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HISTORISCHES:
NS-WIDERSTAND
und NAZI-TÄTER*INNEN
Zuletzt AKTUALISIERT am 21.04.2025 !
Der Themenkomplex der NS-Täter*innen und NS-Belasteten steht im engen Zusammenhang u.a. mit der sogenannten Täterforschung, mit der NS-Vergangenheitsbewältigung einerseits und der Kontinuität von NS-Funktionseliten andererseits seit 1945 sowie mit der sogenannten Nazi-Jagd in ihren jeweiligen unterschiedlichen Ausprägungen und Umsetzungen.
Seiteninhalt:
- NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
- Online Artikel zu NS-WIDERSTAND und NAZI-TÄTER*INNEN
2.1 Online-Artikel zu NS-Täter*innen und Entnazifizierungen in Baden-Württemberg - YouTube-Videos zu NS-WIDERSTAND und NAZI-TÄTER*INNEN
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
Heimatgeschichtliche Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945. Baden-Württemberg II: Regierungsbezirke Freiburg und Tübingen Taschenbuch – 1. September 1997
Die Reihe "Heimatgeschichtliche Wegweiser zu den Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933 - 1945" sammelt Daten zu den drei Stichpunkten: Widerstand und Naziterror - Rassische Verfolgung und Euthanasie - Konzentrationslager und Zwangsarbeit und ordnet sie einem konkreten Standort zu. So können aus den Orten des Widerstandes und der Verfolgung - die häufig in unmittelbarer Nähe zum eigenen Lebensumfeld liegen - Stätten der Aufklärung werden.
1. NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach
Amtsgericht Mosbach | NS- und Rechtsextremismus-Verfahren bei der Mosbacher Justiz: |
Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.
Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismus-Strafverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.
Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren, amtsseitigen Verfügungen und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.
Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>
Das Amtsgericht Mosbach verweigert zudem bisher Stellungnahmen zu den historisch nachgewiesenen Kontinuitäten von NS-Funktionseliten in der BRD. Das AG MOS verweigert zudem bisher Stellungnahmen zur Kontinuität von NS-Richtern, NS-Staatsanwälten und NS-Juristen nach 1945 und in der BRD, die aber zuvor im Nationalsozialismus privat und beruflich sozialisiert wurden, u.a. auch in Mosbach, in Baden und Württemberg. Das AG MOS verweigert zudem bisher Stellungnahmen zu den NS-Justizverbrechen, sowohl zu den eigenen institutionellen NS-Verbrechen des Amtsgericht Mosbach als auch zu den NS-Massenmordverbrechen in der Mosbacher Region.
Das Amtsgericht Mosbach verweigert zudem bisher Stellungnahmen zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg (1966 bis 1978) Hans Filbinger, der historisch nachgewiesen vor 1945 als Nazi-Blutrichter und NS-Militär-Marinerichter Nazi-Justizmorde als Todesurteile mitbewirkt, veranlasst bzw. ausgesprochen hatte und dazu dann nach 1945 öffentlich zum Ausdruck brachte, dass "DAS", was damals Recht gewesen sei, heute nicht Unrecht sein könne.
Das Amtsgericht Mosbach verweigert bisher Stellungnahmen zum Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg (2005 bis 2010) und Juristen Günther Oettinger, der seinen Amtsvorgänger Hans Filbinger, während seiner eigenen Filbinger-Trauerrede im April 2007 öffentlich zum angeblichen Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus zu verklären und zu stilisieren versucht hatte. Und dies sowohl in der eigenen juristischen NS-Aufarbeitung nach 1945 als auch in den Thematisierungen dieser NS-Sachverhalte innerhalb der eigenen NS-Öffentlichkeitsarbeit des AG MOS.
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
... nicht wie die Schafe zur Schlachtbank: Widerstand in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern 1938–1945
Warum haben sich KZ-Häftlinge gegenüber ihren zahlenmäßig unterlegenen Bewachern nicht zur Wehr gesetzt? Stimmt es, daß sie sich statt dessen wie die Schafe zur Schlachtbank haben führen lassen? Diese oft gestellten Fragen werden von Hermann Langbein endgültig und differenziert beantwortet: Es gab Widerstandsversuche und -aktionen in großer Zahl. In jahrelangen Recherchen hat der Autor – selber ehemaliger Häftling in Dachau, Auschwitz und Neuengamme – alle erreichbaren Informationen zusammengetragen, nachgeprüft und miteinander verglichen. Entstanden ist daraus eine minutiöse Gesamtdarstellung des Widerstandes in den nationalsozialistischen Konzentrationslagern im Zeitraum von 1938 bis 1945. (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)
Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.
UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.
Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.
SIEHE DAZU AUCH:
- Rechtsanwaltlicher und gerichtlicher Umgang mit Sachverständigen-Gutachten in Fallbegleitungen - Verfahrensführungen - Verfahrensbearbeitungen- Verfahrensbegleitungen durch RECHTSANWALT Simon Sommer >>>
- Verfahrensinhaltliche und prozessuale Benachteiligungen des Mandanten von Rechtsanwalt Simon Sommer beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 211/21, 6F 202/21, 6F 9/22, 6F 2/23, 6F 2/22, etc. sowie unter amtsseitigen KV-BS-Sonderbänden zu Nationalsozialismus, Rechtsextremismus, Rassismus >>>
2. Online Artikel zu NS-WIDERSTAND und NAZI-TÄTER*INNEN
Ausstellung
"Verräter" oder "Helden"? Fritz Bauer und der "Prozess um den 20. Juli 1944"
19. Februar 2025 – 21. März 2025
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt - Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt
Öffnet sich in einem neuen Fenster
Porträt eines älteren Mannes in kurzärmligem Hemd mit Krawatte
© Gedenkstätte deutscher Widerstand Berlin
„Die Strafkammer ist der Auffassung, dass der nationalsozialistische Staat kein Rechtsstaat, sondern ein Unrechtsstaat war, der nicht dem Wohle des deutschen Volkes diente." Dieser Satz aus dem Plädoyer des damaligen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer leitete zusammen mit dem gesamten Prozess gegen den Rechtsextremen Otto Ernst Remer ein Umdenken in der westdeutschen Öffentlichkeit der 1950-Jahre ein. Remer hatte die Widerstandskämpfer um Graf von Stauffenberg öffentlich als Landesverräter bezeichnet, Fritz Bauer erhob daraufhin Anklage wegen übler Nachrede und Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener.
Die bundesweit gezeigte Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand beleuchtet eindrucksvoll den Hergang und das Umfeld des Prozesses, in dem Fritz Bauer der deutschen Öffentlichkeit den Unrechtscharakter des NS-Regimes vor Augen führte und die Widerständler rehabilitierte.
Öffnungszeiten im Haus der Geschichte: Montag bis Freitag 9:00 bis 17:30 Uhr
- Eintritt frei -
Veranstaltungsort und Kontakt
Kontakt
Blick auf das Hessische Staatsarchiv Darmstadt im "Haus der Geschichte"
© HLA
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Telefon
+49 6151 7378-0
E-Mail
darmstadt@hla.hessen.de
Fax
+49 6151 7378-101
Hessisches Staatsarchiv Darmstadt
Karolinenplatz 3
64289 Darmstadt
Anreise und barrierefreier Zugang
https://landesarchiv.hessen.de/
Datei
Plakat Ausstellung Fritz Bauer DA 2025 (PDF/5.18 MB) >>> https://landesarchiv.hessen.de/
Maria Terwiel:
Bis zum Tod kämpfte sie gegen Hitler
Von Ole Kaiser
26.12.2024, 10:41 Lesezeit: 5 Min.
Maria Terwiel opferte ihr Leben dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Ihr Fall zeigt, wie ein Mensch bedingungslos für die eigenen Ideale einstehen kann.
Sie ist 33. Eigentlich promovierte Juristin, verliebt und verlobt. Dann wird sie angeklagt, verurteilt, enthauptet. Eine Frau, die in einem Regime, das viele entmenschlichte, nichts anderes tat, als Mensch zu bleiben. Maria Terwiel.
„Frauen im Widerstand gegen den Nationalsozialismus“ gab es viele; ihre Schicksale waren bis vor Kurzem jedoch weithin unbekannt. Der Deutsche Bundestag wollte das 2019 ändern; er ermöglichte ein Forschungsprojekt und eine gleichnamige Ausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand in Berlin...
https://www.faz.net/
Statistiken zum Nationalsozialismus
Wer waren die Täter?
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten viele Deutsche von den Verbrechen der NS-Zeit nichts gewusst haben. Sie sahen sich nicht als Täter, sondern als Opfer: von Hitler angeblich getäuscht, von den Alliierten ausgebombt und vertrieben. Der Massenmord an den Juden schien auf eine kleine Gruppe skrupelloser Verbrecher zurückzugehen, die scheinbar im Verborgenen gemordet hatte. Historiker und andere Experten haben inzwischen Forschungsergebnisse vorgelegt, die die deutsche Bevölkerung in einem ganz anderen Licht erscheinen lassen. Heute wird die Zahl der Täter aus Deutschland und Österreich auf mindestens 200.000 geschätzt: Es waren ganz normale Menschen, die als Polizisten, KZ-Personal, Wehrmachtssoldaten oder Verwaltungsmitarbeiter an der Vernichtung der Juden arbeiten. Mindestens mehrere zehntausend Deutsche und Österreicher waren außerdem unbeteiligte Augenzeugen des Mordens. Dazu kommen noch einmal rund 200.000 weitere Europäer, die (gezwungen oder freiwillig) am Holocaust beteiligt waren. Die meisten dieser Täter gingen nach dem Krieg straffrei aus. Bis heute hat es in der Bundesrepublik nur knapp 6.500 Verurteilungen gegeben.
https://de.statista.com/
Geschätzte Zahl der am Holocaust beteiligten Täter aus Deutschland und Österreich
Zahl der am Holocaust beteiligten Täter aus Deutschland und Österreich
Veröffentlicht von Statista Research Department, 01.01.2008
Historiker schätzen die Zahl der Deutschen und Österreicher, die an der Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden während des Nationalsozialismus beteiligt waren, auf mindestens 200.000. Nach 1945 wurden in den westlichen Besatzungszonen und der Bundesrepublik 6.500 Personen wegen NS-Verbrechen verurteilt, 1.200 davon wegen Mord und Totschlag.
https://de.statista.com/
Schicksal eines „Staatsverbrechers“
Heute vor 90 Jahren: Nazis misshandeln Kaufunger Kommunisten August Cohn
09.05.2023 12:04
Er war das perfekte Opfer für die Nazis: August Cohn, Kommunist und Jude, ist heute vor 90 Jahren öffentlich gedemütigt worden.
