Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 

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HISTORISCHES: 
Nazi-Euthanasie
in Nord- und Süd-Baden

 Zuletzt AKTUALISIERT am 19.02.2024 ! 

Verschweigen, Verleugnen, Verharmlosen von Nazi-Justiz-Verbrechen sowie des historischen Versagens der deutschen Nachkriegsjustiz bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen in Mosbach-Baden:
Festhalten an NS-Unrechtsurteilen vor 1945 beim Amtsgericht Mosbach seit 2022 in der Verschränkung von Nazi-Medizinverbrechen mit Nazi-Justizverbrechen bei der Nazi-(Kinder)-Euthanasie und bei den Nazi-Zwangssterilisierungen:

>>> PROTEST GEGEN RECHTSEXTREMISMUS >>>
Aufforderungen und Anweisungen der seit Jahren beim Amtsgericht Mosbach tätigen KM-Rechtsanwältin aus Walldürn KONKRET an das Amtsgericht Mosbach vom 22.06.2022 unter 6F 202/21 und vom 12.11.2023 unter 6F 228/23, die Nazi-Jäger-Eingaben des KV amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu benennen und amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu bearbeiten und damit Nazi-Justiz-Verbrechen sowie das historische Versagen der deutschen Nachkriegsjustiz bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen, INSBESONDERE in der Region Mosbach-Baden, zu verschweigen, zu verleugnen und zu verharmlosen.
240130_202_21_PROTEST_gegen_RECHTS_NS_Justiz_BLIND.pdf (809.54KB)
>>> PROTEST GEGEN RECHTSEXTREMISMUS >>>
Aufforderungen und Anweisungen der seit Jahren beim Amtsgericht Mosbach tätigen KM-Rechtsanwältin aus Walldürn KONKRET an das Amtsgericht Mosbach vom 22.06.2022 unter 6F 202/21 und vom 12.11.2023 unter 6F 228/23, die Nazi-Jäger-Eingaben des KV amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu benennen und amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu bearbeiten und damit Nazi-Justiz-Verbrechen sowie das historische Versagen der deutschen Nachkriegsjustiz bei der Aufarbeitung von NS-Verbrechen, INSBESONDERE in der Region Mosbach-Baden, zu verschweigen, zu verleugnen und zu verharmlosen.
240130_202_21_PROTEST_gegen_RECHTS_NS_Justiz_BLIND.pdf (809.54KB)


BUNDESPRÄSIDENT STEINMEIER bekennt sich am 19.04.2023 zur deutschen Verantwortung für die NS–Verbrechen zum 80. Jahrestag des Gedenkens an den Warschauer Aufstand: „Für uns Deutsche kennt die Verantwortung vor unserer Geschichte keinen Schlussstrich. Sie bleibt uns Mahnung und Auftrag in der Gegenwart und in der Zukunft. Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass viel zu wenige andere Täter sich verantworten mussten nach dem Krieg."

Seiteninhalt:

  1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

    1.1 Beim Amtsgericht Mosbach initiierte NS-Verfahren zur Nazi-Euthanasie

    1.2 Beim Amtsgerichts Mosbach initiierte NS-Verfahren zur Nazi-Zwangssterilisierung

    1.3 Strafanzeigen vom 11.04.2023 gegen Fahrer*innen und Transportbegleiter*innen bei den Deportationen aus Mosbach in die Vernichtungsanstalten für die Nazi-(Kinder)-Euthanasie während der zentralen Nazi-Massenmordaktion T4

  2. Online-Artikel zur Nazi-Euthanasie in Nord- und Süd-Baden

  3. Online-Artikel zur Nazi-Euthanasie in den Mosbacher Heil- und Pflegeanstalten für Geistesschwache

  4. YouTube-Videos und Podcasts zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie in Baden und Württemberg

  5. Beispiele juristischer Aufarbeitungen aus Baden und Württemberg nach 1945 zu Tatbeteiligungen an der NS-Euthanasie

Siehe auch:


Grafeneck 1940. Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland. Das Buch zur Gedenkstätte Grafeneck, einer Tötungsanstalt der NS-Zeit auf der Schwäbischen Alb Broschiert – 29. Juni 2020

Am 14. Oktober 1939 wurde Grafeneck, ein Behindertenheim der evangelischen Samariterstiftung Stuttgart auf der Schwäbischen Alb, von den NS-Machthabern beschlagnahmt und in wenigen Wochen zur Tötungsanstalt umgebaut. Die »Landes-Pflegeanstalt Grafeneck« war die erste Einrichtung in Deutschland, in der die Nationalsozialisten ihr »Euthanasie«-Programm durchführten. Thomas Stöckle, der Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, beschreibt sachlich und doch eindringlich die Hintergründe der menschenverachtenden Verbrechen in Grafeneck sowie die Geschichte der Gedenkstätte bis heute. Mit historischen und heutigen Fotografien.




1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.

Erfahrungen der juristischen Aufarbeitung von Nazi-Euthanasie-Massenmorden bei den Mosbacher Justizbehörden
Die nationalsozialistischen Massentötungsaktionen von kranken und behinderten Menschen in Mosbach-Baden selbst mit den Tatbeteiligungen der Mosbacher Heil- und Pflegeanstalt für Geistesschwache, mit den Ausführungsverantwortlichen von Deportationen in die Vernichtungsanstalten, mit den Tatbeteiligungen des Vormundschafts-Amtsgerichts Mosbach, mit den Tatbeteiligungen des Polizei- und Standesamtes der Vernichtungsanstalt Grafeneck zum Fälschen der Todesursachen und Todesdaten, mit den Nazi-Zwangssterilisierungen von psychisch kranken Menschen, mit dem Profitierungsversuch des Mosbacher Landrates, sowie die NS-Medizin- und Justizverbrechen mit dem Widerstandshandeln des Richters Kreyssig, mit dem Agieren des hochrangigen NS-Schreibtischtäters Hefelmann, mit den Tatbeteiligungen der Mosbacher Staatsanwaltschaft, mit der NS-Zwangssterilisierung von deutsch-afrikanischen Mischlingskindern werden bereits beim Amtsgericht Mosbach in den vom AS entsprechend initiierten und anhängigen Verfahren unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22 und 6F 2/23 thematisiert, u.a. mit diesbezüglichen Strafanzeigen gemäß § StPO 158.

Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismus-Strafverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.

Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren, amtsseitigen Verfügungen und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.

Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>

Esslingen am Neckar im System von Zwangssterilisation und "Euthanasie" während des Nationalsozialismus: Strukturen - Orte - Biographien (Esslinger Studien. Schriftenreihe) Gebundene Ausgabe – 26. Januar 2015

Rassenpolitische Maßnahmen wie Zwangssterilisation und die Ermordung der wegen einer Erkrankung oder Behinderung asylierten Personen betrafen auch Menschen mit Bezug zu Esslingen. Die Studie untersucht umfassend und methodisch neuartig die verschiedenen Umsetzungsebenen einer eugenischen Bevölkerungspolitik in einer Kommune und bezieht die lokalen Akteure - Täter und Opfer - mit ein. Sie leistet damit sowohl einen Beitrag zur Forschung als auch zum Gedenken an die Opfer, deren Lebensgeschichten dargestellt werden.



Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.

UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.

Amtsgericht Mosbach unterstellt Bernd Michael Uhl angebliche psychische Erkrankung auf Grund seiner Nazi-Jäger-Eingaben.

SIEHE DAZU AUCH:


1.1 Beim Amtsgericht Mosbach initiierte NS-Verfahren zur Nazi-Euthanasie 

BEIM AMTSGERICHT MOSBACH-BADEN seit dem 03.06.2022 unter 6F 9/22 initiiert:

  • Antrag unter 6F 9/22 an das Amtsgericht Mosbach vom 09.06.2022 : WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN am AG MOS zur Aufhebung der Ruhestandsversetzung von Richter Lothar Kreyssig, der nachweisbar öffentlich Stellung als Widerstandsleistung gegen die zentrale und dezentrale Nazi-Euthanasie-Massentötungsaktion T4 bezogen hat, insbesondere gegen die Nazi-Kinder-Euthanasie.
    Siehe: WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN zur Ruhestandsversetzung Amtsrichter Lothar Kreyssig >>>
  • Antrag unter 6F 9/22 an das Amtsgericht Mosbach vom 09.06.2022 : WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN am AG MOS zur Aufhebung des Haftverschonungsbeschlusses von Hans Friedrich Kurt Hefelmann, Abteilungsleiter des Hauptamtes IIb der Kanzlei des Führers, hauptverantwortlich für die Organisation und Durchführung der Nazi-Euthanasie-Massentötungsaktion T4.
    Siehe: WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN NS-Euthanasie: Hefelmann Haftverschonungsbeschluss >>>


Von der Irrenfürsorge zur Euthanasie: Geschichte der badischen Psychiatrie bis 1945 Broschiert – 1. August 1996

Seit der Gründung der Heil- und Pflegeanstalt Illenau im Jahr 1842 galt die badische Irrenfürsorge als vorbildlich. Ausgehend von der 1913 eröffneten Anstalt bei Konstanz entwickelt der Autor ein anderes Bild, das die Schattenseiten der badischen Psychiatrie im 19. Jahrhundert aufzeigt. Die therapeutischen Mängel der Vorkriegspsychiatrie werden ebenso nachgewiesen wie die verheerenden Auswirkungen des Ersten Weltkrieges. Am Beispiel der Anstalt Reichenau untersucht der Autor dann die Psychiatriereform in Baden während der 20er Jahre. Breiten Raum widmet er der Entwicklung unter dem Nationalsozialismus. Zum ersten Mal werden die "Euthanasie"-Verbrechen an den Patienten der badischen Anstalten während der Vergasungs-"Aktion T4" wie auch in den nachfolgenden Sonderaktionen vollständig dargestellt. Dr. Heinz Faulstich, Psychiater und Psychotherapeut, 17 Jahre stellvertretender Leiter des Psychiatrischen Krankenhauses Reichenau, forscht seit vielen Jahren zur Geschichte der Psychiatrie.



1.2 Beim Amtsgerichts Mosbach initiierte NS-Verfahren zur Nazi-Zwangssterilisierung

AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach:


Grafeneck 1940: Die Euthanasie-Verbrechen in Südwestdeutschland Taschenbuch – 1. Januar 2012

Am 14. Oktober 1939 wurde Grafeneck, ein Behindertenheim der evangelischen Samariterstiftung Stuttgart, von den NS-Machthabern beschlagnahmt und in wenigen Wochen zur Tötungsanstalt umgebaut. Die 'Landes-Pflegeanstalt Grafeneck' war die erste Einrichtung in Deutschland, in der die Nationalsozialisten ihr 'Euthanasie'-Programm durchführten. Bis Dezember 1940 wurden Behinderte und psychisch Kranke aus Württemberg und Hohenzollern, Baden, Bayern, Hessen und vom Niederrhein nach Grafeneck deportiert. Von ihnen fanden mindestens 10 654 in einer stationären Gaskammer den Tod. Ihre Leichen wurden verbrannt, die Asche verstreut, die Spuren ihres Lebens verwischt, die Verbrechen vertuscht. Nichts sollte mehr an die Opfer und Täter erinnern. Seit einigen Jahren nun wird dieses grauenhafte Kapitel der deutschen Geschichte aufgearbeitet und erforscht. Sachlich und doch eindringlich beschreibt Thomas Stöckle die Hintergründe und Vorgänge, die zu den menschenverachtenden Verbrechen in Grafeneck geführt haben. Thomas Stöckle, geb. 1964 in Geislingen an der Steige, ist Historiker und wissenschaftlicher Mitarbeiter der Gedenkstätte Grafeneck. Er studierte Geschichte und Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart. Zahlreiche Veröffentlichungen zur südwestdeutschen Landesgeschichte, zum Nationalsozialismus und zu den 'Euthanasie'-Verbrechen.


1.3 Strafanzeigen vom 12.04.2023 gegen Fahrer*innen und Transportbegleiter*innen bei den Deportationen aus den Mosbacher Heil- und Pflegeanstalten in die Vernichtungsanstalten für die Nazi-(Kinder)-Euthanasie während der zentralen Nazi-Massenmordaktion T4


KOMMENTAR: >>>

Die Aktion T4 ist ein Teil der Krankenmorde im Nationalsozialismus. Diese NS-Euthanasie-Mordaktion hatte überhaupt keine gesetzliche Grundlage, und war auch im Dritten Reich illegal. In der Tötungsanstalt Grafeneck im heutigen baden-württembergischen Landkreis Reutlingen werden allein im Jahr 1940 im Rahmen der Aktion T4, systematisch 10.654 Menschen mit Behinderung, u.a. aus Baden und Württemberg und MOSBACH, ermordet. In den Jahren 1940 und 1941 werden mehr als 70.000 Menschen mehrheitlich mit geistiger Behinderung oder psychiatrischer Erkrankung durch Vergiftung mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet. Grafeneck, als erstes von sechs Vernichtungszentren als „Anstalt A“ bezeichnet, steht dabei für den Beginn der systematisch-industriellen Ermordung von Menschen im NS-Staat. Einer der Täter sagt, dass „das Gebiet erschöpft“ und das „Plansoll“ im Dezember 1940 weit überschritten ist. Nicht wie ursprünglich geplant 20 Prozent, sondern die Hälfte aller Patienten in südwestdeutschen Behinderten-Einrichtungen ist zu diesem Zeitpunkt ermordet. Hierfür spricht auch die Versetzung des Grafenecker Täterpersonals in die hessische Anstalt Hadamar, ebenfalls eine Vernichtungseinrichtung, wo die Morde der „Aktion T4“ im Januar 1941 begannen. Die Liste von Abgabeanstalten an die NS-Tötungsanstalt Grafeneck umfasst die Heil- und Pflegeanstalten für psychisch kranke Menschen, aus denen im Dritten Reich im Rahmen der Aktion T4 Patienten in die Vernichtungsanstalt Grafeneck transportiert und ermordet werden.
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Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

ZENTRALE STELLE DER LANDESJUSTIZVERWALTUNGEN
ZUR AUFKLÄRUNG NATIONALSOZIALISTISCHER VERBRECHEN
Schorndorfer Str. 58, 71638 Ludwigsburg
+497141498773
poststelle@zst.justiz.bwl.de

DATUM : 12.04.2023

Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

Strafanzeigen vom 12.04.2023 gemäß § 158 StPO
an das Amtsgericht Mosbach
zu 6F 9/22 sowie zu 6F 202/21, 6F 2/22 und 6F 2/23
wegen Beihilfe zu Mord 
gegen Fahrer*innen und Transportbegleiter*innen
bei den Deportationen aus der Mosbacher Heil- und Pflegeanstalt
in die Vernichtungsanstalten für die Nazi-(Kinder)-Euthanasie
während der zentralen Nazi-Massenmordaktion T4

Sehr geehrte Damen und Herren der Zentralstelle für NS-Verbrechen,
Nach dem Common-Design-Prinzip der Rastatter Prozesse sowie nach dem Demjanjuk-Urteil von 2011 und dem Gröning-Urteil von 2016 ist kein Einzeltatnachweis mehr notwendig für Tatbeteiligungen am rassenideologisch, religiös und politisch nationalsozialistisch-orientierten Verfolgungs- und Vernichtungsregime bis 1945. Sowohl das Justizministerium Baden-Württemberg u.a. am 20.12.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/28 als auch der Landtag Baden-Württemberg am 10.03.2023  zu PETITION 17/1464 benennen EXLPZIT vom AS gemäß § 158 StPO seit 03.06.2022 initiierte NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach. Das AG MOS bestätigt sowohl mit der Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 9/22 als auch mit der Mitteilung vom 20.03.2023 unter 6F 2/23, vom AS gemäß § 158 StPO initiierte NS-Verfahren, auch zu Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region, beim Amtsgericht Mosbach-Baden in SONDERBÄNDEN anzulegen.

