AKTUELLES:
Behindertendiskriminierung,
Gedenken und Umgang mit der Nazi-Euthanasie
seit 1945
- u.a. auch in Mosbach (Baden)
Zuletzt AKTUALISIERT am 28.03.2025 !
Seiteninhalt:
- Aktuelle rechtsextremistisch-orientierte Behindertendiskriminierung
- Nationalsozialistische Behindertendiskriminierung in Mosbach - Baden
- Online-Artikel und Bücher zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie in Mosbach - Baden
- Online-Artikel zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie
- YouTube-Videos zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie - im Zusammenhang mit Mosbach und Baden
Kultur und Medien — Ausschuss — hib 488/2024
Antrag zur Aufarbeitung der „Euthanasie“ angenommen
03.07.2024
Berlin: (hib/AW) Die Aufarbeitung der sogenannten „Euthanasie“ und der Zwangssterilisationen während der nationalsozialistischen Diktatur soll intensiviert werden. Der Kulturausschuss billigte am Mittwoch einen entsprechenden gemeinsamen Antrag der Fraktionen von SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP (20/11945) mit den Stimmen aller Fraktionen in Abwesenheit der Gruppe Die Linke.
Mit dem Antrag wird die Bundesregierung aufgefordert, ein Projekt zur bundesweiten Lokalisierung, Sicherung und Konservierung von Patientenakten und Personalunterlagen der Täter zu initiieren, um sie für Forschung, Bildung und Anfragen nutzbar zu machen. Das Projekt soll unter der Beteiligung der Gedenkstätten an den Orten ehemaliger „Euthanasie“-Tötungsanstalten, des Instituts für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin an der Berliner Charité, den Verbänden von Menschen mit Behinderungen sowie geeigneten Vertretern der Disability Studies durchgeführt werden. Zudem soll eine nationale Fachtagung durchgeführt werden. Darüber hinaus soll die Bundesregierung die Gedenkstätten an den Orten der ehemaligen „T4“-Tötungsanstalten nachhaltig unterstützen, um die bauliche Substanz vor Ort zu erhalten.
Christiane Schenderlein (CDU) betonte die Bedeutung der Gedenkstätten, um Geschichte „erfahrbar“ zu machen: „Wir müssen aus der Geschichte lernen.“
Erhard Grundl (Grüne) verwies darauf, dass trotz der bislang geleisteten Arbeit noch immer „große Lücken in der Forschung“ bestünden, die geschlossen werden müssten. Um so wichtiger sei es, die Patientenakten und Personalunterlagen zu sichern.
Thomas Hacker (FDP) führte an, dass viele Täter nach der NS-Diktatur erneut als Ärzte und Anstaltsleiter Karriere gemacht und versucht hätten, die Akten verschwinden zu lassen.
Götz Frömming (AfD) bezeichnete es als „überfällig“, dass die im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“ ermordeten und zwangssterilisierten Menschen als Opfergruppe des Nationalsozialismus anerkannt werden.
Simona Koß (SPD) betonte, dass der „sehr gute“ Antrag nun auch schnell vom Plenum verabschiedet werden sollte. Der Bundestag wird aber voraussichtlich erst nach der parlamentarischen Sommerpause abschließend über den Antrag beraten.
Den nationalsozialistischen „Euthanasie“-Morden fielen schätzungsweise 300.000 Menschen mit Behinderungen und psychischen Erkrankungen zum Opfer. Aufgrund des 1934 in Kraft getretenen „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ wurden zudem an etwa 400.000 Menschen Zwangssterilisationen durchgeführt.
https://www.bundestag.de/
1. Aktuelle rechtsextremistisch-orientierte Behindertendiskriminierung
Sachsen-Anhalt
Gedenken an von Neonazis getöteten Menschen mit Behinderung vor 25 Jahren
Stand: 29.12.2024 18:33 Uhr
Vor 25 Jahren wurde Jörg Danek von Neonazis in Halle getötet. Er gilt als erstes Todesopfer rechtsextremer Gewalt nach der Wiedervereinigung. Bürgermeister Egbert Geier (SPD) hat dazu aufgefordert, rechtsextreme Gewalt niemals als normal hinzunehmen. Auf eine öffentliche Gedenkveranstaltung wurde verzichtet.
Von MDR SACHSEN-ANHALT
Anlässlich des Gedenkens an den vor 25 Jahren von Neonazis in Halle getöteten Jörg Danek hat der Bürgermeister der Saale-Stadt, Egbert Geier (SPD), dazu aufgefordert, rechtsextreme Gewalt niemals als normal hinzunehmen. In Absprache mit den Angehörigen wurde nach Angaben der Stadtverwaltung auf eine öffentliche Gedenkveranstaltung verzichtet.Erstes Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Halle nach der WiedervereinigungDanek war in der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1999 am S-Bahnhof Neustadt von Neonazis getötet worden. Der damals 39-jährige Mensch mit geistiger Behinderung gilt als erstes Todesopfer rechtsextremer Gewalt in Halle nach der Wiedervereinigung. „Wir werden den Mördern klarmachen, dass sie keinen Platz in unserer Mitte haben“, erklärte Geier am Sonntag. Deren Hass dürfe niemals mehr das Klima in Deutschland bestimmen.Danek wurde nach Angaben der Stadtverwaltung in einer S-Bahn von drei Tätern beraubt und verprügelt. Am Bahnhof misshandelten sie ihr Opfer weiter, das kurz darauf im Krankenhaus starb. Im Prozess im Jahr 2000 war das rechtsextreme Tatmotiv nicht Teil der Ermittlungen. Danek ist seit 2012 von der Bundesregierung als Opfer rechtsextremer Gewalt anerkannt.dpa, MDR (Maximilian Fürstenberg)
Mitteldeutscher Rundfunk
Quelle: MDR
https://www.tagesschau.de/
Was bedeutet die AfD-Politik für Menschen mit Behinderungen?
Stand: 31.01.2024 09:47 Uhr
Björn Höcke bezeichnet Inklusion als einen "Irrweg". Der aktuelle Rechtsruck besorgt daher Angehörige von Menschen mit Behinderung - ein Elternkreis wehrt sich. Was sagt die AfD Niedersachsen über Inklusion?
von Viktoria Koenigs
Caritas-Referentin Nicole Nordlohne spricht auf einer Demo für Inklusion in Vechta. © Landes-Caritasverband für Oldenburg e.V.
Caritas-Referentin Nicole Nordlohne macht sich wegen des aktuellen Rechtsrucks große Sorgen um Menschen mit Behinderung.
Im Sommer 2023 gibt Björn Höcke, Thüringer AfD-Vorsitzender, ein Interview im MDR. Dort postuliert Höcke, Inklusion sei lediglich ein "Ideologieprojekt" und ein "Belastungsfaktor". Das Bildungssystem müsse davon befreit werden. Seine Aussagen sind für Menschen mit Behinderung und deren Angehörige "ein Schlag ins Gesicht", sagt Nicole Nordlohne, Mitarbeiterin in der Behindertenhilfe bei der Caritas Oldenburg. "Inklusion ist gesetzlich verankert und inzwischen wird sie von denjenigen infrage gestellt, die die Gesetze machen", so Nordlohne.
Sorgen und Angst um Menschen mit Behinderung
Nordlohne ist ebenfalls Vorsitzende des Elternkreises "next generation" in Vechta. Nach dem Sommerinterview Höckes hat der Selbsthilfeverein für Angehörige von Kindern mit Behinderung eine erste Protestaktion gegen die AfD gestartet. Auch im Januar beteiligte sich der Verein an einer Demonstration gegen Rechtsextremismus. "Die Angst ist extrem hoch, dass immer mehr Menschen die AfD wählen. Wenn die AfD an die Macht kommen sollte, wie viel Unterstützung für Menschen mit Behinderungen bleibt dann noch?", so Nordlohne.
Menschen mit und ohne Behinderung protestieren in Vechta gegen Aussagen des AFD-Politikers Björn Höcke. © Landes-Caritasverband für Oldenburg e.V. Foto: Kattinger
Vechta: 300 Menschen protestieren gegen Höcke-Position zu Inklusion
Thüringens AfD-Chef hatte in einem Interview das Recht behinderter Menschen auf inklusive Schulbildung in Abrede gestellt. (28.09.2023)
AfD im Landtag: "Inklusion ist krachend gescheitert"
Die Sorge von "next generation" liegt auch im Programm der AfD für die Landtagswahl in Niedersachsen 2022 begründet. Darin fordert die Partei: "Eine erzwungene Inklusion (...) darf nicht weiter stattfinden und muss sofort beendet werden". Kinder mit Behinderung, die "begabt sind und sich angemessen verhalten können", sollten an Regelschulen unterrichtet werden. Alle anderen seien in Förderschulen zu unterrichten. Im Februar 2019 nennt die Niedersachsen-AfD Inklusion ein "Auslaufmodell", "ein schwarzes Loch", eine "Utopie, die zu großen Katastrophen" führe. Im Dezember 2022 heißt es: "Die Inklusion an Regelschulen ist bislang krachend gescheitert". Daher fordert die AfD im Landtag seit jeher, und mit Nachdruck im Dezember 2023, den Erhalt der Förderschulen.
Behauptung der AfD wissenschaftlich nicht belegt
In ihrem Grundsatzprogramm schreibt die AfD, dass Inklusion "behinderte wie nicht behinderte Schüler in ihrem Lernerfolg" hindere. Studien belegen diese Behauptung jedoch nicht. So haben dänische Forscherinnen und Forscher untersucht, wie sich Inklusion auf Kinder auswirkt. Dafür werteten sie 15 Studien aus insgesamt neun Ländern aus. In Bezug auf die schulischen Leistungen und ihr allgemeines Wohlbefinden ließen sich dabei weder positive noch negative Auswirkungen feststellen. Den Forschern zufolge sei keine pauschale Aussage zulässig, ob Inklusion gut oder schlecht sei. Ihre Empfehlung: Bei jedem Kind müsse einzeln geprüft werden, welche Bildungsform zielführender sei.
Inklusion in Deutschland gesetzlich verankert
Mit der UN-Behindertenrechtskonvention sind seit 2009 die Rechte von Menschen mit Behinderung gesetzlich in Deutschland verankert. Zu diesen Rechten gehört auch Inklusion. Daher gibt es in Niedersachsen seit 2017 die "Aktionspläne Inklusion", die regelmäßig erweitert werden. Aber: Viel laufe nicht gut. "Inklusion wird in vielen Bereichen ausgebremst. Es scheitert an den Räumlichkeiten, den Lehrern, die 'nein' sagen, es gibt zu wenig Geld und Personal", sagt Nordlohne.
Ein Rollstuhlfahrer macht Hanteltraining auf einem Steg. © fotolia.com Foto: Jenny Sturm
Menschen mit Behinderung: Wie gelingt Inklusion?
Im Alltag erleben Menschen mit körperlicher oder geistiger Behinderung immer noch oft Ausgrenzung statt Inklusion. (21.11.2022)
Sichtbarkeit für Menschen mit Behinderung
Die Vorsitzende von "next generation" wünscht sich mehr Sichtbarkeit im Alltag von Menschen mit Behinderungen. "Die Tagesschau wird in der ARD nicht von einem Gebärdensprachdolmetscher begleitet, wie es in vielen anderen Ländern der Fall ist, sondern nur auf Phönix." Dass so ein Dolmetscher Teil des Regelprogramms im ARD sein sollte, sei aber enorm wichtig. Außerdem: "Es ist eine Seltenheit, dass Fußballspieler mal mit einem Kind mit Behinderung an der Hand aufs Spielfeld laufen. In der Politik arbeiten kaum Menschen mit Behinderung und es gibt keine führenden Politiker, die sich dem Thema annehmen", kritisiert sie.
Ein Symbolbild für das Thema "Bürgergeld". © picture alliance / Geisler-Fotopress | Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotop Foto: Dwi Anoraganingrum/Geisler-Fotop
Wie steht die AfD zu Bürgergeld, Mindestlohn und Jobcenter?
Die AfD will eine aktivierende Grundsicherung einführen, die Arbeitslose zu "Bürgerarbeit" verpflichten soll. (23.01.2024)
Ein Wahlplakat zur EU Wahl der deutschen Partei AFD ( Alternative für Deutschland ) am 22. Mai 2019 in Berlin Spandau. © picture alliance / Ralph Goldmann | Rainer Keuenhof Foto: Ralph Goldmann | Rainer Keuenhof
AfD: Kirche muss nicht - Kinder und Küche aber schon
Im Parteiprogramm spricht die AfD von der "traditionellen" Frau und Familie. Welche Ansichten vertritt sie in Niedersachsen? (18.01.2024)
Traktoren parken auf dem Friedrichswall vor dem Neuen Rathaus in Hannover. © picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg Foto: Moritz Frankenberg/dpa
Agrarpolitik: Wie widersprüchlich agiert die AfD?
Die AfD fordert hohe Subventionen für Landwirte, lehnt in ihrem Parteiprogramm jedoch derlei Eingriffe ab. (16.01.2024)
Drei weiße Puzzleteile liegen auf einer blauen Fläche. Sie zeigen die Symbole für Mann, Frau und ein Mensch im Rollstuhl © Panthermedia Foto: designer491
Wichtige Rechte für Menschen mit Behinderungen
Menschen mit Behinderungen haben die gleichen Rechte wie Menschen ohne Beeinträchtigungen. Wichtige Links zum Thema. (15.12.2023)
Ein Mädchen sitzt in einem Rollstuhl und schaut auf dem Spielplatz einem anderen Kind beim Spielen zu. © Colourbox Foto: #282776
Inklusion und Teilhabe - Wie kann das gelingen?
Menschen mit Behinderung mitten in der Gesellschaft - das meint Inklusion. Wo steht Deutschland beim Thema Teilhabe? (11.12.2023)
NDR Info Redezeit "Leben mit Behinderung" am 05.12.2023 mit Moderatorin Nina Zimmermann. Mit ihr im Studio sitzt Nadin Schindel, Vorstand der Lebenshilfe Hamburg. Per Videoschalte dazu geschaltet sind Alexandra Arnold, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Schleswig-Holstein, und Prof. Dr. Heinrich Greving von der katholischen Hochschule NRW. © Screenshot 86 Min
Leben mit Behinderung - Wie kann Inklusion gelingen?
Hörerinnen und Hörer haben in der NDR Info Redezeit zusammen mit Experten diskutiert. Die komplette Sendung als Video-Mitschnitt. (05.12.2023)
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Regional Osnabrück | 28.09.2023 | 07:30 Uhr
https://www.ndr.de/
Nach umstrittenen Aussagen der AfD
Landesbeauftragte für Menschen mit Behinderung: "Inklusion ist nicht verhandelbar"
Stand
18.8.2023, 9:59 Uhr
Kürzlich haben sich AfD-Politiker gegen die Inklusion von Kindern mit Behinderung an Regelschulen ausgesprochen. Jetzt gibt es Gegenwind von der BW-Behindertenbeauftragten.
Die Landesbeauftragte für Belange von Menschen mit Behinderung, Simone Fischer, hat aktuellen Äußerungen der AfD gegen die Inklusion von behinderten Kindern an Regelschulen widersprochen. "Jedes Kind hat das Recht auf Inklusion, überall", erklärte Fischer am Mittwoch in Stuttgart. Es handle sich um ein Grund- und Menschenrecht und sei nicht verhandelbar.
Simone Fischer, Landesbehindertenbeauftragte
Inklusion: Landesbehindertenbeauftragte BW kritisiert AfD-Aussage
00:56 Min
Baron: Inklusion an Regelschulen nicht der richtige Weg
Im Sommerinterview mit SWR Aktuell hatte der Fraktionsvorsitzende der AfD in BW, Anton Baron, umstrittenen Aussagen seines Parteikollegen Björn Höcke zugestimmt: Die Inklusion von Kindern mit Behinderung an Regelschulen sei nicht der richtige Weg. Zuvor hatte Höcke Inklusion als "Ideologieprojekt" bezeichnet. Es gelte, das Bildungssystem davon zu "befreien".
Anton Baron
Anton Baron plädiert für Förderschulen statt Inklusion
7 Min
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Fischer findet deutliche Worte: Wem "nichts Besseres" einfalle, als Menschen mit Behinderungen 14 Jahre nach Inkrafttreten der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK) "die Schultür vor der Nase zuzuschlagen", entlarvt laut Fischer seine begrenzte bildungs-, sozial- und arbeitsmarktpolitische Kompetenz. Er grenze und sortiere aus.
Er schiebt Kindern und Familien große Belastungen zu, anstatt sich für ein Bildungssystem einzutreten, das gerecht, zeitgemäß und klug ist.
Simone Fischer, Landesbeauftragte für Belange von Menschen mit Behinderung
Fischer: Land bei Inklusion in der Pflicht
Mit der UN-BRK, die 2008 in Kraft getreten ist und von Deutschland unterzeichnet und anerkannt worden ist, habe man sich verpflichtet, die "gleichberechtigte Teilhabe" in allen Lebensbereichen durchzusetzen, so die Behindertenbeauftragte. Dazu gehören Bereiche wie Bildung, Arbeit, Wohnen, Kultur, Freizeit und Sport, Gesundheit oder Mobilität. Fischer: "Bei dem Recht, die allgemeine Schule zu besuchen, handelt es sich um einen Teilhabeanspruch, der einzulösen ist."
Die UN-BRK stellt laut Fischer unter anderem sicher, dass Kinder und Jugendliche gleichberechtigt mit nicht-behinderten Kindern Zugang zu einem einbeziehenden, hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht bekommen. Innerhalb des Bildungssystems müsse "die notwendige Unterstützung geleistet werden, um eine angemessene Bildung zu erreichen."
Heftige Kritik auch von der CDU in Baden-Württemberg
Roman Baumgartner, CDU-Landesvorstandsmitglied und Vorsitzender des "Netzwerks für Alle - Menschen mit Behinderungen in der CDU BW", teilte am Mittwochabend mit: "Die Äußerungen des AfD-Fraktionsvorsitzenden Baron entlarven die AfD als rechtspopulistisch und in Teilen menschenverachtend." Deutschland habe aus guten Gründen die UN-Behindertenrechtskonvention ratifiziert und sich damit zum Recht auf gleichberechtigte Teilhabe für alle Menschen bekannt.
Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe BW: "Noch ein weiter Weg"
Im April 2023 hatte sich bereits Bärbel Kehl-Maurer von der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Baden-Württemberg im SWR-Interview unter anderem zur Inklusion im Bereich Bildung geäußert. Anlass war eine Diskussion im Landtag. Ihr Fazit: Es liege noch ein weiter Weg vor dem Land. Es fehle an Schulbegleitungen und auch bei der beruflichen Bildung gebe es Nachholbedarf - hier stehe der Mangel an Lehr- und Fachkräften über allem. "Damit die Inklusion dann später in den anderen Bereichen auch gelingt, muss hier wirklich eine gute Startposition für alle geschaffen werden", so Kehl-Maurer.
Korrektur
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die Landes-Behindertenbeauftragte Simone Fischer sei Mitglied in der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Das ist jedoch nicht richtig. Wir haben die entsprechende Stelle korrigiert und bitten um Entschuldigung.
https://www.swr.de/
Thüringer AfD-Rechtsaußen
Institut der deutschen Wirtschaft verurteilt Höcke-Äußerung zu Inklusion
Das Institut der deutschen Wirtschaft hat Aussagen des Thüringer AfD-Vorsitzenden Höcke zur Inklusion als „menschenfeindlich“ verurteilt.
10.08.2023
Björn Höcke blickt ernst zur Seite.
Thüringens Verfassungsschutz stuft Höckes Landesverband als „gesichert rechtsextremistisch“ ein. (dpa / picture alliance / Martin Schutt)
Höcke unterstelle, dass Kinder mit Behinderungen ihre Mitschüler vom Lernerfolg abhielten und Jugendliche mit Behinderungen keinen Mehrwert zum Arbeitsmarkt brächten. Sie seien aber für den Arbeitsmarkt eine unverzichtbare Stütze, betonte das Kölner Institut. Ein Blick in die Statistik entlarve Höckes Aussage. Insgesamt seien deutschlandweit mehr als 1,3 Millionen Menschen mit Schwerbehinderungen bei Unternehmen beschäftigt. Die Tendenz sei seit Jahren steigend.
Höcke hatte im MDR gesagt, dass Inklusion, also die Unterrichtung von Kindern mit Behinderungen an Regelschulen, ein „Ideologieprojekt“ sei. Dieses führe nicht dazu, dass – Zitat – „wir aus unseren Kindern die Fachkräfte der Zukunft machen“. Es gelte, das Bildungssystem davon zu befreien.
Die UNO-Behindertenrechtskonvention von 2008 sichert allen Menschen ein Recht auf gleichberechtigte Teilnahme zu. Deutschland ist einer von 185 Staaten, die den Vertrag ratifiziert haben.
Diese Nachricht wurde am 10.08.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.
https://www.deutschlandfunk.de/
AfD sorgt für Entsetzen und Ekel
Migranten und behinderte Menschen diskriminiert
22.12.2021, 16:38 Uhr
Die AfD in Rheinland-Pfalz wird für die Aussagen einiger Politiker hart kritisiert.
Die AfD in Rheinland-Pfalz wird für die Aussagen einiger Politiker hart kritisiert.
(Foto: picture alliance / ZB)
Aufruhr in Rheinland-Pfalz: Eine Kreistagsfraktion der AfD beschreibt in einem Schreiben zwei Menschen mit Behinderung als "Problemfälle" und Migranten als Gründe für die Arbeitslosenquote. Innenminister Roger Lewentz reagiert schockiert, Politiker kritisieren die AfD, Nazisprache zu verwenden.
Die AfD-Fraktion im Kreistag von Bad Kreuznach hat mit ihrer schriftlichen Stellungnahme zum Haushalt für Entsetzen gesorgt. Als mögliche Gründe für die Arbeitslosenquote nennt die Fraktion etwa Migranten und "die hohen Sozialausgaben, in dessen Hängematte sich scheinbar viele Personen ausruhen". In dem Text werden unter anderem zwei behinderte Menschen als "Problemfälle" diskriminiert, die "durch ihr krankhaftes asoziales Verhalten" den Kreis mit "einer kaum nachvollziehbaren Summe" belasteten.
Innenminister Roger Lewentz äußerte sich empört. "Das ekelt mich an, diese Wortwahl und die Intention, die hintendran steht", sagte der SPD-Politiker in Mainz. CDU-Landrätin Bettina Dickes nannte es "menschenunwürdig" und "asozial", solche Sätze über zwei von Geburt an behinderte und schwerstkranke junge Männer zu schreiben, von denen einer leider verstorben sei. Mit diesen schriftlichen Äußerungen sei "jede Grenze überschritten".
Erinnerungen an Nazi-Regime
Auch der SPD-Politiker Carsten Pörksen zeigte sich betroffen, die Formulierung der AfD erinnere ihn an die "dunkelste Zeit unserer Geschichte". Er erzählte, selbst eine schwerst und mehrfach behinderte Schwester gehabt zu haben, die seine Familie im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis hatte verstecken müssen, damit "sie nicht als unwertes Leben ermordet wird". Auch andere Kreistagsmitglieder kritisierten die AfD, Nazisprache zu verwenden.
Die Fraktionen hatten ihre Redetexte schriftlich vor der Sitzung eingereicht, weil diese wegen der Pandemie ausschließlich digital stattfand. Unter dem Text finden sich die Namen der fünf Abgeordneten der Fraktion, darunter zuerst der des Vorsitzenden Lutz Haufe, der nach Darstellung des Kreispartei-Vorstands Jürgen Klein aber schon im Juni aus der Partei ausgetreten ist. Er ist aber weiter Vorsitzender der Fraktion im Kreistag.
Der AfD-Kreisvorstand distanziere sich von dem Redetext, sagte Klein. "Die Bewertung und die Sprache, die unser ehemaliges Mitglied gewählt hat, lehnen wir ab!", heißt es auf der Homepage der Partei. Die AfD-Landespartei und die Landtagsfraktion äußerten sich auf eine Anfrage zunächst nicht.
Quelle: ntv.de, dbe/dpa
https://www.n-tv.de/
Sozialverbände : "Die AfD wertet das Leben von Behinderten als nicht lebenswert ab"
23. April 2018, 14:37 UhrLesezeit: 3 min
Schülerin im Rollstuhl
Sozialverbände in Deutschland warnen vor der Haltung der AfD zu Menschen mit Behinderungen. (Archivbild) (Foto: dpa)
Mit einem Aufruf warnen 18 Sozialverbände vor der AfD, die Migration, Behinderung und Inzucht miteinander verknüpfe. Fragen an Ilja Seifert vom Allgemeinen Behindertenverband in Deutschland.
Interview von Markus C. Schulte von Drach
18 Sozialverbände haben in einer großformatigen Zeitungsanzeige die Bevölkerung zur Wachsamkeit aufgerufen. Anlass ist eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag: Sie wollte von der Bundesregierung wissen, wie viele Behinderte es in Deutschland gibt und welche Rolle Eheschließungen unter Migranten dabei spielen. Die Verknüpfung von Behinderung mit Inzest und Zuwanderung hat breite Empörung ausgelöst. Fragen an Ilja Seifert, Vorsitzender des Allgemeinen Behindertenverbandes in Deutschland (ABiD).
SZ: Die AfD hat mit einer Anfrage zu Behinderten in Deutschland für viel Unmut gesorgt. Ihr Verband gehört zu den Organisationen, die nun vor der Partei warnen. Worüber sind Sie so entsetzt?
Ilja Seifert: Die AfD-Fraktion erweckt mit ihrer Anfrage den Eindruck, die meisten Behinderungen würden durch Inzucht entstehen - also weil Verwandte miteinander Kinder haben. Das ist sachlich falsch. Und die AfD wertet das Leben von Behinderten als nicht lebenswert ab. Das steht nicht wörtlich in der Kleinen Anfrage, schwingt aber mit. Und das ist unmenschlich.
Wenn im Bundestag darüber gesprochen wird, wie viele behinderte Menschen es in Deutschland gibt, könnte das doch auch hilfreich für Ihre Arbeit sein.
Es geht bei dieser Sache aber nicht um die Zahlen. Die Überlegung der AfD ist zudem unlogisch: Wenn Inzucht vermieden werden sollte, dann wäre es ja eher wünschenswert, dass Menschen von Außen dazu kommen. Und warum fragen die nicht nach der Familienpolitik unter Adligen? Nein, es geht der AfD darum, behindertes Leben als etwas Vermeidbares darzustellen. Als etwas, das Schaden anrichtet. Früher wurde von "unnützen Essern" gesprochen, von "ewig Leidenden", die man von ihrem Leid befreien müsste. Das ist ja nicht neu.
Sie spielen auf das Dritte Reich an.
Schauen Sie mal in das Wahlprogramm der AfD. Die fordern für alle Behinderten nur noch Sonderschulen, Sondereinrichtungen. Natürlich immer mit dem Hinweis, dort wären die Bedingungen für sie besser.
Besondere Einrichtungen für Behinderte gibt es doch schon. Sind die alle schlimm?
Wer - wie der ABiD und ich persönlich - volle und gleichberechtigte Teilhabe will, kann Einrichtungen, in denen Menschen ausgesondert werden, nicht wollen. So engagiert dort gegebenenfalls auch gearbeitet wird: Es bleibt Aussonderung.
Politik AfD Beatrix von Storch nennt umstrittenen Tweet einen "Fehler"
Anschlag von Münster
Beatrix von Storch nennt umstrittenen Tweet einen "Fehler"
Die AfD-Politikerin entschuldigt sich für ihre Äußerungen unmittelbar nach der Amokfahrt in Münster. Sie hatte die Tat unbegründet mit der Flüchtlingskrise in einen Zusammenhang gebracht.
Und bei der AfD geht es sowieso nicht um Förderung, sondern nur um Aussonderung. So sind die Nationalsozialisten auch vorgegangen, bevor sie 300 000 behinderte Menschen im Rahmen des sogenannten Euthanasiegesetzes umgebracht haben. Alles übrigens mit der Begründung, man täte ihnen etwas Gutes, weil man sie von ihrem Leiden befreit. Dabei ist es falsch zu sagen, Behinderte würden unter ihrer Behinderung leiden. Sie leben damit.
Könnte es sein, dass die AfD nur wieder provozieren will?
Natürlich ist es die übliche Provokation, um bei den Stammtischen im Gespräch zu bleiben. Das fällt bei einigen Menschen auf fruchtbaren Boden, dass man nicht die Schwächeren, die "Ballastexistenzen" durchfüttern solle, sondern lieber die Leistungsstarken fördern. Man darf nicht unterschätzen, dass sich manche wirklich vorstellen, dass irgendwann Taten folgen. Das ist richtig gefährlich.
Wieso mischt die AfD hier in die Thematik noch die Migranten, denen sie unterstellt, durch Inzucht behinderte Kinder zu bekommen?
Der AfD geht es immer um das "Wir und Ihr". Die Deutschen, die Gesunden, die Arier auf der einen Seite. Die Fremden, die Migranten und die Behinderten auf der anderen. Das ist meiner Meinung nach kein Zufall, kein Versehen irgendeines Mitarbeiters. Da steckt ein Konzept dahinter.
Was halten Sie von der Antwort der Bundesregierung, die nur trocken geantwortet hat, ohne Hinweise darauf, dass der Hintergrund der Anfrage etwas fragwürdig sein könnte?
Ich finde das zwiespältig. Rechtlich darf die AfD-Fraktion solche Fragen stellen, die Regierung hat das nicht zu kritisieren. Ihre Antwort ist ziemlich clever: Sie geht ganz sachlich vor. Zu Fällen, in denen nach Heirat in der Familie gefragt wird, gibt es der Regierung zufolge gar keine Zahlen. Und mit der Häufigkeit von Behinderten überhaupt kann weder die AfD noch sonst jemand etwas anfangen.
Was nutzt es denn, wenn wir wissen, ob es eine Million Behinderte in Deutschland gibt, oder zehn? Unter Menschrechtsaspekten betrachtet ist auch die Diskriminierung von zehn Menschen indiskutabel.
Die Zahl der Betroffenen kann doch auf die Größenordnung des Problems hinweisen.
Wir müssen endlich begreifen, dass Behindertenpolitik nicht Sozialpolitik ist. Es geht nicht um Armenrecht, sondern um Menschenrechtspolitik. Die UN-Konvention sagt ausdrücklich, dass behinderte Menschen zu einer Gesellschaft dazu gehören. Behindert zu sein ist keine Prüfung, keine Strafe Gottes, es kommt einfach vor. Die meisten Behinderungen entstehen im Laufe des Lebens, durch Krankheit, Unfälle, das ist Teil des Menschseins. Schon die Diskriminierung eines einzigen Behinderten ist eine zu viel.
https://www.sueddeutsche.de/
AfD stellte Anfrage zu Behinderten – bekommt sachliche Antwort und eine „Anzeige“
Stand:22.04.2018, 09:44 Uhr
Es ist ein wiederkehrendes Prinzip der AfD: provozieren. Schlagzeilen machen. So wie mit der Kleinen Anfrage vom 23. März zu Schwerbehinderten. Das Bundesinnenministerium antwortet sachlich. Die Sozialverbände reagieren mit einer „Anzeige“.
Berlin - In der Kleinen Anfrage vom 23. März 2018 wollten AfD-Bundestagsabgeordnete von der Bundesregierung erfahren, wie sich die Zahl der Behinderten in Deutschland seit dem Jahr 2012 entwickelt habe, und zwar „insbesondere die durch Heirat innerhalb der Familie entstandenen“. Daran schlossen die AfD-Bundestagsabgeordneten die Frage an, wie viele dieser Fälle einen Migrationshintergrund hätten. Die Verknüpfung von Behinderung mit Inzucht und Migration hat empörte Reaktionen und Diskussionen ausgelöst. (Lesen Sie die Kleine Anfrage der AfD-Bundestagsabgeordneten Nicole Höchst, Franziska Gminder, Jürgen Pohl, Verena Hartmann und der Fraktion der AfD in voller Länge.)
Das Bundesinnenministerium hat die Anfrage der AfD-Abgeordneten schon beantwortet und zwar sachlich: „Daten zum Familienstand der Eltern von Kindern mit Behinderungen werden in der Statistik der Schwerbehinderten nicht erhoben.“ Bei mehr als 94 Prozent der schwerbehinderten Menschen handele es sich um Deutsche. (Lesen Sie die Antwort in voller Länge.)
Sozialverbände: AfD-Anfrage erinnere „an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte“
Sozialverbände aus ganz Deutschland protestieren an diesem Sonntag gegen die Anfrage der AfD, indem sie eine gemeinsame Anzeige in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlichen ließen. Darin heißt es: „Die Fraktion der AfD erkundigt sich vordergründig nach der Zahl behinderter Menschen in Deutschland, suggeriert dabei jedoch in bösartiger Weise einen abwegigen Zusammenhang von Inzucht, behinderten Kindern und Migrantinnen und Migranten.“
Die Anfrage erinnere damit „an die dunkelsten Zeiten der deutschen Geschichte, in denen Menschen mit Behinderung das Lebensrecht aberkannt wurde und die zu Hunderttausenden Opfer des Nationalsozialismus wurden“.
An die Menschen in Deutschland wenden sich die Sozialverbände mit einer wichtigen Bitte: „Wir rufen die Bevölkerung auf, wachsam zu sein und sich entschlossen gegen diese unerträgliche Menschen- und Lebensfeindlichkeit zu stellen.“
sah/dpa
https://www.merkur.de/
NEUE RECHTE
Die AfD sagt, Inklusion schadet den Kindern. Stimmt das?
AfD-Faktencheck,Teil 6. In ihrem Wahlprogramm für Nordrhein-Westfalen behauptet die AfD: „Inklusion schadet Kindern sowohl mit als auch ohne besonderem Förderbedarf.“ (Grammatikfehler im Original). Hält diese Behauptung einer genaueren Prüfung stand?
von Anastasiya Polubotko
19. April 2017
© Collage von Ivo Mayr
Hier geht es zum Originalzitat.
Kinder mit und ohne Förderbedarf lernen gemeinsam – mit angepassten Methoden: „Inklusion“ heißt der Fachbegriff dafür. Zu den Methoden gehören zum Beispiel Freiarbeitsstunden, in denen lernschwache Kinder Unterrichtsstoff nachholen können, während leistungsstarke Schüler weiterführende Aufgaben bearbeiten.
Wenn man es richtig macht und genug Personal zur Verfügung steht, ist das für beide Gruppen keineswegs schädlich, da sind sich viele Wissenschaftler sicher. Im Gegenteil: „Die Forschungslage nach fast 40 Jahren praktischer Erfahrungen ist eindeutig: Der gemeinsame Unterricht behinderter und nicht-behinderter Kinder ist nicht nur machbar, sondern er ist der für alle Beteiligten bessere Weg“, lautet das Fazit von Dieter Katzenbach, Professor für Sonderpädagogik an der Uni Frankfurt.
Nicht-behinderte Kinder in inklusiven Klassen und nicht-behinderte Kinder in „normalen“ Klassen – zwischen ihnen gibt es kaum messbare Unterschiede, schreibt Katzenbach, der zig nationale und internationale Studien ausgewertet hat. Eine dieser Studien wurde geleitet von Hans Wocken. Im „Hamburger Schulversuch“ untersuchte er 22 Integrationsklassen. Die nicht-behinderten Kinder darin waren genauso leistungsfähig wie jene, die auf herkömmliche Grundschulen gehen.
Ewald Feyerer, Professor in Linz, hat mehrere Grundlagenwerke zur Inklusion geschrieben. Er geht sogar noch weiter: Nicht-behinderte Kinder würden sich in inklusiven Klassen „stärker wohlfühlen, mit mehr Freude in die Schule gehen und ein höheres Selbstwertkonzept entwickeln als die ParallelklassenschülerInnen.“
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Für die guten Schüler ergäben sich keine Nachteile, und benachteiligte Kinder profitierten vom gemeinsamen Unterricht. Eine Reihe von Studien kommt zu dem Ergebnis, dass selbst Kinder mit einer ausgeprägten Lernschwäche mitgezogen werden – und sich besser entwickeln als ihre Mitschüler, die in speziellen Förder- und Sonderschulen betreut werden. Sie können besser lesen, zuhören und rechnen und erreichen tendenziell höhere Schulabschlüsse.
Hans Wocken konnte in seiner Studie Lern- und Entwicklungsfortschritte bei behinderten Kindern mit verschiedenen Förderschwerpunkten beobachten, „die niemand erwarten konnte“. Sie schafften das, indem sie das „Vorbild der Nichtbehinderten“ nachahmten.