Kaufungen – Um es allen sichtbar zu machen, was „Staatsverbrechern“ künftig blüht, setzten ihn Männer der SA und der NSDAP rücklings auf einen Ochsen und ließen den 22-Jährigen paradierten mit ihm durchs Dorf. Um seinen Hals hatten sie ein Schild mit der Aufschrift „Staatsverbrecher Cohn“ gehängt.
„Der junge Mann war kein einfacher Kommunist“, sagt Hauke Homeier, Leiter des Regionalmuseums Kaufungen. Vielmehr war er auf lokaler Ebene ein größeres Licht. Schon mit 14 Jahren tritt er in die „Sozialistische Arbeiterjugend“ ein und schließt sich später dem „Kommunistischen Jugendverband“ an. Hier arbeitet sich der gebürtige Fuldaer Stück für Stück hoch. Ab 1932, Cohn lebt bereits seit fünf Jahren mit seiner Familie in Kaufungen, wird er einer der Bezirksleiter des Verbandes. „Perfekt, um ein Exempel an ihm zu statuieren“, sagt Homeier.
Kommunist August Cohn: Nazis misshandelten ihn stundenlang
Im Industriedorf Oberkaufungen herrscht seinerzeit Armut. Durch die Weltwirtschaftskrise müssen einige Betriebe ihre Produktion herunterfahren oder gar einstellen. Die Gemeindekasse ist so leer gefegt, dass Arbeitslosen und Bedürftigen immer wieder ihre finanzielle Unterstützung nicht bezahlt werden kann. Die Wut darüber entlädt sich beim Sturm auf das Bürgermeisteramt. Mit dabei: August Cohn.
„Die Nazis nutzen die Auswirkungen der Wirtschaftskrise zu ihren Gunsten, machen jüdische Bolschewiken verantwortlich“, sagt Homeier. Gegner der NS-Ideologie verfolgen ihre Verfechter gnadenlos. So auch Cohn: Er wird verhaftet und in Kassel eingesperrt. Am 9. Mai – einen Tag vor Cohns 23. Geburtstag – bringen ihn Polizisten nach Oberkaufungen. SA-Leute misshandeln ihn im heutigen Frauengefängnis und in einer Wirtschaft.
Laut Überlieferungen schlagen ihn die Nazis stundenlang und versuchen ihm Rizinus einzuflößen. Dann ist der bestellte Ochse da, auf dem sie Cohn – von einer SA-Kapelle und Schaulustigen begleitet – durch den Ort schicken. Wie viele Bürger sich das Spektakel anschauen, ist nicht genau überliefert. Es heißt, dass der große Andrang im roten Dorf ausbleibt.
USA-Auswanderer: Kaufunger überlebt Jahre bis Kriegsende
Nach der öffentlichen Demütigung wird Cohn vorgeworfen, Geld für verfolgte Juden gesammelt zu haben. Das Urteil: zwei Jahre Haft im Zuchthaus Hameln. „Ohne weitere Verurteilung wird er nach der Haft in das Konzentrationslager Esterwegen gebracht“, sagt Historiker Homeier. Bis zum Kriegsende ist Cohn Gefangener in den Todeslagern, auch in Sachsenhausen, Dachau und Buchenwald. Als Zimmermann muss er Baracken aufbauen und wird 1945 von den Amerikanern befreit. Im Juli 1946 wandert er in die USA aus.
Auch sein Bruder Erwin, der ebenfalls 1933 eingesperrt wird, überlebt die Jahre bis Kriegsende in Konzentrationslagern. Er wandert ebenfalls in die USA aus. Der Vater Sigmund Cohn, der nach der Inhaftierung seiner Söhne in Kaufungen bleibt, lebt in großer Armut und wird später zum Verkauf seines Hauses gezwungen. 1942 verhaften ihn die Nazis und bringen den 74-Jährigen ins KZ Theresienstadt. Körperlich ausgezehrt stirbt er dort zwei Monate später.
„Das Schicksal der Cohns steht stellvertretend für das vieler regimekritischer Menschen in der NS-Zeit“, sagt Homeier. (Moritz Gorny)
https://www.hna.de/
... über Täterforschung und ihre Bedeutung für die historisch-politische Bildung
Interview mit Hanna Liever, Referentin bei der Bundeszentrale für politische Bildung
von: Hanna Liever
Warum sollte man sich heute noch mit dem Nationalsozialismus und seinen Verbrechen beschäftigen? Hanna Liever von der bpb wirft aus der Perspektive der Bildungsarbeit einen Blick auf die Forschung.
Die Motive am Nationalsozialismus teilzuhaben, individuelle Handlungsspielräume, Entscheidungsprozesse sowie Radikalisierungs- und Gewaltdynamiken sind nicht nur wichtige Ansätze der Täterforschung, sondern helfen auch gegenwartsnahe Bezüge in der historisch-politischen Bildungsarbeit herzustellen.
Kamera, Schnitt und Postproduktion: cine plus Production Service GmbH
Produktion: 29.10.2019
Spieldauer: 3 Min.
hrsg. von: Bundeszentrale für politische Bildung
https://www.bpb.de/
Täter: Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden (Die Zeit des Nationalsozialismus – »Schwarze Reihe«) Taschenbuch – 1. September 2007
Über den Holocaust ist viel geschrieben worden, aber die wichtigste Frage, ist bis heute nicht beantwortet: Wie waren all die „ganz normalen Männer“, gutmütigen Familienväter und harmlosen Durchschnittsmenschen imstande, massenhaft Menschen zu töten? Es gab keine Personengruppe, die sich der Aufforderung zum Morden verschlossen hätte, weshalb Erklärungsansätze, die sich auf die Persönlichkeiten der Täter, ihre Charaktereigenschaften, ihre psychische Verfassung richten, nicht weiterführen. Harald Welzer untersucht Taten aus dem Holocaust und anderen Genoziden in ihrem sozialen und situativen Rahmen und zeigt, wie das Töten innerhalb weniger Wochen zu einer Arbeit werden kann, die erledigt wird wie jede andere auch. Mit seiner sozialpsychologischen Studie öffnet sich eine Perspektive auf die Täter, die auf beunruhigende Weise erhellt, wie Tötungsbereitschaft erzeugt wird, und wie wenig unseren moralischen Überzeugungen zu trauen ist.
Die Täter
Über die Opfer des Nationalsozialismus wissen wir viel…. sechs Millionen und so… Wir meinen, viel zu wissen. Tatsächlich kennen wir einige Zahlen, Fakten und Daten. Wenn es um eine gründlichere Kenntnis und um Erkenntnisse geht, dann sieht es schon etwas bescheidener aus. Noch bescheidener wird es, wenn es um die Opfer und Geschehnisse vor Ort geht. Sehr vieles davon ist nicht (mehr) im kollektiven Gedächtnis der Stadt und ihrer Bürger – erst recht nicht aufgezeichnet, gleichsam abrufbar, präsent.
Dieser Aufgabe der Erinnerungsarbeit, der Aufzeichnung und Bewahrung, dem Kampf gegen das Vergessen(wollen) hat sich der Förderverein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus in Koblenz e.V. verschrieben. In seiner engagierten Recherche- und Aufklärungsarbeit seit 1996/97 hat er viel erreicht. Immer wieder dokumentiert, beschreibt, erzählt er Lebensschicksale von Opfern des Nationalsozialismus aus Koblenz und Umgebung.
Bei dieser Aufklärungs- und Erinnerungsarbeit fällt immer wieder auch das große Interesse an den Tätern auf. Angeregt etwa durch die „Wehrmachtsausstellung“ (d.i. die Ausstellung „Vernichtungskrieg. Verbrechen der Wehrmacht 1941 bis 1944“ des Hamburger Instituts für Sozialforschung) und durch Publikationen wie die von Christopher R. Browning („Ganz normale Männer. Das Reserve-Polizeibataillon 101 und die ‚Endlösung in Polen’“) und Harald Welzer („Täter - Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden“) ist seit längerem das Interesse eines breiten Publikums erwacht, Näheres auch über den Werdegang und das Handeln von NS-Tätern vor Ort zu erfahren.
Diesem Interesse trägt der stellvertretende Vorsitzende des Fördervereins Mahnmal Koblenz Joachim Hennig seit dem Jahr 2006 Rechnung. Seitdem stellt er in der seit dem Wintersemester 2001/02 bei der Volkshochschule Koblenz laufenden dreiteiligen Vortragsreihe zum Thema „Verfolgung und Widerstand in Koblenz 1933 – 1945“ jeweils drei Täter aus Koblenz und der Region vor.