Deportationen aus der Mosbacher Heil- und Pflegeanstalt in die NS-Euthanasie-Vernichtungsanstalten
Für die Deportationen in die Vernichtungsanstalt Grafeneck setzen die Täter – das Personal besteht aus knapp einhundert Männern und Frauen – die zur Metapher für das Verbrechen gewordenen „Grauen Busse“ und von der Reichspost überlassene rote Busse ein. Die Opfer werden nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft in einem zur Gaskammer umgebauten Nebengebäude des Schlosses mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet. Die Leichen werden vor Ort in einem eigens errichteten Gebäude in drei Krematoriumsöfen verbrannt. In den 1938 gebauten Gaswagen werden tausende Menschen mit Kohlenmonoxyd getötet. Insgesamt sterben 700.000 Juden in solchen Gaswagen. Im Verlauf der T4-Deportationen aus der ERZIEHUNGS- UND PFLEGEANSTALT für Geistesschwache MOSBACH, besondere Jugendliche, werden in drei Transporten innerhalb einer Woche (am  13., 17. und 20. September 1940) 218 Bewohner*innen der ANSTALT MOSBACH und des angegliederten SCHWARZACHER HOFES nach Grafeneck mit Bussen gebracht. Bei jüdischen Heimbewohner*innen werden alle Ausnahmen bei den Selektionskriterien wie Bildungs- und Arbeitsfähigkeit NICHT berücksichtigt.

In der MOSBACHER ANSTALT hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass der angekündigte Busausflug ins Neckartal eine Lüge ist. Die in den beiden vorherigen Transporten abgeholten Mitbewohner*innen sind nicht mehr zurückgekehrt und hinterlassen leere Räume und leere Betten. Den Patienten und auch dem Pflegepersonal wird immer klarer, weshalb die Menschen abgeholt werden. In der STADT MOSBACH heißt es selbst beim Jungvolk, der Unterorganisation  der Hitlerjugend: „Da spielt sich was ab, und die kommen weg, und die kommen durch den Schornstein.“

Auch bei der Räumung des SCHWARZACHER HOFES als Teil der MOSBACHER ANSTALTEN für ein Betriebskrankenhaus der Firma Daimler-Benz in 1944 werden Bewohner*innen in die staatlichen Anstalten Eichberg und Uchtspringe verlegt. Bis Mai 1945 sterben insgesamt 44 von ihnen dort. Diese Verbringung in 1944 in zwei verschiedene Anstalten hängt auch mit der verbrecherischen medizinischen NS-Forschung an behinderten Menschen in Heidelberg zusammen. 263 Menschen insgesamt werden von MOSBACH in die Vernichtungslager Grafeneck (1940) und Eichberg/Uspringe (1944) abtransportiert bzw. deportiert. 

Die Deportationen aus der MOSBACHER ANSTALT nach Grafeneck werden mit Bussen der "Gemeinnützigen Kranken-Transport-Gmbh" organisiert. Die Todestransporte aus dem SCHWARZACHER HOF werden am 28.07.1944  mit Traktor und offenen Anhänger zum Bahnhof Aglasterhausen und dann anschließend mit Zügen der Reichsbahn und LKW zur Anstalt in Eichberg durchgeführt. In diesem Transport sind von 17 Kindern im Alter von 3 bis 18 Jahren bereits 14 Kinder Teil der NS-medizinischen Untersuchungen in der Heidelberger Forschungsabteilung für Psychiatrie. Vier Kinder aus dem SCHWARZACHER HOF, die sich noch in der Forschungsabteilung in Heidelberg befinden, werden am 23.08. und am 23.11.1994 mit PKW und Bahn nach Eichberg verbracht. Es gibt eine Vereinbarung, dass die Gehirne der in Eichberg getöteten Kinder nach Heidelberg ins Forschungsinstitut zurück geliefert werden sollen. Der Transport von 28 Heimbewohner*innen im Alter von 7 bis 60 Jahren erfolgt am 28.07.1944 aus dem SCHWARZACHER HOF zur Uchtspringer Antstalt, ebenfalls mit eigens reservierten Waggons der Reichsbahn. Nur wenige überleben die schlechten Bedingungen mit Unterernährungen und medizinischen Experimenten in Eichberg und Uchtspringe.

Beispiele von Einzelschicksalen
Mathilde Althoff, geb. 1914, eingewiesen in MOSBACH 1921 wird am 17.09.1940 im Alter von 25 Jahren nach Grafeneck mit dem zweiten Transport, zusammen mit 68 weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern des SCHWARZACHER HOFES, mit den „Grauen Bussen“ abgeholt, verlegt und ermordet. In der ANSTALT MOSBACH werden am gleichen Tag weitere 21 Personen in die Busse verladen. Es hat sich bereits herumgesprochen, dass die Ankunft der Busse etwas Schreckliches bedeutet. Viele Heimbewohner*innen wehren sich und beginnen zu schreien. Das Geschrei zieht Kinder aus dem Dorf UNTERSCHWARZACH an. Ein Bürger, damals als 9-jähriger Junge dabei, berichtet im Jahr 1993: „Ich stand direkt vor der Tür des Busses … Es war auch eine Frau dabei, die die Kinder im Bus in Empfang genommen hat … Dann bekam jedes Kind an die Jacke oder Kleid irgendetwas angeheftet, wahrscheinlich eine Nummer. Es war ein großes Geschrei am Bus und in den Bauten, das man etwa 4-500 m weit hören konnte. Die Pfleglinge wollten nicht hinein … und wussten: Es gibt keine Rückkehr – und wenn sie es nur instinktmäßig erfasst haben. Im Bus hielt das Geschrei noch eine kurze Zeit an und verstummte dann aber. Ich frage mich, ob sie etwas verabreicht gekriegt haben. Wir Kinder kannten die Busse mit den schwarzen Fenstern und jedes Kind hatte Angst davor. Eigentlich wusste jeder, dass es Totenbusse sind.“ Und ein Mitarbeiter der Anstalt erinnert sich: „Jemand der Umstehenden frug einen Kraftfahrer, wohin die Kinder verlegt würden. Dieser gab die Antwort: „Nach Ewigheim!“

Erika Hitschler, geb. 1931, eingewiesen in MOSBACH 1934 wird am 17.09.1940 im Alter von 9 Jahren nach Grafeneck mit dem 2. Transport zusammen mit 89 weiteren Patienten in die Tötungsanstalt Grafeneck gebracht und dort am selben Tag vergast und eingeäschert.

Frieda Hofgärtner, geb. 1908, eingewiesen in MOSBACH 1917 wird am 20.09.1940 im Alter von 32 Jahren nach Grafeneck mit dem dritten Transport deportiert und ermordet. Jahrzehnte später berichtet eine Diakonisse des Mutterhauses in Karlsruhe-Rüppurr, was ihr die Schwestern von Mosbach über die damalige Situation an den Bussen erzählt haben: „Die seien an die Schwestern hingehängt und hätten geschrien: `Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben!´ Und dann hätte die SS mit den Schwestern Krach gemacht und ihnen gesagt: `Sie haben es den Kindern gesagt!´ Und die haben ihnen aber nichts gesagt gehabt. Die Kinder haben das gespürt.“ An diesem Tag werden 23 Bewohner*innen des SCHWARZACHER HOFES in die Busse geschafft. In MOSBACH müssen 30 einsteigen, unter ihnen Frieda. Sie hat bis dahin 23 Jahre in der ANSTALT MOSBACH gelebt und gearbeitet.

Maria Zeitler, geb. 1911, Tochter eines Mosbacher Postbeamten, wird 1940 aus der MOSBACHER ANSTALT im Alter von 29 Jahren als "geistig behindert" nach Grafeneck deportiert und dort in der Gaskammer ermordet.

Der falsche Todestermin 04.10.1940 wird mitgeteilt durch das Vormundschaftsgericht-AMTSGERICHT MOSBACH unter FR.N. VIII/595 vom 08.10.1940 für eine amtsseitige Vertuschung des Nazi-Euthanasie Mordes an Gida Falkenstein aus der "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach". Historisch nachgewiesen ist, dass Gida am 17.09.1940 aus der MOSBACHER ANSTALT in die Vernichtungsanstalt Grafeneck überführt und nach ihrer Ankunft unmittelbar vergast wurde.

Paula. geb. 1915, eingewiesen in die MOSBACHER ANSTALT  in 1931, zwangssterilisiert in Bretten in 1934, unter der Amtsvormundschaft des Jugendamtes Karlsruhe, wird am 20.09.1940 von MOSBACH nach Grafeneck mit dem Euthanasie-Bus deportiert. Der AMTSVORMUND ist nicht gegen den Abtransport und die Ermordung eingeschritten. Heidi, geb. 1934, eingewiesen in die MOSBACHER ANSTALT 1939, befindet sich im Alter 6 von Jahren ebenfalls in diesem Todesbus.

Hans Kroel wird von der MOSBACHER ANSTALT 1939 auf den SCHWARZACHER HOF verlegt, im September 1940 in die Vernichtungsanstalt Grafeneck transportiert und dort getötet. 

Irene Schäfer, geb. 1937, eingewiesen in die MOSBACHER ANSTALT 1939 wird am 17.09.1940 als eine von neunzig Bewohner*innen in drei Bussen abtransportiert. Die Busse verbringen die Menschen in die Vernichtungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb, wo sie am gleichen Tag ermordet werden. Irene ist die jüngste unter ihnen. Sie ist nur dreieinhalb Jahre alt geworden.

Die Namen der Transportbegleiter*innen sind ggf. aus den Transportlisten, Reisedokumenten und Reisekostenabrechnungen zu entnehmen.

Daher ergeht eingangs benannte Strafanzeige gemäß § StPO 158 an das Amtsgericht Mosbach mittels Eingabe eines Hinweisgebers aus der Bevölkerung, um die tatsächliche strafrechtliche Verfolgung dieser Beihilfe zu Mord bei Nazi-Massentötungsverbrechen sicher zu stellen, hier mit der Durchführung der Todestransporte in die Vernichtungsanstalten bei der zentralen Nazi-Euthanasie-Aktion T4.

Die Mosbacher Justiz hat, wie bereits zuvor erläutert, Erfahrungen im juristischen Umgang mit der Nazi-Euthanasie und mit den Massenmorden an kranken und behinderten in der Mosbacher Region vor 1945.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl


Die nationalsozialistische ""Euthanasie""-Aktion ""T 4"" und ihre Opfer: Historische Bedingungen und ethische Konsequenzen für die Gegenwart Gebundene Ausgabe – 8. April 2010

Der vorliegende Band geht auf ein ein internationales Kolloquium in Heidelberg zurück, das 2006 Ergebnisse eines Projektes vorstellte, das die verschollen geglaubten psychiatrischen Krankenakten der Opfer der »Aktion T4«, der zentral organisierten Phase der Krankenmorde, erstmals systematisch untersucht. Zudem wurde der gegenwärtige Forschungsstand zu dieser ersten großen Massenvernichtungsaktion des NS-Regimes zusammengetragen.




1.4 Strafanzeigen vom 11.04.2023 gegen Mitarbeiter*innen des Polizei- und Standesamtes der NS-Euthanasie-Vernichtungsanstalt Grafeneck

Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach

ZENTRALE STELLE DER LANDESJUSTIZVERWALTUNGEN
ZUR AUFKLÄRUNG NATIONALSOZIALISTISCHER VERBRECHEN
Schorndorfer Str. 58, 71638 Ludwigsburg
+497141498773
poststelle@zst.justiz.bwl.de

DATUM : 12.04.2023

Siehe auch Online-Dokumentation: www.nationalsozialismus-in-mosbach-baden.de

Strafanzeigen vom 12.04.2023 gemäß § 158 StPO
an das Amtsgericht Mosbach
zu 6F 9/22 sowie zu 6F 202/21, 6F 2/22 und 6F 2/23
wegen Beihilfe zu Mord
gegen Mitarbeiter*innen
des Polizei- und Standesamtes Grafeneck
mit dem Fälschen der Sterbedaten von ermordeten Behinderten
während der zentralen Nazi-Massenmordaktion T4
nach den Deportationen aus der Heil- und Pflegeanstalt Mosbach

Sehr geehrte Damen und Herren der Zentralstelle für NS-Verbrechen,

Nach dem Common-Design-Prinzip der Rastatter Prozesse sowie nach dem Demjanjuk-Urteil von 2011 und dem Gröning-Urteil von 2016 ist kein Einzeltatnachweis mehr notwendig für Tatbeteiligungen am rassenideologisch, religiös und politisch nationalsozialistisch-orientierten Verfolgungs- und Vernichtungsregime bis 1945. Sowohl das Justizministerium Baden-Württemberg u.a. am 20.12.2022 unter JUMRIX-E-1402-41/878/28 als auch der Landtag Baden-Württemberg am 10.03.2023  zu PETITION 17/1464 benennen EXLPZIT vom AS gemäß § 158 StPO seit 03.06.2022 initiierte NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach. Das AG MOS bestätigt sowohl mit der Verfügung vom 17.08.2022 unter 6F 9/22 als auch mit der Mitteilung vom 20.03.2023 unter 6F 2/23, vom AS gemäß § 158 StPO initiierte NS-Verfahren, auch zu Tatbeteiligungen an NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region, beim Amtsgericht Mosbach-Baden in SONDERBÄNDEN anzulegen.

Deportationen aus der Mosbacher Heil- und Pflegeanstalt in die NS-Euthanasie-Vernichtungsanstalten
Für die Deportationen in die Vernichtungsanstalt Grafeneck setzen die Täter – das Personal besteht aus knapp einhundert Männern und Frauen – die zur Metapher für das Verbrechen gewordenen „Grauen Busse“ und von der Reichspost überlassene rote Busse ein. Die Opfer werden nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft in einem zur Gaskammer umgebauten Nebengebäude des Schlosses mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet. Die Leichen werden vor Ort in einem eigens errichteten Gebäude in drei Krematoriumsöfen verbrannt. In den 1938 gebauten Gaswagen werden tausende Menschen mit Kohlenmonoxyd getötet. Insgesamt sterben 700.000 Juden in solchen Gaswagen. Im Verlauf der T4-Deportationen aus der ERZIEHUNGS- UND PFLEGEANSTALT für Geistesschwache MOSBACH, besondere Jugendliche, werden in drei Transporten innerhalb einer Woche (am  13., 17. und 20. September 1940) 218 Bewohner*innen der ANSTALT MOSBACH und des angegliederten SCHWARZACHER HOFES nach Grafeneck mit Bussen gebracht. Bei jüdischen Heimbewohner*innen werden alle Ausnahmen bei den Selektionskriterien wie Bildungs- und Arbeitsfähigkeit NICHT berücksichtigt.

In der MOSBACHER ANSTALT hat es sich inzwischen herumgesprochen, dass der angekündigte Busausflug ins Neckartal eine Lüge ist. Die in den beiden vorherigen Transporten abgeholten Mitbewohner*innen sind nicht mehr zurückgekehrt und hinterlassen leere Räume und leere Betten. Den Patienten und auch dem Pflegepersonal wird immer klarer, weshalb die Menschen abgeholt werden. In der STADT MOSBACH heißt es selbst beim Jungvolk, der Unterorganisation der Hitlerjugend: „Da spielt sich was ab, und die kommen weg, und die kommen durch den Schornstein.“

Auch bei der Räumung des SCHWARZACHER HOFES als Teil der MOSBACHER ANSTALTEN für ein Betriebskrankenhaus der Firma Daimler-Benz in 1944 werden Bewohner*innen in die staatlichen Anstalten Eichberg und Uchtspringe verlegt. Bis Mai 1945 sterben insgesamt 44 von ihnen dort. Diese Verbringung in 1944 in zwei verschiedene Anstalten hängt auch mit der verbrecherischen medizinischen NS-Forschung an behinderten Menschen in Heidelberg zusammen. 263 Menschen insgesamt werden von MOSBACH in die Vernichtungslager Grafeneck (1940) und Eichberg/Uspringe (1944) abtransportiert bzw. deportiert.

Ein im Schloss Grafeneck untergebrachtes Polizei- und Sonderstandesamt stellt die Sterbeurkunden aus. Diese werden den Angehörigen der Opfer zusammen mit einem Begleitbrief, dem sogenannten Trostbrief, zugestellt. In allen Fällen war nicht nur die Todesursache gefälscht, sondern ebenfalls die Todesdaten und in nicht wenigen Fällen auch der Sterbeort. Dies dient dazu die Angehörigen und Kostenträger zu täuschen, um etwaige Nachfragen oder Nachforschungen zu verhindern.

Beispiele von Einzelschicksalen und Fälschungen der Sterbedaten

Die Eltern und Familien erhalten gefälschte Sterbeurkunden mit falschen Sterbedaten und gefälschten Sterbebegründungen. Die Versandkosten für die Urne mit der angeblichen Asche der ermordeten Familienangehörigen und Kinder müssen die Eltern selbst bezahlen.

