gesorgt worden, was unsere Rechtsauffassung ist. Die steht. Und ich kann das jetzt nur unbegrenzte Male wiederholen. Es wird aber nicht gedeihlicher dann.“
Mehr als ein Dutzend Mal sind Seibert und seine Sprecherkollegen aus dem Außen-, Finanz- und Justizministerium alleine bei der heutigen Regierungspressekonferenz in immer neuen Wendungen mit ein und derselben Fragen konfrontiert worden: Wie reagiert die Bundesregierung auf den verschärften Tonfall, mit dem die Regierung in Athen Reparationen für Wehrmachtsverbrechen aus dem Zweiten Weltkrieg fordert.
„Wir werden in dieser Frage keine Gespräche und Verhandlungen mit der griechischen Seite führen“, sagt auch Martin Jäger, Sprecher von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, apodiktisch. Das gelte nicht allein für die Forderung nach Entschädigungsleistungen für die Ausrottung griechischer Dörfer bei Rachefeldzügen der Wehrmacht im Kampf gegen griechische Partisanen. Auch die Forderung nach Rückzahlung einer Zwangsanleihe, mit der sich Deutschland die Besatzungskosten von der griechischen Staatsbank finanzieren ließ, weist Jäger einmal mehr zurück.
„Selbstverständlich fällt für uns der Komplex der Zwangsanleihe unter das Kapitel Reparationen und dieses Kapitel ist für uns rechtlich wie politisch abgeschlossen.“
Was hinter den Kulissen zu hören ist
Seit Jahrzehnten werden die Reparations- und Rückzahlungsforderungen immer wieder von griechischen Politikern erhoben. Wieder und wieder wurden sie aus Bonn und Berlin auf ein sogenanntes Globalabkommen von 1960 und den 2 plus 4 Vertrag von 1990 verwiesen. Juristisch sei damit der Schlussstrich unter die NS-Vergangenheit gezogen, glaubt die Bundesregierung.
Auch der Versuch, Deutschland auf dem Rechtsweg zu Reparationszahlungen zu zwingen, ist bisher gescheitert. 2012 wies der Internationale Gerichtshof in Den Haag eine Klage Italiens, der sich auch Griechenland angeschlossen hatte zurück. Damals ging es allerdings um die Frage, ob Ansprüche individueller Opfer gegen Deutschland von der italienischen Justiz durchgesetzt werden können, etwa durch die Pfändung von Gebäuden des Goethe-Instituts. Der Internationale Gerichtshof begründete sein Urteil damals mit dem Grundsatz der Staatenimmunität, der Deutschland vor der gerichtlichen Durchsetzung von Reparationsforderungen schütze.
Die Richter verwiesen aber zugleich auf die Möglichkeit, Forderungen auf politischem Weg geltend zu machen. Die neue Regierung in Athen hat das schon im griechischen Wahlkampf Anfang des Jahres immer wieder versprochen und angekündigt, Deutschland massiver als ihre Vorgängerregierungen unter Druck zu setzen. Doch in Berlin wollen weder Regierungssprecher Seibert noch der Sprecher von Bundesfinanzminister Schäuble davon bisher etwas verspürt haben:
„Für die Ebene der Bundeskanzlerin kann ich ihnen sagen, dass das in ihren Gesprächen mit dem Ministerpräsidenten Griechenlands kein Thema war.“
„Wir haben von griechischer Seite solche Forderungen oder Vorschläge nicht gehört. Und sie haben insbesondere auch keine Rolle gespielt bei den Gesprächen des Bundesfinanzministers mit Herrn Varoufakis.“
Hinter den Kulissen aber ist auch in Berlin immer wieder zu hören, dass die griechischen Forderungen wegen des Zwangskredits möglicherweise anders zu beurteilen seien als Reparationsforderungen wegen Wehrmachtsverbrechen.
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80 Jahre nach Überfall durch die Nazis
Griechenland beharrt auf Milliarden-Reparationen

Von
dpa
Aktualisiert am 05.04.2021
Zehntausende griechische Zivilisten waren 1941 durch die deutsche Armee getötet worden. Am Dienstag jährt sich der Angriff und das Land beharrt auf Wiedergutmachung.
80 Jahre nach dem deutschen Angriff auf Griechenland im Zweiten Weltkrieg hat die Regierung in Athen ihre Forderung nach Verhandlungen über Reparationen für die verursachten Kriegsschäden bekräftigt. Kurz vor dem Jahrestag an diesem Dienstag erklärte das Außenministerium, dass die Frage der Entschädigung aus griechischer Sicht weiterhin offen sei. "Die Frage bleibt offen bis zur Erfüllung unserer Forderungen. Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht", sagte Ministeriumssprecher Alexandros Papaioannou der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage. "Verhandlungen würden sehr positiv zur weiteren Förderung der griechisch-deutschen Beziehungen beitragen."
Griechenland hatte Deutschland im Juni 2019 – damals noch unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras – zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Im Oktober wurde diese Forderung von deutscher Seite zurückgewiesen. Anschließend bekräftigte auch die Regierung des heutigen konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis im Januar 2020 noch einmal in einer diplomatischen Note, dass die Reparationsfrage für sie offen sei.
Nazi-Deutschland hatte Griechenland und Jugoslawien am 6. April 1941 überfallen. Bis 1944 verübten SS und Wehrmacht in Griechenland zahlreiche Massaker. Sie bezeichneten diese als Vergeltung für Partisanenangriffe. Zehntausende griechische Zivilisten kamen im Krieg ums Leben.
Das Reparationsthema ist für die Bundesregierung abgeschlossen
Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden im Land auf mindestens 289 Milliarden Euro – inklusive einer Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Krieges gewähren musste.
Für die Bundesregierung in Berlin ist das Reparationsthema dagegen mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990 rechtlich und politisch abgeschlossen. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sind Reparationen allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Außerdem waren zahlreiche von Nazi-Deutschland angegriffene und besetzte Staaten wie Griechenland und Polen an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt.
Die wissenschaftlichen Dienste des Bundestags hatten die deutsche Haltung zu den griechischen Reparationsforderungen infrage gestellt. "Die Position der Bundesregierung ist völkerrechtlich vertretbar, aber keineswegs zwingend", heißt es in einem Gutachten vom Juni 2019. Griechenland habe – anders als Polen – nie auf Reparationen verzichtet und seine Ansprüche immer wieder geltend gemacht.
"Schwere Belastung für unsere deutsch-griechische Freundschaft"
Grüne und Linke kritisieren die unnachgiebige Haltung der Bundesregierung scharf. In einer Bundestagsdebatte zum 80. Jahrestag des Überfalls auf Griechenland forderten beide Fraktionen vor wenigen Tagen in Anwesenheit der griechischen Botschafterin Maria Marinaki einen Kurswechsel.
Der Grünen-Angeordnete Manuel Sarrazin sagte, es sei "geradezu demütigend", dass die griechischen Ansprüche einfach so für erledigt erklärt würden. "Das ist eine schwere Belastung für unsere deutsch-griechische Freundschaft." Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth sagte sogar, sie schäme sich für die Haltung Deutschlands. Die Linken-Politikerin Heike Hänsel nannte die deutsche Position "moralisch, aber auch rechtlich inakzeptabel".
Für die Bundesregierung sagte Staatsminister Michael Roth (SPD), dass man über Erinnerungs- und Bildungsprojekte die Versöhnung mit Griechenland weiter vorantreiben wolle. "Nichts ist erledigt", sagte er. Auf die griechischen Reparationsansprüche ging er aber nicht ein.
Auch Polen macht Reparationsansprüche geltend
Die griechische Regierung von Ministerpräsident Mitsotakis hat seit ihrem Amtsantritt im Juli 2019 vermieden, öffentlichen Druck auf die Bundesregierung in der Reparationsfrage auszuüben. Nach Angaben von deutscher Seite ist diese auch hinter den Kulissen in jüngster Zeit kein größeres Thema zwischen beiden Regierungen gewesen. Seit der diplomatischen Note vom Januar 2020 habe "vor dem Hintergrund der bekannten Positionen" beider Seiten "kein vertiefter Austausch" zu dem Thema stattgefunden, heißt es aus dem Auswärtigen Amt.
Für die Bundesregierung geht es bei dem Thema nicht nur um Griechenland. Auch Polen macht unter der Regierung der rechtskonservativen PiS-Partei Reparationsansprüche geltend. Dort wurde eine Parlamentskommission eingesetzt, um die Kriegsschäden zu beziffern. Das Gutachten ist fertig, wird aber seit einem Jahr unter Verschluss gehalten. Nach früheren polnischen Schätzungen, die auf einer Bestandsaufnahme von 1946 plus Zinsen beruhen, belaufen sich die Schäden auf 800 Milliarden Euro.
https://www.t-online.de/

Siehe auch :


Gauck in Griechenland
Neue Diskussion um Kriegsreparationen

Bundespräsident Joachim Gauck wird in Griechenland Opfern von Weltkriegs-Massakern der Nazis gedenken. Der Besuch entfacht in Griechenland die Diskussion um Kriegsreparaturen neu. Seit 1946 sind Reparationsforderungen an Deutschland offen.
Von Rodothea Seralidou | 05.03.2014
„Wir sehen hier Zeichnungen und Namen, die die Gefangenen in die Wand geritzt hatten. Sie wollten damit ein Zeichen setzen, dass sie hier gewesen sind. Hier zum Beispiel, hier steht der Name ‚Eleftherios Psounis aus Kesariani‘. Er war einer der Widerstandskämpfer, die dann hingerichtet wurden.“
Der Historiker Menelaos Charalambidis zeigt auf die Wände des Luftschutzkellers der griechischen Versicherungsgesellschaft „Ethniki Asfalistiki“. Das mehrstöckige Gebäude im Athener Zentrum wurde während der Besatzung von den Nazis beschlagnahmt. In den oberen Etagen ließ sich die Kommandantur nieder, der Luftschutzkeller im Untergeschoss diente als vorübergehendes Gefängnis für die festgenommenen Widerstandskämpfer.
„In den vier Jahren der deutschen Besatzung wurden rund 35.000 bis 40.000 Athener hierher gebracht. Sie wurden hier verhört, viele wurden danach zur Gestapo gebracht, wo sie oft bis zum Tod gefoltert wurden. Deshalb gilt der Ort als ein Symbol für das Leid der Athener Bevölkerung unter den Besatzern.“
Rechtswissenschaftler: Reparationsforderungen juristisch durchsetzbar
In der kollektiven Erinnerung der Griechen sei die „Katochi“, wie die Besatzung auf griechisch heißt, immer noch eines der dunkelsten Kapitel der deutsch-griechischen Geschichte, sagt Charalambidis.
Stelios Perrakis, Professor für internationales Recht an der Athener Pantion-Universität, setzt sich schon seit zwei Jahrzehnten für die Reparationsforderungen gegen Deutschland ein. Er ist davon überzeugt, dass diese nicht nur moralisch gerechtfertigt, sondern auch juristisch durchsetzbar seien.
„Das Argument von deutscher Seite, dass es mehr als 60 Jahre nach dem Krieg keine Wiedergutmachung geben kann, ist lächerlich. Leider denken die Deutschen, nur weil wir jetzt wirtschaftliche Probleme haben, wollen wir plötzlich Entschädigungen. Die Reparationsforderungen sind aber seit der Pariser Friedenskonferenz von 1946 offen.“
Mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 seien sowieso die Forderungen nach Kriegsreparationen bis zum Abschluss eines Friedensvertrages auf Eis gelegt worden, so der Rechtsprofessor. Erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands und dem „Zwei-plus-Vier-Vertrag“ von 1990, der anstatt eines Friedensvertrages unterzeichnet wurde, könne Griechenland wieder Reparationsansprüche stellen.
Das sieht auch der Geschichtsprofessor Hagen Fleischer so. Trotzdem glaubt er nicht, dass Deutschland für die Schäden, die durch die Nazi-Besatzung entstanden, aufkommen werde. Griechenland solle sich vielmehr auf eine ganz konkrete Forderung konzentrieren:
„Weil ganz gleich, welche Partei in Deutschland regiert, sie wird keine Reparationen zahlen. Denn wenn sie an Griechenland zahlt, dann kommen andere Länder und wollen auch. Die griechische Regierung müsste einseitig von dieser Forderung zurücktreten, unter der Bedingung, dass über den Besatzungskredit verhandelt wird. Das Absurde ist: Das Naziregime hatte diese Schuld anerkannt. Die demokratischen Nachkriegsregierungen aber weigern, sich auch nur darüber zu verhandeln.“
Parlament will Forderungen vorantreiben
1942 musste die griechische Zentralbank der Deutschen Reichsbank ihre kompletten Devisenreserven abtreten – dieser Zwangskredit wurde nie zurückgezahlt.
1945 hätten die Deutschen selber die Schulden auf 476 Millionen Reichsmark berechnet, ohne die Zinsen seien das rund sechs bis sieben Milliarden Euro, sagt Fleischer. Schon mit dem niedrigsten Zinssatz käme man heute locker auf über 100 Milliarden Euro. Zwar habe die griechische Regierung offiziell noch keine Rückzahlung des Zwangskredits gefordert, doch das könnte sich ändern:
„Die Regierung will das nicht, sie ist ziemlich sicher, dass die deutsche Haltung absolute Ablehnung sein wird. Möglicherweise wird aber der innenpolitische Druck so groß, dass sie nicht anders kann.“
Tatsächlich hat sich erst vor Kurzem im griechischen Parlament eine interparteiliche Kommission gebildet, mit der Aufgabe, die Forderungen voranzutreiben.
Für den Historiker Menelaos Charalambidis ist es wichtig, dass die Debatte rund um die Schäden, die die Nazis in Griechenland anrichteten, ohne Fanatismus und Hassgefühle geführt wird.
„Die Kriegsreparationen dürfen nicht als Racheaktion gesehen werden. Die Deutschen müssen erfahren, wie sehr die anderen Völker unter den Nazis gelitten haben. Es ist ein Teil unserer europäischen Geschichte, und die darf nicht in Vergessenheit geraten.“
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Gauck-Besuch in Athen
Warten auf das Wort Verzeihung

Bundespräsident Joachim Gauck will bei seinem Besuch in Griechenland nach eigenen Worten an die „deutsche Unheilsgeschichte“ erinnern. „Das Wort Verzeihung ist bisher nicht gefallen bei dem Besuch deutscher Amtsträger“, sagte der Historiker Hagen Fleischer im DLF.
Hagen Fleischer im Gespräch mit Christiane Kaess | 05.03.2014
Christiane Kaess: Seit der europäischen Finanz- und Schuldenkrise ist das Verhältnis zwischen Deutschland und Griechenland belastet. Die Empörung bei den Griechen über die harte Sparpolitik, die viele vor allem Deutschland zuschreiben, hat griechische Medien schon mal dazu gebracht, Angela Merkel als Hitlers Tochter mit Hakenkreuzbinde am Arm darzustellen. Bundespräsident Joachim Gauck kommt also nicht gerade in eine einfache Situation, wenn er heute seinen Besuch in Griechenland beginnt, und es wird noch um ein viel sensibleres Thema gehen als die gegenwärtigen wirtschaftlichen Probleme des Landes. Gauck will an die, nach eigenen Worten, deutsche Unheilsgeschichte erinnern. Gemeint sind die Verbrechen der Nazis in Griechenland während der deutschen Besatzung von 1941 bis ‚44. Zahlreiche Massaker wurden damals verübt und die Besatzer erpressten einen Zwangskredit von Griechenland. Vor der Sendung habe ich mit dem deutsch-griechischen Historiker Hagen Fleischer gesprochen. Er lehrt an der Universität in Athen. Er hat viel mit jungen Menschen zu tun, die wiederum kämpfen mit einer enorm hohen Arbeitslosigkeit. Ich habe Hagen Fleischer zuerst gefragt: Wie ist deren Deutschland- und deren Europabild?
Hagen Fleischer: Gerade die jungen Griechen, vor allem die gebildeten jungen Griechen, sind weitgehend positiv eingestellt, zum Teil natürlich auch in Folge des Braindrains, und viele denken, wir finden nur Arbeit in Deutschland oder in Europa. Die Ausbildung ist dann aber vom armen Griechenland bezahlt worden und auf der anderen Seite ruft die Kanzlerin auch dazu auf, wir brauchen solchen Nachwuchs. Es ist also nicht unbedingt Solidarität immer.
Kaess: Schauen wir auf das sensible Thema der deutschen Vergangenheit, das Joachim Gauck auf dieser Reise begleiten wird und das er ansprechen wird. An die deutsche Unheilsgeschichte, hat er gesagt, wolle er erinnern. Wie sehr denken die Griechen noch an diese deutsche Unheilsgeschichte?
Fleischer: Die Griechen denken daran. Die dreieinhalbjährige deutsche Okkupation Griechenlands – in manchen Gegenden war es sogar vier Jahre – war blutiger und zerstörerischer als in allen nichtslawischen Ländern, aber auch als in Tschechien, und es gab viele griechische Lidices. Lidice und Oradour sind einem gebildeten Deutschen bekannt. Kalabrita, wo Rau 2000 war, oder Lingiades, wo Gauck hinfliegt am 7., kennt praktisch niemand, obwohl dort auf brutale Weise Frauen, Kinder, ungeborene Kinder hingebracht wurden, und niemand erinnert sich daran. Die deutschen Schulbücher schreiben nichts darüber.
Nach dem 2. Weltkrieg: „Griechenland zählte nicht“
Kaess: Sie haben es gerade schon ein bisschen angedeutet. Wie sahen diese Verbrechen der Nazis an diesen Orten, die Gauck besuchen wird, genau aus?
Fleischer: Es gab, wenn man das sagen kann, qualitative Unterschiede. In vielen Dörfern wurden eben nur die Männer, die man ergreifen konnte, exekutiert, unbeteiligte Männer, Zivilbevölkerung, als sogenannte Sühnemaßnahmen, Repressalien, wenn irgendwo ein Sabotageakt stattgefunden hat. In anderen Orten wie Sistem oder Lingiades oder Comenno oder Chorsiatis, da wurden tatsächlich Frauen und Kinder direkt, in Comenno zum Beispiel, direkt im Anschluss an eine große Hochzeitsfeier, an der das ganze Dorf teilgenommen hat, und nachher wurde die Braut nicht nur vergewaltigt, sondern anderen Frauen wurden die Embryos aus dem Leib geschnitten. Das ist keine Gräuel-Propaganda, Beobachter des Internationalen Roten Kreuzes haben die Leichen noch nach Tagen gefunden, wo dann die Geier ein Fest gefeiert haben. Das war nicht existent! Griechenland hatte wie gesagt nicht nur diese riesigen Verluste gehabt, sondern auch mit Abstand die geringsten Entschädigungen, weil Griechenland zählte nicht. Bei anderen Ländern, gegenüber Frankreich oder auch gegenüber den Ostblockländern, auch mit Verspätung gegen Israel ohnehin, hat man Schuld anerkannt und hat finanziell versucht, das wieder gut zu machen, wenn der Ausdruck überhaupt zutreffen kann.
Kaess: Was glauben Sie sind die Gründe dafür, dass das in der deutschen Aufarbeitung so unterbelichtet ist?
Fleischer: Die Griechen hatten keine Lobby. Und natürlich kam hinzu: Die mit Abstand stärkste Widerstandsorganisation während des Krieges in Griechenland, das waren dann die Verlierer des anschließenden Bürgerkrieges. Das heißt, in den 50er-Jahren und in den späten 40er-Jahren saßen zum Teil die ehemaligen Kollaborateure der Deutschen mit in der Regierung.
Kaess: Welche Bedeutung hat es denn jetzt bei all dem, was Sie uns schildern, welche Bedeutung hat es für die Griechen, dass Joachim Gauck dieses Thema jetzt angehen will?
Fleischer: Das ist sehr wichtig. Wenn so etwas früher passiert wäre, was weiß ich, 1956 mit dem Besuch von Bundespräsident Heuss, dann möchte ich einen ganz kurzen Einschub machen. Heuss ‚56, das war sieben Jahre nach seiner Wahl zum Bundespräsidenten. Bis dahin hat ihn kein ehemaliges alliiertes Land zum offiziellen Staatsbesuch eingeladen. Die Griechen waren die ersten. Die haben also die Versöhnungshand ausgestreckt, trotz all dieser Ereignisse. Das Auswärtige Amt hat in seiner Akte zur Vorbereitung von Heuss für diesen Auslandsbesuch geschrieben. Dort hieß es, die Griechen sind sehr persönlich. Sie waren ja an die Grausamkeiten von der 400 Jahre alten Türkenherrschaft gewöhnt. Das hat ihm keinen Eindruck gemacht.
Kaess: Was erwartet man jetzt von dem Gauck-Besuch? Eindeutige Worte zum Beispiel wie eine Entschuldigung?
Fleischer: Das Wort Verzeihung ist bisher nicht gefallen, bei keinem Besuch offizieller deutscher Amtsträger, und ich bin immerhin jetzt doch schon seit vier Jahrzehnten in Griechenland. Das wäre natürlich schon wichtig. Auf der anderen Seite: Solche Gesten hätten vor Jahrzehnten wesentlich mehr gezählt als heute. Mittlerweile sagt man gut, mittlerweile gehen auch deutsche Botschafter an die diversen Opferorte und legen Kränze nieder. Die Griechen hören, das Volk der Faulenzer und Betrüger und so weiter im „Focus“, „Bild“ und solchen Organen. Das gleiche können Sie wörtlich finden in den Wehrmachtsakten der Generale, die zum Beispiel den Befehl zur Vernichtung Kalabritas gegeben haben. Die sagen genau das Gleiche, wortwörtlich.
Entschädigung: Forderungen wurden abgewehrt
Kaess: Und wenn wir diese Äußerungen jetzt mal bei Seite lassen, wieso kamen diese Forderungen nach so langer Zeit?
Fleischer: Die kommen nicht nach langer Zeit. Die sind bereits seit 1945 im Dezember bei der Reparationskonferenz in Paris vorgebracht worden und dann bei jeder Gelegenheit wieder. Ununterbrochen sind sie vorgebracht worden. Die wurden immer abgewehrt, zuerst von der Bundesrepublik, aber auch von der amerikanischen Schutzmacht. Die wollte natürlich eine starke Bundesrepublik als Bollwerk gegenüber der Gefahr aus dem Osten aufbauen. In diesem Zusammenspiel hat man dann diese Londoner Schuldenkonferenz 1953 gemacht. Von 1953 bis 1990, bis zur Vereinigung der beiden deutschen Staaten, konnte das gar nicht funktionieren.
Kaess: Und die führte Deutschland als Begründung an, um nicht auf diese Forderungen einzugehen?
Fleischer: Ja! Aber bis 1989 hatte die Bundesregierung geantwortet, wir können nicht darüber verhandeln, das erlaubt uns das Londoner Schuldenabkommen nicht, es ist noch zu früh. Und ab 1990, ein Jahr danach, da hieß es dann plötzlich, jetzt haben wir aber das Zwei-plus-vier-Abkommen geschlossen, jetzt ist es zu spät.
Kaess: Wir wissen im Moment nicht, wie es ausgeht mit diesen Forderungen. Aber die Frage noch zum Schluss: In welchem Kontext stehen hier zum Beispiel finanzielle Mittel für ein deutsch-griechisches Jugendwerk, das im Koalitionsvertrag geplant ist und über das Joachim Gauck auf seiner Reise wahrscheinlich auch sprechen wird?
Fleischer: Das ist ein sehr positiver Punkt. Natürlich ist es bislang eine Hülle ohne Inhalt. Es ist sehr wichtig, wie das ausgefüllt wird. Ich bin der Ansicht, griechische Partner müssen mit deutschen Partnern zusammenarbeiten, Städte- und Schulpartnerschaften, die Parteistiftungen, die Bundesakademie für politische Bildung, Aktion Sühnezeichen, Topografie des Terrors, Bundesministerium für Bildung und Forschung müssen dann zumindest Stipendien, also auch Postdoc-Stipendien, Forschungsstipendien zum Teil auch für die Betroffenen, für Kinder aus den betroffenen Gemeinden, aber auch für hoch qualifizierte junge Wissenschaftler gegründet werden. Und vor allem: Es muss endlich eine griechisch-deutsche Schulbuchkommission geben. Mit allen europäischen Ländern gibt es solche Schulbuchkommissionen mit der Bundesrepublik. Nur mit Island, Portugal, wo es nie Probleme gab mit Kriegsvergangenheit und so weiter, und mit Griechenland nicht. Da muss endlich was passieren!
Kaess: …, sagt der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
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Hat „die Reparationsfrage ihre Berechtigung verloren“? Jüdische Gemeinde von Thessaloniki und Opfer des NS-Massakers von Lyngiades fordern deutliche Worte von Gauck