Im Folgenden werden diese Vorträge wiedergegeben und mit ggfs. weiterführenden Hinweisen versehen. Wer sich für diese Vortragsreihe über Täter aus Koblenz und Umgebung interessiert, dem seien die Veranstaltungen des stellvertretenden Vorsitzendes des Fördervereins Mahnmal Koblenz Joachim Hennig in den Wintersemestern bei der VHS Koblenz empfohlen.
https://web25.otto.kundenserver42.de/Mahnmal_NEU/
Stein des Anstoßes
Wie angemessen an NS-Täter erinnern?
Neu angekommene Häftlinge haben auf der Todesrampe im KZ Auschwitz Aufstellung genommen. Links Frauen und Kinder, rechts die Männer. Anschließend wird mit der Selektion begonnen.
Häftlinge auf der Todesrampe im KZ Auschwitz Aufstellung. © dpa / picture alliance
Von Anke Petermann · 24.03.2017
Eine spezielle Hinterlassenschaft aus der Zeit des Nationalsozialismus sind die Gräber ehemaliger Protagonisten der NS-Herrschaft. Gauleiter Josef Bürckel hat zehntausende Juden in Konzentrationslager deportieren lassen. Jetzt sorgt sein Grabstein für Diskussionen.
„Wie hieß der Typ, der politisch das Sagen hatte in Neustadt und der Pfalz?“
Neustadt an der Weinstraße – die Sonne fällt auf den historischen Marktplatz mit mächtiger Stiftskirche und kleinen Fachwerkhäuschen. Auf den Stufen des Sandsteinbrunnens steht Eberhard Dittus vom Vorstand der örtlichen KZ-Gedenkstätte (http://www.gedenkstaette-neustadt.de/) und erwartet eine Antwort von den Achtklässlern vor ihm.
„Josef Bürckel – genau. Den Namen könnt ihr euch ruhig merken.“
Der evangelische Diakon ruft das Frühjahr 1933 in Erinnerung, damals hieß der Markt „Adolf-Hitler-Platz“. Und eine der Gassen im Zentrum „Josef-Bürckel-Straße“. Schon 1927 wurde Neustadt zentraler Verwaltungssitz der NS-Parteiorganisation in der Pfalz, mit Bürckel an der Spitze. Von Beruf Lehrer, später freigestellt für „große Aufgaben“ im nationalsozialistischen Machtapparat. Dass die Bücherverbrennung in Neustadt erst vier Tage später als in Berlin stattfand, lag nicht an Bürckels mangelndem Eifer.
Bücherverbrennung in Neustadt an der Weinstraße
„In Neustadt wollten sie es eigentlich auch am 10. Mai machen, aber da hat es geregnet. Und wenn ‚s regnet, brennt natürlich kein Feuer. Übrigens waren damals net nur in Neustadt, sondern auch bei anderen Bücherverbrennungen viele Jugendliche dabei. Die hatten Spaß dran, die Bücher ins Feuer zu werfen. Die Nazis wussten ganz genau, wie sie Kinder und Jugendliche instrumentalisieren konnten und praktisch für ihre Zwecke begeistern.“
Hitlers pfälzischer Statthalter Bürckel war beliebt bei Bürgern jeden Alters. Er sprach Dialekt, trank gern Wein und führte seinen Dackel Gassi.
Der „rote Gauleiter“
Als arbeiterfreundlich galt er, trug sogar den Beinamen „roter Gauleiter“. Adressat Bürckelscher Sozialpolitik war jedoch allein die „Volksgemeinschaft“, wie sie die Nationalsozialisten definierten. Sukzessive vergrößerte sich der Einflussbereich des Gauleiters um das Saarland und Lothringen zur sogenannten „Westmark“. Gnadenlos verfuhr er dort mit allen, die nicht zum „deutschen Volk“ gehören durften. Eberhard Dittus wendet sich erneut an die 14-, 15-jährigen Gymnasiasten, kommt auf Bürckels Rolle im Jahr 1938 zu sprechen und deutet quer über den Marktplatz.
„Er hat mit gesteuert die Verbrennung der jüdischen Synagoge, die da vorn war. Übrigens in derselben Nacht, als die Synagoge gebrannt hat, hat man das jüdische Altenheim in Brand gesteckt. Und in dieser Nacht sind zwei alte Frauen im Alter von 80 Jahren in dem Altenheim bei lebendigem Leib verbrannt, weil die beiden Frauen es nicht mehr geschafft haben, rauszukommen, aus dem brennenden Altenheim.“
Ob Bücherverbrennung oder das Tourismusprojekt Deutsche Weinstraße, ob Juden-Verfolgung oder sozialer Wohnungsbau: Für all das war Josef Bürckel als Gauleiter mit Dienst- und Wohnsitz Neustadt zuständig.
Ortswechsel: Vom Marktplatz zum Neustädter Hauptfriedhof am Stadtrand – Treffpunkt von Diakon Dittus mit Marc Weigel, Lehrer und Mitstreiter in der Gedenkarbeit. „Wäre Bürckel nicht vor Kriegsende gestorben, dann würden wir heute nicht an seinem Grab stehen“, merkt der Kirchenmann mit dem roten Schal an:
„Denn dann wäre er mit Sicherheit zum Tode verurteilt worden, wegen der Menschenrechtsverletzungen, die er begangen hat, so wie sein Kollege Wagner aus Baden.“
Überzeugte Täter
Der wurde zum Tode verurteilt – von dem gibt es kein Grab. Diese „Bürckel-Wagner Aktion“, das war ja diese Aktion, in der die beiden ihre Gaue „judenfrei“ gemacht haben. Da waren sie sogar stolz darauf und haben das Berlin telegrafiert, an ihren Führer, dass jetzt die Gaue „judenfrei“ sind. Das hat damals immerhin mehr als 6000 jüdische Menschen aus der gesamten Pfalz und aus Baden betroffen.“
Bürckel und Wagner machten als erste im Deutschen Reich ernst mit der sogenannten „Entjudung“ – ein Jahr, bevor die Juden reichsweit deportiert wurden. Die beiden Übereifrigen aus dem Südwesten lieferten dazu den Masterplan.
„Diese Menschen wurden alle nach Gurs in Südfrankreich deportiert, das ist über tausend Kilometer von hier entfernt, und wer die Strapazen der Fahrt nicht überstanden hat, wer die zwei nächsten Jahre nicht überstanden hat, wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und dort vergast. Also, die allermeisten Menschen von den 6.500 sind Todesopfer dieser Aktion geworden.“
Robert Wagner, NS-Gauleiter und Reichsstatthalter von Baden sowie Chef der Zivilverwaltung des Elsaß, wurde 1946 nach dem Prozess in Straßburg hingerichtet. Sein Komplize Josef Bürckel starb kurz vor Kriegsende nach einer Darm- und Lungenentzündung an Kreislaufversagen, keine 50 Jahre alt. Sein Begräbnis – ein Staatsakt. Gerüchte über einen Selbstmord halten Historiker für unzutreffend. Beerdigt wurde der Antisemit im September 1944 im sogenannten Ehrenhain des Neustadter Hauptfriedhofs, wo auch die Gefallenen des Ersten Weltkriegs begraben liegen.
Ehrengrab für einen Mörder
„Das wurde auch live im Rundfunk übertragen, die Trauerfeier, Baldur von Schirach hat die Trauerrede gehalten, damals.“
Von Schirach – ehemaliger Reichsjugendführer und NS-Gauleiter, nach dem Krieg wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit zu 20 Jahren Haft verurteilt, Mitte der siebziger in Kröv an der Mosel gestorben. Sein Grab wurde 2015 planiert.
Bürckels nationalsozialistisches Ehrengrab in zentraler Lage, so erzählt Marc Weigel, wurde nach dem Krieg zum Problem. Vor gut siebzig Jahren beschloss der Neustädter Stadtrat, die Leiche des Gauleiters umzubetten.
„Und dann gab's hier im Winter eine wahrscheinlich etwas gespenstische Versammlung in früher Morgenstunde, wo der zuständige Beigeordnete und Ratsherren anwesend waren und auch ein Vertreter der Polizei. Man hat das Grab dann geöffnet, den Sarg geöffnet, hat sich davon überzeugt, ob es auch wirklich der Bürckel ist. Und als man das allgemein festgestellt hat, hat man dann das Grab hier an den äußersten Rand des Friedhofs verlegt, unweit der auch damals schon hier befindlichen Latrinen, und das war dann so die Lösung.“
Zwischen Pietät und Ehr-Entzug
Das Grab in Klo-Nähe – der Nachkriegs-Kompromiss zwischen Pietät und Ehr-Entzug – Jahrzehnte lang weitgehend unbeachtet. Blick aufs Grabmal: Fünf pyramidenförmige Stützen tragen einen massiven Querblock aus Sandstein. Der Name Josef Bürckel in Großbuchstaben eingemeißelt, darunter Geburts- und Todesdatum – mehr nicht. Nur durch einen Busch ist das Nazi-Grab abgetrennt von einer Reihe älterer bedeutender Grab-Denkmäler, die in öffentlichem Interesse erhalten werden. Stelen, Amphoren, Putten aus dem 19. Jahrhundert.
Viele Neustadter finden diese Denkmäler schön, in dem wuchtigen Nazi-Grab sehen sie dagegen einen hässlichen Schandfleck, den man besser beseitigen sollte.
Bei Nacht und Nebel
Und eines Tages im Mai vergangenen Jahres war es dann beseitigt. Zur Überraschung des ehemaligen Kulturdezernenten Weigel, der auf seinen Friedhofsführungen hier regelmäßig Station macht. Ein leerer Fleck – Weigel traute seinen Augen nicht.