Maria Zeitler, geb. 1911, Tochter eines Mosbacher Postbeamten, wird 1940 aus der MOSBACHER ANSTALT mit ca. 29 Jahren als "geistig behindert" nach Grafeneck deportiert und dort in der Gaskammer ermordet. Den Eltern teilen die Behörden mit, Maria sei in einem österreichischen Pflegeheim an Typhus gestorben. Die Versandkosten für die Urne mit der Asche einer sehr wahrscheinlich völlig fremden Person kosten eine Reichsmark.

Der falsche Todestermin wird mitgeteilt am 08.10.1940 durch das Vormundschaftsgericht-AMTSGERICHT MOSBACH im Verwaltungsakt zur Bestallungsbeurkundung der Vormundschaft für eine amtsseitige Vertuschung des Nazi-Euthanasie Mordes an Gida Falkenstein aus der "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach" als eine juristisch-verwaltungstechnische Umsetzungsmaßnahme des Führerbefehls zum Gnadentod seitens der Nazi-Justiz in Mosbach - Baden. Historisch nachgewiesen ist, dass Gida Falkenstein am 17.09.1940 aus der MOSBACHER ANSTALT in die Vernichtungsanstalt Grafeneck überführt und nach ihrer Ankunft unmittelbar vergast wurde. Das AMTSGERICHT MOSBACH aber datiert hier aus Vertuschungsgründen gemäß der Schlegelberger-Konferenz-Vorgaben zur amtsseitigen Deckung das angebliche aber falsche Todesdatum auf den 04.10.1940.

Hans Kroel wird von der MOSBACHER ANSTALT 1939 auf den SCHWARZACHER HOF verlegt, im September 1940 in die Vernichtungsanstalt Grafeneck transportiert und dort getötet. Doch als der Vater ihm nach dem Krieg den Brief mit der Todesnachricht zeigt, sagt er dem Bruder Kurt Kroel: „Der Hans ist vergast worden.“ Dieses Wissen um das Schicksal der Ermordeten ist im und nach dem Dritten Reich verbreitet – obwohl die NS-Organisatoren versuchten, das Morden geheim zu halten.

Irene Schäfer, geb. 1937, eingewiesen in die MOSBACHER ANSTALT 1939 wird am 17.09.1940 als eine von neunzig Bewohner*innen in drei Bussen abtransportiert. Die Busse verbrachten die Menschen in die Vernichtungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb, wo sie am gleichen Tag ermordet werden. Irene ist die jüngste unter ihnen. Sie ist nur dreieinhalb Jahre alt geworden. Die Todesnachricht an die Mutter Gertrud Schäfer enthält aus Täuschungsgründen ein falsches Datum und eine frei erfundene Krankheit als Todesursache.

Eine Pflegemutter aus Mannheim schreibt im Oktober 1940 an den Leiter der „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache Mosbach/Schwarzacher Hof“:
Geehrter Herr Direktor!
Ihre so herzliche Teilnahme an dem Heimgang meiner lieben Elfriede habe ich dankend erhalten. Todesursache angeblich Krampf, aber ich bin anderer Meinung, das Gesetz, das vor Jahren geplant, ist zur Ausführung gekommen.
Die armen kranken Menschen, wie das Vieh zum Schlachthof geführt (..). Das ist ja ein Massensterben, fällt doch auf, ist hier allgemeines Stadtgespräch.
Kenne vier Kranke, wo auch so plötzlich gestorben sind (…). Der alte Gott, er lebt noch. Bitte Herrn Direktor (um) Diskussion über mein Schreiben, bin so aufgeregt.
Herzliche Grüße nebst Pflegerinnen

Daher ergeht eingangs benannte Strafanzeige gemäß § StPO 158 an das Amtsgericht Mosbach mittels Eingabe eines Hinweisgebers aus der Bevölkerung, um die tatsächliche strafrechtliche Verfolgung dieser Beihilfe zu Mord bei Nazi-Massentötungsverbrechen sicher zu stellen, hier mit der Fälschung von Sterbedaten nach den Todestransporten von behinderten Menschen in die Vernichtungsanstalten bei der zentralen Nazi-Euthanasie-Aktion T4.

Die Mosbacher Justiz hat, wie bereits zuvor erläutert, Erfahrungen im juristischen Umgang mit der Nazi-Euthanasie und mit den Massenmorden an kranken und behinderten Menschen in der Mosbacher Region vor 1945.

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Michael Uhl


 


Nach dem Tollhaus: Zur Geschichte der ersten Königlich-Württembergischen Staatsirrenanstalt Zwiefalten (Psychiatrie, Kultur und Gesellschaft in historischer Perspektive) Gebundene Ausgabe – 25. Juni 2012

1812 wurde im Königreich Württemberg die erste "Staatsirrenanstalt" gegründet und in den nach der Säkularisation 1803 umgewidmeten Gebäuden des ehemals renommierten Benediktinerklosters in Zwiefalten am Fuß der Rauen Alb eingerichtet. Diese Nutzung als psychiatrische Anstalt löste im deutschen Südwesten vergleichsweise früh die unrühmliche Ära der Etablierung von "Tollhäusern" ab. Dies war eine wesentliche Voraussetzung dafür, sozial marginalisierte "Irre" als Kranke und damit auch als Patienten zu begreifen und anzuerkennen. Die in diesem Band veröffentlichten Beiträge stellen neue Arbeiten zu verschiedensten Aspekten der 200-jährigen Entwicklung von Psychiatrie und Gesellschaft einer Region dar: "Zur Geschichte der ersten Königlich-Württembergischen Staatsirrenanstalt Zwiefalten".


2. Online-Artikel zur Nazi-Euthanasie in Nord- und Süd-Baden

STADT UND UNIVERSITÄTSKLINIKUM GEDACHTEN OPFERN NATIONALSOZIALISTISCHER MEDIZINVERBRECHEN

Heidelberg, 29.01.2024
Gemeinsame Veranstaltung am Holocaust-Gedenktag in der Klinik für allgemeine Psychiatrie
Die Stadt Heidelberg und das Universitätsklinikum Heidelberg haben am Samstag, 27. Januar 2024, bei einer gemeinsamen Gedenkfeier an die Opfer des Holocausts erinnert. Im Mittelpunkt des Gedenkens in der Allgemeinen Psychiatrie im Stadtteil Bergheim standen die Opfer nationalsozialistischer Medizinverbrechen – Menschen, die im Rahmen des gegen Psychiatriepatientinnen und -patienten gerichteten „Euthanasie“-Programms brutal misshandelt und ermordet wurden. Bei der Veranstaltung wurde insbesondere auch der 21 Kinder gedacht, die 1943 und 1944 zu Forschungszwecken in die Heidelberger Psychiatrische Universitätsklinik aufgenommen und 1944 in der Heil- und Pflegeanstalt Eichberg ermordet wurden, um ihre Gehirne in Heidelberg untersuchen zu können. Der Tod dieser Kinder jährt sich im Jahr 2024 zum 80. Mal.
Pressemitteilung der Stadt Heidelberg: „Die Misshandlung und Ermordung dieser 21 Kinder und vieler weiterer Menschen durch die Nationalsozialisten zu Forschungszwecken ist grauenhaft“, sagte Oberbürgermeister Eckart Würzner bei der Gedenkveranstaltung: „Das Schicksal dieser Mädchen und Jungen macht uns einmal mehr deutlich, dass auch hier, mitten in Heidelberg, bestialische Verbrechen begangen wurden. Auch nach nunmehr 80 Jahren erschüttert uns das Leid der Kinder und ihrer Familien zutiefst. Es raubt uns schier die Luft. Wir müssen dem Terror, dem Grauen, ins Gesicht sehen, damit solche Verbrechen nie wieder passieren. Dass Jüdinnen und Juden heute wieder in Deutschland um ihre Sicherheit fürchten, beschämt mich zutiefst.“
„Es ist richtig und wichtig, sich auch den dunklen Kapiteln seiner Vergangenheit zu stellen, denn sie gehören genauso wie die Glanzstunden zu uns“, sagte Professor Ingo Autenrieth, Leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Heidelberg. „Deshalb danke ich ausdrücklich den Verantwortlichen der Ausstellung „Menschen, die noch leben könnten“ dafür, uns dieses Kapitel buchstäblich vor Augen zu führen. Ein Universitätsklinikum darf nie wieder ein Ort sein, vor dem man Angst haben muss, sondern muss ein Ort der Hoffnung sein, an den man sich jederzeit vertrauensvoll wenden kann. Dafür stehen wir jeden Tag ein.“
Prof. Sabine Herpertz, Geschäftsführende Direktorin des Zentrums für Psychosoziale Medizin, sagte: „Gerade als Psychiaterinnen und Psychiater wissen wir, dass psychische Krankheit mit viel Leiden für Betroffene und ihre Familien einhergeht, kein Defekt oder Makel darstellt, sondern Quelle von Einzigartigkeit ist. Wir sehen uns daher in besonderer Weise verpflichtet, an die grausame Geschichte und an die Opfer dieser Zeit unter psychisch kranken Menschen fortwährend zu erinnern.“
Daneben sprachen auch Prof. Dr. Luise Poustka, Ärztliche Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, und Richard Lallathin, Pfarrer der Johannes-Diakonie Mosbach, Grußworte. Prof. Dr. Maike Rotzoll vom Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin an der Philipps-Universität Marburg ging in ihrem Vortrag auf Carl Schneiders Forschung an Kindern in der Heidelberger Psychiatrie 1943/44 ein und gab eine historische Einordnung.
Holocaust-Gedenktag Psychiatrie 2024 044
Vor der Gedenk-Veranstaltung legten (von rechts) Prof. Ingo Autenrieth, Prof. Sabine Herpertz, Oberbürgermeister Eckart Würzner und Katrin Erk (Kaufmännische Direktorin des Universitätsklinikums Heidelberg) einen Kranz am Mahnmal nieder, das an die ermordeten Kinder erinnert. (Foto: Philipp Rothe)
Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn
Zugleich erinnert die Ausstellung „Menschen die noch hätten leben können“ in der Sammlung Prinzhorn – eine Einrichtung des Universitätsklinikums Heidelberg – an weitere Opfergruppen: Zwangssterilisierte, als „asozial“ angesehene und in Konzentrationslager eingewiesene Menschen, „Euthanasie“-Opfer und in Vernichtungslagern Ermordete. Die Ausstellung zeigt 150 sehr unterschiedliche Werke aus dem gesamten 20. Jahrhundert. Die Werke verbindet, dass ihre Autorinnen und Autoren allesamt Opfer nationalsozialistischer Verbrechen wurden. Die Ausstellung in der Sammlung Prinzhorn, Voßstraße 2, ist noch bis 31. März 2024 zu den regulären Öffnungszeiten zu sehen: mittwochs von 11 bis 20 Uhr, dienstags sowie donnerstags bis sonntags von 11 bis 17 Uhr. Weitere Informationen
Hintergrund
Die Vereinten Nationen haben 2005 den Jahrestag der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945 – den 27. Januar – zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocausts erklärt. Die Stadt Heidelberg gedenkt jährlich an diesem Tag den Opfern des Nationalsozialismus. Jedes Jahr steht eine andere Opfergruppe im Mittelpunkt des Gedenkens.
https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/


Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus

Die Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus umfassen die systematische Ermordung von etwa 216.000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland und den besetzten bzw. annektierten Gebieten von 1933 bis 1945.[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/Krankenmorde_in_der_Zeit_des_Nationalsozialismus


Tötungsanstalt Grafeneck

In der Tötungsanstalt Grafeneck bei Gomadingen im heutigen baden-württembergischen Landkreis Reutlingen wurden im Jahr 1940 im Rahmen der Krankenmorde in der Zeit des Nationalsozialismus, der so genannten Aktion T4, systematisch 10.654 Menschen mit Behinderung, vor allem aus Bayern, Baden und Württemberg, aber auch aus Hessen und dem heutigen Nordrhein-Westfalen, ermordet.[1]
https://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%B6tungsanstalt_Grafeneck


NS-Euthanasie: Wahrnehmungen – Reaktionen – Widerstand: im kirchlichen und religiösen Kontext (Historische Texte des Lern- und Gedenkorts Schloss Hartheim, Band 4) Taschenbuch – 19. Juli 2021

Über 70.000 Menschen fielen in den Jahren 1940 und 1941 der NS-Euthanasieaktion "T4" zum Opfer. Der Widerstand gegen den ersten Massenmord des NS-Regimes wird meist mit den Predigten des Münsteraner Bischofs Clemens August Graf von Galen assoziiert. Weniger bekannt sind die Hintergründe des bischöflichen Abwägens und Zögerns sowie andere Formen der Reaktionen in einzelnen Diözesen und der Bevölkerung. Opposition war meist ein isoliertes Handeln von Einzelpersonen in verschiedenen beruflichen Handlungsfeldern. Dieser Band präsentiert neue biografische und regionalgeschichtliche Forschungen zum Thema. Der Schwerpunkt liegt dabei auf den konfessionellen Milieus. Die Beiträge liefern einen nuancierten Überblick zu Wissen über und zu Reaktionen auf die NS-Euthanasie sowie zu den Versuchen, ihre Umsetzung zu verhindern bzw. zu stoppen.


Geschichte Grafenecks in den Jahren 1939-1941

Übersicht
Grafeneck 1940 und die „Aktion T4“ in den Jahren 1939-1941
Zentrale Planung und Steuerung der Morde
Die Morde von Grafeneck – arbeitsteilige Täterschaft
Das Ende der „Euthanasie“-Verbrechen in Grafeneck im Dezember 1940
Der Komplex der NS-„Euthanasie“-Verbrechen
Übersicht Grafeneck