Wenn Inklusion, wie die AfD das behauptet, Schülern schadet, würde eine höhere Inklusionsquote womöglich zu schlechteren Schulleistungen führen. Ein Blick auf Europa liefert dafür keine Anhaltspunkte: Deutschland erreicht bei der Inklusionsquote den vorletzten Platz, vor Belgien. In der PISA-Studie von 2015 liegen aber zum Beispiel Finnland, Estland und die Länder des Vereinigten Königreichs vorn. Länder, die eine deutlich höhere Inklusionsquote haben als Deutschland.
Aber: Was in der Theorie oder Modellversuchen funktioniert, kann trotzdem an ungünstigen Rahmenbedingungen scheitern. In NRW klagten kürzlich 52 Kommunen gegen Inklusion in der derzeitigen Form – und scheiterten wegen eines Formfehlers. Und es gibt die „Mülheimer Erklärung“, ein gemeinsames Schreiben mehrerer pädagogischer Gewerkschaften und Verbände aus NRW.
Die Kritik: Es fehlt Geld, um „qualitativ gutes gemeinsames Lernen auch weiterhin zu ermöglichen“. Inklusion sei politisch gewollt, aber dann bewilligten Politiker den Schulen nicht mehr Geld für zusätzliche Lehrer und kleinere Klassen. Eine Forderung, die es nicht erst seit der Debatte um Inklusion gibt.
Fazit
Es gibt keinen Beleg, dass Inklusion Schülern schadet. Im Gegenteil: Stehen ausreichend Mittel bereit, nützt Inklusion den lernschwachen Kindern sehr und den lernstarken Kindern erwächst kein Nachteil. Sie kann den lernstarken Schülern sogar nützen: Denn inklusiv beschulte Kinder haben ein deutlich ausgeprägteres Sozialverhalten als jene, die nur auf Leistung getrimmt werden. Gleichwohl findet Inklusion heute häufig an Schulen statt, die dafür nicht genügend Personal haben.
Der AfD-Faktencheck wurde zusammen mit dem Institut für Journalistik der TU Dortmund erstellt. Die Autoren Björn Bernitt, Linda Fischer, Anastasiya Polubotko und Daniela Weber sind Studierende bei Professor Holger Wormer. Assistenz: Maximilian Doeckel
https://correctiv.org/
2. Nationalsozialistische Behindertendiskriminierung in Mosbach - Baden
Siehe auch:
- HISTORISCHES: NS-Opfer NS-Euthanasie >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Euthanasie in Nordbaden >>>
- AKTUELLES: Nazi-Euthanasie in Mosbach >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Ärzte und Mediziner-Prozesse >>>
- BEIM AMTSGERICHT MOSBACH-BADEN initiiert:
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN zur Ruhestandsversetzung Amtsrichter Lothar Kreyssig >>>
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN NS-Euthanasie: Hefelmann Haftverschonungsbeschluss >>>
- POSTHUME ABERKENNUNG des Bundesverdienstkreuzes Mosbacher für Landrat Wilhelm Compter >>>
- STRAFANZEIGEN: Nazi-Euthanasie in der Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach
- STRAFANZEIGEN & WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN: NS-Zwangssterilisierungen auch in Mosbach >>>
Erfahrungen der juristischen Aufarbeitung von Nazi-Euthanasie-Massenmorden bei den Mosbacher Justizbehörden
Die nationalsozialistischen Massentötungsaktionen von kranken und behinderten Menschen in Mosbach-Baden selbst mit den Tatbeteiligungen der Mosbacher Heil- und Pflegeanstalt für Geistesschwache, mit den Ausführungsverantwortlichen von Deportationen in die Vernichtungsanstalten, mit den Tatbeteiligungen des Vormundschafts-Amtsgerichts Mosbach, mit den Tatbeteiligungen des Polizei- und Standesamtes der Vernichtungsanstalt Grafeneck zum Fälschen der Todesursachen und Todesdaten, mit den Nazi-Zwangssterilisierungen von psychisch kranken Menschen, mit dem Profitierungsversuch des Mosbacher Landrates, sowie die NS-Medizin- und Justizverbrechen mit dem Widerstandshandeln des Richters Kreyssig, mit dem Agieren des hochrangigen NS-Schreibtischtäters Hefelmann, mit den Tatbeteiligungen der Mosbacher Staatsanwaltschaft, mit der NS-Zwangssterilisierung von deutsch-afrikanischen Mischlingskindern werden bereits beim Amtsgericht Mosbach in den vom AS entsprechend initiierten und anhängigen Verfahren unter 6F 9/22, 6F 202/21, 6F 2/22 und 6F 2/23 thematisiert, u.a. mit diesbezüglichen Strafanzeigen gemäß § StPO 158.
Das Amtsgericht Mosbach hat jedoch seit dem 03.06.2022 eine gemäß § 158 StPO ordnungsgemäße Eingangsbestätigung mit den Benennungen der Konkreten Eingabedaten, der Konkreten Sachverhaltsbenennungen mit einer kurzen Zusammenfassung der Angaben zu Tatzeit, Tatort und angezeigter Tat, insbesondere zu beantragten NS- und Rechtsextremismus-Strafverfahren, bisher ausdrücklich und EXPLIZIT versagt und NICHT ausgestellt.
Auch für die beim Amtsgericht Mosbach beantragten Wiederaufnahmeverfahren, amtsseitigen Verfügungen und gerichtlichen Prüfungen in NS- und Rechtsextremismus-Angelegenheiten verweigert das Amtsgericht Mosbach ordnungsgemäße Eingangs- und Weiterbearbeitungsbestätigungen mit konkreten Sachverhaltsbenennungen.
Siehe dazu auch Umgang des Amtsgerichts Mosbach mit NS- und Rechtsextremismusverfahren >>>
2. Online-Artikel und Bücher zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie in Mosbach - Baden
Neckar-Odenwald-Tage – 41. Historikertag
6. September 2022
Im Rahmen der unmenschlichen NS-Euthanasie wurden viele Bewohner ermordet. Gegen Ende des 2. Weltkrieges befand sich dort ein Betriebskrankenhaus für Daimler-Benz-Werksangehörige, die für „Goldfisch“, einem unter Tage verlagerten NS-Rüstungsbetrieb in Obrigheim, arbeiteten.
Im September 1945 wurde der Schwarzacher Hof von der US-Militärregierung zur Unterbringung minderjähriger Displaced Persons beschlagnahmt, 1948 erfolgte die Rückgabe.
https://www.nokzeit.de/termine/neckar-odenwald-tage-41-historikertag/
Mosbach in der NS-Zeit
32 Menschen aus dem Dunkel geholt
Am heutigen Dienstagabend gibt es einen Vortragsabend über die Mosbacher Opfer der "NS-Euthanasie".
28.03.2022 UPDATE: 29.03.2022 06:00 Uhr
Mosbach. (stm) "Uns wollten sie auf die Seite schaffen …" so lautet der Titel des 1992 erschienenen zweiten Hefts aus der Publikationsreihe des VHS-Arbeitskreises "Mosbach im 3. Reich". Der Arbeitskreis hatte es sich bereits in den 1980er-Jahren zur Aufgabe gemacht, Licht ins Dunkel der Mosbacher Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu bringen. Dieses Heft griff das damals und auch heute noch ...
https://www.rnz.de/
Siehe auch unter AKTUELLES >>> Rassismus und Diskriminierung >>>
- Menschen mit afrikanischer Herkunft >>>
- NS-Verfolgung von Sinti und Roma in Mosbach >>>
- NS-Verfolgung von Homosexuellen >>>
- Nazi-Euthanasie in Mosbach (Baden) >>>
- Judenverfolgung und Anti-Semitismus >>>
- Judenverfolgung in Mosbach >>>
- Judendeportationen in Mosbach >>>
- Nazi-Geschlechterordnung >>>
Johannes-Diakonie Mosbach Der behindertengerecht angelegte Maria-Zeitler-Platz in Mosbach erinnert auf acht Tafeln an die NS-„Euthanasie“ und das Schicksal der behinderten Mosbacherin, die im Alter von drei Jahren in die Heil-und Pflegeanstalt kam,
wo sie bis zu ihrem Tod, einen Tag nach ihrem 29. Geburtstag, lebte.
Maria-Zeitler-Pfad erinnert an NS-"Euthanasie"
Johannes-Diakonie in Mosbach arbeitet eigene Geschichte auf
Das Regime im Nationalsozialismus ermordete Menschen mit Behinderung. Auch für medizinische Experimente. In Mosbach erinnert jetzt ein Gedenkpfad an diese Grausamkeit.
30.06.2021 epd, Susanne Lohse, Leiden und Krankheit
Die Johannes-Diakonie in Mosbach übernimmt Verantwortung. Mit dem kürzlich fertiggestellten Maria-Zeitler-Pfad erinnert die Behinderteneinrichtung an die NS-"Euthanasie". Das Wort, das aus dem Altgriechischen stammt und ursprünglich einen guten, würdigen Tod meint, verwendeten die Nationalsozialisten für gezielte Morde. Der Gedenkpfad für die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen mit geistiger, seelischer oder körperlicher Behinderung sei "ein wichtiger Schritt nach außen", sagt der Projektleiter Pfarrer Richard Lallathin.
Mit rund 3.000 Mitarbeitenden ist die Johannes-Diakonie in Mosbach mit der Außenstelle in Schwarzach die größte Behinderteneinrichtung in Baden-Württemberg. Aus der damaligen "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache Mosbach/Schwarzacher Hof" wurden vor 80 Jahren 263 Menschen in die Vernichtungslager Grafeneck (1940) und Eichberg/Uspringe (1944) abtransportiert. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten allein im Zuge der so genannten "T4-Aktion" - benannt nach der Tiergartenstraße 4 in Berlin, wo sie geplant wurde - rund 70.000 Menschen mit Behinderung.
https://www.evangelisch.de/
Als Menschenleben gegen Sachwerte gewogen wurden: Die Geschichte der
Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistes-schwache. Mosbach/Schwarzacher Hof und ... (Programm Heidelberger Verlagsanstalt)
Maria Zeitler: Die Urne kam per Post
28.11.2013, 20:37
Stolperstein im Gartenweg 5
Maria Zeitler aus Mosbach war eine der Ersten in der Region, die der sogenannten "Euthanasie-Aktion T4" der Nationalsozialisten zum Opfer fiel. Die junge Behinderte wurde in Grafeneck vergast. Ein Neffe hat die Geschichte recherchiert und rekonstruiert.
Kurzbiografie:
Maria Zeitler (*1911) kam schon mit drei Jahren in die damaligen Johannes-Anstalten in Mosbach. Ihr Vater, Mosbacher Postbeamter, hoffte, dass sie hier gut versorgt würde. Als "geistig behindert" wurde sie 1940 von Mosbach nach Grafeneck deportiert und vergast. Den Eltern teilten die Behörden mit, Maria sei in einem österreichischen Pflegeheim an Typhus gestorben. Die Versandkosten für die Urne mit der Asche einer sehr wahrscheinlich völlig fremden Person kosteten eine Reichsmark.
Quelle: https://www.swr.de/
Siehe auch unter AKTUELLES >>> Rassismus und Diskriminierung >>>
- Menschen mit afrikanischer Herkunft >>>
- NS-Verfolgung von Sinti und Roma in Mosbach >>>
- NS-Verfolgung von Homosexuellen >>>
- Nazi-Euthanasie in Mosbach (Baden) >>>
- Judenverfolgung und Anti-Semitismus >>>
- Judenverfolgung in Mosbach >>>
- Judendeportationen in Mosbach >>>
- Nazi-Geschlechterordnung >>>
Euthanasie im NS-Staat - Mosbach / Schwarzacher Hof
Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach (Johannes-Diakonie Mosbach)
Von der AG Geschichte der Johannes-Diakonie
Entwicklung bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs
Die Johannes-Diakonie wurde 1880 als „Anstalt für schwachsinnige Kinder“ gegründet. Das erste Haus der Anstalt in Mosbach war ein ehemaliges Wohngebäude für Fabrikarbeiter der nahegelegenen Fadenfabrik.
Die Anstalt wuchs rasch; ab 1899 wurden auch erwachsene Menschen mit Behinderung aufgenommen. Nach mehreren Umbenennungen hieß die Einrichtung ab 1905 „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach“. Seit der Machtübernahme der Nationalsozialisten stiegen die Belegungszahlen bis 1939 auf nahezu 500 Bewohner und Bewohnerinnen. Deshalb wurde 1936 in der rund 20 Kilometer entfernten damaligen Gemeinde Unterschwarzach der Schwarzacher Hof (bis 1934 eine Jugendhilfeeinrichtung der Inneren Mission) angemietet und 1939 gekauft. In der Folge wurden dort bevorzugt Menschen mit schweren Behinderungen untergebracht. Der Schwarzacher Hof wurde zur „Abteilung für Blöde“. Insgesamt 167 der T4-Opfer aus der „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ kamen vom Schwarzacher Hof; weitere 51 kamen vom Stammsitz in Mosbach.
Nach der Deportation und Ermordung von 218 Bewohnerinnen und Bewohnern im September 1940 wurden nicht mehr alle Gebäude benötigt. Die Anstaltsleitung wurde 1941 genötigt, den Stammsitz in Mosbach an die Stadt zu verkaufen. Nur noch am Schwarzacher Hof ging die Behindertenarbeit weiter. Im Jahr 1944 wurde der Schwarzacher Hof jedoch weitgehend geräumt, weil dort ein Betriebskrankenhaus für einen Rüstungsbetrieb (Deckname: "Goldfisch") der Firma Daimler Benz untergebracht wurde. Bald nach dem Einmarsch der Amerikaner in die Region im April 1945 kam der Befehl, den Schwarzacher Hof komplett zu räumen. Die amerikanische Militärregierung übergab ihn an das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (United Nations Relief and Rehabilitation Administration UNRRA). Dieses nutzte ihn bis 1948 als Lager für „unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“, darunter viele jüdische Waisenkinder, deren Eltern Opfer des Holocausts geworden waren. 1946 konnte die Anstaltsleitung das Gelände mit den Gebäuden in Mosbach, 1949 auch das in Unterschwarzach wieder zurück erwerben.
Zwangsmaßnahmen und Todestransporte
Von 1934 bis 1945 wurden aufgrund des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ in Heidelberger Kliniken Zwangssterilisationen an mindestens 61 Bewohnerinnen und Bewohnern vorgenommen. Den Höhepunkt erreichte die Welle der Zwangssterilisationen 1936 mit 18 Fällen.
Im September 1940 geriet die „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ in den Fokus der T4-Aktion. Bei drei Transporten wurden am 13., 17. und 20. September 1940 insgesamt 218 Bewohner und Bewohnerinnen aus Mosbach und Schwarzach in die Vernichtungsanstalt Grafeneck verschleppt; 217 von ihnen wurden vergast und verbrannt. Eine Bewohnerin kam nach Grafeneck, obwohl sie auf keiner Transportliste stand. Sie kam in die staatliche Anstalt Zwiefalten, wo es Einzeltötungen gab, vor allem aber katastrophale Überbelegung, Vernachlässigung in der Pflege und Unterernährung herrschten. Dort starb sie laut Akte 1942 an Lungentuberkulose. Im Juli 1941 wurden sechs weitere Bewohnerinnen in die staatliche Anstalt Wiesloch gebracht. Von dort sollten sie weiter transportiert und ebenfalls vergast werden. Sie überlebten durch den zwischenzeitlich angeordneten Stopp der Massenvergasungen.
Opfer der zweiten Phase der NS-„Euthanasie“
Mit dem Stopp der Massenvergasung in besonderen Vernichtungsanstalten war die NS-„Euthanasie“ keineswegs beendet. Heimbewohner mit Behinderungen starben 1941 bis 1945 in bestehenden staatlichen Anstalten durch Einzeltötungen, Unterernährung und pflegerische Vernachlässigung. Auch bei der Räumung des Schwarzacher Hofes für ein Betriebskrankenhaus der Firma Daimler-Benz 1944 wurden Bewohner in die staatlichen Anstalten Eichberg und Uchtspringe verlegt. Bis Mai 1945 starben insgesamt 44 von ihnen dort. Die Verbringung in zwei verschiedene Anstalten hing zusammen mit der verbrecherischen medizinischen Forschung in Heidelberg. In die Anstalt Eichberg bei Wiesbaden kamen im Sommer 1944 insgesamt 21 Kinder und Jugendliche vom Schwarzacher Hof. 17 von ihnen waren zuvor in der Forschungsabteilung von Professor Carl Schneider an der Psychiatrisch-Neurologischen Universitätsklinik in Heidelberg gewesen. Mit dem Ziel der Unterscheidung zwischen vererbter und erworbener Behinderung wurden dort zahlreiche Untersuchungen durchgeführt. Die letzte Untersuchung sollte die Sektion des Gehirns nach dem Tod des Betroffenen sein. Heidelberg hatte mit Eichberg eine Vereinbarung, dass dort die Kinder getötet, ihre Gehirne entnommen und nach Heidelberg zurückgesandt werden sollten. Alle 17 „Forschungskinder“ und zwei weitere Kinder vom Schwarzacher Hof starben in Eichberg. Nur zwei Kinder, die nicht in Heidelberg waren, haben überlebt.
Ende Juli 1944 kamen 28 Bewohner der „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache“ am Schwarzacher Hof in die Anstalt Uchtspringe bei Magdeburg. Bis Kriegsende starben dort 25. Nur drei von den Abtransportierten haben überlebt.
Historische Forschung und Gedenken
Die Zeit des Dritten Reichs und die Auswirkungen der NS-„Euthanasie“ auf die damalige „Erziehungs- und Pflegeanstalt“ wurden in einer wissenschaftlichen Arbeit von Dr. Hans-Werner Scheuing ausführlich untersucht. Eine Arbeitsgruppe kümmert sich um die fortlaufende Sicherung und den Ausbau der historischen Erkenntnisse. Zum Gedenken an die Opfer wurde am Standort Mosbach der Johannes-Diakonie vor der dortigen Johanneskirche 1983 ein Gedenkstein und 2010 eine Tafel mit den Namen der Ermordeten enthüllt. 1987 erfolgte die Einweihung eines Gedenksteines am Schwarzacher Hof. Jährlich finden im September, dem Monat der Todestransporte von 1940, Gedenkgottesdienste statt. Auch in Ausstellungen und Vorträgen sowie mit der Verlegung von Stolpersteinen im Rahmen der Stolperstein-Aktion von Gunter Demnig wird das Andenken an die Opfer wachgehalten.
Behinderteneinrichtung: Johannes-Diakonie steht zu ihrer Geschichte
Ein Maria-Zeitler-Pfad erinnert in Mosbach an NS-Euthanasie.