„Ich war ein bisschen perplex und hatte aber das Glück, aufmerksame Teilnehmer bei der Führung zu haben, die sich umgeschaut haben und sahen, dass hier auf dem Gelände der benachbarten Bildhauerei und des Steinmetzbetriebs die Steine noch lagen, in den einzelnen Bestandteilen aufgetürmt.“
Was war passiert mit dem Grab, das in der Denkmal-Topographie des Landes Rheinland-Pfalz mit Foto verzeichnet ist? Nach Ablauf der Ruhezeit wollte weder die Stadt noch die Familie von Josef Bürckel für das Grab zahlen. Die Familie glaubte, sie könne das Grab abtragen lassen, die Stadt widersprach nicht. Von der Denkmalwürdigkeit wollen die Angehörigen, die immer noch in Neustadt an der Weinstraße leben, nichts gewusst haben. Tatsächlich werden Betroffene oft nicht über diesen Status informiert. Das alles „peinlich“ für Neustadt, meint Mac Weigel, der für die Freien Wähler bei der Oberbürgermeister-Wahl im kommenden September kandidiert. Aber:
„Dadurch dass die Steine nicht entsorgt waren, sondern hier noch alles vorhanden war,“ Weigel deutet auf den Steinmetzbetrieb hinterm Grab: „war letztlich mit dem Zutun des Denkmalschützers klar, dass es wieder aufgerichtet werden muss.“
Über den wieder aufgestellten Stein kippten anonyme Täter rote Farbe, wohl um ihren Protest gegen diese Entscheidung auszudrücken.
Makaber: blasse Schlieren wie Blutspuren auf dem Grabmal
Beim Versuch, die Schlieren abzuwaschen, blieben blassrote Spuren zurück, die an getrocknetes Blut erinnern – makaber. Das Nazi-Grab, ein Stein des Anstoßes. Viele Neustadter erfuhren erst durch den missglückten Abräum-Versuch, dass die Stätte Denkmalrang hat. Und sind irritiert, weil sie darin eine Ehrerweisung sehen.Christian Schüler-Beigang vom Landesamt für Denkmalpflege in Mainz korrigiert:
„Wenn wir ein Grabmal, das seit 1944 besteht, erhalten, erhalten wir einen Ausschnitt aus der Zeitgeschichte. Wir erhalten ja auch das Hexenbürgermeisterhaus, wo zu einer anderen Zeit schreckliche Dinge passiert sind, als Zeitzeugnis. Und genauso betrachten wir auch das Grabmal von Bürckel – als Zeitzeugnis.“
In seiner Wuchtigkeit erzählt der massive Querblock, wie in der NS-Zeit ein hoher Parteifunktionär geehrt wurde.
„Also zunächst einmal ist es der Wunsch, sich monumental zu äußern, und die Formensprache des Grabmals transportiert eben den Anspruch auf Monumentalität. Zum anderen: Die fünf Sockelsteine rufen bei uns Assoziationen an die Höckerlinien des Westwalls hervor.“
Ein Grabmal wie eine Panzersperre
„Drachenzähne“ hießen im Volksmund die Betonhöcker an Hitlers westlicher Verteidigungslinie, die letztlich das Rückgrat des nationalsozialistischen Angriffskriegs formte. Bürckels letzte Ruhestätte -ein Grabmal wie eine Panzersperre – martialisch über den Tod hinaus. Dennoch denkmalwürdig, bekräftigt Schüler-Beigang.
„Es geht der Denkmalpflege um ein Dokument der Kunstauffassung dieser Zeit, und wir stören uns auch nicht an martialischen Kriegerdenkmälern, die irgendwo im Straßenraum oder auf Friedhöfen an anderer Stelle stehen.“
Mit anderen Worten: Denkmalwürdig kann auch sein, was heute als unästhetisch oder gewaltverherrlichend empfunden wird. Das Bürckel-Grab bleibt anstößig. Für diejenigen, die nicht mehr erinnert werden wollen. Aber auch für viele, die sich in der Erinnerungsarbeit engagieren. Wie die Religionslehrerin Karin Hoffman, die ihren Achtklässlern gemeinsam mit Eberhard Dittus über ausgelöschtes jüdisches Leben in Neustadt erzählt. „Ein Grabmal bleibt ein Ehrenmal, und Bürckel sollte man keine Ehre erweisen“, meint die Pädagogin. „Ein Grabmal zu erhalten, um es zu verachten“, findet sie wiederum auch nicht in Ordnung, ins Mikrofon will sie das aber nicht sagen.
„Ach, schreiben Sie es so, wie ich ‚s gesagt hab‘.“
Marc Weigel, ebenfalls Lehrer und ehrenamtlicher Führer über den Hauptfriedhof, macht sich dagegen stark für das umstrittene Zeitzeugnis.
„Ich spüre, wenn die Schüler hier stehen an dem Grab, dass sie unmittelbarer betroffen sind davon, dass sie das verstehen, dass das nicht irgendwas ist, das sich in den Geschichtsbüchern zugetragen hat, oder irgendwo in Berlin, an weit entfernten Orten, sondern dass das hier in Neustadt war. Und dafür sind diese Mahnmale, eben auch negativen Denkmale, gut geeignet.“
Den Stein erhalten – ja, da liegen Weigel und Dittus vom Gedenkstätten-Verein auf einer Linie mit der Denkmalpflege und der Landeszentrale für politische Bildung Rheinland-Pfalz.
„Aber ein Hinweisschild mit dem Namen und der Funktion und vielleicht einem Querverweis darauf, wo man sich und wie man sich da weiter informieren kann, scheint mir sinnvoll zu sein.“
Wie umgehen mit dem Schandmal?
„Dieses Grab darf nicht unkommentiert hier stehen! Hier muss eine Erklärung angebracht werden, wer dieser Herr Bürckel war. Ich weiß das, und manche andere, die sich auseinandersetzen mit dieser Zeit, wissen auch, wer Bürckel war. Aber die allermeisten Menschen, die hier auf den Friedhof kommen und an dem Grab vorbei gehen, wissen ‚s eben nicht. Und zunehmend, wenn die Zeit fortschreitet, wird man davon ausgehen können, dass die Verbrechen des Josef Bürckel einfach nicht mehr bekannt sind. Und das kann meines Erachtens so nicht stehen bleiben.“
Hinweise auf NS-Verbrechen ja, aber – auch aus Pietätsgründen – nicht direkt am Grab, wenden die Experten für politische Bildung und Denkmalpflege in Mainz ein. Einer von ihnen ist Christian Schüler-Beigang.
„Es ist unserer Gesellschaft eigentlich angemessener und würdiger, wenn wir am Eingang zum Friedhof auf einer großen Tafel auf die Gräber bedeutender Persönlichkeiten hinweisen und darunter dann auch Bürckel ist.“
Aufklärung als Bringschuld?
„Die Auseinandersetzung mit den Untaten ist an einer anderen Stelle besser aufgehoben, da ist die Gedenkstätte in Neustadt sicher der richtige Ort, und von dort hat man dann die Möglichkeit, das authentische Grab auf dem Friedhof aufzusuchen. Aber die Auseinandersetzung mit Bürckel und der Judenverfolgung, die sollte nicht auf dem Friedhof an der Stelle passieren, wo er beerdigt liegt.“
Eberhard Dittus und Marc Weigel sehen das anders. Der Kompromissvorschlag – Information vorn auf der Eingangstafel – stellt die beiden Ehrenamtlichen vom Verein der KZ-Gedenkstätte nicht zufrieden. Wer zufällig und uninformiert am Nazi-Grab steht, der erführe auf diese Weise nämlich nichts, es sei denn, er vertieft sich direkt auf dem Friedhof ins Smartphone.
Aber ist nicht schonungslose historische Aufklärung eine Bringschuld der Gedenkarbeit? Der Streit geht vorerst weiter. Und nach dem wissenschaftlichen Kongress zur Person Bürckels vor knapp zwei Jahren scheint jetzt ein Forum über das angemessene Erinnern notwendig.
https://www.deutschlandfunkkultur.de/
Nationalsozialismus in Oberösterreich: Opfer. Täter. Gegner. (Nationalsozialismus in den österreichischen Bundesländern)
Wie kommt es zum Aufstieg des Nationalsozialismus? Was begeistert die Menschen am Nationalsozialismus? Wie erleben die jungen Menschen HJ und BDM? Welche Pläne verfolgt Adolf Hitler mit Linz? Wie entsteht in Oberdonau eine Großindustrie? Wer sind die Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen? Was ist NS-Euthanasie? Wie werden Menschen im KZ Mauthausen ermordet? Wie werden Roma und Sinti im Nationalsozialismus verfolgt? Wie ergeht es den oberösterreichischen Juden und Jüdinnen im Holocaust? Wer leistet in Oberösterreich Widerstand? Wie entwickelt sich die Auseinandersetzung mit der NS-Zeit bis heute? Ausgehend von solchen grundlegenden Fragen erzählt das Buch die Geschichte des Nationalsozialismus in Oberösterreich für ein breites Publikum, speziell auch für junge Leser und Leserinnen - wissenschaftlich fundiert, aber in gut lesbarer Sprache. Über 40 Kurzbiografien ergänzen die Kapitel: Sie zeigen Menschen, die verfolgt wurden, die sich schuldig machten, die Widerstand leisteten oder zwischen Zustimmung, Wegschauen und Ablehnung schwankten. Rund 280 Abbildungen und Fotografien vermitteln ein Bild der Zeit. Ein Sach- und Personenlexikon bietet Hintergrundinformationen.