Grafeneck 1940 und die „Aktion T4“ in den Jahren 1939-1941
Grafeneck um das Jahr 1935. Foto: Gedenkstätte Grafeneck – Dokumentationszentrum
Das Schloss Grafeneck, 60 Kilometer südlich von Stuttgart auf der Schwäbischen Alb gelegen, war das erste von sechs Vernichtungszentren der sogenannten Aktion T4 im Deutschen Reich.
Im Januar 1940 begannen hier die Morde an über 10.654 Menschen, die von den Nationalsozialisten als „lebensunwertes Leben“ stigmatisiert wurden. Am 14. Oktober 1939 war das Samariterstift Grafeneck für „Zwecke des Reichs“ beschlagnahmt und die Bewohner der Pflegeanstalt in das Kloster Reutte gebracht worden.
Fünf weitere Vernichtungszentren wurden im Zeitraum von Februar 1940 bis Januar 1941 eingerichtet:
Brandenburg an der Havel (Beginn der Morde im Februar 1940)
Hartheim in Alkoven bei Linz (Beginn der Morde im Mai 1940)
Pirna-Sonnenstein (Beginn der Morde im Juni 1940)
Bernburg an der Saale (Beginn der Morde im November 1940)
Hadamar bei Limburg (Beginn der Morde im Januar 1941)
In den Jahren 1940 und 1941 wurden mehr als 70.000 Menschen mehrheitlich mit geistiger Behinderung oder psychiatrischer Erkrankung in den Anstalten durch Vergiftung mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet. Diese Verbrechen wurden von den Nationalsozialisten verharmlosend als „Gnadentod“ oder „Euthanasie“ bezeichnet.
Grafeneck, als erstes von sechs Vernichtungszentren als „Anstalt A“ bezeichnet, steht dabei für den Beginn der systematisch-industriellen Ermordung von Menschen im NS-Staat.
Zentrale Planung und Steuerung der Morde
Kennzeichnend für die nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen war ihre zentrale Planung und Steuerung. An der Spitze der „Aktion T4“ standen der Leiter der Kanzlei des Führers Philipp Bouhler und der Begleitarzt Hitlers Dr. Karl Brandt.
Weitere Stellen wie das Reichsinnenministerium und die Innenministerien der Länder waren in die Planungen involviert. Im Falle Grafenecks waren das die Innenministerien der Länder Württemberg, Baden und Bayern. Der Name „Aktion T4“ geht dabei auf den Sitz der eigens gegründeten Planungs- und Lenkungsbehörde in der Tiergartenstraße 4 in Berlin zurück. Es handelt sich dabei nicht um eine zeitgenössische Bezeichnung, sondern um einen in der Nachkriegszeit geprägten Begriff.
In einem auf den 1. September 1939 zurückdatierten Schreiben vom Oktober 1939 beauftragte Hitler Bouhler und Brandt damit, wie es in dem Schreiben heißt, „die Befugnisse namentlich zu bestimmender Ärzte so zu erweitern, dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“.
Das Auftragsschreiben verschleierte bewusst die historische Realität. Zu keiner Zeit ging es den Tätern um Leidensverminderung und Leidensverkürzung, niemals um Sterbehilfe, niemals um „Gnadentod“ und Erlösung.
Hinter den Zeilen steht der Auftrag zu einem staatlichen Verbrechen aus „rassenhygienischen“ Motiven und ökonomischen Kosten-Nutzen-Überlegungen.
Die Morde von Grafeneck – arbeitsteilige Täterschaft
Zentrale der „Aktion T4“ in Berlin. Foto: Archiv Gedenkstätte Grafeneck – Dokumentationszentrum
Der Massenmord von Grafeneck war eines der „staatlichen arbeitsteiligen Großverbrechen“ des Nationalsozialismus. Mit einher ging eine „arbeitsteilige Täterschaft“: Hand in Hand arbeiteten eine Vielzahl von Institutionen, Organisationen und Personen auf den Ebenen des Reichs, der Länder und direkt vor Ort in Grafeneck zusammen.
Von Berlin aus wurden die Anstalten erfasst. Hierfür wurden in einem ersten Schritt alle Heil- und Pflegeanstalten Deutschlands angeschrieben (ungefähr 500 Einrichtungen mit 350.000 Patienten und Heimbewohnern). Die Patienten und Heimbewohner wurden mit Hilfe von Fragebögen erfasst, welche wiederum an Gutachter und Obergutachter weitergeleitet wurden. Diese selektierten und bestimmten schließlich die Opfer.
Innenministerium in Stuttgart. Foto: Archiv Gedenkstätte Grafeneck – Dokumentationszentrum
Das württembergische Innenministerium in Stuttgart und das badische Innenministerium in Karlsruhe ordneten die Deportationen nach Grafeneck an. In den Dokumenten der staatlichen Bürokratie ist hierbei die Rede von „Verlegungen“. Der Vorschlag, Grafeneck als die reichsweit erste Vernichtungsstätte auszuwählen, stammte ebenfalls von den Beamten des württembergischen Innenministeriums. In Einzelfällen bereisten sie auch die Einrichtungen des Landes, um die Ausfüllung der Meldebogen zu erzwingen oder diese selbst vorzunehmen.
Die „Grauen Busse“ in Stetten. Foto: Archiv Diakonie Stetten
Die „Grauen Busse“ in Stetten. Foto: Archiv Diakonie Stetten
Für die Deportationen nach Grafeneck setzten die Täter – das Personal bestand aus knapp einhundert Männern und Frauen – die zur Metapher für das Verbrechen gewordenen „Grauen Busse“ und von der Reichspost überlassene rote Busse ein. Die Opfer wurden nur wenige Stunden nach ihrer Ankunft in einem zur Gaskammer umgebauten Nebengebäude des Schlosses mit Kohlenmonoxid-Gas ermordet. Die Leichen wurden vor Ort in einem eigens errichteten Gebäude in drei Krematoriumsöfen verbrannt.
Ein im Schloss untergebrachtes Polizei- und Sonderstandesamt stellte die Sterbeurkunden aus. Diese wurden den Angehörigen der Opfer zusammen mit einem Begleitbrief, dem sogenannten Trostbrief, zugestellt. In allen Fällen war nicht nur die Todesursache gefälscht, sondern ebenfalls die Todesdaten und in nicht wenigen Fällen auch der Sterbeort. Dies diente dazu die Angehörigen und Kostenträger zu täuschen, um etwaige Nachfragen oder Nachforschungen zu verhindern.
„Trostbrief" – Begleitschreiben Theodor K. (Downlaod PDF)
Das Ende der „Euthanasie“-Verbrechen in Grafeneck im Dezember 1940
Im Dezember 1940 endeten die Morde in Grafeneck. Als Gründe hierfür können das Scheitern der Geheimhaltungsbemühungen und zunehmende Proteste von Kirchen, Angehörigen, Einrichtungen sowie aus Kreisen der NSDAP gelten. Protest und Widerstand waren für den Abbruch der Morde jedoch nur ein Aspekt. Noch entscheidender war mit großer Wahrscheinlichkeit die Tatsache, dass, wie einer der Täter sagte, „das Gebiet erschöpft“ und das „Plansoll“ im Dezember 1940 weit überschritten war. Nicht wie ursprünglich geplant 20 Prozent, sondern die Hälfte aller Patienten in südwestdeutschen Einrichtungen war zu diesem Zeitpunkt ermordet worden. Hierfür spricht auch die Versetzung des Grafenecker Täterpersonals in die hessische Anstalt Hadamar, ebenfalls eine Vernichtungseinrichtung, wo die Morde der „Aktion T4“ im Januar 1941 begannen.
Mit dem Massenmord an Patienten und Bewohnern von Heil- und Pflegeanstalten begann ein Weg, der zum Mord an den europäischen Juden führte und in den Vernichtungslagern des Ostens endete, für die Auschwitz-Birkenau als Symbol steht. Der ärztliche Direktor von Grafeneck, Horst Schumann, wurde Lagerarzt von Birkenau. Ein anderer, Christian Wirth, Generalinspektor der „Aktion Reinhardt“, im Zuge derer 1942/43 über 1,3 Millionen Jüdinnen und Juden und Tausende Sinti und Roma in den besetzten polnischen Gebieten ermordet wurden. Jeder vierte Täter von Grafeneck fand Verwendung in den Vernichtungsstätten des Holocaust.
Der Komplex der NS-„Euthanasie“-Verbrechen
Dem Massenmord an Anstaltspatienten durch Gas in den sechs Vernichtungszentren der „Aktion T4“ (1939-1941) waren bereits Mordaktionen des nationalsozialistischen Staates vorausgegangen und weitere folgten nach. Auch diese Mordaktionen, die schon im Sommer 1939 begannen und bis Kriegsende reichten, werden von der historischen Forschung dem Komplex der NS-„Euthanasie“ -Verbrechen zugeordnet. Zu ihnen zählen der als Kinder-„Euthanasie“ bezeichnete Mord an 5.000 Säuglingen und Kindern in sogenannten Kinderfachabteilungen innerhalb bestehender Kliniken in den Jahren 1939 bis 1945 sowie die sogenannte dezentrale „Euthanasie“. Darunter ist die Ermordung von weit über 50.000 Menschen innerhalb der psychiatrischen Kliniken durch Spritzen, Medikamente und Nahrungsmittelentzug in den Jahren 1941 bis 1945 zu verstehen. Ebenso dem Komplex der NS-„Euthanasie“-Verbrechen zugehörig sind die Morde an Psychiatriepatienten in Polen und in der UdSSR.
Übersicht Grafeneck
Geschichte Grafeneck
Begriff "Euthanasie"
Erinnerungsarbeit
"Barrierefreie Gedenkstätte"
Rückblick Jahrestage
Literatur und Materialien
https://www.gedenkstaetten-bw.de/


Der regional vernetzte Krankenmord: Die Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster/Pfalz in Verbindung mit Baden, Bayern, Elsass und Lothringen (Berichte ... »Euthanasie« und Zwangssterilisation) Taschenbuch – 19. Oktober 2018

Der vorliegende Band präsentiert die auf der Herbsttagung des Arbeitskreises zur Erforschung der nationalsozialistischen »Euthanasie« und Zwangssterilisation vom 11.-13.11. 2016 im Pfalzklinikum Klingenmünster vorgestellten neueren Forschungsergebnisse zur Geschichte der NS-»Euthanasie«. Er wird gemeinsam herausgegeben von Mitgliedern des Arbeitskreises und den Mitorganisatoren der Tagung vor Ort und Vertretern der gastgebenden Institution. Ziel der Tagung wie des Tagungsbandes war es vor allem, die Patientenmorde in der Heil- und Pflegeanstalt Klingenmünster in den regionalen südwestdeutschen, auch über damalige Ländergrenzen hinausgreifenden Kontext einzuordnen, verbanden doch Verlegungswege der Opfer die damalige bayrische Pfalz mit dem restlichen Bayern, mit Baden und mit Elsass-Lothringen sowie dem hessischen Hadamar. So finden sich im ersten Teil des Buches – »Klingenmünster im Kontext. Der NS-Krankenmord in regionalen und historischen Bezügen« – Beiträge zur Pfalz, zum Elsass und Bayern. Der zweite Teil des Bandes, »Nach dem Krieg. Klingenmünster, das Hungersterben und die Wahrnehmung des Krankenmordes in der französischen Besatzungszone«, führt das regionalgeschichtliche Thema weiter in die Nachkriegszeit. In der Tradition des Arbeitskreises, auch aktuelle ethische Fragen aufzugreifen, widmet sich der dritte Teil des Bandes der gegenwärtig diskutierten Frage des Datenschutzes und des Erinnerns an Patientenmord-Opfer unter dem Titel »Namensnennung und Erinnerung – gesellschaftliche und familiäre Prozesse«.


EUTHANASIE-GEDENKTAG 2023

27.01.2023, 10:00 - 11:00 Uhr
Am Freitag, 27. Januar 2023 findet der nationale Gedenktag an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft statt. Das Klinikum am Weissenhof gedenkt der Opfer unter Beteiligung von Minister Manfred Lucha, MdL.
Gedenkstein der Opfer der Euthanasie im Klinikum am Weissenhof im Schnee. Aufschrift: "Im Gedenken der 908 Kranken die 1940/41 von den Nationalsozialisten ermordet wurden."
Die Zeit des Dritten Reiches bedeutete für die damalige Heilanstalt Weinsberg den tiefsten Einschnitt in ihrer Geschichte. Am 18. Januar 1940, begann im Rahmen des Euthanasieprogramms unter dem Decknamen T 4 das systematische Morden in Grafeneck. Es war der Auftakt zu einem unvorstellbaren Verbrechen. Unheilbar psychisch Kranke waren die ersten Opfer eines systematischen, von langer Hand vorbereiteten Ausrottungsplans, der sich später auch gegen andere vom NS-Regime als vermeintlich minderwertige eingestufte Menschengruppen ausweitete.
Nach der offiziellen „Einstellung“ der Euthanasie im Jahr 1941 ging das das Morden jedoch unauffällig weiter: Man ließ die Patient*innen einfach verhungern oder verweigerte ihnen jede medizinische Versorgung. Der Euthanasie fielen insgesamt etwa 300.000 Menschen zum Opfer, 10.654 Menschen waren es allein im württembergischen Grafeneck. Darunter waren auch 908 Patient*innen aus der Heilanstalt Weinsberg, die in den „Grauen Bussen“ nach Grafeneck gebracht worden. Heute erinnern ein Gedenkstein und ein Mahnmal im Klinikum am Weissenhof an Patient*innen, die diesem Verbrechen zum Opfer fielen.
Lange Zeit nach dem Kriege blieb die Erinnerung an die Euthanasie verschüttet oder, wahrscheinlich richtiger, sie wurde verdrängt. Die Bevölkerung war mit dem Wiederaufbau und der Organisation des neuen Lebens beschäftigt, die Täter*innen hatten naturgemäß kein Interesse an einer Aufklärung. Nur wenige wurden zur Rechenschaft gezogen. Erst in den 1980er Jahren wurde langsam begonnen, die Vergangenheit aus der NS-Zeit aufzuarbeiten. Der nationale Gedenktag im Jahr 1996 wurde vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt.
Dieses dunkle Kapitel der Zeitgeschichte bewegt die Zentren für Psychiatrie bis heute. Wichtig ist, dass neben den Mitarbeiter*innen der Kliniken alle Bevölkerungsgruppen wach und sensibel bleiben und sich auf Dauer mahnend zu erinnern, damit sich solche Ereignisse nie mehr wiederholen können.
Das Klinikum am Weissenhof erinnert in diesem Jahr mit der zentralen Gedenkfeier der Zentren für Psychiatrie mit einer Veranstaltung mit geladenen Gästen unter Beteiligung von Manfred Lucha, Minister für Gesundheit, Soziales und Integration Baden-Württemberg, an die Opfer des Nationalsozialismus. Programmbeiträge sind ein Vortrag von Dr. Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck zum Thema "Grafeneck 1940 – Geschichte und Erinnerung" sowie ein filmisches Projekt von Auszubildenden der Pflegefachschule am Weissenhof. Musikalisch umrahmt wird die Gedenkfeier von Christoph Soldan. Eine Kranzniederlegung am Gedenkstein mit einem Beitrag der Klinikseelsorge schließt das Programm am Gedenktag ab.
https://www.klinikum-weissenhof.de/ueber-uns/aktuelles/detail/euthanasie-gedenktag-2023


Zentrum für Psychiatrie Weinsberg, Anstalt des öffentlichen Rechts
Geschäftsführerin Anett Rose-Losert
74189 Weinsberg
Telefon 07134 75-0
Telefax 07134 75-4090
Dr. med. Matthias C. Michel
Ärztlicher Direktor
Tel. 07134 75-1720
m.michel(at)klinikum-weissenhof.de

Liste von Abgabeanstalten an die NS-Tötungsanstalt Grafeneck
Die Liste von Abgabeanstalten an die NS-Tötungsanstalt Grafeneck umfasst die Heil- und Pflegeanstalten für psychisch kranke Menschen, aus denen im Dritten Reich im Rahmen der Aktion T4 Patienten in die Tötungsanstalt Grafeneck bei Gomadingen transportiert und ermordet wurden.[1][2] Die Aufarbeitung der Schicksale der Patienten durch die Geschichtswissenschaft ist bis heute noch nicht abgeschlossen; die Liste daher auch nicht endgültig.
Insgesamt gab es sechs Tötungsanstalten, in welche Patienten direkt oder über Zwischenanstalten zur Ermordung verbracht wurden. Grafeneck war vom 20. Januar 1940 bis Dezember 1940 in Betrieb. Für Grafeneck waren mit Stand August 2017 insgesamt 48 betroffene Einrichtungen aus den heutigen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bekannt. Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, traf bei den Auswertungen der heute zur Verfügung stehenden Quellen die Definition, „dass Patienten und Heimbewohner zu der Einrichtung zu zählen sind, wo sie am 1. Januar 1940 untergebracht waren.“
Die Aktion T4 war ein Teil der Krankenmorde im Nationalsozialismus.
T4-Deportationen von 422 Personen aus der Staatlichen Heilanstalt für Geisteskranke Klinikum am Weissenhof Weinsberg Württemberg 422 [2]
https://de.wikipedia.org/


Der Kinder- und Jugendpsychiater Hans Heinze und die "NS-Euthanasie" unter besonderer Berücksichtigung der "Kinderfachabteilung" in ... und Ethik der Medizin / Neue Folge) Taschenbuch – 15. Januar 2019

Hans Heinze, Direktor der Landesanstalt Görden, war einer der wichtigsten Protagonisten der NS-Euthanasie . In diesem Buch werden Leben und Werk dieses Psychiaters mit Schwerpunkt Kinder- und Jugendpsychiatrie detailliert dargestellt. Neue Forschungsergebnisse enthält das Buch u.a. zu der ersten Kinderfachabteilung des Reichsausschusses, die in Görden eingerichtet wurde. H. Jenner konnte auf der Grundlage der Aufnahmebücher 163 Reichsausschusskinder sicher identifizieren, von denen 141 nachweislich in Görden starben.



28.01.23 - VERANSTALTUNG ZUM TAG DES GEDENKENS AN DIE OPFER DES NATIONALSOZIALISMUS

28.01.2023, 17:00 - 19:00 Uhr, Festhalle im PZN
​Das Psychiatrische Zentrum Nordbaden befasste sich ab den 1980er Jahren intensiv mit den dunkelsten Kapiteln seiner Geschichte. Erste Mahnmale entstanden auf Initiativen der Kirchen und Mitarbeitenden.