Dienstag, 4. März 2014 - 18:09
Entschädigungen für NS-Verbrechen – ein Thema, das die Rolle Deutschlands als friedensstiftende Macht inmitten eines Europas befreundeter Staaten immer wieder fragwürdig werden lässt. Denn die deutschen Verbrechen können nicht nur ideell niemals wieder gutgemacht werden. Wenigstens auf der materiellen Ebene müsste die BRD als Nachfolgestaat des Deutschen Reichs umso mehr darauf aus sein, so viel wie möglich zurückzuzahlen. Doch das Gegenteil ist der Fall, Deutschland weigert sich, seine Hausaufgaben zu machen. So gegenüber Griechenland. Am Mittwoch besucht der deutsche Bundespräsident Gauck das Land – u.a. auch das Dorf Lyngiades. 1943 ermordeten deutsche Truppen dort 82 Menschen, vor allem Frauen und Kinder. Dies ist nur eines von Hunderten deutscher Massaker allein in Griechenland. Die Angehörigen der Opfer fordern eine Entschädigung, aber vergeblich. Eine aktuelle Entschädigungsklage der jüdischen Gemeinde von Thessaloniki und eine kleine Anfrage der Partei die Linke an die Bundesregierung sind weitere Anlässe, die Ausreden Deutschlands unter die Lupe zu nehmen. Wir sprachen mit Martin Klingner, der sich im Hamburger „Arbeitskreis Distomo“ seit vielen Jahren für eine deutsche Solidarität mit den Opfern von NS-Massakern in Griechenland engagiert.
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Deutschland will keine Weltkriegs-Entschädigung zahlen

Deutsche Gebirgsjäger nach der Landung auf der griechischen Mittelmeer-Insel Kreta.
289 Milliarden Euro, so hoch schätzte eine griechische Kommission die von Deutschland angerichteten Schäden im zweiten Weltkrieg. Im Juni hatte Griechenland Deutschland zu Verhandlungen über eine Entschädigung aufgefordert. Die Bundesregierung ließ die Griechen am Freitag abblitzen.
18.10.2019, 14:12 Uhr
Berlin. Die Bundesregierung will nicht mit Griechenland über Reparationen für die von Deutschland in den beiden Weltkriegen verursachten Schäden verhandeln. Das Auswärtige Amt überreichte dem griechischen Botschafter Theodoros Daskarolis am Freitag eine diplomatische Note, mit der eine entsprechende Aufforderung der griechischen Regierung formell zurückgewiesen wird. "Die Rechtsauffassung der Bundesregierung in dieser Frage ist unverändert: die Reparationsfrage ist abschließend geregelt. Daran hat sich nichts geändert", sagte ein Ministeriumssprecher der Deutschen Presse-Agentur.
Parlamentskommission schätzt Schäden auf 289 Milliarden Euro
Griechenland hatte Deutschland Anfang Juni in einer sogenannten Verbalnote offiziell zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Die Regierung in Athen - damals noch unter dem linken Regierungschef Alexis Tsipras - war dazu vom Parlament aufgefordert worden. Eine griechische Parlamentskommission schätzte die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden im Land auf 289 Milliarden Euro - inklusive einer Zwangsanleihe, die Griechenland der Deutschen Reichsbank während des Kriegs gewähren musste.
Der neue, konservative griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hat sich die Forderung seines Vorgängers nach Verhandlungen zu eigen gemacht. "Wir hoffen, dass es da eine positive Reaktion geben wird", hatte der Politiker der konservativen Partei Nea Dimokratia (ND) Ende August bei seinem Antrittsbesuch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin gesagt. Jetzt hat er eine Abfuhr bekommen.
Versöhnung, aber keine Entschädigung
Das Auswärtige Amt betonte aber am Freitag, dass sich Deutschland zu seiner politischen und moralischen Verantwortung für die Verbrechen in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs bekenne und konkrete Beiträge dazu leiste, die Erinnerung an die Opfer wachzuhalten. "Wir hoffen, dass wir den Weg der Versöhnung mit Griechenland weitergehen können, der von den Generationen zuvor begonnen wurde", sagte der Sprecher.
Für die Bundesregierung ist das Reparationsthema mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag über die außenpolitischen Folgen der deutschen Einheit von 1990 rechtlich und politisch abgeschlossen. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sind Reparationen allerdings nicht ausdrücklich erwähnt. Außerdem waren zahlreiche von Nazi-Deutschland angegriffene und besetzte Staaten wie Griechenland und Polen an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt.
Auch Polen könnte Entschädigungen fordern
Der Wissenschaftliche Dienst des Bundestags hatte die deutsche Haltung zu den griechischen Reparationsforderungen in Frage gestellt. "Die Position der Bundesregierung ist völkerrechtlich vertretbar, aber keineswegs zwingend", heißt es in einem Gutachten vom Juli. Griechenland habe - anders als Polen - nie auf Reparationen verzichtet und seine Ansprüche immer wieder geltend gemacht.
Mehr zum Thema
Soldaten der deutschen Wehrmacht beim Einmarsch in Polen am 1. September 1939. Neben Polen hat auch Griechenland Reparationsforderungen für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg an Deutschland gestellt.
Reparationen an Griechenland: Gutachten zweifelt Nein der Bundesregierung an
Trotzdem könnte auch die polnische Regierung bald wie Griechenland Verhandlungen über Reparationen fordern. Die rechtskonservative PiS-Partei hat das Thema schon vor Jahren wieder auf die Tagesordnung gesetzt. Eine 2017 eingesetzte Parlamentskommission will in den nächsten Monaten einen Bericht zur Schadenssumme vorlegen. Nach früheren polnischen Schätzungen, die auf einer Bestandsaufnahme von 1946 plus Zinsen beruhen, belaufen sich die von Deutschland verursachten Kriegsschäden auf 800 Milliarden Euro.
Der polnische Reparations-Beauftragte Arkadiusz Mularczyk hatte erst am Donnerstag die polnischen Ansprüche noch einmal bekräftigt. "Die Deutschen müssen wissen, dass die Angelegenheit noch nicht geregelt ist", sagte er dem Sender Jedynka. Es gehe darum, die Schuld nicht nur verbal, sondern auch finanziell abzugleichen.
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Blick auf das zerstörte Warschau im November 1944.
Mehrheit gegen Kriegs-Entschädigungen für Polen und Griechen
Polens Botschafter Andrzej Przylebski.
Polens Botschafter: Moralische Verpflichtung bei Frage der Reparationen
RND/dpa
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ZWEITER WELTKRIEG
GRIECHENLAND UND POLEN
Forderungen an Deutschland - was Sie über Reparationen wissen müssen

Griechenland und Polen verlangen Hunderte Milliarden Euro Reparationen von Deutschland. Internationale Verträge werden dabei ebenso übersehen wie die fehlende Rechtsgrundlage. Ein Überblick.
Veröffentlicht am 30.08.2019 |
Sven Felix Kellerhoff
Von Sven Felix Kellerhoff
Leitender Redakteur Geschichte
Auch der neue griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis will mit der Bundesregierung über Reparationen für Kriegsschäden verhandeln. Das machte der Vorsitzende der konservativen Partei Nea Dimokratia jetzt nach seinem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in Berlin deutlich. „Wir hoffen, dass es da eine positive Reaktion geben wird“, sagte Mitsotakis, der damit den Kurs seines linken Vorgängers Alexis Tsipras fortsetzt. Auch die polnische Regierung hat angekündigt, am Rande der Gedenkfeiern zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges das Thema Reparationen zur Sprache zu bringen.
Die Summen werden immer fantastischer: 845 Milliarden Reparationen verlangt eine Kommission polnischer Politiker und Experten an Reparationen von Deutschland Und vor wenigen Monaten beschloss das griechische Parlament, offiziell von Deutschland Reparationen in dreistelliger Milliardenhöhe zu verlangen.
Das Thema ist ein Dauerbrenner, seit Jahrzehnten schon werden entsprechende Forderungen immer wieder erhoben. Allerdings steigen die verlangten Summen immer weiter, je länger der Zweite Weltkrieg zurückliegt – von zehn Milliarden DM in den 90er-Jahren über 70 Milliarden Euro ein Jahrzehnt später und 160 Milliarden 2012 auf 500 Milliarden 2013. Aktuell fordern die Volksvertreter in Athen 290 Milliarden Euro und halten das für maßvoll. Ein Überblick über die Sachlage:
Griechenland fordert Reparationszahlungen von Deutschland
Das griechische Parlament hat mit großer Mehrheit beschlossen, Reparationszahlungen von Deutschland für die Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg einzufordern. Dabei geht um bis zu 290 Milliarden Euro.
Quelle: WELT / Eybe Ahlers
1. Was sind Reparationen?
Wer einen Schaden verursacht, muss ihn ersetzen – das ist zunächst einmal banal. Als Reparationen bezeichnet man Zahlungen, die ein Staat einem anderen Staat für Schäden zahlen muss, die durch einen Krieg oder eine Besetzung entstanden sind. Solche Reparationen wurden in der Regel in Friedensverträgen festgelegt und in den folgenden Jahren bezahlt oder eingetrieben.
Von Reparationen zu unterscheiden sind individuelle Entschädigungen für erlittenes Leid von Einzelpersonen, die an die Geschädigten oder deren Nachfahren gezahlt werden. Dazu gehören beispielsweise die Renten und ähnliche Zahlungen, die nach dem Bundesentschädigungsgesetz für Überlebende des Holocaust und Angehörige von Opfern geleistet worden sind und zum Teil immer noch geleistet werden sowie die Pauschalzahlungen oder Renten an frühere Zwangsarbeiter vor allem in Osteuropa.
2. Was wurde bislang gezahlt?
Aktuell beträgt die Gesamtsumme aller derartigen Zahlungen der Bundesrepublik seit 1953 rund 75,5 Milliarden Euro. Sie wurden an mehr als zwei Millionen individuelle Antragsteller gezahlt sowie an eine nicht bekannte Zahl von Empfängern in elf westeuropäischen Staaten sowie Griechenland. Insgesamt 85 Prozent der 75,5 Milliarden Euro gingen ins Ausland.
Allerdings vermittelt die Summe einen falschen Eindruck, denn es handelt sich um eine einfache Addition der gezahlten Gelder. Jedoch entsprächen zum Beispiel die rund 1,9 Milliarden DM, die 1959 bis 1964 im Rahmen von Globalabkommen an zwölf europäische Staaten gezahlt wurden, nach heutiger Kaufkraft etwa zwölf Milliarden Euro. Wenn man entsprechend die jährlich geleisteten Summen auf die heutige Kaufkraft umrechnet, liegt die Gesamtsumme im mittleren dreistelligen Milliardenbereich.
GELD FÜR HITLERS KRIEG
Griechenland gab dem Dritten Reich keine „Zwangsanleihe“
Für Griechenland stellte die Bundesrepublik schon 1950 Sachlieferungen in Höhe von damals 105 Millionen DM zur Verfügung; sie versickerten jedoch unter ungeklärten Umständen. Ferner stellte die Bundesregierung in den 1950er-Jahren in großem Umfang Investitionskredite zur Verfügung. Schließlich zahlte die Bundesrepublik im Rahmen eines Globalabkommen 1960 genau 115 Millionen DM für individuelle Entschädigungen an den griechischen Staat; dieses Geld verschwand ebenfalls mindestens zum Teil in dunklen Kanälen.
Polen bekam als Mitglied des Warschauer Pakts bis 1990 keine Zahlungen aus Deutschland. 1992 wurde dann die Stiftung deutsch-polnische Aussöhnung gegründet und mit 500 Millionen DM ausgestattet; sie zahlte seither einen Großteil dieser Mittel sowie weitere Gelder aus der Zwangsarbeiterentschädigung sowie aus Schweizer und österreichischen Mitteln aus. Die Gesamtsumme betrug 1,3 Milliarden Euro an mehr als 700.000 Personen.
3. Wie argumentiert Polen?
Die rechtspopulistische polnische Regierungspartei PiS fordert seit langem Reparationen von Deutschland. Die Ausgangslage ist dabei relativ klar. Hitler-Deutschland hat tatsächlich am 1. September 1939 das östliche Nachbarland überfallen und besetzt. Rund fünf Jahre wurde Polen mit eiserner Hand ausgebeutet.
HEIKLER ZEITPUNKT
Was hinter den polnischen Reparationsforderungen steckt
Von den rund 35 Millionen Einwohnern starb mehr als jeder sechste mehr oder minder gewaltsam während der deutschen Besatzung – Schätzungen der Opfer der deutschen Besatzungszeit (umstritten ist der Umgang mit den Opfern der sowjetischen Besatzung Ostpolens von September 1939 bis Juni 1941) reichen von 17 bis 23 Prozent der Bevölkerung. Ungefähr je zur Hälfte handelte es sich um katholische und um jüdische Polen. Kein Land hat anteilig höhere Verluste durch die NS-Herrschaft erlitten als Polen.
4. Wie argumentiert Griechenland?
Im April 1941 hat das Dritte Reich Griechenland militärisch überfallen und (bis 1943 zusammen mit Italien) für etwa dreieinhalb Jahre einer brutalen Besatzungsherrschaft unterworfen. Der ökonomisch messbare Gesamtschaden, den Griechenland im Zweiten Weltkrieg erlitten hat, liegt gleichermaßen in absoluten Zahlen als auch umgerechnet auf die Bevölkerungszahl an vierter Stelle nach Polen, der Sowjetunion und Jugoslawien.
ZWEITER WELTKRIEG
Weshalb Athen gerade jetzt deutsche Reparationen fordert
Dies müsse entschädigt werden, verlangen seit Langem griechische Populisten sowohl von links wie von rechts. Dagegen hielt sich die griechische Regierung jahrzehntelang weitgehend zurück und nahm lieber Unterstützungszahlungen aus der Bundesrepublik entgegen, z. B. für die Elektrifizierung. Das hat sich allerdings unter dem 2019 abgewählten Ministerpräsidenten Alexis Tsipras geändert, der Anfang April 2019 in einer diplomatischen Note formell zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert hat.
5. Wie ist die Rechtslage?
Eindeutig. Es gibt keinerlei Rechtsanspruch auf Reparationen mehr. Das liegt an gleich mehreren internationalen Abkommen. Zunächst bestimmte die Londoner Schuldenkonferenz von 1953, dass alle Reparationsfragen auf einen künftigen Friedensvertrag verschoben werden sollten. So einen Friedensvertrag hat es jedoch niemals gegeben; an seine Stelle trat 1990 der Zwei-plus-vier-Vertrag, den alle europäischen Staaten formal und bindend in der Charta von Paris anerkannt haben. Da es keinen Kriegszustand mit Deutschland mehr gibt, besteht keine Notwendigkeit für einen Friedensvertrag.
NEUE FORDERUNGEN
Warum Deutschland Polen keine Reparationen schuldet
Die vier Siegermächte des Zweiten Weltkrieges wussten 1990 genau, was sie taten: Nach 1918 hatten die damals von Frankreich durchgesetzten massiven Reparationsforderungen gegen Deutschland lediglich zu neuen Konflikten geführt. Deshalb gingen die drei Westmächte auf massiven Druck der USA nach 1945 einen entgegengesetzten Weg: Sie verlangten nicht nur keine Reparationen, sondern gaben sogar Kredite, mit denen die westdeutsche Wirtschaft wieder aufgebaut wurde. Die DDR hingegen wurde von Stalins Sowjetunion ziemlich ausgeplündert.
Polen hat zudem 1953 und 1970 auf Reparationen verzichtet und ebenso 1990/1991 nach der Deutschen Einheit akzeptiert, dass offene Grenz- und Vermögensfragen geregelt wurden, ohne dass auf Reparationen eingegangen wurde. Diese völkerrechtlich bindenden Regelungen können nicht einfach für ungültig erklärt werden.
6. Kann auf Reparationen geklagt werden?
Nein. Völkerrechtlich gibt es keinerlei Rechtsanspruch. Vor privatrechtlichen Klagen, also beispielsweise von Hinterbliebenen von Gewaltmaßnahmen der Besatzungsmacht Deutschland gegen die heutige Bundesrepublik, schützt das Prinzip der Staatenimmunität. Das haben sinngemäß sowohl der Internationale Gerichtshof in Den Haag wie der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg entschieden.
Im Londoner Schuldenabkommen 1953 wurde die Regelung der Reparationen Deutschlands auf einen künftigen Friedensvertrag verschoben. Diese Regelung wurde durch den Zwei-plus-vier-Vertrag von 1990 obsolet
REPARATIONSFRAGE
Griechenland kann Deutschland nicht verklagen
Das wissen natürlich auch die Politiker in Warschau und Athen. Ihnen geht es nicht um tatsächliche Klagen, sondern darum, moralischen Druck aufzubauen, um Deutschland zum Einlenken zu zwingen. In der Tat sind manche linke Politiker in der Bundesrepublik trotz Kenntnis der Rechtslage geneigt, auf solche Forderungen einzugehen
7. Was bringen Reparationen wirtschaftlich?
Alle Erfahrung belegt, dass Reparationszahlungen auch in dem Land, das sie erhält, wenig Positives erzeugen. So erzwang das Deutsche Reich 1871 von der Republik Frankreich eine Zahlung von fünf Milliarden Goldfranc binnen weniger Jahre – damals eine exorbitante Summe. Die direkte Folge dieses Kapitalzuflusses war die Überhitzung der deutschen Konjunktur der Gründerzeit, die zum Gründerkrach 1873 führte. Die folgenden sechs Jahre stagnierte mitten in der Industrialisierung das Wirtschaftswachstum in Deutschland – die Zeitgenossen nahmen es als schwere Depression wahr.
REGIERUNGSKRISE
Der lange Schatten der Weimarer Republik
Auch nach dem Ersten Weltkrieg profitierte Frankreich von den deutschen Reparationszahlungen kaum. Das Geld führte nicht zu einer organischen Zunahme der Wirtschaftskraft, sondern versickerte zum Teil in Korruption, der Rest führte zu einer Verschärfung der Inflation. Erst eine harte Austeritätspolitik stabilisierte den Franc bis Ende der 1920er-Jahre wieder. Da allerdings waren bereits die Folgen der aufkommenden Weltwirtschaftskrise zu spüren.
Welche Folgen exorbitante Reparationszahlungen in der heutigen globalisierten Welt hätten, kann man sich gar nicht ausmalen. Denn gäbe eine künftige grün-rot-rote Bundesregierung den Forderungen von Polen und Griechenland nach, müsste das mit neuen Schulden beglichen werden – pro Kopf der Bevölkerung in Deutschland 15.000 bis 18.000 Euro. Die Staatsschulden würden um 60 bis 75 Prozent steigen. In den Empfängerländern flöße das gezahlte Geld vor allem in Konsum, nicht in Investitionen. Der Euro würde mit ziemlicher Sicherheit kollabieren.
8. Was wären die politischen Folgen?
Die ökonomischen Folgen von Reparationszahlungen im Empfängerland sind jedoch nichts im Vergleich zu den absehbaren politischen Folgen. Die enormen Reparationen, die Deutschland 1871 Frankreich auferlegte, befeuerten die Erbfeindschaft zwischen beiden Staaten und führten damit indirekt zum Ersten Weltkrieg. Umgekehrt waren es nicht zuletzt die vor allem Frankreich zugute kommenden Reparationen nach 1918, die den Weg in den Zweiten Weltkrieg eröffneten.
DEUTSCHE WIEDERVEREINIGUNG
Warum „Reparationen“ im Vertrag nicht auftauchen
Die aktuellen Reparationsforderungen aus Polen und Griechenland gefährden massiv die Entwicklung in Europa. Sollte eine Bundesregierung die bisherige deutsche Rechtsposition aufgeben, wäre mit Sicherheit ein massiver Aufschwung von Europagegnern und Rechtspopulisten die Folge. Das Ergebnis wäre das Ende der EU und mindestens eine politische Eiszeit gegenüber beiden fordernden Ländern. Am Ende verlieren durch Reparationen alle Seiten.
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Reparationen an Griechenland: Gutachten zweifelt Nein der Bundesregierung an

