Nationalsozialismus in Mosbach - Baden
: Rechtsextremismus und Neofaschismus : Anti-Semitismus : Anti-Ziganismus : Homophobie : Rassismus : Diskriminierung 

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HISTORISCHES:
Kinder
und Jugendliche
in Nazi-Konzentrationslagern

 Zuletzt AKTUALISIERT am 08.12.2024 ! 

>>> PROTEST GEGEN RECHTS >>>
Aufforderungen und Anweisungen der seit Jahren beim Amtsgericht Mosbach tätigen KM-Rechtsanwältin aus Walldürn KONKRET an das Amtsgericht Mosbach vom 22.06.2022 unter 6F 202/21 und vom 12.11.2023 unter 6F 228/23, die Nazi-Jäger-Eingaben des KV amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu benennen und amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu bearbeiten und damit Deutsche Kolonialverbrechen, NS-Verbrechen und Rechtsextremismus, INSBESONDERE in der Region Mosbach-Baden, zu verschweigen, zu verleugnen und zu verharmlosen.
240121_202_21_PROTEST_gegen_RECHTS_blind.pdf (736.22KB)
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Aufforderungen und Anweisungen der seit Jahren beim Amtsgericht Mosbach tätigen KM-Rechtsanwältin aus Walldürn KONKRET an das Amtsgericht Mosbach vom 22.06.2022 unter 6F 202/21 und vom 12.11.2023 unter 6F 228/23, die Nazi-Jäger-Eingaben des KV amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu benennen und amtsseitig EXPLIZIT NICHT zu bearbeiten und damit Deutsche Kolonialverbrechen, NS-Verbrechen und Rechtsextremismus, INSBESONDERE in der Region Mosbach-Baden, zu verschweigen, zu verleugnen und zu verharmlosen.
240121_202_21_PROTEST_gegen_RECHTS_blind.pdf (736.22KB)


Seiteninhalt:

  1. NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

    1.1 NS- Verfahren zu Nazi-Jugendkonzentrationslagern beim Amtsgericht Mosbach

    1.2 NS- Verfahren zu Nazi-Massentötungen von Babys und Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen beim Amtsgericht Mosbach

    1.3 NS-Verfahren zur Nazi-Sippenhaft von Kindern der NS-Widerstandskämpfer beim Amtsgericht Mosbach

  2. Online-Artikel zu Kinder in Nazi-Konzentrationslagern


Aufschrei gegen das Vergessen: Erinnerungen an den Holocaust Taschenbuch – Illustriert, 8. Juni 2017

Manny Steinberg (1925-2015) verbrachte seine Jugendzeit in den Konzentrationslagern Auschwitz, Vaihingen an der Enz und Dachau. Steinberg war insgesamt sechs Jahre in diesen Konzentrationslagern interniert und nahm sich nach seiner Befreiung vor, seine Autobiographie "Aufschrei gegen das Vergessen. Erinnerungen an den Holocaust" zu schreiben. Damit erfüllte er sich ein selbst auferlegtes Versprechen. Es dauerte zehn Jahre, bis er seine Lebensgeschichte zu Papier gebracht hatte und jetzt wird "Aufschrei gegen das Vergessen“ von so vielen Lesern auf der ganzen Welt gelesen. Es erfüllt den Autor mit Dankbarkeit, dass seine Stimme gehört wird. Steinberg wollte Deutschland nie wieder besuchen, änderte aber jüngst seine Meinung im April 2015. Der 90-jährige wurde mit weiteren sieben Überlebenden eingeladen, um an der Gedenkfeier zur 70-jährigen Befreiung des Konzentrationslagers Vaihingen an der Enz beizuwohnen, dem letzten Konzentrationslager, in dem Steinberg inhaftiert war. Begleitet wurde er auf dem für ihn sehr bewegenden Besuch von seiner Familie und von Freunden. Er besuchte mit ihnen auch das Konzentrationslager Dachau. Steinbergs Lebensgeschichte umfasst das Wunder, wie ein Mann dazu bestimmt war zu überleben. Das Buch ist einerseits zwangsläufig ein Bericht menschlicher Grausamkeit, andererseits ein Zeugnis der Kraft von Liebe und Hoffnung. Durch die Veröffentlichung seiner Holocausterinnerungen wollte der Autor sicherstellen, dass auf der Welt niemals vergessen wird, was sich während des Zweiten Weltkriegs ereignete.



1. NS-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach

Amtsgericht Mosbach: Bildquelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Amtsgericht_Mosbach#/media/Datei:Mosbach-kloster-amtsgericht1.jpg

Amtsgericht Mosbach
Hauptstraße 110
74821 Mosbach
Telefon:
06261 - 87 0
(Zentrale)
Telefax:
06261 - 87 460
(Zentrale Faxnummer)

NS- und Rechtsextremismus-Verfahren bei der Mosbacher Justiz:
AKTUELLE NS- und Rechtsextremismus-Verfahren beim Amtsgericht Mosbach u.a. seit 03.06.2022 >>>

Historische NS-Verfahren der Mosbacher Justiz >>>

Zuständigkeit des Amtsgerichts Mosbach in NS- und Rechtsextremismus-Verfahren >>>

Frühere außergerichtliche NS-Aufarbeitungen 2005 bis 2011 >>>

Frühere gerichtliche NS-Aufarbeitungen 2004 bis 2010 >>>

Nach Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs Baden-Württemberg mit Beschluss vom 15.12.2022 - 6 S 1420/22 - unterliegt der Nationalsozialismus nicht der grundrechtlich geschützten Weltanschauungsfreiheit gemäß Art. 4 Abs. 1 GG.

Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismusverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.

Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.

Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>

Überlebt: Als Kind in deutschen Konzentrationslagern

Nur wenige Kinder überlebten die Todeslager der Nazis, und noch viel weniger konnten später über ihre Erlebnisse schreiben. Agnes Sassoon ist elf Jahre alt, als ihre Odyssee durch deutsche Konzentrationslager beginnt. In ihrem Buch erzählt sie die ergreifende Geschichte eines Mädchens, das wie durch ein Wunder Dachau und Bergen-Belsen überlebt hat, und von ihrem Aufbruch in ein neues Leben.



Expertise der Forensischen Sachverständigen MA Antje C. Wieck aus Kitzingen zur Aufarbeitung von NS-Verbrechen und NS-Unrecht in der NS-Vergangenheitsbewältigung

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT, dass die gerichtlich beauftragte familienpsychologische Forensische Sachverständige für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen, eine INHALTLICHE Sachverständigen-Auseinandersetzung mit der Dokumentations-Website "nationalsozialismus-in-mosbach.de" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl durchführen solle (Siehe im Folgenden!), die diese Sachverständige Gutachterin HIER ABER AKTENKUNDIG NACHWEISBAR im anhängigen Verfahrenskomplex während ihren zwei gerichtlich bestellten Sachverständigengutachten von 2022 bis 2024 DANN ÜBERHAUPT NICHT durchführt.

UND DIES HIER EXPLIZIT AUCH NICHT bzgl. der DARIN KONKRET thematisierten nationalsozialistischen Verbrechen bis 1945 und deren juristischen, politischen und zivilgesellschaftlichen Aufarbeitungen in der NS-Vergangenheitsbewältigung seit 1945, insbesondere HIER auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit für Mosbach und für den Neckar-Odenwaldkreis.

Die HIER fallverantwortliche Richterin beim Amtsgericht Mosbach Marina Hess verfügt HIER unter 6F 9/22 und 6F 202/21 am 17.08.2022 EXPLIZIT bei der von ihr selbst gerichtlich beauftragten familienpsychologischen Forensischen Sachverständigen für Familienrecht MA Antje C. Wieck, Praxis für KINDER- UND JUGENDLICHENPSYCHOTHERAPIE, Moltkestr. 2, 97318 Kitzingen eine Sachverständigen-Begutachtung bezüglich "der Notwendigkeit einer psychiatrischen Begutachtung" des Kindsvaters, Beschwerdeführers und Nazi-Jägers Bernd Michael Uhl "zur Beurteilung seiner Erziehungsfähigkeit" (Siehe im Folgenden!). UND DIES NACHDEM UNMITTELBAR ZUVOR das  erste gerichtlich beauftragte familienpsychologische Gutachten vom 07.04.2022 unter 6F 202/21 und 6F 9/22 sich für den perspektivischen Verbleib des damals anderthalb Jahre alten Kindes beim Kindsvater ausspricht. HIERBEI unterstellt die fallverantwortliche Mosbacher Amts-Familienrichterin Marina Hess im familienrechtlichen Zivilprozess dem Kindsvater, Beschwerdeführer und Bernd Michael Uhl eine mögliche angebliche psychische Erkrankung und eine damit einhergehende eingeschränkte Erziehungsfähigkeit auf Grund seiner konkreten Nazi-Jäger-Eingaben zu den seinerseits beim Amtsgericht Mosbach beantragten juristischen Aufarbeitungen von konkreten Tatbeteiligungen an NS-Verbrechen und NS-Unrecht 1933-1945 und deren mangelhaften juristischen Aufarbeitungen seitens der deutschen Nachkriegsjustiz seit 1945. UND DIES HIER insbesondere auch in der lokalen-regionalen Fall- und Verfahrenszuständigkeit bei NS-Verbrechen und NS-Unrecht in Mosbach und im Neckar-Odenwaldkreis sowie bezüglich dem Versagen der Mosbacher Nachkriegsjustiz seit 1945 bei deren juristischen Aufarbeitungen.