24.06.2021
Von EPD
Mosbach. Die Johannes-Diakonie in Mosbach, eine Behinderteneinrichtung, erinnert mit dem kürzlich fertiggestellten Maria-Zeitler-Pfad an die NS-Euthanasie. Das Wort „Euthanasie“, das aus dem Altgriechischen stammt und ursprünglich einen guten, würdigen Tod meint, hatten die Nationalsozialisten für gezielte Morde verwendet. Maria Zeitler war eine Mosbacherin, die wegen ihrer geistigen Behinderung im Alter von 29?Jahren im Vernichtungslager Grafeneck getötet wurde.
Der Gedenkpfad für die von den Nationalsozialisten ermordeten Menschen mit geistiger, seelischer oder körperlicher Behinderung sei „ein wichtiger Schritt nach außen“, sagt der Projektleiter, Pfarrer Richard Lallathin. Zielgruppe des pädagogisch-inklusiven Projektes sind vor allem Schüler- und Konfirmandengruppen und Bundesfreiwillige. Auf den acht Tafeln erfahren sie mehr über die Geschichte der NS-Euthanasie unter besonderer Berücksichtigung der Geschehnisse in Mosbach und der Biographie Maria Zeitlers.
Mit rund 3000 Mitarbeitern ist die Johannes-Diakonie in Mosbach mit der Außenstelle in Schwarzach die größte Behinderteneinrichtung in Baden-Württemberg. Aus der damaligen „Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache Mosbach/Schwarzacher Hof“ sind vor 80?Jahren 263 Menschen in die Vernichtungslager Grafeneck (1940) und Eichberg/Uspringe (1944) abtransportiert worden. Insgesamt ermordeten die Nationalsozialisten allein im Zuge der sogenannten T4-Aktion – benannt nach der Tiergartenstraße 4 in Berlin, wo sie geplant wurde – rund 70?000 Menschen mit Behinderung.
Bereits in den 1990ern hat der Historiker Hans-Werner Scheuing die NS-Morde an Mosbacher Heimbewohnern erforscht. In seinem Buch „Als Menschenleben gegen Sachwerte gewogen wurden“ (Winter Verlag, Heidelberg) beschreibt er die Geschichte der Erziehungs- und Pflegeanstalt Mosbach/Schwarzacher Hof von 1933 bis 1945. Scheuing recherchierte Namen von Opfern, sammelte Fotos. Das einzige Opfer, das auch in Mosbach geboren worden war, war Maria Zeitler.
„Da wird es still in der Gruppe“
Als Kind habe Zeitler wohl eine Hirnhautentzündung erlitten, sagt Lallathin. Sie war somit nicht von Geburt an behindert. Im Alter von drei Jahren kam sie in die Heil- und Pflegeanstalt. Darin lebte sie bis zu ihrem Tod, einen Tag nach ihrem 29. Geburtstag.
„Ich bin in Grafeneck aufgewachsen“, sagt Lallathin. Er erinnere sich noch gut an die Erzählungen seiner Eltern und Großeltern, die die grauen Busse, in denen die Todgeweihten antransportiert wurden, kommen und gehen sahen.
Dass Zeitler in Grafeneck umgebracht wurde, verschleierte das NS-Regime. Die Eltern erhielten gefälschte Sterbeurkunden. Bis vor wenigen Jahren kannten Angehörige weder die wahren Todesumstände noch den Ort, wo sie starb.
„Sie gibt unserem Gedenken ein Gesicht“, sagte Lallathin mit Blick auf den für 300?000 Euro ebenfalls neu gestalteten Maria-Zeitler-Platz vor der Hauptverwaltung der Johannes-Diakonie. Der Erinnerungsort ist die erste von acht Stationen des Maria-Zeitler-Pfades. Der behindertengerechte Weg ist etwa einen Kilometer lang und führt durchs Gelände der Johannes-Diakonie.
Inklusive Lotsen-Tandems mit je einem Lotsen aus den Werkstätten und einem Ehrenamtlichen gibt es für den Pfad Führungen. So zeigt Samantha Endres Besuchern ihren Arbeitsplatz und klärt sie über den Umgang mit „Menschen wie uns“ zwischen 1933 und 1945 auf. Wie sie freut sich auch der für Bauarbeiten zuständige Thomas März, wenn mit dem guten Wetter demnächst wieder Besuchergruppen kommen. „Wir scharren mit den Hufen.“
Die Auseinandersetzung mit der Geschichte ist harte Kost für 14-Jährige, wenn sie im Konfirmandenunterricht über den Maria-Zeitler-Pfad gehen. „Da redet keiner dazwischen“, sagt Pfarrer Lallathin, der auch als Religionslehrer arbeitet. „Da wird es still in der Gruppe“ Susanne Lohse
https://www.tagblatt.de/
Euthanasie im NS-Staat - Mosbach / Schwarzacher Hof
Hausarbeit, 2005
42 Seiten, Note: Sehr Gut
D H DOREEN HAMMERSCHMIDT (AUTOR:IN)
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Pädagogik - Heilpädagogik, Sonderpädagogik, Note: sehr gut, Justus-Liebig-Universität Gießen (Heil- und Sonderpädagogik), Veranstaltung: Geschichte der Sonderpädagogik II, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Wort ‚Euthanasie’ bedeutet in seiner ursprünglichen Übersetzung (‚schöner Tod’) etwas Positives. In dieser Arbeit wird gezeigt, dass zur Zeit des Nationalsozialismus die wahre Bedeutung verloren ging und Hitler und sein Gefolge es zum Durchsetzen ihrer Ideen und Ideale missbrauchten. In unserer schriftlichen Ausarbeitung werden wir einen Überblick über das Geschehen von 1933 bis 1945 in deutschen Anstalten geben. Des weiteren versuchen wir, die Anstalt Mosbach / Schwarzacher Hof mit einzubeziehen und gegebenenfalls gegenüber zu stellen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. NS-Euthanasie
3. Euthanasieanstalten im Überblick
4. Gesetze zur Förderung der Euthanasie
4.1. „Freigabe der Vernichtung lebensunwerten Lebens“ – Binding/Hoche
4.2. Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses
4.3. „Gesetz zum Schutze der Erbgesundheit des deutschen Volkes“ („Ehegesundheitsgesetz“) ( 18.10.1935)
4.4. „Das Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre“ („Nürnberger Rassegesetze“) (15.09.1935)
4.5. „Meldepflicht von Kindern und Neugeborenen mit Behinderung“ (18.08.1939)
4.6. Ermächtigung zum „Euthanasie“-Mordprogramm (01.10.1939 – rückdatiert auf: 01.09.1939)
4.7. Psychologische Rechtfertigung
5. Zwangssterilisation
6. Beginn der NS-Euthanasie
6.1. Allgemein in Deutschland
6.2. Die Erziehungsanstalt Schwarzacher Hof im Dritten Reich
7. Reaktionen der Heimbewohner, Angehörigen, Bevölkerung
7.1. Allgemein in Deutschland
7.2. In Mosbach / Schwarzacher Hof
8. Widerstand und Proteste (Mitarbeiter, Leitung, Kirche)
8.1. Allgemein in Deutschland
8.2. In Mosbach / Schwarzacher Hof
9. Haltungen von Beteiligten
10. Was bleibt?
10.1 In Deutschland: Beispiel Psychiatrie Ueckermünde
10.2 Die Täter
10.3 In Mosbach
11. Zusammenfassung
12. Quellenangaben
https://www.grin.com/
https://books.google.de/
Werner Blesch, Konrad Kaiser u. a.: Uns wollen sie auf die Seite schaffen. Deportation und Ermordung von 262 behinderten Menschen der Johannesanstalten Mosbach und Schwarzach in den Jahren 1940 und 1944. In: Mosbach im Dritten Reich. Heft 2,
Siehe auch unter AKTUELLES >>> Rassismus und Diskriminierung >>>
- Menschen mit afrikanischer Herkunft >>>
- NS-Verfolgung von Sinti und Roma in Mosbach >>>
- NS-Verfolgung von Homosexuellen >>>
- Nazi-Euthanasie in Mosbach (Baden) >>>
- Judenverfolgung und Anti-Semitismus >>>
- Judenverfolgung in Mosbach >>>
- Judendeportationen in Mosbach >>>
- Nazi-Geschlechterordnung >>>
Mosbach in der NS-Zeit
32 Menschen aus dem Dunkel geholt
Am heutigen Dienstagabend gibt es einen Vortragsabend über die Mosbacher Opfer der "NS-Euthanasie".
28.03.2022 UPDATE: 29.03.2022
Mosbach. (stm) "Uns wollten sie auf die Seite schaffen …" so lautet der Titel des 1992 erschienenen zweiten Hefts aus der Publikationsreihe des VHS-Arbeitskreises "Mosbach im 3. Reich". Der Arbeitskreis hatte es sich bereits in den 1980er-Jahren zur Aufgabe gemacht, Licht ins Dunkel der Mosbacher Geschichte zwischen 1933 und 1945 zu bringen. Dieses Heft griff das damals und auch heute noch ...
https://www.rnz.de/
Zum 1. Februar 2010: Johannes-Diakonie Mosbach
Die "Anstalten" haben sich überlebt
7.8.2009
Mosbach. In ihrer bald 130-jährigen Geschichte hatten die heutigen Johannes-Anstalten Mosbach bereits viele Namen. 1880 als "Anstalt für schwachsinnige Kinder" gegründet, lautete 1893 ihre Bezeichnung "Idiotenanstalt Mosbach". Ab 1906 hießen sie "Erziehungs- und Pflegeanstalt für Schwachsinnige in Mosbach". Nach Hinzukommen des Schwarzacher Hofes (1936) und mit deutlich erweiterter...
https://www.fnweb.de/
Zur Zeit des Dritten Reiches wurden sehr viele Bewohner Opfer von Zwangssterilisationen oder wurden in sogenannten "Todestransporten" verschleppt und ermordet. Allein im Jahr 1940 wurden 218 Heimbewohner abtransportiert.
https://rhein-neckar-wiki.de/
Siehe auch:
- HISTORISCHES: NS-Opfer NS-Euthanasie >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Euthanasie in Nordbaden >>>
- AKTUELLES: Nazi-Euthanasie in Mosbach >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Ärzte und Mediziner-Prozesse >>>
- BEIM AMTSGERICHT MOSBACH-BADEN initiiert:
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN zur Ruhestandsversetzung Amtsrichter Lothar Kreyssig >>>
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN NS-Euthanasie: Hefelmann Haftverschonungsbeschluss >>>
- POSTHUME ABERKENNUNG des Bundesverdienstkreuzes Mosbacher für Landrat Wilhelm Compter >>>
- STRAFANZEIGEN: Nazi-Euthanasie in der Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach
- STRAFANZEIGEN & WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN: NS-Zwangssterilisierungen auch in Mosbach >>>
3. Online-Artikel zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie
Erinnerungen der Nachbarn an NS-Mordanstalt Hartheim
28.03.2025 05:00 (Akt. 28.03.2025 05:00)
Das ehemalige Krematorium ©APA
Über die größte Euthanasieanstalt im Deutschen Reich, Schloss Hartheim im oberösterreichischen Alkoven, hat Regisseur Thomas Hackl mit Kollegin Martina Hechenberger eine neue Dokumentation gedreht. Der Zugang war, durch die Erzählungen von Schlossnachbarn sowie Hinterbliebenen von Tätern und Opfern eine Reportage über das grauenhafte Vernichtungssystem zu schaffen. Premiere von "Schloss Hartheim - Die NS-Mordanstalt" ist Samstagabend um 20.15 Uhr auf ORF III.
Hackl ist in Alkoven geboren und unweigerlich mit der Geschichte des Schlosses aufgewachsen. Jahrzehntelang sei über das "traurige Erbe geschwiegen worden", heißt es in der Dokumentation. Gabriele Hofer-Stelzhammer, Nachbarin des Schlosses, erinnert sich, dass jedes Jahr vor den Befreiungsfeiern des KZ Mauthausen um den 4. Mai "Menschen in Bussen gekommen sind, die anders gesprochen haben". Für die Opfer und deren Hinterbliebene habe es viele Jahre keine Möglichkeit für wirkliches Gedenken gegeben, weil die Gemeinde im Schloss Sozialwohnungen eingerichtet hatte. Jene Besucher im Mai seien den Bewohnern "eigentlich lästig gewesen", sagt Hofer-Zimmermann.
Bilder gingen "Lebtag nicht aus meinem Kopf"
Erst 2003 wurde der Lern- und Gedenkort Schloss Hartheim eröffnet. Hackl hofft, dass mit der neuen Dokumentation jenes "traurige Erbe" besser von den Leuten im Ort angenommen wird. Vielleicht auch deshalb, weil er als "einer von ihnen" leichter Zugang zu den Alkovenern mit ihren persönlichen Erinnerungen fand.
Olga Stoiber, Tochter der Bäckerei im Ort, erinnert sich, wie sie als kleines Mädchen mit ihrer Mutter Brot zum Schloss gebracht und durch eine geöffnete Küchentür in den Innenhof des Schlosses geblickt hat. Es sei "so viel geschrien" worden, am Boden sei ein Mädchen mit einem schönen Kleid angebunden gewesen, das wisse sie noch. "Mein Lebtag habe ich das nicht aus meinem Kopf" herausgebracht, sagt die betagte Dame im Rollstuhl mit wässrigen Augen in die Kamera.
Rauch aus Krematorium
Für zehn Reichsmark wurden Behinderte und psychisch Kranke aus Anstalten nach Hartheim deportiert und dort umgehend ermordet. Drei Stunden habe es von der Ankunft bis in das Krematorium gedauert. Über einen "infernalischen Gestank", der über den Ort Alkoven und den Feldern lag, spricht der Zeitzeuge Karl Schuhmann in einer Archivaufnahme von 1999. Sein Foto vom Schloss mit aufsteigendem schwarzen Rauch aus dem Krematorium ist das bisher einzige bekannte Dokument von der Verbrennung. Sein Sohn Wolfgang meint heute, es dürfte im Spätherbst 1940 oder im Frühjahr 1941 gemacht worden sein.
Im Rahmen des geheimen Euthanasieprogramms der Nazis mit dem Codenamen T4 wurden in Hartheim von Mai 1940 bis August 1941 insgesamt 18.000 Psychiatriepatienten und Behinderte, für die Nazis "lebensunwertes Leben", vergast. Als die Geheimhaltung aufzufliegen drohte, ordnete Adolf Hitler die Einstellung der T4-Aktion an. Doch das Morden in Hartheim war damit nicht zu Ende. Bis 1944 wurden dort 12.000 arbeitsunfähige KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter vergast.
"Schuld haben die Täter, sonst niemand"
Die Betroffenheit von Gerhard Brandstetter ist zu spüren, als er 80 Jahre später im Gang des heutigen Gedenk- und Lernort Schloss Hartheim davon berichtet, wie er in einem Film über den Aufstand im KZ Sobibor erstmals von der fürchterlichen Vergangenheit seines Großonkels gehört habe. Nach der Leitung der Euthanasieanstalt Hartheim wurde der Verwandte Kommandant in dem polnischen KZ und war "für den Tod von über 230.000 Menschen verantwortlich". Der Großneffe "hat es irgendwie nicht gepackt", dass er nichts davon wusste. Als Angehöriger könne man derartiges "nicht ignorieren, es bleibt etwas zurück", sagt Brandstetter, auch wenn es keine Erbschuld gebe. "Schuld haben die Täter, sonst niemand."
Völlig uneinsichtiger NS-Arzt Georg Renno
Und einer dieser Täter kommt gegen Ende der knapp 50-minütigen Dokumentation zu Wort. Autor und Journalist Walter Kohl hat 1997 mit dem stellvertretenden Direktor von Hartheim, NS-Arzt Georg Renno, ein Interview geführt. Für seine Taten wurde der Euthanasiearzt aufgrund attestierter Verhandlungsunfähigkeit nie verurteilt. Kohl spielt jene mit Kassettenrekorder aufgezeichnete Passage ab, in der Renno das Vergasen im Schloss beschrieb. Sein uneinsichtiges Resümee: "Also da hab ich für meine Person absolut ein gutes Gewissen. Denen ist nichts passiert - den Leuten. So 'nen Tod möchte ich haben."
Die persönlichen Geschichten, die Hackl aufgespürt hat, gehen tief unter die Haut. Zusammen mit aktuellen Forschungsergebnissen wird in der Dokumentation das dunkle Kapitel der deutschen und österreichischen Geschichte berührend aufbereitet.
https://www.vol.at/
Mahnung von VdK-Chefin Bentele
: VdK: Gedenken an Nazi-Opfer mit Behinderung
27.01.2025 | 09:41
80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz wird an die Millionen Opfer des Holocaust erinnert. Nazi-Opfer mit Behinderung kämen beim Gedenken zu kurz, bemängelt VdK-Chefin Bentele.
Die Befreiung von Auschwitz jährt sich heute zum 80. Mal. In der Gedenkstätte Auschwitz erinnerten internationale Politiker und Überlebende an die dort verübten Gräueltaten.
27.01.2025 | 2:14 min
Der Sozialverband VdK findet, dass Nazi-Opfer mit Behinderung beim Gedenken zu kurz kommen. VdK-Präsidentin Verena Bentele sagte der "Rheinischen Post":
Die systematische Ermordung von Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderung war eine der dunkelsten Stunden in der Geschichte, geprägt von unermesslicher Behindertenfeindlichkeit.
„
Verena Bentele, VdK-Präsidentin
Die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen jährt sich heute zum 80. Mal. "Die Gedenkveranstaltung steht im Zeichen der Überlebenden", so ZDF-Korrespondentin Natalie Steger.
27.01.2025 | 2:59 min
Die Ideologie der sogenannten Eugenik, der "Lehre von der Verbesserung biologischen Erbgutes", sei damals tief in die Gesellschaft eingedrungen. Neben der systematischen Ermordung habe dies zu massenhaften Zwangssterilisierungen geführt, fügte Bentele hinzu:
Diese langfristige und tief verwurzelte Behindertenfeindlichkeit wird im Gedenken aus unserer Sicht noch nicht ausreichend wahrgenommen.
„
Verena Bentele, VdK-Präsidentin
Immer wieder erzählten Menschen, sie hätten erst sehr spät erfahren, "dass in meiner Familie eine Schwester, ein Onkel, eine Nichte mit Behinderung war, die oder der im Nationalsozialismus ermordet wurde", ergänzte die VdK-Präsidentin.