Soldaten der deutschen Wehrmacht beim Einmarsch in Polen am 1. September 1939. Neben Polen hat auch Griechenland Reparationsforderungen für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg an Deutschland gestellt. Laut der deutschen Bundesregierung haben Griechenland und Polen keinen Anspruch auf weitere Reparationsforderungen für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. Ein Bundestags-Gutachten stellt dieses Nein nun für Griechenland in Frage.
10.07.2019, 14:02 Uhr
Berlin. Ein Bundestags-Gutachten zweifelt die deutsche Absage an griechische Reparationsforderungen für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg an. „Die Position der Bundesregierung ist völkerrechtlich vertretbar, aber keineswegs zwingend“, heißt es in einem neuen Sachstandsbericht der Wissenschaftlichen Dienste des Parlaments, der von der Linken in Auftrag gegeben wurde und der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Die Bundestags-Experten regen darin eine Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag an, um Rechtsklarheit zu schaffen. Zu einem solchen Verfahren müsste die Bundesregierung sich aber freiwillig bereit erklären, weil der Streitfall mehr als 70 Jahre zurückliegt.
290 Milliarden Euro Kriegsschäden in Griechenland
Griechenland hatte Deutschland Anfang Juni offiziell mit einer diplomatischen Note zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Die Regierung in Athen – damals noch unter dem linken Regierungschef Alexis Tsipras – war dazu vom Parlament aufgefordert worden. Eine griechische Expertenkommission hat die Summe für die von Deutschland verursachten Kriegsschäden auf 290 Milliarden Euro geschätzt.
Mehr zum Thema: Das steckt hinter den Reparationsforderungen an Deutschland
Für die Bundesregierung ist das Thema allerdings rechtlich und politisch abgeschlossen. Sie ist der Meinung, dass der Zwei-plus-Vier-Vertrag zur Wiedervereinigung von 1990 „die endgültige Regelung der durch den Krieg entstandenen Rechtsfragen“ enthält. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten USA, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien sind Reparationen allerdings gar nicht erwähnt. Außerdem war Griechenland an den Verhandlungen darüber nicht beteiligt.
Reparationsforderung auch aus Polen
Die deutsche Absage an weitere Entschädigungszahlungen gilt auch für Polen, das möglicherweise bald ebenfalls Ansprüche geltend machen wird. Eine polnische Parlamentskommission will bis Ende des Jahres ihren Bericht dazu vorlegen. Aus der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) war seit 2017 wiederholt Entschädigung verlangt worden.
Diese Forderungen halten die Bundestags-Experten allerdings nicht für gerechtfertigt. Dafür seien „keine stichhaltigen juristischen Argumentationslinien zu erkennen“, heißt es in ihrem Gutachten. Im Gegensatz zu Griechenland habe Polen 1953 und dann nochmals 1970 ausdrücklich den Verzicht auf Reparationen erklärt. Von polnischer Seite werden diese Erklärungen allerdings als unwirksam angesehen, weil sie auf Druck der Sowjetunion erfolgt seien.
Aus Sicht der Bundestags-Gutachter ist der polnische Verzicht dagegen auch heute noch „völkerrechtlich bindend“. Die griechische Regierung habe dagegen auch noch im Zusammenhang mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag betont, dass sie nicht auf Reparationen verzichte.
Offen ist noch, wie sich die neue konservative Regierung Griechenlands unter Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis in der Reparationsfrage verhält. Bei der Wahl hatten die Konservativen die absolute Mehrheit der Parlamentssitze errungen. Es wird erwartet, dass Mitsotakis eine seiner ersten Auslandsreisen nach Deutschland unternehmen wird.
Linken-Abgeordnete: „Eine Schlussstrich-Politik kann es nicht geben“
Eine gerichtliche Klärung der Reparationsfrage lehnt die Bundesregierung ab. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Niels Annen (SPD), hatte Ende Juni auf Anfrage der Linken erklärt: „Eine Befassung des Internationalen Gerichtshofs (IGH) mit der Frage der griechischen Reparationsforderungen ist von keiner Seite beabsichtigt.“
Die Linke fordert die Bundesregierung auf, auf die griechischen Reparationsforderungen einzugehen. „Die Einschätzung des Wissenschaftlichen Dienstes zeigt, dass sich die Bundesregierung nicht länger der historischen Verantwortung entziehen kann“, sagte die Abgeordnete Heike Hänsel der dpa. „Eine Schlussstrich-Politik kann es nicht geben.“ Bisher habe die Regierung bei diesem Thema „auf ganzer Linie versagt – juristisch, politisch, vor allem aber moralisch“.
Von RND/dpa
https://www.rnd.de/


Griechenland will Reparationen
Wie berechtigt sind die Forderungen?

Stand: 18.04.2019 12:30 Uhr
Hat Griechenland noch Ansprüche auf finanzielle Wiedergutmachung von deutscher Seite für Weltkriegsverbrechen? Was fordert die Regierung Tsipras genau? Und welche juristischen Chancen hätte sie?
Von Kolja Schwartz und Frank Bräutigam, ARD-Rechtsredaktion
Worum geht es bei den Forderungen?Seit dem Regierungswechsel im Januar 2015 in Griechenland weist die Regierung von Ministerpräsident Alexis Tsipras immer wieder darauf hin, dass die deutsche Schuld aus dem Zweiten Weltkrieg noch nicht beglichen sei. Griechenland habe Ansprüche auf Reparationszahlungen. Der Vize-Finanzminister Dimitris Mardas nannte sogar eine Summe: 278,7 Milliarden Euro sei Deutschland Griechenland angeblich noch schuldig, für die Wiedergutmachung von Kriegsschäden, für einen Besatzungskredit und für die Entschädigung von NS-Opfern.
Um sich den rechtlichen Fragen dazu zu nähern, ist es wichtig, die unterschiedlichen Punkte auseinanderzuhalten. In der 280-Milliarden-Forderung und auch in den Debatten um die Reparationszahlungen wird oft vieles vermischt.Zum einen geht es um die Ansprüche zwischen Griechenland und Deutschland, also zwischen den Staaten. Darunter fallen auf der einen Seite ganz allgemein Reparationsforderungen wegen der Kriegsverbrechen Deutschlands in Griechenland im Zweiten Weltkrieg, auf der anderen Seite geht es um eine so genannte Zwangsanleihe, die das besetzte Griechenland zwischen 1942 und 1944 unter Druck an die Nazis gezahlt hatte. Höhe: 476 Millionen Reichsmark. Wie viel das heute ist, ist nicht ganz klar. Schätzungen belaufen sich auf acht bis elf Milliarden Euro (inklusive Zinsen).  Zum anderen geht es um die Forderungen von Überlebenden und Nachkommen der NS-Opfer, also griechischer Bürger gegen Deutschland. In diesem Zusammenhang steht auch die Drohung des griechischen Justizministers Nikos Paraskevopoulos, deutsches Eigentum in Griechenland, wie zum Beispiel das Goethe-Institut zu pfänden.
Um welche Kriegsverbrechen geht es?Im Frühjahr 1941 begann die Deutsche Wehrmacht mit heftigen Bombardierungen im Norden Griechenlands. Im Anschluss besetzte sie das griechische Festland und die wichtigsten griechischen Inseln im Mittelmeer. In den folgenden Jahren kam es zu einem Partisanenkrieg griechischer Widerstandsgruppen gegen das deutsche Besatzungsregime. Die Besatzungszeit der Nazis in Griechenland war dabei von Barbareien gegen Zivilisten und Massakern geprägt. Insgesamt zerstörte die Deutsche Wehrmacht während ihrer Besatzungszeit rund 1700 griechische Dörfer.Um was für eine Zwangsanleihe geht es?Zwischen 1942 und 1944 vergab die griechische Nationalbank eine Anleihe in Höhe von 476 Millionen Reichsmark an das Deutsche Reich. Unter der Besatzung durch die Nazis wurde Griechenland gezwungen, seine Devisenreserven in Form dieser Zwangsanleihe an das Deutsche Reich abzugeben. Die Nazis nutzten das Geld unter anderem, um den Nordafrika-Feldzug Erwin Rommels zu finanzieren. Deutschland hat das Geld bis heute nicht zurückgezahlt.
Was sagt die Bundesregierung zu den möglichen Forderungen?Für die Bundesregierung ist die Sache klar: Die Frage von Reparationszahlungen sei juristisch und politisch abgeschlossen. Denn: Deutschland habe seit Beendigung des Zweiten Weltkrieges in hohem Maße Reparationsleistungen erbracht. Alle Ansprüche Griechenlands seien abgegolten oder erloschen. Zum Beispiel hat Deutschland zu Beginn der 1960er-Jahre mit zwölf westlichen Staaten globale Entschädigungsabkommen zum Ausgleich spezifischen Unrechts der Nazis abgeschlossen. In diesem Zusammenhang schloss die BRD auch mit Griechenland einen Vertrag und zahlte 115 Millionen D-Mark.Spätestens seit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990, in dem die Wiedervereinigung Deutschlands und die Souveränität der Bundesrepublik geregelt wurden, seien Reparationsforderungen ausgeschlossen.Und: Auch bei der Forderung nach Rückzahlung der Zwangsanleihe gehe es der Sache nach um Reparationsforderungen. Deshalb gebe es auch hier keinen Anspruch auf eine Rückzahlung.Was sind die entscheidenden Fragen für eine mögliche Rückzahlung?Zunächst ist zu klären, ob es sich bei der Anleihe um ein gewöhnliches Darlehen oder um eine Kriegsschuld handelt. Ein Darlehen könnte leichter zurückgefordert werden. Bei einer Kriegsschuld schließen sich die Folgefragen an, ob Reparationsansprüche Griechenlands schon abgegolten sind oder ob darauf verzichtet wurde. Wenn das alles nicht der Fall ist, bleibt die Frage, ob Griechenland 70 Jahre nach Kriegsende noch berechtigt wäre, das Geld zurückzufordern.
Die Anleihe: Darlehen oder Kriegsschuld?Würde es sich um ein ordentliches Darlehen handeln, könnte Griechenland es wohl zurückfordern. Dann müsste es sich 1942 aber um einen Vertrag zwischen zwei souveränen Staaten gehandelt haben. Das jedoch ist eher unwahrscheinlich. "Zu beachten ist, dass Griechenland, wenn es die Anleihe als ordentliches Darlehen beurteilen will, einen erheblichen Balanceakt vollziehen muss", erklärt Andreas Kulick, akademischer Rat an der juristischen Fakultät der Uni Tübingen. "Es muss einerseits argumentieren, dass es sich bei der Anleihe um einen ordentlichen Vertrag zwischen souveränen Staaten handelt. Andererseits basiert seine Argumentation ja gerade auf der Tatsache dass es sich um eine vom deutschen Aggressor aufgezwungene Zwangsanleihe in Zeiten der Besatzung handelt, welche mit erheblichen Gräueltaten seitens Nazideutschlands einherging."Es handelt sich also sehr wahrscheinlich um einen Kriegsschaden. Deshalb wird in diesem Zusammenhang häufig der Begriff "Zwangsanleihe" verwendet.Kann das Darlehen als Reparationsforderung auf Deutschland zukommen?Die entscheidende Frage ist demnach, ob die Reparationsforderung bereits durch ein Abkommen abgegolten ist oder ob sie nach mehr als 70 Jahren wegen des langen Zeitablaufs nicht mehr geltend gemacht werden kann. Diese Abkommen gibt es:- Londoner Schuldenabkommen von 1953Im Londoner Schuldenabkommen von 1953 ging es vor allem um die Vorkriegsschulden Deutschlands - also die, die noch aus der Zeit der Weimarer Republik stammten. In Art. 5 Abs. 2 des Abkommens, das auch für das Königreich Griechenland Geltung erlangt hat, finden jedoch auch die Reparationsforderungen bezüglich des Zweiten Weltkriegs Erwähnung. Allerdings wurde damals keinesfalls geklärt, wie viel Entschädigung das junge Deutschland zu zahlen hat. Vielmehr wurde die Frage aufgeschoben.Wörtlich heißt es, dass "eine Prüfung der aus dem Zweiten Weltkrieg herrührenden Forderungen von Staaten … bis zur endgültigen Klärung der Reparationsfrage zurückgestellt" wird. 1953 beschlossen die Vertragsparteien also, bis zu einer Klärung dieser Fragen in einem späteren Friedensvertrag, keine Reparationsforderungen zu stellen. Durch das Londoner Schuldenabkommen sind mögliche Ansprüche Griechenlands also nicht abgegolten.- Abkommen zwischen Deutschland und GriechenlandIm März 1960 wurde ein Vertrag geschlossen, in dem sich Deutschland zur Zahlung in Höhe von 115 Millionen D-Mark an Griechenland verpflichtete. Dieser Vertrag dürfte jedoch nicht zwingend darlegen, dass Griechenland heute die Reparationsforderung bezüglich der Zwangsanleihe nicht mehr zusteht. Schon der offizielle Name "Vertrag zwischen der BRD und dem Königreich Griechenland über Leistungen zugunsten griechischer Staatsangehöriger, die von nationalsozialistischen Verfolgungsmaßnahmen betroffen sind" besagt, dass es in dem Abkommen um das Leid und die Ansprüche der griechischen Bürger geht, nicht aber um Ansprüche des griechischen Staats.- Der Zwei-plus-Vier-Vertrag als Verzichtserklärung1990 schlossen die USA, die Sowjetunion, Frankreich und das Vereinigte Königreich mit der BRD und der DDR den sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag. Offizieller Name: "Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland". In dem Vertrag wurde unter anderem die endgültige Loslösung Deutschlands von den Alliierten und die Wiedervereinigung und Souveränität der Bundesrepublik geregelt. Eine explizite Erwähnung fanden Reparationszahlungen oder andere Ansprüche in dem Vertragstext nicht. Den Begriff "Friedensvertrag" vermied die damalige Bundesregierung absichtlich, wohl auch, weil Deutschland sich andernfalls aufgrund der Regelung im Londoner Schuldenabkommen mit Reparationsforderungen vieler Länder auseinandersetzen hätte müssen. Dennoch war es der Wille der Vertragsschließenden, weitere Reparationszahlungen für die Zukunft auszuschließen. Die Frage ist, was das für Griechenland als Nichtvertragspartner bedeutet. "Wie im nationalen Recht gibt es auch im Völkerrecht grundsätzlich keine Verträge zu Lasten Dritter. Mit anderen Worten konnten die Parteien der Zwei-plus-Vier-Verträge ohne die Zustimmung Griechenlands nicht vereinbaren, dass griechische Reparationsforderungen gegen Deutschland mit Abschluss dieser Verträge ausgeschlossen sind", erklärt Völkerrechtler Andreas Kulick.Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat in einem Urteil 2003 am Rande die Auffassung vertreten, dass der Zwei-plus-Vier-Vertrag die Reparationsfrage abschließend regelt. Das Urteil erwähnt aber auch, dass Griechenland nicht Vertragspartei war.Die Ansicht der Bundesregierung, dass die Reparationsfrage Griechenlands durch den Zwei-plus-Vier-Vertrag an sich geklärt sei, ist juristisch also zumindest nicht so eindeutig, wie dies oft dargestellt wird.
Gibt es eine nachträgliche Zustimmung Griechenlands zum Zwei-plus-Vier-Vertrag?Griechenland hat als Teil der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa die so genannte Paris-Charta mit getragen. Darin heißt es unter anderem: "Wir nehmen mit großer Genugtuung Kenntnis von dem am 12. September 1990 in Moskau unterzeichneten Vertrag über die abschließende Regelung in Bezug auf Deutschland ..." Die Bundesregierung argumentiert, damit habe auch Griechenland dem Vertrag zugestimmt und zu diesem Zeitpunkt auf Reparationszahlungen verzichtet.Andere weisen darauf hin, dass es im Wortlaut lediglich heißt: "Wir nehmen Kenntnis" und nicht "Wir stimmen zu". Außerdem steht der Reparationsverzicht ja auch nicht ausdrücklich im Vertragstext, sodass zumindest bezweifelt werden kann, dass Griechenland durch die Charta von Paris keine Ansprüche mehr hat.Kein Anspruch mehr 70 Jahre nach Kriegsende?Möglicherweise könnte Griechenland auch deshalb keinen Anspruch mehr haben, weil es diesen seit nunmehr 70 Jahren nicht geltend gemacht hat. Die Argumentation: Wer so lange nichts fordert, der hat den Anspruch irgendwann "verwirkt". Der Internationale Gerichtshof hat mal eine Verwirkung bei einem Zeitraum von etwas unter 20 Jahren abgelehnt. Über einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren wurde allerdings noch nie entschieden. Auch diese Frage ist also in gewissem Sinne noch offen.Zu berücksichtigen ist jedoch auch, dass mit dem Londoner Schuldenabkommen von 1953 ja gerade festgelegt wurde, dass Reparationsforderungen erst einmal aufgeschoben werden.Welches Gericht wäre für die Klärung der Fragen zuständig?Vor nationalen Gerichten lassen sich Reparationsforderungen nicht einklagen. Griechenland kann also keinesfalls vor einem griechischen Gericht Deutschland verklagen. Zu denken wäre vielmehr an den Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag, der sich mit vergleichbaren Fragen auseinandersetzt. Allerdings wäre der IGH nur dann zuständig, wenn sich Griechenland und Deutschland seiner Gerichtsbarkeit unterwerfen. Und genau dies hat Deutschland für diese historischen Fragen nicht getan. Insofern steht hinter einer abschließenden gerichtlichen Klärung ein Fragezeichen.Gab es schon einmal Klagen vor deutschen Gerichten? Ja, dazu gibt es ein Urteil des Bundesgerichtshofs aus dem Jahr 2003. Die Eltern der Kläger waren beim SS-Massaker im griechischen Dorf Distomo erschossen worden. Vor deutschen Gerichten wollten die Hinterbliebenen nun Schadensersatz von der Bundesrepublik erstreiten - ohne Erfolg. Der Bundesgerichtshof (BGH) begründet dies vor allem damit, dass Schadensersatzansprüche nach dem damals geltenden Völkerrecht nur einem Staat, nicht aber den einzelnen geschädigten Personen zustehen können. Auch im nationalen Recht gebe es keine Grundlage für Entschädigungen der einzelnen Opfer.Was hat es mit der zeitweise kolportierten "Drohung" Griechenlands auf sich, deutsches Eigentum in Griechenland zu pfänden?Die zugrunde liegende Klage war eine Art "Spiegelbild" zum Verfahren am Bundesgerichtshof. Gleiches Thema, aber anderes Gericht im anderen Staat. Es geht also nicht um Reparationsforderungen des Staates Griechenland, sondern um Forderungen der Hinterbliebenen der NS-Massaker selbst.Griechische Bürger hatten vor einem griechischen Gericht Deutschland auf Entschädigungen verklagt und Recht bekommen. 28 Millionen Euro sollte Deutschland zahlen. Das höchste griechische Gericht entschied im Jahr 2000, dass man zur Vollstreckung des Urteils, also um die 28 Millionen tatsächlich zu bekommen, auch deutsches Eigentum in Griechenland pfänden dürfe. Damals stoppte die griechische Regierung noch ein solches Vorgehen. Im März 2015 drohte Justizminister Nikos Paraskevopoulos, eine Pfändung in Zukunft nicht mehr zu verhindern.Deutschland hat das Urteil jedoch von Anfang an nicht anerkannt. Zu dieser Situation gibt es inzwischen auch einen internationalen Präzedenzfall. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag 2012 hat in einem sehr ähnlich gelagerten Fall entschieden, dass eine solche Pfändung gegen den Grundsatz der sogenannten "Staatenimmunität" verstoßen würde, wenn es sich um hoheitliches Vermögen Deutschlands handelt. Im konkreten Fall hatten NS-Opfer vor einem italienischen Gericht auf Entschädigung geklagt. Im Raum stand, deutsches Vermögen in Italien zu pfänden, zum Beispiel ein Kulturinstitut. Dagegen hat sich Deutschland erfolgreich beim IGH gewehrt.Die Folge: Wenn Griechenland die Drohung also wirklich wahr machen würde, könnte Deutschland sich dagegen vor dem IGH wehren, mit Aussicht auf Erfolg. Für diese Frage wäre der IGH definitiv zuständig.
Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 18. April 2019 um 12:00 Uhr.
https://www.tagesschau.de/