Amtsgericht Mosbach unterstellt Bernd Michael Uhl angebliche psychische Erkrankung auf Grund seiner Nazi-Jäger-Eingaben

SIEHE DAZU AUCH:



1.1 NS- Verfahren zu Jugendkonzentrationslagern beim Amtsgericht Mosbach

Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 zur Nazi Kinder- und Jugendhilfe und Nazi-Familienrechtspraxis:

... vom 29.06.2022 STRAFANZEIGEN zu 6F 9/22 gegen Unbekannt: Gegen Verantwortliches Personal bei den BRD-Strafermittlungsbehörden wegen der Nicht-Einleitung von Strafverfahren wegen Beteiligung an Organisation, Aufrechterhaltung und Betrieb von Nazi-Jugendkonzentrationslagern d.h. hier konkret gegen hier benannte hauptverantwortliche Person : Dr. HANS MUTHESIUS, NS-Referatsleiter in der Wohlfahrtsabteilung des Nazi-Reichsinnenministeriums, verantwortlich für Fragen der Jugendwohlfahrtspflege, hauptverantwortlich für die zentrale Verwaltung der Nazi-Jugendkonzentrationslager Moringen, Uckermark, Litzmannstadt (Lodz) >>>

Kinder im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Lebensbedingungen der Kinderhäftlinge

Masterarbeit aus dem Jahr 2020 im Fachbereich Geschichte Europas - Zeitalter Weltkriege, Note: 1,0, Universität Hamburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Arbeit thematisiert das Leben, das Erleben sowie das Überleben der Kinder im Konzentrationslager Bergen-Belsen. Ziel ist eine Darstellung der besonderen Haftsituation und spezifischen Erfahrungen der Kinderhäftlinge. Und somit der Lebens- und Leidensgeschichte der Menschen, die – obwohl sie teils mehrere Jahre in einem Konzentrationslager inhaftiert waren – erst ab den 1990er-Jahren in der Öffentlichkeit und der wissenschaftlichen Forschung Aufmerksamkeit und Anerkennung als Opfer fanden. Der Fokus richtet sich hierbei zunächst auf die Strukturierung des Lageralltags. Beim Blick darauf sind die Fragen nach den spezifischen Lebensbedingungen der Kinder innerhalb der Lagergesellschaft leitend. Des Weiteren wird sich die Arbeit mit der kindlichen Wahrnehmung des Lageralltags und den unterschiedlichen Reaktionsformen der Kinder auf ihre Haftsituation auseinandersetzen. Hierbei soll der Frage nach Gewalterfahrungen, der psychischen Belastung und ihrer Verarbeitung durch spezifische kindliche Verhaltensformen nachgegangen werden. Darüber hinaus wird untersucht, welche Faktoren die Überlebenschancen der Kinderhäftlinge erhöht haben. In diesem Zusammenhang wird die Rolle der Familie und familienähnlicher Strukturen in der Lagergesellschaft des KZ überprüft. Zudem soll geklärt werden, welche eigenen Strategien die ehemaligen Kinderhäftlinge ihrem Überleben zuschreiben. Abschließend stellt sich die Frage nach den unterschiedlichen Befreiungserfahrungen der Kinderhäftlinge. Die Arbeit verfolgt einen erzähl- und erinnerungstheoretischen Methodenansatz. Die Rekonstruktion des Lebens, Erlebens und Überlebens der Kinderhäftlinge im Konzentrationslager Bergen-Belsen basiert vornehmlich auf der wissenschaftlichen Auswertung von Oral History Quellen. Da andere Überlieferungen keine oder sehr wenige Informationen bieten, kann nur das erinnerte Erleben der Kinder- überlebenden Aufschluss geben über ihre Lebens- und Überlebensbedingungen im Lager.


1.2 NS- Verfahren zu Nazi-Massentötungen von Babys und Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen beim Amtsgericht Mosbach

NICHT-AUFARBEITUNG der NS-Massenmordverbrechen in der Region Mosbach: AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 zu Nazi-Massenmordverbrechen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe: Hier Tatbeteiligungen am Nazi-Massenmordaktionen an Babys und Kindern, d.h. hier konkret an Kindern von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen während der Nazi-Massentötungen in Ausländerkinderpflegestätten, Entbindungsheimen und in anderen Einrichtungen:

...  vom 11.06.2022 STRAFANZEIGEN (#02) zu 6F 9/22 gegen Unbekannt : Verantwortliches Ärzte-Personal und Heimpersonal, Jugendamtspersonal sowie gegen Unternehmenspersonal im heutigen Baden-Württemberg und in Mosbach  >>>

... vom 17.12.2022 STRAFANZEIGEN zu 6F 9/22 wegen Mord und Beihilfe zu Mord zu den Tatkomplexen: Nazi-Massentötungen von Kindern osteuropäischer Zwangsarbeiterinnen >>>

AS-Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 zu Nazi-Massenmordverbrechen in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe: Hier Tatbeteiligungen am Nazi-Massenmordaktionen an Babys und Kindern in Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, d.h. hier konkret an Kindern von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen in Ausländerkinderpflegestätten, Entbindungsheimen und in anderen Einrichtungen:

... vom 11.06.2022 STRAFANZEIGEN (#01) zu 6F 9/22 gegen Unbekannt:  Deutsche Jugendamtsleitungen und Jugendamtsmitarbeiter, die ihrer Verantwortung für Kinder- und Jugendliche dadurch nicht gerecht geworden sind, dass sie Kinder von osteuropäischen Zwangsarbeiterinnen nicht vor der Massentötung in Ausländerkinderpflegestätten geschützt haben >>>

... vom 19.06.2022 STRAFANZEIGEN (#03) zu 6F 9/22 gegen Unbekannt: Verantwortliches Personal bei den BRD-Strafermittlungsbehörden wegen der Nicht-Einleitung von Strafverfahren wegen Beteiligung am Nazi-Massenmord, gegen hier benannte hauptverantwortliche Personen : 1) Dr. HANS MUTHESIUS,  NS-Referatsleiter in der Wohlfahrtsabteilung des Nazi-Reichsinnenministeriums, verantwortlich für Fragen der Jugendwohlfahrtspflege 2) NS-Ministerialdirigent Dr. WILHELM LOSCHELDER, Abteilung IV (Kommunalabteilung) Leiter der Unterabteilung I (Verfassung und Aufgaben der Gemeinden und Gemeindeverbände) beim Nazi-Reichsinnenministerium 3) Dr. KARL GOSSEL, Organisator für die Behandlung von Ostarbeitern in NS-Zwangsarbeitslagern mit dem „Vernichtung durch Arbeit“-Programm beim Nazi-Reichsfinanzministerium >>>

Mein Leben als Sohn des Teufels von Gusen - Kinder- und Jugendjahre im KZ - Autobiografie: Kinder- und Jugendjahre im Konzentrationslager Autobiografie

Immer wieder sah ich den Kamin vom Krematorium rauchen, auch hörte ich herzzerreißende Schreie oder sah, wie Häftlinge auf dem Appellplatz zusammenbrachen. Wenn ich dieses Thema meinem Vater gegenüber ansprach und Mitleid zeigte, antwortete er stets mit den gleichen Argumenten, die ich schon aus der NAPOLA kannte. „Mach dir keine Sorgen um diese Elemente. Es sind alles Volksschädlinge, Volksverräter, Kriminelle oder Juden.“ Mein Vater war der Lagerleiter des KZ Gusen, bekannt als TEUFEL von Gusen. Ich war noch ein Kind, doch sah ich unvorstellbare Grausamkeiten. Walter Chmielewskis Vater ist Kommandant des KZ Gusen, einer Außenstelle des KZ Mauthausen, eingestuft als Vernichtungslager. Der Horror ist dem Jungen allgegenwärtig. In den letzten Kriegstagen gerät der jugendliche Walter selbst an die Front, wird gefangengenommen… Der Autor erzählt in seiner Autobiografie vom grausamen Vater ebenso wie von der mitfühlenden Mutter, dem Großvater, einem Widerständler, den Kriegsgräuel und der folgenden Zeit des Friedens und Aufbaus bis heute. Die Schuld seines Vaters sollte ihn allerdings ein Leben lang verfolgen.