Weitere 30 Jahre dauerte die Aufarbeitung weitgehend unbekannter Geschehnisse um die Täter und Opfer. Dabei gelang es auch, die Namen der über 2000 abtransportierten T4-Opfer zu recherchieren.
Ähnlich wie die Ermordung psychisch Kranker gehörte auch der Holocaust an den Sinti und Roma über Jahrzehnte zu den vernachlässigten Kapiteln der deutschen Geschichte. Erst 1982 erkannte der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt den Völkermord an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus offiziell an.
Es bedurfte schon immer engagierter und mutiger Menschen, die sich Ausgrenzungen, Hass, fremdenfeind-lichen, menschenverachtenden Aktivitäten sowie menschenrechtsverletzenden gesellschaftspolitischen Strömungen entgegensetzten. Die Ausstellung zeigt den langen Weg, den die Bürgerrechtsbewegung der Sinti und Roma im Kampf für eine gleichberechtigte Teilhabe inzwischen zurückgelegt hat. Doch noch immer sind Sinti und Roma mit Ausgrenzung, Diskriminierung und Antiziganismus konfrontiert.
Wir laden Sie zu dieser Gedenkveranstaltung am
Samstag, 28. Januar 2023 um 17 Uhr in der Festhalle im PZN ein.
Wir freuen uns über Ihre Teilnahme.
Dr. Jutta Kammerer-Ciernioch                    Walter Reiß
Ärztliche Direktorin PZN Wiesloch              Pflegedirektor PZN Wiesloch
Coronahinweis: Für den Besuch gilt die Hausregel des PZN. Wir bitten unsere Gäste, in den Veranstaltungsräumen eine FFP2-Maske zu tragen.
Gerne dürfen Sie Interessierte auf die Veranstaltung aufmerksam machen, das Plakat und Programm können Sie herunterladen:
Plakat 2023 Gedenktag an die NS-Opfer
Programm 2023 Gedenktag an die NS-Opfer
https://www.pzn-wiesloch.de/


»Euthanasie«, Zwangssterilisationen, Humanexperimente: NS-Medizinverbrechen an Rhein und Sieg 1933–1945 (Stadt und Gesellschaft)

Über 200.000 Menschen starben durch die nationalsozialistische "Euthanasie". Die Zahl jener, die durch Zwangssterilisierungen oder unmenschliche Experimente in den Konzentrationslagern und anderen Einrichtungen unwiderrufbare psychische und physische Schäden erlitten, ist noch viel höher. Der Einzelne wurde zur Zahl, zum unerwünschten Teil der "Volksgemeinschaft". Das Leid der Opfer an Rhein und Sieg sowie das System, das sie dazu machte, hat der Rhein-Sieg-Kreis gemeinsam mit dem LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte seit 2017 in einer breitangelegten Studie erforscht. Ganz konkret wird nach Taten und Tätern, vor allem aber nach den Betroffenen und deren Schicksalen gefragt. Dabei stehen zwangsweise durchgeführte Sterilisationen von Kranken und die Ermordung von Menschen mit psychischer oder geistiger Beeinträchtigung im Vordergrund. Eine gemeinsame Publikation des Rhein-Sieg-Kreises und des LVR-Instituts für Landeskunde und Regionalgeschichte.


MEHR ALS 1.000 NS-OPFER
Forschungsprojekt zu Euthanasie in Mannheim

STAND
30.12.2021, 13:10 UHR
Mehr als tausend Mannheimer sind der NS-Euthanasie zum Opfer gefallen. Das konnte Historikerin Lea Oberländer in einem dreijährigen Forschungsprojekt nachweisen.
Die Historikerin will mit ihrer Arbeit herausfinden, wie die Mannheimer Stadtgesellschaft während der NS-Zeit und danach damit umgegangen ist.
"Nach meinen Recherchen wurden mindestens 1.040 Männer, Frauen und Kinder aus Mannheim im System der Euthanasie ermordet."
Historikerin Lea Oberländer
Einzelne Schicksale stehen für viele
Lea Oberländer schildert exemplarisch Schicksale, wie das des fünfjährigen Mädchens Doris Ueberrhein. Das Mannheimer Stadtjugendamt entzog das Kind den Eltern, weil sie mit dem geistig behinderten Mädchen überfordert gewesen seien. Doris kam 1940 in die Anstalt nach Wiesloch. Im Juli 1941 wurde sie mit einer Dosis Luminal vergiftet. Als offizielle Todesursache wurden Kreislaufschwäche und Gehirnödem notiert.
Nicht-Wissen war einfach
Die NS-Euthanasie war geheim. Aber wenn man ein bisschen gegraben hätte, hätte man etwas herausfinden können, sagt Lea Oberländer.
"Man hat es den Menschen leicht gemacht, nichts zu wissen."
Das System funktionierte auch in den Fällen, in denen Mannheimer Familien alles versuchten, um ihre Angehörigen aus der Wieslocher Anstalt herauszuholen - wie der verzweifelte Ehemann von Luise Dörsam.
"Ich richte hiermit erneut die Bitte an Sie, mir doch zu gestatten, meine Frau nach Hause zu holen. […] Ich bin überzeugt davon, dass es mir gelingt, gerade jetzt in den Sommermonaten, sie wieder etwas lebensfroher zu stimmen."
Aus der Dissertation von Lea Oberländer
Luise Dörsam wurde im Juli 1940 nach Grafeneck abtransportiert und dort ermordet.
Grafeneck gilt als erster Ort, an dem Menschen systematisch und "industriell" ermordet wurden. Hier starben 10.654 körperlich oder geistig Behinderte. (Foto: dpa Bildfunk, picture alliance / dpa | Daniel Naupold)
Grafeneck gilt als erster Ort, an dem Menschen systematisch und "industriell" ermordet wurden. Hier starben 10.654 körperlich oder geistig Behinderte.
Erinnerung lebendig halten
Lea Oberländer kritisiert, dass sich in Mannheim keine nennenswerte Erinnerungskultur an Euthanasieopfer etabliert habe. Mit Peter Schäfer, dem Mannheimer "Blumepeter“ wäre eine Symbolfigur vorhanden, so die Historikerin.
"Es wäre schön, wenn das Andenken an ihn mit "Blumepeterfest" oder "Bloomaulorden" ergänzt würde durch das Schicksal dahinter - ein trauriges und mahnendes Leben für den Umgang mit behinderten Menschen in der damaligen Zeit."
Historikerin Lea Oberländer
STAND
30.12.2021, 13:10 Uhr
SWR
https://www.swr.de/


Annas Spuren: Ein Opfer der NS-"Euthanasie"

Per Zufall stößt sie auf ein Familiengeheimnis: Anna war geistig behindert; die Nazis vollstreckten an ihr 1940 den "Gnadentod" in der Gaskammer von Grafeneck. Als Sigrid Falkenstein den Namen ihrer Tante auf einer Tötungsliste im Internet findet, Beginnt sie zu recherchieren: Aus dem Familiengedächtnis, mithilfe alter Fotos und durch das Studium von Patientenakten rekonstruiert sie Annas tragische Lebensgeschichte, um sie gemeinsam mit dem Psychiater Frank Schneider in einen größeren Kontext zu stellen. Annas Tod steht für den Massenmord an etwa 300 000 psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen, die im Sinne der Rassen- und Erbhygiene vernichtet wurden. Ein anrührendes Buch und zugleich eine eindringliche Mahnung.


„Wohin bringt ihr uns?“ NS-„Euthanasie“ am Beispiel von Weissenau

Autor: Juliane Holland
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Tübingen -
Ständiges Denkmal in der ehem. Pforte der Heil- und Pflegeanstalt Weissenau, heute ZfP Südwürttemberg, Weissenau
Kurzbeschreibung des Moduls:
In diesem Unterrichtsmodul lernen die Schülerinnen und Schüler die Maßnahmen der NS-Rassenpolitik, die in der NS-„Euthanasie“ mündeten, am Beispiel der Patienten aus der Heil- und Pflegeanstalt Weissenau bei Ravensburg kennen. Dabei stehen die Opfer und Hinterbliebenen im Mittelpunkt.
Kontakt
Institut für Bildungsanalysen
Baden-Württemberg (IBBW)
─ Landesbildungsserver ─
Heilbronner Straße 172
D-70191 Stuttgart
Telefax+49 711 6642-1099
E-Mailinfo@mail.schule-bw.de
https://www.schule-bw.de/


Die Belasteten: ›Euthanasie‹ 1939-1945. Eine Gesellschaftsgeschichte

****Die »Euthanasie-Morde« - und wie wir bis heute damit umgehen***** Götz Aly zählt zu den einflussreichsten und kontroversten NS-Historikern - dieses von der Süddeutschen Zeitung als bemerkenswert und unbequem bezeicnete Buch ist wohl sein eindringlichstes und persönlichstes. Schonungslos legt er offen, wie weit die nationalsozialistische »Euthanasie« in die Gesellschaft hineinwirkte und welche Spuren sie bis heute hinterlassen hat. 200.000 Deutsche wurden zwischen 1939 und 1945 ermordet, weil sie psychisch krank waren, als aufsässig, erblich belastet oder verrückt galten. Nicht wenige Angehörige nahmen den Mord an ihren behinderten Kindern, Geschwistern, Vätern und Müttern als Befreiung von einer Last stillschweigend hin. Die meisten Familien schämen sich bis heute, die Namen der Opfer zu nennen. Beklemmend aktuell lesen sich die Rechtfertigungen der vielen Beteiligten: Erlösung, Gnadentod, Lebensunterbrechung, Sterbehilfe.
Götz Aly bringt mit seinem neuen Buch Licht in ein düsteres Kapitel der deutschen Gesellschaftsgeschichte: Heute ist von den erwachsenen Deutschen jeder achte direkt mit einem Menschen verwandt, der den ›Euthanasie‹-Morden zum Opfer fiel.


"Unwertes Leben"? "Euthanasie" in der Illenau

Autor: Florian Hellberg
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte an der ZSL-Regionalstelle Freiburg -

Kurzbeschreibung des Moduls:
Das binnendifferenzierte Modul richtet sich in erster Linie an Schülerinnen und Schüler der Sek. I. Es werden Materialien für das G-, M- und E-Niveau sowie Vertiefungen für die Sek. I/II bereitgestellt.
Anhand des vorliegenden Moduls lässt sich die Verfolgungsgeschichte von Menschen mit körperlichen und psychischen Krankheiten aus der Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern im Rahmen des Verbrechenskomplexes der NS-„Euthanasie“ untersuchen.
In der ersten Doppelstunde stehen inhaltlich exemplarische Opfer des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ aus dem südlichen Oberrhein im Zentrum. Hierbei werden auch die zweckrationalen und rassistischen Denkmuster der NS-Bevölkerungspolitik analysiert.
Die zweite Doppelstunde fokussiert das Verhalten des Illenauer Anstaltsleiters, Dr. Hans Roemer, im Kontext der „Aktion T4“. Dabei wird überprüft, inwiefern Roemers Kritik der Krankentötungen als Widerstand zu bezeichnen ist.
Empfehlenswert ist, dass die Schülerinnen und Schüler bereits im Vorfeld Kenntnisse zur den ideologischen Grundlagen des Nationalsozialismus (G/M/E 3.2.8.1) erworben haben.
Kontakt
Institut für Bildungsanalysen
Baden-Württemberg (IBBW)
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Mit Schwerpunkt auf die NS-Zeit werden die ersten 50 Jahre der 1905 gegründeten Einrichtung, des heutigen Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN), in Wiesloch dargestellt. Zwischen 1940 und 1944 sind von dort über 2000 Patienten systematisch in Einrichtungen verlegt worden, wo sie entweder sofort ermordet wurden oder nur sehr eingeschränkte Überlebensbedingungen vorfanden. Mehr als zwei Drittel von ihnen sind umgekommen. Abschließend geht es um die frühe Aufarbeitung nach Kriegsende und die Tendenzen zum Verschweigen, Verdrängen und Schönreden.



ThemenPräsentationen + Themenzugänge
"Tötung in einer Minute." Quellen zur Euthanasie im Staatsarchiv Ludwigsburg.

Euthanasie - Krankenmorde in Grafeneck I
In dem Schreiben des Württembergischen Innenministers Nr. X 4015 teilt dieser mit, dass er Dr. Mauthe und Dr. Eyrich mit dem Ausfüllen und der Überwachung der Meldebogen beauftragt hat. Desweiteren sollen die Anstalten bis zum 5. Oktober 1940 eine Liste ihrer Patienten ("Schwachsinnige, Epileptische und Geisteskranke") in zweifacher Fertigung bei Dr. Mauthe vorlegen.
Das Schreiben des Württembergischen Innenministers Nr. X 4792 ist an die staatlichen Heilanstalten, drei Privatanstalten sowie an die Zentralleitung für das Anstalts- und Stiftungswesen in Stuttgart adressiert, die über die "Verlegungen" ihrer Insassen "auf Grund der gegenwärtigen Lage" im Auftrag des Reichsverteidigungskommissars informiert werden. Alle auf Staatskosten untergebrachten geistig Behinderten waren dem württembergischen Innenministerium in Stuttgart zu melden, das die Transportlisten nach Grafeneck zusammenstellte. Zu diesem Zweck mussten alle Heil- und Pflegeanstalten einen Meldebogen ausfüllen. Ganz unten ist Meldebogen 1 abgebildet
Meldebogen (Staatsarchiv Ludwigsburg E 191 Bü 6861)
https://www.landesarchiv-bw.de/

Euthanasie - Krankenmorde in Grafeneck II
Die Transportlisten geben die laufende Nummer, den Namen und Vornamen sowie die Diagnose der Opfer an.
Unten ist eine Transportliste von 71 männlichen Pfleglingen abgebildet, die am 3. Juni 1940 von der Heilanstalt Winnental nach Grafeneck verlegt wurden.
Die zweite Transportliste führt 75 weibliche Pfleglinge der Heilanstalt Winnental auf, die am 24. Juni 1940 nach Grafeneck verlegt wurden.
Transportlisten der Heilanstalt Winnental aus dem Jahr 1940 (Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902/24 Bü 49/60/1881)
https://www.landesarchiv-bw.de/

Euthanasie - Krankenmorde in Grafeneck III
Bericht des Leiters der Heilanstalt Winnental, Dr. med. Otto Gutekunst, an die amerikanische Militärregierung über die Verlegung von Kranken nach Grafeneck:
Ende 1939 musste die Heilanstalt Winnental im Auftrag von Dr. Linden für jeden ihrer Patienten einen Meldebogen ausfüllen. Am 16. Februar 1940 wurde Gutekunst von dem Württembergische Ministerialrat Dr. Eugen Stähle in die "Aktion - T4" eingeweiht und somit über den eigentlichen Zweck der Meldebogen - welcher ihm bis zu diesem Zeitpunkt nicht klar war - informiert.
Am 30. Mai 1940 war die erste "Verlegung" aus der Heilanstalt Winnental. Die 90 Opfer wurden von drei grauen Bussen abgeholt und direkt nach Grafeneck gebracht. Ihre Kleider, Akten und Krankheitsgeschichten - wertvolle wissenschaftliche Dokumente, die man später vernichtet hat - wurden nach Grafeneck mitgenommen. Es folgten "Verlegungen" nach Grafeneck am 3. Juni, am 11. Juni und am 24. Juni 1940.
Von den ersten "Verlegungen" waren vor allem Kranke betroffen, die an "Schwachsinn, Endzuständen von Schizophrenien und anderen Psychosen litten, das heißt blöde, unheilbar und zu keiner geordneten Arbeit zu verwenden waren". Zum Unverständnis von Gutekunst wurden danach Patienten "verlegt", die "geistig noch besonnen, nicht verblödet und brauchbare Arbeiter waren". Gutekunst gelang es, jeweils 10 bis 15 Opfer vor den ersten "Verlegungen" zu retten, bei den letzten beiden konnte er sogar einen großen Teil zurückhalten: Statt 85 - 90 Kranke, wurden am 23. Juli 39 und am 29. November 61 "verlegt".
Auf Grund seiner Rettungsaktionen musste sich Gutekunst bei Dr. Stähle verantworten, der Gutenkunsts Einwände akzeptierte. Nach dem 29. November wurden aus Winnental keine Patienten mehr nach Grafeneck "verlegt".
Schließlich betonte Gutekunst, dass die "Verlegungen" von ihm, als auch von den Ärzten und dem Pflegepersonal der Heilanstalt Winnental als eine "Kulturschande" angesehen wurden. Gutekunst nahm an, dass die Nationalsozialisten vor allem wirtschaftliche Gründe für die "Euthanasie" - Aktion hatten. So konnte zum Beispiel gespart werden, indem die Betreuung für die Kranken weg fiel oder ihre Nahrung reduziert wurde. Gutekunst wusste auch von den nationalsozialistischen Absichten, durch die Euthanasie den "Volkskörper zu reinigen" und ihn "rassisch aufzuwerten". Außerdem hatte das NS - Regime geplant, die frei gewordenen Räumlichkeiten der Anstalten für eigene Zwecke zu nutzen.
Die Reaktion der Angehörigen war laut Gutekunst unterschiedlich: Die einen sahen den Tod ihrer Verwandten tatsächlich als Erlösung, andere waren hingegen sehr bestürzt. Alle waren jedoch darüber empört, wie sie über den Tod ihres Verwandten informiert wurden. Die Gründe für das Beenden der "Verlegungen" nach Grafeneck im März 1941 sah Gutekunst zum einen im zunehmenden Widerstand als auch in der zunehmenden Feindpropaganda. Die durch die "Verlegungen" frei gewordenen Betten, wurden durch Neuaufnahmen wieder belegt. Ende 1941 waren sogar 13 Patienten mehr in der Heilanstalt Winnental, als vor der "Euthanasie" - Aktion.
22. Juli 1945 (Staatsarchiv Ludwigsburg EL 902/24 Bü 49/60/1881)
https://www.landesarchiv-bw.de/