Siehe auch :


Weshalb Athen gerade jetzt deutsche Reparationen fordert

Veröffentlicht am 19.04.2019 | 
Griechenland fordert Reparationszahlungen von Deutschland
Das griechische Parlament hat mit großer Mehrheit beschlossen, Reparationszahlungen von Deutschland für die Kriegsschäden im Zweiten Weltkrieg einzufordern. Dabei geht um bis zu 290 Milliarden Euro.
Quelle: WELT / Eybe Ahlers
Bis zu 300 Milliarden Euro will Griechenland von Deutschland, als Wiedergutmachung für Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg. Wieso kocht die Forderung gerade jetzt wieder hoch, und welche Staaten könnten nachziehen?
Mehr als sieben Jahrzehnte nach Ende des Zweiten Weltkrieges will Griechenland noch einmal versuchen, Reparationszahlungen für die von Deutschland verursachten Schäden zu erhalten. Das hat am Mittwoch das griechische Parlament beschlossen. In den meisten anderen europäischen Ländern sind solche Forderungen kein Thema mehr – aber nicht in allen.
Warum stellt Griechenland die Forderungen zu diesem Zeitpunkt?
Die griechischen Forderungen sind nicht neu. So sprach ein griechisches Gericht bereits im Jahr 1997 Nachkommen der Opfer knapp 29 Millionen Euro zu. Laut BGH verstieß das Urteil aber gegen den Völkerrechtsgrundsatz der Staatenimmunität, wonach ein Staat nicht über einen anderen zu Gericht sitzen darf.
Reparationsforderungen wurden zudem während der griechischen Finanzkrise laut. 2016 drohte der damalige griechische Justizminister sogar damit, in Griechenland deutsches Eigentum zu beschlagnahmen. Ministerpräsident Alexis Tsipras hingegen sagt nun, er habe bewusst das Ende der internationalen Hilfsprogramme abgewartet, um die beiden Themen – aktuelle Schuldenlast und Kriegsreparationen – nicht zu vermischen.
Wie setzen sich die griechischen Forderungen zusammen?
Kritiker der Reparationsforderungen spotten, dass sich das mit rund 350 Milliarden Euro verschuldete Griechenland mit seinen Forderungen der eigenen Schuldenlast entledigen will. Es gibt viele verschiedene – auch internationale – Berechnungen der Gesamtsumme, sie liegen zwischen 250 Milliarden und sogar 400 Milliarden Euro. Der griechische Staat geht von rund 270 bis 300 Milliarden Euro aus und verweist auf die Untersuchung einer Expertenkommission. Enthalten seien darin Zahlungen für Kriegsschäden und -verbrechen sowie ein Zwangskredit, den das Nazi-Regime den Griechen abverlangt hatte.
Wurde die Kriegsschuld denn nie beglichen?
1953 verschob das sogenannte Londoner Schuldenabkommen die Regelung deutscher Reparationen auf die Zeit nach Abschluss eines „förmlichen Friedensvertrages“. Deutschland vereinbarte anschließend zur Wiedergutmachung für NS-Unrecht Ende der 1950er-Jahre Entschädigungsabkommen mit zwölf Ländern. Athen bekam 1960 Reparationen in Höhe von 115 Millionen D-Mark. Bereits in diesem Vertrag war laut Bundesregierung festgehalten, dass die Wiedergutmachung abschließend geregelt sei.
Heute verweist die Bundesregierung auf den Zwei-plus-vier-Vertrag. Was hat es damit auf sich?
Der Vertrag, der zur deutschen Wiedervereinigung geschlossen wurde, behandelt das Thema Reparationen nicht explizit. In einem Papier der Wissenschaftlichen Dienste des Bundestags von 2017 heißt es jedoch: „Nach Ansicht der Bundesregierung … regelt der Vertrag gleichwohl auch Reparationsansprüche: So sei das in Art. 5 Abs. 2 Londoner Abkommen vorgesehene Moratorium bezüglich etwaiger Reparationsansprüche ausgelaufen, als der Zwei-plus-vier-Vertrag in Kraft trat.“
Wie geht es nun weiter?
Griechenland will zunächst eine sogenannte Verbalnote an Deutschland schicken, um das Thema mit der Bundesregierung zu verhandeln. Dieses Anliegen dürfte von der Bundesregierung zurückgewiesen werden. Dann geht es um die Frage, ob der Internationale Gerichtshof in Den Haag zuständig sein könnte. Hierüber sind sich Juristen uneins; manche sagen, für solche alten Fälle sei der Gerichtshof nicht zuständig. Andere hingegen argumentieren, wenn Deutschland die Aufforderung zu Verhandlungen jetzt zurückweist, wäre der Fall wieder aktuell – und könnte die Richter in Den Haag doch noch beschäftigen.
Stellen auch andere Länder Reparationsforderungen an Deutschland?
Auch aus Polen könnten demnächst Reparationsforderungen kommen. Das Parlament in Warschau hat zu dem Thema eine Kommission eingesetzt, dessen Vorsitzender Arkadiusz Mularczyk am Donnerstag forderte, sich den griechischen Beschluss zum Vorbild zu nehmen. „Die Entscheidung des griechischen Parlaments zeigt, dass die Internationalisierung der Angelegenheit in Sachen Kriegsreparationen aus Deutschland realistisch ist“, schrieb der nationalkonservative PiS-Politiker bei Twitter.
„Deutschland schwimmt gegen den Strom“
Aus Polen wurden zwar seit 2017 aus Kreisen der Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) wiederholt Forderungen nach Entschädigungen aus Deutschland für den Zweiten Weltkrieg laut. Offizielle Ansprüche der Regierung gab es bisher aber nicht. Die von Mularczyk geleitete Parlamentsarbeitsgruppe will ihren Bericht noch in diesem Jahr vorlegen.
Wie hat Deutschland auf die polnische Diskussion reagiert?
Die Bundesregierung hat Forderungen Polens mit Hinweis auf einen mehrfach bestätigten polnischen Verzicht auf solche Zahlungen zurückgewiesen. Polnische Regierungsmitglieder argumentieren jedoch, eine solche Erklärung aus dem Jahr 1953 sei verfassungswidrig gewesen und nur auf Druck der Sowjetunion erfolgt. Außerdem habe sie nur die DDR betroffen.
https://www.welt.de/

Siehe auch :


 

Vor 75 Jahren: Das Massaker von Kalavrita

13.12.2018 / 6 Minuten zu lesen
Am 13. Dezember 1943 ermordeten Soldaten der Deutschen Wehrmacht im griechischen Dorf Kalavrita hunderte Zivilisten. Es war nicht das einzige Massaker im besetzten Griechenland. Der Streit um Entschädigungen für die Opfer belastet bis heute das Verhältnis zwischen beiden Ländern.
Oberhalb des Ortes Kalavrita (oder: Kalavryta) wurde eine Gedenkstätte errichtet, die an die Männer und Jugendlichen des Ortes erinnert, die bei einer Vergeltungsaktion für den Tod von 81 deutschen Soldaten  am 13. Dezember 1943 exekutiert wurden.
Oberhalb des Ortes Kalavrita (oder: Kalavryta) wurde eine Gedenkstätte errichtet, die an die Männer und Jugendlichen des Ortes erinnert, die bei einer Vergeltungsaktion für den Tod von 81 deutschen Soldaten am 13. Dezember 1943 exekutiert wurden. (© picture-alliance)
Deutsche und österreichische Soldaten der 117. Jäger-Division fuhren am Morgen des 13. Dezember 1943 mit der Zahnradbahn nach Kalavrita. Darüber, was dann in dem griechischen Bergdorf passierte, gibt es im Detail unterschiedliche Versionen. Klar ist: Die Wehrmacht verübte hier über fünf Stunden hinweg eines der schlimmsten Kriegsverbrechen in Südosteuropa während des Zweiten Weltkriegs. Die Soldaten ermordeten mehrere Hundert Menschen in der heute über 2.000 Einwohner zählenden Ortschaft.
Über die exakten Opferzahlen gibt es bis heute unterschiedliche Angaben. Im Ort selbst töteten die Soldaten wohl zwischen 600 und 800 Menschen – in manchen Berichten ist von weniger, in manchen von noch mehr ermordeten Dorfbewohnern die Rede Zur Auflösung der Fußnote[1]. Unstrittig ist, dass die Wehrmacht fast alle Männer und Jungen im aus ihrer Sicht wehrfähigen Alter erschoss. "Stadt der Witwen" wird der Ort seither genannt.
Laut dieser Meldung der 117. Jäger-Division vom 31. Dezember 1943 an das Generalkommando des LXVIII. Armee-Korps wurden während des Unternehmens Kalavrita 696 Personen erschossen.In Lightbox öffnen
Laut dieser Meldung der 117. Jäger-Division vom 31. Dezember 1943 an das Generalkommando des LXVIII. Armee-Korps wurden während des "Unternehmens Kalavrita" 696 Personen erschossen. (© Hermann Frank Meyer: Von Wien nach Kalavryta. Die blutige Spur der 117. Jäger-Division durch Serbien und Griechenland, Mannheim: Peleus, 2002, mit freundlicher Genehmigung vom BIBLIOPOLIS-Verlag / Verlag Franz Philipp Rutzen)
"Die Soldaten sperrten Frauen und Kinder in die Dorfschule", sagt der Geschichtsforscher Hans-Dieter Hammel, der sich intensiv mit dem Massaker beschäftigt hat. Später zündeten die Angreifer die Schule und weite Teile des Dorfs an – durch bis heute nicht abschließend geklärte Umstände konnten die eingepferchten Frauen und Kinder jedoch entkommen.
Rechnet man die Opfer in den ebenfalls niedergebrannten Dörfern und Klöstern der Umgebung hinzu, lag die Zahl der Toten möglicherweise sogar bei über 1.000. " Die Soldaten haben extrem schlimm gewütet", so Hammel. Unter den Toten seien auch viele Mönche gewesen.
Vor den willkürlichen Ermordungen von Kalavrita hatten griechische Partisanen 81 Soldaten gefangen genommen und umgebracht. Das Kalavrita-Massaker war eine gezielte Vergeltungsaktion für die Tötung dieser Kriegsgefangenen.
Die deutsche Besatzung Griechenlands forderte hunderttausende Opfer
Nach der brutalen Eroberung Griechenlands durch die Wehrmacht 1941 beutete das Nazi-Regime das Land systematisch aus. Am 28. Oktober 1940 waren zunächst italienische Einheiten in das Land eingefallen. Den militärtechnisch unterlegenen Griechen gelang es jedoch, die faschistischen Truppen zurückzuschlagen. Im April 1941 griff Italiens Verbündeter Deutschland ein und eroberte das Festland sowie die Inseln innerhalb weniger Wochen. Große Teile Griechenlands überließ die NS-Führung ihren Verbündeten – die strategisch besonders wichtigen sowie mehrere rohstoffreiche Regionen behielten die Deutschen jedoch für sich.
Georgios Dimopoulos, ein Überlebender des Massakers von Kalavrita, zum Zeitpunkt der Aufnahme im März 2015, 85, Jahre alt, vor den Fotografien seines Vaters (vierte Reihen fünfte Spalte) und seines Onkels (fünfte Reihe, dritte Spalte) im Holocaust Museum von Kalavrita.In Lightbox öffnen
Georgios Dimopoulos, ein Überlebender des Massakers von Kalavrita, zum Zeitpunkt der Aufnahme im März 2015, 85, Jahre alt, vor den Fotografien seines Vaters (vierte Reihen fünfte Spalte) und seines Onkels (fünfte Reihe, dritte Spalte) im Holocaust Museum von Kalavrita. (© picture-alliance/AP)
Nicht nur in den Bergregionen Griechenlands schlossen sich viele Griechen dem kommunistisch dominierten Widerstand an. Wichtigste Organisation war die Nationale Befreiungsfront (EAM), die mit ihrer Partisanenarmee ELAS ab Sommer 1943 operative Bedeutung erlangte. Die extrem brutalen Vergeltungsmaßnahmen der Wehrmacht gegen deren Überfälle verstärkten den Zulauf noch.
Schätzungen zufolge wurden im Partisanenkrieg und bei Vergeltungsaktionen von deutschen, italienischen und bulgarischen Truppen etwa 70.000 bis 80.000 Griechen getötet. Die deutschen Besatzer ermordeten fast 90 Prozent der griechischen Juden. Damit wurden etwa 60.000 Menschenleben ausgelöscht. Zudem fielen als Folge der Besatzung mehrere hunderttausend Menschen Hungersnöten zum Opfer.
Die Liste der Gewaltexzesse ist lang
Die Liste der Gewaltexzesse des deutschen Militärs an griechischen Zivilisten ist lang. Im 1.800-Einwohner-Ort Distomo ermordeten SS-Panzergrenadiere am 10. Juni 1944 über 200 Menschen. Das älteste Opfer war 85, das jüngste zwei Monate alt. Zuvor hatten Partisanen drei Deutsche getötet und 18 weitere verletzt.
In Viannos auf Kreta töteten deutsche Truppen mehr als 400 Zivilisten. Weitere Massaker mit zum Teil mehreren Hundert Toten richtete die Wehrmacht zwischen 1941 und 1944 unter anderem in Kandanos, Paramythia, Klissura, Pyrgi, Mousiotitsas, Kommeno und Kedros an. 1943 massakrierten deutsche Gebirgsjäger im griechischen Dorf Lyngiades 82 Frauen, Greise und Kinder.
In kaum einem Land außerhalb Osteuropas wüteten die deutschen Einheiten und ihre Verbündeten so extrem wie in Griechenland. Auch die beiden weiteren Besatzernationen Italien und Bulgarien gingen brutal gegen die Bevölkerung vor, die Wehrmacht galt jedoch als besonders erbarmungslos.
Zugleich hetzte das NS-Regime ab 1943 in dem Land kommunistische und antikommunistische Bevölkerungsteile mit gezielter Propaganda gegeneinander auf. So begünstigten die Nazis auch den ab 1946 drei Jahre wütenden Bürgerkrieg. Im Jahr 1944 befreiten die Alliierten weite Teile Griechenlands, der Rest folgte 1945.
Reparationsansprüche in Milliardenhöhe
Eine Konferenz der Siegermächte in Paris errechnete im Februar 1946 einen Anspruch Griechenlands auf Reparationen in Höhe von über sieben Milliarden US-Dollar. Zudem sorgt die Diskussion um eine Zwangsanleihe in Höhe von rund 500 Millionen Reichsmark, die die griechische Kollaborationsregierung den NS-Besatzern gewährt haben soll, bis heute für Streit. In den vergangenen Jahren forderten griechische Politiker diese Anleihe und Reparationsforderungen mit Schulden aus dem Euro-Rettungspaket zu verrechnen.
Aufgrund des sich nach dem Zweiten Weltkrieg rasch abzeichnenden Ost-Westkonflikts hatten deutsche Reparationszahlungen an Griechenland für die Alliierten keine oberste Priorität. Bulgarien und Italien wurden schon 1946 gezwungen, 150 Millionen Dollar Entschädigung an Athen zu zahlen – nicht jedoch die Bundesrepublik Deutschland. Mit Bezug auf das "Londoner Abkommen über deutsche Auslandsschulden" und geleitet durch ihre Interessen im Kalten Krieg, billigten die Westmächte den Zahlungsaufschub.
Nach dem Ende des griechischen Bürgerkrieges 1949 stand Griechenland fest im westlichen und antikommunistischen Block. Die Regierung betrieb auch mit Blick auf die geostrategische Bedeutung Westdeutschlands eine Realpolitik der Versöhnung. Die Vergangenheit sei zu vergessen, beide Seiten verbinde nun der gemeinsame Kampf gegen den Kommunismus, hieß es in der Athener Regierung. Diese setzte sich sehr früh für eine Aufnahme der Bundesrepublik in die NATO und den Europarat ein. Griechenland war das erste Land, das im Jahr 1956 Bundespräsident Theodor Heuss zu einem Staatsbesuch einlud.
115 Millionen D-Mark "Wiedergutmachung"
Wohl im Gegenzug für eine Anleihe von 200 Millionen D-Mark verzichtete Athen 1958 zugunsten Bonns auf das Recht, deutsche Kriegsverbrecher zu verfolgen. In Westdeutschland gab es so gut wie keine strafrechtliche Ahndung des Massakers. Lediglich der befehlshabende General für Südgriechenland, Hellmuth Felmy, wurde 1948 im Zuge der Nürnberger Prozesse zu 15 Jahren Haft verurteilt, weil seine Mitverantwortung an dem Massaker angenommen wurde. 1951 kam er durch eine Weihnachtsamnestie frei. "In dieser Situation waren Repressalien notwendig und auch zulässige völkerrechtsmäßige Mittel, die Gegner, die Partisanen, zur Einhaltung des Völkerrechts zu zwingen", verneinte etwa 1974 ein Bochumer Staatsanwalt mögliche Kriegsverbrechen in Kalavrita. Auch die DDR und Österreich hatten kein Interesse an einer Strafverfolgung.
1961 zahlte die Bundesrepublik an Griechenland pauschal 115 Millionen D-Mark als "Wiedergutmachung". Dieses Geld sei an NS-Opfer zu zahlen, die aus "rassischen" oder weltanschaulichen Gründen verfolgt wurden. Die meisten Opfer der Gräueltaten des Militärs gingen leer aus. Über diese Zahlung hinaus verweigert die Bundesrepublik Griechenland bis heute weitere Schadensersatzleistungen. Der Unwillen zu weiteren Entschädigungen beruht nicht zuletzt darauf, dass ein Nachgeben gegenüber griechischen Opfern weltweit viele ähnliche Klagen nach sich ziehen könnte.
In Griechenland gab es in den vergangenen Jahrzehnten unzählige Klagen von Opfern – doch blieben diese letztlich erfolglos. Zwar verurteilte 1997 ein griechisches Landgericht die Bundesrepublik dazu, eine Schadenersatzzahlung von 28 Millionen Euro zu leisten und wurde darin im Jahr 2000 von Griechenlands Oberstem Gerichtshof bestätigt, doch verweigerte Deutschland die Zahlung. Eine im Raum stehende Beschlagnahmung von Eigentum der Bundesrepublik in Griechenland wurde 2002 vom Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte für unzulässig erklärt. Auch das Bundesverfassungsgericht wies 2006 Klagen von Distomo-Opferfamilien ab. Das SS-Massaker sei allgemeines Kriegsschicksal gewesen, lautete die Begründung. 2012 entschied der Internationale Gerichtshof in Den Haag, dass die Bundesrepublik nicht vor ausländischen Gerichten für NS-Verbrechen verurteilt werden könne.
Späte Geste der Versöhnung
In Griechenland wurde der Opfer des Kalavrita-Massakers und anderer Gräueltaten in den vergangenen Jahren wieder intensiver gedacht. In deutschen Medien wird seit Jahrzehnten über die Verbrechen der Wehrmacht in Griechenland berichtet.
Bis ein deutscher Staatschef einen der Erinnerungsorte besuchte, dauerte es mehr als ein halbes Jahrhundert. Im Jahr 2000 legte Bundespräsident Johannes Rau in Kalavrita einen Kranz nieder und sagte: "Ich empfinde hier, an dieser Stätte, tiefe Trauer und Scham." 2014 entschuldigte sich auch Bundespräsident Joachim Gauck im Dorf Lyngiades für die Verbrechen deutscher Soldaten in Griechenland.
https://www.bpb.de/
Mehr zum Thema:
Hagen Fleischner: Wenn ihr euch erinnert, können wir vergessen (Dossier Deutsch-griechische Beziehungen) >>>