1.3 NS-Verfahren zur Nazi-Sippenhaft von Kindern der NS-Widerstandskämpfer beim Amtsgericht Mosbach

Anträge an das Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 zur Nazi Kinder- und Jugendhilfe und Nazi-Familienrechtspraxis:

... vom 10.07.2022 auf WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN zu 6F 9/22 ZUR AUFHEBUNG des gesetzesgleichen Hitler-Himmler-Sippenhaftbeschlusses gegen Kinder von NS-Widerstandskämpfern : a) Kinder von Vätern im militärischen Widerstand, insbesondere der Beteiligten am Hitler-Attentat vom 20.07.1944, b) Kinder von Vätern in der Anti-Hitler-Koalition BDO und NKFD Interniert im Kinderheim Bad Sachsa der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt, interniert in Konzentrationslagern und inhaftiert in Gestapo-Gefängnissen >>>

Beantragung vom 24.11.2024 beim Amtsgericht Mosbach …
... von WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN wegen Amtsseitiger Expertisen-Beweismittelunterdrückung durch die Familienrichterin Marina Hess beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 und 6F 202/21 bei der gerichtlichen Beauftragung von Sachverständigen-Gutachten bzgl. möglichem Verschweigen, Verleugnen und Verharmlosen der nationalsozialistischen Verfolgung der Kinder von NS-WIDERSTANDSKÄMPFERN.
241124_20221_AGMOS_Kinder_NS_Widerstand_BLIND.pdf (181.06KB)
Beantragung vom 24.11.2024 beim Amtsgericht Mosbach …
... von WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN wegen Amtsseitiger Expertisen-Beweismittelunterdrückung durch die Familienrichterin Marina Hess beim Amtsgericht Mosbach unter 6F 9/22 und 6F 202/21 bei der gerichtlichen Beauftragung von Sachverständigen-Gutachten bzgl. möglichem Verschweigen, Verleugnen und Verharmlosen der nationalsozialistischen Verfolgung der Kinder von NS-WIDERSTANDSKÄMPFERN.
241124_20221_AGMOS_Kinder_NS_Widerstand_BLIND.pdf (181.06KB)


Wir, Kinder in Auschwitz: Die Überlebensgeschichte zweier Schwestern

Als Andra und Tatiana 1944 nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden, waren die beiden nur vier und sechs Jahre alt. Gemeinsam berichten die Schwestern von dem, was sie erleben mussten: die Kälte, der Hunger, das Spielen in Schlamm und Schnee, die vielen toten Körper und der ständig rauchende Kamin. Ihr Cousin Sergio war zuerst im selben Kinderblock untergebracht, wurde dann aber ins KZ Neuengamme bei Hamburg geschickt. Er ist eins der zwanzig ermordeten Kinder vom Bullenhuser Damm. In ihrem bewegenden Memoir erzählen die heute über 80-Jährigen auch von der Nachkriegszeit im englischen Kinderheim, der Zusammenführung mit den Eltern und dem Umgang mit der Last des Erlebten. – Ein wichtiges Zeugnis zweier der wenigen, die den Holocaust als Kinder überlebt haben, und eine starke Stimme in Zeiten des Rechtsrutsches in Europa.



2. Online-Artikel zu Kinder in Nazi-Konzentrationslagern


GEDENKEN AN NAZI-OPFER
Holocaust-Gedenken: Kinderjahre in einem Konzentrationslager

Inge Auerbacher überlebte die Hölle von Theresienstadt. In der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus berichtet sie von ihrem Schicksal und ihrer besonderen Verbindung zu Berlin.
27.01.2022
"Ich bin ein jüdisches Mädel aus dem badischen Dorf Kippenheim." So stellt sich Inge Auerbacher vor, als sie in der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus spricht. Für diese seit 1996 stattfindende Veranstaltung hat die 87-Jährige den weiten Weg aus den USA nach Deutschland auf sich genommen. Um von ihrer frühen Kindheit zu erzählen, der Deportation in das Konzentrationslager Theresienstadt und dem neuen Leben in einem fernen Land.
Die Puppe Marlene kommt mit ins KZ Theresienstadt
Geboren wird Inge Auerbacher am 31. Dezember 1934. Die Nationalsozialisten sind seit Januar 1933 an der Macht. "Juden und Christen lebten friedlich zusammen", erinnert sie sich an ihre frühe Kindheit. Doch schon bald spürt sie Ausgrenzung, muss öffentlich den stigmatisierenden gelben Judenstern tragen, wird von anderen Kindern schikaniert. Als sie knapp sieben Jahre alt ist, beginnen die Deportationen von Juden Richtung Osten. "Meine selige Oma wurde von den Nazis ermordet."
Die Hoffnung der Eltern, mit ihrem einzigen Kind Deutschland verlassen zu können, zerschlägt sich. Im August 1942 wird die kleine Familie in einem Transport mit rund 1100 Juden in das Konzentrationslager Theresienstadt verschleppt. Vor dem Abtransport bangt das Mädchen um seine geliebte Puppe, die ihr ein Aufseher aus den Armen reißt. "Tränen gossen sich über meine Wangen. Ich war überglücklich, als er meine Puppe Marlene wieder in meine Hände gab."
"Das ganze Leben drehte sich um Essen"
Im KZ müssen alle eng zusammengepfercht auf mehrstöckigen Pritschen mit Strohsäcken schlafen. Toiletten sind weit entfernt. Der Hunger ist allgegenwärtig. Die wichtigsten Wörter seien Brot, Kartoffeln und Suppe gewesen. "Das ganze Leben drehte sich um Essen."
Der Spielplatz für Kinder ist ein "faul riechender Abfallhaufen". Stundenlang wühlen sie darin herum und hoffen einen "Schatz" zu finden: "halb verfaulte Rüben und Kartoffelschalen, bei denen man noch einen essbaren Schnitz abschneiden konnte". Unter diesen unhygienischen Umständen gibt es immer wieder Epidemien wie Typhus. Überall tummeln sich Ratten, Mäuse, Flöhe und Wanzen.
"Liebe Ruth, ich bin hier in Berlin, um Dich zu besuchen"
Und dann erzählt Inge Auerbacher von ihrer aus Berlin stammenden Freundin Ruth, die sie in Theresienstadt kennengelernt hat. Die gleichaltrigen Mädchen fühlen sich wie Schwestern. Ihr Versprechen, sich später gegenseitig zu besuchen, können sie nicht einlösen: Ruth und ihre Eltern werden in Auschwitz vergast.
Fast acht Jahrzehnte später sitzt eine alte Dame im Bundestag und sendet ihrer von den Nazis ermordeten Freundin einen persönlichen Gruß: "Liebe Ruth, ich bin hier in Berlin, um Dich zu besuchen."
Sie selbst und ihre Eltern haben Glück: 1945 erleben sie die Befreiung Theresienstadts durch die sowjetische Rote Armee, kehren für kurze Zeit nach Deutschland zurück und wandern 1946 aus. New York wird ihre neue Heimat.
Von dort beobachtet die Holocaust-Überlebende, wie sich der Antisemitismus erneut ausbreitet. "Leider ist dieser Krebs wiedererwacht." Judenhass sei in vielen Ländern der Welt wieder alltäglich, auch in Deutschland. "Diese Krankheit muss so schnell wie möglich geheilt werden."
"Der Antisemitismus ist mitten unter uns"
Wie schwierig das im Land der Täter ist, darauf geht Parlamentspräsidentin Bärbel Bas schon zu Beginn der Gedenkstunde ein: "Erinnern und Gedenken macht nicht immun gegen Antisemitismus, es schützt nicht vor Rassismus und Rechtsextremismus." Das Wissen um die Geschichte habe nicht verhindert, dass ein Drittel der deutschen Bevölkerung meint, die Juden hätten vielleicht doch zu großen Einfluss. "Der Antisemitismus ist mitten unter uns", sagt die Sozialdemokratin.
Bis 1945 sind rund sechs Millionen Menschen jüdischen Glaubens dem mörderischen Antisemitismus der Nazis zum Opfer gefallen, darunter 20 aus Inge Auerbachs Familie. Sie selbst leidet nach drei Jahren in Theresienstadt lange unter einer schweren Lungenkrankheit - Folge der unmenschlichen Zustände in dem KZ.
Der Knesset-Präsident umarmt die Holocaust-Überlebende
In ihrer neuen Heimat Amerika studiert die junge Frau Chemie und arbeitet fast vier Jahrzehnte als Forscherin. Persönliche Wünsche bleiben unerfüllt: "Ich durfte nie ein Brautkleid tragen." Eigene Kinder hat sie nicht. "Aber ich bin glücklich und die Kinder der Welt sind meine", sagt sie. Ihr innigster Wunsch sei die "Versöhnung aller Menschen."
Inge Auerbacher beendet ihre bewegende Rede mit dem Appell, eine Kerze zur Erinnerung an die ermordeten, unschuldigen Kinder, Frauen und Männer zu entzünden. "Lasst uns gemeinsam einen neuen Morgen sehen! Dieser Traum soll nie, nie, nie wieder verloren gehen!", ruft sie mit gebrochener Stimme in den Plenarsaal des Bundestages.
Dort sitzen ihr die Parlamentsabgeordneten gegenüber, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Bundeskanzler Olaf Scholz und viele weitere Gäste. Ein ganz besonderer Gast nimmt sie anschließend in die Arme und drückt sie fest an sich: Mickey Levy, Präsident der Knesset, des israelischen Parlaments.
In seiner Rede würdigt er Inge Auerbachers Engagement für Aussöhnung: "Mit der Beschreibung und Darstellung ihrer Erinnerungen an den Holocaust haben Sie eine herausragende, ungewöhnliche, menschliche Stimme geschaffen."
https://www.dw.com/de/holocaust-gedenken-kinderjahre-in-einem-konzentrationslager/a-60570275