Euthanasie - Krankenmorde in Grafeneck IV
Die Sterbeurkunden wurden den Hinterbliebenen zusammen mit einem Anteilnahme vorgebenden Anschreiben übersandt.
Am 3. Juli 1940 informierte die Landespflegeanstalt Grafeneck Karl B. über den Tod seines Sohnes: "Es tut uns aufrichtig Leid, Ihnen mitteilen zu müssen, dass ihr Sohn Otto B. am 2. Juli 1940 in unserer Anstalt plötzlich und unerwartet an einer eitrigen Mandelentzündung und anschließender Blutvergiftung verstorben ist." Der Vater sollte den Tod seines Sohnes als Erlösung ansehen, da sein Leben für ihn als auch für seine Angehörigen nur eine "Qual" gewesen sei. Auf Grund der angeblichen Seuchengefahr in Grafeneck, wurde der Leichnam eingeäschert. Innerhalb von 14 Tagen musste Karl B. mitteilen, wo die Urne beigesetzt werden soll.
Das Schreiben der Landespflegeanstalt Brandenburg a. H. vom 1. August 1940 ist ähnlich aufgebaut: Lina J. erfuhr durch die "Erfüllung einer traurigen Pflicht" vom Tod ihres Mannes Otto J. Als Todesursache wurde eine Lungenentzündung mit anschließender Kreislaufschwäche angegeben. Weiter lautete es: "Alle Bemühungen, ihren Gatten am Leben zu erhalten blieben leider erfolglos." Jedoch sollte auch Lina J. auf Grund "der Art und Schwere des Leidens" den Tod von Otto J. als Erlösung ansehen. Da der "Verbreitung von Infektionskrankheiten" vorgebeugt werden musste, wurde der Leichnam sofort eingeäschert.
Todesnachrichten (Staatsarchiv Ludwigsburg E 191 Bü 6861)
https://www.landesarchiv-bw.de/


Silence, Scapegoats, Self-reflection: The Shadow of Nazi Medical Crimes on Medicine and Bioethics (Formen der Erinnerung) (English Edition)

Since the end of World War II, Nazi medical atrocities have been a topic of ambivalent reactions and debates, both in Germany and internationally: An early period of silence was followed by attempts of victims and representatives of medical organisations to describe what happened. Varying narratives developed, some of which had a stabilizing function for the identity of the profession, whereas others had a critical and de-stabilizing function. In today's international debates in the field of medical ethics, there are frequent references to Nazi medical atrocities, in particular in the context of discussions about research on human subjects, and on euthanasia. The volume analyses the narratives on Nazi medical atrocities, their historicity in different stages of post-war medicine, as well as in the international discourse on biomedical ethics.


OPFERBIOGRAFIEN
Biografien von Opfern der NS-"Euthanasie"-Verbrechen

Von 1940 bis 1945 wurden in Deutschland und Teilen des besetzten Europas an die 300.000 als behindert und psychisch krank eingestufte Menschen ermordet. Ziel der Politik des Dritten Reiches war es, seine Opfer zu vernichten und alle Spuren zu beseitigen. Unser Anliegen ist es, die Lebensgeschichten wieder sichtbar zu machen. In Zusammenarbeit mit Angehörigen und Gedenkinitiativen entstanden bereits zahlreiche Biografien von Opfern der nationalsozialistischen Patientenmorde. Diese Sammlung ist nicht abgeschlossen und wird ständig erweitert.  
https://www.gedenkort-t4.eu


»Ich war von jeher mit Leib und Seele gerne Pflegerin«. Über die Beteiligung von Krankenschwestern an den »Euthanasie«-Aktionen in Meseritz-Obrawalde Taschenbuch – 18. Januar 2022

Diese studentische Projektarbeit beschäftigt sich mit den Mordaktionen an psychisch Kranken und behinderten Menschen in der psychiatrischen Anstalt Meseritz-Obrawalde (Pommern) in der Zeit des Nationalsozialismus. Anhand der Aussagen der angeklagten Krankenschwestern während des Mordprozesses in den sechziger Jahren werden die Hintergründe ihres Handelns und die spezifische Beteiligung von Pflegenden an den Mordaktionen untersucht.



Juristische Aufarbeitung nach 1945 I

Bald nach Kriegsende wurden die Verantwortlichen an den Morden in Grafeneck zur Rechenschaft gezogen.
Unten sind folgende Zeitungsartikel abgebildet:
"Euthanasie - Verbrechen vor Gericht" (Den acht Angeklagten wird die Beteiligung an der "Euthanasie" - Aktion in Grafeneck vorgeworfen. Vor Gericht stehen: Dr. Otto Mauthe, der ehemalige Landesjugendarzt und Psychiater Dr. Max Eyrich, der ehemalige Arzt in der Heilsanstalt Zwiefalten Dr. Alfons Stegmann, die leitende Ärztin in Zwiefalten Dr. Meta Fauser, die beiden Beamten des Standesamtes Jakob Wöger und Hermann Holzschuh, der ehemalige Krankenpfleger Heinrich Unvertau sowie die Krankenschwester Maria Appinger.)
"Der Grafeneck - Prozeß" (Das Ergebnis des zweiten Verhandlungstages: Dr. Mauthes Reaktion auf die zahlreichen Entlassungsanträge wird als sehr "bürokratisch" bewertet, wodurch seine Schuld bestärkt wird.)
"Vernehmung Dr. Mauthes abgeschlossen".(Die abschließende Vernehmung verbessert die Situation des Angeklagten. Er kann beweisen, dass der Begriff "arbeitsfähig" breit ausgelegt wurde, wodurch einige Kranke nicht nach Grafeneck "verlegt" wurden. Außerdem machten einige Anstaltsleiter das Innenministerium Stuttgart auf die wachsende Beunruhigung innerhalb der Bevölkerung aufmerksam, was für den Richter als Grund für die Schließung Grafenecks im Dezember 1940 angesehen wird.)
"Gnadentod gesetzlich geregelt" (Im "Gaswagenprozess" vor dem Stuttgarter Schwurgericht vesucht sich der Angeklagte Dr. Albert Widmann zu verteidigen: Er sei ein "im Obrigkeitsdenken verhafteter Mensch " gewesen. Widmann wurde gesagt, dass der "Gnadentod" dieser Menschen gesetzlich geregelt sei, ihm keine Schuld zu kommen werde und er sich nicht dafür verantworten müsse. Daher beschaffte er im Auftrag der Reichskanzlei "Gift für Tiere in Menschengestalt." In den 1938 gebauten Gaswagen wurden während der NS - Zeit tausende Menschen mit Kohlenmonoxyd getötet. Dass Juden in Gaswagen hingerichtet wurden, habe Dr. Widmann nicht gewusst. (Insgesamt starben 700.00 Juden in Gaswagen.) Als er jedoch von der Tötung "geistig normaler Menschen" hörte, protestierte er dagegen.)
"Geisteskranke in die Luft gesprengt" (Bericht über die Gerichtsverhandlung des Angeklagten Dr. Albert Widmann, der wegen Beihilfe zum Mord vor Gericht steht.)
Quelle: Stuttgarter Zeitung, 1967.
https://www.landesarchiv-bw.de/


Juristische Aufarbeitung nach 1945 II

Mitschrift der Vernehmung und Fahndungsschreiben von Dr. phil. August Becker
Dr. phil. August Becker wurde am 17. August 1900 geboren und starb im Jahr 1967. Der Chemiker war seit 1931 Mitglied der SS, wurde 1938 nach Berlin in das Reichssicherheitshauptamt (RSHA) versetzt und spielte in der "Aktion T4" eine bedeutende Rolle: Als Gasflaschenlieferer hatte er den Auftrag, das CO-Gas bei der BASF in Ludwigshafen abzuholen um sie anschließend zu den einzelnen Tötungsanstalten zu bringen. Nach Zeugenaussagen nahm er die erste Vergasung im Januar 1940 in der Heilsanstalt Brandenburg bei Berlin, die als "Probevergasung" bekannt ist, selbst vor. Dies widerspricht jedoch seiner eigenen Aussage, "die erste Vergasung wurde durch den Dr. Widmann persönlich durchgeführt. Er bediente den Gashebel und regulierte die Gasmenge." Bei dieser Vergasung wurden innerhalb einer Minute zwischen 18 und 20 Menschen getötet, deren Leichen anschließend verbrannt wurden. Bei der zweiten Vergasung in Brandenburg war Becker jedoch aktiv beteiligt: "Ich sprang als Gasfachmann hinzu und habe durch die Regulierung des Manometers die Gasfuhr so geregelt, dass eine genügende Menge Gas in den Raum kam und die Tötung durchgeführt werden konnte."
Unbestritten ist jedoch, dass Becker in Grafeneck anfangs selbst die Vergasungsanlage bediente: "In Grafeneck habe ich die Leitung und die Unterrichtung des Bedienungspersonals durchgeführt. Ich hatte dort die Leitung bei ein oder zwei Versuchen, nachher konnte es Dr. Schumann in eigener Zuständigkeit alleine ausführen." Bei der ersten Vergasung in Grafeneck durch August Becker wurden 20 Menschen getötet. Nach eigenen Aussagen sei er sich damals "vollkommen darüber klar" gewesen, dass "diese Tötung illegal war." Trotzdem ließ er sich durch Viktor Brack "beruhigen", ein Gesetz würde später die Tötung dieser Menschen legalisieren.
Nach dem Ende der "Aktion T4" im Sommer 1941 wurde Becker gleich im Anschluss mit der Durchführung und Inspektion der Vergasungsaktionen im Osten beauftragt. 1943 wurde er zum SS - Obersturmführer befördert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges musste sich auch der als "Chemiker von Grafeneck" an der Entwicklung des Giftgases und an dessen Einsatz beteiligte Dr. August Becker vor Gericht verantworten. Er wurde schließlich zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, die er jedoch aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes nicht vollständig abzusitzen hatte.
Unten ist die Mitschrift der Vernehmung Beckers aus dem Jahr 1960 sowie das Fahndungsschreiben des Landeskriminalamtes in Baden - Württemberg vom 16. Juni 1967 abgebildet.
Staatsarchiv Ludwigsburg EL 317 III Bü 51
https://www.landesarchiv-bw.de/

Siehe auch:

 



3. Online-Artikel zur Nazi-Euthanasie in den Mosbacher Heil- und Pflegeanstalten für Geistesschwache

Liste von Abgabeanstalten an die NS-Tötungsanstalt Grafeneck

Die Liste von Abgabeanstalten an die NS-Tötungsanstalt Grafeneck umfasst die Heil- und Pflegeanstalten für psychisch kranke Menschen, aus denen im Dritten Reich im Rahmen der Aktion T4 Patienten in die Tötungsanstalt Grafeneck bei Gomadingen transportiert und ermordet wurden.[1][2] Die Aufarbeitung der Schicksale der Patienten durch die Geschichtswissenschaft ist bis heute noch nicht abgeschlossen; die Liste daher auch nicht endgültig.
Insgesamt gab es sechs Tötungsanstalten, in welche Patienten direkt oder über Zwischenanstalten zur Ermordung verbracht wurden. Grafeneck war vom 20. Januar 1940 bis Dezember 1940 in Betrieb. Für Grafeneck waren mit Stand August 2017 insgesamt 48 betroffene Einrichtungen aus den heutigen Bundesländern Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz bekannt. Thomas Stöckle, Leiter der Gedenkstätte Grafeneck, traf bei den Auswertungen der heute zur Verfügung stehenden Quellen die Definition, „dass Patienten und Heimbewohner zu der Einrichtung zu zählen sind, wo sie am 1. Januar 1940 untergebracht waren.“
Die Aktion T4 war ein Teil der Krankenmorde im Nationalsozialismus.
T4-Deportationen von 218 Personen aus der Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache, bes. Jugendliche Johannes-Diakonie Mosbach Mosbach Baden  [2]
https://de.wikipedia.org/


Mathilde Althoff

Mathilde Althoff wurde am 3. November 1914 als uneheliche Tochter von Pauline Althoff und Karl Eismann  in Konstanz geboren. Ihre Mutter war von Beruf Haushälterin, ihr Vater Bauunternehmer. Als ihre Eltern am 11. Juni 1932 in Konstanz heirateten, war sie bereits elf Jahre in einer Heimunterbringung.
GEB.: 03.11.1914, KONSTANZ
EINGEWIESEN 1921
HEILANSTALT MOSBACH
`VERLEGT` 17.9.1940
GRAFENECK
ERMORDET 17.9.1940
`AKTION T4`
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Hüetlinstr. 33, mit Durchgang
zum Haus Hüetlinstr. 31
heute (2020)
Bild grösser: anklicken
Stolperstein für Mathilde ALTHOFF
verlegt am 25.9.2020
Mathilde wuchs zusammen mit vier weiteren Geschwistern in der Hüetlinstrasse 31 auf. Sie litt von klein auf an der sogenannten englischen Krankheit, einem Synonym für Rachitis, einer Erkrankung der wachsenden Knochen. Der Name beruht auf der erstmaligen Entdeckung der Krankheit Mitte des 16. Jahrhunderts in Großbritannien. Verbreitet war sie in ganz Europa und betraf vor allem Kinder aus ärmlichen Verhältnissen. Durch dauernde Mangelernährung fehlte das für den Knochenaufbau notwendige Vitamin D.
Die kleine Mathilde war gehbehindert und litt unter epileptischen Anfällen. Nach einem Aufenthalt im Konstanzer Krankenhaus wurde das Kind, im Alter von gerade sechs Jahren, am 21. Januar 1921 in die evangelische „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache“ in Mosbach dauerhaft aufge­nommen.
In den folgenden Jahren brachte ihre Mutter drei weitere Kinder zur Welt. Die älteste Tochter Paula (geb. 1908) erinnerte sich später, dass die Mutter, die 1975 verstarb, infolge der anderen Kinder nicht mehr in der Lage war, die Pflege ihrer Tochter Mathilde zu übernehmen. Sie erinnerte sich auch, dass sie vor und während des Krieges bei gelegentlichen Besuchen im Elternhaus in Konstanz erfuhr, dass ihre Schwester Mathilde von Mosbach in eine andere Anstalt verlegt worden sei. Das war das letzte Lebenszeichen. Jahrzehntelang wusste sie nichts über den Verbleib und das Schicksal ihrer Schwester.
Im Jahr 1983 tauchte die Urne von Mathilde, zusammen mit 192 weiteren Urnen, im Keller des Konstanzer Krematoriums auf dem Hauptfriedhof wieder auf. Dort standen sie über 30 Jahre unbeachtet. Es ist davon auszugehen, dass die Eltern von Mathilde über den Tod ihrer Tochter damals in einem amtlichen Schreiben informiert wurden: mit falschem Todeszeitpunkt, Todesort, Todesurasche und dem Angebot, die Urne gebührenpflichtig zugesendet zu bekommen. Da, aus welchem Grund auch immer, die Althoffs darauf wahrscheinlich nicht reagierten, wurde die Urne kurzerhand dem Friedhof Konstanz zugestellt. Erst im Zuge der Ermittlungen der Kriminalpolizei Konstanz, im Frühjahr 1983, wurden alle Urnen an einer Gedenkstätte würdig bestattet. Dort findet man auf einem Stein dem Namen Althoff Mathilde mit dem Geburtsjahr 1914 und dem Todesjahr 1940.
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Gedenkstätte für 182  "Euthanasie"-Opfer
Konstanz, Hauptfriedhof
Bild: Maik Schluroff
Bild grösser: anklicken
Gedenktafel für Mathilde ALTHOFF
an der Gedenkstätte auf dem Hauptfriedhof Konstanz.
Bild: Maik Schluroff
Rückblende: Mathilde lebte fast zwanzig Jahre in Mosbach, als dort Ende 1939 die Meldebogen eintrafen, in denen die Anstalten dem Reichsinnenministerium Angaben zu ihren Patienten machen mussten. So wurde auch die mittlerweile 25-jährige Frau erfasst. In drei Transporten innerhalb einer Woche (am  13., 17. und 20. September 1940) wurden 218 Bewohner/Innen der Anstalt Mosbach und des angegliederten Schwarzacher Hofes im Verlauf der Aktion T4 nach Grafeneck gebracht. Mathilde Althoff wurde am 17. September 1940 mit dem zweiten Transport, zusammen mit 68 weiteren Bewohnerinnen und Bewohnern des Schwarzacher Hofes, mit den „Grauen Bussen“ abgeholt. In der Anstalt Mosbach wurden am gleichen Tag weitere 21 Personen in die Busse verladen. Es hatte sich bereits herumgesprochen, dass die Ankunft der Busse etwas Schreckliches bedeutete. Viele Heim­bewohner wehrten sich und begannen zu schreien.
Bild grösser: anklicken
Zwei der berüchtigten "Grauen Busse", in denen Patienten von psychiatrischen Kliniken abgeholt und in Tötungsanstalten wie zum Beispiel Grafeneck  transportiert wurden.
© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (Abt. 3008/1, Nr. 1014)
Das Geschrei zog Kinder aus dem Dorf Unterschwarzach an. Ein Bürger, damals als 9-jähriger Junge dabei, berichtete im Jahr 1993: „Ich stand direkt vor der Tür des Busses … Es war auch eine Frau dabei, die die Kinder im Bus in Empfang genommen hat … Dann bekam jedes Kind an die Jacke oder Kleid irgendetwas angeheftet, wahrscheinlich eine Nummer. Es war ein großes Geschrei am Bus und in den Bauten, das man etwa 4-500 m weit hören konnte. Die Pfleglinge wollten nicht hinein … und wußten: Es gibt keine Rückkehr – und wenn sie es nur instinktmäßig erfaßt haben. Im Bus hielt das Geschrei noch eine kurze Zeit an und verstummte dann aber. Ich frage mich, ob sie etwas verabreicht gekriegt haben. Wir Kinder kannten die Busse mit den schwarzen Fenstern und jedes Kind hatte Angst davor. Eigentlich wußte jeder, daß es Totenbusse sind.“
Und ein Mitarbeiter der Anstalt erinnerte sich: „Jemand der Umstehenden frug einen Kraftfahrer, wohin die Kinder verlegt würden. Dieser gab die Antwort: „Nach Ewigheim!“
Wie Mathilde Althoff selbst diesen Tag durchlebt hat, lässt sich nur erahnen. Nachdem der Buskonvoi das Anstaltsgelände verlassen hatte, wurde sie zusammen mit den anderen Patienten in die ca. 160 km entfernte Tötungsanstalt Grafeneck gebracht und dort am selben Tag vergast und eingeäschert.
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In diesem Schuppen wurden in Grafeneck die Opfer vergast.
© Archiv Gedenkstätte Grafeneck
Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Mirjam Wiehn
https://stolpersteine-konstanz.de/