Reparationsforderungen bei Steinmeier-Besuch
"Sich mit Deutschland anzulegen wird so schnell keine griechische Regierung wagen"

Montag, 15. Oktober 2018 - 17:36
Vom 10. - 12. Oktober war der deutsche Bundespräsident Steinmeier auf Staatsbesuch in Griechenland. Unter anderem besuchte er die Gedenkstätte des NS-Konzentrationslagers Chaidari. Auch in Kalamata, wo ihm die Ehrendoktorwürde verliehen wurde, machte ihn der dortige Bürgermeister darauf aufmerksam, dass in der Region über 500 Menschen aufgrund der deutschen Besatzung gestorben seien. Steinmeier bat wie in den letzten Jahren alle Bundespräsidenten um Vergebung. Zu den Forderungen nach Reparationen, die bei diesem Anlass Premier Tsipras und Präsident Pavlopoulos vortrugen, signalisierte Steinmeier aber kein Entgegenkommen. Die Reparationssumme von über 269 Mrd. € war bereits 2016 errechnet worden, doch seither hat die griechische Regierung nicht mehr versucht, Druck aufzubauen. Ob sich das nun ändern wird, fragten wir Martin Klingner vom AK Distomo. Zunächst baten wir ihn um Informationen zum KZ Chaidari.
https://rdl.de/beitrag/


Heuchlerisches deutsches Gedenken an SS- Massaker in Griechenland

Montag, 12. Juni 2017 - 11:15
Beim 73 Jahrestag des SS Massaker im griechischen Dorf Distomo, nahe Athen, gab es Streit um die deutsche Rolle bei der Erinnerung. In Distomo hatte die SS 218 Menschen grausam ermordet. Als der deutsche Botschafter am Samstag bei der Gedenkfeier einen Kranz niederlegen wollte, stellte sich die Syriza Politikerin Zoe Konstantopoulou in den Weg und erklärte an den Botschafter gerichtet: „Sie haben dazu kein Recht. Zahlen Sie die deutschen Reparationen an die Opfer“. Allerdings half der bekannte griechische Widerstandskämpfer Manolis Glezos, der 1941 im von der Wehrmacht besetzten Athen, die Hakenkreuzfahne von der Akropolis entfernt hatte, dem deutschen Botschafter. Glezos geleitete den Botschafter zur Kranzniederlegung und erklärte: „Das Kind eines Verbrechers, was auch immer die Verbrechen seines Vaters oder seiner Mutter seien, ist dafür nicht verantwortlich.“ Deutschland verweigert weiterhin Entschädigungszahlungen aufgrund der SS-Massaker und eines Zwangskredites an Griechenland. (FK)
https://rdl.de/beitrag/


80. JAHRESTAG DES DEUTSCHEN ÜBERFALLS AUF GRIECHENLAND
Griechenland fordert von Deutschland Reparationszahlungen

Stand: 06. April 2021, 16:35 Uhr
Griechenland fordert von Deutschland für die im Zweiten Weltkrieg angerichteten Schäden 289 Milliarden Euro Reparationszahlungen. Dies bekräftigte die Regierung in Athen. Die Bundesregierung lehnt das bislang strikt ab.
Achtzig Jahre sind seit dem Angriff Hitler-Deutschlands auf Griechenland vergangen. An diesem historischen Jahrestag betonte das griechische Außenministerium, dass die Frage der Reparationszahlungen aus griechischer Sicht weiterhin offen sei. "Diese Forderungen sind gültig und aktiv und sie werden mit jedem Mittel geltend gemacht", sagte Ministeriumssprecher Alexandros Papaioannou der Deutschen Presse-Agentur. "Verhandlungen würden sehr positiv zur weiteren Förderung der griechisch-deutschen Beziehungen beitragen."
Griechenland bekräftigt Forderungen gegenüber Deutschland
Bereits im Juni 2019 hatte Griechenland - damals noch unter dem linken Ministerpräsidenten Alexis Tsipras - Deutschland zu Verhandlungen über Reparationen aufgefordert. Im Oktober 2019 wurde diese Forderung von deutscher Seite zurückgewiesen. Wenige Monate später, im Januar 2020, bekräftigte auch die Regierung des heutigen konservativen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis in einer diplomatischen Note, dass die Reparationsfrage für sie auch weiterhin von großer Bedeutung sei.
Reparationen im Zwei-plus-Vier-Vertrag kein Thema
Die deutsche Bundesregierung sieht das anders. Für sie ist mit dem Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990, der die Deutsche Einheit überhaupt erst ermöglichte, das Reparationsthema rechtlich und politisch abgeschlossen. In dem Vertrag zwischen der Bundesrepublik, der DDR und den vier ehemaligen Besatzungsmächten Vereinigte Staaten, Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien, der die außenpolitischen Folgen der Deutschen Einheit regelt, sind Reparationen allerdings auch nicht erwähnt.
Wissenschaftlicher Dienst des Bundestages hält Zahlungen für möglich
So eindeutig wie die Bundesregierung sieht das der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages in einem 2019 veröffentlichten Gutachten freilich nicht in allen Punkten. Zumindest im Bezug auf Griechenland sei die Argumentation der Bundesregierung völkerrechtlich vertretbar, aber keinesfalls zwingend - so das Fazit des Gutachtens. Anders als etwa Polen, das ebenfalls Forderungen geltend macht, habe Griechenland "nie eine ausdrückliche Verzichtserklärung abgegeben". Zur Argumentation der Bundesregierung, wonach der Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 alle Reparationsfragen "abschließend und umfassend" geregelt haben soll, schreibt der Wissenschaftliche Dienst: die Reparationen würden im Vertrag tatsächlich überhaupt nicht erwähnt. Und selbst wenn es so wäre, hätte Griechenland als Drittstaat, der nicht am Vertrag mitwirkte, bei daraus resultierenden Nachteilen zustimmen müssen, heißt es im Gutachten.
DDR leistete Reparationszahlungen
Die DDR hatte zwischen 1948 und 1953 erhebliche Reparationszahlungen an die UdSSR geleistet. Dies geschah anfänglich vor allen durch die Demontage von Industrienalagen, aber etwa auch von Gleisen. Bis 1953 büßte die DDR auf diese Weise rund 30 Prozent ihrer industriellen Kapazitäten ein. Im Potsdamer Abkommen hatten die Siegermächte vereinbart, dass die Reparationen an Polen aus den Leistungen zu entnehmen seien, die die Sowjetunion erhält. 1953 erklärte die polnische Regierung gegenüber der DDR, dass sie künftig auf weitere Reparationen verzichte.
Die Bundesrepublik zahlte bislang 71 Milliarden Euro für von den Nazis begangenes Unrecht - pauschal an Staaten, aber auch an einzelne Opfer.
Auch Polen fordert Reparationszahlungen von Deutschland
Seit einigen Jahren fordert nun aber Polen Reparationszahlungen vom vereinigten Deutschland. Im September 2017 legte der wissenschaftliche Dienst des polnischen Parlaments jedenfalls ein Gutachten vor, das auf die immensen Schäden in Polen, die Krieg, Besatzung und Terror des Deutschen Reichs verursacht hätten, verweist. So seien zwischen 1939 und 1945 sechs Millionen polnische Bürger ums Leben gekommen. Der materielle Schaden durch die deutsche Besatzung sei nach dem Krieg auf 48,8 Milliarden US-Dollar beziffert worden.
Polen hält sich bis heute mit offiziellen Forderungen zurück
Eine Forderungshöhe nannten die Verfasser jedoch nicht. Der damalige polnische Außenminister Witold Waszczykowski hatte im September 2017 die Summe von einer Billion Euro in den Raum gestellt, jedoch auch erklärt, dass die rechtliche Lage "uneindeutig" und "verwirrend" sei. Polens damalige Premierministerin Beata Szydło kündigte jedenfalls an, Forderungen an Deutschland auch offiziell auf politischer Ebene vortragen zu wollen. Diese seien eine "Frage des Anstands und der Gerechtigkeit gegenüber Polen". Dies kündigte auch ihr Nachfolger im Amt, Andrzej Duda, an. Bis zum heutigen Tag hält sich Polens Regierung mit offiziellen Forderungen allerdings noch zurück.
https://www.mdr.de/


Krieg und Nachkrieg: Das schwierige deutsch-griechische Jahrhundert (Griechenland in Europa)

Nach Jahrzehnten deutschen Stillschweigens zu den in Griechenland während der Okkupation von 1941 bis 1944/45 begangenen Untaten mehrt sich in den letzten Jahren das öffentliche Erinnern. Der unterbelichtete Teil der gemeinsamen Vergangenheit verlangt jetzt vertiefte Kenntnisse, vor allem auch der Vor- und Nachgeschichte dieser traumatischen Erfahrungen. Hagen Fleischer ist der international wohl renommierteste Kenner der deutsch-griechischen Zeitgeschichte. Die vorliegende Auswahl seiner bislang zumeist nur auf Griechisch publizierten Analysen bietet das notwendige Faktenwissen auf quellengesättigtem Fundament. Behandelt werden dabei unter anderem das Griechenlandbild der deutschen Politik nach dem Ersten Weltkrieg; die deutsche Besatzung und Ausplünderung des Landes im Bündnis mit Italien und Bulgarien; das gesamte Spektrum des griechischen Widerstands sowie der Kollaboration; die Auslöschung jahrhunderte-, wenn nicht jahrtausendealten jüdischen Lebens auf griechischem Boden und das Überleben allzu Weniger; die sogenannte »Wiedergutmachung« von 1960, als einzigem Anhaltspunkt für die Standardfloskel deutscher Politik bis heute, »alles ist juristisch wie politisch abschließend geregelt«. Ein notwendiges Buch voller schmerzhafter und notwendiger Lehren aus der Vergangenheit.

Die »Neue Ordnung« in Griechenland 1941–1944: Edition Romiosini/Fachliteratur (Fachliteratur: Konferenzbände)

Das Bild der deutschen Besatzungszeit in Griechenland (1941–1944) ist von 
widersprüchlichen Merkmalen gekennzeichnet. Während die einschlägige Forschung wesentliche Bausteine zur historischen Aufarbeitung eigetragen hat, sind in der griechischen wie der deutschen Öffentlichkeit, jeweils in unterschiedlicher Weise, nachhaltige Stereotypen, selbstgerechte Deutungsmuster, nachträgliche Projektionen, Momente der Verdrängung und der Instrumentalisierung zu bemerken. Zentrale und dennoch eher unterbelichtete Aspekte jener berüchtigten „Neuen Ordnung“, welche die deutsche Besatzungsmacht auch in Griechenland bringen sollte, werden im vorliegenden Band thematisiert. Neben den wissenschaftlichen Aufsätzen, die z.T. auf einer Tagung der Freien Universität Berlin präsentiert wurden, wird in diesem Band ein ausführlicher, zeitgenössischer (1945) Bericht von Ioannis Kakridis, Ioakim Kalitsounakis und Nikos Kazantzakis über die ungezählten Gräueltaten der Wehrmacht auf Kreta in deutscher Übersetzung veröffentlicht.


Siehe auch NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach >>>

Siehe auch Polnische Reparationsforderungen >>>

Griechenland unter Hitler: Das Leben während der deutschen Besatzung 1941-1944

Die große Gesamtdarstellung Griechenlands im Zweiten Weltkrieg und der politischen und gesellschaftlichen Folgen der brutalen deutschen Besatzung. Von dem bekannten und vielfach ausgezeichneten Historiker Mark Mazower, Autor des Bestsellers ›Hitlers Imperium. Europa unter der Herrschaft des Nationalsozialismus‹. 1941 marschierte die deutsche Wehrmacht in Griechenland ein und führte bis 1944 ein brutales Besatzungsregime. Mark Mazower schildert diese Tragödie mit großer Intensität und in all ihren Aspekten. Er erzählt von den kämpfenden griechischen Partisanen, den deportierten Juden, den Opfern der durch die deutsche Besatzung ausgelösten Hungerkatastrophe und den von Deutschen verübten Massakern. Er schildert die Sicht der deutschen Soldaten und Gestapo-Offiziere und blickt ins Innerste des alltäglichen Wahnsinns. Ob Deutschland verpflichtet ist, eine Entschädigung an Griechenland zu leisten, ist noch ungeklärt. Mark Mazower liefert mit seinem grundlegenden Buch ›Griechenland unter Hitler. Das Leben während der deutschen Besatzung 1941-1944‹ und einem eigens für die deutsche Ausgabe verfassten Vorwort den nötigen Hintergrund.

Die deutsche Kulturpolitik in Griechenland in der Zeit des Nationalsozialismus (1933–1944) (Dokumente, Texte, Materialien)

Die Studie beleuchtet Entwicklungen, Prioritäten und Besonderheiten des nationalsozialistischen „Kulturexports“ nach Griechenland. Ziel des NS-Regimes war es, seine politische und ökonomische Machtstellung durch kulturpolitische Initiativen zu festigen und auszubauen. Dazu gehörten die Aktivitäten der Deutschen Akademie – Vorläuferin des Goethe Instituts –, des Deutschen Wissenschaftlichen Instituts, des Deutschen Archäologischen Instituts, Deutscher Schulen wie auch griechisch-deutscher Gesellschaften in Athen und in der Provinz. Während die wissenschaftlich-kulturellen Beziehungen der Vorkriegszeit von Zeitgenossen beider Länder als nahezu harmonisch angesehen wurden, zeigte die Gewalt in der Besatzungszeit erst das ganze Bild der nationalsozialistischen Politik in Griechenland.

Wir waren Menschen zweiter Klasse: Die Geschichte der 1040 im Sommer 1944 von Athen nach Deutschland deportierten Griechen.

1040 Griechen, Geschäftsleute, Arbeiter, Taxifahrer, Studenten, zwischen 14 und 60 Jahre alt, meist aus den 'roten' Stadtvierteln Athens, Dourguti und Vyronas, wurden am 7. und 9. August 1944 bei blutigen Razzien von der SS und griechischen kollaborationistischen Sicherheitsbataillonen aufgegriffen und in das im Herbst 1943 eingerichtete KZ Chaidari bei Athen verschleppt. Am 16.8.1944 wurden sie ins Deutsche Reich transportiert. 382 Zwangsarbeiter aus diesem Transport kamen auf den Nachtjägerflugplatz Hailfingen und von dort auf andere Militärflugplätze. Eine Gruppe von etwa 200 kam in das Untertageprojekt Hecht/Rubin in Geislingen an der Steige, andere sollten im Raum Mannheim Anlagen der Reichsbahn in Stand halten und reparieren. Die Verfasser haben vier Tagebücher griechischer Zwangsarbeiter ausfindig gemacht und ausgewertet. Sie enthalten eine ausführliche Beschreibung der Lebens- und Arbeitsbedingungen in diesen NS-Projekten und informieren - durch aufwendige Recherchen ergänzt - über die Geschichte der griechischen Zwangsarbeiter, einer nationalen Gruppe, die weitgehend unerforscht ist.

neues deutschland: Entschädigungen für Griechenland: Historiker für abschließenden Reparationsvertrag
Karl Heinz Roth plädiert für neues "1968" in der Erinnerungspolitik

02.05.2015 – 08:33
nd.DerTag / nd.DieWoche
Berlin (ots)
Der Historiker Karl Heinz Roth hat in der Debatte über eine Entschädigung Griechenlands für erlittenes NS-Unrecht einen abschließenden Reparationsvertrag gefordert, der den 2+4-Vertrag nachträglich ergänzt. Gegenüber der in Berlin erscheinenden Tageszeitung "neues deutschland" (Samstagausgabe) plädierte Roth für "eine Art Schlussakte, in der noch einmal alles auf den Tisch kommt und in der eine Bilanz der deutschen Besatzungs- und Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg gezogen wird". Auf dieser Basis könnten dann die Ansprüche der noch nicht entschädigten Angehörigen und überlebenden Opfer befriedigt und die ausstehenden Reparationsleistungen geklärt werden.
Es sei "völkerrechtlich eindeutig", dass die Frage der Reparationen für Griechenland bisher nicht abschließend beantwortet wurde, so der Historiker. Was er in den Akten der deutschen Außenpolitik gelesen habe, die sich mit dem Thema Entschädigung befassen, habe ihn "bestürzt: Wie extrem arrogant und herablassend mit den Forderungen aus Athen umgegangen wurde! Es gab ein paar Brosamen vom deutschen Herrentisch in den 1950er und 1960er Jahren - aber letztlich wurden die Griechen immer auf den Sankt Nimmerleinstag vertröstet."
Roth verwies zudem auf "das ungeheure Defizit in der Erinnerungskultur". Es würden "nur Krokodilstränen vergossen", aber eine "materielle Wiedergutmachung" werde von den Zuständigen "gar nicht in Betracht gezogen". Der Historiker sprach sich daher für ein "neues 1968" aus: Seine "Generation, die der Kinder der Täter, hat in den 1960er und 1970er Jahren einen langen Kampf um die Aufklärung von NS-Verbrechen und die Aufarbeitung der Schuld geführt", erinnerte Roth, der zu den Aktivisten der 1968er-Bewegung gehörte. Heute werde "einem schnell klar: Auch die Enkel der Täter müssen jetzt einen solchen Kampf führen".
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Verheugen: Vermischung von Schulden und Reparationen "schlechte Idee"