Transportnummer VIII/1387 hat überlebt: Als Kind in Theresienstadt

Wie kann ein Kind den Holocaust überleben? Die achtjährige Margot verliert ihr Zuhause, ihre Familie wird von den Nazis ermordet und sie selbst in das KZ Theresienstadt deportiert. Doch anders als viele andere Kinder im Lager übersteht sie Hunger, Elend, schwerste Arbeit – und überlebt. Aus diesem Überleben schöpft sie die Kraft, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen, sondern den Nachgeborenen von ihr zu erzählen. Margot Kleinberger weiß: »Ich habe überlebt, damit diese unfassbare Geschichte und die vielen ermordeten Menschen niemals vergessen werden.«


VERFOLGUNG DER GRÖSSTEN MINDERHEIT EUROPA
NS-Völkermord an Sinti und Roma: Kinder "vernichten"

Europäischer Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma: Am 2. August 1944 wurden 4300 Menschen in Auschwitz-Birkenau ermordet. Den Schrecken der Verfolgung in ganz Europa spiegeln die Stimmen der Opfer.
Datum 02.08.2021
Autorin/Autor Andrea Grunau
"Liebe Banetla", schreibt Margarete Bamberger an ihre Schwester in Berlin, "muss dir mitteilen, dass meine beiden kleinsten Kinder gestorben sind". Ihr Brief wird 1943 aus dem sogenannten "Zigeunerlager" in Auschwitz-Birkenau geschmuggelt. Margarete Bamberger ist mit ihrem Mann Willi und ihren Kindern dort. Die Eltern werden überleben, alle Kinder sterben.
1943 bittet die Mutter um Pakete mit Lebertran, Hustensaft, Vitamin C, Waschpulver und ein Mittel gegen Krätze: "Und wenn es eine Kleinigkeit ist, hier hilft es uns sehr." Wie schrecklich ihre Situation ist, verschlüsselt sie auf Romanes: "Extra Gruß von Baro Naßlepin, Elenta und Marepin" - ein Hinweis auf "große Krankheit, Elend und Mord".
Unter einem blauen Himmel mit kleinen Wolken sind die Ruinen von Baracken und Schornsteinen des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau zu sehen, im Hintergrund Stacheldrahtzäune und das langgestreckte Eingangsgebäude mit einem spitzen Turm in der Mitte
Bis zu 1000 Menschen werden in Auschwitz-Birkenau in die Baracken für Sinti und Roma gedrängt - zuerst sterben die Kinder
Nachzulesen im Original - und zu hören auf Deutsch, Englisch und Romanes - ist ihr Brief einer von 60 Zeugnissen im Portal "Voices of the Victims" im RomArchive. Europäische Wissenschaftler haben - koordiniert von der Historikerin Karola Fings - Briefe und Aussagen von Verfolgten der Minderheit aus 20 Staaten gesammelt: Belarus, Belgien, Bosnien und Herzegowina, Deutschland, Estland, Frankreich, Italien, Kroatien, Lettland, Niederlande, Österreich, Polen, Rumänien, Russland, Schweiz, Serbien, Slowakei, Tschechien, Ukraine und Ungarn.
Das Besondere: Hier kommen nicht die Täter zu Wort, sondern Sinti und Roma selbst, betont Fings von der Forschungsstelle Antiziganismus an der Universität Heidelberg im DW-Interview. Die Texte entstanden in der Zeit der Verfolgung oder kurz danach, als die Betroffenen über die Verbrechen an der Minderheit aussagten und versuchten, die Täter vor Gericht zu bringen.
Auschwitz-Birkenau 1944: Mord an Kindern, Kranken, Alten
Wie die Kinder von Margarete Bamberger sterben die allermeisten Häftlinge an Hunger, Krankheiten und Gewalt. Die Nacht vom 2. auf den 3. August 1944 wird zum "entsetzlichen Höhepunkt" der rassistischen Verfolgung von Sinti und Roma, sagt Fings.
Die SS löst das Familienlager auf: Sie treibt 4300 schreiende und weinende Menschen in den Tod, ein Schreckenstag des Völkermords an Sinti und Roma, dem Porajmos. Das Europäische Parlament hat den 2. August als Europäischen Holocaust-Gedenktag für Sinti und Roma festgelegt. Wegen der Corona-Pandemie wird der Tag weitgehend digital begangen.
Blick auf ein aufgeschlagenes Buch. Auf der linken Seite ist eine Landkarte des Sudetenlands zu sehen und ein Foto einer Innenstadt. Auf der rechten Buchseite befindet sich das Foto eines kleinen Mädchens mit Plüschtieren, das in die Kamera lächelt
"Das Kostbarste", was Zilli Schmidt geblieben ist: ein Foto ihrer Tochter Gretel, in Auschwitz ermordet am 2.8.1944 (abgebildet in ihrem Buch)
Im Gas erstickt wird in der Mordnacht 1944 auch die Tochter von Zilli Schmidt: die vierjährige Gretel mit ihren Großeltern, ihrer Tante und deren sechs Kindern. Wie andere arbeitsfähige KZ-Häftlinge wird Gretels Mutter kurz vorher abtransportiert. Als sie vom Zug zurück zu ihrer Familie laufen will, zwingt SS-Arzt Josef Mengele sie mit einer Ohrfeige zurück in den Waggon: "Er hat mein Leben gerettet, aber er hat mir damit keinen Gefallen getan."
Auch Mano Höllenreiner (10) aus München wird vorher mit seinen Eltern abtransportiert ins Konzentrationslager Ravensbrück. Viele Verwandte verliert er in Auschwitz: Cousinen mit ihren Kindern, Tanten und "meine arme Großmutter, die ich so geliebt habe - auch vergast".
Aus dem katholischen Kinderheim nach Auschwitz
Franziska Kurz hatte man ihre Kinder Otto, Sonja, Thomas und Albert weggenommen und ins Heim gesteckt. Von dort wurden sie deportiert.
Blick auf die Fotos von zwei Seiten eines handgeschriebenen Briefes. Er trägt das Datum 30.1.46 und beginnt mit der Anrede Verehrte Schwester Oberin!
Voices of the Victims: Franziska Kurz schrieb diesen Brief nach der Deportation ihrer vier ältesten Kinder nach Auschwitz
1946 schreibt die Mutter an die Oberin des katholischen Kinderheims St. Josefspflege. Die Polizei hätte ihr seinerzeit mündlich mitgeteilt, "daß sich meine 4 Kinder in Auschwitz befänden". Sie habe gefragt: "Was wollen Sie denn noch von meinen armen Kindern?" Die kurze Antwort: "Vernichten".
Man habe sie gewarnt, sich "ruhig zu verhalten". Sonst müsse man sie und ihr jüngstes Kind Maria auch in ein Konzentrationslager überweisen.
Otto, Sonja, Thomas und Albert werden in Auschwitz ermordet. Von 39 Sinti-Kindern aus der St. Josefspflege überleben nur vier. Die katholische Kirche schützt sie nicht.
Kein Einzelfall. Im Mai 1943, als die Deportation nach Auschwitz und Zwangssterilisierungen drohen, schreibt Oskar Rose dem Erzbischof von Breslau: "Wenn unsere katholische Kirche uns nicht in ihren Schutz nimmt, so sind wir einer Maßnahme ausgesetzt, die moralisch wie auch rechtlich jeder Menschlichkeit Hohn spricht." Er betont, es gehe nicht um einzelne Familien, "sondern um 14.000 Angehörige der römisch-katholischen Kirche."
Dieser und weitere Hilferufe bleiben folgenlos. Im Gegensatz dazu, sagt Karola Fings, gibt es Beispiele im besetzten Jugoslawien und der besetzten Sowjetunion, "wo muslimische Gemeinschaften Roma schützten, die dann nicht ausgeliefert wurden".
Völkermord in Europa - weit über Auschwitz hinaus
Wo die Nationalsozialisten in Europa vorrücken, werden Sinti und Roma verfolgt und kämpfen ums Überleben. Viele werden ermordet - in Lagern oder bei Erschießungen. "Das variierte je nach Besatzungspolitik und Bündnispartnern", sagt Karola Fings.
Für das deutsch besetzte Polen seien neben den Vernichtungslagern etwa 180 Orte von Massakern bekannt. Auch für die Sowjetunion oder Jugoslawien gelte: "Die meisten Opfer wurden nicht in Lagern ermordet, sondern an Ort und Stelle erschossen."
Landkarte Europas von 1942 mit der Überschrift: Stätten des Völkermords an den Sinti und Roma im nationalsozialistisch besetzten Europa. Markiert sind die Grenzen des Deutschen Reiches mit annektierten und besetzten Gebieten und denen verbündeter oder neutraler Staaten. Auf der Karte sind mit Punkten und Symbolen Vernichtungslager, KZ-Lager, Nebenlager sowie die Orte von Deportationen und Massenerschießungen markiert
Im besetzten Böhmen und Mähren, heute Tschechien, sperrte man Sinti und Roma in die Lager Lety und Hodonin, dann deportierte man sie nach Auschwitz. In Kroatien war Jasenovac "ein besonders grausames Lager, wo viele erschlagen wurden".
Kroatien: "Wir waren zum Sterben hierhergebracht worden"
Josip Joka Nikolić ist Musiker: "Von meiner Geburt bis 1942 lebte ich mit meiner Familie dauerhaft in der Ortschaft Predavec." Dann dringen Gendarmen und Männer der profaschistischen Ustaša des Unabhängigen Staats Kroatien (USK) in das Haus ein, bringen seine und andere Roma-Familien weg, angeblich für eine Umsiedlung - "vom ältesten Mann bis zum jüngsten Kind": seine Frau, die acht Monate alte Tochter, Eltern, Brüder und deren Familien. Im Viehwaggon werden sie ins Konzentrationslager Jasenovac transportiert.