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Laut einer Studie schwindet das Wissen über den Holocaust. Gerade deshalb gehen Überlebende wie Eva Szepesi in Schulen und erzählen von den Gräueltaten.
27.01.2025 | 1:39 min
Denkmal der Grauen Busse in Chemnitz
Als gelungenes Beispiel für die Erinnerung an Nazi-Opfer mit Behinderung verwies Bentele auf das Denkmal der Grauen Busse, das am Montag in der Kulturhauptstadt Chemnitz aufgestellt wird: "Sie erinnern an die so bezeichneten 'Krankentransporte', mit denen Menschen mit Behinderungen in Vernichtungsanstalten gebracht wurden. Durch sie wird eindrücklich symbolisiert, dass Menschen aus dem gesamten Reichsgebiet zu ihrer Ermordung gebracht wurden."
Die Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Truppen jährt sich heute zum 80. Mal. Eva Szepesi überlebte als junges Mädchen das Konzentrationslager Auschwitz. Heute spricht sie als Zeitzeugin in Schulen.
27.01.2025 | 1:51 min
Ganz allgemein sei es wichtig, die Vielfalt der Opfergruppen des Nationalsozialismus im Gedenken abzubilden: "Dies verdeutlicht die allgemeine Menschenfeindlichkeit des Systems und hält uns alle wachsam für neu aufkeimende Menschenfeindlichkeit in der Gesellschaft."
Der internationale Holocaust-Gedenktag wird an diesem Montag begangen. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das NS-Vernichtungslager Auschwitz. In diesem Jahr jährt sich die Befreiung zum 80. Mal.
Doku | Terra X
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Die Gaskammern in Auschwitz-Birkenau
Im KZ Auschwitz-Birkenau ging ab März 1943 die erste von vier großen Mordanlagen in Betrieb. Die Abläufe in den neu gebauten Gaskammern waren bis ins Detail ausgeklügelt.
Gaskammern in Auschwitz-Birkenau CC
1:22 min
Quelle: KNA
https://www.zdf.de/
In den „Heilanstalten“ der Nazis: Fuldatalerin erinnert an ihre ermordete Großmutter
Stand:21.02.2025, 08:00 Uhr
Von: Josefin Schröder
Ute Leister aus Fuldatal berichtet über ihre Großmutter Anna Höhmann, die den Nazis zum Opfer fiel.
Ute Leister mit einem alten Familienfoto. Von links sind Karl Beller, Leisters Großmutter Anna Höhmann, ihr Bruder Friedrich und ihre Mutter Karoline Beller zu sehen. Vor ihr liegt die ausgefüllte Ahnentafel, mit der eine „arische“ Herkunft nachgewiesen werden musste. © Schröder, Josefin
Ute Leister begibt sich auf eine emotionale Reise in die Vergangenheit ihrer Großmutter, die in Hadamar von den Nazis ermordet wurde. Leister hofft, dass ihre Geschichte und die Erinnerungen als Mahnung dienen.
Fuldatal - Das Schicksal ihrer Großmutter beschäftigt Ute Leister immer wieder, in diesen Tagen jedoch besonders. Unsere dreiteilige Serie „Stolpersteine in Kaufungen“ – insbesondere die Geschichte von Anna Wettlaufer, die in der Landesheilanstalt Hadamar den Nazis zum Opfer fiel – hat Leister dazu bewegt, ihre eigene Familiengeschichte zu teilen.
„Der Artikel hat meine Erinnerung an meine Großmutter geweckt“, sagt Leister, die in Rothwesten lebt und in Ihringshausen aufgewachsen ist. In Ihringshausen lebte auch ihre Großmutter Anna Höhmann nach ihrer Heirat und betrieb mit ihrem Mann Landwirtschaft. Ihr erstes Kind, ein Sohn, starb im Säuglingsalter, es folgten zwei Töchter.
Die jüngere war Elisabeth Höhmann, die später die Mutter von Ute Leister wurde. Nach der Geburt von Elisabeth verschlechterte sich der Gesundheitszustand von Anna Höhmann, und sie kam in die Landesheilanstalt Marburg, vermutlich aufgrund einer Wochenbettdepression, erzählt Leister.
Fuldatal: Anna Höhmann fiel Nazis zum Opfer
„Ich glaube, es war eine Kombination aus der belastenden Arbeit auf dem Bauernhof, dem Verlust ihres Kindes und der Enttäuschung darüber, dass sie zwei Mädchen und keinen Sohn, also keinen Stammhalter, geboren hatte.“
In Marburg wurde Leisters Großmutter bis Februar 1928 behandelt, anschließend kam sie in die Heilanstalt Merxhausen. Die Dokumentationen über ihren Aufenthalt dort beginnen im August 1934, Anna Höhmann war zu dieser Zeit 40 Jahre alt. In den Jahren zwischen 1928 und 1934 bekam Höhman zwei Söhne. Währenddessen wuchs Ute Leisters Mutter bei den Großeltern auf und besuchte ihre eigene Mutter mehrere Male in den Anstalten.
Schließlich wurde Anna Höhmann am 12. Juni von Merxhausen, ebenso wie Anna Wettlaufer, übergangsweise von den Nazis nach Eichberg verlegt und von dort am 2. Juli 1941 in die Landesheilanstalt Hadamar. „In Merxhausen könnten sich die Wege der beiden Annas gekreuzt haben“, sagt Leister.
Johanne Auguste Anna Höhmann aus Fuldatal wurde Opfer der Nazis in Hadamar.
Anna Höhmann, geborene Beller, wurde am 3. November 1894 geboren und fiel am 2. Juli 1941 den Nazis zum Opfer. © Schröder, Josefin
Auch wenn zwischen den beiden Frauen eine Altersdifferenz bestand – Anna Wettlaufer war 1941 erst 33 Jahre alt, Anna Höhmann 47 Jahre – teilen sie ein tragisches Schicksal. Die eine litt unter einer geistigen Behinderung, die andere war psychisch krank. In Hadamar waren sie zwei von mehr als 10.000 Patienten, die aufgrund ihrer Erkrankungen in einer Gaskammer ermordet wurden.
Ute Leisters Spurensuche begann nach einem Besuch der Gedenkstätte in Hadamar. Im Bundesarchiv erkundigte sie sich nach Unterlagen über ihre Großmutter. „Das muss 2005 gewesen sein“, sagt die 66-Jährige. „Es gibt Momente, die lassen einen nicht mehr los und verstärken sich, je älter man wird.“
Recherchen bringen Krankenakte zum Vorschein
Durch ihre Recherche erfährt sie, dass das offiziell mitgeteilte Todesdatum von den Nazis absichtlich falsch angegeben wurde, um die Angehörigen zu täuschen. Laut der offiziellen Mitteilung starb Anna Höhmann am 15. Juli 1941 an Lungentuberkulose. In Wirklichkeit wurden die Patienten jedoch noch am Tag ihrer Ankunft in Hadamar – in Höhmanns Fall war das der 2. Juli 1941 – in die Keller zu den Gaskammern gebracht, wie ihr die Gedenkstätte mitteilt.
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Es ist auch davon auszugehen, dass die Krankenakte fehlerhafte Einträge enthält. An einigen Stellen ist von Besuchen der Angehörigen die Rede, die abgebrochen werden mussten, von „Unfug“, den die Patientin Höhmann machte, von sexuellen Aufforderungen und daraus resultierenden Saalverlegungen. Beim Lesen der Dokumentationen bleiben viele Fragen unbeantwortet.
Das darf nicht in Vergessenheit geraten. Sonst spürt man nicht, wo die Anfänge sind, wenn es wieder kritisch wird.
Ute Leister
„Man weiß nicht, ob ihre Grunderkrankung tatsächlich so schwerwiegend war oder ob sich ihr Zustand aufgrund des Aufenthalts dort verschlechterte“, sagt Leister. Was ihre Großmutter in den Heilanstalten erlebte und wie es ihr wirklich ging, darüber lässt sich nur spekulieren.
Auch darüber, einen Stolperstein für ihre Großmutter zu verlegen, hat die Ihringshäuserin nachgedacht und bereits bei der Gemeinde nachgefragt. Weil es ihr schwerfiel, sich zu entscheiden, wo der Stolperstein verlegt werden sollte – in Hann. Münden, wo Anna Höhmann behütet aufwuchs, oder in Ihringshausen – ließ sie die Idee wieder fallen.
Ute Leister ist es wichtig, an die Naziopfer und ihre Geschichten zu erinnern, von denen sie glaubt, dass es womöglich ähnliche im Landkreis gibt. Leister wünscht sich, dass die Erinnerung als Mahnung verstanden wird. „Das darf nicht in Vergessenheit geraten. Sonst spürt man nicht, wo die Anfänge sind, wenn es wieder kritisch wird.“
https://www.hna.de/
Gedenken an die Opfer und Mahnung gegen das Vergessen
Von Lebenshilfe Gießen -27. Januar 2025
Die Inklusiv-Reporter besuchten die Gedenkstätte Hadamar. Im Gedenkbuch stehen die fast 15.000 Namen der Menschen, die in der damaligen NS-Tötungsanstalt ermordet wurden.
Inklusiv-Reporter der Lebenshilfe Gießen besuchen die Gedenkstätte in Hadamar
Pohlheim/Hadamar – Am 27. Januar 1945 befreite die sowjetische Armee das Konzentrationslager Auschwitz, ein Ort, der bis heute für die unvorstellbaren Verbrechen und Gräueltaten der Nationalsozialisten steht.
Acht Jahrzehnte später gehen Hunderttausende Menschen auf die Straßen, um gegen den voranschreitenden Rechtsruck in der Gesellschaft zu protestieren. Die gesellschaftlich-politische Brandmauer ist in Gefahr, weiter zu bröckeln.
Allein in Auschwitz verloren über eine Million Menschen ihr Leben, darunter 960.000 Juden, aber auch Sinti und Roma oder beispielsweise Kriegsgefangene kamen hier um. Ferner tötete das NS-Unrechtsregime etwa 300.000 Menschen mit Behinderung und psychischen Erkrankungen systematisch an verschiedenen Orten. Unter ihnen starben rund 15.000 Menschen, die unter der Herrschaft Hitlers als menschenverachtend als “lebensunwert” deklariert wurden, zwischen 1941 und 1945 in der Tötungsanstalt Hadamar in Mittelhessen.
In diese Thematik vertiefte sich die inklusive Social-Media-Redaktion der Lebenshilfe Gießen, “Normalos – die Inklusiv-Reporter”, die kürzlich und nach einer Vorbereitungsphase die Gedenkstätte Hadamar besuchte. Die Inklusiv-Reporter*innen um Redaktionsleitung Jasmin Mosel erlebten den Tag, der vor Ort von dem Gedenkstättenteam professionell begleitet wurde, als sowohl bedrückend als auch bedeutend. Redaktionsmitglied Katharina Volz sagt hierzu: „Es ist so kurz vor der Bundestagswahl wichtiger denn je, sich mit dem, was damals geschehen ist, auseinanderzusetzen. Damit so etwas nie wieder passiert.“ Reporter Justus Bode hält fest: “Stets aufmerksam bleiben, bei jeder Form von Diskriminierung – dazu mahnt der Besuch der Gedenkstätte, der für mich genauso wichtig wie auch bedrückend war.” Philipp Noack, der ebenfalls zu Besuch in Hadamar war, appelliert: “Seid wachsam! Auch damals kam nicht alles aus dem Nichts.”
Die Busgarage, die 1940 für die “grauen Busse” gebaut wurde, steht im Innenhof der Gedenkstätte Hadamar.
Die Opfer der „Euthanasie“ und Zwangssterilisation sind bis heute nicht offiziell als Verfolgte des Nazi-Regimes anerkannt. Während ursprünglich Ende 2024 mit der Anerkennung gerechnet wurde, verzögerten politische Unstimmigkeiten der Ampelkoalition die Behandlung eines entsprechenden Antrags, der nun für den 30. Januar auf der Tagesordnung des Bundestags steht.
Die Lebenshilfe Bundesvereinigung hat sich intensiv dafür eingesetzt, dass der gemeinsame Antrag der SPD, CDU/CSU, Bündnis 90/die Grünen und FDP noch vor den Neuwahlen abgestimmt wird. Auch die Lebenshilfe Gießen hofft auf eine entsprechende politische Entscheidung.
“Das wäre und ist längst überfällig. Auch das Leid der NS-Opfer mit Behinderung verdient acht Dekaden nach der Befreiung von Auschwitz die volle gesellschaftliche und politische Anerkennung. Als Lebenshilfe bündeln wir gemeinsam mit allen Demokraten unsere Kräfte, um das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten und für eine inklusive und gerechte Gesellschaft einzutreten”, betont Maren Müller-Erichsen, Aufsichtsratsvorsitzende der Lebenshilfe Gießen.
Weitere Informationen zur Gedenkstätte Hadamar www.gedenkstaette-hadamar.de. Den Social-Media-Auftritt der “Normalos” finden Interessierte auf Instagram (@normalos.inklusivreporter).
Am Bahnhof Hadamar erinnert das “Denkmal der grauen Busse” von Horst Hoheisel und Andreas Knitz an die Opfer der sogenannten “Euthanasie-Aktion T4”.
Lebenshilfe Gießen
Die Lebenshilfe Gießen e.V. ist ein gemeinnütziges Unternehmen und begleitet über 3000 Menschen mit und ohne Gedenken an die Opfer und Mahnung gegen das Vergessen
Behinderung in ein selbstbestimmtes Leben.
https://www.giessener-zeitung.de/
Vergessene Opfer der NS-Diktatur: Ausstellung zur „Euthanasie“ in Marsberg
Stand: 06.01.2025, 08:56 Uhr
Ausstellung Marsberg
Vergessene Opfer der NS-Diktatur: Ausstellung zur „Euthanasie“ im Foyer des Carolus-Magnus-Gymnasiums in Marsberg. © Archiv/Kristin Sens
An die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden oder denen durch Zwangssterilisation großes Leid zugefügt wurde, wird selten gedacht. Solche Opfer hat es nicht nur in größeren Städten, sondern auch im ländlichen Sauerland gegeben. Zu dem Thema startet nun eine Ausstellung in Marsberg.
Marsberg – An die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, die im Rahmen der „Euthanasie“ ermordet wurden oder denen durch Zwangssterilisation großes Leid zugefügt wurde, wird selten gedacht. Solche Opfer hat es nicht nur in größeren Städten, sondern auch im ländlichen Sauerland gegeben. Zu dem Thema startet nun eine Ausstellung in Marsberg.
Vergessene Opfer der NS-Diktatur: Ausstellung zur „Euthanasie“ in Marsberg
Die damalige Provinzial-Heilanstalt Marsberg spielte sowohl bei der Zwangssterilisation als auch bei der „Euthanasie“ eine große Rolle. Mehrere hundert Menschen wurden von Marsberg aus in Tötungsanstalten verlegt. In der sogenannten „Kinderfachabteilung“ der Anstalt wurden in der Zeit von Ende 1940 bis Ende 1941 mindestens 50 Kinder ermordet.
Gedenken an Opfer
Die Geschichts-AG des Carolus-Magnus-Gymnasiums, die das Stadtarchiv als außerschulischen Lernort nutzt und sich mit der Marsberger Vergangenheit beschäftigt, sowie die Geschichtsfachlehrerin Stefanie Menneken und die Stadtarchivarin waren sich schnell einig, dass die Opfer nicht vergessen werden dürfen. Vom 7. bis 18. Januar ist die Wanderausstellung „Lebensunwert – zerstörte Leben“ der Arbeitsgemeinschaft Bund der „Euthanasie“-Geschädigten und Zwangssterilisierten (BEZ) im Foyer des Carolus-Magnus-Gymnasiums während der Öffnungszeiten der Schule zu besichtigen.
Schüler beantworten Fragen
Fragen zu dem Thema beantworten Schüler der Geschichts-AG am Sonntag, 12. Januar, in der Zeit von 14 bis 17 Uhr sowie am Samstag, 18. Januar, ebenfalls in der Zeit von 14 bis 17 Uhr. Vorgestellt werden in diesem Zusammenhang auch erste Ergebnisse der Archivarbeit der Schüler. Zudem besteht die Gelegenheit, sich bei einer Tasse Kaffee und Kuchen auszutauschen.
Eröffnung am 7. Januar
Zur Eröffnung der Ausstellung, am Dienstag, 7. Januar, hält Michael Filthaut, um 10 Uhr seinen Vortrag „Vergessene Opfer der NS-Diktatur – „Euthanasie“ und Zwangssterilisation im ländlichen Sauerland“ im Theatersaal des Carolus-Magnus-Gymnasiums. Referent Michael Filthaut, dessen Familie von einem „Euthanasiefall“ betroffen war, hat sich auch aus historischem Interesse mit dem Thema intensiv befasst. Der Vortrag zeigt die Umsetzung der NS-Erbgesundheitslehre und Rassenhygiene im regionalen Bereich. Beschrieben wird die Arbeitsweise des Erbgesundheitsgerichts Arnsberg, zu dem auch der Bereich des Amtsgerichts Marsberg gehörte.
Es geht nicht um anonyme Zahlen, sondern um persönliche Schicksale. Beschrieben wird an einem Beispiel der Ablauf eines Sterilisationsverfahrens und der Weg von zwei Patienten der Heilanstalt Warstein, die in der Tötungsanstalt Hadamar ermordet wurden. Zudem geht es um das Schicksal eines achtjährigen Kindes in der Heilanstalt Marsberg. Alles belegt mit Originaldokumenten. Mit diesem Vortrag wird auch an die Umsetzung des „Gesetzes zur Verhinderung erbkranken Nachwuchses“ am 1. Januar 1934 erinnert. Alle Interessierten sind eingeladen.
https://www.sauerlandkurier.de/
nie wieder
Gefahr von Rechts für behinderte Menschen
85 Jahre nach den „Euthanasie“-Morden
2. September 2024 | Joni und Eichhörnchen
491 september 2024
Beitragbehinderte
Foto: Rollfender Widerstand
Ab dem 01. September 1939 setzte die deutsche NS-Regierung – parallel zum Überfall auf Polen und Weltkriegsbeginn – einen Erlass Hitlers zur Ermordung von Menschen mit physischen und psychischen Behinderungen um. Den „Euthanasie“-Morden fielen in den folgenden Jahren fast 300.000 Menschen zum Opfer.Anlässlich des 85. Jahrestages finden im September 2024 in mehreren Städten Veranstaltungen und Ausstellungen zur Erinnerung an die Opfer der „Euthanasie“-Morde (siehe Kasten) statt. Heute nimmt die Diskriminierung wieder zu, bei der behinderte Menschen Vorurteilen, Benachteiligung und Vorbehalten ausgesetzt sind, weil aus der Behinderung auf den Wert eines behinderten Menschen geschlossen wird. Für behinderte Menschen ist die Kontinuität der Menschenfeindlichkeit und die Gefahr durch die AfD und andere Wiedergänger des Faschismus extrem. Das macht der folgende Beitrag zweier direkt vom Ableismus betroffener Aktivistinnen deutlich. (GWR-Red.)