27.04.2015 – 17:18
PHOENIX
Berlin (ots)
Die Verknüpfung der griechischen Schulden und der Forderung nach Reparationen für NS-Verbrechen hält der ehemalige EU-Kommissar Günter Verheugen für unklug. "Wenn jemand den Griechen einen Rat geben sollte, wie sie sich am besten schaden, dann hätte ich ihnen diesen gegeben", sagte Verheugen in der phoenix-Sendung Unter den Linden (Ausstrahlung Montag, 27. April, 22.15 Uhr). Natürlich könne man nicht so tun, als habe es das Verbrechen nicht gegeben. Aber die Verknüpfung führe dazu, dass nun noch nicht einmal Lösungen ernsthaft ins Auge gefasst würden, die möglich seien, wie zum Beispiel noch lebende Opfer über eine Stiftung zu entschädigen. Beides in einen Zusammenhang zu rücken, sei "eine schlechte Idee", sagte Verheugen.
Am heutigen Montag hatte der griechische Staatspräsident Prokopis Pavlopoulos angekündigt, Bundespräsident Joachim Gauck treffen zu wollen, um mit ihm über die Reparationen für NS-Unrecht zu sprechen.
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Deutsche Reparationen an Athen:
Schuld ohne Sühne

17. März 2015, 8:03 Uhr
Griechische Nazi-Opfer erhielten von der Bundesrepublik 115 Millionen D-Mark. Im Londoner Schuldenabkommen von 1953 wurden Reparationsforderungen bis zum Abschluss eines Friedensvertrags zurückgestellt.
Die Bundesregierung argumentiert, der Zwei-plus-Vier-Vertrag von 1990 zwischen den Hauptsiegermächten einerseits und der Bundesrepublik und der DDR andererseits enthalte abschließende Bestimmung zu Reparationen.
Athen argumentiert, die Siegermächte und Deutschland hätten keinen Vertrag zu Lasten eines Dritten - nämlich Griechenlands - schließen können.
Analyse von Stefan Ulrich
Im vierten Jahrhundert vor Christus eroberten die Gallier unter Brennus fast ganz Rom. Vor ihrem Abzug verpflichteten sie die Römer, 1000 Pfund Gold zu bezahlen. Als die sich beklagten, die Gallier benutzten zu schwere Gewichte, soll Brennus auch noch sein Schwert in die Waagschale geworfen und gerufen haben: "vae victis" - "wehe den Besiegten".
Vae victis - so verfuhren Sieger nach vielen Kriegen. So wurden Deutschland nach dem Ersten Weltkrieg im Versailler Vertrag hohe Reparationszahlungen auferlegt. Im Zweiten Weltkrieg ließ Nazi-Deutschland die von ihm besetzten und unterworfenen Länder das Vae victis spüren. Im Namen Deutschlands wurden unzählige Menschen verschleppt und ermordet, immense Schäden an Häusern und Infrastruktur angerichtet und ganze Staaten ausgeplündert. Eben auch Griechenland.
Hätte Deutschland nach dem Krieg für all dies vollen Schadenersatz leisten müssen, es wäre wohl nie wieder auf die Beine gekommen. Doch die Siegermächte hatten aus den Erfahrungen von Versailles gelernt. Deutschland zahlte zwar vielen NS-Opfern Entschädigung, also Menschen, die wegen ihrer Rasse, Religion oder Weltanschauung von den Nazis verfolgt worden waren.
Griechische Nazi-Opfer erhielten aufgrund eines bilateralen Vertrags 115 Millionen D-Mark. In Sachen "allgemeine Kriegsschäden" - wozu die Leiden der Zwangsarbeiter und der Angehörigen von Massakern zählten - kam Deutschland aber günstig davon. Im Londoner Schuldenabkommen von 1953 wurden Reparationsforderungen bis zum Abschluss eines Friedensvertrags zurückgestellt, und damit, wie man in Deutschland vermutete, auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.
Schuld und Schulden blieben jedoch nicht in den Kellern der Geschichte. Immer wieder versuchten Opferangehörige und Regierungen, Deutschland zur Zahlung von Entschädigungen zu drängen. So wie es jetzt die neue griechische Regierung mit Vehemenz tut. Athen verlangt Ersatz für die Schäden, die Deutschland während des Weltkriegs in Griechenland angerichtet hat. Die Forderungen könnten einen dreistelligen Milliardenbetrag erreichen.
Berlin argumentiert, Athen habe sämtliche Forderungen verwirkt
Die Bundesregierung lehnt solche Reparationszahlungen jedoch kategorisch ab. Sie argumentiert, mit dem sogenannten Zwei-plus-Vier-Vertrag aus dem Jahr 1990 zwischen den USA, der Sowjetunion, Frankreich und Großbritannien einerseits und der Bundesrepublik und der DDR andererseits.
Dieser Vertrag regele die Wiedervereinigung und die Souveränität Deutschlands und enthalte eine abschließende Bestimmung zu den Reparationen. Die Vertragspartner hätten dabei den Willen gehabt, weitere Zahlungen für die Zukunft auszuschließen.
Athen argumentiert, die Siegermächte und Deutschland hätten doch keinen Vertrag zu Lasten eines Dritten - nämlich Griechenlands - schließen können. Dem hält Deutschland die ebenfalls 1990 beschlossen Charta von Paris entgegen. Die hat Griechenland unterzeichnet. Darin heißt es, man nehme "mit großer Genugtuung Kenntnis" vom Zwei-plus-Vier-Vertrag.
Hätte Griechenland spätestens da Reparationsforderungen vorbringen müssen? Hat es also sinngemäß auf diese verzichtet? Darüber lässt sich ebenso streiten wie über die Behauptung Deutschlands, man habe im Rahmen der europäischen Einigung via Brüssel viel für Griechenland gezahlt. Daher könne Athen jetzt nicht mit alten Kriegsschulden daherkommen.
https://www.sueddeutsche.de/
Deutsche Reparationen an Athen:
Auch italienische Angehörige von Opfern klagen
17. März 2015, 8:03 Uhr
Die griechische Regierung legt zusätzlich einen Sonderfall auf den Tisch: die Zwangsanleihe von 476 Millionen Reichsmark, die Deutschland im Zweiten Weltkrieg von der griechischen Nationalbank einforderte. Inklusive Zinsen soll sich diese Schuld heute auf bis zu elf Milliarden Euro belaufen. Athen sagt, es handle sich um ein echtes Darlehen, das man zurückfordere. Berlin hält dagegen, die Anleihe sei den Griechen aufgezwungen worden. Sie entstamme keinem echten Vertrag zweier souveräner Partner und sei daher genauso wie die anderen Kriegsschulden zu bewerten.
Doch es stehen nicht nur Ansprüche zwischen dem Staat Griechenland und Deutschland im Raum. Daneben verklagen seit Jahren griechische Opferangehörige Deutschland auf Schadenersatz. Vor deutschen Gerichten sind sie gescheitert. In Griechenland hatten sie Erfolg. Der oberste Gerichtshof des Landes, der Areopag, entschied im Jahr 2000, Deutschland müsse Hinterbliebene eines Massakers in dem Ort Distomo entschädigen. Die griechischen Justizminister verweigerten aber bislang die Erlaubnis, dieses Urteil zu vollstrecken, zum Beispiel in deutsche Liegenschaften wie dem Goethe-Institut Athen.
Jetzt droht der neue Justizminister damit, die Vollstreckung zu erlauben. Deutschland beruft sich dagegen auf das Prinzip der Staatenimmunität. Es besagt, dass alle Staaten souverän und gleich sind und sich daher, wenn sie hoheitlich handeln, nicht vor Gerichten anderer Staaten verantworten müssen. Dies gelte auch für Handeln im Krieg.
Die griechischen Kläger wenden ein, die Staatenimmunität gelte nicht bei schwersten Menschenrechtsverletzungen. Sie stützen sich dabei auf etliche Völkerrechtler, die den Schutz der Menschenrechte ausbauen und hierfür die Immunität der Staaten beschneiden wollen.
Furcht vor der "Büchse der Pandora"
Neben der griechischen folgt auch die italienische Justiz dieser Ansicht. Sie verurteilte Deutschland dazu, Schadensersatz an Opferangehörige und ehemalige Zwangsarbeiter zu bezahlen. Deutschland verklagte daraufhin Italien vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag.
Die Weltrichter gaben Deutschland 2012 mit der Begründung recht, die Staatenimmunität gelte auch bei Kriegsverbrechen. Dem widersprach 2014 das italienische Verfassungsgericht. Es urteilte, Kriegsopfer könnten Deutschland sehr wohl vor italienischen Zivilgerichten verklagen. Der Streit geht damit in die nächste Runde.
Um die alten Konflikte zu lösen, könnte Deutschland Griechen und Italienern entgegenkommen und zum Beispiel Stiftungen für Opfer aus beiden Staaten anbieten. Berlin befürchtet jedoch wohl, auf diese Weise eine "Büchse der Pandora" zu öffnen. Weltweit würden dann Staaten wegen alten Unrechts angegangen, mit unabsehbaren Folgen für die Finanzen und den Frieden. Auch darüber lässt sich streiten.
https://www.sueddeutsche.de/

NS-Reparationen für Griechenland
Geld für die Opfer, aber nicht für Tsipras

Im Streit um NS-Entschädigungen für Griechenland sollte Berlin einlenken - das wäre moralisch und politisch richtig. Und würde verhindern, dass die Regierung Tsipras ihre Finanzmisere weiterhin mit der Vergangenheit verknüpfen kann.
Von David Böcking
13.03.2015, 19.17 Uhr
Schuldet Deutschland den Griechen noch Entschädigungen für NS-Verbrechen? Derzeit beantworten beide Seiten diese Frage mit einer Klarheit, die es in Wahrheit nicht gibt.
Die Regierung von Alexis Tsipras droht mit der Beschlagnahme deutschen Eigentums, als ob ähnliche Vorhaben nicht schon mehrfach vor internationalen Gerichten gescheitert wären. Zudem legen Regierungsvertreter wie Verteidigungsminister Kammenos nahe, die geforderten Entschädigungen könnten eine Lösung für die heutige Schuldenkrise sein. Das ist 70 Jahre nach Kriegsende und angesichts jahrzehntelanger Geldtransfers innerhalb der EU unredlich.
Doch auch die Bundesregierung macht es sich zu einfach, wenn sie die Entschädigungsfrage lapidar als "abschließend und final geklärt" bezeichnet. Deutschland verhinderte nach der Wiedervereinigung mit geschickten Formulierungen und Verhandlungstaktik, dass Griechenland weitere Forderungen erheben konnte. Damit entging die Bundesrepublik auch der Rückzahlung einer Zwangsanleihe in Höhe von 476 Millionen Reichsmark, welche die Nazis der griechischen Nationalbank auferlegten.
Außerdem hat Deutschland auch andere NS-Opfergruppen nicht aus formaljuristischen Gründen entschädigt, sondern weil irgendwann der politische oder wirtschaftliche Druck zu groß wurde. So kam die Stiftung zur Entschädigung der Zwangsarbeiter erst zustande, als sich deutsche Konzerne in den Neunzigerjahren mit Sammelklagen in den USA konfrontiert sahen. Eine solche Stiftung sollte Deutschland nun auch für griechische Überlebende von NS-Massakern und die Angehörigen der Opfer einrichten.
Moralisch wäre die Entschädigung fraglos richtig, das hat auch Bundespräsident Joachim Gauck vergangenes Jahr bei einem Besuch in Griechenland anerkannt. Finanziell wäre sie ohne weiteres machbar, im Fall des Massakers von Distomo geht es um 28 Millionen Euro. Und politisch wäre die Stiftung ein wichtiges Signal: Deutschland erkennt eine Forderung des viel kleineren Griechenland an - nicht aus Zwang, sondern aus Überzeugung.
In den vergangenen Jahren entstand bei vielen Griechen ein umgekehrtes Bild: Die Regierung in Athen schien lediglich ausführen zu können, was in Berlin beschlossen wurde. Zwar ist dieser Eindruck sehr verkürzt, doch er wurde gefördert durch arrogante Belehrungen wie die von Unions-Fraktionschef Volker Kauder, wonach nun "in Europa Deutsch gesprochen" werde. Auch deshalb wurden im einstmals von den Nazis besetzten Griechenland plötzlich wieder alte Rechnungen aufgemacht.
Mit einer NS-Stiftung könnte Deutschland Geschichte und Gegenwart wieder trennen. Denn Geld würde ausschließlich an Betroffene fließen. Die Tsipras-Regierung dagegen, die auf ihrer Suche nach neuen Einnahmequellen mittlerweile sogar die Sozialkassen des Landes ins Visier nimmt, hätte eine Entschuldigung weniger für die heutige Finanzmisere.
https://www.spiegel.de/


Reparationen für Nazi-Gräuel:
Ist die deutsche Schuld beglichen?

4. Februar 2015, 9:51 Uhr
Deutschland soll Griechenland elf Milliarden Euro an Reparationen schulden - vor allem aus einem Zwangskredit, den die Nationalsozialisten einst der griechischen Notenbank abpressten.
Einem Historiker zufolge hätten generelle Reparationsforderungen keine Chance - stattdessen solle man sich mit der Anleihe beschäftigen.
Deutschland unterstützt Griechenland zumindest bei der Umsetzung verschiedener Projekte.
Von Christiane Schlötzer, Athen, und Joachim Käppner4. Februar 2015, 9:51 Uhr
Vielleicht würde es um die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik und Griechenland viel besser stehen, hätten mehr deutsche Politiker solche Worte gefunden. Bundespräsident Joachim Gauck sagte im vergangenen Jahr bei seinem Besuch in Griechenland über die deutsche Besatzungszeit und ihre Folgen: "Ich wünschte so sehr, längst hätte einer gesagt, der damals Befehle gegeben und ausgeführt hat: ,Ich bitte um Entschuldigung.' Oder: ,Es tut mir so unendlich leid.'" Es seien "diese nicht gesagten Sätze, die eine zweite Schuld begründen, da sie die Opfer sogar noch aus der Erinnerung verbannen".
Die in der Eurokrise gewachsenen Spannungen zwischen Berlin und Athen haben ihren Grund nicht zuletzt darin, dass deutsche Regierungen zu selten Bedauern über die Ausplünderung des Landes und die Gräuel äußerten, die SS und Wehrmacht während der Besatzungszeit 1941 bis 1944 in Griechenland angerichtet haben.
Hunderttausende Tote durch Hungersnöte; verbrannte Dörfer, ermordete Zivilisten, Zehntausende in die Vernichtungslager deportierte Juden, eine zerstörte Wirtschaft - die Brutalität der Besatzer sollte den griechischen Widerstand brechen. Nach dem Krieg aber wollten die Deutschen wenig davon hören.
Tsipras will alte Forderungen aufleben lassen
Alexis Tsipras, der neue griechische Premier, hatte gerade seinen Amtseid abgelegt, da stand er vor einem schlichten Denkmal: am ehemaligen Schießstand von Kesariani, wo einst deutsche Exekutionskommandos 600 griechische Widerstandskämpfer hinrichteten.
Der Besuch war mehr als eine Geste. Tsipras will alte Forderungen wieder aufleben lassen, nach der Begleichung deutscher Kriegsschulden: "Entschädigungen für Nazi-Kriegsverbrechen und den Zwangskredit", so hatte er vor dem Wahltag versprochen.
Schon der nun abgetretene konservative Premier Antonis Samaras hatte eine Expertenkommission eingesetzt. Die rechnete vor, Deutschland schulde Griechenland elf Milliarden Euro - vor allem aus einem Zwangskredit, den die Nationalsozialisten einst der griechischen Notenbank abpressten, womit sie unter anderem Erwin Rommels Feldzug in Nordafrika finanzierten. In der griechischen Öffentlichkeit war auch von weit höheren Summen die Rede.
Der Kommission gehörte anfangs der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer an. Fleischer war Mitte der 70er-Jahre im Bundesarchiv in Koblenz ein Konvolut frisch eingetroffener Akten aus US-Beständen in die Hände gefallen. Darin fand sich auch jene "Denkschrift", in der Reichsbankbeamte Anfang 1945 die "Reichsverschuldung gegenüber Griechenland" auflisteten. Hier war auch der Zwangskredit von 476 Millionen Reichsmark von 1942 verzeichnet.
Schon der nun abgetretene konservative Premier Antonis Samaras hatte eine Expertenkommission eingesetzt. Die rechnete vor, Deutschland schulde Griechenland elf Milliarden Euro - vor allem aus einem Zwangskredit, den die Nationalsozialisten einst der griechischen Notenbank abpressten, womit sie unter anderem Erwin Rommels Feldzug in Nordafrika finanzierten. In der griechischen Öffentlichkeit war auch von weit höheren Summen die Rede.
Der Kommission gehörte anfangs der deutsch-griechische Historiker Hagen Fleischer an. Fleischer war Mitte der 70er-Jahre im Bundesarchiv in Koblenz ein Konvolut frisch eingetroffener Akten aus US-Beständen in die Hände gefallen. Darin fand sich auch jene "Denkschrift", in der Reichsbankbeamte Anfang 1945 die "Reichsverschuldung gegenüber Griechenland" auflisteten. Hier war auch der Zwangskredit von 476 Millionen Reichsmark von 1942 verzeichnet.
Denn die war eine griechische Besonderheit, in keinem anderen von den Nazis besetzten Land habe es so etwas gegeben, betont Fleischer. Hier hat Athen also einen Punkt. Der Historiker widerspricht daher auch dem Argument, der Zwangskredit falle unter die "Reparationen", die sich 70 Jahre nach Kriegsende "unter Freunden" erledigt hätten, wie Berlin argumentiert.
https://www.sueddeutsche.de/
Reparationen für Nazi-Gräuel:
Wo die Nazis besonders wüteten, soll Geld in die Infrastruktur fließen
4. Februar 2015, 9:51 Uhr
Völkerrechtlich hat Griechenland kaum Aussichten auf Zahlungen. Zur "Wiedergutmachung" für NS-Unrecht schloss die Bundesrepublik Ende der Fünfzigerjahre "Globalentschädigungsabkommen" mit zwölf westlichen Ländern ab, mit Griechenland einen Vertrag 1960.
Die Londoner Schuldenkonferenz hatte das Thema deutscher Reparationszahlungen im Jahr 1953 auf die Zeit nach einem Friedensabkommen verschoben. An dessen Stelle trat dann 1990 der Zwei-plus-Vier-Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung, darin spielten Reparationen keine Rolle mehr. Auf dieser Basis lehnt die Bundesregierung sie kategorisch ab....
https://www.sueddeutsche.de/politik/


Griechische Forderungen
"Deutschland schmettert Ansprüche ab"