Auf der linken Seite sieht man angeschnitten einen Vieh-Eisenbahnwaggon auf Schienen, die vom Betrachter weg zum langgestreckten Eingangsgebäude von Auschwitz-Birkenau führen mit einem spitzen Turm in der Mitte. Auf einem Trittbrett vor dem Waggon liegen Blumen
Nicht nur nach Auschwitz werden Sinti und Roma während der NS-Verfolgung in Viehwaggons transportiert
Nikolić wird klar: "Wir waren zum Sterben hierhergebracht worden." Er wird gewaltsam von Frau und Kind getrennt, bald darauf mit anderen Männern zur Exekution geführt. Es gelingt ihm, zu fliehen und sich der Widerstandsbewegung der Partisanen anzuschließen. Seine ganze Familie stirbt in Jasenovac. Nikolić sagt 1952 im Strafverfahren gegen den Innenminister des USK aus, der aber in die USA geflohen ist.
Serbien: "Mein jüngstes Kind starb"
Ende Oktober 1941, so berichtet Milena Stanković, umstellen die Deutschen ihr Viertel in Belgrad, da brechen "zwei Agenten und zwei Gendarme des serbischen Staatsschutzes in unsere Wohnung ein". Ihr Ehemann und ein Bruder sind Angestellte der Stadtverwaltung, ihr Stiefsohn Musiker, ein anderer Bruder Arbeiter. Alle haben Kinder, alle die serbische Staatsangehörigkeit. Die Männer bringt man in ein Lager, bis zu 1500 Roma werden interniert. Einige Tage später erschießt man sie außerhalb der Stadt.
Gut einen Monat nach der Tötung ihrer Männer werden auch die Romnja, die Frauen mit ihren Kindern von deutschen Besatzern und serbischen Behörden auf Lastwagen getrieben und in ein Konzentrationslager gebracht. Sie leiden unter extremer Kälte und Hunger. "Mein jüngstes Kind starb, weil ich es nicht mehr stillen konnte", berichtet Natalija Mirković.
Wer einen festen Wohnsitz nachweisen kann, wird später entlassen, Nachbarn haben sich eingesetzt. Andere werden mutmaßlich zusammen mit jüdischen Gefangenen getötet. Der Chef der deutschen Militärverwaltung in Serbien erklärt im August 1942, Serbien sei das einzige Land, in dem "die Juden- und Zigeunerfrage" "gelöst" sei.
Ungarn: "Er schoss ihr mit der Maschinenpistole das Kind aus dem Bauch"
Angela Lakatos ist hochschwanger, hat Krämpfe, als 30 bis 40 Gendarmen im Februar 1945 in ihre Roma-Siedlung in Westungarn kommen und sie hinaustreiben. Als sie um Hilfe bittet, antwortet ein Gendarm: "Ihr sollt verrecken." 120 Roma werden in eine Scheune gesperrt. Sie flehen um Wasser für die Kinder, bekommen Schläge.
Ein Schwarz-Weiß-Foto vor orangenem Hintergrund: Es zeigt eine Gruppe von neun Mädchen und Jungen nebeneinander. Der 2. von links, ein größerer Junge spielt auf einer Geige. Im Hintergrund sind mehrere Häuser eines Dorfes zu erkennen
Das Leben in Europa vor der NS-Verfolgung: Roma-Kinder in der Slowakei (Gedenkstätte Ausschwitz)
Erst werden die Männer weggebracht, dann die jüngeren Frauen. Eine ebenfalls hochschwangere Frau kann nicht mehr gehen. Ein Gendarm schlägt sie, der andere schießt "mit der Maschinenpistole das Kind aus dem Bauch heraus". Man treibt Lakatos und die anderen zu einer Grube: "Dort sah ich meinen Vater tot liegen und meine beiden Brüder. Ich selbst sprang halb, halb fiel ich in die Grube."
Sie zieht ihr Tuch über den Kopf, "um nicht zu sehen, was kommt. Doch da begannen Schüsse zu regnen". Achtmal wird sie getroffen, in den Arm, das Bein, den Bauch. Andere fallen auf sie, ihre Körper fangen die Kugeln ab. Stunden später klettert sie aus der Grube.
Blick in die aufgeschlagenen Seiten eines sehr dicken Buches, in dem eng gedruckt und alphabetisch sortiert Namen, Orte, Länder und Jahreszahlen aufgelistet sind
Das "Gedenkbuch - Die Sinti und Roma im Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau" enthält die Namen von fast 21.000 Menschen aus elf Ländern Europas, die nach Auschwitz-Birkenau deportiert wurden. Die Gesamtzahl aller Ermordeten in Europa ist unbekannt
Angela Lakatos überlebt schwer verletzt, sie verliert ihre ganze Familie und ihr ungeborenes Kind. Nach Kriegsende sagt sie als Zeugin gegen den Kommandierenden József Pintér aus und betont das zielgerichtete Vorgehen. Pintér wird als Kriegsverbrecher verurteilt und im September 1948 hingerichtet - einer der wenigen Täter, die wegen Tötungsverbrechen an Roma zur Rechenschaft gezogen werden.
Russland: "Nicht nur Kinder lebend in die Grube geworfen"
Von einem "alptraumhaften  Verbrechen" berichtet Lidija Nikitična Krylova, das "deutsche Eindringlinge im Dorf Aleksandrovka an friedliebenden Sowjetbürgern, den Mitgliedern der nationalen Roma-Kolchose verübten". Im April 1942 ruft ein deutscher Offizier mit einer Liste die Dorfbewohner einzeln auf. Nicht-Roma schickt er nach Hause.
Auf einem schwarzen Gedenkstein prangen fünf Zeilen einer weißen Schrift in der Sprache Romanes. Auf dem Stein liegen einige Steine, im Hintergrund ist eine Wiese und der untere Rand eines Birkenwäldchens zu erahnen
Inschrift auf Romanes in Auschwitz-Birkenau: In Erinnerung an die Männer, Frauen und Kinder, die dem nationalsozialistischen Genozid zum Opfer fielen. Hier liegt ihre Asche. Mögen ihre Seelen in Frieden ruhen
Die Roma-Familien werden mit Peitschen "wie Vieh getrieben", nackt ausgezogen, an den Rand einer Grube gestellt. Die älteren Kinder erschießt man vor den Augen der Mütter, dann reißt man ihnen die Säuglinge aus den Armen und wirft sie hinunter.
"Nicht nur Kinder wurden lebend in die Grube geworfen", berichtet die Überlebende: Die Deutschen stoßen eine kranke, alte Frau hinein, deren Töchter sie tragen. Krylova und andere entgehen ihrer Ermordung im letzten Moment. Sie sagen später bei sowjetischen Ermittlungen zu NS-Gewaltverbrechen aus.
Roma in Osteuropa waren von Entschädigung ausgeschlossen
In vielen Ländern sei bis heute zu wenig im Bewusstsein, dass Sinti und Roma Opfer eines systematischen Völkermords wurden, sagt Karola Fings. Erst die europäische Perspektive zeige das Ausmaß der Gewalt- und Tötungsverbrechen.
Blick auf eine Gruppe von Menschen, einige halten Plakate in die Höhe, die an einer Straße entlanggehen. Im Hintergrund ein begleitender Polizist und parkende Autos
Bukarest 2019: Gedenkveranstaltung für Sinti und Roma, die auch in Rumänien Opfer des NS-Völkermords wurden
Sie leitet die Forschung zu einer Enzyklopädie des nationalsozialistischen Völkermords. Das Auswärtige Amt fördert das Projekt mit 1,2 Millionen Euro.
In Deutschland wurde der Völkermord jahrzehntelang geleugnet. Täter bei der Kriminalpolizei setzten die rassistische Erfassung mit den NS-Akten fort. Sie verhinderten die Anerkennung der Verfolgung - eine weitere Traumatisierung für die Überlebenden, die auch die 2. und 3. Generation belaste, sagt Fings.
Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma | Alfons & Else Lampert (Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma)
LANGE VERDRÄNGT: VÖLKERMORD AN SINTI UND ROMA
Im Einsatz für Volk und Vaterland
Viele deutsche Sinti hatten nicht nur im Ersten Weltkrieg für das Kaiserreich gedient, sie kämpften auch ab 1939 in der Wehrmacht. 1941 ordnete das Oberkommando "aus rassenpolitischen Gründen" die "Entlassung von Zigeunern und Zigeunermischlingen aus dem aktiven Wehrdienst" an. Alfons Lampert wurde danach gemeinsam mit seiner Frau Else nach Auschwitz deportiert, wo beide starben.
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Die Historikerin war Mitglied der Unabhängigen Kommission Antiziganismus, die kürzlich ihren Abschlussbericht vorgelegt hat. Neben der klaren Anerkennung des Genozids und Aufklärung durch eine Wahrheitskommission, sagt sie, müsse es auch eine materielle Kompensation geben, nicht nur in Deutschland: "Das betrifft diejenigen, die in anderen Ländern leben, insbesondere in Osteuropa, die nach 1945 vollständig von einer Entschädigung ausgeschlossen wurden."
Zudem fordere die Kommission, dass Deutschland - wie im Fall der jüdischen NS-Verfolgten und ihrer Nachkommen - Verantwortung übernimmt, "dass Roma und Romnja als besonders schutzbedürftige Gruppe anerkannt werden".
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Eine Stimme für Sinti und Roma
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Aber ich lebe: Vier Kinder überleben den Holocaust