Am 27. Mai 2024 wurde ein faschistischer Anschlag auf ein Behindertenwohnheim der Lebenshilfe in Mönchengladbach verübt. Ein Stein mit der Aufschrift „Euthanasie ist die Lösung“ zerstörte eine Scheibe der Eingangstür. Ein klarer Aufruf, Menschen mit Behinderung zu ermorden, mit NS-Sprache, die an die T4-Aktion (1) erinnern soll, die Vernichtung von Behinderten durch die Nazis.
Der Rechtsruck der Gesellschaft begünstigt den Hass auf behinderte Menschen, eugenische Sprache – und schließlich Handlungen. Der Nährboden wurde durch die ableistischen Strukturen der bestehenden Gesellschaft bereitet. Das Ausmaß dieser Auswüchse hat man in Mönchengladbach sehr gut gesehen.
Euthanasieprogramme im Nationalsozialismus
Laut Statista wurden im Dritten Reich zwischen 1933 und 1945 mehr als 600.000 Menschen Opfer von Euthanasieprogrammen, etwa 300.000 behinderte Menschen wurden durch die Nazis ermordet.
Der systematische Massenmord der Nazis an tausenden Kindern begann mit einem Runderlass vom 18. August 1939, wenig später unter der „Aktion T4“ auch an Erwachsenen.
Bereits im Juli 1933, sechs Monate nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, erließ die NS-Regierung im Juli 1933 das „Gesetz zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“. Es trat am 1. Januar 1934 in Kraft und erlaubte erstmals in Deutschland die Zwangssterilisation. Menschen, die nicht den „Rasseidealen“ der Nazis entsprachen, sollte so die Möglichkeit verwehrt werden, Kinder zu zeugen. Bis zu 400.000 Menschen wurden auf Grundlage dieses faschistischen Gesetzes während der NS-Diktatur zwangssterilisiert. Betroffen waren Menschen mit psychischen Krankheiten oder mit geistigen und körperlichen Behinderungen, außerdem Menschen, die als „asozial“ oder „minderwertig“ stigmatisiert wurden, zum Beispiel Alkoholiker*innen.
Im Oktober 1939 ermächtigte Hitler Reichsleiter Bouhler und Dr. med. Brandt zur Ermordung von behinderten Menschen. Um das zu verschleiern, wurde der Begriff „Euthanasie“ („schöner Tod“) verwendet. Die Nazis haben den Todesgrund bewusst gegenüber den Familien verschleiert.
Die Aktion T4, die bekannteste systematische Ermordung behinderter Menschen, war eine Vorstufe zur Massenvernichtung von Jüd*innen und anderer Minderheiten. Die Gaskammern wurden zuerst an behinderten Menschen erprobt; die erste T4-Tötungsanstalt war die Nerven- und Heilanstalt Grafeneck. 70 000 Menschen wurden dabei ermordet. Nach kirchlichen Protesten wurde die Aktion unter der Bezeichnung 14F13 dezentral fortgesetzt und dabei 20.000 Menschen ermordet. Weitere 100.000 fielen dezentralen Ermordungen der Nazis zum Opfer. Weiter wurden 5.000 behinderte Kinder vernichtet.(2)
Es hat sehr lange gedauert, bis die Opfer anerkannt wurden, aber es gab keine Entschädigungszahlungen. Erst seit 2014 gibt es ein Denkmal für die Opfer der nationalsozialistischen Euthanasiemorde in Berlin. (3) Dies ist insbesondere Sigrid Falkenstein zu verdanken. (4) Sie ist Autorin zum Schwerpunktthema „Euthanasie“ im Nationalsozialismus. Zudem ist sie die Nichte von Anna Lehnkering, die 1940 in der Gaskammer von Grafeneck ermordet wurde.
Behinderte als eine Last?
Viele Aspekte dieses faschistischen Gedankenguts begleiten uns bis zur Gegenwart.
Neben Mönchengladbach sorgten 2021 die Morde im Oberlinhaus Potsdam für Schlagzeilen. Eine Pflegerin ermordete vier Bewohner*innen, Lucille H, Andreas K, Martina W, Christian S, und verletzte ein*e Bewohner*in schwer. Ihr Tatmotiv war die „Erlösung von den Qualen“. Menschen mit Behinderungen werden immer noch als Belastung der Gesellschaft wahrgenommen, das knüpft an den Nazi-Begriff zu Ballastexistenzen an (5). Der Propagandabegriff wurde in der Zeit der Weimarer Republik im Zuge der Weltwirtschaftskrise geprägt. Damals wie heute müssen Menschen leistungsfähig sein. Entsprechen sie nicht den Leistungserwartungen der kapitalistischen Produktionsweise werden sie als defizitär betrachtet und ausgesondert. Das vorherrschende Bild von Behinderung ist das individuelle Modell (medizinisches Modell), was diese als Defizit sieht und die Menschen auf ihre Diagnose reduziert. Im Gegensatz dazu steht das soziale Modell, welches Behinderung als gesellschaftlich konstruiert ansieht. Dieses ist jedoch in den Köpfen der Menschen weniger präsent.
Die Folge sind Sonderwelten wie Förderschulen, Heime und Werkstätten für Behinderte. Behinderte Menschen werden gezwungen, sich dem Leistungsdruck der kapitalistischen Gesellschaft zu unterwerfen. Davon profitieren große Konzerne maßgeblich, indem sie Menschen in sogenannten Behinderten-Werkstätten für ca. 1,35 Euro die Stunde ausbeuten. In unserer Gesellschaft gilt das Motto: „Kannst du nichts, bist du nichts!“.
Auch der Sonderschulbegriff ist stark durch die Nazizeit geprägt worden.
Das oben erwähnte Oberlinhaus ist Teil dieser Sonderwelten und Teil der Behindertenhilfe-Industrie mit Heimen, Werkstätten, Klinik, etc.
Auswüchse der kapitalistischen Verwertungslogik sind auch im neuen Staatsangehörigkeitsgesetz verankert. Voraussetzung für die Erlangung der deutschen Staatsangehörigkeit ist, dass die Antragstellenden finanziell unabhängig sind. Dies ist eine große Barriere insbesondere für behinderte Menschen.
Triage
Auch im Zuge der Coronapandemie hat sich die Wertbeimessung von behinderten Menschen gezeigt. Es wurden Diagnosen für den Ausschluss von lebensrettenden medizinischen Maßnahmen genutzt, um nicht behinderten Menschen einen Vorzug zuzugestehen, weil sie kapitalistisch verwertbarer sind als behinderte Menschen. Es wurde öffentlich nicht so ausgesprochen, aber faktisch in zahlreichen Ländern so gehandhabt auf Grund ableistischer Strukturen. Wenn das Gesundheitssystem überlastet ist, treten diese Aussonderungsmechaniken besonders hervor. Dies wurde auch als „Triage“ bezeichnet.
Wenn die Rechte und die AfD an Einfluss gewinnen, bedeutet das für behinderte Menschen einen massiven Einschnitt in die erkämpften Grundrechte, wie zum Beispiel die persönliche Assistenz, die es Betroffenen ermöglicht in den eigenen vier Wänden zu leben.
Selbst viele Linke scheinen das nicht verstanden zu haben. Solidarität mit Menschen, die durch eine Coronainfektion besonders gefährdet sind, fehlt heute in praktisch jedem linken Raum, da Corona für die meisten vorbei ist. Bewusstsein dafür kommt erst, wenn sie selbst an Longcovid erkranken.
Aussonderung vor der Geburt
Heutzutage werden Behinderte sogar vorgeburtlich ausgesondert. Gebärende haben die Möglichkeit, ein pränatal diagnostisches Verfahren durchführen zu lassen, um bestimmte Beeinträchtigungen zu erkennen. Die Folgen sind verheerend. Neun von zehn Eltern, die den Test (NIPD, Nicht invasive Pränataldiagnostik) machen, entscheiden sich dafür, das Kind mit Down-Syndrom nicht zu bekommen. Die Praxis führt langfristig dazu, dass keine Menschen mit Down-Syndrom mehr geboren werden. Das ist Ausdruck der ableistischen Verhältnisse, in denen wir leben: „Was der Norm nicht entspricht, muss weg.“
Menschen mit Down-Syndrom leisten aktiven Widerstand gegen den NIPD Test. Nathalie Dedreux, eine bekannte Aktivistin mit Down-Syndrom, startete 2019 eine Petition dagegen. „Ihr sollt nicht mehr so viel Angst vor uns haben. Es ist doch cool auf der Welt zu sein mit Down-Syndrom.“ (6)
Heute können alle Menschen, die es wollen, leider diesen Test auf Kosten der Krankenkasse durchführen lassen, Betroffene wurden nicht gehört.
Selbstbestimmung
Behinderte Menschen und ihre Selbstvertretungsorganisationen (7) kämpfen seit Jahren für ein selbstbestimmtes Leben fern ab von Heimen und Behindertenwerkstätten. Nun sollen aber Menschen, die auf intensive Pflege, wie künstliche Beatmung, angewiesen sind, dauerhaft stationär untergebracht werden, aufgrund von neuen bürokratischen Hürden und Einsparungsmaßnahmen mit dem IPReG (Intensivpflege- und Rehabilitationsstärkungsgesetz)! (8).
Jens Spahn machte sich stark für das Gesetz mit vor Ableismus strotzenden Argumenten. Ein nicht-behinderter Menschen will wissen, was für Betroffene am besten sei. Diese sagen aber: „Nichts über uns ohne uns!“
Das Motto richtet sich auch an die Lebenshilfe. Nach dem Anschlag in Mönchengladbach rief sie zu einer Solidaritätsveranstaltung auf und veröffentlichte eine Liste der Redner*innen, freute sich dabei über offizielle Vertreter*innen von Lebenshilfe und Politik. Auf der Redner*innenliste stand lediglich der Bundesbeauftragte Jürgen Düsel als behinderter Mensch.
Aktion in Mönchengladbach
Daran übten Menschen u.a. von der informellen Aktionsgruppe rollfender Widerstand (9) im Vorfeld Kritik. Eine Person aus der Gruppe bat darum, als behinderter Mensch eine Rede halten zu dürfen. Schließlich galt der Anschlag, wie an der hinterlassenen Botschaft erkennbar, den Behinderten selbst und nicht den Mitarbeitenden, die Botschaft galt der gesamten Behindertencommunity. Die Person erhielt eine Absage von der Lebenshilfe.
Die Aktivist*innen entschieden sich deshalb dafür, die Solidaritätsveranstaltung der Lebenshilfe am 6. Juni 2024 in Mönchengladbach solidarisch-kritisch zu besuchen.
Solidarisch mit den Bewohner*innen und direkten Opfern des faschistischen Anschlages und kritisch gegenüber dem Heimbetreiber und seinen Umgang mit dem Anschlag.
In einem Interview hatte Özgür Kalkan, hauptamtlicher Geschäftsführer der Lebenshilfe Mönchengladbach Wohnen gGmbH, der LebensFreude gGmbH und der Lebenshilfe Mönchengladbach Service gGmbH, der Taz gegenüber, mehr Mittel für die Inklusion gefordert und die Heimpolitik mit Inklusion gleichgesetzt.
Die Abschottung von Menschen mit Behinderung in Sonderwelten wie Sonderschule, Heim oder Werkstatt ist jedoch das Gegenteil von Inklusion. Und auch kein Teil der Lösung.
Folgerichtig entschieden sich die Aktivist*innen, die Bühne innerhalb der Kirche, wo die Veranstaltung stattfand, zu betreten, nahmen kurz das Mikrofon an sich und zeigten ein Banner mit den Forderungen „Werkstätten abschaffen“, „Behinderten zuhören“ und „Mindestlohn für alle“. Die Aktivist*innen wurden jedoch übertönt, rasch unterbrochen und zur Seite gedrängt. Nichts Neues.
AfD, eine Gefahr für behinderte Menschen
Wenn die Rechte und die AfD an Einfluss gewinnen, bedeutet das für behinderte Menschen einen massiven Einschnitt in die erkämpften Grundrechte, wie zum Beispiel die persönliche Assistenz, die es Betroffenen ermöglicht in den eigenen vier Wänden zu leben. Inklusion an Schulen will die AfD bekämpfen bzw. verhindern. Neonazi Höcke bezeichnete im Sommerinterview 2024 auf MDR die Inklusion als eines der „Ideologieprojekte“, von dem man das Bildungssystem „befreien“ müsse. Solche Projekte würden „unsere Schüler nicht weiterbringen“ und „nicht leistungsfähiger machen“. (10) Höcke deutet hierbei indirekt auf den in der Nazizeit geprägten Begriff der „Ballastexistenzen“. In der Welt der AfD ist behindertes und queeres Leben unerwünscht. Emanzipatorische Kämpfe sind ihr ein Dorn im Auge. Das Erstarken der AfD bedeutet jetzt schon die Zunahme von Gewalt gegen behinderte Menschen. Ableismus tötet.
Deshalb bleibt Antifaschismus notwendiger denn je. Wir müssen uns diesen Tendenzen aktiv widersetzen und die antiableistischen, antifaschistischen und antirassistischen Kämpfe verbinden. Und viel mehr!
(1) Die Zentraldienststelle T4 war die Bezeichnung einer Tarnorganisation der mit der Durchführung der Krankenmorde in der NS-Zeit beauftragten „Kanzlei des Führers“ (KdF), die alle Bereiche und Mitarbeiter*innen umfasste, die räumlich außerhalb der KdF ihren Sitz in der Berliner Tiergartenstraße 4 (T4) hatten. Aufgabe war die Durchführung der Erwachsenen-„Euthanasie“ („Aktion T4“) und die „Häftlings-Euthanasie“ („Aktion 14f13“).
(2) Statistik: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1108725/umfrage/opfer-der-nationalsozialistischen-euthanasieprogramme-im-dritten-reich/
(3) Denkmalseite: https://www.t4-denkmal.de/
(4) Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Sigrid_Falkenstein
(5) Siehe: https://de.wikipedia.org/wiki/Ballastexistenzen
(6) Petition: https://www.change.org/p/menschen-mit-downsyndrom-sollen-nicht-aussortiert-werden-ich-will-nicht-dass-die-krankenkasse-den-bluttest-bezahlt-eskensaskia-nowabofm-akk-abaerbock-dietmarbartsch-amira-m-ali-c-lindner-rbrinkhaus
(7) Selbstvertretungsorganisationen wie z.B. ISL e.V.: https://isl-ev.de/
(8) Betroffene berichten über ihre Erfahrung: https://aki-hkp.de/
(9) Blog der Gruppe: https://fightableism.noblogs.org/
(10) Höckes Aussage: https://www.youtube.com/watch?v=-tmW0IxWe-I
https://www.graswurzel.net/
Bundestag erinnert an die Opfer der „Euthanasie“ im NS-Staat
2017
„Über der Stadt Hadamar stand über sechs Monate lang – gut sichtbar – die dunkle Rauchsäule des Krematoriums der Tötungsanstalt auf dem Mönchberg.“ Mit diesen Worten schloss Dr. Hartmut Traub seine Rede in der Gedenkstunde des Bundestages für die Opfer des Nationalsozialismus am Freitag, 27. Januar 2017. Der Studiendirektor am Zentrum für schulpraktische Lehrerausbildung in Essen erinnerte an das Schicksal seines Onkels Benjamin Traub, der 1941 in der nordhessischen Stadt Hadamar im Rahmen des nationalsozialistischen „Euthanasie“-Programms ermordet worden war.
„Ein Beitrag zur Entstigmatisierung von Menschen“
Ein Jahr zuvor wurde Anna Lehnkering in der Tötungsanstalt Grafeneck bei Reutlingen ein Opfer der sogenannten „Aktion T4“, benannt nach der Planungszentrale der NS-„Euthanasie“ in der Tiergartenstraße 4 in Berlin. Anna Lehnkering war die Tante von Sigrid Falkenstein, die in ihrer Gedenkrede dazu aufrief, die „Euthanasie“-Opfer in das familiäre und kollektive Gedächtnis zu holen: „Es wäre zugleich ein Beitrag zur Entstigmatisierung von Menschen, die heute von Behinderung oder psychischer Erkrankung betroffen sind.“
Seit 1996 gedenkt der Bundestag jährlich am 27. Januar, dem Jahrestag der Befreiung des deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch sowjetische Soldaten, der Opfer des Nationalsozialismus.
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Bundestagspräsident Prof. Dr. Norbert Lammert erinnerte daran, dass vor fast genau 75 Jahren 15 hochrangige Vertreter des Nazi-Regimes in einer Berliner Villa zusammenkamen, um mit „unfassbarer Menschenverachtung den millionenfachen Mord an europäischen Juden möglichst effizient zu organisieren“. Die „Wannsee-Konferenz“ spiegele jene zynisch-technokratische Unmenschlichkeit und ideologisch verbrämte Barbarei vieler, die neben Juden auch andere Gruppen unschuldiger Menschen getroffen habe.
„Der Millionen Entrechteter, Gequälter und Ermordeter gedenken wir heute: der Sinti und Roma, der Millionen versklavter Slawen, der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, der Homosexuellen, der politischen Gefangenen, der Christen, der Zeugen Jehovas, all derer, die wegen ihrer religiösen und politischen Überzeugungen von der nationalsozialistischen Ideologie zu Feinden erklärt, verfolgt und vernichtet wurden. Wir erinnern auch an diejenigen, die mutig Widerstand leisteten“, sagte der Bundestagspräsident.
300.000 Opfer des „Euthanasie“-Programms
Besonders gedenke man in diesem Jahr der Kranken, Hilflosen und aus NS-Sicht „Lebensunwerten“, die im sogenannten „Euthanasie“-Programm ermordet wurden: 300.000 Menschen, die meisten zuvor zwangssterilisiert und auf andere Weise gequält. Der Begriff „Euthanasie“ („schöner Tod“) beschreibe verharmlosend die Tötung von als „nicht lebenswert“ eingestuften Menschen.