Stand: 10.02.2015 09:43 Uhr
Der Historiker Hagen Fleischer meint, Athen fordere von Berlin zu Recht die Rückzahlung von Zwangskrediten. Deutschland nehme die Griechen aber nicht ernst. Das sorge vor dem historischen Hintergrund für böses Blut, so Fleischer im Gespräch mit tagesschau.de.tagesschau.de: Deutschland und Griechenland sind Partner in der EU und NATO, doch auch die Folgen der deutschen Besatzung in der NS-Zeit spielen in den Beziehungen bis heute eine große Rolle. Warum?Hagen Fleischer: Am 6. April 1941 marschierte die Wehrmacht in Griechenland ein und besetzte bis Monatsende Athen und das gesamte Festland. Ende Mai eroberten deutsche Luftlandetruppen trotz schwerer Verluste den letzten freien Platz, Kreta. Widerstand geleistet hatten auch große Teile der kretischen Zivilbevölkerung - getreu einer jahrhundertealten Tradition. Die überraschten Angreifer reagierten hart und exekutieren Hunderte von Kretern. Während der gesamten Besatzungszeit wurden Zigtausende griechische Zivilisten, darunter auch viele Frauen und Kinder, brutal liquidiert, die 60.000 deportierten und ermordeten griechischen Juden nicht eingeschlossen.Die deutsche Ausplünderung des Landes war einer der wichtigsten Gründe für die epidemische Hungersnot: Allein im ersten Besatzungswinter starben - nach gemäßigten Schätzungen - mindestens 100.000 Griechen am Hunger. Es gibt auch weit höhere Schätzungen von insgesamt 300.000 bis zu 600.000 Opfern. Hinzu kam der jähe Absturz der Geburtenrate. Beim deutschen Abzug litt jeder dritte Grieche an epidemischen Infektionskrankheiten. Kaum zu berechnen sind die Verluste durch die Hyperinflation sowie die Zerstörung der Infrastruktur als Folge raubwirtschaftlicher Ausbeutung. Und das besetzte Griechenland musste sogar noch für die Kosten des Besatzers aufkommen.
Hagen Fleischer
Zur Person
Hagen Fleischer studierte an der FU Berlin Geschichte und Publizistik und forscht seit Jahrzehnten zur deutschen und griechischen Geschichte. Er lebt seit 1977 in Griechenland und lehrt an den Universitäten Kreta bzw. Athen. Er repräsentierte Griechenland bei vielen Konferenzen und Forschungsprojekten.
tagesschau.de: Die Deutschen pressten Griechenland also aus - wie kam es dann zu den Zwangskrediten, über die bis heute gestritten wird?Fleischer: Ab dem zweiten Besatzungsjahr forderten die Okkupanten - über die von der Haager Landkriegsordnung "legitimierten" regulären Besatzungskosten hinaus - zusätzliche Beträge für ihre Kriegsführung im östlichen Mittelmeerraum von der griechischen Nationalbank. Diese musste vom März 1942 bis zum deutschen Abzug im Oktober 1944  in jedem Monat - oft mehrfach - beträchtliche Summen als "Kredit" auf ein Sonderkonto der Wehrmacht überweisen. Doch die Inflation galoppierte, der Wechselkurs veränderte sich täglich. Das macht es so schwierig, heute diese "Anleihe" auszurechnen.Der nächste Unsicherheitsfaktor ist, dass die Besatzungsmacht fast jeden Monat Restbeträge auf ein Tilgungskonto der Nationalbank zurückzahlte. Das heißt: De facto wurde anerkannt, dass es sich tatsächlich um einen Kredit handelte. Eine Rückzahlung - ohne Zinsen allerdings - war auch in Abkommen verbindlich versprochen worden, nur der Zeitpunkt wurde nicht festgelegt. Dieser Besatzungskredit war ein singulärer Fall - nicht zu vergleichen mit deutschen Kriegsschulden in anderen Ländern.
Gedenktafel für die Opfer des Massakers von Lyngiades.
Gedenktafel in Lyngiades für die Opfer eines der deutschen Massaker in Griechenland.
tagesschau.de: Gibt es denn seriöse Schätzungen, wie hoch die Kredite letztendlich waren?Fleischer: Ich habe als erster im Bundesarchiv eine Denkschrift gefunden, in der Experten des NS-Regimes Anfang 1945 "für künftigen Gebrauch" ausrechneten, wie hoch die "Restschuld des Reichs gegenüber Griechenland" sei. Das Ergebnis: 476 Millionen Reichsmark. Damals entsprachen zwei Reichsmark einem US-Dollar. Das Interessante ist, dass Vertreter des NS-Regimes diese Summe errechneten - für den internen Gebrauch. Im Archiv der griechischen Nationalbank fand ich zwei weitere Kalkulationen, ebenfalls aus dem Jahr 1945. Die detailliertere berechnet den Besatzungskredit auf 228 Millionen Dollar. Das entspricht den deutschen Berechnungen. Gläubiger und Schuldner kamen fast auf die gleiche Summe - zum gleichen Zeitpunkt. Wäre das nicht eine Verhandlungsbasis für heute?"Angst vor einem Präzedenzfall"tagesschau.de: Und was folgte daraus?Fleischer: Viele Griechen haben mit Zins und Zinseszins gerechnet und kamen teilweise auf astronomische Summen. Ich habe griechischen Ministerpräsidenten und anderen Politikern stets von maximalistischen Forderungen abgeraten. Denn, obwohl Griechenland in Sachen Reparationen den wohl größten Nachholbedarf hat, ist es ausgeschlossen, dass die Bundesrepublik das Thema wieder aufnimmt - aus Angst vor einem Präzedenzfall. Doch eine solche Gefahr besteht nicht, wenn die Bundesregierung die Mauertaktik aufgibt und sich bereit erklärt, die verschiedenen Sichtweisen zum Besatzungskredit aufgrund der Aktenlage am Verhandlungstisch zu untersuchen.tagesschau.de: Aber warum konnte Griechenland dann bis heute keine Rückzahlung erreichen?Fleischer: Vom Londoner Schuldenabkommen 1953, einem mithilfe Washingtons erwirkten Reparationsmoratorium, bis 1990 hieß es von deutscher Seite, es sei zu früh, denn das gesamte Deutschland habe den Krieg geführt. Und nach der Wiedervereinigung sagten dann Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher, jetzt sei es doch viel zu spät. Das Thema sei obsolet. Und diese Haltung gilt bis heute. Das stört viele Griechen - auch mich als griechischer und deutscher Staatsbürger. Mein erstes Vaterland ist historisch, finanziell und moralisch nicht im Reinen mit meinem zweiten Vaterland.tagesschau.de: Wie umstritten ist dieses Thema in der griechischen Politik?Fleischer: Es ist das einzige Thema, bei dem sich alle Parteien im Parlament - von den Faschisten bis zu den orthodoxen Kommunisten - einig waren: Dass dieses Geld von Deutschland eingeklagt werden muss.tagesschau.de: Haben die Griechen das Gefühl, dass Deutschland sie überhaupt ernst nimmt?Fleischer: Leider nicht. Und das sorgt für böses Blut. Deutschland war in Griechenland sehr beliebt - trotz der grausamen Besatzungszeit, die schlimmer war als in jedem anderen nicht-slawischen Land. Doch insbesondere nach Ausbruch der Krise ergötzen sich leider viele deutsche Medien in hämischen Kommentaren und Karikaturen, wonach die Griechen Trickser und Betrüger seien, die jetzt - "da sie pleite sind" - plötzlich "angebliche" deutsche Schuld und Schulden der Kriegszeit aus dem Zylinder herausholen. Doch seit 1945 haben die Griechen diesen Anspruch kontinuierlich vorgetragen - ohne Erfolg.Und wenn deutsche Medien nun demagogisch von "Betrügern der Euro-Zone" oder "Pleite-Griechen" schreiben, die endlich ihre Inseln verramschen sollen, dann spielen sie den hiesigen Demagogen in die Hände. Denn hier kommen böse Erinnerungen an 1941 bis 1944 hoch, als die selben Stereotype die Besatzungspolitik bestimmten und Kreta als Vorposten des "künftigen NS-Weltreichs" auf immer in deutscher Hand bleiben sollte.
Diskussion um deutsche Reparationszahlungen an Griechenland1 Min
Diskussion um deutsche Reparationszahlungen an Griechenland
Annekarin Lammers, ARD Berlin, tagesschau 17:00 Uhr, 9.2.2015
tagesschau.de: Sie widersprechen der deutschen Position also und meinen, die Rückzahlung der Zwangskredite habe nichts mit Reparationszahlungen zu tun?Fleischer: Ja. Die Haltung der Bundesregierung ist leider peinlich. Das Nazi-Regime hatte sogar selbst ausgerechnet, wie hoch die ausstehenden Rückzahlungen der Kredite waren. NS-Deutschland hätte wohl kaum selbst die Höhe künftig zu zahlender Reparationen kalkuliert. Griechenland fehlen aber einfach die Möglichkeiten, seinen Anspruch durchzusetzen gegenüber dem deutschen Partner, der diesen mit dem Recht des Stärkeren abschmettert. Bis heute.
Das Interview führte Patrick Gensing, tagesschau.de
https://www.tagesschau.de/


Gauck zu deutschen Kriegsverbrechen in Griechenland:
"Was geschehen ist, war brutales Unrecht"

7. März 2014, 14:29 Uhr
Mehr als 80 Menschen ermorderte die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg in Lyngiades. Beim Besuch des griechischen Dorfes gesteht Bundespräsident Gauck die Schuld der Deutschen ein - und bittet die Familien der Ermordeten um Verzeihung.
Bundespräsident Joachim Gauck hat in Griechenland um Verzeihung für die Verbrechen der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg gebeten. "Mit Scham und Schmerz bitte ich im Namen Deutschlands die Familien der Ermordeten um Verzeihung", sagte Gauck bei einem Besuch des nordgriechischen Bergdorfs Lyngiades, das 1943 von Wehrmachtssoldaten in einer Vergeltungsaktion zerstört worden war.
"Ich verneige mich vor den Opfern der ungeheuren Verbrechen", sagte Gauck. Er wolle aussprechen, was "Täter und viele politische Verantwortliche" in der Nachkriegszeit nicht aussprechen wollten: Das, was geschehen ist, war brutales Unrecht."
Aus Rache für das tödliche Attentat auf einen deutschen Regimentskommandeur waren deutsche Soldaten am 3. Oktober 1943 in das Dorf Lyngiades einmarschiert und hatten wahllos Bewohner ermordet. Mehr als 80 Menschen wurden brutal getötet, die meisten von ihnen Frauen, Kinder und alte Leute. Die Häuser wurden niedergebrannt. ....
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Zweiter Weltkrieg in Griechenland:
Lyngiades - ausgelöscht von deutschen Gebirgsjägern

7. März 2014, 20:05 Uhr
Die Wehrmacht hat 1943 in dem griechischen Dorf 82 Frauen, Greise und Kinder massakriert. Ein Gespräch mit dem Rechtshistoriker Christoph Schminck-Gustavus, der das bestialische Verbrechen dokumentierte.
Von Oliver Das Gupta
Christoph Schminck-Gustavus, Jahrgang 1942, war Professor für Rechtsgeschichte an der Universität Bremen. Mehrere Jahre recherchierte er zu Kriegsverbrechen, die deutsche Gebirgsjäger während des Zweiten Weltkrieges in Griechenland verübt haben. Neben der Vernichtung der Juden von Saloniki und anderer Untaten haben die Besatzer für Partisanenangriffe unzählige wehrlose Zivilisten ermordet. So massakrierten Mittenwalder Gebirgsjäger am 3. Oktober 1943 die Bevölkerung des Dorfes Lyngiádes (auch Lingiades). Dort gedachte Bundespräsident Joachim Gauck 2014 der Opfer.
Schminck-Gustavus hat dieses Verbrechen der Wehrmacht in einem Buch dokumentiert. Es trägt den Titel: Feuerrauch. Die Vernichtung des griechischen Dorfes Lyngiádes am 3. Oktober 1943. Dietz, Bonn 2013, ISBN 978-3-8012-0444-0.
SZ: Herr Schminck-Gustavus, wie sind Sie vor mehr als 25 Jahren auf den Fall Lyngiades gekommen?
Schminck-Gustavus: Durch Zufall. Einem griechischen Studenten habe ich damals geholfen, weil er sich mit dem Deutschen schwertat. Zum Dank hat er mich in sein Dorf eingeladen. So kam ich zum ersten Mal nach Griechenland und wurde mit der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Weil ich mehr erfahren und mir von Zeitzeugen berichten lassen wollte, bin ich nach Griechenland zurückgekehrt. So stieß ich auf Lyngiades. ...
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Reparationsforderungen an Deutschland
Was moralisch legitim ist, muss politisch nicht klug sein

04:25 Minuten
Deutsche Fallschirmspringer landen während der Invasion 1941 auf der griechischen Insel Kreta.
Für die Opfer der Kriegsverbrechen von Wehrmacht und SS in Griechenland während des Zweiten Weltkriegs gab es bisher kaum Entschädigung. © imago / Topfoto
Ein Einwurf von Herfried Münkler · 20.06.2019
Die griechische Regierung fordert von Deutschland Reparationen wegen der Verbrechen im Zweiten Weltkrieg. Der Politologe Herfried Münkler lehnt das ab. Dennoch solle man einen Weg finden, den Nachfahren der Opfer von SS-Massakern Geld zukommen zu lassen.
Griechenland und Polen, die jüngst Reparationsansprüche gegen Deutschland geltend gemacht haben, mögen moralisch dafür die besten Gründe haben. Die Verbrechen von Wehrmacht und SS in ihren Ländern sind legitime Gründe für den Anspruch auf Entschädigung. Und doch ist das Geltendmachen von Reparationsansprüchen bald 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs ein Vorgang, der mehr durch parteipolitische Erwägungen im Innern dieser Länder als der Blick auf die europäische Friedensordnung bestimmt ist.
Rechtsnationale Aktivisten fordern mit Transparenten bei einer Protestdemo in Warschau Reparationszahlungen für die Verbrechen der Deutschen während des 2. Weltkriegs.
Auch aus Polen kommen Forderungen nach Reparationen.
Tatsächlich sind Reparationsansprüche welcher Art auch immer geeignet, den europäischen Frieden auszuhöhlen und in Frage zu stellen. Mögen sie moralisch noch so legitim sein, politisch sind sie ein Produkt des sich in Europa wieder bemerkbar machenden Nationalismus. Das Fatale daran ist, dass der Nationalismus der einen nämlich den Nationalismus der anderen befördert.
Muss Frieden auf Gerechtigkeit gründen?
Die immer wieder zu hörende Behauptung, eine Friedensordnung sei nur dann stabil, wenn sie sich auf Gerechtigkeit gründet, ist nur dann zutreffend, wenn es eine von allen Beteiligten geteilte Vorstellung von Gerechtigkeit gibt – und das ist selten der Fall. In der Politik gilt zumeist, dass das, was die einen für die Gerechtigkeit halten, von den anderen als ungerecht angesehen wird.
Das wäre nur anders, wenn es für den betreffenden Raum eine Herrschaftselite gäbe, die festlegt, was gerecht ist, und gegen deren Festlegungen es keinen Widerspruch gibt. Was im Umkehrschluss heißt: Je demokratischer die Konstellationen eines politischen Raumes sind, desto unterschiedlicher sind die Vorstellungen davon, was als gerecht und was als ungerecht zu gelten hat. Die Idee einer über die Gerechtigkeit verfügenden Elite ist nur dann realistisch, wenn die Siegermacht eines Krieges auch die ist, die in jeder Hinsicht Recht behalten hat. Die Unterlegenen müssen das dann hinnehmen, was nicht heißt, dass sie es auch akzeptieren. Zumeist denken sie über Revanche nach.
Ein politischer Schlussstrich ist kein moralischer Schlussstrich
Das lässt sich am deutsch-französischen Verhältnis gut beobachten. Seit den Eroberungskriegen Ludwigs XIV. war es von zwei einander entgegengesetzten Gerechtigkeitsvorstellungen mitsamt entsprechenden Ressentiments beherrscht. So wurde die von de Gaulle und Adenauer betriebene deutsch-französische Aussöhnung zum Nukleus der europäischen Friedensordnung. Ihre Grundlage war der Verzicht auf wechselseitige Ansprüche.
Ein politischer Schlussstrich ist jedoch kein moralischer Schlussstrich, und die politische Klugheit sorgt dafür, dass beides nicht miteinander verwechselt wird: Einige wollen den politischen nämlich auch zum moralischen Schlussstrich erklären, während andere mit moralischen Argumenten den politischen Schlussstrich in Frage stellen.
Gegen beides steht die politische Klugheit. In der Antike hat man deswegen den Friedensschluss mit der Vorstellung von Amnestie und Amnesie, Vergeben und Vergessen, verbunden. Das ist in der neueren Geschichte nicht mehr der Fall und nach dem Zweiten Weltkrieg auch nicht mehr möglich gewesen. Statt dessen hat sich auf Basis der Siegerkonferenzen von Jalta und Potsdam in Europa eine Friedensordnung entwickelt, die lange als „Kalter Krieg“ bezeichnet worden ist.
Im Nachhinein hat sich das als Glücksfall erwiesen. Wie groß das Glück war, zeigt der Vergleich mit der Pariser Friedensordnung von 1919, die nicht lange gehalten hat. Reparationsforderungen stellen all das in Frage. Die politische Klugheit legt freilich auch nahe, den Nachkommen der bei SS-Massakern Getöteten Entschädigungszahlungen zukommen zu lassen – sinnvollerweise durch Stiftungen, sodass der Eindruck formaler Reparationszahlungen vermieden wird.
Herfried Münkler, geboren 1951 in Friedberg, ist emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Berliner Humboldt-Universität. Er ist mit zahlreichen Studien zur politischen Ideengeschichte und zur Theorie des Krieges hervorgetreten. Nicht wenige davon sind mittlerweile Standardwerke, so etwa „Machiavelli“ (1982) und „Gewalt und Ordnung“ (1992). Herfried Münklers jüngste Bücher: „Der Wandel des Krieges“, „Die Deutschen und ihre Mythen“ und „Mitte und Maß“. Sein neuestes Buch erschien 2017: „Der Dreißigjährige Krieg. Europäische Katastrophe, deutsches Trauma 1618–1648“.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/

Nach Massaker 1944 in Distomo
Keine Entschädigung für SS-Opfer

06.07.2011, 18:27 Uhr
Sie haben unzählige Gerichte angerufen und scheitern nun auch in der höchsten Instanz. Vier griechische Überlebende eines Massakers der Waffen-SS haben keinen Anspruch auf Entschädigung aus Deutschland. Eine Wiedergutmachung für Unrecht, das von Vorgängerstaaten verübt wurde, sei nicht zulässig, heißt es.
Vier Griechen sind mit Entschädigungsforderungen gegen Deutschland wegen eines Massakers von Mitgliedern der Waffen-SS im Juni 1944 vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gescheitert. Eine kleine Kammer des Gerichts aus sieben Richtern erklärte die Beschwerde für nicht zulässig. Die Entscheidung ist rechtskräftig, damit wird das Verfahren eingestellt. Auch in Deutschland hatten die Kläger vergeblich versucht, eine Entschädigung zu erhalten.
Der Straßburger Gerichtshof stellte fest, dass die Europäische Menschenrechtskonvention kein Land dazu verpflichte, Wiedergutmachung für Unrecht oder Schäden zu leisten, die von ihren Vorgängerstaaten verübt wurden. Insofern sei die Beschwerde gegen die Bundesrepublik nicht zulässig.
Langer Weg durch die Instanzen
Die Eltern der Kläger gehörten zu insgesamt 218 Menschen, die bei dem Massaker in Distomo getötet wurden. Die Kläger selbst waren damals Kinder und überlebten nur durch Zufall. Das Massaker war ein Vergeltungsschlag für einen Partisanenangriff. Zunächst hatten sie in Griechenland zusammen mit 250 anderen Klägern Entschädigungsansprüche gegen Deutschland geltend gemacht. Sie bekamen teilweise Recht, das griechische Justizministerium gab aber nicht die notwendige Zustimmung zu einer Zwangsvollstreckung.
In Deutschland hatten Gerichte zwar anerkannt, dass die Hinterbliebenen unermessliches Leid erdulden mussten. Die Klagen wurden aber in allen Instanzen mit dem Hinweis abgelehnt, weder im Völkerrecht noch im deutschen Recht gebe es eine Grundlage für einen Anspruch auf Entschädigung. Das Bundesentschädigungsgesetz vom Jahre 1953 gelte für Opfer der NS-Verfolgung, nicht aber für Opfer von Kriegshandlungen. Das Bundesverfassungsgericht nahm die Beschwerde im Februar 2006 nicht zur Entscheidung an.
In Straßburg machten die Kläger einen Verstoß gegen das Grundrecht auf Schutz des Eigentums geltend. Außerdem warfen sie Deutschland Diskriminierung vor, weil zwar Opfer der NS-Verfolgung und Zwangsarbeiter entschädigt wurden, nicht aber Opfer von Verbrechen der Wehrmacht.
Quelle: ntv.de, AFP
https://www.n-tv.de/

Griechische und polnische Reparationsforderungen gegen Deutschland

Sachstand
Wissenschaftliche Dienste
© 2019 Deutscher Bundestag
Aktenzeichen: WD 2 - 3000 - 066/19
Abschluss der Arbeit: 14. Juni 2019
Fachbereich: WD 2: Auswärtiges, Völkerrecht, wirtschaftliche Zusammenarbeit
und Entwicklung, Verteidigung, Menschenrechte und humanitäre
https://www.bundestag.de/



2. YouTube-Videos zu griechischen Reparationsforderungen

ANNALENA BAERBOCK: Besuch in Griechenland - Gedenken an Opfer der deutschen Besatzung
WELT Netzreporter
ANNALENA BAERBOCK: Besuch in Griechenland - Gedenken an Opfer der deutschen Besatzung
Zum Auftakt ihrer Griechenland-Reise hat Außenministerin Annalena Baerbock der Opfer der deutschen Besatzung während des Zweiten Weltkriegs gedacht. Sie besuchte das ehemalige Gefängnis der NS-Kommandatur, in dem zwischen 1941 und 1944 Tausende Widerstandskämpfer und Zivilisten inhaftiert und gefoltert wurden. Am Athener Holocaust-Mahnmal legte sie Blumen nieder. Anschließend besuchte Baerbock ein Flüchtlingslager und traf sich zu Gesprächen mit der europäischen Grenzschutzagentur Frontex.