ERSCHÜTTERND, POETISCH UND SCHÖN." NORA KRUG. Emmie Arbel überlebte als kleines Mädchen die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen-Belsen. David Schaffer entkam dem Genozid in Transnistrien, weil er sich nicht an die Regeln hielt. Die Brüder Nico und Rolf Kamp versteckten sich in den Niederlanden dreizehn Mal vor ihren Mördern. Zusammen mit den Überlebenden haben drei international bekannte Zeichner:innen deren Geschichten in Graphic Novels erzählt, die unvergesslich vor Augen führen, was der Holocaust für Kinder bedeutete – und nicht nur für sie. Nur wenige Zeitzeugen des Holocaust leben noch. Die meisten von ihnen haben Verfolgung und Massenmord als Kinder traumatisch erlebt. Dieses Buch will die Erinnerung an den Holocaust in der Zusammenarbeit von Überlebenden und Zeichner:innen auf ungewöhnliche Weise bewahren und weitergeben, gerade auch an eine junge Leserschaft, indem es eingespielte Sehgewohnheiten und Bilder vom Holocaust aufbricht. Ausgewiesene Zeithistoriker:innen erklären in knappen, instruktiven Nachworten den Kontext der Geschichten, die aber auch ohne solche Erläuterungen unmittelbar und auf ergreifende Weise ein unfassbares Geschehen lebendig werden lassen.


Geschichte des KZ Stutthof
"Die Kinder gingen zuerst in die Öfen"

Stand: 23.07.2020 13:30 Uhr
Von Kriegsbeginn bis zur Befreiung durch die Rote Armee starben im Konzentrationslager Stutthof Zehntausende Menschen. Die, die es überlebt haben, berichten von grausamen Taten.
Von Jan Pallokat, ARD-Studio Warschau
Stutthof war unter den in den besetzten Gebieten errichteten Konzentrations- und Vernichtungslagern am längsten in Betrieb. Es wurde erst am 9. Mai 1945, dem Tag des Kriegsendes, von Truppen der Roten Armee befreit. Und es wurde praktisch mit Kriegsbeginn eröffnet, am 2. September 1939, einen Tag nach Beginn des deutschen Überfalls auf Polen.
"Wir wurden zu einem Platz getrieben, wo mehrere Zelte standen. Dort wurden wir 'begrüßt': Zu Boden fallen, aufstehen, Kniebeugen - wer nicht folgen konnte, wurde verprügelt", erinnert sich Antoni Beling, ein Eisenbahner aus Danzig, im polnischen Radio.Menschen lebten in Zelten zusammengepferchtSchon vor Kriegsbeginn hatten die Nationalsozialisten Listen erstellt, welche Polen als erste zu verhaften seien. Menschen aus Danzig und der Region waren dann auch die ersten Häftlinge von Stutthof. "Unter uns gab es auch Alte, auch sie mussten beim Exerzieren mitmachen. Sie wurden richtig gequält, aber Prügel bekamen wir alle", erzählt Beling.Nach einigen Stunden seien ihnen Plätze in kleinen Zelten der Hitlerjugend zugewiesen worden. "Dort wurden wir zu 18, 20 Mann eingepfercht." Rückblickend sollten sich diese Gängelungen als Vorspiel für viel größere Grausamkeiten erweisen.
Nur die Hälfte der Häftlinge überlebteDie genaue Zahl der Toten lässt sich nicht mehr ermitteln, aber es gilt als gesichert, dass mehr als jeder zweite Stutthof-Häftling das Lager nicht überlebte. Rund 120.000 Menschen saßen dort im Laufe der Zeit ein.Stutthof wurde 1944 Teil der sogenannten Endlösung, der systematischen Vernichtung der europäischen Juden mit Millionen Toten in Treblinka, Auschwitz und anderswo. Vergasungen fanden hier aber nur vorübergehend statt. In Stutthof wurden die Menschen exekutiert, starben an Krankheiten oder brachen schlicht an Überarbeitung in SS-eigenen Betrieben oder als Zwangsarbeiter bei anderen Firmen tot zusammen.Überlebende schildern grausame TatenPetronela Brywczynska erlebte die Befreiung des Lagers als Neunjährige. "Die Angst um das Überleben war unser täglicher Begleiter. Jedes Treffen mit dem SS-Mann weckte Furcht, das Herz blieb stehen", erzählt sie. Es habe schrecklicher Hunger geherrscht, die Menschen seien massenhaft daran gestorben - oder an Typhus.
Die Öfen schafften es nicht, die toten Körper zu verbrennen. Jeden Tag sammelte man vor den Baracken Leichen ein. Die Deutschen mussten die Menschen nicht mehr vergasen. Es gab genug Tote zum Verbrennen.
"Die Kinder gingen zuerst in die Öfen"
Die Deutschen hätten beschlossen, die Leichen auf einem Haufen zu verbrennen, erinnert sich Brywczynska. "Es war Mai und schon warm. Man sah Schwaden aufsteigenden Rauchs und spürte den Geruch brennender Körper."Brywczynska war sechs Wochen im KZ Stutthof. "Wäre es später befreit worden, ich hätte es nicht geschafft. Die Kinder gingen zuerst in die Öfen."
Gedenkfeier wegen Corona virtuellBrywczynska berichtet virtuell von ihren Erfahrungen am 9. Mai - denn die Gedenkfeier der Lagerbefreiung fand wegen der Corona-Pandemie weitgehend nur im Internet statt.Vielleicht war diese Veranstaltung eine Blaupause für das, was kommt: Wenn nämlich an die Schrecken der Nazi-Zeit erinnert werden muss, ohne dass die letzten Zeitzeugen noch leibhaftig zu uns sprechen können.
Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 23. Juli 2020 um 06:21 Uhr.
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"Sie spielten 'Leichen zählen'": Ausstellung über Kinder im Konzentrationslager