Wir im Krieg
Privatfilme aus der NS-Zeit
Film von Jörg Müllner, ZDF 2019
Konzentrationslager Auschwitz.Quelle: ap photo/yad vashem photo archives
Zum 80. Jahrestag des Ausbruchs des Zweiten Weltkriegs 1939 zeigt die Dokumentation mithilfe von privatem und unveröffentlichtem Filmmaterial einen persönlichen Blick auf das Leben in der NS-Diktatur vor und nach Kriegsbeginn. Warum folgten so viele Menschen dem NS-Regime? Wie erlebten sie in der Heimat oder an der Front die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs? NS-Geschichte erzählt mit Bildern aus der Mitte der Gesellschaft.
"Wir im Krieg": Hobbyfilmer Hans Burscher aus Berlin-Schöneberg hält stolz den Besuch seines Sohnes vom Reichsarbeitsdienst fest, die Mutter bewundert die NS-Uniform. Privatfilme aus der NS-Zeit wie dieser gewähren persönliche Einblicke in den Alltag vor 80 Jahren, in Diktatur und Krieg.
Auf Dachböden, in Kellern und diversen Archiven, in Sammlungen von Familien und Einzelpersonen schlummert ein nahezu vergessener Schatz: Es sind die privat gedrehten Filme unserer Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern. Die "Filmpioniere" von einst haben ihr Leben auf Schmalfilm gebannt, auch in der NS-Zeit und während des Zweiten Weltkriegs. Fernab aller Propaganda- und Wochenschaukameras zeigen sie ein anderes Bild der Geschichte, liefern unzensiert und ungefiltert Einblicke in den Alltag von damals.
Filmwissenschaftler Dr. Tobias Ebbrecht-Hartmann (Hebrew University Jerusalem), die Historiker Prof. Isabel Heinemann (Universität Münster) und Prof. Dietmar Süß (Universität Augsburg), Stadthistoriker Thorsten Mietzner (Lahr), Sozialwissenschaftler Prof. Harald Welzer sowie Dr. Janosch Steuwer (Universität Zürich), der über 140 Tagebücher aus der NS-Zeit ausgewertet hat, analysieren, was diese Filme zeigen und was sie verschweigen.Die Aufnahmen, viele davon in Farbe und zum ersten Mal zu sehen, zeugen auch vom schleichenden Prozess der Vereinnahmung und Radikalisierung, die systematische Entrechtung und Vertreibung der Juden, die Auswirkungen des Krieges auf das Leben der Menschen in NS-Deutschland.
"Es ist erstaunlich, wieviel Filmmaterial 80 Jahre nach Kriegsbeginn noch nie öffentlich gezeigt wurde", sagt Stefan Brauburger, Leiter der Redaktion Zeitgeschichte. "Es sind aufschlussreiche Einblicke in jene Zeit, die auch vor Augen führen, wie selbstverständlich sich viele Menschen in den Alltag des NS-Regimes einfügten."
Autor Jörg Müllner ist es gelungen, bei umfangreichen Recherchen bemerkenswerte Funde zu Tage zu fördern, etwa aus der Stadt Lahr im Schwarzwald. Dort beauftragte einst die Stadtverwaltung ortsansässige Filmer und Fotografen, den Alltag in Lahr vom Tag der Machtübernahme Hitlers bis zum Kriegsende zu dokumentieren. Die Filmaufnahmen – viele davon in Farbe – zeigen, wie das Städtchen immer mehr vom Nationalsozialismus vereinnahmt wird: Zu sehen sind Paraden und Aufmärsche mit Volksfestcharakter, aber auch der Judenboykott und die zunehmende Bedrohung für die jüdischen Bürger in Lahr.
"Ich kann mich noch gut erinnern, als ich diese Aufnahmen zum ersten Mal gesehen habe", sagt Stadthistoriker Thorsten Mietzner, "ich habe die Stadt, mit der ich mich zu diesem Zeitpunkt schon fünfzehn Jahre beschäftigt hatte, nicht mehr wiedererkannt. Ich hatte das Gefühl, dass Lahr in den Jahren zwischen 1933 und 1939 förmlich getränkt worden ist vom Nationalsozialismus, das haben diese Bilder vermittelt. Und das machen Farbbilder deutlich stärker als Schwarzweißbilder." Wie in einem Mikrokosmos zeigen die Bilder aus Lahr das Leben in der NS-Diktatur: Was dort im Kleinen geschah, ist auch im Großen geschehen.
Privatfilme aus anderen Regionen Deutschlands zeigen die letzten friedlichen Tage vor Kriegsbeginn, etwa Aufnahmen des jungen Ehepaares Höse aus Leipzig von ihrer Hochzeitsreise Ende August 1939, die sie entlang der Oder machen. Während die jungen Leute ihre Flussfahrt in einem Faltboot genießen und in damals noch unzerstörten Städten wie Breslau und Stettin Halt machen, laufen die Kriegsvorbereitungen des NS-Regimes bereits auf Hochtouren. Tatsächlich zeugt auch der Amateurfilm der Höses davon: So paddeln die Frischvermählten an einem Lazarettschiff vorbei, das für den Überfall auf Polen am 1. September 1939 bereitsteht. "Das ist eine Paradoxie inmitten der anlaufenden Kriegsvorbereitungen trotz allem am privaten Glück festzuhalten", meint Historikerin Prof. Isabel Heinemann, "ich glaube, das kann für ziemlich viele Menschen zu diesem Zeitpunkt stehen. Man stellt ja nicht sein privates Leben auf 'Halt'. Man hofft ja auch immer, dass es gut ausgeht."
Aber auch Kriegsszenen wurden von Amateurfilmern festgehalten. Erschütternde Aufnahmen zeigen zerstörte Städte wie Düsseldorf oder Mainz nach Bombenangriffen und das Überleben der Menschen in den Trümmern. Der junge Götz Hirt-Reger aus Leipzig filmt seinen Einsatz beim Reichsarbeitsdienst, richtet seine Kamera aber auch auf die Ruinen von Warschau, als er 1940 einen Lkw in das von Deutschen besetzte Polen bringen muss. Die Aufnahmen zeigen die Zerstörungen nach den erbitterten Kämpfen, es gab 40.000 Tote. Als Hirt-Reger 1941 beim Angriff auf die Sowjetunion als Funkaufklärer der 20. Panzer-Division im Einsatz ist, hat er wieder seine Kamera dabei. Seine Farbfilmaufnahmen führen Etappen des erbarmungslosen Vormarschs der deutschen Wehrmacht vor Augen, mit brennenden Dörfern und der leidenden Zivilbevölkerung.
https://www.phoenix.de/
Schwäbische Zeitung: "Aufarbeitung bleibt wichtig" - Kommentar zum Auschwitz-Prozess
15.07.2015 – 20:16
Schwäbische Zeitung
Ravensburg (ots)
Der Lüneburger Auschwitz-Prozess zeigt: Die Aufarbeitung der NS-Verbrechen ist auch heute noch dringend nötig. Richter Kompisch hat recht. Die Nazis machten das Töten zur kollektiven Routine, um den Einzelnen zu enthemmen und ihn glauben zu machen, ihn treffe keine persönliche Schuld.
Diese Erkenntnis ist wichtig, weil sie ein Schlaglicht auf den Umgang gar nicht so weniger Deutscher mit dem NS-Unrecht wirft. Die Nazis hätten das Volk "verführt", hört man oft - und kann den Eindruck bekommen, nur Hitler, Himmler und ein paar andere seien Nazis gewesen, der Rest nur fehlgeleitete Mitläufer. Man verschanzt sich hinter dem Kollektiv, das verführt worden sei. Individuelle Schuld wird auch hier verneint.
Dass die Mehrheit den Nazis zumindest kritiklos, wenn nicht sogar begeistert gegenüberstand, fällt unter den Tisch. Die NS-Führung war Teil des Volkes, das zeigt auch deren überwiegend bürgerliche Herkunft. Sie überfiel Deutschland nicht 1933 und unterjochte das wehrlose Land. Es ist gut, dass die Justiz heute durchgreift. Denn die NS-Barbarei wäre ohne "Rädchen im Getriebe" wie Gröning unmöglich gewesen.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
https://www.presseportal.de/pm/102275/3072570
NS-Verfolgte nach der Befreiung: Ausgrenzungserfahrungen und Neubeginn (Beiträge zur Geschichte der nationalsozialistischen Verfolgung) Taschenbuch – 28. September 2022
Über die Nachkriegserfahrungen von NS-Verfolgten aus West- und Osteuropa. Nach ihrer Befreiung 1944/45 erfuhren NS-Verfolgte ihre Rückkehr in ein »normales« Leben als einen langwierigen Prozess: Die Wege durch das zerstörte Europa waren von großen Hoffnungen geprägt, aber auch mit zahlreichen Schwierigkeiten verbunden. Welche Gründe sprachen für eine Rückkehr in das Herkunftsland und welche für eine Emigration? Wie reagierte das soziale Umfeld auf die Verfolgungserfahrungen? Welche Formen der Unterstützung erfuhren die überlebenden Frauen und Männer, wo konnten sie sich politisch artikulieren und wo waren sie mit fortgesetzten oder auch neuen Formen der Ausgrenzung konfrontiert? Die in diesem Heft versammelten Studien sind den NS-Verfolgten aus West- und Osteuropa gewidmet. Gefragt wird nach den Erfahrungen von Überlebenden in Deutschland, Frankreich, Israel, Italien, Österreich, der Sowjetunion und der Tschechoslowakei. Deutlich wird, wie stark die Nachkriegserfahrungen von ihren jeweiligen Verfolgungskontexten, ihrer Staatsangehörigkeit und ihrem Geschlecht geprägt waren. Dies alles hatte nachhaltige Auswirkungen auf ihr weiteres Leben.