Griechenland: Stadt der Witwen | Fokus Europa

DW Deutsch
Der 13. Dezember 1943 ist ein Tag des Grauens für Kalavryta. Deutsche Soldaten erschossen rund 700 Männer und Jungen des kleinen Ortes auf der Peloponnes. Überlebende des Massakers kämpfen bis heute um eine Wiedergutmachung.


Bundestag erinnert an 80. Jahrestag des Wehrmacht-Überfalls auf Griechenland
Deutscher Bundestag
Der Bundestag hat am Donnerstag, 25. März 2021, Anträge der Linken und von Bündnis 90/Die Grünen, die diese vor dem Hintergrund des 80. Jahrestags des Angriffs der Wehrmacht auf Griechenland am 6. April 1941 eingebracht hatten, abgelehnt. So forderte die Fraktion Bündnis 90/ Die Grünen, „die erinnerungspolitische Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Griechenland zu intensivieren“. Diesem Antrag stimmte auch die Linksfraktion zu, während die übrigen Fraktionen ihn ablehnten. Die Linke wollte die Reparationsforderung Griechenlands anerkennen. Diesen Antrag lehnten alle übrigen Fraktionen ab. Weitere Informationen: https://www.bundestag.de/dokumente/te...

https://www.youtube.com/watch?v=7j8JkT2C3Js

Bundestag zum Überfall der Wehrmacht auf Griechenland (25.03.21)
phoenix
Debatte im Bundestag anlässlich des 80. Jahrestages des Überfalls der Wehrmacht auf Griechenland


Griechenland: Kriegsverbrechen Deutschlands und die offene Reparationsfrage
Weltspiegel
Die #Kriegsverbrechen, die deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg in #Griechenland begangen haben, sind in Deutschland nicht sehr bekannt. Fast 280 Milliarden Euro fordert die griechische Regierung als #Reparationszahlung, mehr als 70 Jahre nach Kriegsende. Grausame Verbrechen fanden statt in Griechenland, auch im Dorf Greveniti im Norden des Landes. Tasos Theodorikas ist einer der Zeitzeugen, er erinnert sich: "Sie haben meinen Vater vor unseren Augen erschossen, kaltblütig." Ihm und seinen neun Geschwistern gingen die Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Der 13-jährige Junge musste fortan alleine für seine Schwestern und Brüder sorgen, die Mutter war schon vor Jahren verstorben. Auch die inzwischen 80-jährige Maria Tzouvara war Augenzeugin. Sie berichtet, wie deutsche Soldaten ihre Familienangehörigen getötet hatten: Mann, Frauen und selbst ein 7 Monate altes Kind. Sie wünscht sich von den Deutschen "wenigstens eine Entschuldigung".
Mira Barthelmann ist fürs ARD-Studio Athen nach Greveniti gereist und hat mit den Menschen gesprochen, die die Kriegsverbrechen der Deutschen überlebt hatten.


278,7 Milliarden Dollar Reparationszahlungen für Griechenland? Einschätzungen von Oliver Mayer Rüth
ARD Mittagsmagazin
Seit Jahrzehnten schwelt der Konflikt, jetzt sind die Forderungen auf dem Tisch: Die griechische Regierung will von Deutschland 278,7 Milliarden Euro - Reparationszahlungen für erlittene Schäden im Zweiten Weltkrieg und die Erstattung eines Zwangskredits, den die Nationalsozialisten von der griechischen Notenbank erhalten hatten.
Die Bundesregierung bestreitet Ansprüche Griechenlands. Das Thema sei mit dem Zwei-Plus-Vier-Vertrag zur deutschen Wiedervereinigung beendet, erklärte Berlin wiederholt. Ein 1960 von der damaligen Bundesregierung abgeschlossenes Abkommen sah die Zahlung von 115 Millionen Mark vor.
Belastung für Beziehung
Das Thema belastet die deutsch-griechischen Beziehungen seit Jahrzehnten. Zu den Reparationsforderungen gibt es bereits eine umfangreiche griechische Studie. Auf deren Grundlage prüfen der Parlamentsausschuss und der Oberste Gerichtshof des Landes zurzeit, wie mögliche Reparationsforderungen an Deutschland erhoben werden können.
Der griechische Regierungschef Alexis Tsipras hatte im März im Parlament gesagt, mit der Bildung des Ausschusses "ehren wir alle Opfer des Zweiten Weltkrieges und des Nazismus (...) sowie des griechischen Widerstandes. Wir vergessen nicht, dass das deutsche Volk auch unter den Nazis gelitten hat".


"Reparationen - Neue Debatte um Deutschlands Schuld?" - Unter den Linden vom 23.03.2015
phoenix
Zu Gast bei Michaela Kolster sind:
- Prof. Guido Knopp (Historiker)
- Jürgen Trittin (Bündnis 90/Die Grünen)

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»Ungesühnt, aber unvergessen – Dt. Kriegsverbrechen in Griechenland 1941-1944« (dt.)
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag 
29.06.2015 -- Ist die Reparationsfrage erledigt? Dürfen Nazi-Opfer auch nach 70 Jahren noch Wiedergutmachung verlangen? Darf Deutschland die Zwangsanleihe behalten? Auch 70 Jahre nach Kriegsende verweigert Deutschland Griechenland Entschädigung für Kriegsverbrechen und die Ausplünderung des Landes unter deutscher Besatzung. Die Fraktion DIE LINKE lud zur Konferenz am 29. Juni 2015 im Berliner Pfefferberg. Podium »Reparationen jetzt!« Ulla Jelpke, MdB, Innenpolitische Sprecherin, Gabi Heinecke, Vorstandsmitglied Republikanischer Anwaltsverein, AK Distomo Yannis Stathas, Abgeordneter im griechischen Parlament Syriza, Dimitrios Tzanakapoulos, Generalsekretär des griechischen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras


Schuld & Schulden - Deutsche Kriegsverbrechen in Griechenland 
TeoTosone [2] 
"Im Hause des Henkers soll man nicht vom Strick reden; sonst hat man Ressentiment." (Theodor W. Adorno)


Nazi-Verbrechen in Griechenland: Diese Menschen haben das Massaker überlebt - Reparationen

BILD
70 Jahre nach Kriegsende: Die Griechen sind pleite und fodern Reparationszahlungen. BILD hat sich umgeschaut: Diese Griechen haben das Massaker der Deutschen überlebt - Nazi-Verbrechen in Distomo.


ATHEN MACHT ERNST: Griechenland fordert Reparationszahlungen von Deutschland - 2019

WELT Nachrichtensender

Das griechische Parlament hat am Mittwochabend beschlossen, offiziell von Deutschland Reparationszahlungen für die Kriegsschäden und -verbrechen im Zweiten Weltkrieg einzufordern. Es geht einer griechischen Expertenkommission zufolge um bis zu 290 Milliarden Euro. Mit großer Mehrheit stimmte das Plenum für eine Vorlage des Parlamentspräsidenten Nikos Voutsis, mit der die griechische Regierung aufgefordert wird, alle notwendigen diplomatischen und rechtlichen Schritte einzuleiten. Zunächst soll es sich dabei um eine sogenannte Verbalnote handeln, üblicherweise die schriftliche Nachricht eines anderen Staates an das deutsche Außenministerium. «Die Forderung von Reparationszahlungen ist für uns eine historische und moralische Pflicht», sagte Regierungschef Alexis Tsipras in seiner Rede vor dem Parlament am Mittwochabend. Er habe das Thema nicht mit der schweren Finanzkrise der vergangenen Jahre und den Schulden des Landes verquicken wollen, erklärte Tsipras. Jetzt aber, nach dem Ende der internationalen Hilfsprogramme, sei der richtige Zeitpunkt gekommen. «Wir haben jetzt die Chance, dieses Kapitel für beide Völker abzuschließen.» Wichtig sei ihm, mit Deutschland auf Augenhöhe und freundschaftlich zusammenzukommen. Bei der Debatte hatte es zuvor im Laufe des Tages bittere Momente gegeben, etwa als Augenzeugenberichte von Nazimassakern in griechischen Dörfern verlesen wurden. Aber auch die Populisten nutzten die Gunst der Stunde: Ministerpräsident Alexis Tsipras wolle mit den Reparationsforderungen nur Stimmen für die im Oktober anstehende Parlamentswahl gewinnen, hieß es. Die rechtsextreme Partei «Goldene Morgenröte» machte gar eine ganz eigene Rechnung über die Reparationen auf. Höhe: 400 Milliarden Euro. Von Deutschland sei ohnehin nichts zu erwarten, warnten hingegen andere Parlamentarier: «Die deutsche Seite ist der Meinung, dass sie das Thema mit der Zahlung von 160 Millionen Mark an die Opfer und der Aufnahme von rund 420 000 Gastarbeitern abgegolten hat», sagte Oppositionspolitiker Vasilis Leventis. Tatsächlich sieht Deutschland das Thema als erledigt an; die Regierung in Berlin stützt sich dabei auf den 1990 zur Wiedervereinigung unterzeichneten Zwei-plus-Vier-Vertrag, in dem es heißt, es seien «keine weiteren Reparationen» vorgesehen. Die Frage nach Reparationen sei juristisch wie politisch abschließend geregelt, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch in Berlin. Juristen und Historiker beider Länder sind sich jedoch uneins über das Anrecht der Griechen auf Reparationen. Der Konflikt könnte schließlich vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag landen.


Griechenland will Entschädigungen für deutsche Verbrechen im Zweiten Weltkrieg - 2019
tagesschau 
Mehr als 70 Jahre liegt der Zweite Weltkrieg bereits zurück, doch die Frage nach Entschädigungen für deutsche Verbrechen ist weiterhin aktuell. Gestern Abend hat das griechische Parlament in einer offiziellen Resolution Reparationszahlungen von der Bundesregierung gefordert - in Milliardenhöhe. Die Bundesregierung bleibt bei ihrer bisherigen Position: Alle Ansprüche seien bereits abgegolten. 


REPARATIONEN VON DEUTSCHLAND: Griechenland fordert 280 Milliarden Euro
WELT Nachrichtensender 
Anlässlich des 75. Jahrestages des Massakers hat die griechische Regierung Kallikratis jetzt zum Märtyrerort ernannt. Zwei Denkmäler stehen hier schon länger, eine kleine Säule im Ort selbst und ein größeres mit breitem Sockel.


Griechenland fordert Reparationen von Deutschland -2013
euronews (deutsch)
http://de.euronews.com/ Deutschland schuldet Griechenland offenbar Geld. Das geht aus einem Bericht einer griechischen Expertenkommission hervor, die mögliche Reparationsforderungen aus dem zweiten Weltkrieg geprüft hat. Demnach hat Athen keine Entschädigung erhalten,
weder für die Kredite, die es Deutschland gezwungenermaßen zur Verfügung stellte, noch für die Schäden, die das Land im Zweiten Weltkrieg erlitten hat. Die Gesamtsumme von 162 Milliarden Euro entspricht rund 80 Prozent des heutigen griechischen Bruttoinlandsprodukts.
Außenminister Dimitris Avramopoulos erklärte: "Wir werden alle Möglichkeiten ausschöpfen, um zu einem Ergebnis zu kommen. Wie lange auch immer es dauert, wir werden uns darum bemühen." Der griechische Außenminister fügte hinzu, dass die Reparationsforderungen nicht als ein Akt der Aggression verstanden werden sollten. Die Griechen stellten auf keinen Fall das heutige demokratische Deutschland mit dem Naziregime gleich.
Für den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble sind die Entschädigungsfragen längst geklärt.


Gauck weist griechische Forderungen nach Reparationen zurück - 08.03.2014
euronews (deutsch)
Bei einem dreitägigen Besuch in Griechenland hat der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck Forderungen nach Kompensationszahlungen für Nazi-Kriegsverbrechen zurückgewiesen. Gauck bezeichnete die Ansprüche als verjährt.
Die griechische Regierung hatte die Forderungen auf großen öffentlichen Druck hin erneuert.


Gregor Gysi: Deutschland muss sich historischer Verantwortung gegenüber Griechenland stellen
Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
25.03.2021 - Deutschland hat an den Krediten zur Rettung der privaten Banken, die Griechenland bedienen muss, Milliarden verdient, während gleichzeitig in Griechenland Renten und Löhne massiv gekürzt, soziale Leistungen zusammengestrichen und Verbrauchersteuern erhöht werden mussten. Was spricht eigentlich dagegen, dass wir die Milliarden-Zinsgewinne dafür nutzen, um endlich die Opfer der von Deutschen in Griechenland begangenen Menschlichkeitsverbrechen und deren Nachfahren großzügig zu entschädigen und zugleich das Jugendhilfswerk und andere Einrichtungen des kulturellen Austauschs und der Erinnerungsarbeit besser auszustatten als bisher?


06.07.2011 - Owadjah Baruch: Deportationen der Juden Salonikis

Yad Vashem Deutsch
Im März 1943 wurde der zwanzigjährige Ovadia Baruch gemeinsam mit seiner Familie von Griechenland nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Unmittelbar bei der Ankunft wurde seine gesamte Familie in die Gaskammer geschickt. Ovadia kämpfte um sein Überleben, bis er im Mai 1945 im Konzentrationslager Mauthausen befreit wurde.
Dieser Film ist Bestandteil des Projekts „Zeitzeugen und Pädagogik", eine Kooperation zwischen der International School for Holocaust Studies und dem Multimedia Center der Hebräischen Universität Jerusalem.
Er wurde dem Film „Dir in Liebe gedenken" - Die Geschichte des Owadjah Baruch entnommen.
https://www.youtube.com/watch?v=rbIvg9vnxls


24.01.2013 - Owadjah Baruch beschreibt Solidarität in Auschwitz

Yad Vashem Deutsch
Im März 1943 wurde der zwanzigjährige Owadjah Baruch gemeinsam mit seiner Familie von Griechenland nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Unmittelbar bei der Ankunft wurde seine gesamte Familie in die Gaskammer geschickt. Owadjah kämpfte um sein Überleben, bis er im Mai 1945 im Konzentrationslager Mauthausen befreit wurde. In Auschwitz traf Owadjah Alisa Zarfati, eine junge jüdische Frau aus seiner Heimatstadt. Trotz der unmenschlichen Bedingungen entspann sich eine Liebesbeziehung zwischen den beiden. Der Film beschreibt ihre ungewöhnliche, berührende Liebes- und Überlebensgeschichte in Auschwitz, ihre unglaubliche Begegnung nach dem Holocaust und das Leben in Israel, das sie sich gemeinsam aufbauten.
Mit großzügiger Unterstützung der Adelson Family Foundation.
Israel 2008, 47 minutes, DVD (unrestricted region)
https://www.youtube.com/watch?v=jpArg9np7ws




5. Stellungnahme der vom Amtsgericht Mosbach gerichtlich beauftragten forensischen Sachverständigen aus Kitzingen zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg sowie zu den griechischen Reparationsforderungen 

Das Familiengericht-Amtsgericht Mosbach, Hauptstraße 110, 74281 Mosbach, beauftragt die forensische Sachverständige aus Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, in seinen Verfügungen vom 17.08.2022 unter 6F 202/21, die Anti-Nazi-Aktivitäten des KVs und Antragstellers in einer ergänzenden Stellungnahme gutachterlich einzuschätzen und zu bewerten. Dazu zählen laut Anweisungen dieser amtsgerichtlichen Verfügungen SOWOHL die seit Sommer 2022 vom Antragsteller beim Amtsgericht Mosbach initiierten NS- und Rechtsextremismus-Verfahren ALS AUCH seine außergerichtlichen und gerichtlichen Aufklärungs- und Aufarbeitungsbemühungen zu Nationalsozialistischem Unrecht und Nationalsozialistischen Verbrechen aus dem Zeitraum um 2008, d.h. konkret von 2004 bis 2011, im Rahmen seiner sogenannten "Nazi-Jäger"-Aktivitäten. Siehe dazu auch Kapitel 1 auf dieser Seite.


Während die vom Familiengericht-Amtsgericht Mosbach beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen zunächst EINERSEITS ein familienpsychologisches Sachverständigengutachten in einem Umfang von über 100 Seiten zum 07.04.2022 unter 6F 202/21 erstellt hat, entschließt sich dieselbe Gutachterin sodann, ANDERERSEITS eine ergänzende Stellungnahme von zwei ganzen DIN A4-Seiten im sachverhaltsbezogenen Kontext zur Problematik des Nationalsozialismus vor und nach 1945 und dessen Aufarbeitung bis heute, insbesondere zum Kontext der Beteiligung an NS-Konzentrationslagern in Mosbach sowie an NS-Massenmordverbrechen in Mosbach wie Judenverfolgung und Holocaust, NS-Verfolgung von Sinti und Roma, Nazi-Euthanasie unter 6F 202/21 zum 31.08.2022 zu generieren. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen hat hier die GERICHTLICH BEAUFTRAGTE EINDEUTIGE GELEGENHEIT gehabt, mit einer entsprechenden Fristverlängerung auch auf über 100 Seiten bezüglich der problematischen NS-Vergangenheitsbewältigung vor einem deutschen BRD-Gericht SICH SACHLICH UND FACHLICH EXPLIZIT ZU ÄUSSERN. Diese Gelegenheit besteht zukünftig weiterhin jederzeit für die forensische Sachverständige aus Kitzingen.


EINERSEITS:
Mit den Verfügungen des Familiengerichts-Amtsgericht Mosbach vom 17.08.2022 unter 6F 202/21 hat die gerichtlich beauftragte forensische Sachverständige aus Kitzingen nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Chance und das gerichtliche explizite Angebot, sich sachlich und fachlich zur NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945 bis heute, auch zur NS-Vergangenheitsbewältigung und Nazi-Kontinuität in Baden-Württemberg, AUSFÜHRLICH EXPLIZIT gutachterlich zu äußern.


ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zum Nazi-Angriffs-, Terror- und Vernichtungskrieg. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.


ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den von Deutschland verursachten Kriegsfolgen, Kriegsverbrechen und Weltkriegsschäden, die seit 1945 diskutiert werden. INSBESONDERE AUCH NICHT zu den griechischen Reparationsforderungen seit 1945, die Ende Oktober 2022 erneut bekräftigt werden. UND DIES OBWOHL diese Sachverhalte zu dieser NS-Thematik bzw. NS-Problematik frei verfügbar sind im öffentlichen Diskurs über entsprechende Medienberichte; über künstlerisch-kulturelle Themenaufarbeitungen; über die juristische, politische und wissenschaftliche Fachliteratur; über Publikationen von BRD-Institutionen der Justiz, der Politik.

ANDERERSEITS:
Die forensische Sachverständige aus Kitzingen ÄUSSERT SICH JEDOCH EXPLIZIT NICHT in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach als ein BRD-Gericht im Jahr 2022 zu den in den Medien, in der Öffentlichkeit und in der Fachliteratur frei verfügbaren Thematisierungen der Opfer von deutschen Nazi-Kriegsverbrechen, Kriegsfolgen und Kriegsschäden. Die forensische Sachverständige aus Kitzingen VERZICHTET DAMIT EXPLIZIT DARAUF, den Opfern deutscher Nazi-Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor einem deutschen Gericht im Jahr 2022 in ihrer gutachterlichen ergänzenden Stellungnahme vom 31.08.2022 unter 6F 202/21 an das Amtsgericht Mosbach eine Stimme zu geben.


Siehe auch :



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