GESCHICHTE
Zum ersten Mal wird in einer KZ-Gedenkstätte das Schicksal der Kinder dokumentiert. Kern der Ausstellung sind Video-Interviews mit "Child Survivors", die von ihrem Leben im KZ berichten, so die Kuratorin im DW-Gespräch.
Auswahl an Autobiografien von Child Survivors des KZ Bergen-Belsen, 2018 ( Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
GEDENKEN AN DIE KINDER IM KZ BERGEN-BELSEN
Das Leben nicht dem Vergessen preisgeben
In dem Lager der Nationalsozialisten in der Lüneburger Heide waren von 1943 bis 1945 außergewöhnlich viele Kinder inhaftiert. Ihre traumatischen Erlebnisse beschreibt die neue Ausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen". Manche der Kinder von einst haben nie über das erlittene Grauen sprechen können. Andere schrieben ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
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DW: Frau Gring, Sie haben erstmals eine Ausstellung nur über die Kinder in einem deutschen Konzentrationslager kuratiert. Wie kam es dazu?
Diana Gring: Die Anfänge liegen schon in den 1990er Jahren. Damals hat Dr. Thomas Rahe, unser wissenschaftlicher Leiter, mit den ersten Forschungen zu Kindern im Konzentrationslager Bergen-Belsen begonnen und erste Kontakte zu den Überlebenden aufgebaut.
Es ist insgesamt so, dass in vielen Gedenkstätten und in der wissenschaftlichen Forschung das Thema Kinder eher unterrepräsentiert ist. Kinder sind im nationalsozialistischen Vernichtungsprozess fast chancenlos gewesen. Ein Kind, das nach Auschwitz oder Treblinka kam, wurde selektiert und fast immer direkt umgebracht.
Dieses Thema "Kinder im Konzentrationslager" ist kaum wissenschaftlich erforscht. In den letzten Jahren haben wir ganz gezielt historische Quellen und Exponate von Kindern gesammelt. Wir haben sehr viele Kontakte zu Überlebenden und durch ein Video-Interview-Projekt mehr als 120 lebensgeschichtliche Aussagen von Menschen bekommen, die als Kinder hier in Bergen-Belsen waren.
Welches Bild vermitteln diese Video-Interviews vom Leben der Kinder im Lager?
Ein sehr unterschiedliches, denn es hing von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie die Situation eines Kindes im KZ Bergen-Belsen war: zu welchem Zeitpunkt es gekommen ist, zu welcher Verfolgten-Gruppe es gehörte, wo es vorher gefangen und wie alt es war. Und dann kam es natürlich darauf an, ob das Kind allein hierher deportiert wurde, oder mit der Mutter, mit der Familie, mit einer Gruppe. Manche haben sich, wenn die Eltern gestorben waren, als Kind ganz alleine in diesem Lager befunden.
Diana Gring
Historikerin Diana Gring
In Bergen-Belsen gab es etwa 3500 Kinder unter 15 Jahren. Was waren das für Kinder und woher kamen sie?
In Bergen-Belsen gab es insgesamt 120.000 Häftlinge aus dem gesamten von Deutschen besetzten Europa. Dementsprechend kamen auch die Kinder aus vielen unterschiedlichen Ländern, beispielsweise aus den Niederlanden, Polen, Ungarn, Frankreich. Die allermeisten waren jüdische Verfolgte. Es waren auch Kinder hier, die zur Gruppe der Sinti und Roma gehörten und auch Kinder von Eltern, die politisch verfolgt wurden.
Können Sie das Schicksal eines einzelnen Kindes als Beispiel hervorheben?
Da gibt es ein Beispiel aus den Niederlanden: Lous Steehuis-Hoepelman heißt sie heute. Sie wurde 1941 in einer jüdischen Familie in Amsterdam geboren. Ihre Eltern waren keine praktizierenden Juden, sie waren Kommunisten und im politischen Widerstand. Als die Deportationen der Juden in den von Deutschland besetzten Niederlanden begannen, wollten sie die Dreijährige schützen, indem sie sie zu einer nicht-jüdischen Pflegefamilie gegeben haben.
Dort ist dieses Kind verraten, festgenommen, und allein in ein Gefängnis gebracht worden. Und von dort in das Durchgangslager Westerbork. Lous kam in eine Gruppe von Waisenkindern. Und von Westerbork dann nach Bergen-Belsen, und zuletzt ins KZ Theresienstadt, wo sie dann befreit wurde.
Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen
Nur wenige persönliche Gegenstände sind von den Kinder geblieben
Aufgrund von glücklichen Umständen und weil es Menschen gab, die sich um Waisenkinder gekümmert haben, konnte sie überleben. Aus dieser Zeit hat sie eine Lumpenpuppe, die mit ihr in den Lagern war und die sie bis heute aufgehoben hat. Eine Nachbildung dieser Puppe zeigen wir auch in der Ausstellung.
Wie bringen Sie das Lagerleben dieser Kinder in Bergen-Belsen den Besuchern der Ausstellung nahe?
Kinder hinterlassen generell eigentlich kaum Spuren – das ist anders als bei Erwachsenen im Lager. Wir haben aber durch die Kontakte zu Überlebenden viele Exponate sammeln können: Objekte, Zeichnungen, Gedichte. Wir versuchen damit etwas von der Lebenssituation der Kinder im Lager darzustellen.
Das Herzstück der Ausstellung haben wir so aufgebaut, dass dort fünf thematische Blöcke sind. Die beschreiben, wie die Kinder untergebracht waren, in welchen sozialen Konstrukten sie sich bewegt haben, wie ihr psychischer Zustand war, welche Faktoren existenzgefährdend waren – etwa Gewalt, Hunger, der Appell. Aber auch solche Dinge wie Schulunterricht oder Spiel stellen wir dar.
Was haben denn die Kinder im Lager gespielt?
Sie haben das getan, was Kinder überall auf der Welt tun – sie haben die sie umgebende Welt nachgespielt. Sie haben also Nazi und Jude gespielt oder sie haben Leichen gezählt, die vor ihrer Baracke gelegen haben. Das war schwierig, den die Körper lagen zum Teil verschlungen übereinander. Die Beschreibung, wie die Situation der Kinder im Lager war, überlassen wir zu einem großen Teil den Überlebenden.
Wir haben eben diesen großen Schatz von 120 Interviews, in denen viele Episoden beschrieben werden – etwa, wie es war, als der Vater neben ihnen auf der Pritsche gestorben ist, wie sie mit Hunger umgegangen sind, oder was ihnen Hoffnung gegeben hat.
Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen
Blick auf eine der zahlreichen Informationstafeln der Schau
Sie zeigen Fotos, Dokumente, Erinnerungsstücke von Kindern, die überlebt haben, in ihrer Sonderausstellung. Welches Exponat ist für Sie ganz besonders kostbar?
Ganz spontan aus dem Bauch heraus würde ich sagen: das Foto von einem Säugling. Da gibt es das Foto von einem kleinen Mädchen, Henriette Hamburger, die zehn Monate alt war als sie hier gestorben ist. Darauf lächelt sie in die Kamera. Es ist das einzige Bild, das ihrer Familie blieb. Das geht mir am meisten unter die Haut. Wir zeigen auch ein Kapitel, das an die rund 600 Kinder erinnert, die hier ums Leben gebracht wurden.
Es gab innerhalb von Bergen-Belsen ein sogenanntes Austauschlager, indem die Nationalsozialisten Familien als Geiseln festhielten. Deshalb haben überproportional viele Kinder überlebt. Wie hat die Lager-Erfahrung deren Leben geprägt?
Dass Kinder hier überleben konnten, hat definitiv damit zu tun, dass Bergen-Belsen aus verschiedenen Lagerteilen bestand und eben in einem großen Teil Häftlinge und auch Familien als Geiseln gehalten wurden. Die Frage, wie die überlebenden Kinder mit der Lager-Erfahrung umgegangen sind, beinhaltet eine große Bandbreite. Es gibt Menschen, so genannten Child Survivors, die fast nie darüber gesprochen haben, die sich in einem jahrzehntelangen Prozess innerlich und auch nach außen erst mal selbst verstehen lernen mussten. Zum Teil kennen sie nicht mal ihre Identität.
Wir haben einen Überlebenden, der mit zweieinhalb Jahren in Bergen-Belsen befreit wurde und nichts über seine Identität weiß, der sein Leben lang versucht hat, herauszufinden: wo komme ich her, wo gehöre ich hin? Dann kam es sehr darauf an, wie die Situation der Kinder nach dem Zweiten Weltkrieg war. Hatten Eltern oder Familienangehörige überlebt, waren es Waisenkinder, und sind sie in Heime gekommen?
Nun sind die Kinder von damals alte Menschen. Was bewegt diese hochbetagten Zeitzeugen heute?
Mein Eindruck aus den vergangenen Jahren ist der, dass viele Child Survivors erst  jetzt, wo sie in den siebziger, achtziger Lebensjahren sind, anfangen zu begreifen, dass auch sie wichtige Zeugen sind – moralische Zeugen als Überlebende der NS-Verfolgung. Sie sind für uns heute wichtig, um zum Beispiel weiter Zeitzeugengespräche durchzuführen. Das machen wir auch mit den 20 Überlebenden, die zur Eröffnung der Ausstellung kommen werden.
Diana Gring (* 1969) ist die Kuratorin der Sonderausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen" (16.04.-30.09.2018 in der Gedenkstätte Bergen-Belsen). Die Historikerin ist dort zuständig für den Bereich Medien und Zeitzeugen und hat selber viele der Zeitzeugen-Interviews persönlich geführt.
Das Gespräch führte Klaus Krämer
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Ein Glückskind: Wie ein kleiner Junge zwei Ghettos, Auschwitz und den Todesmarsch überlebte und ein neues Leben fand: Wie ein kleiner Junge zwei ... Universität Berlin (Sachbuch (allgemein)) Gebundene Ausgabe – 10. Mai 2007