Erika Hitschler

Erika Hitschler wurde am 28.10.1931 in Konstanz geboren. Ihr Leben endete 6 Wochen vor ihrem 9. Geburtstag, als sie in der  ermordet wurde.

1931: GEB. AM 28.10.1931, KONSTANZ
1934: EINWEISUNG HEILANSTALT MOSBACH
1940: VERLEGUNG NACH GRAFENECK
1940: ERMORDET AM 17.09., "AKTION T4"
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Taborweg 24 heute
(2015)
©  W. Mikuteit
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Stolperstein für Erika HITSCHLER
verlegt am 13.09.2015

Ihre Eltern waren Berta (geb. Nill) und Erwin Hitschler. Er stammte aus Frankenthal in der Pfalz und war von Beruf Laborant und später Drogist, seine Frau kam aus Pforzheim. Sie heirateten am 8.6.1929 und wohnten seither in Konstanz, zuerst in der Markgrafenstr. 57 und zum Zeitpunkt der Geburt von Erika in der Sigismundstr. 4.
Erika hatte 4 weitere Geschwister. Zwei ältere Schwestern, Elfriede und Ruth, die in den Jahren 1927 und 1930 zur Welt kamen und zwei Brüder, Manfred und Hansjörg, die 1935 bzw. 1936 geboren wurden.
In der Einwohnermeldekarte findet sich der Eintrag "gottgläubig ganze Familie 17.1.38". Das bedeutete einerseits, dass die Hitschlers nicht kirchlich konfessionell gebunden waren, aber andererseits Religions- und Gottlosigkeit verwarfen. Es bedeutete aber auch, dass eine grosse ideologische Nähe zum Nationalsozialismus bestand.
Bereits am 11.4.1934 im Alter von 2,5 Jahren wurde Erika in der "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache" in Mosbach aufgenommen, einer Einrichtung der evangelischen Kirche. Familie Hitschler wohnte zu diesem Zeitpunkt im Taborweg 24.
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Haus Luther am Schwarzacher Hof
(heute: Johannes-Diakonie Mosbach
Foto: Didra
Auch nach Mosbach wurden Ende 1939 die Meldebögen verschickt, in denen die Anstalten dem Reichs­innen­ministerium Angaben zu ihren Patienten machen mussten.
Das wurde auch der kleinen Erika zum Verhängnis. In drei Transporten innerhalb einer Woche  (am Freitag, dem 13.9., am Dienstag, dem 17.9. und am Freitag, dem 20.9.1940) wurden 218 Bewohner der Anstalt von Mosbach und des angegliederten Schwarzacher Hofes im Verlauf der  nach  deportiert.
Erika wurde am 17.9.1940 mit dem 2. Transport zusammen mit 89 weiteren Patienten in die Tötungsanstalt gebracht und dort am selben Tag vergast und eingeäschert.
Nur zwei Schriftstücke blieben erhalten, die an das achtjährige Mädchen erinnern.
Aus der Trauerkarte geht hervor, dass die Hitschlers, wie Zehntausende anderer Hinterbliebene, eine Todes­benachrichtigung einer Tötungsanstalt mit falschen Angaben erhalten haben.
Im knappen Text der Familie Hitschler, die mittlerweile nach Berlin verzogen war, steht:
„Am 4. Okt. entschlief unser liebes Kind Erika an Lungenentzündung in Grafeneck. Mit der Bitte um stilles Beileid. In tiefer Trauer, Familie Erwin Hitschler, Berlin-Tempelhof, den 14. Oktober 1940. Die Ein­äscherung und die Beisetzung der Urne fand in Grafeneck statt.“
Erika wurde dort jedoch bereits 2 Wochen zuvor grausam ermordet.
Mit der Trauerkarte informierten die Eltern auch den Anstaltleiter der "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache" in Mosbach, Pfarrer Robert Wilckens. Dieser schickte den Eltern ein Beileidsschreiben, worauf Frau Hitschler mit folgendem kurzen Schreiben antwortete.
„Für Ihre lieben Zeilen, möchte ich Ihnen hiermit meinen allerherzlichsten Dank aussprechen. Sie waren für mich ein besonderer Trost und unsere Erika hat nun alles überstanden. Nur über die Todesursache komme ich noch nicht darüber hinweg. Auch den Schwestern noch meinen besonderen Dank und grüsse Sie Herr Direktor sowie die Schwestern.     Frau Berta Hitschler"
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Gedenktafel am Schwarzacher Hof für alle
Opfer der NS -"Euthanasie" 1940 und 1944
(Aufnahme 2015)
Foto: Didra
Recherche: Roland Didra
Patenschaft: Heidi Kohlhaas
https://stolpersteine-konstanz.de/hitschler_erika.html


Frieda Hofgärtner

Frieda Hofgärtner kam am 19. Juni 1908 in Haslach im Kinzigtal zur Welt, zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Paul.
Die Eltern waren Anna und Adolf Hofgärtner. Er war von Beruf Gipser. Die Kinder wurden evangelisch getauft. Die kleine Familie zog im Sommer des Jahres 1910 nach Konstanz in die Rauhgasse 4. Dort wurden drei weitere Kinder geboren.
GEB. 19.6.1908, HASLACH
EINGEWIESEN 1917
HEILANSTALT MOSBACH
`VERLEGT` 20.9.1940
GRAFENECK
ERMORDET 20.9.1940
`AKTION T4`
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Friedrichstr. 30 heute
(2020)
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Stolperstein für Frieda HOFGÄRTNER
verlegt am 25.9.2020
Ein heftiger Einschnitt kam im Jahr 1916, als der zweijährige Sohn Erich an Diphtherie verstarb. Kurz darauf befasste sich das Wohlfahrtsamt mit der Situation der Familie. Dabei kam heraus, dass Frieda Ostern 1916 versuchsweise in die Volksschule aufgenommen worden war, dem Unterricht aber nicht folgen konnte. Laut Bezirksarzt war sie „an der Grenze der Bildungsfähigkeit, stark schwach­sinnig“. Ihr Zwillingsbruder war gesund, man vermutete deshalb, dass der Schwachsinn auf die Masern zurückzuführen sei, die Frieda im Alter von sechs Monaten durchgemacht hatte. Der Entwick­lungs­rückstand war aufgefallen, als Frieda zwei Jahre alt war und zu sprechen begann. Noch im Alter von acht Jahren war ihre Sprache undeutlich, aber sie hatte Sprachverständnis. Sie spielte gern mit anderen Kindern, wurde dabei aber ungeduldig, wenn sie nicht verstanden wurde. Sie wirkte dann eigensinnig und abweisend. Im Allgemeinen war sie aber gutmütig. Auffällig war nur, dass sie viel mit den Fingern spielte und diese in den Mund steckte. Im Übrigen war sie sauber und körperlich gut entwickelt. Eine geeignete Schule für sie gab es in Konstanz nicht. Die Eltern waren deshalb bereit, das Kind einer Anstalt zu übergeben. Geeignet schien die evangelische Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache im fernen Mosbach. Dort wurde sie nach einem Antragsverfahren von acht Monaten am 26. Juni 1917 aufgenommen.
Als sie noch zuhause war, am 20. Januar 1917, fiel ihr Vater im 1. Weltkrieg. Seine inzwischen erneut schwangere Witwe zog mit den Kindern im April 1917 in die Friedrichstr. 30.
Die Geburt ihrer jüngsten Schwester Anna Maria hat Frieda nicht mehr miterlebt. Diese kam im September 1917 zur Welt als Frieda schon in Mosbach war. Die Schwester Margarethe (*1912) erinnerte sich im Jahr 1983, dass Frieda geistig zurückgeblieben war und gelegentlich „in eine Ekstase“ geriet. Mehr ist über Frieda von Seiten der Familie nicht in Erfahrung zu bringen. Die Mutter starb kurz nach dem 2. Weltkrieg 1946. Inzwischen lebt auch keines ihrer Geschwister mehr.
Seit dem 26. Juni 1917, eine Woche nach ihrem 9. Geburtstag, lebte Frieda in der Anstalt Mosbach. Ob sie von all den Dingen, die sich danach in Konstanz zutrugen, etwas erfuhr, lässt sich nicht mehr feststellen, auch ob sie jemals Besuch von ihrer Mutter oder Geschwistern hatte und wie sich ihre Behinderung entwickelte. Wahrscheinlich hat sie einige Jahre die Mosbacher Anstaltsschule besucht und anschließend eine einfache Tätigkeit im Anstaltsleben (Hilfe beim Putzen oder in der Küche) ausgeübt. Verdient hat sie dabei nichts, aber sie war versorgt und hatte eine wichtige Aufgabe. Deshalb blieb sie zu Beginn des Zweiten Weltkrieges auch in Mosbach, als dort ein ganzes Haus für ein Reservelazarett geräumt wurde und zahlreiche Bewohner auf die 15 km entfernt liegende Abteilung Schwarzacher Hof verlegt wurden.
Ende 1939 schickte das Reichsinnenministerium an die Anstalt Mosbach Meldebogen. Für jede Bewohnerin und jeden Bewohner füllte der Inspektor der Anstalt einen solchen Bogen aus und schickte ihn nach Berlin zurück. Damit war auch Frieda erfasst. Später stand ihr Name auf der Liste derer, die  abtransportiert werden sollten. An drei Tagen im September 1940 fuhren in Mosbach und am Schwarzacher Hof Busse vor, in die 218 Bewohnerinnen und Bewohner verladen wurden.
Frieda war auf der Liste für den zweiten Transport am 17. September 1940. Tatsächlich wurde sie an diesem Tag aber nicht abtransportiert. Wahrscheinlich hatte sich der Anstaltsleiter für sie eingesetzt, weil sie zu den arbeitsfähigen Bewohnerinnen gehörte. Aus Mosbach wurden an diesem Tag 21 Bewohnerinnen und Bewohner abtransportiert. Frieda hat dies wohl miterlebt und mitbekommen, dass sie in der Folgezeit nicht wieder zurückkehrten.
Auch hatte es sich inzwischen herumgesprochen, dass der angekündigte Busausflug ins Neckartal eine Lüge war. Die in den beiden vorherigen Transporten abgeholten Mitbewohner waren nicht mehr zurückgekehrt und hinterließen leere Räume und leere Betten. Den Patienten und auch dem Pflegepersonal wurde immer klarer, weshalb die Menschen abgeholt wurden. In der Stadt Mosbach hieß es selbst beim Jungvolk, der Jugendorganisation der Hitlerjugend : „Da spielt sich was ab …. Die kommen durch den Schornstein.“
Am 20. September 1940 fuhren die Busse noch einmal in Mosbach vor. Jahrzehnte später berichtete eine Diakonisse des Mutterhauses in Karlsruhe-Rüppurr, was ihr die Schwestern von Mosbach über die damalige Situation an den Bussen erzählt hatten:
„Die seien an die Schwestern hingehängt und hätten geschrien: `Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben!´ Und dann hätte die SS mit den Schwestern Krach gemacht und ihnen gesagt: `Sie haben es den Kindern gesagt!´ Und die haben ihnen aber nichts gesagt gehabt. Die Kinder haben das gespürt.“
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In diesem Schuppen wurden in Grafeneck die Opfer vergast.
© Archiv Gedenkstätte Grafeneck
An diesem Tag wurden 23 Bewohnerinnen und Bewohner des Schwarzacher Hofes in die Busse geschafft. In Mosbach mussten 30 einsteigen, unter ihnen Frieda Hofgärtner. Sie war 32 Jahre alt und hatte bis dahin 23 Jahre in der Anstalt Mosbach gelebt und gearbeitet.
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Zwei der berüchtigten "Grauen Busse", in denen Patienten von psychiatrischen Kliniken abgeholt und in Tötungsanstalten wie zum Beispiel Grafeneck  transportiert wurden.
© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden (Abt. 3008/1, Nr. 1014)
Am 20. September 1940 verließen die Busse mit 53 Bewohnerinnen und Bewohnern die Anstalt Mosbach. Ziel war die 160 km entfernte Vernichtungsanstalt Grafeneck auf der Schwäbischen Alb, wo Frieda Hofgärtner zusammen mit den anderen Bewohnerinnen und Bewohnern noch am gleichen Tag vergast und eingeäschert wurde.
Nachdem eine Urne mit der vermeintlichen Asche von Frieda Hofgärtner jahrzehntelang unbeachtet zusammen mit 192 Urnen im Keller des Konstanzer Krematoriums stand, wurde diese Urne 1983 an einem Mahnmal auf dem Konstanzer Hauptfriedhof bestattet. Dort findet man auf einem Stein die Initialen H.F., das Geburtsjahr 1908 und das Todesjahr 1940.
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Gedenkstätte für 182 "Euthanasie"-Opfer
Konstanz, Hauptfriedhof
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Gedenktafel für Frieda HOFGÄRTNER
hier mit den Initialen "H.F."
Gedenkstätte Konstanz, Hauptfriedhof
Im Jahr 2010 wurde am Eingang zur Johanneskirche in Mosbach eine Gedenktafel mit allen Namen der Getöteten aus der Anstalt Mosbach angebracht. Auch der Name Frieda Hofgärtner ist dort zu lesen.
Der Stolperstein vor ihrem letzten Wohnort in Konstanz soll von nun an ein weiteres Zeugnis ihres Lebens und ein Zeichen gegen das Vergessen sein.
Recherche: Hans-Werner Scheuing, Roland Didra
Patenschaft: Marie-Luise Hettinger-Hanke
https://stolpersteine-konstanz.de/