Nennenswerter Widerstand dagegen sei allein von Menschen ausgegangen, deren „Mitgefühl stärker war als ihre Berührungsangst gegenüber Menschen mit Behinderungen“. Es bleibe die quälende Frage, so Lammert, was hätte verhindert werden können, wenn mehr Menschen aufbegehrt und zu ihren eigenen ethischen Prinzipien gestanden hätten.
„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
Selbstkritisch merkte Lammert an, dass der Bundestag erst 2007 das Zwangssterilisationsgesetz des NS-Regimes geächtet und sich nicht vor 2011 habe durchringen können, dem Gedenken an die NS-Krankenmorde mit dem erst 2014 eröffneten Gedenk- und Informationsort an der Tiergartenstraße 4 in Berlin einen angemessenen Rahmen zu verleihen.
Artikel 1 des Grundgesetzes („Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“) muss nach den Worten Lammerts „kompromisslose Richtschnur unseres Handelns sein und bleiben, ein kategorischer Imperativ, um nie wieder zuzulassen, dass Menschen ausgegrenzt, verfolgt und in ihrem Lebensrecht beschnitten werden“.
„Die Erinnerung wachhalten“
„Es ist an uns Nachgeborenen, die Erinnerung wachzuhalten, denn es gibt kein Verständnis von Gegenwart und Zukunft ohne Erinnerung an die Vergangenheit“, sagte Sigrid Falkenstein, die 2003 zufällig den Namen ihrer Tante Anna Lehnkering, Jahrgang 1915, auf einer Liste von Opfern der „Euthanasie“ im Internet fand. Die Berliner Lehrerin konfrontierte ihren Vater mit dieser Entdeckung und erfuhr: „Sie wurde irgendwann in den dreißiger Jahren in irgendeine Anstalt gebracht und ist irgendwo während des Krieges gestorben.“
Fassungslos über dieses scheinbare Vergessen habe sie sich auf Spurensuche gemacht und Annas Biografie aus dem bruchstückhaften Familiengedächtnis und vor allem mit Hilfe von Patientenakten und amtlichen Dokumenten rekonstruiert, berichtete Sigrid Falkenstein. Die Mitbegründerin des Runden Tisches zur Umgestaltung des Erinnerungsortes Tiergartenstraße 4 veröffentlichte 2012 unter Mitarbeit von Prof. Dr. Dr. Frank Schneider das Buch „Annas Spuren“.
„Annas Todesurteil ein bürokratischer Akt“
Anna sei 1936 in die Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau am Niederrhein eingewiesen worden. „Die Einträge in der Patientenakte sind in einer menschenverachtenden Sprache verfasst. Man kann eigentlich nur zwischen den Zeilen lesen, wie sehr und wie verzweifelt sie gekämpft und gelitten hat“, sagte die Gedenkrednerin.
Annas Todesurteil nannte sie einen bürokratischen Akt: „Sie erfüllt die Selektionskriterien ihrer Mörder sozusagen perfekt: gilt als unheilbar, ist lästig – so steht es wörtlich in ihrer Akte – und vor allem leistet sie keine produktive Arbeit, ist also eine sogenannte nutzlose Esserin, als lebensunwert zur Vernichtung bestimmt.“
„Jahrzehntelang vom öffentlichen Gedenken ausgeschlossen“
Während die Opfer, die Überlebenden und ihre Familien in beiden deutschen Staaten weiterhin diskriminiert und stigmatisiert worden seien, hätten die meisten Täter in den meisten Fällen ihre Karrieren unbehelligt fortsetzen können. „Die gesellschaftliche, juristische und politische Aufarbeitung geschah äußerst stockend und völlig unzureichend. Die Opfer von ,Euthanasie' und Zwangssterilisation waren nicht nur jahrzehntelang vom öffentlichen Gedenken ausgeschlossen. Ihre Anerkennung als NS-Verfolgte und Gleichstellung mit anderen Verfolgtengruppen wird ihnen bis heute versagt“, betonte Falkenstein.
Inzwischen gebe es jedoch zahlreiche positive Anzeichen für eine Änderung der deutschen Erinnerungskultur. Auch in der Politik finde die Forderung nach Würdigung der „Euthanasie“-Opfer zunehmend Gehör. Anna Lehnkering und Benjamin Traub würden stellvertretend für die vielen namenlosen Opfer genannt. Damit werde ihnen etwas von ihrer Identität und Würde zurückgegeben: „Ein Akt später Gerechtigkeit – für die Opfer nur noch ein symbolischer Akt.“
10.113 Menschen in Hadamar mit Gas umgebracht
Benjamin Traub, Jahrgang 1914, war bereits 1931 mit der Diagnose Jugendschizophrenie in die Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau gekommen, wie sein Neffe Hartmut Traub berichtete. „Nach den Kriterien von ,T4‘ gehörte mein Onkel zum Kreis der Patienten, der für die Selektion und den Abtransport in eine Tötungsanstalt vorgesehen war. Traub schilderte die als “Ausflug„ getarnte einstündige Fahrt von der hessischen “Heilanstalt„ Weilmünster nach Hadamar am 13. März 1941. Nach einer Aufnahmeuntersuchung sollen die Patienten vor dem Ankleiden noch in die Dusche.
“,Pfleger‘ treiben die Gruppe über eine schmale, dunkle Treppe hinab in die ,Duschkabine‘ im Keller – eine etwa drei mal fünf Meter große, weißgeflieste Kammer. Benjamin steht nun mit 63 nackten Männern auf engstem Raum. Die Türe wird geschlossen.„ Der diensthabende Arzt Dr. Günther Hennecke habe das Ventil der außerhalb des Raums deponierten Gasflasche geöffnet, aus der zweckentfremdeten Wasserleitung strömte Kohlenmonoxid. Im Vernichtungskeller von Hadamar wurden nach den Worten Traubs von Januar bis August 1941 10.113 Männer, Frauen und Kinder mit Gas umgebracht und in den beiden Öfen des Krematoriums verbrannt.
“Die Menschen sterben wie die Fliegen„
Der Schauspieler und Synchronsprecher Sebastian Urbanski, der ein Buch über sein Leben mit dem Down-Syndrom verfasst hat, trug in der Gedenkstunde den “Opferbrief„ von Ernst Putzki vor. Der damals 41-jährige Putzki hatte ihn am 3. September 1943 aus der Anstalt Weilmünster an seine Mutter geschrieben. Putzki wurde am 9. Januar 1945 in Hadamar ermordet.
Er schrieb unter anderem: “Wir wurden nicht wegen der Flieger verlegt, sondern damit man uns in dieser wenig bevölkerten Gegend unauffällig verhungern lassen kann. Von den Warsteinern, die mit mir auf diese Siechenstation kamen, leben nur noch wenige. Die Menschen magern hier zum Skelett ab und sterben wie die Fliegen. Wöchentlich sterben rund 30 Personen.„
Musik von Norbert von Hannenheim
Die Musik zur Gedenkstunde kam von dem Komponisten Norbert von Hannenheim (1898 bis 1945), der 1944 nach einem schizophrenen Anfall in eine Berliner Heilanstalt eingewiesen worden war und im September 1945 in der Anstalt Meseritz-Obrawalde (heute Polen) starb.
Der Pianist Moritz Ernst spielte den zweiten Satz Adagio aus der Klaviersonate Nr. 3, der Hornist Felix Klieser die “Todeserfahrung„ mit einem Text von Rainer Maria Rilke. Am Klavier wurde Klieser von Moritz Ernst begleitet. (vom/27.01.2017)
https://www.bundestag.de/
Nationalsozialistische Rassenhygiene
Die Nationalsozialistische Rassenhygiene (oder NS-Rassenhygiene) war die zur Zeit des Nationalsozialismus betriebene Eugenik oder „Rassenhygiene“, die eine Radikalvariante der Eugenik darstellte. Die praktische Umsetzung erfolgte durch den Einfluss auf die Wahl der Geschlechts- und Ehepartner durch die Nürnberger Rassengesetze und Eheverbote, durch Zwangssterilisationen bei verschiedenen Krankheitsbildern und Bevölkerungsgruppen, durch zwangsweise Abtreibungen bis zur „Vernichtung lebensunwerten Lebens“ durch Mordprogramme wie die „Aktion T4“ beziehungsweise die so genannte Kinder-Euthanasie.
Die Bezeichnung Rassenhygiene deutet, beeinflusst vom modernen Rassismus, schon auf eine stärkere Gewichtung des Begriffes Rasse hin. Während sich die Eugenik ursprünglich die „Aufartung“, das heißt die Auslese gesunder und vermeintlich hochwertiger Erbanlagen, zum Ziel setzte und es dabei nicht um die Züchtung einer besonderen, etwa „arischen Rasse“, sondern vielmehr um die Entwicklung einer „Vitalrasse“, also einer „erbgesunden“ Menschheit, ging, fiel der Gedanke einer nordischen „Herrenrasse“ besonders in Deutschland auf fruchtbaren Boden.
Rassenhygiene und Hitlers Mein Kampf
Hitler hatte sich während seiner Festungshaft in Landsberg am Lech intensiv mit der Rassenhygiene beschäftigt. Unter anderem las er den 2. Band des eben erwähnten „Grundrisses der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene“ von Baur, Fischer und Fritz Lenz, also den von Fritz Lenz verfassten Teil „Menschliche Auslese und Rassenhygiene“. Ideen dieses Werkes gingen in Hitlers Mein Kampf ein, einige Passagen sind fast wörtlich übernommen. So lässt Hitler keinen Zweifel daran, dass er ein rigoroses anti-natalistisches Programm durchführen will. „Er“ [der völkische Staat] „muß dafür Sorge tragen, dass nur wer gesund ist, Kinder zeugt, dass es nur eine Schande gibt: bei eigener Krankheit und eigenen Mängeln dennoch Kinder in die Welt zu setzen […].“ Von Euthanasie ist in Mein Kampf keine Rede.
Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten
Bis zur nationalsozialistischen „Machtergreifung“ 1933 verlief der Prozess der politischen Implementierung des rassenhygienischen Programms in Deutschland in denselben Bahnen wie in anderen westeuropäischen Staaten. Mit der Machtergreifung setzte jedoch ein Radikalisierungsprozess ein. Die Rassenhygiene hatte den Boden geebnet für die Bevölkerungspolitik der Nationalsozialisten.
Der NS-Staat war sowohl an einer quantitativen als auch einer qualitativen Bevölkerungspolitik interessiert. Diese umfasste einerseits pro-, andererseits antinatalistische Maßnahmen, um Art und Umfang der Bevölkerung gemäß der NS-Rassenlehre zu steuern. Neben der Förderung des „erbgesunden“ und „arischen“ Nachwuchses sollte die Anzahl der vom Nationalsozialismus als erbkrank und nicht-arisch definierten Menschen durch „Ausmerzung“, Sterilisation und Verfolgung vermindert werden. Zu diesem Zweck wurden Gesetze erlassen und Behörden geschaffen, wie zum Beispiel die Erbgesundheitsgerichte oder die Rassenhygienische und bevölkerungsbiologische Forschungsstelle.
Bereits seit 1933 sollte ein intensives Propagandaprogramm für Akzeptanz in der Bevölkerung bezüglich rassenhygienischer Maßnahmen sorgen. Neben Vorträgen und Schulungen in Krankenhäusern und psychiatrischen Anstalten, die Ärzte und Pflegepersonal für die neuen Aufgaben gewinnen und vorbereiten sollten, wurde die Bevölkerung durch Einsatz sämtlicher zur Verfügung stehender Medien zu manipulieren versucht. In Filmen wie „Erbkrank“ und „Opfer der Vergangenheit“ wurden Kranke mit Mördern in einen Topf geworfen und Behauptungen wie: „Das jüdische Volk stellt einen besonders hohen Hundertsatz an Geisteskranken“ aufgestellt. Durch Zeitschriften, Plakate, Kalender, bei Kundgebungen und im Schulunterricht wurde rassenhygienisches Gedankengut verbreitet.
Kinder-Euthanasie
Am 18. August 1939, zwei Wochen vor Beginn des Zweiten Weltkrieges, wurden Hebammen, Geburtshelfer und Ärzte mit einem Erlass aufgefordert, behinderte Neugeborene zu melden – dies galt rückwirkend auch für Kinder bis zu drei Jahren. Die Euthanasie begann nach Kriegsbeginn mit der Ermordung dieser Kinder. Die ärztlichen Gutachten, die über Leben und Tod der Kinder entschieden, wurden von Ärzten erstellt, die die Kinder teilweise gar nicht zu Gesicht bekamen. Zur Tötung wurde eine Überdosis des Epilepsie-Medikamentes Phenobarbital, bekannt unter dem Handelsnamen „Luminal“, verabreicht, ebenso wurde durch systematische Unterernährung getötet. Die Zustimmung der Eltern, die offiziell Voraussetzung für die Tötung der Kinder war, wurde auf sehr zweifelhafte Weise eingeholt, oft wussten die Eltern nicht, was ihre Kinder erwartete. Die Bezeichnung „Kinderfachabteilung“ sollte bewusst den wahren Zweck der Einrichtungen vertuschen. Die Totenscheine bescheinigten eine natürliche Todesursache. Die Zahl der zwischen 1939 und 1945 ermordeten Kinder wird auf mindestens 5.000 geschätzt.
Aktion T4
Bald nach Einführung der Kinder-Euthanasie begann die „Euthanasie“ an Erwachsenen. Hitlers Ermächtigungsschreiben, vermutlich im Oktober 1939 entstanden, wurde auf den 1. September 1939 zurückdatiert, um die Sachzwänge des Krieges geltend zu machen. Es verfügte, „dass nach menschlichem Ermessen unheilbar Kranken bei kritischster Beurteilung ihres Krankheitszustandes der Gnadentod gewährt werden kann“. Aktion T4, nach der Anschrift Tiergartenstr. 4 in Berlin, wurde zur Tarnbezeichnung für den daraufhin stattfindenden Massenmord an über 100.000 Geisteskranken und Behinderten. Die zur „Euthanasie“ ausgesuchten Patienten wurden aus der jeweiligen Heilanstalt wegverlegt und in besonderen Einrichtungen durch Injektionen und mit Medikamenten getötet. Ab Anfang 1940 folgte die massenhafte Ermordung in Gaskammern. 1941 wurde die Aktion T4, möglicherweise auch wegen des kirchlichen Widerstands, z. B. der Predigten von Bischof Clemens Graf Galen, abgebrochen. Tatsächlich wurde die Tötung von Behinderten und Geisteskranken als sogenannte wilde Euthanasie bis zum Kriegsende in vielen Anstalten fortgeführt. Viele Pflegeheimbewohner wurden zum Beispiel durch systematischen Nahrungsentzug oder die Gabe von sedierenden Medikamenten getötet.
- u.a. Scheuing, Hans-Werner: „… als Menschenleben gegen Sachwerte gewogen wurden.“ Die Anstalt Mosbach im Dritten Reich. Winter, 2. Auflage 2004, ISBN 3-8253-1607-6
https://www.biologie-seite.de/
Siehe auch unter AKTUELLES >>> Rassismus und Diskriminierung >>>
- Menschen mit afrikanischer Herkunft >>>
- NS-Verfolgung von Sinti und Roma in Mosbach >>>
- NS-Verfolgung von Homosexuellen >>>
- Nazi-Euthanasie in Mosbach (Baden) >>>
- Judenverfolgung und Anti-Semitismus >>>
- Judenverfolgung in Mosbach >>>
- Judendeportationen in Mosbach >>>
- Nazi-Geschlechterordnung >>>
Gemeinsame Pressemitteilung
Ärzte im Nationalsozialismus
BMG, BÄK und KBV verleihen Forschungspreis für historische Aufarbeitung
Berlin, 15.11.2013 – Auch wenn die Mitschuld der Ärzte an den Verbrechen der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft im Rahmen verschiedener
Forschungsprojekte wissenschaftlich untersucht wurde, ist die Rolle der Ärzteschaft
im Dritten Reich bei weitem noch nicht ausreichend aufgearbeitet worden. Deshalb
verleihen die Bundesärztekammer (BÄK), die Kassenärztliche Bundesvereinigung
(KBV) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) nunmehr zum vierten Mal den
mit insgesamt 10.000 Euro dotierten Forschungspreis für wissenschaftliche Arbeiten
zur Geschichte der Ärzte während der NS-Diktatur.
Die Jury, die sich aus Vertretern des Zentralrats der Juden in Deutschland, des
Bundesverbandes Jüdischer Ärzte und Psychologen in Deutschland, der BÄK und
der KBV sowie einem vom BMG benannten Vertreter zusammensetzt, vergab zwei
Hauptpreise und zwei Sonderpreise. Sie würdigte ausdrücklich die ausgezeichnete
Qualität der eingereichten Arbeiten und deren weitgefächerte Themen- sowie
Methodenvielfalt, die ein breites Spektrum von der Alltags- bis zur
Institutionengeschichte abdecke.
So widmet sich die mit dem diesjährigen Forschungspreis ausgezeichnete
Dissertation von Dr. Karl-Werner Ratschko der Rolle der Medizinischen Fakultät in
Kiel während der NS-Zeit. Die Stärke der wissenschaftlichen Untersuchung sei die
detailgenaue Beschreibung, wie eine Fakultät von nationalsozialistischer
Propaganda durchdrungen und zu deren Instrument wurde. Die Arbeit besäße einen
hohen Multiplikationsfaktor, andere Hochschulen zu inspirieren, ihre Geschichte in
der Zeit des Nationalsozialismus ebenfalls aufzuarbeiten, so die Jury.
Neben der Dissertation von Dr. Ratschko wurden drei weitere Arbeiten
ausgezeichnet. Bei dem von Matthis Krischel, (Friedrich Moll, Julia Bellmann,
Albrecht Scholz (†), Dirk Schultheis) vorgelegten Doppelband zur Fachgeschichte
der Urologie in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus hob die Jury die
Mischung aus biographischen Kurzdarstellungen und exemplarischen Lebensbildern
von Opfern und Tätern hervor. Zudem sei der Versuch unternommen worden, die
Entwicklung des Fachs Urologie und Medizin des Nationalsozialismus
zusammenzubringen. Ziel sei es gewesen, die Auswirkungen von Vertreibung,
Emigration, Anpassung und Selbstindienstnahme mit Fokus auf die den
nationalsozialistischen Interessen angepasste Schwerpunktsetzung des
Fachgebietes, wie Eugenik und Sterilisation, zu beschreiben.