Eine glückliche, behütete Kindheit hätte es für Thomas Buergenthal werden können, damals in Lubochna. Doch dann kamen die Deutschen: Die Familie flieht nach Polen, wird verhaftet und ins Ghetto gesperrt. Es folgt die Deportation nach Auschwitz. Als eines von nur ganz wenigen Kindern überlebt Thomas einen der berüchtigten „Todesmärsche“ im eiskalten Winter 1944. Nach seiner Befreiung aus dem KZ Sachsenhausen erlebt er als „Maskottchen“ der polnischen Armee den Kampf um Berlin mit, kommt schließlich in ein Waisenhaus und findet auf wundersame Weise seine Mutter wieder. Auf bewegende Weise, ganz ohne Bitterkeit, erzählt Thomas Buergenthal seine Kindheitsgeschichte. In einem Epilog schildert er überdies, wie er in seinem „zweiten Leben“ in den USA zu einem der weltweit profiliertesten Anwälte für internationales Recht und für Menschenrechte wurde, gekrönt von seiner Tätigkeit als amerikanischer Richter am Internationalen Gerichtshof in Den Haag.


Gedenken an die Kinder im KZ Bergen-Belsen

Auswahl an Autobiografien von Child Survivors des KZ Bergen-Belsen, 2018 ( Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
Das Leben nicht dem Vergessen preisgeben
In dem Lager der Nationalsozialisten in der Lüneburger Heide waren von 1943 bis 1945 außergewöhnlich viele Kinder inhaftiert. Ihre traumatischen Erlebnisse beschreibt die neue Ausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen". Manche der Kinder von einst haben nie über das erlittene Grauen sprechen können. Andere schrieben ihre Erlebnisse und Erfahrungen auf, damit sie der Nachwelt erhalten bleiben.
Porträt einer alten Dame, die als Kind im Lager war in der Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/W. Musterer)
Von Angesicht zu Angesicht
Was mögen Besucher beim Anblick des Porträts dieser Überlebenden denken? Ob auch sie das Rechnen am Abzählen von Leichen lernte? Ob auch sie mitmachte beim Ratespiel, wer in der Baracke als nächstes stirbt? Was zunächst makaber klingt, spiegelt die grausame Realität wieder, aus der die Kinder sich bedienen mussten.
Kinderbild von Lous Steenhuis und die Puppe „Mies“ Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/W. Musterer)
Opfer und "Begleiterin"
Lous Steenhuis war drei Jahre alt, als sie vom niederländischen Lager Westenbork ins KZ Bergen-Belsen kam – gemeinsam mit ihrer Puppe "Mies". Jemand hatte ihr Versteck bei Pflegeeltern verraten. Das kleine jüdische Mädchen aus Bussum (Niederlande) war völlig allein im Lager, ohne Eltern, Familie oder Verwandte.
Lous Steenhuis-Hoepelman mit ihrer Strickpuppe (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
Zwei Überlebende
Eigentlich findet die heute 76 Jahre alte Lous Steenhuis-Hoepelman ihre "Mies" hässlich, doch die sei das Einzige gewesen, was sie hatte. Seit 73 Jahren gehen beide nun gemeinsam durchs Leben – eine alte Dame, die schon als Kind Fürchterliches erdulden musste, und eine mit Lumpen ausgestopfte Strickpuppe, die ihr immer wieder einen gewissen Halt gab.
Infotafel zu Anne Frank Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/W. Musterer)
Das bekannteste Opfer
Die 15-jährige Anne Frank, die mit ihren Tagebüchern posthum weltbekannt wurde, starb im Februar 1945 im Bergen-Belsen. Das deutsche Mädchen war schon 1934 mit seinen jüdischen Eltern wegen der Nazis in die Niederlande ausgewandert. Als die das Land besetzten, musste Anne in einem Versteck leben. Doch auch sie wurde verraten. Ihre Aufzeichnungen sind ein wichtiges historisches Dokument jener Zeit.
Lagergelände mit Massengräbern Gedenkstaette Begen-Belsen ( Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/K. Ortmeyer)
Stumme Zeugen
Die Gesamtzahl aller Häftlinge, die je im KZ Bergen-Belsen waren, wird auf bis zu 120.000 geschätzt. Britischen Truppen fanden bei der Befreiung rund 60.000 Häftlinge vor. Fast ein Viertel von ihnen starb noch nach der Befreiung. Rund 50.000 Gefangene kamen dort insgesamt zu Tode – darunter etwa 600 Kinder. Massengräber sind stumme Zeugen der Menschen verachtenden Nazi-Herrschaft und mahnen.
Blick in die Ausstellung Kinder im KZ Bergen-Belsen (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten/W. Musterer)
Gute Betreuung junger Besucher wichtig
Dass 20 Überlebende aus aller Welt zur Ausstellung "Kinder im KZ Bergen-Belsen" kommen werden, freut die Mitarbeiter der Gedenkstätte ungemein. Fürchterliche Leichenbilder werden nicht gezeigt. Allerdings, so die Veranstalter, "ist das schon starker Tobak". Für Kinder und Jugendliche (ab etwa 13 Jahren), die die Schau sehen wollen, sollte der Besuch gut vor- und nachbereitet werden.
Am 15. April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Am 73. Jahrestag dieser Befreiung wird in diesem Jahr der mehr als 3500 Kinder auf besondere Weise gedacht, die dort gefangen waren.
Datum 14.04.2018
Autorin/Autor Klaus Krämer
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