MOSBACH
Maria Zeitler: Die Urne kam per Post

STAND
28.11.2013, 20:37 UHR
Stolperstein im Gartenweg 5
Maria Zeitler aus Mosbach war eine der Ersten in der Region, die der sogenannten "Euthanasie-Aktion T4" der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Die junge Behinderte wurde in Grafeneck vergast. Ein Neffe hat die Geschichte recherchiert und rekonstruiert.
Kurzbiografie:
Maria Zeitler (*1911) kam schon mit drei Jahren in die damaligen Johannes-Anstalten in Mosbach. Ihr Vater, Mosbacher Postbeamter, hoffte, dass sie hier gut versorgt würde. Als "geistig behindert" wurde sie 1940 von Mosbach nach Grafeneck deportiert und vergast. Den Eltern teilten die Behörden mit, Maria sei in einem österreichischen Pflegeheim an Typhus gestorben. Die Versandkosten für die Urne mit der Asche einer sehr wahrscheinlich völlig fremden Person kosteten eine Reichsmark.
https://www.swr.de/


Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach
Johannes-Diakonie Mosbach

Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach (Johannes-Diakonie Mosbach)
Pflegeanstalt in Mosbach
Von der AG Geschichte der Johannes-Diakonie
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Adresse Neckarburkener Str. 2-4
74821 Mosbach
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OPFER DER NS-„EUTHANASIE“ AUS DER JOHANNES-DIAKONIE
1940: Elsa Abel (* 1909 Pforzheim), Friedrich Aigner (* 1889 Mannheim), Mathilde Althoff (* 1914 Konstanz), Fritz Asal (* 1912 Brombach), Hilda Bähr (*1920 Sandhausen), Theodor Baruch (*1910 Pforzheim), Brunhilde Baumann (*1932 St. Georgen), Anna Baust (*1921 Oftersheim), Heinz Beck (* 1933 Mannheim), Herbert Beck (* 1922 Bruchsal), Maria Becker (*1908 Rappenau), Gerhard Bender (* 1927 Heidelberg), Josef Benzinger (* 1922 Rheinsheim), Karl Friedrich Bergmann (* 1931 in Wehr), Alma Berlinghoff (*1927 Plankstadt), Maria Berlinghoff (*1923 Plankstadt), Heinz Emil Bickel (* 1926 Karlsruhe), Maja Bitsch (*1926 Heidelberg), Alfred Bock (* 1927 Legelshurst), Heinrich Bolz (*1918 Karlsruhe), Albert Brändlin (* 1932 Maulburg), Hans Brändlin (* 1928 Maulburg), Erich Breger (* 1922 Schuttern), Egon Friedrich Bremser (* 1933 Karlsruhe), Ruth Buck (*1927 Pforzheim), Erika Bühler (*1926 Ihringen), Günther Bührer (* 1927 Karlsruhe), Alwin Burkhardt (*1928 Laufen), Klara Burkhardt (*1921 Pforzheim), 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1944: Anita Andres (*1940 Mannheim), Christian Bachert (*1939 Mannheim), Klaus Benson (*1941 Bottrop), Hilda Binder (*1927 Allmannsweier), Karl Blanz (*1925 Bretten), Anneliese Brendle (*1934 Basel), Susanne Ding (*1892 Edingen), Theodor Dutzi (*1887 Zeutern), Dieter Eglin (*1934 Dessau), Ruth Förster (*1933 Wiesloch), Magdalena Frank (*1937 Mannheim), Christa Graf (*1935 Donaueschingen), Lothar Grimm (*1938 Karlsruhe), Friedrich Hafner (*1930 Heidelberg), Erna Hätti (*1913 Mannheim), Günther Hördle (*1937 Heidelberg), Margarete Jungmann (*1900 Karlsruhe), Mina Jungmann (*1884 Schönau), Paul Kolb (*1908 Karlsruhe), Anita Kooß (*1929 Karlsruhe), Werner Kopp (*1929 Mannheim), Peter Körner (*1923 Haßmersheim), Luise Landschaft (*1933 Danzig), Margarete Mayer (*1926 Weil), Georg Messing (*1933 Hesselhurst), Adolf Naudascher (*1931 Sofia), Edwin Nehr (*1930 Heidelberg), Karl Nickel (*1930 Singen), Rudi Ott (*1912 Karlsruhe), Elsa Quenzer (*1899 Wertheim), Lydia Reinhard (*1929 Wilhelmsfeld), Marliese Roth (*1932 Karlsruhe), Albert Scheeder (*1910 Karlsruhe), Wilfried Scherer (*1939 Saarbrücken), Marie Schmidt (*1926 Rheinbischofsheim), Hermann Schrumpf (*1933 Rinklingen), Kurt Schumacher (* 1940 Freiburg), Doris Spengler (*1931 Laudenbach), Werner Thöne (*1921 Pforzheim), Else Tschöke (*1930 Sinsheim), Ernst Wagner (*1930 Wattwil), Leopold Wahl (*1922 Wien), Manfred Weisser (*1938 Freiburg), Franz Werle (*1903 Mannheim), Willi Zaje (*1931 Lampertheim)
Zwangsmaßnahmen und Todestransporte
Von 1934 bis 1945 wurden aufgrund des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Heidelberger Kliniken Zwangssterilisationen an mindestens 61 Bewohnerinnen und Bewohnern vorgenommen. Den Höhepunkt erreichte die Welle der Zwangssterilisationen 1936 mit 18 Fällen.
Im September 1940 geriet die „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ in den Fokus der T4-Aktion. Bei drei Transporten wurden am 13., 17. und 20. September 1940 insgesamt 218 Bewohner und Bewohnerinnen aus Mosbach und Schwarzach in die Vernichtungsanstalt Grafeneck verschleppt; 217 von ihnen wurden vergast und verbrannt. Eine Bewohnerin kam nach Grafeneck, obwohl sie auf keiner Transportliste stand. Sie kam in die staatliche Anstalt Zwiefalten, wo es Einzeltötungen gab, vor allem aber katastrophale Überbelegung, Vernachlässigung in der Pflege und Unterernährung herrschten. Dort starb sie laut Akte 1942 an Lungentuberkulose. Im Juli 1941 wurden sechs weitere Bewohnerinnen in die staatliche Anstalt Wiesloch gebracht. Von dort sollten sie weiter transportiert und ebenfalls vergast werden. Sie überlebten durch den zwischenzeitlich angeordneten Stopp der Massenvergasungen.
Opfer der zweiten Phase der NS-„Euthanasie“
Mit dem Stopp der Massenvergasung in besonderen Vernichtungsanstalten war die NS-„Euthanasie“ keineswegs beendet. Heimbewohner mit Behinderungen starben 1941 bis 1945 in bestehenden staatlichen Anstalten durch Einzeltötungen, Unterernährung und pflegerische Vernachlässigung. Auch bei der Räumung des Schwarzacher Hofes für ein Betriebskrankenhaus der Firma Daimler-Benz 1944 wurden Bewohner in die staatlichen Anstalten Eichberg und Uchtspringe verlegt. Bis Mai 1945 starben insgesamt 44 von ihnen dort. Die Verbringung in zwei verschiedene Anstalten hing zusammen mit der verbrecherischen medizinischen Forschung in Heidelberg. In die Anstalt Eichberg bei Wiesbaden kamen im Sommer 1944 insgesamt 21 Kinder und Jugendliche vom Schwarzacher Hof. 17 von ihnen waren zuvor in der Forschungsabteilung von Professor Carl Schneider an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg gewesen. Mit dem Ziel der Unterscheidung zwischen vererbter und erworbener Behinderung wurden dort zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Die letzte Untersuchung sollte die Sektion des Gehirns nach dem Tod des Betroffenen sein. Heidelberg hatte mit Eichberg eine Vereinbarung, dass dort die Kinder getötet, ihre Gehirne entnommen und nach Heidelberg zurückgesandt werden sollten. Alle 17 „Forschungskinder“ und zwei weitere Kinder vom Schwarzacher Hof starben in Eichberg. Nur zwei Kinder, die nicht in Heidelberg waren, haben überlebt.
Ende Juli 1944 kamen 28 Bewohner der „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache“ am Schwarzacher Hof in die Anstalt Uchtspringe bei Magdeburg. Bis Kriegsende starben dort 25. Nur drei von den Abtransportierten haben überlebt.
Historischer Ort: Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach, Gedenkstein
Gedenkstein zur Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“ vor der Johanneskirche, Mosbach
Historische Forschung und Gedenken
Die Zeit des Dritten Reichs und die Auswirkungen der NS-„Euthanasie“ auf die damalige „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ wurden in einer wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Hans-Werner Scheuing ausführlich untersucht. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um die fortlaufende Sicherung und den Ausbau der historischen Erkenntnisse. Zum Gedenken an die Opfer wurde am Standort Mosbach der Johannes-Diakonie vor der dortigen Johanneskirche 1983 ein Gedenkstein und 2010 eine Tafel mit den Namen der Ermordeten enthüllt. 1987 erfolgte die Einweihung eines Gedenksteines am Schwarzacher Hof. Jährlich finden im September, dem Monat der Todestransporte von 1940, Gedenkgottesdienste statt. Auch in Ausstellungen und Vorträgen sowie mit der Verlegung von Stolpersteinen im Rahmen der Stolperstein-Aktion von Gunter Demnig wird das Andenken an die Opfer wachgehalten.
https://www.gedenkort-t4.eu/

Siehe auch:

 




4. YouTube-Videos und Podcasts zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie in Baden und Württemberg

Landespreis für Heimatforschung Baden-Württemberg 2015 für Dr. Frank Janzowski

RegierungBW
Ein filmisches Porträt von Dr. Franz Janzowski, dem für seine Abhandlung zur NS-Vergangenheit der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch der Erste Preis des Landespreises für Heimatforschung Baden-Württemberg 2015 verliehen wurde. Mit der Auszeichnung würdigt das Land beispielhafte Leistungen auf dem Gebiet der ehrenamtlichen Heimatforschung, die nicht im Zusammenhang mit einer wissenschaftlichen Ausbildung oder darauf aufbauenden Tätigkeit entstanden sind.


Von Nazis ermordet | Schwester von Ernst Lossa erinnert sich

SWR Landesschau Baden-Württemberg
Ernst Lossa wurde während des NS-Regimes in eine Nervenheilanstalt eingeliefert und ermordet, im Rahmen des Euthanasieprogramms. Seine Schwester spricht über die gemeinsame Zeit.


13.06.2021- Tötungsanstalt Grafeneck – Die NS-Kranken-Morde auf der Schwäbischen Alb | SWR2 Wissen Podcast

SWR 
In Grafeneck auf der Schwäbischen Alb töteten die Nazis 1940 mehr als 10.000 Menschen mit Behinderung: Psychisch kranke und behinderte Frauen, Männer und Kinder werden in dem Schlossgebäude mit Kohlenmonoxid umgebracht. Die sogenannte Aktion T4 galt als Probelauf vor dem Holocaust und sollte geheim bleiben. Von Pia Fruth.
https://www.youtube.com/watch?v=3fmPlu9jPQ0


22.05.2021 - Für morgen heute an gestern erinnern

Evangelische Landeskirche in Baden
Die Johannes-Diakonie Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis, Träger der Behindertenhilfe, gibt es seit fast 150 Jahren. Zu ihr gehört auch ein dunkles Kapitel der Geschichte. Auf dem neu entstandenen "Maria-Zeitler-Pfad" führen Tandems aus Ehrenamtlichen mit und ohne Handicap durch die Verbrechen der NS-Euthanasie.
Produktion: Evangelischer Rundfunkdienst Baden
www.erb-mediathek.de

https://www.youtube.com/watch?v=1B866uwEmpo


5. Beispiele juristischer Aufarbeitungen aus Baden und Württemberg nach 1945 zu Tatbeteiligungen an der NS-Euthanasie

Justiz und NS-Verbrechen
Verfahren Lfd.Nr.211
Tatkomplex: Euthanasie
Angeklagte:
Schreck, Josef Artur 12 Jahre
Sprauer, Ludwig 11 Jahre
Gerichtsentscheidungen:
LG Freiburg/Brsg 500502
LG Freiburg/Brsg 481116
OLG Freiburg/Brsg 491013
Tatland: Deutschland
Tatort: HuPAen in Baden
Tatzeit: 4002-4107
Opfer: Geisteskranke
Nationalität: Deutsche
Dienststelle: Euthanasie-Aktion Ärzte HuPA in Baden, Euthanasie-Aktion Innenministerium Baden
Verfahrensgegenstand: Mitwirkung am 'Euthanasieprogramm' in Baden durch vorbereitende Verwaltungsmassnahmen, durch Instruktion der Anstaltsleiter, Begutachtung von Meldebögen, Selektion der Geisteskranken und ihre Verlegung in die Tötungsanstalt Grafeneck. Leitung einer 'Kinderfachabteilung' und Tötung dort verwahrter 'Reichsausschusskinder' durch Luminalinjektionen
Veröffentlicht in Justiz und NS-Verbrechen Band VI
https://junsv.nl/junsv-01/junsv/brd/tato03.html

Justiz und NS-Verbrechen
Verfahren Lfd.Nr.155
Tatkomplex: Euthanasie
Angeklagte:
A., Maria Freispruch
E., Max Freispruch
F., Martha 1½ Jahre
H., Hermann Freispruch
M., Otto 5 Jahre
S., Alfons 2 Jahre
U., Heinrich Freispruch
W., Jakob Freispruch
Gerichtsentscheidungen:
LG Tübingen 490705
OLG Tübingen 500314
Tatland: Deutschland
Tatort: HuPAen in Württemberg
Tatzeit: 39-44
Opfer: Geisteskranke
Nationalität: Deutsche
Dienststelle: Euthanasie-Aktion Ärzte HuPA in Württemberg, Euthanasie-Aktion Pflegepersonal HuPA in Württemberg, Euthanasie-Aktion Technisches Personal HuPA in Württemberg, Euthanasie-Aktion Innenministerium Württemberg
Verfahrensgegenstand: Verwaltungsmassnahmen im Rahmen des 'Euthanasieprogramms' in Württemberg: Ausfüllen von Meldebögen, Selektion der Patienten, Zusammenstellung und Geleit der Patiententransporte in die Tötungsanstalten Grafeneck und Hadamar. Eigenhändige Tötung von Patienten und Teilnahme an der Tötung der 'Reichsausschusskinder' durch Überstellung in die Tötungsanstalten Eichberg und Kalmenhof
Veröffentlicht in Justiz und NS-Verbrechen Band V
https://junsv.nl/junsv-01/junsv/brd/tato03.html

Justiz und NS-Verbrechen
Verfahren Lfd.Nr.042
Tatkomplex: Euthanasie
Angeklagte:
G., Ferdinand Freispruch
Gumbmann, Käthe 3 Jahre 1 Monat
Kneissler, Pauline 4 Jahre
Korsch, Edith 3 Jahre 4 Monate
Zachow, Minna 3½ Jahre
Z., Ernst Freispruch
Gerichtsentscheidungen:
LG Frankfurt/M. 480128
Tatland: Deutschland
Tatort: HuPA Grafeneck, HuPA Hadamar, HuPA Irsee
Tatzeit: 4001-45
Opfer: Geisteskranke
Nationalität: Deutsche
Dienststelle: Euthanasie-Aktion Pflegepersonal HuPA Grafeneck, Euthanasie-Aktion Pflegepersonal HuPA Hadamar, Euthanasie-Aktion Pflegepersonal HuPA Irsee
Verfahrensgegenstand: Tötung von Geisteskranken durch Giftgas und Giftinjektion
Veröffentlicht in Justiz und NS-Verbrechen Band II
https://junsv.nl/junsv-01/junsv/brd/tato03.html

Justiz und NS-Verbrechen
Verfahren Lfd.Nr.676
Tatkomplex: Euthanasie
Angeklagte:
K., Dr. Fritz Ernst Max Georg Verfahren eingestellt
Gerichtsentscheidungen:
LG München I 680510
Tatland: Deutschland
Tatort: HuPA Eglfing-Haar, HuPA Wiesloch
Tatzeit: 40-41
Opfer: Geisteskranke
Nationalität: Deutsche
Dienststelle: Euthanasie-Aktion Ärzte HuPA Eglfing-Haar, Euthanasie-Aktion Ärzte HuPA Wiesloch
Verfahrensgegenstand: Mitwirkung am 'Euthanasieprogramm' durch Begutachtung von geisteskranken oder stark missgebildeten Kindern sowie durch Tötung solcher 'Reichsausschusskinder' mittels Luminal- oder Morphium-Scopolamininjektionen
Veröffentlicht in Justiz und NS-Verbrechen Band XXVIII
https://junsv.nl/junsv-01/junsv/brd/tato03.html



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