2.1 Online-Artikel zu NS-Täter*innen und Entnazifizierungen in Baden-Württemberg
Projektstart zur Digitalisierung von Entnazifizierungsakten aus (Süd-)Baden
14.10.2021
Übergabe der ersten Digitalisate im franzöischen Generalkonsulat in Stuttgart
Landesarchivpräsident Prof. Dr. Gerald Maier und der Direktor des Diplomatischen Archivs Nicolas Chibaeff bei der Übergabe der ersten Digitalisate. Foto: Landesarchiv Baden-Württemberg
Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat eine wegweisende Kooperation mit dem Diplomatischen Archiv des französischen Außenministeriums in La Courneuve (Archives diplomatiques du ministère de l’Europe et des Affaires étrangères) geschlossen. In Frankreich aufbewahrte Entnazifizierungsakten aus (Süd-)Baden zu mehr als 200.000 Personen sollen digitalisiert und online zugänglich gemacht werden. Zum Projektstart übergab Nicolas Chibaeff, Direktor des Diplomatischen Archivs, am Donnerstag (14. Oktober) im französischen Generalkonsulat in Stuttgart die ersten Digitalisate an Prof. Dr. Gerald Maier, Präsident des Landesarchivs.
Petra Olschowski, Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg, sagte anlässlich der feierlichen Übergabe: "Frankreich und Baden-Württemberg pflegen seit Jahrzehnten enge und gute Beziehungen im Kulturbereich. Das Projekt des Diplomatischen Archivs und des Landesarchivs ist ein herausragendes Zeichen der französisch-deutschen Zusammenarbeit. Mit dem Zugang zu den Spruchkammerakten werden wesentliche Impulse für die zeitgeschichtliche, sozial- und familiengeschichtliche Forschung geschaffen. Und es wird auch ein neuer niederschwelliger Zugang für die Öffentlichkeit und für eine vertiefende Vermittlungs- und Bildungsarbeit ermöglicht. Ich danke der französischen Seite, dass sie diese grenzüberschreitende Kooperation ermöglicht."
Landesarchiv-Präsident Gerald Maier betonte die Besonderheit des gemeinsamen Projekts: "Dieses grenzüberschreitende Projekt ist ein weiterer wichtiger Schritt in der Zusammenarbeit zwischen französischen und deutschen Archiven. Als Pilotprojekt für die digitale Zusammenführung von Unterlagen, die seit der Nachkriegszeit zwischen zwei Ländern aufgeteilt sind, hat das Vorhaben Modellcharakter." Nicolas Chibaeff, Direktor des Diplomatischen Archivs in La Courneuve, unterstrich: "Diese beispielhafte Partnerschaft zeugt von der Qualität der Zusammenarbeit zwischen den beiden Archiven und macht wichtige Dokumente zur Geschichte Deutschlands und zum demokratischen Übergang in der Nachkriegszeit für alle, Forscher und Bürger gleichermaßen, zugänglich."
Seit dem Ende der französischen Besatzung werden in Frankreich Unterlagen zur Entnazifizierung in (Süd-)Baden aufbewahrt, darunter mehr als 200.000 Personenakten der (süd-)badischen Spruchkammer. Sie gelangten in den 1950er Jahren zunächst in das Archiv der französischen Besatzung in Deutschland und Österreich (Archives de l’occupation française en Allemagne et en Autriche) in Colmar. Seit 2010 befinden sich die Akten im Diplomatischen Archiv des französischen Außenministeriums in La Courneuve bei Paris. Der andere, noch umfangreichere Teil der Überlieferung der Spruchkammer Südbaden wird in der Abteilung Staatsarchiv Freiburg des Landesarchivs Baden-Württemberg aufbewahrt.
Die Entnazifizierungsakten in Frankreich enthalten Unterlagen zu Funktionsträgern aus der NS-Zeit wie dem letzten Kommandanten von Paris Dietrich von Choltitz sowie zu vielen Personen aus Politik, Kultur und Wirtschaft. Darunter befinden sich der Philosoph Martin Heidegger, die Regisseurin Leni Riefenstahl, der Verleger Franz Burda und der badische Staatspräsident Leo Wohleb. Für die zeitgeschichtliche Forschung, aber auch für Menschen, die zur Geschichte ihrer Familie während des Nationalsozialismus recherchieren, besitzt das Material einen hohen Quellenwert: Spruchkammerakten enthalten Informationen zu Biographien im Zeitraum zwischen 1931 und der Nachkriegszeit. Gleichzeitig sind die Angaben und Aussagen der Befragten in vielen Fällen problematisch und erfordern eine genaue Quellenkritik. Nicht selten wurden in den Fragebögen Mitgliedschaften in NS-Organisationen, zum politischen Wirken und den Einkommensverhältnissen weggelassen, beschönigt oder komplett gefälscht. Noch schwieriger zu beurteilen sind Informationen in sogenannten "Persilscheinen", die Betroffene zu ihrer Entlastung vorlegten.
Die Entnazifizierungsunterlagen werden in den kommenden Jahren digitalisiert, mit den Erschließungsdaten des Staatsarchivs Freiburg verknüpft und in den Online-Angeboten des Landesarchivs sowie des Diplomatischen Archivs frei zur Verfügung gestellt. Ermöglicht wird das Projekt durch die Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst.
https://www.landesarchiv-bw.de/
- Pressemitteilung Digitalisierung Spruchkammerakten >>> 2021_10_14_Pressemitteilung_Landesarchiv_Baden-Württemberg.pdf (pdf/63.78 kB)
- Pressemappe Digitalisierung Spruchkammerakten >>> 2021_10_14_Pressemappe_Spruchkammerakten.pdf (pdf/199.99 kB)
Der vergessene Widerstand der Arbeiter. Gewerkschafter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Trotzkisten, Anarchisten und Zwangsarbeiter Gebundene Ausgabe – 11. Dezember 2011
Die deutsche Arbeiterbewegung war nicht nur der Hauptfeind der Nationalsozialisten, hier stießen dessen Träger auch auf erbitterten Widerstand. Keine Gruppe leistete in Umfang und Vielfalt – von der Anzahl der beteiligten Menschen und den tausendfachen Opfern ganz zu schweigen – auch nur annähernd Adäquates. Trotzdem wird im offiziellen Gedenkkanon dieser Widerstand an den Rand gedrängt. Widerstand gegen den Nationalsozialismus reduziert sich im öffentlichen Diskurs weitgehend auf den der Männer des 20. Juli, auf den ethisch motiviert handelnder Gruppen aus dem Bürgertum, den der Kirchen und auf den von Einzeltätern. In diesem Band wird der im Vergessen gehaltene Widerstand, der aus der Arbeiterbewegung heraus geleistet wurde, anhand neuer Forschungsergebnisse analysiert. Kaum bekannte Widerständler erfahren somit in der bundesdeutschen Erinnerungskultur eine späte Würdigung.
Entnazifizierung
Rechercheratgeber Entnazifizierung
Entnazifizierungsfragebogen aus den Akten der Spruchkammer Balingen, LABW, StAS Wü 13 T 2 Nr. 639/053
Als Entnazifizierung wird die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch die alliierten Besatzungsmächte veranlasste politische Säuberung der deutschen Bevölkerung von den Einflüssen des Nationalsozialismus bezeichnet. Bereits seit den Kriegskonferenzen der Anti–Hitler–Koalition gehörte es zur gemeinsamen Zielsetzung der Alliierten, nach dem Zusammenbruch des "Dritten Reiches" alle Einflüsse des Nationalsozialismus auf Gesellschaft, Politik, Justiz, Verwaltung, Kultur und Medien im Rahmen eines Maßnahmenpaketes aus Demilitarisierung, Denazifizierung, Dekartellisierung und Demokratisierung zu beseitigen. Somit war die Entnazifizierung der deutschen Bevölkerung fester Bestandteil des Potsdamer Abkommens vom August 1945; sie wurde in den vier Besatzungszonen in der Folgezeit jedoch recht unterschiedlich umgesetzt. Dieser Rechercheratgeber möchte Ihnen bei der Suche nach Informationen zu Personen, die ein Spruchkammerverfahren durchliefen, helfen.
Welche Informationen benötigen Sie, um mit der Suche beginnen zu können?
Sie benötigen zu der gesuchten Person
den Namen (oder Geburtsnamen)
das Geburtsdatum sowie
den Wohnort zum Zeitpunkt der Entnazifizierung (also nach Kriegsende, ca. 1945-1951).
https://www.landesarchiv-bw.de/de/recherche/rechercheratgeber/64530
Welche Unterlagen können Sie im Landesarchiv Baden-Württemberg finden?
Das Landesarchiv verwahrt die Entnazifierungsunterlagen aus der ehemaligen französischen und amerikanischen Besatzungszone, die das heutige Gebiet des Bundeslandes Baden-Württemberg betreffen.
Die Unterlagen sind nach Spruchkammern geordnet, die Verfahren wurden normalerweise von der für den Wohnort der Person zuständigen Spruchkammer abgewickelt. Daher recherchieren Sie über den Wohnort der gesuchten Person, bzw. die zuständige Spruchkammer.
Die in Teilen auch online durchsuchbaren Bestände zur Entnazifizierung sind:
- Nordwürttemberg: Staatsarchiv Ludwigsburg, Beständeserie EL 900 >>>
- Südwürttemberg und Hohenzollern: Staatsarchiv Sigmaringen, Bestand Wü 13 T 2 >>>
- Nordbaden: Generallandesarchiv Karlsruhe, Beständeserie 465 >>>
- Südbaden: Staatsarchiv Freiburg, Beständeserie D 180 >>>
Wichtiger Hinweis
Ein großer Teil der Entnazifizierungsakten ist zum Schutz der Betroffenen noch nicht in unseren Online-Katalog auffindbar. Sie sollten daher im Zweifel immer eine Anfrage an den zuständigen Archivstandort richten. Bitte richten Sie Ihre Anfrage unter Angabe von Name, Geburtsdatum und Wohnort (ca. 1945-51) der gesuchten Person an:
Nordbaden: Generallandesarchiv Karlsruhe
Südbaden: Staatsarchiv Freiburg
Nordwürttemberg: Staatsarchiv Ludwigsburg
Südwürttemberg und Hohenzollern: Staatsarchiv Sigmaringen
Wussten Sie schon?