Dr. Ruth Jacob erhielt für ihre Arbeit über jüdische Ärzte in Schöneberg einen
Sonderpreis der Jury. Die von ihr konzipierte Wanderausstellung dokumentiere
anhand eines bestimmten Stadtviertels, eine „Topographie der Vertreibung“, die auch
andere Städte dazu motivieren sollte, eine historische Aufarbeitung ihres
Medizinalwesens in der Zeit des Nationalsozialismus zu beginnen. Der zweite
Sonderpreis ging an Sigrid Falkenstein (unter Mitarbeit von Prof. Dr. med. Dr. rer.
soc. Frank Schneider), die in ihrer monografischen Arbeit den Spuren der im Zuge
der T-4 Aktion ermordeten Anna folgt. Die Jury lobt die als Briefroman konzipierte
Arbeit als originell, da sie die Konsequenzen geistiger Behinderung in der Zeit des
Nationalsozialismus nachzeichne.
Besondere Erwähnung der Jury fanden zudem zwei Forschungsarbeiten wegen ihrer
interessanten Themensetzung. Die Dissertation von Dr. Katrin Günther über die
Behandlung von Soldaten und Zivilisten in der Marburger Universitäts-Nervenklinik
ziele auf den sozialhistorischen Hintergrund und die Rekonstruktion von Diagnose,
Therapie sowie Umgang mit Patienten im Alltag unter Kriegsbedingungen. Ebenfalls
bemerkenswert fand die Jury die Auftragsarbeit der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie. Die Untersuchung habe sich intensiv mit deren Präsidenten in der Zeit von
1933 bis 1945 auseinandergesetzt und habe bewiesen, dass ein
Aufarbeitungsprozess der eigenen Fachgesellschaft mit ihrer Geschichte im
Nationalsozialismus weiterhin eine wichtige Aufgabe sei, um gegen das Vergessen
und eine Verharmlosung der Taten der Akteure anzutreten.
Weitere Informationen zum Forschungspreis sowie zu den prämierten Arbeiten
können im Internet unter www.bundesaerztekammer.de abgerufen werden.
Ihre Ansprechpartner:
Christian Albrecht (BMG), Tel.: 030/ 18441-2442
Alexander Dückers (BÄK), Tel.: 030/ 4004 56-700
Dr. Roland Stahl (KBV), Tel.: 030/ 4005-2201
https://www.bundesgesundheitsministerium.de/
Das Institut in Riga: Die Geschichte eines NS-Arztes und seiner »Forschung«
Uta von Arnim zeichnet in »Das Institut in Riga« das scharfkantige Bild eines NS-Arztes und seiner Familie. Ein Arzt, der der Großvater der Autorin war. Herbert Bernsdorff leitet in den Jahren 1941-1944 das Gesundheitswesen der besetzten baltischen Staaten. Im Gutshaus seiner Ehefrau Edda am Stadtrand von Riga, dem Kleistenhof, gründet er das »Forschungsinstitut«. Dort dienen Juden als »Versuchskaninchen«. Deutsche Wissenschaftler und Laborantinnen arbeiten in Kleistenhof daran, Impfstoff gegen Fleckfieber herzustellen. Eine Gruppe Juden wurde aus dem Rigaer Ghetto nach Kleistenhof geholt. Ihre Aufgabe im Institut war es, zweimal täglich mit ihrem Blut Tausende Läuse zu »füttern«, die ihnen in kleinen, unten offenen Schachteln für dreißig Minuten auf die Haut gebunden werden. Die Läuse sind zum Teil mit Fleckfieber-Erregern infiziert. Herbert Bernsdorff saß im »Reichskommissariat Ostland«, dem deutschen Machtzentrum. Er unterstützte Gründung und Aufbau des Instituts. Zudem sorgte er dafür, dass im gesamten Baltikum Gesundheitspolitik im Sinne der nationalsozialistischen Ideologie umgesetzt wurde. Aus Gesprächen und Interviews mit Familienmitgliedern, Fotos, Archivrecherchen in Berlin und Riga, Zeitzeugenberichten und dem Studium historischer Fachliteratur werden die Geschehnisse rund um das Forschungsinstitut rekonstruiert. Zwischen die Schilderung der historischen Ereignisse setzt die Autorin subjektive Miniaturen. Mit »Das Institut in Riga« zeigt Uta von Arnim einen Ausschnitt aus der Brutalität des nationalsozialistischen Regimes. Aus der Spurensuche einer Enkelin, die auch selbst Ärztin ist, entsteht eine ungemein eindringliche Darstellung.
Zwei Hoden auf einem Teller
Zeichnungen aus einer NS-Psychiatrie
15.02.2010, 09:40 Uhr
Es sind die bislang einzig bekannten Zeichnungen eines Sterilisationsopfers des NS-Regimes. Wilhelm Werner gibt erschütternde Einblicke in die "Heilanstalt Werneck".
Die Zeichnungen sehen aus wie von geübter Kinderhand mit Bleistift aufs Papier gebracht. Erst bei genauerem Hinsehen fallen die Details auf - und sie entfalten eine eindringliche und erschütternde Wirkung. Hier ein wehrloses Opfer, dort ein Hakenkreuz oder abgetrennte Hoden auf einem Teller. Dieser ungewöhnliche Kunstfund aus der Zeit des Nationalsozialismus wird bald im Museum der Heidelberger "Sammlung Prinzhorn" ausgestellt. Erstmals wird damit eine Serie von Zeichnungen eines von den Nazis zwangssterilisierten und 1940 ermordeten Psychiatrie-Insassen präsentiert.
Der Künstler Wilhelm Werner beweist sich auf den 30 Blättern als malender Zeitzeuge und gibt Einblicke in sein Martyrium in der "Heilanstalt Werneck" nahe Schweinfurt. "Vor zwei Jahren wurden mir die Zeichnungen von einem Ehepaar gezeigt", sagt der Leiter des Museums, Thomas Röske. "Sie waren mit Bleistift auf den Rückseiten eines Auftragsbuches ausgeführt und in schlechten Zustand." Erst Ende 2008 habe er den besonderen historischen und künstlerischen Wert der Blätter erkannt und sie für die Sammlung erworben.
Diagnose "Idiotie" zweifelhaft
Da der Künstler den Buchdeckel und seine erste Zeichnung mit seinem Namen versehen hatte, konnte ein Teil seines Leidensweges anhand des Aufnahmebuches von Werneck rekonstruiert werden. Demnach wurde der 1898 geborene Wilhelm Werner 1919 mit der Diagnose "Idiotie" in die Psychiatrie eingeliefert. Er war ledig, katholisch, berufslos. Zwar gibt es von Werner keine Krankenakte mehr, doch steht fest, dass er am 6. Oktober 1940 mit anderen Patienten aus Werneck nach Pirna-Sonnenstein transportiert wurde. In einer Krankenanstalt in der dortigen ehemaligen Festung wurden in den Jahren 1940 und 1941 etwa 15.000 Menschen umgebracht - auch Werner wurde Opfer der "Euthanasie".
Doch seine Zeichnungen überdauerten Zeit und Leiden, weil sie ein Verwaltungsangestellter der Anstalt an sich nahm und später an seine Tochter weitergab. "Fasziniert hat er die Bilder immer wieder im privaten Kreis gezeigt, deshalb sehen sie so mitgenommen aus", erklärt Röske. An der Diagnose "Idiotie", dem schwersten Grad der damals gebräuchlichen Diagnose "Schwachsinn", darf gezweifelt werden. Jedoch kann auch Röske aus der Sicht von heute über die "richtige" Diagnose nur spekulieren: Möglicherweise war Werner gehörlos oder "autistisch".
Komplexe Symbole für das Leiden
Thema der Zeichnungen Werners ist seine eigene Sterilisation, die er als "STERELATION" bezeichnet. Sich selbst malt er meist als spaßige, aber passive Clownspuppe, die an Geräte angeschlossen ist und der von feisten Ordensschwestern mit Hakenkreuzbinden und von einem Arzt an den Geschlechtsteilen manipuliert wird. Die Darstellungen erinnern in ihrer Vereinfachung zwar an Illustrationen aus einem Kinderbuch. Sie entwickeln aber komplexe Symbole für das Leiden, wobei Werner mehrfach auf traditionelle Bildformen für das Martyrium Christi und einzelner Heiliger anzuspielen scheint.
Er nimmt sein späteres Schicksal zeichnerisch vorweg. Auf einem Blatt zeigt er Patienten mit Zipfelmützen fröhlich in einem Bus mit Hakenkreuzfahne und dem Banner "STERELATION" sitzen. Auf dem Dach des Busses, der an die damals üblichen Propagandawagen erinnert, sitzt eine Krankenschwester - und präsentiert zwei Hoden auf einem Teller.
Bilder oder Zeichnungen von Opfern der NS-Zwangssterilisation, in denen diese das angetane Unrecht künstlerisch thematisieren, sind bisher nicht bekanntgeworden. Für die Heidelberger Psychiaterin Maike Rotzoll sind die Blätter "außerordentliche und einzigartige Opfer-Dokumente". Zwar gebe es auch Briefe von Opfern der damaligen Zwangssterilisation oder einzelne Gedichte. "Aber Zeichnungen sind bislang nicht bekanntgeworden", sagt Rotzoll, die sich seit Jahren mit Krankengeschichten aus der NS-Zeit befasst. Derzeit erforscht die 45-jährige Historikerin 3000 Akten von Psychiatrieopfern der NS-Euthanasieaktion "T4", bei der etwa 70.000 Menschen zwischen 1940 und 1941 systematisch vergast wurden.
Die Zeichnungen sind vom 18. März bis 6. Juni in einem Kabinett der "Sammlung Prinzhorn" zu sehen. Das Museum des Uni-Klinikums Heidelberg ist dienstags sowie donnerstags bis sonntags von 11.00 bis 17.00 Uhr geöffnet, mittwochs bis 20.00 Uhr.
Quelle: ntv.de, Christian Jung, dpa
https://www.n-tv.de/
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Hüppe: Menschen mit Behinderungen waren erste Opfer des NS-Regimes
24.01.2008 – 14:36
Berlin (ots)
Anlässlich des Gedenktages für die Opfer des
Nationalsozialismus am 27. Januar 2008 erklärt der Beauftragte der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit
Behinderungen, Hubert Hüppe MdB:
Zu den ersten Opfern des Nationalsozialismus gehörten Menschen mit
Behinderungen. Ab Juli 1933 wurden sie durch das "Gesetz zur
Verhütung erbkranken Nachwuchses" systematisch erfasst. Sogenannte
"Erbkranke" wurden selektiert und zwangssterilisiert. Den
nationalsozialistischen Euthanasiemorden im Rahmen des sogenannten
"T4-Programms" fielen ab 1939 über 100.000 Menschen mit Behinderungen
zum Opfer. An vielen weiteren wurden medizinische Versuche
durchgeführt. Die Morde an kranken und behinderten Menschen waren
Vorläufer und Vorbild der späteren Massenmorde in den
Vernichtungslagern.
Der jüdische Arzt und Leiter der Kommission zur Bewertung der
medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse aus den
Menschen-Experimenten während des Nazi-Regimes dokumentierte in einem
Fachartikel, dass die Grundlage für die Verfolgung Behinderter und
Kranker bereits Jahre vor der NS-Diktatur gelegt wurde. Schon früh
hätte sich die Auffassung breit gemachte, dass es Leben gibt, das es
nicht wert sei, gelebt zu werden. "In ihrem Frühstadium betraf die
Haltung nur die schwer und chronisch Kranken. Nach und nach wurden zu
diesen Kategorien auch die sozial Unproduktiven, die ideologisch
Unerwünschten, die rassisch Unerwünschten und schließlich alle
Nicht-Deutschen gerechnet", schrieb Leo Alexander.
Beklemmend ist, dass viele Forscher und Ärzte, die an den
Forschungen aktiv beteiligt waren, nach dem Ende des Nazi-Regimes
weiterhin in Deutschland forschen durften und Forschungsaufträge
erhielten. Einige Forscher wurden nach 1945 schon bald in
Leitungsfunktionen deutscher Forschungseinrichtungen beschäftigt.
Unser Grundgesetz verpflichtet zu Achtung und Schutz der
unantastbaren Menschenwürde. Träger der Menschenwürde ist jeder
Mensch, unabhängig von Alter, Geschlecht, Rasse, Krankheit oder
Behinderung. Die Erblast der NS-Verbrechen ist bleibende Mahnung,
jeder Tendenz zur Wertabstufung von menschlichem Leben entschieden
entgegenzutreten.
Pressekontakt:
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
Telefon: (030) 227-52360
Fax: (030) 227-56660
Internet: http://www.cducsu.de
Email: fraktion@cducsu.de
https://www.presseportal.de/pm/7846/1123818
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Hüppe: Massenmorde der Nationalsozialisten - Behinderte waren die ersten Opfer
26.01.2007 – 15:04
Berlin (ots)
Anlässlich des Gedenktags für die Opfer des
Nationalsozialismus am 27. Januar erklärt der Beauftragte der
CDU/CSU-Bundestagsfraktion für die Belange der Menschen mit
Behinderungen, Hubert Hüppe MdB:
Die ersten Opfer des Nationalsozialismus waren behinderte
Menschen. Sie wurden ab Juli 1933 durch das "Gesetz zur Verhütung
erbkranken Nachwuchses" systematisch erfasst, sogenannte "Erbkranke"
wurden selektiert und zwangssterilisiert. Den nationalsozialistischen
Euthanasiemorden im Rahmen des sogenannten "T4-Programms" fielen ab
1939 über 100.000 behinderte Menschen zum Opfer. An vielen weiteren
wurden medizinische Versuche durchgeführt. Die Morde an Kranken und
Behinderten waren Vorläufer und Vorbild der späteren Massenmorde in
den Vernichtungslagern.
Schon Jahre vor der NS-Diktatur hatte eine wissenschaftlich
verbrämte Ideologie, die zwischen "lebenswertem" und "lebensunwertem"
Leben unterschied, die Grundlage für die Verfolgung Kranker und
Behinderter geschaffen.
Unser Grundgesetz verpflichtet zu Achtung und Schutz der
unantastbaren Menschenwürde. Träger der Menschenwürde ist jeder
Mensch, unabhängig von Alter, Rasse, Krankheit oder Behinderung. Die
Erblast der NS-Verbrechen sind bleibende Mahnung, jeder Tendenz zur
Wertabstufung von menschlichem Leben entschieden entgegenzutreten.
Pressekontakt:
CDU/CSU - Bundestagsfraktion
Pressestelle
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Email: fraktion@cducsu.de
https://www.presseportal.de/pm/7846/932633
Siehe auch:
- HISTORISCHES: NS-Opfer NS-Euthanasie >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Euthanasie in Nordbaden >>>
- AKTUELLES: Nazi-Euthanasie in Mosbach >>>
- HISTORISCHES: Nationalsozialismus in Mosbach - Baden >>>
- HISTORISCHES: Nazi-Ärzte und Mediziner-Prozesse >>>
- BEIM AMTSGERICHT MOSBACH-BADEN initiiert:
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN zur Ruhestandsversetzung Amtsrichter Lothar Kreyssig >>>
- WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN NS-Euthanasie: Hefelmann Haftverschonungsbeschluss >>>
- POSTHUME ABERKENNUNG des Bundesverdienstkreuzes Mosbacher für Landrat Wilhelm Compter >>>
- STRAFANZEIGEN: Nazi-Euthanasie in der Erziehungs- und Pflegeanstalt für Geistesschwache in Mosbach
- STRAFANZEIGEN & WIEDERAUFNAHMEVERFAHREN: NS-Zwangssterilisierungen auch in Mosbach >>>
4. YouTube-Videos zu Nazi-(Kinder)-Euthanasie
Gedenkstätte Hadamar
Anlässlich des 80. Geburtstages von Ernst Klee lädt die Gedenkstätte Hadamar zu einer Podiumsdiskussion zu seinen Ehren ein.
Am 15.3.2022 wäre Ernst Klee 80 Jahre alt geworden. Er war einer der Vorreiter in der Erforschung der NS-"Euthanasie" und gleichzeitig einer der profiliertesten Forscher und Publizisten im Bereich der Aufklärung der "Euthanasie"-Verbrechen im Nationalsozialismus und deren mangelhafter strafrechtlicher Verfolgung. Für seine jahrzehntelange Arbeit wurde er u. a. mit dem Geschwister-Scholl-Preis und der Goethe-Plakette der Stadt Frankfurt am Main ausgezeichnet. Außerdem wurde 2005 eine Förderschule in Mettingen bei Münster nach ihm benannt. Im Jahr 2013 verstarb er. Noch zu seinen Lebzeiten hatte er mit seiner Frau Elke entschieden, den persönlichen Nachlass der Gedenkstätte Hadamar zu übergeben, die an die etwa 15 000 dort zwischen 1941 und 1945 im Rahmen der nationalsozialistischen "Euthanasie" Ermordeten erinnert.
Der umfangreiche Nachlass wird derzeit erschlossen und bietet einen Einblick in Ernst Klees Arbeit, die weit über das Gebiet der NS-"Euthanasie" als auch über weitere Themenkomplexe der NS-Verfolgung hinausgeht. Das Motto dieser Veranstaltung ist einer seiner früheren Arbeiten entnommen, der Sozialreportage "Die im Dunkeln…." von 1971. Das Zitat stammt aus einer 1930 vorgenommenen Erweiterung des Moritats von Mackie Messer, "Und der Haifisch, der hat Zähne" aus Bertolt Brechts "Dreigroschenoper".
Sein 80. Geburtstag ist eine schöne und angemessene Gelegenheit für Wegbegleiter:innen, Freund:innen und Kolleg:innen Ernst Klees, zusammen zu kommen und sich seiner Beharrlichkeit, seiner Offenheit und seines Lebenswerks zu erinnern und an ihn zu denken. Da Klee ein durch und durch politischer und zukunftsgewandter Mensch war, ist es nur konsequent, diesen Tag mit einer Podiumsdiskussion zu begehen, die von ihm aufgegriffene Inhalte mit den Herausforderungen der Gegenwart verknüpft.
Grußwort: Dr. Andreas Jürgens (Landeswohlfahrtsverband Hessen)
Moderation: Dr. Esther Abel (Gedenkstätte Hadamar)
Auf dem Podium:
Heidi Borhau (S. Fischer Verlage)
Peter Göbel-Braun (ehem. Hephata-Diakonie)
Werner Renz (ehem. Fritz Bauer Institut)
Erika Stotz-Breidenbach (ehem. Ernst Klee Schule Mettingen)
Siehe auch:
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