Da das Gebiet von Baden–Württemberg nach dem Zweiten Weltkrieg auf zwei unterschiedliche Besatzungszonen und wenig später auf drei verschiedene Länder aufgeteilt war, spielte sich die Entnazifizierung etwas unterschiedlich ab. In den Beschreibungen der Südwestdeutschen Archivalienkunde wird dies im Einzelnen deutlich.
- Artikel Entnazifizierungsakten Südbaden in der Südwestdeutschen Archivalienkunde >>>
- Artikel Entnazifizierungsakten Württemberg–Hohenzollern in der Südwestdeutschen Archivalienkunde >>>
- Artikel Entnazifizierungsakten Württemberg–Baden (noch in Arbeit) in der Südwestdeutschen Archivalienkunde >>>
https://www.landesarchiv-bw.de/de/recherche/rechercheratgeber/64530
Verfolgung und Verstrickung: Hitlers Helfer in Leer - Studie zur Rolle der Kommunen und ihrer Führungskräfte Taschenbuch – 1. November 2017
Der Autor untersucht u.a. die Verstrickungen der lokalen Akteure bei der "Säuberung des Volkskörpers" in der Region Leer (Ostfriesland), bei der Okkupation der Niederlande und Polens. Er schildert die Überwachung und Denunziation auf lokaler Ebene und lenkt den Blick auf fast vergessene Opfer des NS-Staates wie z.B. Kommunisten, sog. "Asoziale" und Zwangssterilisierte. Der NS-Terror und informelle Netzwerke in einer Kleinstadt werden dargestellt. Er skizziert, dass der Weg in den NS-Staat bereits im Kaiserreich begann.
Eine Einführung in die Spruchkammerbestände im Staatsarchiv Ludwigsburg
Spruchkammerakten im Staatsarchiv Ludwigsburg
Spruchkammerakten
Die Spruchkammerakten im Zuge der Einsicht und Erschließung
Vom einfachen Mitläufer bis zum Hauptschuldigen können unzählige Schicksale durch die Akten rekonstruiert oder wenigstens teilweise ausgeleuchtet werden, denn Spruchkammerakten beinhalten zahllose, anderweitig nicht überlieferte Originaldokumente aus der NS-Zeit. Zusammen mit den Zeugenaussagen und Beurteilungen aus der Sicht der Nachkriegszeit bilden die Akten eine Überlieferung höchst unterschiedlichen Materials, das vielfältige schillernde Einblicke in die Zeit von 1933 bis 1953 ermöglicht.
Die Beständeserie EL 900 im Staatsarchiv Ludwigsburg
Die Spruchkammerakten bieten sich besonders für Personen- und familiengeschichtliche Recherchen an, d.h. wer z.B. mehr über die Vergangenheit seiner Eltern oder Großeltern in der Zeit von 1933—1945 erfahren möchte, kann im Archiv nach diesen Akten suchen und sie sich bestellen. Historiker und Heimatforscher nutzen Akten aus dem Archiv, um die Geschichte einzelner Orte oder Stadtteile zu schreiben.
Interessierte der Geschlechtergeschichte werden im Staatsarchiv Ludwigsburg ebenfalls fündig werden: Unter den ca. 500 000 Spruchkammerakten finden sich sowohl Akten von Frauen wie auch von Männern. Es lassen sich daher verbreitete Verhaltensmuster der Geschlechter sowie die dann sichtbaren Abweichungen davon herausarbeiten.
Auch in der Mentalitätsgeschichte bieten diese Akten ein weites Untersuchungsfeld. Gerade in den Spruchkammerakten lassen sich die bis 1945 geltenden Einstellungen und Werte gut mit denen der neuen Zeit vergleichen.
https://www.landesarchiv-bw.de/
Anfänge der Entnazifizierung
Der Meldebogen — eine Maßnahme zur Entnazifizierung?
Einsicht und Erschließung der Spruchkammerakten
Aufbau der Spruchkammerakten
Der exemplarische Fall Wilhelm Emmerich
Spruchkammerakten online
Angebote des Staatsarchivs Ludwigsburg
https://www.landesarchiv-bw.de/
Siehe auch:
- NS-Widerstand und Nazi-Täter*innen >>>
- NS-Widerstand >>>
- NS-Täterinnen >>>
- NS-Täter >>>
- Hitlers Nazi-Kindersoldaten: Hitlerjugend, Flakhelfer, Volkssturm, Werwölfe, etc. >>>
- Nazi-Jagd: - Anschläge und Attentate auf Nazis - Widerstandshandeln gegen das NS-Regime >>>
- Nazi-Jagd nach 1945: Hinrichtung von NS-Täter*innen >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- AKTUELLES: NS-Widerstand >>>
Getanzte Freiheit: Swingkultur zwischen NS-Diktatur und Gegenwart Taschenbuch – 1. Januar 2002
Die Moorsoldaten: 13 Monate Konzentrationslager Taschenbuch – 1. Oktober 2014
Viele Menschen kennen das antifaschistische Lied Die Moorsoldaten. Der Roman Die Moorsoldaten von Wolfgang Langhoff schildert, wie es entstand. Bereits 1935 schrieb der bekannte Schauspieler und Regisseur Wolfgang Langhoff seinen packenden autobiografischen Bericht "Die Moorsoldaten" über 13 Monate Konzentrationslager und antifaschistischen Widerstand im KZ Börgermoor im Emsland. „Die Moorsoldaten“ – das ist ein Klassiker der antifaschistischen Weltliteratur. Für Jugendliche (ab 12 Jahren) ist es ein lebendiger Anschauungsunterricht zu diesem Abschnitt der deutschen Geschichte. Menschenwürde, demokratische Gesinnung und aktiver Widerstand gegen Unrecht und Unterdrückung – all das wird in diesem Buch lebendig!
Aufstieg und Fall der SS
ZDF MEDIENPORTAL
Einst eine unbedeutende Wachtruppe, galt die "Schutzstaffel" bald als Nazi-Elite und war Hitlers wichtigstes Machtinstrument. Ihr menschenverachtendes Weltbild lässt Hunderttausende zu Tätern werden.
Die SS - Macht und Mythos
https://www.zdf.de/
Die SS - Macht und Mythos: Täterjagd (6/6)
Nach 1945 entziehen sich die meisten SS-Täter ihrer Verantwortung. Durch Leugnen, neue Identitäten oder Flucht nach Südamerika. Geheime Nazi-Netzwerke helfen ihnen, der Justiz zu entkommen.
Videolänge:43 min Altersbeschränkung:FSK 12 Datum:27.02.2022
Verfügbarkeit:
Video verfügbar bis 25.03.2025
https://www.zdf.de/
Siehe auch:
- Nazi-Jagd >>>
- Nazi-Jäger und ihre Aktivitäten >>>
- Nazi-Jagd: Hinrichtung von verurteilten NS-Täter*innen >>>
- Nazi-Jagd: Anschläge und Attentate auf Nazis >>>
- Nazi-Jagd: Internierungen in Lager nach 1945 >>>
- NS-Verfahren und NS-Prozesse >>>
3. YouTube-Videos zu NS-WIDERSTAND und NAZI-TÄTER*INNEN
03.01.2023 - NS-Geheimkommando 1005 | Doku HD Reupload | ARTE
ARTEde
TW: Dieses Programm enthält Inhalte, die für Kinder, Jugendliche und empfindsame Zuschauer verstörend wirken können.
So akribisch wie sie ihre Massenmorde geplant und durchgeführt hatten, gingen die nationalsozialistischen Machthaber dabei vor, die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen. Wie systematisch die Bürokraten vorgingen und wie grausam und unmenschlich sie dabei vorgingen, ist bis heute ein weitgehend unbekanntes Kapitel Kriegsgeschichte.
Genauso akribisch wie sie ihre Massenmorde geplant und durchgeführt hatten, gingen die NS-Täter dabei vor, die Spuren ihrer Verbrechen zu beseitigen. Hatten sie beim Vormarsch in den Osten zunächst die Opfer ihrer Hinrichtungen einfach in Massengräbern verscharrt, so fürchteten sie – nachdem der Krieg für sie verloren schien und nach der Gegenoffensive der Roten Armee –, dass ihre Gräueltaten entdeckt würden.
Wie systematisch die "Bürokraten der Massenmorde" darangingen, ihre Spuren zu verwischen, und wie grausam und unmenschlich sie dabei vorgingen, ist bis heute ein weitgehend unbekanntes Kapitel der Geschichte des Zweiten Weltkriegs. Viele Angehörige der damals getöteten Juden, Sinti und Roma, der Partisanen oder einfachen Zivilisten warten bis heute auf eine Nachricht über den Verbleib ihrer Verwandten, hoffen noch immer zumindest auf eine würdige Gedenkstätte.
Die Dokumentation begleitet einerseits die französische Organisation Yahad-In Unum bei ihren Recherchen in der Ukraine und folgt andererseits dem Enkel eines der Täter bei den Nachforschungen über seinen Großvater, einen ehemaligen Angehörigen der SS. Beide sind im Raum Lemberg unterwegs. Die Rechercheure von Yahad-In Unum versuchen, Schauplätze von Massenerschießungen und noch lebende Augenzeugen zu finden. Dabei entstehen auch Porträts der Mitarbeiter um den Gründer und Inspirator, den französischen Priester Patrick Desbois.
Der Hamburger Vertriebsleiter Rüdiger Schallock folgt den Spuren seines Großvaters, des SS-Untersturmführers Walter Schallock (1903-1974), dessen Taten bis heute als dunkler Schatten auf der Familie lastet. "Transgenerationelle Traumatisierung" nennt das die Wissenschaft heute.
Dokumentation von Ingolf Gritschneder (D 2022, 52 Min)
https://www.youtube.com/watch?v=dyGo39Fr_Yw
Medizin im Nationalsozialismus und das System der Konzentrationslager. Beiträge eines interdisziplinären Symposiums (Mabuse-Verlag Wissenschaft) Taschenbuch – 1. Juni 2005
Eine Aufsatzsammlung zu einzelnen Medizinern wie zu Forschungseinrichtungen, zu Krankenrevieren und Experimenten in Konzentrationslagern, die Einblicke in die vielfältigen Verbindungen von Medizin und Konzentrationslager im Nationalsozialismus geben.
Universität Stuttgart, Historisches Institut
Forschungsstelle Ludwigsburg
Die Forschungsstelle Ludwigsburg erforscht die NS - Verbrechensgeschichte, wobei sie den Hauptakzent auf die kulturellen Antriebskräfte der Täter legt.
Fotos aus Sobibor
Die Niemann-Sammlung zu Holocaust und Nationalsozialismus
Herausgegeben vom Bildungswerk Stanisław Hantz e. V. und der Forschungsstelle Ludwigsburg der Universität Stuttgart
Metropol Verlag, Berlin
Autoren und Autorinnen: Martin Cüppers / Annett Gerhard / Anne Lepper u.a.
Einige nationalsozialistische Verbrechen haben bis heute keinen angemessenen Platz in der gesellschaftlichen Erinnerung gefunden. Hierzu zählt die als „Aktion Reinhard“ bezeichnete Ermordung von etwa 1,8 Millionen überwiegend polnischen Jüdinnen und Juden insbesondere in den Todeslagern Sobibor, Belzec und Treblinka. Grund dafür ist neben der geringen Zahl von Überlebenden und einer erfolgreichen Spurenbeseitigung durch die Täter auch das weitgehende Fehlen bildlicher Überlieferung zu diesem Kapitel der NS-Massenverbrechen. Eine neu entdeckte Fotosammlung mit mehr als 360 Bildern aus dem Besitz eines wichtigen früheren Sobibor-Täters erlaubt nun bisher völlig unbekannte Einblicke in verschiedene Tatorte der „Aktion Reinhard“ im deutsch besetzten Polen und der zuvor begangenen Krankenmorde der sogenannten „Euthanasie“.
In einem Kooperationsprojekt der Forschungsstelle Ludwigsburg und des Bildungswerk Stanisław Hantz e.V. wurde die Kollektion in jahrelanger Arbeit wissenschaftlich ausgewertet. Die Ergebnisse wurden im Buch erstmals öffentlich präsentiert.
Erscheinungsjahr: 2020
382 Seiten
Inhaltsverzeichnis des Buches
Medienberichte zur Buchveröffentlichung
ttt – titel thesen temperamente, 2. Februar 2020
https://www.daserste.de/information/wissen-kultur/ttt/
SWR2-Interview, Journal am Mittag, 28. Januar 2020
https://www.swr.de/swr2/leben-und-gesellschaft/
Der Tagesspiegel, 28. Januar 2020
https://www.tagesspiegel.de/wissen/
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Über die Forschungsstelle Ludwigsburg
Eine neue Forschungsstelle der Universität Stuttgart hat Anfang April 2001 die Arbeit aufgenommen. Diese in der Ludwigsburger Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen angesiedelte Einrichtung ist dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte der Universität Stuttgart zugeordnet. Die 1958 eingerichtete Zentrale Stelle besitzt die weltweit wohl umfangreichste Aktensammlung zur Unrechtsgeschichte des Dritten Reiches. Ihre Akten wurden im April 2000 größtenteils vom Bundesarchiv übernommen. Neben die juristische Ermittlungsarbeit tritt in jüngerer Zeit zunehmend die wissenschaftliche Aufarbeitung der dort lagernden umfangreichen Materialien. Diesem Zweck dient die neue Forschungseinrichtung der Universität Stuttgart.
Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung von NS-Verbrechen wurde Ende 1958 durch die Justizminister und -senatoren der Bundesrepublik gegründet. Anlaß dazu bildete der sogenannte Ulmer Einsatzgruppen-Prozeß gegen Gestapo-, SD- und Polizeiangehörige wegen Beteiligung an Erschießungen von insbesondere Juden im litauisch-deutschen Grenzgebiet nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion. Durch Urteil des Schwurgerichts Ulm waren im Sommer 1958 sämtliche Angeklagte zu langjährigen Zuchthausstrafen verurteilt worden. In diesem Zusammenhang wurde deutlich, daß alliierte und deutsche Ermittlungsbehörden und Gerichte bis dahin nur einen Teil der Verbrechen der NS-Diktatur überhaupt abgehandelt hatten und eine systematische Aufklärung noch nicht erfolgt war.
Zunächst war die Zentrale Stelle nur für NS-Gewaltverbrechen zuständig, deren Tatorte außerhalb des Gebiets der damaligen Bundesrepublik Deutschland lagen. Zudem war die Zuständigkeit auf NS-Gewaltverbrechen an Zivilpersonen beschränkt, die außerhalb der eigentlichen Kriegshandlungen begangen worden waren. 1964/1965 kamen zur Aufklärungsaufgabe die Taten im Gebiet der Bundesrepublik (einschließlich der obersten Reichs- und Parteistellen) sowie unter Durchbrechung der ursprünglichen Beschränkung bestimmte Verbrechen an Kriegsgefangenen - also Kombattanten - hinzu. Da nach den Verjährungsdebatten durch Gesetzesänderung Mord und Beihilfe zum Mord nicht mehr verjähren, arbeitet die Zentrale Stelle weiter bis zum heutigen Tage. Ein Ende der Tätigkeit ist jedoch absehbar. Sie soll bis dahin wie bisher durch systematische Recherchen aufklären und Tatkomplexe bilden. Nach Abschluß ihrer Vorermittlungen gibt sie diese, soweit sinnvoll, zur Weiterbehandlung an die zuständigen Staatsanwaltschaften ab. Sie hat die Arbeit der Staatsanwaltschaften und Polizei darüber hinaus weiter zu unterstützen. Die Staatsanwaltschaften sind zugleich wie bisher grundsätzlich gehalten, der Zentralen Stelle wesentliche Erkenntnisse ihrer Ermittlungstätigkeit bzw. deren justizielle Endergebnisse (Verfahrenseinstellung oder Verurteilung) zur Verfügung zu stellen.
Zu den wichtigsten durch die Zentrale Stelle untersuchten Tatkomplexen gehören neben den Verbrechen der Einsatzgruppen bzw. -kommandos der Sicherheitspolizei und des SD in den von Deutschland besetzten Gebieten die Verbrechen in allen Arten von Lagern, insbesondere auch in den Massenvernichtungslagern für Juden im Osten (Auschwitz, Majdanek, Kulmhof, Belzec, Treblinka und Sobibor), die NS-"Euthanasie", Menschenversuche, systematische Verbrechen an Kriegsgefangenen (Kommissarerlaß), die Beteiligung von Polizei-, SS-Formationen und auch Wehrmachtseinheiten an Massenmordaktionen sowie die Rolle höchster Staats- und Parteistellen und deren Mitarbeiter bei der Planung und Durchführung der NS-Gewaltverbrechen. Es finden sich aber beispielsweise auch Vorgänge zum "Röhm-Putsch", der "Reichskristallnacht", den einzelnen Exekutionen von Fremdarbeitern ("Sonderbehandlungen") durch die Gestapo oder auch zu den Verbrechen der Kriegsendphase in Ludwigsburg.
In über vierzig Jahren ist in Ludwigsburg eine wohl einmalige Sammlung von Unterlagen (Akten, Dokumentensammlung, Karteien) entstanden. Nirgends sonst ist die Tätigkeit der deutschen Justiz im Zusammenhang mit den NS-Verbrechen und die Gesamtheit der NS-Verbrechen selbst besser dokumentiert. Praktisch zu allen Tatkomplexen und -orten lassen sich hier Hinweise finden. In Auszügen (Kopien und Mikrofilmen) befindet sich hier zudem Archivmaterial aus dem In- und Ausland, besonders auch aus osteuropäischen Archiven. Sowohl Akten als auch Dokumente sind großenteils über Karteien und andere Hilfsmittel erschlossen. Diese einzigartige Dokumentation ist seit April 2000 größtenteils an das Bundesarchiv, Außenstelle Ludwigsburg, übergegangen.
Diese Außenstelle soll die Unterlagen der Zentralen Stelle zur Verfügung halten, sie sichern und sie der historischen Forschung und anderen berechtigten Interessenten zur Verfügung stellen. In diesem Zusammenhang konnte mit dem Bundesarchiv die Errichtung der Forschungsstelle der Universität Stuttgart zur NS-Geschichte in Ludwigsburg vereinbart werden.
https://www.hi.uni-stuttgart.de/ng/forschung/ludwigsburg/
Die Psychologie der Mitläufer
ZDF, TERRA X
Die deutsche Geschichte erreichte ihren Tiefpunkt mit dem Nationalsozialismus. Und in dessen Zentrum stand ein Mann: Adolf Hitler.
Videolänge:23 min Datum: 15.01.2023
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